| Titel: | Bestimmung des specifischen Gewichts mittelst des Manometers; von Hugo Schiff. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. LII., S. 186 | 
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                        LII.
                        Bestimmung des specifischen Gewichts mittelst des
                           Manometers; von Hugo Schiff.
                        Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, 1862,
                              Bd. CXXI S. 82.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Schiff, Bestimmung des specifischen Gewichts mittelst des
                           Manometers.
                        
                     
                        
                           Das Princip, daß Flüssigkeitssäulen sich das Gleichgewicht halten, wenn ihre Höhen
                              den specifischen Gewichten der Flüssigkeiten umgekehrtproportional sind, scheint
                              zuerst von Musschenbroek
                              (Introd. ad philos. natur. t. II §. 1395) zur
                              Bestimmung der Dichtigkeit angewandt worden zu seyn. Er benutzte hierzu eine
                              gleichschenklige umgebogene Röhre, welche an der Biegungsstelle einen Ansatz zum
                              Aufsaugen der Flüssigkeit besaß, eine Vorrichtung, welche bis in die neueste Zeit
                              häufig nacherfunden wurde. So bestand der Hygroklimax von Scannegatty
                              (Journal de pharmacie, t. XVII p. 82) aus einer mit einer kleinen Saugpumpe in Verbindung stehenden
                              Messinghülse, in welche die zwei Steigröhren eingekittet waren. Lichtenberg beschrieb im Gothaischen Magazin Bd. I S. 47
                              eine Abänderung dieses Apparates, wonach die Messinghülse mit einer mit verdünnter
                              Luft gefüllten Kugel in Verbindung stand. Im Jahre 1819 schlug Mester (Archiv des norddeutschen Apotheker-Vereins, Bd. II S. 143)
                              vor, die Enden der Röhren mit Hähnen zu versehen und die Luft in den Röhren selbst
                              zu verdünnen. In neuerer Zeit hat Alexander diese Methode
                              insofern modernisirt, als er in seinem Hydrometer die Saugröhre mit Gummischlauch
                              und Quetschhahn versieht. Mohr hat diesen Apparat in
                              seiner pharmaceutischen Technik noch mehr zu vereinfachen gesucht, indem er die
                              Saugröhre mit einem kleinen Gummiballon verbindet. Ein auf gleichem Princip
                              beruhender (vorstehend beschriebener) Apparat ist endlich vor zwei Jahren von Bertin noch für Frankreich erfunden worden.
                           Aufrecht stehende communicirende Röhren sind wohl deßhalb weniger in Anwendung
                              gekommen, weil hier die zu vergleichenden Flüssigkeiten sich entweder direct
                              berühren müßten, oder man noch ein Zwischengefäß mit einer dritten indifferenten
                              Flüssigkeit einzuschalten hätte. Im ersteren Falle wäre man meistentheils auf die
                              Anwendung von Quecksilber oder Oel beschränkt, und man hätte in beiden Fällen sehr
                              lange Röhren nöthig. – Ein der neueren Zeit angehörender Vorschlag zur
                              Einschaltung eines Zwischengefäßes findet sich in der Union
                                 médicale für 1859, Bd. I S. 41. Jeannel
                              in Bordeaux beschreibt einen Apparat, in welchem zwei Steigröhren durch ein
                              Quecksilbergefäß communiciren; die Höhe des Apparats beträgt indessen 3/4 Meter, und
                              er bedarf einer großen Menge Flüssigkeit.
                           Der Apparat, welchen ich im Folgenden zur Bestimmung der Dichtigkeit von
                              Flüssigkeiten beschreibe, beruht ebenfalls auf dem Principe des hydrostatischen
                              Gleichgewichtes; die Methode vereinigt die beiden vorher erwähnten insofern, als der
                              Apparat aus einer manometrisch gebogenen Röhre besteht, also einen absteigenden und
                              einen absteigenden Schenkel besitzt. Ich schlage deßhalb den Namen
                              „Densimanometer“ für diesen Apparat vor. Die ursprünglich
                              angewandte Vorrichtung ist vielleicht die einfachste, die jezu diesem Zwecke in Anwendung
                              gebracht wurde; sie bestand nur aus einer zweimal gebogenen Glasröhre, Fig. 20.
