| Titel: | Ueber die Herstellung phosphorfreier Zündhölzer; von Dr. Wiederhold. | 
| Autor: | Wiederhold | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. LXXVII., S. 296 | 
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                        LXXVII.
                        Ueber die Herstellung phosphorfreier Zündhölzer;
                           von Dr. Wiederhold.
                        (Schluß von S. 211 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        Wiederhold, über die Herstellung phosphorfreier
                           Zündhölzer.
                        
                     
                        
                           V. Versuchsreihe.
                           
                              
                                 1)
                                 Chlorsaures Kali
                                 26 Theile.
                                 
                              
                                 
                                 unterschwefligsaures Bleioxyd
                                 26     „
                                 
                              
                                 
                                 Gummi
                                   5     „
                                 
                              
                           Entzündungstemperatur = 168 – 199° C.
                           Die Verbrennungsproducte bestehen aus SO², CO²; PbS; PbO, SO³;
                              KCl; KO, SO³; C in kleinen Mengen.
                           Auf der Maschine wurden + Resultate erhalten bei:
                           I a und b; III, IV; V, VI a und b; VIII a und b;
                              IX b; X b ; XI a und b.
                           Die Hölzchen verloren während des Stehens im Keller ihre Entzündbarkeit nicht; nach
                              dem Trocknen in der Stube wurden + Resultate erhalten auf allen Flächen, mit
                              Ausnahme von II a und b.
                           
                              
                                 2)
                                 Chlorsaures Kali
                                 52 Theile.
                                 
                              
                                 
                                 unterschwefligsaures Bleioxyd
                                 26     „
                                 
                              
                                 
                                 Gummi
                                   8     „
                                 
                              
                           Entzündungstemperatur = 136 – 176° C.
                           In den Verbrennungsproducten hatte die Menge des PbS merklich abgenommen, dagegen
                              fanden sich geringe Mengen von Mennige gebildet.
                           Auf der Maschine entzündeten sich die Hölzchen bei:
                           I a und b; III; IV, V; VI a und b; VII b; VIII a
                              und b; IX b ; X a und b; XI a und b.
                           Während des Stehens im Keller und nach dem Trocknen verhielt sich die Masse = der Nr.
                              1.
                           
                           
                              
                                 3)
                                 Chlorsaures Kali
                                 78 Theile.
                                 
                              
                                 
                                 unterschwefligsaures Bleioxyd
                                 26     „
                                 
                              
                                 
                                 Gummi
                                 10     „
                                 
                              
                           Entzündungstemperatur = 169 – 183° C.
                           In den Verbrennungsrückständen findet sich weder PbS noch C vor; sie enthalten aber
                              unzersetztes KO, ClO⁵; PbO, SO³; KO, SO³; KCl und geringe
                              Quantitäten Mennige.
                           Auf der Maschine entzündete sich die Masse auf I a und
                              b; III, IV, V a und b; IX a und b; XI a.
                           Nach dem Stehen im Keller und Trocknen auf:
                           I a; III, IV, V a und b; VI a und b; VII a; IX b; X und XI a und b.
                           Jedenfalls gebührt der Vorschrift Nr. 2 vor allen anderen der Vorzug. Betrachtet man
                              die Hygroskopität, so nimmt dieselbe mit dem verminderten Gehalte an PbO,
                              S²O² merklich ab. Rücksichtlich der Cohärenz lassen diese Massen noch
                              viel zu wünschen übrig, obgleich sich dieselbe in diesen letzten drei Vorschriften,
                              gegenüber der in der Isten Versuchsreihe enthaltenen Vorschrift Nr. 6, wesentlich
                              vermehrt findet.
                           Im Laufe meiner Untersuchungen habe ich noch mit Bleisuboxyd, einem Gemisch von
                              Bleisuboxyd und Kohle, sowie mit Zinnoxydul Versuche angestellt, die aber zu
                              durchaus unbefriedigenden Resultaten führten.
                           Als Anhang
                           zu den Zündmassen, die im Wesentlichen auf der Anwendung des
                              chlorsauren Kalis beruhen, theile ich die Resultate der Prüfung mit, welche ich mit
                              den von anderen Autoren veröffentlichten Vorschriften, so weit mir dieselben bekannt
                              geworden sind, unternommen habe.
                           1) Die älteste Zündmasse von Hochstätter.
                           Ich habe in meiner früheren Abhandlung in diesem Journal Bd. CLXI S. 223 berichtet,
                              daß sich nach der dort angegebenen Vorschrift eine zweckentsprechende Zündmasse
                              nicht herstellen läßt. Modificirt man aber die Vorschrift folgendermaßen:
                           
