| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. , S. 232 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Eisengießerei und Locomotivenfabrik von A. Borsig in Berlin; von E. F. Dürre.
                           
                              1) Eisengießerei und
                                    Locomotivenfabrik, Chausseestraße 1.
                              Diese meisterhaft eingerichtete Werkstätte, welche überdieß auch gleich der
                                 nachher zu schildernden Schwesteranstalt zu Moabit einer ausgezeichneten Leitung
                                 sich erfreut, liefert die Gußwaaren zu den Locomotiven, Tendern und anderen
                                 Fabrikationsobjecten der zugehörigen Maschinenwerkstätte und nur ausnahmsweise
                                 Bauguß zu eigenem und fremdem Bedarf. Die Walzen und andere Inventarienstücke
                                 für das große Puddel- und Walzwerk desselben Besitzers in Moabit werden
                                 hier nur dann fabricirt, wenn die Moabitter Gießerei still steht, oder mit
                                 anderen Bestellungen wohl versehen ist. Es ist demnach einleuchtend, daß bei der
                                 großen Sorgfalt, die im Bau von Locomotiven walten muß, die Auswahl geeigneter
                                 und vorzüglicher Betriebsmaterialien, so wie die stete Ueberwachung und
                                 Anleitung der Arbeiter ein Hauptaugenmerk der Verwaltung bilden müssen.
                              Dieser imperatorischen Rücksicht ist es auch zuzuschreiben, daß bei der
                                 Ausführung der diversen Artikel man namentlich die Qualität der zu verwendenden
                                 Roheisensorten und ihre zweckentsprechendste Gattirung in Erwägung zieht. Man
                                 trifft deßhalb auch in keiner anderen Berliner Gießerei einen so gut assortirten
                                 Roheisenvorrath an, wie hier, und die Wahrheit dieser Behauptung erhellt von
                                 selbst aus nachstehenden Angaben.
                              Verwendet werden gegenwärtig:
                              Schwedisches Holzkohlenroheisen von hellgrauem,
                                 dunkel geflecktem, feingefügigem Bruch. Schlesisches
                                    Holzkohlenroheisen von einigen Werken im Lublinitzer Kreise, bei kaltem
                                 Wind und fast nur aus Thoneisensteinen erblasen. Schlesisches Kohksroheisen, theils von dem oberschlesischen Revier
                                 (Tarnowitzer Hütte u.a.), theils von der Vorwärtshütte bei Waldenburg. Die
                                 Hauptmasse des verwendeten Roheisens wird aus Schottland bezogen, doch findet man nur die besten Nummern. Das
                                 gesuchteste ist Lang Loan I. und Derwent, Forth etc.
                              Der in den Blüthejahren des Maschinenbaues und Hüttenbetriebes gefaßte Beschluß,
                                 auf den Ankauf bedeutender Erzfelder in Oberschlesien einen bedeutenden
                                 Kohkshohofenbetrieb in der Nähe von Zabrze zu gründen, woselbst eine dem
                                 Besitzer gehörende Steinkohlengrube das zu einem solchen Unternehmen nothwendige
                                 Brennmaterial geliefert haben würde, ist nicht zur Ausführung gekommen.
                              Es sollten 4 Hohöfen gebaut werden, um bei einer durchschnittlichen
                                 Wochenproduction von 1000 Ctrn., 200,000 Ctr. Roheisen jährlich zu beschaffen.
                                 Wenn auch dieser Plan mehr im Interesse des Puddelwerkes aufgefaßt worden war,
                                 so hätte seine Ausführung doch auch dem Gießereibetriebe nützlich werden
                                 können.
                              Die Cupolöfen werden mit englischen Kohks, die Flammöfen und Dampfkessel mit
                                 englischen Steinkohlen gefeuert, da leider in Berlin die Preise der inländischen
                                 Rohstoffe durch die künstlich geschraubten Tarifsätze der Eisenbahnen noch zu
                                 hoch sind, um nicht die Verwendung englischer Rohstoffe im Interesse jedes
                                 Betriebes zu gebieten. Die Preise derselben gestalten sich, wie bei der
                                 Königlichen Eisengießerei.
                              
