| Titel: | Tresca's Bericht über Versuche mit der Lenoir'schen Gasmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XLIII., S. 161 | 
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                        XLIII.
                        Tresca's Bericht über Versuche mit der Lenoir'schen Gasmaschine.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Tresca's Bericht über Versuche mit Gasmaschine.
                        
                     
                        
                           In den Annales du conservatoire des arts et
                                 métiers, No. 4, April 1861, und daraus in den Annales des mines, 5me série, t. XIX p.
                              415 befindet sich ein Bericht Tresca's über Versuche mit
                              der Lenoir'schen Gasmaschine nebst Zeichnung und
                              Beschreibung derselben. Seither ist im Bulletin de la
                                 Société d'Encouragement, October 1861, S. 577 von demselben
                              ein neuer Bericht über spätere Versuche, mit der Zeichnung der Maschine nach den
                              jüngsten Verbesserungen, erschienen. Wir entnehmen letzterem Aufsatze die
                              Beschreibung der Maschine, die Resultate der neuesten Versuche und die sehr
                              interessante Untersuchung der Verbrennungsgase, so wie noch einige andere
                              bemerkenswerthe Angaben.
                           1) Die Maschine ist in den Figuren 1–4 dargestellt,
                              und zwar ist
                           Fig. 1 eine
                              Seitenansicht von der Seite des Entweichungsschiebers für die verbrannten Gase;
                           Fig. 2 ein
                              horizontaler Querschnitt durch die Hauptachse;
                           Fig. 3 ein
                              senkrechter Durchschnitt durch die Mitte der Schieber;
                           Fig. 4 ein
                              Durchschnitt eines der Gaszünder.
                           Die ganze Maschine ruht auf dem festen Untergestelle A.
                           B ist der Arbeitscylinder, zwischen dessen doppelten
                              Wandungen ein continuirlicher Wasserstrom circulirt, der auch die hohlen Deckel C, C durchfließt, so daß alle Räume D beständig mit fließendem Wasser gefüllt sind.
                           E, E, F, F sind Oeffnungen, welche durch die doppelte
                              Wandung hindurchgehen und mit derselben zugleich gegossen sind. Die ersteren dienen
                              zum Eintritt des zu verbrennenden Gasgemisches, die letzteren zum Entweichen der
                              Verbrennungsproducte.
                           G ist der Arbeitskolben mit seinen federnden Ringen.
                           H ist ein an den Cylinder angeschraubter eiserner
                              Behälter von umgekehrter Flaschenform, oben geschlossen, unten offen; er dient zum
                              Einleitendes Gases,
                              und steht daher mit dem mit einem Hahne versehenen Rohre L in Verbindung. An diesem Behälter sind die kleinen Oeffnungen I, I angebracht, welche das Gas durchgehen lassen.
                           Der Eintritt des Gases wird durch den Schieber J
                              vermittelt, dessen Höhlung nach den Oeffnungen E gekehrt
                              ist, und der auf den abgeschliffenen Flächen H des
                              Cylinders gleitet. An seiner äußeren Oberfläche trägt er, der durchlöcherten Wandung
                              des Behälters H gegenüber, eine Oeffnung für den
                              Durchgang des Gases durch die eine oder andere der Oeffnungen I. Dieselbe ist durch eine sich über die ganze Höhe des Schiebers
                              erstreckende halbcylindrische Scheide aus Kupfer K
                              bedeckt, welche mit feinen Löchern versehen ist, und so das Gas beim Eintritt in den
                              Schieber und vor seiner Mischung mit der Luft, in dünne Strahlen vertheilt. Die Luft
                              wird direct durch die Bewegung des Kolbens in die Höhlung des Schiebers gesaugt; sie
                              tritt durch eine unter demselben angebrachte offene Spalte frei ein. Es ist klar,
                              daß das Gasgemisch je nach der Stellung des Schiebers von der einen oder der anderen
                              Seite des Kolbens in den Cylinder gelangt.
                           M ist ein Behälter, welcher K entspricht; er befindet sich nur in umgekehrter Stellung an der anderen
                              Seite des Cylinders, und dient vermöge seiner constanten Verbindung mit dem
                              Auslaßschieber zum Entweichenlassen der Verbrennungsgase mittelst eines angesetzten
                              Leitungsrohres. Dieser Schieber N enthält eine Oeffnung,
                              durch welche die abwechselnd aus den Leitungen F
                              kommenden Gase nach M gelangen.
                           O ist das Zuleitungsrohr, P
                              das Ableitungsrohr für das Wasser. Die übrigen Theile, wie die Treibwelle Q mit dem Krummzapfen und dem Schwungrad, die
                              Transmissionsscheibe R, die Bleuelstange S, die Führung T, die