                              
                                 Zweifach-chromsaures Kali
                                   4 Theile.
                                 
                              
                                 chlorsaures Kali
                                 14     „
                                 
                              
                                 Bleisuperoxyd
                                   4,5  „
                                 
                              
                                 Kermes
                                 12     „
                                 
                              
                                 Bimsstein
                                   6     „
                                 
                              
                                 Gummi
                                   4     „
                                 
                              
                           so läßt sich eine tupfbare Zündmasse herstellen.
                           Entzündungstemperatur = 174 – 177° C.
                           Auf der Maschine erhält man + Resultate bei:
                           
                           I a und b; III a und b; IV a und b; V a und b; VI a und b; VII a (?) u. b; IX a und b; X b; XI a und b.
                           Die Masse ist hygroskopisch, so daß die Hölzchen sich im Keller selbst nicht
                              entzünden. Nach dem Trocknen dagegen entzünden sie sich wiederum bei:
                           I a; IV a
                              und b; V a; IX a und b; X b; XI a und b.
                           2) Canouil'sche patentirte Vorschrift.
                           Entzündungstemperatur = 163 – 174° C.
                           Auf der Maschine konnten nur bei IX b und XI a
                              + Resultate erzielt werden. – Die Hygroskopität
                              der Masse ist gering.
                           3) Erstes Recept von Lutz.
                           Entzündungstemperatur = 148 – 152° C.
                           Auf der Maschine wurden + Resultate gewonnen bei:
                           I a und b; III a; IV a; V a und b; VI a und b; VII a und b; VIII a und b; IX a und b; X a und b; XI a und b.
                           Im Keller geprüft, entzündete sich diese Masse nicht; nach dem Trocknen bei:
                           I a; III; IV; V; VI; VII; VIII; IX;
                              X; XI a und b.
                           4) Zweites Recept von Lutz.
                           Entzündungstemperatur = 125 – 131° C.
                           Die Masse entzündete sich auf allen Reibflächen mit Ausnahme von II a und b; im Keller dagegen
                              eben so wenig wie Nr. 3, aber nach dem Trocknen bei:
                           I a; III a; IV, V, VI, VII; VIII, IX a und b; X b; XI a und b.
                           Die Masse ist hygroskopischer als Nr. 3. Die genauen Zahlenangaben finden sich in der
                              unten folgenden Tabelle.
                           5) Die im Précis de chimie industrielle par M. Payen 4me
                                 édition, 1859, pag. 737 (polytechn.
                              Journal Bd. CLXI S. 148) veröffentlichte Vorschrift von Baudaux und Paignon, bestehend aus:
                           
                              
                                 Chlorsaurem Kali
                                 90 Theile.
                                 
                              
                                 zweifach-chromsaurem Kali
                                 45     „
                                 
                              
                                 Bleisuperoxyd
                                 25     „
                                 
                              
                                 Mennige
                                 20     „
                                 
                              
                                 Spießglanzsafran
                                 20     „
                                 
                              
                                 grauem Schwefelantimon
                                 15     „
                                 
                              
                                 Glaspulver
                                 15     „
                                 
                              
                                 Blutlaugensalz
                                   5     „
                                 
                              
                                 Gummi
                                 15     „
                                 
                              
                           hat eine Entzündungstemperatur, die zwischen 182° und
                              192° C. liegt.
                           