                              Das Detail des Betriebes anbetreffend, so ist hier vor Allem die ausgezeichnete
                                 Disposition der Gießhütte und ihrer einzelnen Theile hervorzuheben. In der Form
                                 eines lateinischen T im Grundriß erscheinend,
                                 besteht die Werkstatt aus drei gleich langen Flügeln, von denen zwei gegenseitig
                                 ihre Verlängerung bilden, und der dritte rechtwinklig darauf steht. Die
                                 einspringenden Winkel sind zu breiten Flügelthoren abgestumpft. Der
                                 vorspringende Flügel wird durch einen eleganten achteckigen Glockenthurm mit der
                                 Schichtenglocke und Hauptuhr flankirt, und an seinem Fuße ist ein hübscher
                                 Brunnen angebracht. In dem Thurme befindet sich die Modellkammer und darüber das
                                 Bureau des Obermeisters.
                              Symmetrisch gestellt, dem Vorderflügel gegenüber und an der langen Rückwand der
                                 beiden Seitenflügel erscheinen zwei gleich große Cupolöfen von nicht besonders
                                 eigenthümlicher Construction. Sie mögen jeder 30–40 Ctr. fassen und
                                 erhalten die Gebläseluft von einem in der Nähe angebrachten Ventilator mit
                                 radialen Flügeln, den die Hauptbetriebsmaschine der hinter der Gießerei
                                 liegenden Bohr- und Drehwerkstatt umtreibt. In dem Anbau der beiden
                                 vereinigt befindet sich außer der Maschine noch die Aufgebekammer der Oefen.
                              Von den Cupolöfen aus kann man sämmtliche Flügel der Hütte bequem übersehen, und
                                 es sind die Arbeiter so disponirt, daß in dem linken Flügel, wo auch die wenig
                                 thätigen Flammöfen sich befinden, die Lehmförmer, im rechten Flügel und in der
                                 Nähe der Oefen die Masseförmer arbeiten.
                              Der übrige Raum ist durch die Sandförmer besetzt.
                              Der Cupolofenbetrieb ist der nämliche, wie er weiter unten bei der Moabiter
                                 Anstalt zur Besprechung kommt, und es gelten dafür die dort gemachten
                                 Angaben.
                              Die Bemannung der Eisengießerei besteht unter der Leitung eines Obermeisters aus
                                 42 Förmern, die zu ihrer Aushülfe noch circa 20
                                 Lehrlinge mit 1 1/2 bis 2 Thlr. Wochenverdienst haben. 2–3 Förmer mit
                                 einem Burschen arbeiten zusammen, und haben ihr eigenes Arbeitsconto.
                              Zu der Aushülfe an den Krahnen etc. sind 15 Tagelöhner engagirt. Die Oefen werden
                                 von 2 Schmelzern mit mehreren Aufgebern und Aufläufen: bedient, und außerdem
                                 arbeiten für den Bedarf der Gießerei noch 3 Schlosser und Schmiede, 1 Zimmermann
                                 und der Modelltischlermeister. Alle diese Arbeiter stehen unter dem Obermeister,
                                 der mit denselben in privatem Accord steht, und der Centralverwaltung gegenüber
                                 die Gießerei allein zu repräsentiren hat. Ehe wir von
                                 dieser musterhaften Anlage zu einer noch verwandten übergehen, sey uns
                                 gestattet, als Beleg für die ausgezeichnete Leistung derselben (auch im Bauguß)
                                 der im November 1860 angefangenen und abgewickelten Bestellung von
                                 Tragegitterbögen für die kolossalen Säle der neuen Kaufmannsbörse in Berlin
                                 Erwähnung zu thun, die bei nur geringer Eisenstärke einem doppelten Zweck
                                 genügen, als Träger vergoldeter Ornamente sich nicht werfen und als bauliche
                                 Factoren nicht brechen dürfen.
                              Es charakterisirt die Lage der Industrie, wenn eine sonst den Markt dominirende
                                 Fabrik zu solchem Ersatz mangelnder Thätigkeit greifen muß.
                              
                           
                              2) Eisengießerei und Maschinenfabrik
                                    in Moabit, Brückenstraße.
                              Diese von der in Berlin selbst belegenen, getrennte Fabrik besteht aus
                                 Eisengießerei, Maschinenbauanstalt nebst einer bedeutenden Kesselschmiede. Es
                                 werden hier gewöhnlich alle diejenigen der Firma zulaufenden Bestellungen
                                 abgewickelt, die nicht zum Eisenbahnbedarf gehören. In Ausnahmsfällen nur leidet
                                 diese Maxime Abänderungen. Daher kommt es, daß der gröberen Gegenstände wegen,
                                 deren Gewicht oftmals 150 bis 200 Ctr. erreicht, bei Anlage der Gießerei auf
                                 passende Vorrichtungen Rücksicht genommen werden mußte. Obgleich daher hier die
                                 Fabrication keinen größeren Umfang erreicht, als bei der Berliner Anstalt im
                                 gewöhnlichen Betriebe der Fall ist, so findet man die Moabiter Gießerei mit
                                 einer größeren Anzahl von Oefen ausgestattet. Die Fabricationsmethode ist an
                                 sich auch weniger sorgfältig, und deßhalb eine geringere Auswahl von Rohstoffen
                                 vorzufinden. Man verwendet vorzugsweise:
                              Schottisches und englisches Roheisen besserer Nummern, daneben schlesisches
                                 Kohksroheisen von Barbarahütte bei Neurode; Holzkohlenroheisen von Miotek u.a.
                                 O. wird nur ausnahmsweise zugesetzt und deßhalb in geringeren Posten vorräthig
                                 gehalten.
                              Die Nähe des Walzwerks ermöglicht die leichte Umschmelzung alter Baugußwaaren,
                                 und man verbessert mit Hilfe dieses sich ausgezeichnet verhaltenden, zweimal
                                 geschmolzenen Eisens die Qualität der gewöhnlichen Beschickung wesentlich.
                              