                              Excentrics U, U', bieten nichts bemerkenswerthes
                              dar.
                           Die Theile, welche die Elektricität leiten und die Entzündung bewirten, sind
                              folgende:
                           Die Zünder V, V' sind in die beiden Cylinderdeckel
                              eingeschraubt. Jeder besteht (Fig. 4) aus einem
                              Schraubenbolzen, durch welchen ein kleiner porzellanener Isolircylinder
                              hindurchgeht, in welchem die beiden leitenden Platindrähte stecken.
                           Die Zünder treten, den Oeffnungen E gegenüber, in den
                              Cylinder und entsprechen an beiden Seiten des Kolbens kleinen Höhlungen, damit trotz
                              des Vorsprungs der Kolben den Boden berühren kann.
                           Der Draht X entspricht dem positiven, der Draht Y dem negativen Pole einer Ruhmkorff'schen Inductionsrolle, welche durch eine kleine Batterie geladen
                              wird. Als solche dienen zwei Bunsen'sche Paare, deren
                              Kohlenelemente 0,25 Met. Höhe haben und bis zu 0,18 Met. eingetauchtsind. (Ein einziges Paar reicht
                              zur Entzündung des Gasgemisches nicht hin.)
                           Der Draht Y ist an beiden Enden umgebogen, wodurch er
                              einerseits mit dem Metall des Bolzens, mithin des Cylinders, in Verbindung steht,
                              und andererseits dem Ende von X so genähert ist, daß der
                              Funke leicht überspringt.
                           Da das Gas bald an der einen, bald an der anderen Seite des Kolbens entzündet werden
                              muß, so muß der Funke abwechselnd an den beiden Zündern entstehen; diese
                              abwechselnde Schließung und Oeffnung des Stromes wird durch folgende Einrichtung
                              bewirkt:
                           a (Fig. 1) ist ein
                              horizontaler kupferner Stab, der in steter Verbindung mit dem positiven Pole steht,
                              und zwar mittelst des mit + bezeichneten Drahtes.
                           b, b' sind andere Stäbchen, welche, ohne sich zu
                              berühren, in derselben Parallele zu a angebracht sind;
                              durch Leitungsdrähte steht b mit V, und b' mit V'
                              in Verbindung. Alle drei Stäbe werden von einer auf zwei festen Stützen angebrachten
                              isolirenden Platte getragen. Eine dieser Stützen steht durch den Draht – mit
                              dem negativen Pole in Verbindung, und dieselbe setzt sich durch die Maschinentheile
                              bis zur eisernen Hülle der Zünder fort. Alle Drähte sind mit einem isolirenden
                              Ueberzug versehen.
                           An der Kolbenstange ist nun das isolirende Plättchen c
                              angebracht, welches einen Kupfertaster trägt, der in Folge seiner Befestigung in
                              ununterbrochener Verbindung mit a bleibt und, je nach
                              der Maschinenbewegung bald über b, bald über b' gleitet, und daher durch die wechselnde Schließung
                              der betreffenden Leitung jedesmal die Entzündung der Gase an der entsprechenden
                              Seite des Kolbens bewirkt.
                           Soll die Maschine in Bewegung gesetzt werden, und steht z.B. der Kolben, wie in Fig. 2, am
                              hinteren Ende des Cylinders, wo er die Verbrennungsgase hinausgetrieben hat, so
                              bringt man durch Umdrehung des Schwungrades den Kolben zum Vorwärtsgehen. In einem
                              bestimmten Momente läßt dann der Einlaßschieber hinter den Kolben das Gas und die
                              Luft in Folge der entstehenden Leere eintreten. Unterdessen ist der Strom
                              unterbrochen, schließt sich aber alsbald, und bewirkt durch den Funken die
                              augenblickliche Entzündung. Die Ausdehnung der Gase treibt den Kolben bis nach
                              seiner vorderen Stellung. Durch das Schwungrad wird der todte Punkt überwunden und
                              der Kolben sofort zurückgeführt, worauf das eben beschriebene Spiel umgekehrt
                              stattfindet u.s.w.
                           Von den neueren Verbesserungen, welche Lenoir an seiner
                              Maschine angebracht hat, bezieht sich eine auf die Wassercirculation, und eineauf die Gaszuführung.
                              Nach der ersteren tritt das Wasser durch den Zulaßbehälter für das Gas ein, und
                              tritt nach seinem Wege durch die Doppelwandungen durch den Auslaßbehälter des Gases
                              aus; nach der zweiten wird der Gasstrom durch einen Centrifugalregulator geregelt,
                              welcher demjenigen der Dampfmaschine ähnlich ist.
                           2) Die Resultate, welche aus Tresca's Versuchen abgeleitet wurden, sind mit verschiedenen Maschinen
                              erlangt worden, stimmen aber im Wesentlichen unter einander überein. Der erste
                              Versuch wurde im Juni 1861 angestellt.
                           
