| Titel: | Beschreibung zweier neuen Holz-Hobelmaschinen; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. LXXXIII., S. 338 | 
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                        LXXXIII.
                        Beschreibung zweier neuen
                           Holz-Hobelmaschinen; von Dr. Robert Schmidt,
                           Civilingenieur in Berlin.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Schmidt, über zwei neuen Holz-Hobelmaschinen.
                        
                     
                        
                           Im Jahrgang 1861 dieses Journals, Bd. CLX S. 93, habe ich die Anwendung der Maschinen
                              zur Bearbeitung des Holzes, wie solche namentlich in neuerer Zeit in Berlin besteht,
                              besprochen und auch im Allgemeinen die Construction der gebräuchlichen Maschinen
                              dieser Art beschrieben; etwas später erschien von mir unter dem Titel:
                              „Die Maschinen zur Bearbeitung des Holzes mit Rücksicht auf ihre
                                 Anwendung und Ausführung“ (Leipzig, 1861) ein Werkchen, das denselben
                              Gegenstand mit Hülfe von Zeichnungen specieller behandelt. Im Folgenden werde ich
                              nun die Construction zweier Hobelmaschinen vorführen, von welchen die eine seit
                              einiger Zeit in der Pflug'schen Wagenfabrik zu Berlin mit
                              bestem Erfolge thätig ist, und daselbst auch erbaut wurde; die andere dagegen von
                              dem Maschinenfabrikanten J. G. Hofmann in Breslau
                              construirt und demselben in mehreren Staaten patentirt wurde.
                           
                        
                           A. Hobelmaschine, welche in der
                                 Pflug'schen Wagenfabrikconstruirtcostruirtwurde.
                           Die in Rede stehende Maschine ist eine Schlichthobelmaschine, zum Hobeln von Bretern in allen vorkommenden
                              Breiten bestimmt. Der Hauptsache nach arbeitet dieselbe übrigens nach demselben
                              Princip wie die gewöhnliche Schlichthobelmaschine, sie unterscheidet sich aber von
                              derselbenwesentlich
                              dadurch, daß das Aufbringen des Holzes sowie der Rückgang des Schlittens bei
                              derselben in Wegfall gebracht ist, mit anderen Worten, daß bei ihr die Fortbewegung
                              des Holzes in der Weise vollzogen wird, wie sie bei den Fräsemaschinen für gerade Arbeit gebräuchlich ist. Die erwähnte Anordnung
                              hat, wie man leicht einsieht, den Zweck: die Leistungsfähigkeit der Hobelmaschinen
                              um ein Bedeutendes zu erhöhen. Wie der erwähnte Zweck in constructiver Hinsicht
                              erreicht wird, will ich nun mit Hülfe der Figuren 16 und 17 dem Leser
                              vor Augen führen.
                           Fig. 16
                              stellt den Grundriß der Maschine dar; Fig. 17 (links) die eine
                              Hälfte des Aufrisses und (rechts) die Hälfte eines Längendurchschnitts A und A' sind zwei
                              Gestellböcke, welche durch Distanzbolzen entsprechend verbunden sind. Zwischen
                              denselben ist zunächst die Betriebswelle B angeordnet,
                              die mittelst der Riemscheiben C zeitweise in Umdrehung
                              gesetzt werden kann. Diese Bewegung wird mittelst des Riemens D auf die Messerwelle a übertragen.
                           Zur Bewegung des zu hobelnden Bretes E, welches auf dem
                              mit zwei Anschlagleisten versehenen Tisch F seinen Platz
                              findet, dient zunächst die mit der Arbeitswelle B
                              verbundene Welle G, welche wiederum die Riemscheibe H in Umdrehung setzt, mit welcher ein Stirnrädchen b verbunden ist. Das letztere veranlaßt die Umdrehung
                              des Stirnrades J, das auf dem einen Ende der geriffelten
                              Walze c befestigt ist, die andererseits wieder, mittelst
                              der Räderverbindung d, e, f, die zweite geriffelte Walze
                              e' in gleicher Richtung wie c bewegt. – Das schon erwähnte Stirnrad J setzt nun noch weiter das Wechselrad K, und
                              dieses wieder das Stirnrad L in Umdrehung, welches
                              letztere auf dem einen Ende der glatten Walze h
                              befestigt ist, die andererseits wieder, mittelst der Räderverbindung l, m, n auch die zweite Walze h' in gleicher Richtung wie h umdreht.
                              – Die Lager der geriffelten Walzen c und c' befinden sich in zwei Hebeln p und p', die ihren Drehpunkt in der Achse des
                              Wechselrades K haben, und durch eine Stange q verbunden sind. Der Hebel p' enthält übrigens auch noch die Drehachse für die Riemscheibe H. Der mit q verbundene
                              Handgriff s ermöglicht das Heben der geriffelten Walzen,
                              was zum Einlassen des Holzes in die Maschine nothwendig ist.
