| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. , S. 394 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die optische Anstalt der Herren Voigtländer und Sohn in Braunschweig.
                           In der optischen Anstalt der Herren Voigtländer und Sohn,
                              welche dieselben mit Beibehaltung einer Commandite in Wien vor 13 Jahren nach
                              Braunschweig verlegten, war schon Ende des verflossenen Jahres das zehntausendste photographische Instrument vollendet
                              worden; zur Feier dieses Ereignisses gab der Chef der genannten Firma, Herr Friedrich Voigtländer, am 22. Februar d. J. seinem
                              gesammten Personale in den Räumen des „Odeon“ zu Braunschweig
                              ein Fest, für welches das zehntausendste Objectiv, eines der größten Sorte,
                              zurückgehalten und im Saale aufgestellt worden war.
                           Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, daß sich Daguerre bei Anwendung seiner wundervollen Entdeckung wegen Mangels an
                              hinreichend lichtstarken Objectiven auf die photographische Aufnahme lebloser
                              Gegenstände beschränkt sah, und die Erzeugung von Portraits in jener Zeit in das
                              Reich der frommen Wünsche gehörte; weniger bekannt aber dürfte es in größeren
                              Kreisen seyn, daß dieß Problem erst im Jahre 1841 durch das Auftreten der Herren Voigtländer und Sohn mit ihren
                              nach der Berechnung des Herrn Professor Petzval
                              construirten Objectiven von großer Lichtstärke gelöst wurde, und daß sonach diese
                              Herren als die Gründer einer neuen Aera in der Photographie erscheinen, da diese
                              erst von jenem Zeitpunkt an nach und nach die jetzige große Ausdehnung gewann. Die
                              Leistungen der genannten Herren wurden damals allgemein anerkannt, und empfingen
                              dieselben unter anderen Auszeichnungen von Paris, wohin sie die ersten mit diesen
                              Instrumenten erzeugten Portraits sandten, eine eigens für sie geprägte Medaille.
                           Es war natürlich, daß das anfängliche Monopol des Etablissements in Anfertigung
                              solcher Apparate nach und nach einer in allen Ländern eröffneten Concurrenz weichen
                              mußte, allein bis auf den heutigen Tag haben die Instrumente der Herren Voigtländer und Sohn, welche
                              allen diesen Nachahmungen mehr oder weniger als Modell dienten, ihren alten Ruf
                              bewahrt, und dürfte dafür der durchschlagendste Beweis in der oben erwähnten Zahl
                              der bis jetzt angefertigten Instrumente sowie in dem Umstande zu finden seyn, daß
                              sie in allen ersten Ateliers der Welt, und besonders in Paris, als dem Hauptsitze
                              der Concurrenz, angetroffen werden, wo sie noch dazu viermal theurer sind als selbst
                              die besseren der dort erzeugten.
                           Von dem richtigen Grundsatze geleitet, daß es in keinem Geschäfte, welche Höhe es
                              auch immer erreicht haben mag, einen Stillstand gebe, haben die Herren Voigtländer und Sohn erst
                              kürzlich einige Neuerungen und Verbesserungen an ihren Instrumenten angebracht,
                              denen hauptsächlich die jetzt so bedeutende Ausdehnung des Geschäftes zuzuschreiben
                              ist, denn während sich die erwähnte Zahl von 10,000 Apparaten auf den Zeitraum von
                              20 Jahren vertheilt, fallen davon allein 1200 auf das abgelaufene Jahr, und nur die
                              Beschränkung an Arbeitskräften verhinderte die Anfertigung einer noch größeren Zahl,
                              da es sich nicht um die Aufträge, sondern lediglich um die Möglichkeit der
                              Ausführung derselben handelt. Um den sich immer mehr häufenden Aufträgen Genüge
                              zuleisten, wurde die
                              Anstalt so eben durch einen Neubau bedeutend vergrößert, sowie eine Dampfmaschine
                              aufgestellt, und es geht das schon jetzt zahlreiche Arbeiterpersonal einer
                              bedeutenden Vermehrung entgegen, so daß in diesem Jahre auf die Anfertigung von 2000
                              Objectiven gerechnet wird.
                           Außer diesen photographischen Apparaten beschäftigt sich das Etablissement noch in
                              ähnlicher Ausdehnung mit Anfertigung der ebenfalls von den Herren Voigtländer u. Sohn zuerst
                              construirten Perspective mit achromatischen Ocularen, für Theater- und
                              Feldgebrauch, ganz besonders auch für den Gebrauch auf Schiffen, die sich namentlich
                              in England eines großen Rufes erfreuen und dort unter dem Namen der
                              „Voigtländer“ bekannt sind.
                           Es würde zu weit führen, auf weitere Einzelnheiten der Leistungen des Instituts
                              einzugehen, doch kann bemerkt werden, daß schon vor 25 Jahren der jetzige Inhaber
                              des Geschäfts, Hr. Friedrich Voigtländer, sein Augenmerk
                              speciell auf die Anfertigung von Fernröhren nach seiner Berechnung richtete, welche
                              nach Briefen und bekannt gewordenen Urtheilen von Gauß,
                                 Schumacher und Anderen, den Fraunhoferschen
                              Fernröhren nicht nur gleichgestellt werden mußten, sondern dieselben in einzelnen
                              Eigenschaften sogar übertrafen.
                           Der jetzige Inhaber des Geschäfts, welches vor mehr als hundert Jahren durch dessen
                              Großvater gegründet wurde und vor 26 Jahren von seinem Vater auf ihn übergieng,
                              wußte demselben namentlich durch seine Verbindungen mit dem Auslande die
                              gegenwärtige Bedeutung sowie zugleich auch dadurch die sicherste Basis zu geben, daß
                              Agenturen an allen bedeutenden Plätzen Europa's und Amerika's errichtet, sowie mit
                              einigen Firmen für ganze Länder Contracte abgeschlossen wurden für Lieferungen von
                              Apparaten zu einer bestimmten Höhe des Betrages und für eine Reihe von Jahren. Wir
                              begegnen mithin hier der so seltenen Zusammenwirkung zweier Factoren, nämlich
                              künstlerischer Leistungen mit kaufmännischem Betriebe.
                           