                              Der Beschickungsmodus ist folgender:
                              2 1/2 Ctr. Eisen werden von einem 2–3 Kubikfuß haltenden Maaß Kohks
                                 getragen und dazu, aber nur bei anhaltendem Betriebe des Cupolofens, nach je 10
                                 Ctrn. Roheisen, also 4 Gichten, eine Schaufel Kalk ad
                                    libitum zugesetzt. Wenn Hartwalzen gegossen werden sollen, giebt man
                                 dem gewöhnlichen Satz eine Beimischung von Roheisen-Bohr- und
                                 Drehspänen neben schlesischem Holzkohlenroheisen.
                              Das bei der Förmerei im Ganzen beschäftigte Personal beläuft sich auf pptr. 70 Mann, die bei schwierigen und zeitraubenden
                                 Artikeln, wie sie zur Zeit vorlagen, eine zwischen 100 und 180 Ctr. variirende
                                 tägliche Fabrication liefern.
                              Es ist unter den jetzt im Allgemeinen obwaltenden Umständen dieses Verhältniß
                                 noch ein günstiges, und hoffte man auch pro 1860 die
                                 vorjährige Production bedeutend zu übertreffen und ein Quantum von 46,000
                                 Centnern zu erreichen.
                              Unter den namhafteren Bestellungen des Jahres 1860 mag Erwähnung geschehen: 1)
                                 der vollständigen Einrichtung einer Zuckersiederei bei Halle, hauptsächlich in
                                 Anfertigung der nothwendigen Baugußwaaren und Röhrentouren bestehend. Bei dieser
                                 Veranlassung wurden mit den dazu benöthigten Balken Tragfähigkeitsversuche
                                 angestellt, die außerordentlich günstig ausfielen, indem sich erst bei einer
                                 Belastung von 1000 Ctrn. Brucherscheinungen zeigten, während die geforderte
                                 Leistung im Maximum nur 150 Ctr. Belastung betrug. Die Preise der ganzen
                                 Einrichtung berechneten sich laut Contract auf 3 Thlr. 15 Sgr. loco Halle, doch hatte die Fabrik auch die Montage
                                 mit übernommen und soll ohne Schaden gearbeitet haben;
                              2) ist bemerkenswerth die nach Odessa gelieferte, von Scholl construirte Einrichtung zu 6 Dampfölmühlen, bei welchen die
                                 Anfertigung der complicirten, mit Dampfheizung und deßwegen mit doppelten Wänden
                                 und Böden von außerordentlicher Stärke versehenen Preßcylinder und Mahltröge
                                 bedeutende Schwierigkeiten machte, da es unmöglich war, trotz der knapp
                                 zugemessenen Lieferungszeit dieselben anders als im Lehmguß auszuführen.Die Lehmförmerei leistet hier Ausgezeichnetes, und es ist vorgekommen,
                                       daß bei einem Blasecylinder von pptr. 100
                                       Ctr. Gewicht der Einlaßventilkasten, der sonst getrennt gegossen zu
                                       werden pflegt, mit dem Cylinder in einem Stück geliefert wurde, um es
                                       der Egell'schen Fabrik zuvor zu thun, die die
                                       nämliche Bestellung erhalten, aber nach dem hergebrachten
                                       Darstellungsmodus verfahren war.
                                 
                              3) Einer der delicatesten Aufträge, und auch im letzten Jahre oftmals
                                 vorgekommen, ist die Anfertigung der Eisenconstruction großer eleganter
                                 Treibhäuser; dieselben sind nach dem berühmten Mustertreibhause des Fabrikherrn
                                 an seiner Villa und oft noch luxuriöser eingerichtet, und sind dergleichen
                                 namentlich nach Rußland und Skandinavien gegangen.
                              Zum Gießereibetrieb sind vorhanden:
                              3 Cupolöfen und 1 Flammofen; letzteren wendet man indeß nur als Aushülfe bei sehr
                                 großen Stücken an, an deren Homogenität in Bezug auf die innere Beschaffenheit
                                 zugleich weniger Ansprüche gerichtet werden; ferner, um Walzen- und
                                 andere Gußköpfe, so wie groben Ausschuß einzuschmelzen.
                              Es mag hierbei bemerkt werden, daß man auf den Berliner Eisengießereien wenig und
                                 nur ungern den Flammofenbetrieb anwendet; wohl weil sofort und bei der nächsten
                                 Prüfung und Bearbeitung durch die Maschinenconstructeure, die Ungleichartigkeit
                                 und das Unsichere in der Brauchbarkeit Veranlassung zur Verwerfung des Stückes
                                 geben würden.
                              Zum Betriebe der Cupolöfen wird von einer sechspferdigen Dampfmaschine ein sehr
                                 einfach construirter Ventilator umgetrieben, und es liefert derselbe bei 2000
                                 Umdrehungen außerdem noch den Wind zu einer kleinen Dampfhammerschmiede mit 2
                                 Feuern. Diese außerordentlichen Leistungen rechtfertigen ein näheres Eingehen
                                 auf Constructionsverhältnisse und Anordnung dieses Apparates, der an die Stelle
                                 eines der bekannten und so hochgepriesenen Schwartzkopf'schen Ventilatoren trat, weil die Schmierung des
                                 letzteren einen bis auf 6 Pfd. täglich gesteigerten Oelverbrauch und dabei
                                 dennoch häufiges Trockenlaufen und Brennen der Zapfen hervorrief. Ein auf einer
                                 1 1/2 Zoll starken Gußstahlachse aufgetriebenes, aus einem Stück geschmiedetes
                                 Armkreutz trägt 4 schiefstehende Sförmig gebogene
                                 Flügel, deren Mittel von der Achse um circa 15 Zoll
                                 abstehen. Der Durchmesser des umgebenden Gehäuses beträgt 3 Fuß.
                              
                              Dieser Ventilator geht bereits ein Jahr ohne eine andere Reparatur, als daß,
                                 anstatt der ursprünglich 1 Zoll starken Achse, die 1 1/2 Zoll starke eingelegt
                                 worden ist, und verbrauchte das halbe Quantum Schmieröl des vorgedachten
                                 Apparats.
                              Was nun Localität und Disposition der Werkstätte anbetrifft, so ist anzumerken,
                                 daß in der Mitte der Langseite der rectangulären Gießhütte die Cupolöfen und die
                                 Flammöfen liegen, und daß an der einen Schmalseite die Darrkammern ihren Platz
                                 erhalten haben (worunter eine sehr hohe, für die Ständerformen häufig
                                 vorkommende Säulenmaschine), an der anderen die Verbindung mit den
                                 Bearbeitungswerkstätten stattfindet. Die vierte Seite öffnet sich auf den Hof,
                                 und an dieselbe stoßen im rechten Winkel Putzerwerkstätten und Wagehaus an. Der
                                 Hof selbst mündet auf die vorüberfließende Spree und an den Abladekrahn des
                                 Landungsplatzes werden die zu Wasser ankommenden Betriebsmaterialien vermittelst
                                 directer Schienengeleise auf das Einfachste den Werkstätten zugeführt.
                                 (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1862, Nr, 3.)
                              