                           Auf der Maschine + Resultate bei I a und b; IV a und b; V a ; VI a; VII b ; VIII b ; IX b. – Die Masse ist ziemlich hygroskopisch; im Keller
                              ist sie nicht entzündbar, nach dem Trocknen dagegen bei:
                           I a u. b;
                              III; IV, V a u. b; VI a; VII b; VIII a; IX a; X a; XI a u. b.
                           In einer
                           VI. Versuchsreihe
                              
                           prüfte ich, ob sich Nitromannit und pikrinsaures Kali in ihrer
                              Eigenschaft als explosive Körper zur Herstellung phosphorfreier Zündhölzer verwenden
                              lassen. Bereitet man die Massen so, daß man die genannten Körper nur mit Gummi
                              anreibt, so wird die Masse so locker, daß sie sich zu leicht abbröckeln läßt.
                              – Diesen Uebelstand kann man aber durch Zusatz eines eckigen Körpers, wie
                              Bimsstein oder Glaspulver, vollständig beseitigen. – Die Zündmassen, in denen
                              beide Körper für sich allein oder nur mit dem Zusatz eines indifferenten Körpers
                              angewendet wurden, konnten durchaus nicht entzündet werden. Ich versuchte daher die
                              Entzündlichkeit durch den Zusatz eines Oxydationsmittels, nämlich durch
                              zweifach-chromsaures Kali, zu erhöhen. Eine erfolgreiche Wirkung zeigte sich
                              nur bei dem pikrinsauren Kali, und zwar in folgenden Verhältnissen:
                           
                              
                                 Pikrinsaures Kali
                                 10 Theile.
                                 
                              
                                 Glaspulver
                                   3     „
                                 
                              
                                 zweifach-chromsaures Kali
                                   2     „
                                 
                              
                                 Gummi
                                   2     „
                                 
                              
                           Die Entzündungstemperatur der Masse liegt über 220° C. Die Hölzchen entzünden
                              sich leicht bei der Vorprüfung und brennen, ebenso wie die Masse, wenn sie mit einer
                              Flamme angezündet wird, mit eigenthümlichem Funkensprühen (pot à feu artig). Der Rückstand von der Verbrennung besteht aus
                              Cr²O³; KO₂, CrO³ und einer lockeren porösen Kohle. Durch
                              die Geruchsorgane wahrnehmbare Gase schienen sich bei der Verbrennung nicht zu
                              bilden. – Es ist mir bis jetzt nicht gelungen diese Zündmasse weiter zu
                              verbessern, obwohl ich nicht zweifle, daß sie einer Verbesserung fähig ist.
                           Vergleicht man die Resultate der bisher mitgetheilten Gesammtuntersuchungen, so kann
                              es keinem Zweifel unterliegen, daß den Compositionen von chlorsaurem Kali und
                              unterschwefligsaurem Bleioxyd vor allen der Vorzug gebührt. Die Zündmassen welche
                              aus chlorsaurem Kali, grauem Schwefelantimon und salpetersaurem Bleioxyd
                              zusammengesetzt wurden, stehen allerdings rücksichtlich der Leichtentzündlichkeit
                              nicht nach, dagegen ist abgesehen von der größeren Hygroskopität, die Zersetzbarkeit
                              der Masse ein so ungünstiges Moment, daß schon allein aus diesem Grunde voneiner Concurrenz mit den
                              eben genannten Massen Abstand genommen werden muß.
                           Die Anwendung des unterschwefligsauren Bleioxyds hat aber einen nicht unwesentlichen
                              Nachtheil im Gefolge, nämlich die geringe Cohärenz der Masse, die freilich bei den
                              in der IV. Versuchsreihe mitgetheilten Vorschriften bei weitem nicht so stark
                              hervortritt, wie bei den Zündmassen der I. Versuchsreihe. – Es gelingt
                              leicht, der Masse eine größere Festigkeit zu ertheilen durch den Zusatz eines
                              eckigen Körpers, z.B. Glas- oder Bimssteinpulver. Es scheint als ob die
                              Wirkung dieser Substanzen, ähnlich wie es zum Theil bei der Kieselsäure im
                              Luftmörtel stattfindet, auf einem Adhäsionsvorgange beruht. – Durch den
                              Gehalt von einem nicht entzündlichen Körper, wie Glas etc., wird aber
                              begreiflicherweise die Entzündlichkeit der Masse vermindert. Setzt man z.B. zu der
                              Vorschrift 28, I. Versuchsreihe, 2 Gewichtstheile Glaspulver, so wird die
                              Entzündlichkeit nicht unwesentlich herabgesetzt; die Masse brennt langsam und man
                              sieht deutlich, daß die Verbreitung der Entzündung durch die Masse einen Widerstand
                              zu überwinden hat. – Es lag daher die Aufgabe nahe, einen Körper ausfindig zu
                              machen, welcher die Festigkeit der Masse vermehrt, ohne die Entzündlichkeit zu
                              beeinträchtigen. Diesen Körper glaube ich in dem käuflichen kieselsäurehaltigen
                              grauen Schwefelantimon gefunden zu haben. Der Zusatz von grauem Schwefelantimon
                              vermindert die Entzündlichkeit nicht nur nicht, songern er erhöht dieselbe, wie die
                              nachfolgenden Untersuchungen zeigen werden. – Der Grad der Entzündlichkeit
                              läßt sich so weit steigern, daß man bei Anwendung bestimmter Gewichtsverhältnisse
                              die Masse gerade so wie Phosphorzündhölzchen durch Ritzen mit dem Fingernagel
                              entzünden kann. Ich habe hierauf keine weitere Rücksicht genommen, weil ich dieß
                              nicht für einen Vorzug bei einer Zündmasse halte. Die größere Entzündlichkeit dieser
                              Massen ist darin begründet, daß durch die vermehrte Festigkeit die Zündmasse von den
                              stark rauhen Reibflächen nicht zertrümmert wird, ohne entzündet zu werden. –
                              Folgende Vorschriften mögen das oben mitgetheilte näher veranschaulichen:
                           