                        
                           E. Semper's
                              Wolltrockenmaschine.
                           In diesem Bande des polytechn. Journals wurde S. 89 die
                              Beschreibung der vom Civilingenieur E. Semper in Görlitz
                              construirten Maschine zum Trocknen von Wolle und Baumwolle mitgetheilt. Dem Wunsche
                              des Erfinders entsprechend, tragen wir hiemit nach, daß ihm diese Maschine nicht
                              allein in Sachsen, sondern auch in Preußen, Oesterreich, Belgien, Schweden und
                              Norwegen patentirt ist, und bereits in verschiedenen Exemplaren sich im Betriebe
                              befindet.
                           Die Redaction.
                           
                        
                           Keilförmige Treibriemen.
                           Um das Gleiten der Riemen auf den Scheiben zu verhindern, ohne dieselben übermäßig
                              anspannen zu müssen, gibt ihnen W. Clissold nach einer im
                              Lond. Journ. veröffentlichten Patentbeschreibung
                              einen Vförmigen Querschnitt, und versieht die Scheiben
                              auf ihrem Umfange mit ähnlich geformten Ausschnitten. Der Riemen reibt sich mit
                              seinen abgeschrägten Seitenflächen an den Seitenflächen der Ausschnitte, und bedarf
                              hierbei, um die Scheibe mitzunehmen oder von derselben mitgenommen zu werden, keiner
                              erheblichen Spannung. Die Riemen werden aus einer Anzahl übereinandergelegter
                              Lederstreifen zusammengesetzt, welche nach unten schmäler werden; die Enden der
                              einzelnen übereinanderliegenden Riemen sind schräg aneinander gestoßen und die Stöße
                              gegeneinander versetzt. Die Verbindung der einzelnen Riemenstreifen untereinander
                              geschieht durch Metallschrauben. Bei größeren Kraftübertragungen kann man sich eines
                              doppelten (d.h. zweier neben einander liegenden) Riemens, der in zwei Spuren VV geht, bedienen. Noch ist zu erwähnen, daß man
                              statt des Leders abwechselnd Lagen von Leder und einem Gewebe oder Kautschuk und
                              Gutta-percha in vulcanisirtem Zustande verwenden kann.
                           
                        
                           
                           Neuere Formmethoden.
                           In der Ruffer'schen Maschinenfabrik in Breslau werden Zahnräder ohne Modell auf die Weise geformt, daß man eine
                              stehende Welle in den vorher festgestampften Sandboden einsenkt, und als Drehachse
                              für ein gußeisernes Rahmenstück benutzt, an dessen äußerem Ende ein Formstempel in
                              einer senkrechten Führung auf- und abwärts geschoben werden kann. Man sticht
                              mittelst dieses Stempels die Zähne einzeln oder paarweise aus, und dreht den Rahmen
                              jedesmal um einen entsprechenden Theil weiter. Durch eine Theilscheibe auf der
                              Drehachse wird das Rahmenstück mittelst eines federnden Stiftes in seinen Stellungen
                              fixirt. Zum Formen der Radspeichen dient ein Modell. – In der Maschinenfabrik
                              von Lasswitz u. Comp. in
                              Breslau werden die Kerne bei der Rohrförmerei aus
                              gewöhnlichem Formsand in der Weise hergestellt, daß man eine hohle gußeiserne
                              Kernspindel, mit Löchern und Stacheln versehen, in den zweitheiligen Kernkasten
                              legt, mit Sand unterstampft und überdeckt, dann mit einer Chablone abzieht. Nachdem
                              der Kern eingelegt, kann das Rohr sofort gegossen werden. Man wendet diese Methode
                              bei allen Rohrdimensionen von 2 Zoll Durchmesser und 6 Fuß Länge bis zu 8 Zoll
                              Durchmesser an. (Studienreise der Studirenden des königl. Gewerbe-Institutes
                              zu Berlin. Berlin 1859.)
                           