                           
                        
                           Telegraphenstangen aus alten eisernen Locomotivsiederöhren;
                              von Edm. Heusinger von Waldegg in Hannover.
                           Hölzerne Tragstangen sind einer schnellen Fäulniß unterworfen; sie halten kaum 6
                              Jahre; die häufige Auswechselung derselben ist nicht allein kostspielig, sondern
                              auch für den Betrieb der Telegraphen lästig und störend; in der Periode, wo sie
                              stark angefault sind, brechen sie durch Windstöße leicht ab, können dabei auf das
                              Bahngleis fallen und so den Bahnbetrieb gefährden. Zur Vermeidung dieser Nachtheile
                              hatte die schweizerische Centralbahn bereits im Jahre 1857 auf einer 14,400 Meter
                              langen Strecke zwischen Sissach und Olten eiserne Tragstangen aus 10 Fuß hohen, 2
                              Zoll breiten, rechteckigen und gleichschenkeligen Winkeleisen herstellen lassen;
                              jede Stange wiegt 42,36 Zollpfund; die Isolatoren sind daran theils auf dem Kopf der
                              Stangen durch angenietete schmiedeeiserne Spitzträger, theils an der Seite durch
                              ebenfalls angenietete Winkelträger von 5 Zoll Abstand angebracht. Die Entfernung der
                              Stangen ist 100, 150 oder 200 Fuß, je nachdem der Krümmungsradius unter 2500, über
                              2500 oder über 4000 Fuß beträgt. Die Stangen sind mit Cement in solide, wetterfeste
                              Kalksteinquader von 2 Fuß 5 Zoll Länge, 1 Fuß 2 Zoll Breite und Dicke eingelassen.
                              Eine genaue Abbildung und Beschreibung dieser Tragstangen enthält die
                              Eisenbahnzeitung 1857.
                           Viel einfacher, zweckmäßiger und billiger verwendet man alte, unbrauchbar gewordene
                              eiserne Siederöhren von Locomotiven. Die alten Siederöhren von 1 3/4 bis 2 Zoll
                              Durchmesser werden von dem außen daran haftenden Kesselstein gereinigt, auf 9 bis 10
                              Fuß Länge an den Enden gerade abgeschnitten, von außen getheert und in dem obigen
                              Quader mit Cement oder Schwefel festgegossen. Obenauf wird in die Höhlung der Stange
                              ein gußeiserner Spitzträger mit seinem unteren 4 bis 5 Zoll langen Zapfen
                              eingesteckt, welcher genau die Stärke der lichten Rohrweite hat und am Ende etwas
                              zugespitzt ist, um leichter aufgesteckt werden zu können; an der oberen 2 1/4 Zoll
                              starken Spitze trägt er in üblicher Weise den Isolator; sollen mehrere Isolatoren
                              für 3 bis 5 Drahtleitungen an der Stange angebracht werden, so werden einfache oder
                              doppelte schmiedeeiserne Winkelträger (aus 1/2 Zoll starkem Rundeisen) von beiden
                              Seiten an den Spitzträger mittelst zwei Nieten angenietet. Diese höchst einfachen
                              hohlen Telegraphenstangen haben vor den aus Winkeleisen gefertigten den großen
                              Vortheil, daß sie aus einem Material, welches bisher fast gar keinen Werth oder
                              höchstens den von altem Schmelzeisen hatte, gefertigt werden, und die ersten
                              Herstellungskosten fast nicht höher als die von hölzernen Stangen sind; auch sind
                              sie eben so solid und steif, wie die Telegraphenstangen aus Winkeleisen. Außerdem
                              können bei diesen Röhrenstangen Reparaturen der Drahtleitung
                                 leichter und ohne Beihülfe einer Stellleiter vorgenommen werden, indem man
                              mittelst einer Gabelstange die Tragstützen mit den Isolatoren leicht aus der
                              Oeffnung des Rohres abheben und wieder aufstecken kann.
                           Die Kosten der Herstellung und 24jährigen Unterhaltung einer Leitung von der Länge
                              einer Stunde (4800 Meter) bei hölzernen Tragstangen (80 auf 1 Stunde) betragen 3850
                              Francs, wobei alle 6 Jahre neue Stangen gesetzt und 5 Proc. Zinsen gerechnet wurden.
                              Winkeleisenstangen mit Steinquadern (100 auf 1 Stunde) kosten auf24 Jahre unter denselben
                              Bedingungen 3454 Francs. Stangen aus Siederöhren (ebenfalls 100 auf 1 Stunde) mit
                              Quadern kosten auf 24 Jahre nur 2000 Francs.
                           An Wegübergängen setzt man in schwerere Quadersteine 6 bis 7 Fuß lange gußeiserne
                              Röhren von 2 Zoll lichter Weite und 1/4 Zoll Wandstärke, und gießt sie mit Schwefel
                              oder Blei fest; diese Gußröhren haben 1/4 Zoll starke, am Fuße etwas breitere
                              kreuzweise Längsrippen; oben enden sie in einem 6 Zoll langen Zapfen von der Stärke
                              der lichten Rohrweite; über diesem Zapfen wird das Siederohr aufgesteckt und
                              mittelst zweier kreuzweise durchgehenden Nieten befestigt.
                           Schon 1858 wurden längs der Eisenbahn von Weißenfels nach Gera schmiedeeiserne Röhren
                              auf starken, 6 Fuß hohen Sandsteinsockeln als Telegraphenstangen benutzt und haben
                              sich gut bewährt; die von dem Verfasser vorgeschlagenen Spitz- und
                              Winkelträger sind einfacher und zweckmäßiger als das Durchbohren der Röhren und die
                              Befestigung der Isolatorstützen durch Schrauben; auch die rauhen Quader sind
                              bedeutend billiger als 6 Fuß lange Sandsteinsockel. (Zeitung des Vereins deutscher
                              Eisenbahn-Verwaltungen, 1861, Nr. 28.)
                           
