| Titel: | Ueber Ammoniumeisen; von Dr. H. Meidinger. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. LXXIII., S. 283 | 
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                        LXXIII.
                        Ueber Ammoniumeisen; von Dr. H. Meidinger.
                        Aus dem neuen Jahrbuch für praktische Pharmacie,
                              Bd. XVI S. 295.
                        Meidinger, über Ammoniumeisen.
                        
                     
                        
                           Das seit einigen Jahren vielfach in Anwendung gekommene Verfahren, gravirte
                              Kupferplatten mit einem Eisenüberzuge zu belegen, gibt unter Umständen Veranlassung
                              zur Bildung von einer Eisenammoniumverbindung.
                           Aus der Lösung eines einfachen Eisenoxydulsalzes, Eisenchlorürs oder schwefelsauren
                              Eisenoxyduls, gelingt es nicht oder nur sehr schwierig, Eisen durch den galvanischen
                              Strom als weißes Metall zu fällen. Setzt man der Eisenlösung jedoch eine gewisse
                              nicht unbeträchtliche Menge eines Ammoniaksalzes, gewöhnlich Salmiak, zuNach dem Verfahren von Joubert, polytechn. Journal
                                    Bd. CLX S. 446., so erhält man unter allenUmständen einen spiegelblanken, polirtem Stahle ähnlichen
                              Niederschlag. Als sehr dünner Ueberzug sitzt dieser Niederschlag sehr fest auf
                              seiner reinen metallischen Unterlage. Sobald derselbe jedoch eine größere Dicke
                              erlangt, so springt er von selbst in Schuppen ab. Er erweist sich im höchsten Grade
                              spröde; die dünnsten Blättchen brechen bei dem Versuche, sie zu biegen. Ist der
                              Strom sehr stark oder der Pol sehr klein, z.B. ein einfaches Drahtstück, so nimmt
                              man gleichzeitig eine starke Gasentwickelung (von Wasserstoff) wahr, und der
                              Niederschlag, wenn er eine gewisse Dicke erlangt, erscheint ganz porös, wie
                              ausgehöhlt, schwammartig. Spült man denselben in viel Wasser sorgfältig ab, trocknet
                              ihn mit Fließpapier und zum Schlusse über Aetzkali, so gibt sich sehr lange Zeit
                              hindurch ein intensiver Geruch nach Ammoniak zu erkennen. Beim Glühen des Metalls
                              wird der Geruch noch lebhafter, verschwindet jedoch auch bald. Bringt man den
                              gepulverten Niederschlag in abgekochtes Wasser und hält dieß nahe der
                              Siedetemperatur, so findet eine reichliche Gasentwickelung statt; das aufgefangene
                              Gas gibt sich als Wasserstoff zu erkennen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß
                              in dem Niederschlage das Eisen mit einer gewissen Menge des hypothetischen Metalls
                              Ammonium zu einer stahlähnlichen Verbindung legirt ist. Vom theoretischen
                              Standpunkte aus läßt sich kaum eine Einwendung dagegen erheben. Ein Amalgam des
                              Ammoniums ist schon lange bekannt. Im gegenwärtigen Falle wird das Eisensalz und der
                              Salmiak gleichzeitig zersetzt, Eisen und Ammonium scheiden sich an demselben Pole
                              aus; das Eisen bindet eine gewisse Quantität Ammonium; eine andere Quantität
                              Ammonium reducirt vielleicht einen Theil des Eisensalzes, eine dritte Quantität
                              Ammonium entwickelt sich frei am Pole, und zerfällt alsbald in Wasserstoff, welcher
                              aufsteigt, und Ammoniak, das zum Theil ebenfalls aufsteigend sich durch seinen
                              Geruch zu erkennen gibt, zum Theil in die übrige Flüssigkeit diffundirend, eine
                              Fällung von bläulichschwarzem Eisenoxyduloxyd bewirkt. Die von dem Eisen gebundene
                              Menge Ammonium ist jedoch ausnehmend gering. Die Analyse eines stark nach Ammoniak
                              riechenden Eisenniederschlages zeigte, daß im höchsten Falle 1 1/2 Proc. Ammonium
                              darin enthalten seyn könnte.