                        
                           Lang's Verfahren zum Verschmelzen von
                              Eisenfrischschlacken.
                           In diesem Bande des polytechn. Journals wurde S. 116 das
                              Verfahren von Lang zum Verschmelzen der Frischschlacken
                              mitgetheilt. Bezüglich desselben hat Hr. Reinhold v. Reichenbach folgendes Schreiben an das Secretariat des österreichischen
                              Ingenieurvereins gerichtet:
                           
                              „Im Jahrgange 1861 der Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins
                                 findet sich S. 137 die nähere Beschreibung eines den HHrn. Fr. Lang und A. Frei
                                 privilegirten Verfahrens zum Verschmelzen der Frischschlacken, welche in allen
                                 wesentlichen Punkten genau übereinstimmt mit jenem Verfahren, das von dem
                                 Unterzeichneten für denselben Zweck bereits vor 8 Jahren, nämlich im Jahrgang
                                 1853 der österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen S. 301
                                 unter der Aufschrift: „über das Zugutemachen der
                                    Frischschlacken“ ausführlich begründet und öffentlich in
                                 Vorschlag gebracht worden ist. Auch wurde dort am Schlusse bemerkt, daß dieselbe
                                 Beschickungs- und Schmelzungsmethode auf manche natürliche Eisenerze
                                 gleichfalls mit Vortheil anzuwenden seyn wird. Unter diesen Umständen dürfte der
                                 berührte Gegenstand kaum mehr privilegirbar erscheinen, nachdem ihm das
                                 erforderliche Prädicat der Neuheit offenbar abgeht, wenn auch das wirkliche
                                 Verdienst der ersten praktischen und gelungenen Ausführung weder in Abrede
                                 gestellt, noch irgend Jemanden geschmälert werden will. Mit dem höflichen
                                 Ersuchen, dieses Sachverhalten zur gefälligen Kenntniß nehmen zu wollen,
                                 zeichnet hochachtungsvoll.
                              
                           
                              Wien, den 14. Juli 1861.
                              
                           Reinhold v. Reichenbach,Ingenieur.“            
                           
                        
                           Ueber die Abscheidung des Vanadiums aus Eisenerzen; von H. Deville.
                           Bei Gelegenheit der Untersuchung eines vanadinhaltigen Eisenerzes aus der Gegend von
                              Toulon hat Deville folgendes Verfahren zur Abscheidung
                              des Vanadiums in der Form von Vanadinsäure als erfolgreich in Ausführung gebracht.
                              Um das Vanadium aus den betreffenden Eisenerzen abzuscheiden, zieht man durch
                              Salzsäure daraus den Kalk aus, pulverisirt und mischt es mit der Hälfte seines
                              Gewichtes Aetznatron, befeuchtet mit etwas Wasser, damit das Natron die Masse
                              gleichmäßig durchdringe, und erhitzt sie in einem gußeisernen Gefäße bis zum
                              Rothglühen. Man laugt hierauf die Masse mit kochendem Wasser aus, filtrirt das
                              feinzertheilte Eisenoxyd ab, und leitet durch das Filtrat Schwefelwasserstoffgas,
                              wodurch anfangs die Thonerde gefällt wird, dann aber die Lösung sich langsam
                              dunkelroth färbt (wie übermangansaures Kali), indem sich Natronsulfovanadatbildet. Die Lösung gibt
                              mit Schwefelsäure oder Essigsäure beim Kochen einen Niederschlag von braunem
                              Schwefelvanadium, das durch Rothglühen sich in geschmolzene Vanadinsäure
                              umwandelt.
                           Die schönen Farben, welche die Vanadinverbindungen zeigen, lassen vermuthen, daß es
                              auf billigere Weise und in größerer Menge als bisher dargestellt, technische
                              Verwendung, wie etwa in der Porzellanfabrication, wird finden können. (Journal für
                              praktische Chemie, Bd. LXXXIV S. 255.)
                           