                              
                                 Dauer des Versuchs
                                   1 St. 50'.
                                 
                              
                                 Anzahl der Umdrehungen in dieser Zeit   
                                   5200.
                                 
                              
                                 Länge des Hebels am Zaume
                                   2,00 Meter.
                                 
                              
                                 Belastung des Hebels
                                 14,00 Kil.
                                 
                              
                                 Gesammt-Gasverbrauch
                                 9200 Liter.
                                 
                              
                           Hieraus folgt:
                           
                              
                                 Arbeit per Umdrehung in
                                    Kilogrammmet.
                                 175,93.
                                 
                              
                                 Arbeit per Secunde 175,93
                                    × (47 . 27)/60
                                 138,45.
                                 
                              
                                 Arbeit in Pferdekräften 138,45 : 75
                                     1,85.
                                 
                              
                                 Gasverbrauch per Stunde
                                 5018 Liter.
                                 
                              
                                 Gasverbrauch per Stunde und
                                    Pferdekraft
                                 2712    „ 
                                 
                              
                                 Verhältniß des Leuchtgases zur Luft 
                                 0,084 oder 1 : 12.
                                 
                              
                           Unter diesen Verhältnissen gab die Maschine das Maximum an Arbeit; sie stand dreimal
                              still, weil die Entzündung nicht geschah; die Explosion war sehr deutlich, aber
                              nicht stark.
                           Bei einem andern Versuch mit einer Hebelbelastung von nur 10 Kil. war der Gang der
                              Maschine offenbar befriedigender, die Explosionen kaum bemerkbar, allein die Arbeit
                              reducirte sich auf nur 1,42 Pferdekraft bei einem Gasverbrauch von 3435 Liter per Stunde und Pferdekraft. Bei diesem letzten Versuch
                              wurde das Kühlwasser gemessen: 697 Liter wurden von 14° C. auf 50°
                              erwärmt.
                           Aus Fig. 5,
                              welche zwei Curven enthält, wie sie der Indicator lieferte, ersieht man, daß zwei
                              auf einander folgende Hube immer noch einige Unterschiede zeigen; auch ist dabei
                              trotz der geringen Trägheit des Kolbens, der Stoß noch immer die Hauptsache. Der
                              Druck steigt bis zu 6 Atmosphären, und ist selbst am Ende des Kolbenschubes noch
                              höher als derjenige der Atmosphäre; auch scheinen, nach den Enden der Curve zu
                              urtheilen, die Auslaßöffnungen noch unzureichend zu seyn.
                           Bei späteren Versuchen mit einer neueren Maschine, die einen Hubvon 30 Centimet. bei einem
                              Kolbendurchmesser von 16 Centimet. hatte, wurden folgende Zahlen erlangt:
                           
                              
                                 Länge des Hebelarmes am Zaume
                                      1 Meter
                                 
                              
                                 Gewicht am Zaume
                                      9 Kil.
                                 