                        
                           Neue Liederung für Pumpenkolben.
                           W. Palmer hat in England ein Patent genommen, welches sich
                              auf die Liederung der Kolben bezieht und im Wesentlichen darin besteht, daß der zu
                              liedernde Kolben mit einem Lederringe umgeben und hierauf ein Ring von Kautschuk, am
                              besten von sogenanntem vulcanisirten Kautschuk, aufgezogen wird. Letzterer wird dann
                              wieder mit einem Lederringe umgeben, der an dem ersten Lederringe festgenäht wird.
                              Der Kautschukring ist somit in eine Hülle von Leder eingeschlossen und kann mit dem
                              Umfange des Cylinders nicht in Berührung kommen, übt aber gegen das Leder seine
                              Elasticität aus. (Stamm's illustrirte Zeitschrift, 1861
                              S. 397.)
                           
                        
                           Zusammensetzung des Aichmetalls, nach Dr. Sauerwein.
                           Die Untersuchung einer vom Hrn. Maschinendirector Kirchweger dem Verfasser zugestellten Probe des Aichmetalles ergab
                              folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kupfer
                                 60,2 Proc.
                                 
                              
                                 Zink
                                 38,1    „
                                 
                              
                                 Eisen
                                   1,6    „
                                 
                              
                           (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbvereins.)
                           
                        
                           Verfahren, Glas und andere Körper zu versilbern, von John Cimeg.
                           Um eine Glasplatte nach diesem Verfahren zu versilbern, wäscht man sie mit reinem
                              Wasser, legt sie auf einen Tisch, und reibt sie mittelst Baumwolle zuerst mit
                              destillirtem Wasser und dann mit einer Lösung von 1 Th. Seignettesalz
                              (weinsteinsaurem Kali-Natron) in 200 Th. Wasser. Man benutzt darauf eine
                              Silberlösung, welche auf die Art bereitet wird, daß man salpetersaures Silberoxyd
                              nach und nach zu Ammoniak hinzufügt, bis ein brauner Niederschlag zu entstehen
                              anfängt, und dann die Flüssigkeit filtrirt. Für jeden Quadratyard zu versilbernde
                              Glasfläche benutzt man eine Quantität dieser Losung, welche 20 Grm. salpetersaures
                              Silberoxyd enthält, vermischt dieselbe aber noch mit einer Lösung von 14 Grm.
                              Seignettesalz, und fügt dann nöthigenfalls noch so viel Wasser hinzu, daß das
                              Gewicht der gemischten Flüssigkeit 60 Grm. beträgt. Eine bis zwei Minuten nach der
                              Bereitung dieser Flüssigkeit wird dieselbe trübe; man gießt sie dann sofort über die
                              Glasplatte, welche vorher mit dem einen Rande höher gelegt ist, so daß sie eine
                              Neigung von etwa 1 zu 40 hat. Die Flüssigkeit wird längs des oberen Randes auf die
                              Platte gegossen, in der Art, daß sie gleichmäßig auf derselbenherunterfließt. Nachdem dieß
                              geschehen ist, bringt man die Platte in eine horizontale Lage, und erhält sie bei
                              einer Temperatur von 68° F. (20° C.). Das Silber beginnt nun in 2
                              Minuten sich auszuscheiden: vor Ablauf von 10 Minuten ist die Platte damit bedeckt,
                              und nach 30 Minuten ist eine hinreichende Menge Silber auf derselben abgelagert,
                              nämlich 2 Grm. Silber per Quadratyard, was für die
                              meisten Zwecke ausreichend ist. Die Flüssigkeit wird dann von der Platte abgegossen
                              und das darin enthaltene Silber wieder daraus abgeschieden. Die versilberte
                              Glasfläche wird gewaschen, indem man 4 bis 5mal Wasser darauf gießt, worauf man sie
                              hinstellt und trocken wergen läßt. Nach dem Trocknen wird sie mit einem Firniß
                              überzogen, welcher aus 20 Th. Dammarharz, 5 Th. Asphalt, 5 Th. Gutta-percha
                              und 75 Th. Benzin bereitet wird. Nach dem Trocknen dieses Firnisses kann der so
                              erzeugte Glasspiegel eingerahmt und benutzt werden.
                           Nachdem eine Glasfläche in dieser Art versilbert worden ist, kann man auf
                              galvanischem Wege die Silberschicht mit Kupfer überziehen; dieß geschieht jedoch
                              nicht, wenn man ein versilbertes Glas haben will. Wenn aber Kupfer in beträchtlicher
                              Dicke auf das Silber abgelagert wird, läßt sich dasselbe nachher als Platte von dem
                              Glase ablösen (dieß geht leicht von Statten, wenn die Kupferschicht dick ist), und
                              nimmt dabei das Silber mit sich. Auf diese Art kann man versilberte Kupferplatten
                              herstellen. Das beschriebene Verfahren der Versilberung kann man auch benutzen, um
                              galvanoplastische Formen leitend zu machen. Man kann das Silber auch vom Glase auf
                              Papier, Gewebe etc. übertragen, indem man die versilberte Fläche mit einer Lösung
                              von einem Th. Schellack in 6 bis 10 Th. Holzgeist überzieht, nach dem Trocknen
                              dieses Ueberzuges eine Lösung von 1 Th. Leim in 6 bis 10 Th. Wasser darauf gießt,
                              diesen Ueberzug gallertartig werden läßt, dann das Papier etc. darauf legt, das
                              Ganze zusammenpreßt, trocken werden läßt, und endlich das Papier von der Glasfläche
                              abzieht, wobei das Silber daran hängen bleibt. – Patentirt in England am 13.
                              März 1861. (London Journal of arts, December 1861, S.
                              340; polytechnisches Centralblatt, 1862 S. 219.)
                           