                              
                                 1)
                                 Chlorsaures Kali
                                 10 Theile.
                                 
                              
                                 
                                 unterschwefligsaures Bleioxyd
                                   7     „
                                 
                              
                                 
                                 graues Schwefelantimon
                                   3     „
                                 
                              
                                 
                                 Gummi
                                   2     „
                                 
                              
                           Entzündungstemperatur = 162 – 180° C.
                           Die Verbrennung ist mit der Bildung von SO² verbunden. Im Rückstande finden
                              sich: SbS³; SbCl³; SbO³; PbS; PbO, SO³; KO, SO³;
                              KCl; C (Spuren).
                           
                           
                              
                                 2)
                                 Chlorsaures Kali
                                 7 Theile.
                                 
                              
                                 
                                 unterschwefligsaures Bleioxyd
                                 7     „
                                 
                              
                                 
                                 graues Schwefelantimon
                                 3     „
                                 
                              
                                 
                                 Gummi
                                 1,5  „
                                 
                              
                           Entzündungstemperatur = 142 – 168° C.
                           Die Verbrennungsproducte im Wesentlichen = Nr. 1.
                           
                              
                                 3)
                                 Chlorsaures Kali
                                 10 Theile.
                                 
                              
                                 
                                 unterschwefligsaures Bleioxyd
                                   3     „
                                 
                              
                                 
                                 graues Schwefelantimon
                                   7     „
                                 
                              
                                 
                                 Gummi
                                   2     „
                                 
                              
                           Entzündungstemperatur = 193 – 211° C.
                           Die Verbrennungsproducte enthielten dieselben Körper wie Nr. 1, nur SbS³ in
                              größerer Menge.
                           
                              
                                 4)
                                 Chlorsaures Kali
                                 10 Theile.
                                 
                              
                                 
                                 unterschwefligsaures Bleioxyd
                                   5     „
                                 
                              
                                 
                                 graues Schwefelantimon
                                   5     „
                                 
                              
                                 
                                 Gummi
                                   2     „
                                 
                              
                           Entzündungstemperatur = 164 – 170° C.
                           Verbrennungsproducte = Nr. 1.
                           Zur Beseitigung der schwefligen Säure läßt sich mit bestem Erfolg braunes Bleioxyd
                              einführen.
                           