                              
                                 Dauer des Versuchs
                                 1 St. 30'.
                                 
                              
                                 Gesammtzahl der Umdrehungen
                                 7300.
                                 
                              
                                 Umdrehungen per Minute
                                 81,11.
                                 
                              
                                 Arbeit in Kilogrammmetern per
                                    Secunde
                                 76,50.
                                 
                              
                                 Arbeit in Pferdekräften
                                   1,02.
                                 
                              
                                 Gesammt-Gasverbrauch
                                 4350 Liter.
                                 
                              
                                 Stündlicher Gasverbrauch
                                 2880    „
                                 
                              
                                 Gasverbrauch per Stunde und
                                    Pferdekraft
                                 2878    „
                                 
                              
                                 Verbrauchtes Kühlwasser in der Stunde
                                   800    „
                                 
                              
                                 Temperatur des einfließenden Wassers
                                     18° C.
                                 
                              
                                         „        
                                    des ausströmenden Wassers
                                     40° C.
                                 
                              
                                         „        
                                    der ausströmenden Gase
                                   280° C.
                                 
                              
                           Lenoir beschäftigt sich jetzt mit der Herstellung von
                              Maschinen, welche statt Leuchtgas Luft verbrauchen, die mit dem Dampfe eines
                              leichten Kohlenwasserstoffes gemischt ist. Das Princip soll besonders auf bewegliche
                              Maschinen angewandt werden, und scheint gute Resultate zu versprechen.
                           3) Untersuchung der Verbrennungsgase. – Nach Payen's. Analysen besteht der Kubikmeter Leuchtgas im
                              Durchschnitt aus:
                           
                              
                                 Einfach-Kohlenwasserstoff
                                 0,59
                                 
                              
                                 Zweifach-Kohlenwasserstoff
                                 0,09
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 0,07
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 0,21
                                 
                              
                                 Stickstoff 
                                 0,04
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 1,00.
                                 
                              
                           Das erste dieser Gase erheischt zu seiner vollkommenen Verbrennung zwei, das zweite
                              drei, Kohlenoxyd und Wasserstoff ein halbes Volumen Sauerstoff, so daß in: Ganzen
                              1,60 Kubikmeter oder 7,51 K. M. atmosphärische Luft erforderlich sind. Streng
                              genommen würde also ein Verhältniß von 0,13 : 1,00 ausreichen. In dem eben
                              beschriebenen Versuche ist jedoch nur 0,077 statt 0,13 oder 0,6 dieser Zahl
                              angewandt worden. Man könnte also die Menge des Leuchtgases bis zu einer gewissen
                              Grenze erhöhen, wodurch die Wärme auf ein geringeres Gasvolumen vertheilt und also
                              Temperatur und Druck erhöht werden würden; es würde aber gleichzeitig auch die
                              Erhitzung des Cylinders steigen, und die Schwierigkeiten für den regelmäßigen Gang
                              sich vermehren.
                           
