| Titel: | Ueber ein neues photographisches Copirverfahren mit Eisensalzen; von Emerson J. Reynolds. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. CXVII., S. 440 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CXVII.
                        Ueber ein neues photographisches Copirverfahren
                           mit Eisensalzen; von Emerson J. Reynolds.
                        Aus dem photographischen Archiv, 1862 S.
                              36.
                        Reynolds, über ein neues photographisches Copirverfahren mit
                           Eisensalzen.
                        
                     
                        
                           Im Beginn des Jahres 1861 führte mich der Zufall auf das Studium der Zusammensetzung
                              und der Eigenschaften der oxalsauren Salze des Eisens. Im Verlauf meiner Versuche
                              bemerkte ich die eigenthümliche Kraft, welche das Licht darauf ausübt, nämlich das
                              oxalsaure Eisenoxyd zu oxalsaurem Eisenoxydul zu reduciren.Die merkwürdige Eigenschaft des Lichtes, eine Auflösung von oxalsaurem
                                    Eisenoxyd zu zersetzen und in unlösliches oxalsaures Eisenoxydul
                                    überzuführen, wurde zuerst von Döberriner im J.
                                    1831 beobachtet; Prof. Draper in New-York
                                    benutzte sie im J. 1857 zum Messen der chemischen Wirkung des Lichtes, man
                                    s. polytechn. Journal Bd. CXLVI S. 30. A. d. Red. Auf diese Eigenschaft habeich mein photographisches Copirverfahren begründet,
                              welches ich später beschreiben werde. Vorläufig will ich hier noch die Bereitung und
                              Eigenschaften des oxalsauren Eisenoxyds und Eisenoxyduls mittheilen.
                           Es genügt zu sagen, daß zwei oxalsaure Eisensalze existiren, welche unter gewissen
                              Umständen sich das eine in das andere verwandeln können. Das oxalsaure Eisenoxyd
                              wird durch Auflösen von Eisenoxydhydrat in einer Auflösung von Oxalsäure bereitet.
                              Wenn die Säure darin vorwaltet, so entsteht ein leicht lösliches Salz, dessen Lösung
                              einen süßlichen Geschmack hat, und sich durch Einwirkung der Sonnenstrahlen, unter
                              Entwicklung von Kohlensäure, in oxalsaures Eisenoxydul zersetzt, welches als gelbes
                              Pulver sich niederschlägt. Dieses gelbe Salz scheint mit demjenigen identisch zu
                              seyn, welches man durch Zusatz von oxalsaurem Ammoniak zu einer Lösung von
                              schwefelsaurem Eisenoxydul erhält. Das oxalsaure Eisenoxyd ist sehr leicht löslich,
                              während das oxalsaure Eisenoxydul ganz oder fast ganz unlöslich ist. Wenden wir
                              diese Beobachtung an, so hat man nur das Papier mit einer Auflösung von oxalsaurem
                              Eisenoxyd zu sättigen, im Dunkeln zu trocknen, und unter einem Negativ im
                              Copirrahmen zu belichten. Nach einiger Zeit nehmen die Stellen, wo das Licht gewirkt
                              hat, eine dunklere Färbung an; sowie man das Bild aber mit Wasser in Berührung
                              bringt, nimmt es eine gelbe Färbung an. Das Bild wird dadurch also unsichtbar, und
                              muß hervorgerufen werden. Dieß kann auf mehrerlei Weise geschehen; am einfachsten
                              vielleicht mittelst Ferridcyankaliums (des sogenannten rothen Blutlaugensalzes).
                              Taucht man das Bild in eine Auflösung von diesem Salze, so erscheinen die belichtet
                              gewesenen Stellen grün, und bald darauf blau. Das Färbende hierbei ist sogenanntes
                              Berlinerblau (Eisencyanürcyanid); da diese Farbe sich nicht gut für Bilder eignet,
                              suchte ich einen anderen Entwickler, um wo möglich eine graue oder schwarze
                              Photographie zu bekommen. Ich fand einen solchen Entwickler im salpetersauren
                              Silberoxyd-Ammoniak. Wenn man das Bild mit dieser letzteren Salzsolution
                              behandelt, erhält man einen Niederschlag von fein zertheiltem metallischen Silber,
                              der einen intensiv schwarzen Ton giebt. Man hat hierauf das Bild nur noch
                              auszuwaschen und zu trocknen.
                           Den in dieser Weise angefertigten Bildern mangelt häufig die schöne Detailzeichnung,
                              welche man in den Chlorsilbercopien bemerkt. Ich habe die Ursache dieses Fehlers und
                              ein gutes Mittel aufgefunden, ihn zu verhüten; die Lösung von oxalsaurem Eisenoxyd
                              löst nämlich ziemlich viel oxalsaures Eisenoxydul auf. Legt man also die Copie nach
                              der Belichtung in Wasser, so wird das die zarten, feinen Niederschläge bildende
                              oxalsaure Eisenoxydul von dem nicht reducirten, im Bilde nochvorhandenen, oxalsauren
                              Eisenoxyde zum Theil aufgelöst. Nach einer großen Anzahl von Versuchen habe ich
                              gefunden, daß diese Schwierigkeit auf zweierlei Art gehoben werden kann –
                              entweder man wendet oxalsaures Eisenoxyd-Ammoniak an, da diese Verbindung
                              keine Wirkung auf das oxalsaure Eisenoxydul äußert, oder man wäscht die Copie gleich
                              nach der Belichtung in einer Lösung von saurem oxalsauren Ammoniak. Durch beide
                              Mittel erhält man Bilder mit vollkommenen Halbtönen. Ich brauche wohl kaum
                              hinzuzufügen, daß die Bilder leicht mit dem gewöhnlichen alkalischen Goldbade getont
                              werden können.
                           Nach der hier beschriebenen Methode können Bilder ebenso rasch wie auf
                              Chlorsilberpapier copirt werden; da sie nicht so lange ausgewaschen zu werden
                              brauchen, kann man im Sommer innerhalb 2 Stunden ein Bild copiren, entwickeln,
                              auswaschen, trocknen und aufkleben. Was die Haltbarkeit der Bilder anbelangt, so
                              habe ich eines 3 Monate lang so viel als möglich dem directen Sonnenschein
                              ausgesetzt, und es hat bis jetzt noch keine Spur von Ausbleichen gezeigt. Die
                              Herstellungskosten dieser Bilder sind äußerst gering im Verhältniß zu denen der
                              Chlorsilberbilder.