                              
                                 5)
                                 Chlorsaures Kali
                                 10 Theile.
                                 
                              
                                 
                                 unterschwefligsaures Bleioxyd
                                   7     „
                                 
                              
                                 
                                 graues Schwefelantimon
                                   3     „
                                 
                              
                                 
                                 Bleisuperoxyd
                                   2     „
                                 
                              
                                 
                                 Gummi
                                   2     „
                                 
                              
                           Entzündungstemperatur = 186 – 197° C.
                           Die Verbrennungsproducte im Allgemeinen = Nr. 1, nur mit dem Unterschiede, daß die
                              Menge des PbO, SO³ erheblich vermehrt war.
                           Die Zündhölzer welche nach diesen fünf Vorschriften dargestellt wurden, entzündeten
                              sich auf allen Reibflächen mit Ausnahme von II a und b. Sie entzünden sich ferner noch während des Stehens im
                              Keller, nach dem Trocknen wiederum wie vorher auf allen Reibflächen, II a u. b ausgenommen.
                           Die Phosphorzündhölzer welche in derselben Weise geprüft wurden, lieferten ein
                              durchaus gleiches Resultat. (Die Phosphorzündmasse bestand aus: Phosphor,
                              chlorsaurem Kali, Mennige, Kohle und Leim.)
                           Wie aus der Hygroskopitätstabelle hervorgeht, ist die Zündmasse Nr. 5 die am
                              wenigsten hygroskopische; dann folgt die Zündmasse Nr. 3, welche zugleich die größte
                              Cohärenz besitzt.
                           
                           Die geringe Festigkeit, welche den Massen anfangs eigen ist, beruht auf dem langsamen
                              Austrocknen des unterschwefligsauren Bleioxyds. Im Laufe der Zeit verschwindet
                              dieser Uebelstand. Zündhölzer nach der Vorschrift Nr. 4 dargestellt, die bereits
                              älter als 1 1/2 Jahr sind, haben eine so vortreffliche Cohärenz erhalten, daß es
                              schwer wird die Zündmasse mit den Nägeln von dem geschwefelten Ende des Hölzchens
                              loszumachen, während die 8–14 Tage alte Masse, obwohl sie die angeführte
                              Entzündlichkeit schon nach Verlauf weniger Stunden erhält, sich leicht durch Kratzen
                              abbröckelt. Aus diesem Grunde versagen die Zündmassen auch öfters auf den gewöhnlich
                              auf den Phosphorzündholzschachteln angebrachten Reiben, die verhältnißmäßig sehr
                              große Unebenheiten haben, oft nur 2–3 hervorstehende Klümpchen Farbe, an
                              welchen die Masse vom Hölzchen abgerissen wird. Auf gleichmäßigeren Reibflächen, wie
                              an der Zimmertapete, auf nicht allzu schlechtem Fußboden, auf einem Stück Zeug,
                              sowie auf allen nur etwas sorgfältig hergestellten Reiben (vortrefflich ist die auf
                              den Kummer- u. Günther'schen Zündholzschachteln befindliche Reibe) ist das nicht der Fall.
                              – Das langsame Austrocknen ist, wie ich schon früher bemerkte, in der
                              teigigen Consistenz des mit Wasser angeriebenen unterschwefligsauren Bleioxyds
                              begründet. Die obere Schicht der Masse bildet eine Decke über die unterliegenden,
                              und verzögert so deren Consolidirung. – Das Austrocknen der Masse und die
                              Cohärenz stehen demnach in einem conditionellen Verhältnisse. Man kann auch hier
                              abhelfen, und zwar dadurch, daß man der Masse Körper zusetzt, welche derselben eine
                              lockere Beschaffenheit ertheilen. Der gewünschte Erfolg wird nun schon durch Zusatz
                              von eckigen Körpern wie Glaspulver etc. ziemlich gut erreicht, vorzüglich geeignet
                              für diesen Zweck finde ich aber die Pulverkohle oder das durch Behandeln mit Wasser
                              entsalpetrisirte Pulver, welches noch im feuchten Zustande angewendet werden muß.
                              Als Beispiele mögen die folgenden Vorschriften dienen, von denen die letztere schon
                              vor längerer Zeit von mir angewendet wurde.
                           