                           Um Breter von verschiedener Stärke auf der Maschine hobeln zu können, ist noch die
                              Verstellbarkeit des Tisches F in verticaler Richtung
                              erforderlich; dazu dient folgende Anordnung: Jeder der Gestellböcke ist mit zwei
                              Schlitzen versehen, in welchen an dem Tisch F
                              befindliche Vorsprünge eingreifen, der Tisch also eine Führung erhält. Andererseits
                              ruht derselbe auf zwei Schraubenspindeln (wovon die eine r in Fig.
                                 17 sichtbar
                              ist), die in conischen Rädchen u ihre Muttern finden;
                              letztere können vom Standpunkte des Arbeiters aus durch das Handrad R in Umdrehung gesetzt werden, so zwar: daß mittelst R zunächst das Kegelrädchen v, durch dieses V, und endlich durch ein auf
                              der Welle von V sitzendes Kegelrädchen, das in ein
                              solches auf der Welle w befindliches eingreift, die
                              Welle w selbst in kreisförmige Bewegung gesetzt werden
                              kann. Da nun die Enden der Welle w ebenfalls mit
                              Kegelrädchen versehen sind, die mit den Muttern u in
                              Verbindung stehen, so kann somit der Tisch F durch die
                              erwähnte Rädercombination gehoben und gesenkt werden.
                           Die Bewegungsverhältnisse und die sich daraus ergebende Leistungsfähigkeit der
                              Maschine sind nun folgende: Die Arbeitswelle a macht per Minute 1800 bis 2000 Umdrehungen. Die zu hobelnden
                              Breter werden durch die Walzen c und c' in der Minute 15 Fuß fortgeschoben, so daß, –
                              da mit dem Aufbringen des Holzes und für den Rückgang des Schlittens keine Zeit
                              erforderlich ist, im Gegentheil die Construction erfordert, daß sofort ein neues
                              Bret in die Maschine gebracht wird, sobald das erste die geriffelten Walzen verläßt,
                              – mit dieser Maschine pro Stunde eine Bretlänge
                              von 15 . 60 = 900 Fuß gehobelt werden kann. – Der Preis einer solchen
                              Maschine beträgt circa 700 Rthlr.
                           
                        
                           B. Patentirte Hobelmaschine, nach der Construction des
                              Herrn J. G. Hofmann in Breslau.
                           Die Construction der in Rede stehenden Hobelmaschine ist mit Rücksicht auf die
                              Beseitigung der Uebelstände ausgeführt, mit welchen die bis jetzt allgemein zur
                              Anwendung gekommenen derartigen Maschinen, namentlich bei erhöhten Ansprüchen, noch
                              behaftet sind. – Die Maschinen mit verticaler Arbeitswelle nämlich, bei denen
                              also das schneidende Werkzeug eine horizontale Ebene durchläuft, lassen sich aus
                              mehreren Gründen als Schlichthobelmaschinen nicht wohl construiren. Bei
                              continuirlichem Vorschieben des Bretes kann das Schneidwerkzeug nur hakenförmig
                              gebildet sehn, damit es auch in der Richtung des Vorschubes schneidend wirkt; dieß
                              bewirkt aber, daß sich derartige Maschinen nur als Schrubbhobelmaschinen benutzen
                              lassen, wenn gleich die, von dem Schneidwerkzeug beschriebene Fläche eine sehr
                              günstige für die richtige Herstellung einer Ebene ist. Bei den Maschinen mit
                              horizontaler Arbeitswelle durchläuft das schneidende Werkzeug den Mantel eines
                              Cylinders von 10 bis 12 Zoll Durchmesser. Die Art des Schneidens macht es möglich,
                              daß auch beim continuirlichen Vorschieben der Schnitt glatt ausfällt, das
                              Schneidwerkzeug nach Art eines Schlichthobels wirkt; dagegen veranlaßtdie von dem Schneidwerkzeug
                              beschriebene Fläche, daß jeder Schnitt als Theil eines Cylindermantels von 10 bis 12
                              Zoll Durchmesser sich darstellt, so daß eine mit solcher Maschine gehobelte Fläche
                              in der That keine ebene, sondern eine wellenförmige Fläche darstellt. Wenngleich
                              also die letzterwähnte Anordnung sich als Schlichthobelmaschine eignet, so bleibt
                              doch in Bezug auf die Richtigkeit der gehobelten Flächen noch Manches zu wünschen
                              übrig.