                           Uebrigens wurde stets der Gashahn vollkommen geöffnet gehalten und also so viel Gas
                              zugelassen, wie die Construction der Maschine gestattete. Diese Verhältnisse müssen
                              wesentlich auf die Verbrennung einwirken: wenn ein Funke ausbleibt, so ist das Gas
                              verloren, und es kam vor, daß es ganz nutzlos am Ende der Leitung explodirte.
                              Indessen sind diese Zufälle selten, und die Untersuchung erstreckte sich nur auf
                              Gase, welche während des normalen Ganges aufgefangen wurden.
                           Hr. Boussingault hat diese Untersuchung übernommen und
                              unter seiner Leitung durch Hrn. Brustlein ausführen
                              lassen. Folgendes sind die Einzelnheiten dieser interessanten Arbeit.
                           Die entweichenden Producte wurden mittelst einer Rühre, die bis auf 1,20 Met. in das
                              Ableitungsrohr tauchte, in einen kleinen Ballon geleitet, nachdem zur vollkommenen
                              Vertreibung der Luft vorher 25 Liter hindurchgezogen waren. Das feuchte Product
                              hatte ein Volum von 20,3 K. C. bei 13°,3 Temperatur und unter einem
                              Quecksilberdruck von 759,9 Millimeter – 40,7. Die Reduction auf
                              Normalverhältnisse gibt also 17,98 Kub. Centim.
                           Dieses Gas wurde 24 Stunden lang der Einwirkung des Phosphors ausgesetzt; das Volumen
                              reducirte sich dadurch auf 19,52 Kub. Cent. bei 13° und einem Druck von 755,2
                              Millim. – 36,3, oder nach der Reduction auf 17,46; es waren also vorhanden
                              0,52 Kub. Cent. Sauerstoff. Hierauf fand die Absorption der Kohlensäure und des
                              Wassers durch Kalihydrat statt; es blieben trockenes Gas 17,85 Kub. Cent. bei
                              15°,25 und einem Druck von 750,2–31,4, oder nach der Reduction 15,99
                              Kub. Cent. Es waren also vorhanden 1,47 Kub. Cent. Kohlensäure.
                           Das Kohlenoxyd wurde durch Kupferchlorür absorbirt; es blieben 18,05 K. C. bei
                              14°,3 und einem Druck von 749,1–40,0, also nach der Reduction 16,00 K.
                              C. Es folgt hieraus, daß das Gas kein Kohlenoxyd enthielt.
                           Der Rückstand wurde in ein Eudiometer gebracht, und dabei, nach der Reduction, 15,95
                              K. C. in dem Eudiometer erhalten; der kleine Verlust wurde weiter nicht in Rechnung
                              gezogen.
                           Nach Einführung von einer gewissen Menge Sauerstoff hatte das feuchte Gas ein Volum
                              von 29,4 K. C. bei 13°,5 und einem Druck von 758,4–40, oder ein
                              reducirtes Volumen von 26,05 K. C., woraus der Zusatz an Sauerstoff mit 10,10 K. C.
                              folgt.
                           Nach der Verpuffung nahm das Gas noch ein Volum von 28,4 K. C. bei 13° und
                              einem Druck von 762,3–45,8, d.h. von 25,16 K. C. ein. Es waren also 0,89 K.
                              C. verschwunden.
                           Es wurde nun wieder Kali eingeführt, und es blieben nach der Absorption27,75 K. C. bei 13°,1 und
                              einem Druck von 763,4–36,0, also 24,95 K. C. Die Differenz 0,21 K. C. stellt
                              die Kohlensäure dar, welche nur von der Verbrennung einer gewissen Menge
                              Kohlenwasserstoff herrühren kann. Dieses Volum entspricht dem gleichen Volum
                              Einfach-Kohlenwasserstoff, welches zu seiner Verbrennung sein doppeltes Volum
                              oder 0,42 K. C. Sauerstoff verbraucht hat.
                           Von den 0,89 K. C., welche die durch Verpuffung bewirkte Reduction des Volumes
                              repräsentiren, kommen also 0,42 K. C. auf den Sauerstoff und die übrigen 0,47 auf
                              die Verbrennungsproducte einer gewissen Menge Wasserstoff, dessen Volum durch die
                              Relation 0,47 × 2/3 = 0,31 K. C. gegeben ist.
                           Der Stickstoffgehalt folgt aus dem Verlust und die Zusammensetzung des untersuchten
                              Gases ist demnach folgende:
                           
                              
                                 
                                 in den zur Analyseverwandten 17,98 K. C.
                                 in 100 Raumtheilen.
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   0,52
                                   2,89
                                 
                              
                                 Kohlensäure 
                                   1,47
                                   8,18
                                 
