| Titel: | Kurbel-Walke, ausgeführt von J. S. Schwalbe und Sohn, Maschinenfabrikanten in Chemnitz. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. CIV., S. 406 | 
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                        CIV.
                        Kurbel-Walke, ausgeführt von J. S. Schwalbe und Sohn,
                           Maschinenfabrikanten in Chemnitz.
                        Aus der deutschen Industrie-Zeitung, 1862, Nr. 8.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Schwalbe's Kurbel-Walke.
                        
                     
                        
                           Für die Tuch- und Stoff-Fabrication ist es von Bedeutung, daß die fertigen Gewebe in
                              gehöriger Weise gedichtet, verfilzt oder gewalkt werden,
                              weil davon das bessere Aussehen der Waare abhängt. Zu diesem Behufe verdienen die
                              Maschinen, durch welche dieses geschieht, auch die gebührende Aufmerksamkeit. Bisher
                              ist der Walkproceß zum großen Theile mit der sogenannten
                              Stock- oder Lochwalke bewerkstelligtworden; doch hatten die Fabrikanten immer Ursache, in
                              dieser Beziehung über eine unregelmäßige Verfilzung ihrer Waaren zu klagen, da die
                              Walken den an sie zu machenden Anforderungen nicht entsprachen. Wenn wir nun im
                              Nachstehenden eine Verbesserung dieses Verfahrens
                              besprechen, so glauben wir im Interesse aller jener Fabrikanten zu handeln, welche
                              Ursache haben, sich eine bessere Walke zu wünschen; deßhalb gehen wir auf die, nach
                              den Angaben des Hrn. F. A. Matthes, Cassinetfabrikanten
                              in Zschopau, von den HHrn. J. S. Schwalbe und Sohn, Maschinenfabrikanten in Chemnitz, ausgeführte Kurbel-Walke näher ein; Fig. 32 stellt
                              den Aufriß und Fig.
                                 33 den Grundriß derselben dar.
                           Die Betriebs-Riemscheiben a, a sitzen auf einer,
                              mit zwei Schwungrädern b, b versehenen, gekröpften Welle
                              c fest. Diese Welle wird von den beiden
                              Bleuelstangen d, d umfaßt, und letztere sind durch die
                              Scharnierstücke e, e mit den Walkhämmern f, f verbunden. Die beiden Hämmer, welche an senkrecht
                              aufgehangenen doppelten Armen g, g befestigt sind, die
                              sich oben um einen, in Stelleisen oder Hängearmen gelagerten Bolzen h drehen, schwingen sich in dem, in einem
                              Gußeisengestelle befestigten Walkkumpe i horizontal hin
                              und her. Diese Hämmer und der Walkkump, dessen Formen von größter Wichtigkeit (im
                              Aufrisse durch punktirte Linien angegeben), werden, wie bei den bisherigen
                              Stock- oder Lochwalken, von beliebigem harten Holze gefertigt und an den
                              Flächen mit buchenen Platten, auch Futter genannt, belegt.
                           Aus den Abbildungen und der Beschreibung ist der Unterschied zwischen einer alten und
                              dieser neuen Walke deutlich genug zu ersehen, dagegen wollen wir noch die Vortheile
                              der neuen Walke etwas näher betrachten. Ein allbekanntes Uebel der bisherigen
                              Stockwalke war deren stoßweises Arbeiten. Dadurch wurde, weil deren Hämmer durch
                              eine Daumwelle gehoben werden mußten und diese Arbeit eine bedeutende Kraft
                              erforderte, ein höchst unregelmäßiger und stoßender Gang des treibenden Zeuges
                              bewirkt, der für die Transmission an und für sich, sowie auch für die übrigen
                              Maschinentheile sehr nachtheilig war. Dem Uebel ist mit der neuen Construction
                              gänzlich abgeholfen, weil die neue Maschine ganz ruhig und gleichmäßig arbeitet;
                              auch wird die Gefahr eines Räderbruches oder die Nothwendigkeit colossaler Formen
                              dadurch vermieden.
                           Der Walkproceß der Stockwalke wird dadurch vollzogen, daß die Hämmer mit ihrer
                              eigenen Schwere gegen die Waare schlagen, und auf diese Weise der Waare jedesmal nur
                              in einer Linie einen scharfen Druck geben, der nicht ein gänzliches Durchwalken
                              derselben ermöglicht. Die neue Walke dagegen drückt stets gleichmäßig auf die Waare,
                              löst dabeiden Faden
                              regelmäßig auf und bewirkt dadurch eine richtigere und gleichmäßigere Walke, mit
                              einem Worte eine wolligere Waare.
                           Neben der Stock- oder Lochwalke arbeiten auch Walzenwalken, doch haben sich
                              diese mehr für Tuche bewährt, während die oben beschriebene außer für Tuche ganz vorzüglich auch für andere wollene Stoffe und sehr wahrscheinlich auch für Strumpfwaaren zweckerfüllend ist. Von einer früher
                              ausgeführten Kurbelwalke, die sich keinen Eingang verschaffte, unterscheidet sich
                              die neuere durch die wesentliche Verbesserung, daß bei dieser die Hämmer frei
                              aufgehängt sind und horizontal schwingen, während dieselben bei ersterer nahezu
                              senkrecht durch einen schweren Balancier mit weit größerem Kraftaufwande auf und
                              nieder bewegt wurden. Die bisher übliche Stockwalke arbeitet nur gut, wenn das
                              richtig berechnete Quantum Waare im Kumpe war. Die neue hat bei den vorgenommenen
                              Versuchen gegen 36 Pfd. eben so gut als gegen 55 Pfd. gearbeitet, ja sogar bei nur
                              25 Pfd. ist die Waare gut gewalkt worden und alle diese Processe geschahen in
                              gleichen Zeitabschnitten.
                           Endlich sey noch erwähnt, daß die neue Kurbelwalke bedeutend schneller arbeitet, als
                              die Stockwalke. Die neue Walke macht per Minute 200
                              Umgänge, während die Stockwalke in derselben Zeit nur 120 Spiele macht. Für
                              Bequemlichkeit, Sicherheit und Eleganz ist neben solider Ausführung in jeder
                              Beziehung gesorgt und der Preis derselben ist ein billiger zu nennen.
                           Bei Hrn. F. A. Matthes in Zschopau sind seit einiger Zeit drei dieser Kurbelwalken im Betriebe, und
                              ersetzen vollständig eine Lochwalke mit 4 Paar Hämmern. Hr. Matthes ist gern bereit, allen Denen, die sich dafür interessiren, die
                              fragliche Maschine in ihrer Thätigkeit zu zeigen, auch sonst erwünschte Auskunft
                              über den Gegenstand zu ertheilen.
                           
                        
                     
                  
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