                           Um zunächst das Princip kennen zu lernen, auf welchem die patentirte Hofmann'sche Hobelmaschine beruht, stelle man sich unter
                              A,
                              Fig. 18, das
                              zu hobelnde Bret vor, dessen obere Fläche horizontal ist, und das durch die Maschine
                              continuirlich in der Richtung seiner Länge fortbewegt werden kann; ferner einen
                              Kegel B, der so angeordnet ist, daß die herzustellende
                              obere Ebene des Bretes Berührungsebene für eine Seite dieses Kegels ist; denkt man
                              sich die erwähnte Kegelseite in Form eines Schlichthobeleisens gearbeitet, den Kegel
                              in Umdrehung gesetzt und das Bret entsprechend in der Richtung seiner Länge bewegt,
                              so wird eine Bearbeitung des Holzes mit folgenden Vortheilen vor sich gehen:
                           Einerseits wird die erwähnte Seite des Kegels ganz in derselben Weise wie bei den
                              gewöhnlichen Schlichthobelmaschinen wirksam seyn, andererseits aber für eine kleine
                              Umdrehung des Kegels der vom Punkte a beschriebene Bogen
                              einem Kreise von dem Halbmesser ab zugehören, und
                              dieser sich dadurch nach Belieben vergrößern lassen, daß man den Spitzenwinkel des
                              Kegels vergrößert.
                           Was die praktische Ausführung des eben erwähnten Princips der Hofmann'schen Hobelmaschine betrifft, so wird der Arbeitstisch, auf
                              welchem das zu hobelnde Bret befestigt ist, durch die Maschine continuirlich
                              fortbewegt. Die Welle s, b wird, behufs Bildung der
                              erwähnten Kegelfläche, mit 5 bis 12 Armen versehen, an welchen die Hobeleisen in der
                              Richtung von Seiten des Kegels befestigt und mittelst eines Fühlhebels in richtige
                              Lagen gebracht werden. Die Dreh-Achse b, s des
                              Kegels, auf welche derselbe befestigt, ist in ihrer Richtung verstellbar, so daß die
                              Tiefe des Einschneidet bestimmt werden kann. Der durch Umdrehung von den Hobeleisen
                              gebildete Kegel erhält einen solchen Spitzenwinkel, daß die Höhe des von dem Punkt
                              a beschriebenen Bogens, bei einer Sehnenlänge von 4
                              bis 8 Linien, nicht mehr meßbar ist. – Für eine Maschine, die mit 8
                              Hobeleisen versehen ist, läßt Hr. Hofmann z.B. die
                              Arbeitswelle 150 Schnitte in der Minute ausführen, und dabei in derselben Zeit den
                              Arbeitstisch 15 Fuß fortbewegen: unter diesen Umständen werden per Minute 8. 150 Schnitte gemacht, und jeder Schnitt
                              erhält eineLänge von (15
                              . 12 . 12)/(8 . 150) = 1,8 Linien, wird also als eine kleine Ebene anzusehen
                              seyn.
                           Ohne ein persönliches Urtheil über die erwähnte neue Maschine zu geben, führe ich nur
                              noch an, daß dieselbe beim Hobeln nicht kurze Späne liefert, wie die gewöhnlichen
                              Schlichthobelmaschinen, sondern solche von zusammenhängender und lockiger Form.
                              Dieser Umstand bietet den Vortheil dar, daß einerseits Kraft gespart wird,
                              andererseits die Hobelspäne ein besseres Brennmaterial bilden. In Berlin arbeitet
                              seit einiger Zeit eine derartige Hobelmaschine bei Herrn Kampfmeier in Moabit, und zwar nach Angabe des Besitzers vollkommen
                              befriedigend. Wie schon erwähnt, macht der Arbeitstisch per Minute einen Weg von 15 Fuß, und hiernach kann – mit Rücksicht
                              auf die zu verwendende Zeit für den Rückgang des Schlittens und das Aufbringen der
                              Hölzer – die Leistungsfähigkeit dieser Maschine beurtheilt werden. –
                              Der Preis einer solchen Maschine ist, je nach ihrer Größe und Construction, 150 bis
                              1500 Rthlr.
                           Bestellungen auf derartige Maschinen, sowie etwaige weitere Aufklärungen über
                              dieselben werden auch von meinem Bureau für mechanische
                                 Gewerbe
                              Die Thätigkeit meines Bureau's erstreckt sich auf Folgendes:1) liefert es Entwürfe und
                                    Zeichnungen von Maschinen, Apparaten u.s.w. für jede Anwendung;2) übernimmt es die Besorgung und Verwerthung von Patenten auf neue Erfindungen in allen
                                    Staaten;3) vermittelt es die Besetzung von vacanten Stellen in
                                    größeren Etablissements des Maschinenbaufachs;4) übernimmt es die Besorgung aller Maschinen unter
                                    Garantie ihrer Güte, zu den gewöhnlichen, von den Fabrikanten festgesetzten
                                    Preisen. angenommen und gegeben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