                              
                                 6)
                                 Chlorsaures Kali
                                 10 Theile.
                                 
                              
                                 
                                 unterschwefligsaures Bleioxyd
                                   7     „
                                 
                              
                                 
                                 graues Schwefelantimon
                                   3     „
                                 
                              
                                 
                                 Pulverkohle (Faulbaum)
                                   2     „
                                 
                              
                                 
                                 Gummi
                                   2     „
                                 
                              
                           Entzündungstemperatur = 182 – 199° C.
                           Verbrennungsproducte im Allgemeinen = Nr. 2, im Rückstand findet sich mehr C.
                           
                           
                              
                                 7)
                                 Chlorsaures Kali
                                 10 Theile.
                                 
                              
                                 
                                 graues Schwefelantimon
                                   8     „
                                 
                              
                                 
                                 unterschwefligsaures Bleioxyd
                                   5     „
                                 
                              
                                 
                                 entsalpetrisirtes Pulver
                                   2     „
                                 
                              
                                 
                                 Gummi
                                   2     „
                                 
                              
                           Entzündungstemperatur = 180 – 192° C.
                           Die Verbrennungsproducte gleich Nr. 6, der Kohlenstoffgehalt ist in dem Rückstand
                              jedoch geringer.
                           In Betreff der Entzündlichkeit wurden dieselben Resultate erhalten, wie bei den
                              ersteren fünf Vorschriften.
                           
                        
                           Hygroskopitätstabelle.
                           Die Hygroskopität wurde bei dieser Tabelle in der Art bestimmt, daß auf vorher
                              gewogene Uhrschälchen nahezu 1 Grm. der betreffenden Masse gelegt und dann genau
                              gewogen wurde. So vorgerichtet wurden die Massen gleichzeitig mit den Zündhölzern in
                              den Keller gestellt. Der Feuchtigkeitsgehalt derselben schwankte an den
                              verschiedenen Tagen zwischen 80–90 Proc., so daß die genaue Angabe der
                              Messungen ohne Werth erscheint, zumal es hier nur auf einen Vergleich der Massen
                              unter sich ankommt. Alsdann wurden die Uhrschälchen mit den Massen rasch im Zimmer
                              gewogen, von dem erhaltenen Gewichte das bekannte des Uhrschälchens abgezogenBei der Aufstellung der beiden ersten Hygroskopitätstabellen war dieß nicht
                                    der Fall, dort muß es eigentlich heißen von... Grm. Masse + Uhrschälchen.
                                    Die Masse selbst betrug im Durchschnitt 2,5 Grm. und schließlich die Gewichtszunahme in der feuchten Atmosphäre auf 1 Grm.
                              Masse reducirt. In dieser Weise bestimmt, betrug die Gewichtszunahme von 1 Grm. der
                              Zündmasse von
                           
                              
                                   1)
                                 Canouil (Anhang)
                                 0,014 Grm.
                                 
                              
                                   2)
                                 Kummer und Günthe
                                 0,022    „
                                 
                              
                                   3)
                                 Combinirte Masse Nr. 5
                                 0,023    „
                                 
                              
                                   4)
                                 IV. Versuchsreihe  Nr. 3
                                 0,023    „
                                 
                              
                                   5)
                                 V.          
                                    „           
                                    Nr. 3
                                 0,025    „
                                 
                              
                                   6)
                                 VI.          „           
                                    Nr. 4
                                 0,027    „
                                 
                              
                                   7)
                                 Combinirte Masse Nr. 3
                                 0,028    „
                                 
                              
                                   8)
                                 III. Versuchsreihe  Nr. 8
                                 0,028    „
                                 
                              
                                   9)
                                 
                                    „            „            
                                    Nr. 9
                                 0,029    „
                                 
                              
                                 10)
                                 V.          
                                    „           
                                    Nr. 2
                                 0,029    „
                                 
                              
                                 11)
                                 Combinirte Masse Nr. 1
                                 0,030    „
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 12)
                                 Lutz'sche Vorschrift Nr. 1
                                 0,030 Grm.
                                 