                        
                           L. Berlandt's Verfahren, aus
                              kupferhaltigem Silber reines Silber zu gewinnen.
                           Das kupferhaltige Silber wird in reiner Salpetersäure aufgelöst und die Lösung zur
                              Entfernung der überschüssigen Säure zur Trockene abgedampft. Je eine Unze des
                              resultirenden Salzes wird dann in circa 5 Unzen
                              destillirtem Wasser aufgelöst, die Lösung filtrirt, hierauf mit 14 Unzen einer
                              Auflösung von 5 1/2 Theilen schwefelsaurem Eisenoxydul in 8 1/2 Unzen Wasser
                              vermischt und gut umgerührt. Der feine weißgraue Absatz, welcher noch mit sehr
                              verdünnter Schwefelsäure, dann mit destillirtem Wasser gut ausgesüßt wird, besteht
                              aus chemisch reinem Silber. (Archiv für Pharmacie, Bd. CLV S. 279.)
                           
                        
                           Dalpiaz's sogenanntes Preston-Salz.
                           Zur Anfertigung desselben wird hell durchscheinendes kohlensaures Ammoniak, dem Raume
                              nach etwa 1 Kubikcentimeter, zu kleinen Stückchen zerbrochen und in Gläser mit
                              weiter Oeffnung gefüllt; darnach wird, um alle Zwischenräume auszufüllen, eine
                              hinreichende Menge von nachstehender Mischung aufgegossen: 4 Unzen starke
                              Aetzammoniakflüssigkeit (Liquor ammon caust. duplex), 25
                              Tropfen Bergamottöl, 10 Tropfen Rosenöl, 10 Tropfen Zimmetöl, 10 Tropfen
                              Gewürznelkenöl und 15 Tropfen Lavendelöl. Das unzerfallene kohlensaure Ammoniak
                              absorbirt sehr schnell concentrirte Ammoniaklösung, verbindet sich damit zu einer
                              zusammenhängenden festen Masse, welche die Gläser durchgehends erfüllt und sich
                              lange Zeit erhält. Dieses Festwerden findet schon nach Verlauf von 2 Tagen statt,
                              während welcher Zeit man die Gläser der Ruhe überlassen muß. Wendet man ein
                              theilweise zerfallenes Salz an, so tritt das Festwerden auch nach langer Zeit nicht
                              ein. Wahrscheinlich bildet sich im ersteren Falle ein im höheren Grade basisches
                              Carbonat, welches zu
                              seiner Constituirung gewisse Aequivalente Wasser bedarf. (Casselmann's
                              „Apotheker.“ 1861. S. 173.)
                           
                        
                           Ueber Sandelholzroth; von Dr. Sauerwein.
                           Nach Dussauce (polytechn. Journal Bd. CLXI S. 159) soll
                              man aus Sandelholz in folgender Art eine schön rothe, gegen Licht und Luft sehr
                              beständige Farbe darstellen. Das gemahlene Sandelholz zieht man bis zur Erschöpfung
                              mit Alkohol aus, und fügt dem alkoholischen Auszuge Bleioxydhydrat in Ueberschuß
                              hinzu. Der Niederschlag, in welchem nachher der Farbstoff in Verbindung mit Bleioxyd
                              sich befindet, wird auf einem Filter gesammelt, mit Alkohol gewaschen und
                              getrocknet. Dann löst man ihn in Essigsäure, und vermischt diese Lösung mit
                              überschüssigem Wasser, wodurch der Farbstoff, da er in Wasser unlöslich ist, sich
                              niederschlägt, während essigsaures Bleioxyd gelöst bleibt. Der Niederschlag, nach
                              Dussauce reines Santalin, wird ausgewaschen und
                              getrocknet, worauf er die beabsichtigte rothe Farbe darstellt. Es wurde bei einem
                              angestellten Versuche genau nach dieser Vorschrift verfahren, und dabei ein zwar
                              ganz angenehm gefärbtes Pulver erhalten, allein die Farbe ist doch nicht so
                              brillant, um den Kosten der Bereitung zu entsprechen. Ob der Niederschlag wirklich
                              reines Santalin ist, mag dahin gestellt seyn; beim Auflösen in Weingeist und
                              langsamen Verdunsten der filtrirten Lösung wurden wenigstens keine Krystalle
                              erhalten; es schied sich aus der Lösung eine amorphe, harzige Masse aus.
                              (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins.)
                           
