| Titel: | Ueber die Aufbereitung der Zinnerze auf chemischem Wege; von Richard Pearce. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. LV., S. 191 | 
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                        LV.
                        Ueber die Aufbereitung der Zinnerze auf
                           chemischem Wege; von Richard Pearce.
                        Aus dem Mechanics'
                                 Magazine, November 1861, S. 339.
                        Pearce, über die Aufbereitung der Zinnerze auf chemischem
                           Wege.
                        
                     
                        
                           Bei der mechanischen Behandlung des Zinnerzes behufs der Entfernung des begleitenden
                              Gesteines, findet man häufig, daß gewisse Mineralien zugegen sind, welche ein
                              größeres specifisches Gewicht als das Erz haben, und die also nicht auf die
                              gewöhnliche Weise durch Waschen etc. entfernt werden können. Ebenso finden sich
                              andere Mineralien, welche zwar spec. leichter als das Erz sind, jedoch nicht in
                              solchem Verhältnisse, daß die Trennung leicht möglich wäre. In der ersten dieser
                              Classen von schwer trennbaren fremden Beimengungen sind nur zwei von Wichtigkeit,
                              nämlich Wolfram und gediegenes Kupfer, die ein spec. Gewicht von beziehungsweise
                              7,2–7,5 und 8,3–8,9 haben, während das des Zinnoxyds 6,8–7
                              beträgt. Von diesen beiden kommt das Wolfram (wolframsaures Eisen) am häufigsten in
                              Begleitung des Zinnerzes vor; so in Sachsen, Böhmen und Cornwallis. In letzterem
                              Falle ist die Trennung ziemlich schwierig; man wendet dazu folgendes, von R. Oxland in Plymouth. erfundene Verfahren an:
                           Das gepochte Erz wird gut geröstet, um es von Arsen und Schwefel zu befreien, und das
                              geröstete Erz so viel wie möglich durch Waschen gereinigt, worauf es auf die bis zum
                              hellen Rothglühen erhitzte Sohle eines Flammofens kommt. Wenn das Erz heiß geworden
                              ist, wirft man etwa 10 Proc. rohe Soda darauf, mischt diese gut mit dem Erze und
                              läßt das Gemisch einige Stunden lang unter gelegentlichem Umrühren glühen. Dabei
                              zersetzt sich das Wolframerz, indem wolframsaures Natron entsteht, welches durch
                              Wasser entfernt werden kann; die Oxyde des Eisens und Mangans bleiben zurück, und
                              können wegen ihres verhältnißmäßig geringen specifischen Gewichtes leicht durch
                              Waschen getrennt werden.
                           Diese Methode ist sehr einfach, und gibt bei guter Arbeit befriedigende Resultate;
                              sie wird auf den Drakewalls und East Pool Gruben angewandt.
                           
                           Gediegenes Kupfer findet sich ebenfalls oft, obwohl nur in geringer Menge bei den
                              Zinnerzen, doch macht schon ein kleiner Kupfergehalt das Zinn zu manchen Zwecken
                              unbrauchbar. Man kann es von dem aufbereiteten Erze durch eine Säure trennen, wozu
                              man verdünnte Schwefelsäure, mit oder ohne Salzsäure, anwendet. Es ist indessen
                              dabei auf folgenden Punkt besonders zu achten. Ist das Erz mit der Säure bedeckt, so
                              findet nur eine geringe Einwirkung statt; es ist vielmehr dazu der Luftzutritt
                              erforderlich, und die Säure darf das Erz nur befeuchten oder langsam über eine
                              geneigte Fläche darauf tröpfeln.
                           Dasselbe kann man durch einen Zusatz von etwas Salpetersäure bewirken, doch werden
                              dadurch die Kosten erheblich vermehrt.
                           Zur zweiten Classe von Mineralien – den specifisch leichteren – gehören
                              vornehmlich folgende: Schwefelkiese (spec. Gew. 5), Arsenikkiese (6), Kupferkiese
                              (4,8), Fahlerze (5,5).
                           Durch den Proceß des Röstens werden diese Mineralien verhältnißmäßig leichter
                              gemacht; ein Theil der Producte entweicht, das Uebrige kann durch Waschen entfernt
                              werden.
                           Nachdem das Zinnerz durch wiederholtes Waschen concentrirt worden ist, enthält es
                              noch, namentlich in den feineren Schlichen, eine bräunlichschwarze Substanz von fast
                              gleichem specifischen Gewicht wie das Erz selbst. Es ist dieß ein zuweilen
                              magnetisches Eisenoxyd. Das dadurch bedingte wiederholte Waschen und Schlämmen der
                              Erze macht deren Aufbereitung sehr zeitraubend und kostspielig. Man kann aber das
                              Erz, wenn die leicht trennbaren Substanzen entfernt sind, in diesem Stadium in einem
                              passenden Ofen erhitzen und in einen Behälter mit wenig Salzsäure werfen; wenn es
                              darin etwa 12 Stunden gelegen hat, so wird das Eisenoxyd soweit gelöst oder sein
                              specifisches Gewicht insofern verändert seyn, daß das Reinigen des Zinnerzes nun
                              leicht und rasch geschehen kann. Man erspart dadurch erheblich an Handarbeit und
                              auch gewiß an Erz, da von demselben gegenwärtig bei dem wiederholten Schlämmen eine
                              gewisse Menge unvermeidlich verloren geht.
                           Diese Methode ist sehr einfach und wohlfeil; Schwefelsäure wirkt kaum auf das
                              Eisenoxyd und ist daher zu verwerfen. Die Säure muß aber nothwendig heiß angewandt
                              und die Einwirkung in einem geschlossenen Gefäße vorgenommen werden.
                           Ich habe viele Erfahrungen in der Aufbereitung von Zinnerzen gemacht und mich dabei
                              überzeugt, daß man viel Arbeit und Geld durch das Studium der Chemie und deren
                              Anwendung dabei ersparen kann.