                              
                                 13)
                                 IV. Versuchsreihe  Nr. 5
                                 0,030   „
                                 
                              
                                 14)
                                 Combinirte Masse Nr. 2
                                 0,032   „
                                 
                              
                                 15)
                                 V. Versuchsreihe  Nr. 1
                                 0,034   „
                                 
                              
                                 16)
                                 III.        
                                    „             
                                    Nr. 6
                                 0,038   „
                                 
                              
                                 17)
                                 Combinirte Masse Nr. 4
                                 0,039   „
                                 
                              
                                 18)
                                         „            
                                    „    Nr. 6
                                 0,042   „
                                 
                              
                                 19)
                                 Vaudaux und Paignon
                                 0,043   „
                                 
                              
                                 20)
                                 III. Versuchsreihe  Nr. 7
                                 0,044   „
                                 
                              
                                 21)
                                 IV.          
                                    „          
                                    Nr. 2
                                 0,044   „
                                 
                              
                                 22)
                                 III.          
                                    „            
                                       b
                                 0,045   „
                                 
                              
                                 23)
                                 IV.          
                                    „          
                                    Nr. 1
                                 0,045   „
                                 
                              
                                 24)
                                 III.          
                                    „            
                                       a
                                 0,046   „
                                 
                              
                                 25)
                                 Hochstätter's Masse
                                 0,049   „
                                 
                              
                                 26)
                                 III. Versuchsreihe  Nr. 1
                                 0,050   „
                                 
                              
                                 27)
                                               
                                    „          
                                    Nr. 5
                                 0,050   „
                                 
                              
                                 28)
                                 Lutz's zweite Vorschrift
                                 0,050   „
                                 
                              
                                 29)
                                 III. Versuchsreihe  Nr. 2
                                 0,054   „
                                 
                              
                                 30)
                                                 „         
                                    Nr. 3
                                 0,058   „
                                 
                              
                                 31)
                                                 „         
                                    Nr. 4
                                 0,065   „
                                 
                              
                                 32)
                                 Phosphorzündmasse
                                 0,099   „
                                 
                              
                           Bei einer vorurtheilsfreien Vergleichung der zuletzt mitgetheilten combinirten
                              Zündmassen, in welchen unterschwefligsaures Bleioxyd die Hauptrolle spielt, mit den
                              von uns zur Untersuchung gezogenen anerkannt guten Phosphorzündhölzchen, vermag ich
                              keinen wirklich nennenswerthen Vortheil der letzteren anzugeben. Man müßte denn
                              dahin rechnen wollen, das Abbröckeln der noch frischen Masse, was zuweilen auf sehr
                              schlechten Reiben der gewöhnlichen Zündholzschachteln stattfindet, sowie den im
                              Allgemeinen etwas kräftigeren Strich der bei den eben genannten Reibflächen zur
                              Entzündung erforderlich ist, welchen aber Jedermann leicht durch das Anstreichen von
                              1–2 Zündhölzchen kennen lernt. Diese angeblichen Uebelstände kommen aber
                              meiner Meinung nach gar nicht in Betracht gegenüber den großen Vortheilen, welche
                              die Elimination des Phosphors aus der Zündholzfabrication mit sich bringt; sie
                              fallen auch sofort weg, wenn man nur der Anfertigung der Reiben etwas mehr
                              Aufmerksamkeit zuwendet. Gewöhnlich finde ich unter 6–8
                              Phosphorzündholzschachteln eine, welche die gerügten Uebelstände besitzt. Es bliebe
                              mir demnach nur noch übrig, die Herstellungskosten der Zündmassen zu besprechen. Die
                              Angaben mehrerer Zündholzfabrikanten, die ich um den Preis ihrer Phosphorzündmasse
                              befragte, variiren von 7–10 Sgr. für 100,000 Stück Zündhölzchen. Ich muß die Genauigkeit dieser
                              Angaben dahin gestellt seyn lassen. – Da ich den von mir getupften Hölzchen
                              nicht die nöthige Garantie der Gleichmäßigkeit und Uebereinstimmung mit den
                              fabrikmäßig dargestellten zutraute, so habe ich die Zündmasse von 100 Stück Kummer- u. Günther'schen Zündhölzchen abgeschabt und gewogen. Im Durchschnitt von drei
                              solchen Operationen betrug die Masse von 100 Stück Zündhölzchen 0,6 Grm. –
                              Dieses Gewicht, sowie die nachfolgend verzeichneten Preise der angewendeten
                              Materialien, bilden die Anhaltspunkte für meine Berechnung:
                           