                              
                                 Einfach-Kohlenwasserstoff
                                   0,21
                                   1,17
                                 
                              
                                 Wasserstoff 
                                   0,31
                                   1,72
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 15,47
                                 86,04
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 17,98
                                           
                                    100,00
                                 
                              
                           Es folgt aus diesen Zahlen zunächst, daß eine vollkommene Verbrennung im Cylinder
                              stattfindet, da nur ein Rückhalt von 3/100 an unverbrannten Gasen bleibt; es ist
                              dieß auch nothwendig, wenn man von dem Gase den größtmöglichen Nutzen erhalten will;
                              allein dieß ist nicht der einzige Schluß, den man aus dieser Analyse ziehen kann,
                              und es war interessant zu sehen, ob die gefundene Zusammensetzung mit derjenigen
                              übereinstimmt, wie sie aus der Berechnung nach dem angewandten Verhältniß von Luft
                              und Gas sich ergibt.
                           Es war nämlich verwandt worden:
                           
                              
                                 Leuchtgas
                                 0,077
                                 
                              
                                 atmosphärische Luft
                                 0,923
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000
                                 
                              
                           Hieraus ergeben sich folgende Zahlen für die eintretenden Gase, wenn man annimmt, daß
                              die Zusammensetzung des Leuchtgases der oben angegebenen durchschnittlichen
                              entspricht:
                           
                           
                              
                                 0,077 Leuchtgas
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 Einfach-KohlenwasserstoffZweifach-KohlenwasserstoffKohlenoxydWasserstoffStickstoff
                                 0,0450,0070,0050,0160,003
                                 
                              
                                 0,923 Luft.
                                 
                                    
                                    
                                 SauerstoffStickstoff
                                 0,1970,726
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 0,999.
                                 
                              
                           Hieraus ergibt sich unter Berücksichtigung der oben angegebenen
                              Verbrennungsverhältnisse und der gebildeten Producte, so wie der dabei vorkommenden
                              Volumänderungen, folgende Tabelle für die Verbrennungselemente und die entstehenden
                              Gase:
                           
                              
                                 
                                 Volumenverhältniß
                                 ZurVerbrennungverbrauchterSauerstoff.
                                 GebildeteKohlensäure
                                 
                              
                                 Einfach-Kohlenwasserstoff
                                 0,045
                                 0,090
                                 0,045
                                 
                              
                                 Zweifach-Kohlenwasserstoff
                                 0,007
                                 0,021
                                 0,014
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 0,005
                                   0,0025
                                 0,005
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 0,016
                                 0,008
                                 
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 0,197
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 0,729
                                 
                                 
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 0,999
                                 0,122
                                 0,064
                                 
                              
                           Sieht man vom Wasser ab, so müßte hiernach das entweichende Gas bestehen aus 0,064
                              Volum Kohlensäure, 0,197 – 0,122 = 0,075 Sauerstoff und 0,726 Stickstoff;
                              demnach erhält man für dieses Gas folgende Zusammensetzung in 100 Volumtheilen:
                           
                              
                                 
                                 GefundeneZusammensetzung.
                                 BerechneteZusammensetzung.
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   2,89
                                   8,67
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                   8,18
                                   7,40
                                 
                              
                                 Einfach-Kohlenwasserstoff 
                                   1,17
                                 –
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   1,72
                                 –
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 86,04
                                 83,93
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                           100,00
                                           100,00.
                                 
                              
                           Die Uebereinstimmung für Kohlensäure und Stickstoff ist eine sehr nahe und
                              bemerkenswerth; nur ist mehr Sauerstoff verschwunden, wasman vielleicht dem Verbrennen
                              eines Antheils Schmieröl, oder der Oxydation von Metall bei der hohen Temperatur
                              zuschreiben kann.
                           Jedenfalls ist die Verbrennung so vollständig wie möglich gewesen.
                           Indessen hat man noch einen anderen Umstand zu beachten.
                           Hr. Boussingault hatte bei seinen ersten Analysen die
                              Gegenwart einer Säure in dem zu seinen eudiometrischen Bestimmungen angewandten
                              Wasser vermuthet.
                           Als nun bei einem Versuche mit einer anderen Maschine 49 Gramme aus den
                              Verbrennungsproducten condensirtes Wasser gesammelt worden waren, die stark sauer
                              reagirten, hat Hr. Boussingault eine genaue Untersuchung
                              desselben vorgenommen und gefunden, daß ein Liter dieses Wassers enthält:
                           
                              
                                 Salpetersäure
                                 0,02175 Grm.
                                 