                        
                           Ueber die zweckmäßigste Bereitungsweise des Binitronaphtalins;
                              von L. Troost.
                           Zur Gewinnung schöner Farbstoffe aus dem Binitronaphtalin unter Mitanwendung
                              geeigneter Reductionsmittel ist die erste Bedingung die Reindarstellung des
                              Binitronaphtalins. Der Verfasser bereitete dasselbe anfangs dadurch, daß Naphtalin
                              nach und nach in rauchende Salpetersäure eingetragen wurde. Die Masse erhitzt sich
                              dabei und entwickelt reichliche rothe Dämpfe. Außer diesem Uebelstande und einem
                              erheblichen Säureverlust ist bei diesem Verfahren noch der Nachtheil, daß man
                              Bi- und Trinitronaphtalin erhält, welches oft noch mit Nitronaphtalin
                              vermischt ist, und daß man daher das Product nachher noch reinigen muß, z.B. durch
                              Alkohol. Man erhält schon ein besseres Resultat, indem man die rauchende
                              Salpetersäure nach und nach zum Naphtalin fließen läßt, welches in einem äußerlich
                              abgekühlten Gefäße enthalten ist. Es entsteht dann weniger Trinitronaphtalin, aber
                              man verliert noch viel Säure. Dieses Verfahren ist also ebenfalls technisch nicht
                              geeignet, wogegen die folgende Methode durchaus empfohlen werden kann.
                           Man bereitet zunächst Nitronaphtalin, indem man das Naphtalin mit einer Mischung von
                              gewöhnlicher und rauchender Salpetersäure von 44° B. behandelt, welche in
                              einem abgekühlten Gefäße enthalten ist, so daß eine Erhitzung und die Entwickelung
                              von salpetrigsauren Dämpfen vermieden wird. Die Säure, welche schon einmal benutzt
                              worden ist, kann wieder brauchbar gemacht werden, indem man concentrirte Säure
                              hinzufügt, so daß die Mischung wieder die hinreichende Stärke erlangt. Die
                              krystallinische Masse, welche durch Einwirkung der Säure auf das Naphtalin in der
                              Kälte erzeugt worden ist, läßt man abtropfen, und bringt sie dann in höchst
                              concentrirte Salpetersäure von 50° B., die ebenfalls in einem abgekühlten
                              Gefäße enthalten ist. Sie zertheilt sich hier wie gebrannter Kalk in Wasser und
                              verwandelt sich in eine blaßgelbe krystallinische Masse, welche den ganzen Raum des
                              Gefäßes ausfüllt. Diese Masse ist, wenn man die Mischung gut abgekühlt hat, reines
                              Binitronaphtalin.
                           Die Salpetersäure von 50° B. muß eigens dargestellt werden, denn die rauchende
                              Salpetersäure des Handels zeigt nur 48° B. und kann die stärkere Säure nicht
                              ersetzen. (Aus dem Technologiste, durch polytechnisches
                              Centralblatt, 1861, S. 1596.)
                           
                        
                           
                           Winkel aus gehärtetem Kautschuk zum Gebrauch für Zeichner; von
                              C. Karmarsch.
                           Das durch Schwefelzusatz gehärtete und hornartig gemachte Kautschuk oder sogenannte
                              hornisirte Gummi, woraus seit mehreren Jahren mannichfaltige Gegenstände hergestellt
                              werden (Kämme, Spazierstöcke, künstliches Fischbein etc.), hat eine neue nützliche
                              Anwendung gefunden durch den Mechaniker J. Lohmeier in
                              Hamburg, welcher es zu Winkeln (Dreiecken) für Zeichner verarbeitet. Von solchen
                              Winkeln liegen dem Verf. verschiedene Exemplare vor, welche durch ihre sehr saubere
                              und genaue Zurichtung das höchste Lob verdienen, wie sie auch vermöge des ihnen
                              eigenen Grades von Elasticität in Verbindung mit der erforderlichen Steifheit und
                              Härte als äußerst zweckmäßig für den Gebrauch sich darstellen. Die fein matte
                              schwarze Farbe giebt ihnen ein recht gefälliges, dem des Ebenholzes ähnliches
                              Ansehen. An Dauerhaftigkeit stehen sie voraussichtlich in bedeutendem Vortheile
                              gegen hölzerne Winkel, weßhalb der etwas höhere Preis, den der höhere Werth des
                              Stoffes, sowie die ziemlich weitläufige Arbeit des Pressens, Feilens, Schleifens und
                              Justirens unvermeidlich macht, kein Hinderniß für die bereitwillige Aufnahme unter
                              dem zeichnenden Publicum seyn dürfte. Die Preise dieses empfehlenswerthen neuen
                              Artikels sind folgende:
                           a) Gleichschenkelige Winkel von 90° und
                              45°.
                           
                              
                                 Seitenlänge
                                 10 bis
                                 12 Centim.
                                 (etwa 4 bis 5 Zoll)
                                 12 Sgr.
                                 
                              
                                 „
                                 
                                 14      „
                                 (5 3/4 Zoll)
                                 18   „
                                 
                              
                                 „
                                 
                                 17      „
                                 (7 Zoll)
                                 24   „
                                 
                              
                                 „
                                 
                                 20      „
                                 (8 1/4 Zoll)
                                 36   „
                                 
                              
                           b) Ungleichschenkelige Winkel von 90°, 60°
                              und 30°.
                           
                              
                                 Länge
                                 der
                                 größeren
                                 Seite
                                 10 bis
                                 12 Centim.
                                 (4 bis 5 Zoll)
                                 12 Sgr.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                                 19        „
                                 (7 3/4 Zoll)
                                 24    „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 26 bis
                                 27        „
                                 (etwa 11 Zoll)
                                 36    „
                                 
                              
                           Bei Abnahme in Duzenden erbietet Hr. Lohmeier sich, 15
                              Proc. Rabatt zu gewähren. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1861, Nr.
                              10 und 11.)
                           