                              
                                 Chlorsaures Kali
                                 per Ctr.
                                 50 Rthlr.
                                 
                              
                                 graues Schwefelantimon
                                 „
                                 11     „
                                 
                              
                                 unterschwefligsaures Bleioxyd
                                 „
                                 25     „
                                 
                              
                                 Gummi
                                 „
                                 14     „
                                 
                              
                                 Bleisuperoxyd (braunes)
                                 „
                                 29     „
                                 
                              
                                 Schießpulver
                                 „
                                 25     „
                                 
                              
                                 pulverisirte Faulbaumkohle
                                 „
                                 15     „
                                 
                              
                           Darnach kostet die Masse für 100,000 Hölzchen:
                           
                              
                                 bei der
                                 combinirten
                                 Masse
                                 Nr. 1
                                 12  Sgr.
                                 
                              
                                   „   „
                                 „
                                 „
                                 Nr. 2
                                 11,2 „
                                 
                              
                                   „   „
                                 „
                                 „
                                 Nr. 3
                                 11,1 „
                                 
                              
                                   „   „
                                 „
                                 „
                                 Nr. 4
                                 11,5 „
                                 
                              
                                   „   „
                                 „
                                 „
                                 Nr. 5
                                 12    „
                                 
                              
                                   „   „
                                 „
                                 „
                                 Nr. 6
                                 11,5 „
                                 
                              
                                   „   „
                                 „
                                 „
                                 Nr. 7
                                 10,6 „
                                 
                              
                           Es steht sicher zu erwarten, daß die Preise der Materialien, falls sich ein größerer
                              Verbrauch herausstellt, nicht unbedeutend erniedrigt werden. Wenn man sich erinnert,
                              daß der Preis des Phosphors durch seine Anwendung in der Zündholzfabrication auf circa 1/10 seines früheren Betrages reducirt ist, wenn
                              man ferner annimmt, daß bei meiner Zündmasse der Preis nur eines einzigen Körpers,
                              obwohl unzweifelhaft die meisten eine bedeutende Preisherabsetzung erfahren werden,
                              z.B. des chlorsauren Kalis bloß um die Hälfte herabgesetzt wird, so werden die neuen
                              Zündmassen, bei denen schon jetzt eine nur unbedeutende Preisdifferenz besteht,
                              unbedingt billiger werden, als die Phosphorzündmassen.
                           Das Ergebniß meiner Untersuchungen ist demnach die Herstellung
                                 einer Zündmasse, welche in ihrer Leistungsfähigkeit den Phosphorzündmassen
                                 mindestens gleichsteht, und welche außerdem noch zwei
                                 wesentliche Vortheile hat:
                           1) die Beseitigung des Phosphors und damit die mit seiner Anwendung verbundenen
                              Mißstände, welche vorzugsweise in dem Mißbrauch desPhosphors als Gift und in der
                              mit seiner Benutzung verbundenen Gefahr für die Gesundheit der Arbeiter in den
                              Zündholzfabriken besteht. Damit liegt zugleich die Möglichkeit eines
                              sanitätspolizeilichen Verbots der Phosphorzündhölzer vor;
                           2) die Aussicht auf ein wohlfeileres Product.