                              
                                 Ammoniak
                                 0,106        „
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,612        „
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 0,305        „
                                 
                              
                                 organische Substanzen
                                 Spur
                                 
                              
                           Es verbindet sich also unter dem Einfluß des elektrischen Funkens der Stickstoff mit
                              etwas Sauerstoff zu salpetriger Säure, welche mit der schwefligen Säure, oder
                              vielmehr mit dem Schwefelkohlenstoff, der stets noch im Gase erhalten bleibt, den
                              bekannten Proceß der Schwefelsäurebildung durchmacht.
                           Das Ammoniak rührt von der Verbindung, unter demselben Einfluß, des Wasserstoffs mit
                              dem Stickstoff her; das Eisenoxyd kann nur ein Product der Einwirkung der freien
                              Säuren in den erzeugten Gasen auf das Eisen der Maschinenwände oder der Röhren
                              seyn.
                           Bei dem letzten Versuche waren 5000 Liter Gas in der Stunde verbraucht worden, woraus
                              man die Erzeugung von Schwefelsäure folgendermaßen
                              berechnen kann:
                           Jeder Kubikmeter Gas liefert 1,57 K. M., oder 0,622 × 1,293 × 1,57 =
                              1,256 Kil. Wasserdampf. Eine zweipferdige Maschine mit einem Gasverbrauch von 5
                              Kubikmeter stündlich würde also 6,28 Kil. condensirbares Wasser liefern, welches
                              nach der Analyse Boussingault's enthalten wird:
                           
                              
                                 Salpetersäure
                                 0,137 Grm.
                                 
                              
                                 Ammoniak
                                 0,666    „
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 3,843    „
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 1,915    „
                                 
                              
                           Hieraus folgt eine Bildung von fast 20 Grammen Schwefelsäure in einem Arbeitstag von
                              10 Stunden, oder fast ein Kilogramm in 50 Tagen.
                           
                           Obwohl nicht anzunehmen ist, daß dieß ein erstnliches Hinderniß für die Anwendung der
                              Gasmaschine ist, so ist doch dadurch angedeutet, daß das Gas möglichst vollkommen
                              gereinigt seyn sollte, so daß in Zukunft diese Maschine von der Anwendung besser
                              gereinigten Gases abhängig ist.
                           Für den Physiker ist die Frage von Interesse, ob bei dieser Maschine oder bei der
                              Dampfmaschine die Wärme besser verwerthet wird. Bei den Dampfmaschinen entspricht
                              das Maximum des Nutzeffectes für 1 Kil. Steinkohlen 8,500 Wärmeeinheiten mit der
                              Leistung einer Pferdekraft oder 270000 Kil. Met. während einer Stunde, also 32 Kil.
                              Met. für jede Wärmeeinheit.
                           Bei der Lenoir'schen Maschine erzeugen die zum gleichen
                              Effecte verbrauchten 2700 Liter Gas 2700 × 6 = 16200 Wärmeeinheiten. Es wird
                              also das Doppelte an Wärme verbraucht, denn eine W. E. bringt nur 16,6 Kil. Met.
                              hervor.
                           4) Die Kosten für die, wie oben angegeben, beschaffene Batterie stellen sich wie folgt.
                           Bei einem Versuche hatte sie 4,75 Stunden gearbeitet. Sie war beschickt gewesen mit
                              3,349 Kil. Wasser, welches mit Schwefelsäure bis zu einer Dichtigkeit von 16°
                              Baumé angesäuert war, so wie mit 0,630 Kil. Salpetersäure von 38°
                              Baumé. Diese Lösungen hatten am Ende des Versuches 19° B. und
                              35° B., und das Gewicht des frisch amalgamirten Zinkes hatte um 19 Grm.
                              abgenommen.
                           Die Untersuchung der Zinklösung ergab etwas höhere Zahlen, und man kann daher für die
                              Praxis, wobei nicht immer gut amalgamirte Platten angewandt werden, einen Verbrauch
                              von 6 Grm. Zink in der Stunde mit Recht annehmen.
                           Nach den hierauf gegründeten Berechnungen Becquerel's
                              stellt sich unter Zugrundelegung der betreffenden Atomgewichte der stündliche
                              Verbrauch der Batterie wie folgt:
                           