                              Nachdem die betreffende Flüssigkeit in den aufsteigenden Schenkel bis zur Marke c eingefüllt worden, wurde der absteigende in einen
                              Cylinder mit destillirtem Wasser eingesenkt. Die Messungen wurden mittelst eines
                              Millimeter-Maaßstabes ausgeführt. Nach verschiedenen Abänderungen wurde die
                              folgende durch Fig.
                                 21 verdeutlichte Einrichtung als die zweckmäßigste beibehalten.
                           Eine 8 bis 10 Millimeter weite Röhre A wird mit einer
                              eingeätzten Theilung versehen und an dem einen Ende zu einer wenige Millimeter
                              weiten Röhre ausgezogen. Letztere wird Uförmig umgebogen
                              und mittelst eines guten Korks mit dem etwa 5 Centimeter langen Röhrchen B verbunden. Der Kork enthält in einer zweiten
                              Durchbohrung die 5 bis 7 Millimeter weite Röhre C,
                              welche die gleiche Theilung trägt wie die Röhre A. Eine
                              solche Vorrichtung erlaubt, mit weniger als 2 Kubikcentimeter Flüssigkeit eine auf
                              zwei Decimalen genaue Bestimmung des specifischen Gewichtes auszuführen. Man füllt
                              die Flüssigkeit in B ein, und taucht dann die Röhre A in den mit destillirtem Wasser gefüllten Cylinder; die
                              in B enthaltene Flüssigkeit wird in C und eine kleine
                              Säule Wassers in A emporsteigen. Man liest dann die
                              Höhen der beiden sich das Gleichgewicht haltenden Flüssigkeitssäulen bc und BC ab,
                              und erhält durch die Division bc/BC das
                              specifische Gewicht der in B eingefüllten
                              Flüssigkeit.
                           Meine Apparate haben eine Theilung in 3/4 Millimet., so daß 3 Decimeter 400
                              Theilstriche enthalten. Würde die Summe der Ablesungsfehler selbst einen ganzen
                              Theilstrich betragen, so wäre hierdurch nur ein Fehler von 1/400 = 0,0025 der ganzen
                              Größe bedingt. Die Erfahrung zeigt indessen, daß selbst in ungünstigen Fällen, so
                              z.B. bei Flüssigkeiten, welche wegen starker Lichtbrechung oder dunkler Farbe die
                              Ablesung erschweren, die Ablesungsfehler selten eine um mehr als ± 0,002 von
                              den Pyknometerbestimmungen betragende Abweichung verursachen. Ein etwa durch die
                              Capillarität bewirkter Fehler kommt bei der Weite der Röhren nicht in Betracht.
                           Der Vortheil dieses Apparates besteht hauptsächlich darin, daß er erlaubt mit
                              Flüssigkeiten zu arbeiten, die einer Bestimmung mittelst anderer Vorrichtungen bei
                              geringer Menge nicht so leicht zugänglich sind; es ist hier namentlich die Anwendung
                              bei geschmolzenen Substanzen hervorzuheben. Man wird in solchen Fällen durch eine
                              dritte Durchbohrung des Korks noch ein Thermometer einführen, und so die Bestimmung
                              desSchmelzpunktes
                              mit derjenigen des specifischen Gewichtes vereinigen, oder die letztere Bestimmung
                              für verschiedene Temperaturen ausführen.
                           Ein luftdichter Verschluß des Verbindungskorkes wird dadurch befördert, daß man
                              denselben stets etwas feucht erhält; ich bewirkte dieß durch zeitweiliges Einreiben
                              mit syrupdickem Glycerin, welches, abgesehen von der größeren Reinlichkeit, vor der
                              Anwendung von Oel den Vorzug hat, daß es den Kork nicht schlüpfrig macht.Die zum Verschluß der Laugengefäße empfohlenen Paraffinstöpsel sind ihrer
                                    Zerbrechlichkeit halber wohl nur wenig in Gebrauch gekommen. Ein sehr guter
                                    Verschluß solcher Gefäße besteht in der Anwendung eines lose schließenden
                                    Glasstöpsels, welchen man mit einem in Sodalösung ausgekochten, getrockneten
                                    und dann mit geschmolzenem Paraffin durchtränkten Stück eines
                                    Kautschukrohres überzieht.
                           Die aufrechte Stellung der Röhre A und damit diejenige
                              des ganzen Apparates wird durch den mehrfach durchbohrten Korkring d bewirkt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