                        
                           Gebisse von gehärtetem Kautschuk.
                           Die ebenso interessante wie technisch wichtige Erfindung, aus einer Verbindung von
                              Kautschuk mit Schwefel eine harte hornartige Substanz zu erzeugen, welche den Namen
                              „gehärtetes oder hornisirtes Kautschuk“ führt und zu
                              vielerlei Gegenständen, besonders Kämmen, Spazierstöcken, Messerheften,
                              Schirmgestellen u. dergl., verarbeitet wird, hat auch in die Ateliers der Zahnärzte
                              bedeutenden Eingang gefunden, welche diese Masse zur Anfertigung künstlicher Gebisse
                              verwenden, die sonst nur von Gold oder Platin hergestellt wurden. Theils wegen des
                              wohlfeileren Materials, theils wegen der viel leichteren und bequemeren Herstellung
                              können solche Gebisse zu einem mäßigen Preise geliefert werden, und dennoch besitzt
                              die Masse eine solche Härte und Zähigkeit, daß die daran befestigten künstlichen
                              Zähne ungemein fest sitzen.
                           Um aber der Masse die wünschenswerthe Fleischfarbe zu ertheilen, giebt man ihr einen
                              Zusatz von Zinnober, und es hat sich nun im Publicum die Befürchtung verbreitet, als
                              könnten giftige oder doch nachtheilige Folgen daraus entstehen. Ganz abgesehen aber
                              davon, daß der Zinnober seiner völligen Unauflöslichkeit wegen nicht zu den
                              eigentlich giftigen Stoffen gehört, ist er auch in dem vorliegenden Falle mit der
                              Kautschukmasse so fest und innig verbunden, daß, wenn er auch giftig wäre, unmöglich
                              eine nachtheilige Wirkung von ihm hervorgebracht werden könnte. Bedient man sich
                              doch auch zum Plombiren der Zähne verschiedener Metalllegirungen, welche einen nicht
                              unbedeutenden Zusatz von Quecksilber enthalten, und dennoch nicht die geringsten
                              giftigen Wirkungen machen. Die Substanz der Kautschukgebisse besitzt eine solche
                              Härte und Festigkeit, daß sie im Munde keiner Abnutzung unterliegt, wie denn auch
                              derartige Gebisse nach zweijährigem Gebrauch (die Erfindung ist noch nicht länger
                              bekannt) sich noch ganz unversehrt zeigen, als wären sie erst soeben aus der Hand
                              des Arbeiters hervorgegangen.
                           Es wäre in der That sehr zu bedauern, wenn ein so unbegründetes Vorurtheil, wie das
                              in Rede stehende, der allgemeineren Einführung solcher aus gehärtetem Kautschukangefertigten Gebisse
                              hinderlich in den Weg träte. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins.)
                           
                        
                           Patentirtes Verfahren, an Geweben mit Kettenfiguren einen
                              größeren Farbenwechsel zu erzielen, als es der Kettenscherung nach möglich ist; von
                              J. G. Schmidt, Fabrikant in Chemnitz.
                           Um bei Stoffen, bei denen der Grund von dem Einschlage und die Figuren von der Kette
                              gebildet werden, durch die letztere einen größeren Farbenwechsel hervorzubringen,
                              als es der Kettenscherung nach möglich ist, oder um mit denselben Kettenfäden,
                              welche die Figuren in der einen Farbe bilden, auch Figuren in der anderen Farbe
                              darzustellen, wendet man nachstehend beschriebenes, am 24. September 1861 im
                              Königreich Sachsen patentirtes Verfahren an.
                           Angenommen, man wolle die Figuren abwechselnd weiß und schwarz bilden, so schere man
                              zuerst eine ganz weiße Kette, und zwar, wenn sich der Farbenwechsel auf der ganzen
                              Breite des Stoffes zeigen soll, so breit als es diese Breite erfordert. Will man
                              jedoch den Farbenwechsel bloß auf einzelne Theile des Stoffes anwenden, so schere
                              man nur die dazu erforderlichen Kettentheile, und ergänze später die Breite der
                              Kette. Hat man diese fertig, so bezeichnet man an derselben der Länge nach genau die
                              Punkte, wo die Figur, wie angenommen, weiß werden soll, umwickelt die abgezeichneten
                              weißbleibenden Theile sorgfältig mit Bindfaden und zwar der Art, daß die
                              freigebliebenen Theile, wie angenommen, schwarz gefärbt werden können, ohne daß die
                              Farbe in die umwickelten und auszusparenden Theile eindringen kann. Auf diese Weise
                              erhält man eine Kette, welche der Länge nach auf einem gewissen Theile weiß bleibt
                              und auf anderen Theilen schwarz erscheint.
                           Ist die Kette so weit vorbereitet, so wird sie auf den Webstuhl gebracht und derart
                              zum Weben bereit gestellt, daß, wenn zuerst die weiße Figur gebildet werden soll,
                              auch der weiß gebliebene Theil der Kette und ebenso beim Jacquardstuhle diejenigen
                              Karten vorliegen müssen, welche die weiße Figur bilden. Nun wird das Weben begonnen
                              und fortgesetzt, bis die weiße Figur gebildet ist. Ist nun nach unserer Annahme der
                              weiße Theil der Kette verarbeitet, so müssen auch die Karten, welche die weiße Figur
                              bilden, geendet haben.
                           Hierauf wird von der Kette der nächste schwarze Theil ebenso bereit stehen, wie
                              diejenigen Karten, welche die schwarze Figur bilden, und so wird auch dieser Theil
                              abgewebt. Ist dieß geschehen, so tritt wieder eine weiße Figur nebst den
                              betreffenden Karten ein, dann wieder eine schwarze Figur und so fort, bis die Kette
                              völlig abgewebt ist.
                           Doch ist hierbei noch zu bemerken, daß die Figuren, der Länge nach, in einiger
                              Entfernung von einander stehen müssen; der Zwischenraum wird dann vom Grunde
                              gebildet, und die Kettenfäden müssen von dem Einschlage gut verdeckt werden, um die
                              Stellen, wo der Farbenwechsel eintritt, auf der rechten Seite des Stoffes nicht
                              sichtbar werden zu lassen. Denn es ist weder beim Färben, noch beim Weben möglich,
                              den Farbenwechsel so scharf abzugrenzen, daß er auf einer
                              Linie der Kette liegt; doch bewegen sich die Farbenanfänge und die Enden innerhalb
                              einer Grenze von 3 bis 4 Zoll.
                           Ebenso wie Weiß und Schwarz, läßt sich auch jede andere Farbe in beliebiger
                              Abwechselung, lassen sich nicht nur zwei, sondern drei und mehr Farben abtheilen,
                              färben und anwenden.
                           Das vorliegende Verfahren gewährt den Vortheil, daß man zu einem solchen mehrfarbigen
                              Stoffe nicht mehr Material als zu einem einfarbigen braucht, daß man eine
                              festverbundene Waare erzielt und der Farbenwechsel die verschiedensten
                              geschmackvollen Veränderungen ermöglicht. (Sächsische Industriezeitung, 1861, Nr.
                              48.)