                              
                                 0,006 Kil. Zink
                                 zu 0,80 Fr. das Kil.
                                 0,0048 Franken
                                 
                              
                                 0,008   „  
                                    Schwefelsäure
                                 zu 0,18 Fr.  
                                    „    „
                                 0,0015     „
                                 
                              
                                 0,016   „  
                                    Salpetersäure
                                 zu 0,56 Fr.  
                                    „    „
                                 0,0090     „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 0,0153 Franken
                                 
                              
                           Die beiden Elemente kosten also stündlich etwa 1 1/2 Centime. Da nun die Säuren nicht
                              bis zur Erschöpfung zu gebrauchen sind, so schätzt Hr. Becquerel die Kosten auf das Doppelte, oder 3 Centimes in der Stunde, also
                              30 Centimes für einen Arbeitstag von 10 Stunden, was eine nur sehr unbedeutende
                              Ausgabe ist.
                           5) Der Oelverbrauch bei der Gasmaschine ist ein sehr
                              bedeutender, da das Oel
                              sich bei der hohen Temperatur sehr rasch zersetzt und kohlige Krusten an allen
                              Theilen der Maschine absetzt.
                           Es wurden im Ganzen in 10 Arbeitsstunden 365 Grm. Oel verbraucht, was etwa eine
                              Ausgabe von 1 Franken täglich entspricht. Schmiert man nicht reichlich, so
                              verlangsamt sich der Gang schon nach 15 Minuten.
                           6) Der Einfluß des Gasverbrauchs an der Gasmaschine auf die benachbarten Brenner ist in Folge des Gassaugens
                              ein so entschiedener, daß bei den Versuchen diejenigen Flammen, welche etwa 10 Met.
                              entfernt waren, verlöschten, und in einer Entfernung von 40 Met. noch eine
                              unerträglichliche Veränderlichkeit der Flamme zeigte, welche erst bei 100 Met.,
                              obgleich noch immer sehr auffallend, doch nicht geradezu mehr lästig war.
                           Es ist daher durchaus unmöglich, die Maschine direct mit der Gasleitung in Verbindung
                              zu setzen; es muß vielmehr ein kleiner Gasometer – der für eine Maschine von
                              1 Pferdekraft etwa 300 Liter enthalten soll – eingeschaltet, und so die
                              Veränderlichkeit des Gasdruckes regulirt und ausgeglichen werden.
                           Nach den neuesten Erfahrungen kann indessen derselbe Zweck auch durch Einschaltung
                              eines kleinen Gummibeutels von etwa 20 Liter Inhalt erreicht werden.
                           Diesem Auszug haben wir wenig hinzuzusetzen, da derselbe über alle Punkte, welche
                              hier ins Gewicht fallen, bestimmte Auskunft ertheilt. So ungünstig die meisten
                              Ermittelungen sind, namentlich was den Verbrauch an Gas, Wasser, Oel etc. und jene
                              merkwürdige Schwefelsäurebildung anbetrifft, so bleiben doch eine Menge von Fällen
                              übrig, in denen diese Umstände weniger in Betracht kommen, und wo die Anwendung der
                              Gasmaschine daher von Vortheil ist. In jedem Falle wird man immerhin wohl daran
                              thun, alle Verhältnisse genau in Betracht zu ziehen, ehe man einen vielleicht
                              voreiligen Entschluß faßt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