                        
                           Das Amalgamiren galvanischer Zinkelemente.
                           Diese Operation ist eine für den Physiker, Telegraphisten und Galvanoplastiker
                              überaus lästige Arbeit, so daß jede kleine Erleichterung derselben wünschenswerth
                              erscheint. Bei der gewöhnlichen Methode, wo man das Quecksilber durch Aufgießen und
                              Vertheilen mit dem Finger oder einem Wergbäuschchen auf der vorher mit verdünnter
                              Schwefelsäure abgebeizten Zinkfläche zu vertheilen sucht, ist es schwierig, die
                              Quecksilberkügelchen aufzufassen und aufzutragen, eben weil sie an dem Werg nicht
                              haften. Die Säure greift außerdem die Haut an, die längerdauernde Berührung mit dem
                              Quecksilber könnte vielleicht sogar nachtheilig wirken. Außerdem wird leicht
                              Quecksilber verschüttet, oder wenigstens unnöthig viel aufgetragen. Bei Gelegenheit
                              der Darstellung des elektrischen Lichtes waren 70 große ringförmige Zinkelemente zu
                              amalgamiren. Dieß gelang überraschend schnell und vollständig, indem man dieselben
                              zuerst in einer Zelle mit sehr verdünnter Schwefelsäure so lange stehen ließ, bis
                              ein kräftiges Aufbrausen eintrat, und alsdann mit einer gewöhnlichen
                              Metalldraht-Kratzbürste, die vorher ebenfalls in Säure getaucht worden war,
                              das in einer Schale enthaltene Quecksilber aufnahm und einrieb. Die sich rasch
                              amalgamirenden Messingdrähte boten dem Quecksilber vollständige Adhäsion und
                              entfernten gleichzeitig durch ihre Reibung die fester sitzenden Oxydtheilchen. In
                              wenig Stunden und mit einem sehr kleinen Aufwande von Quecksilber waren die ganzen
                              Zinkelemente amalgamirt. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 2.)
                           
                        
                           Anwendung des Schwefelcadmiums für die technische
                              Feuerwerkerei; von C. Uhden.
                           Ich habe Versuche über die Anwendbarkeit des Schwefelcadmiums für die technische
                              Feuerwerkerei gemacht, da das Cadmium mit brauner Farbe verbrennt. In folgendem
                              Satze verbrennt das Schwefelcadmium mit sehr schöner weißer Flamme, welche mit einem
                              prachtvoll blauen Rande umgeben ist:
                           
                              
                                 Salpeter
                                 20 Theile
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   5    „
                                 
                              
                                 Schwefelcadmium
                                   4    „
                                 
                              
                                 feine Kohle
                                   1    „
                                 
                              
                           Dieser Satz läßt sich zu Leuchtkugeln und Lichtern
                              verwenden.
                           Herford, den 24. Februar 1862.
                           
                        
                           Giftfreies Ultramaringelb.
                           Eine bisher wenig gebräuchliche Farbe, die man sonderbarer Weise Ultramaringelb genannt hat, kommt in einer Verpackung in
                              den Handel, welche die ausdrückliche Bezeichnung „giftfrei“
                              trägt. In Folge dieser Bezeichnung ist sie auch zum Färben von Conditorwaaren
                              verwendet worden, die dann aber gar nicht unbedenkliche Gesundheitsstörungen
                              hervorgerufen haben, da diese Farbe durchaus nicht giftfrei, sondern entschieden
                              schädlich ist. Sie besteht nämlich aus chromsaurem Baryt und chromsaurem Kalk, ist
                              alsozwar nicht, wie
                              die bisher gebräuchlichen gelben Chromfarben (chromsaures Bleioxyd und chromsaures
                              Zinkoxyd), wirklich giftig, die chromsauren Salze sind aber als solche, nicht bloß
                              in Folge Metallgehalts, absolut schädlich, und um so schädlicher, je leichter
                              löslich sie sind. Die fragliche Farbe ist aber schon in Wasser etwas, in den
                              schwächsten Säuren leicht löslich, sie kann daher leicht schädlicher werden als das
                              schwer lösliche Chromblei. Die Bezeichnung dieser Farbe als giftfrei ist also nicht
                              gerechtfertigt und ihre Verwendung zum Färben von Eßwaaren durchaus unstatthaft.
                              (Verhandlungen des nieder-österreichischen Gewerbevereins.)
                           
                        
                           Rother Farbstoff aus dem Kreosot, nach Kolbe.
                           Der Verf. beschreibt in den Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXIX S. 169, einen
                              Farbstoff von orangerother Farbe, der sich in den Lösungen der Alkalien mit
                              prachtvoller Purpurfarbe löst. Er bildet sich beim Erhitzen eines Gemenges von
                              Kreosot und Oxalsäure mit Schwefelsäure. Zur Färberei ihn zu verwenden gelang bis
                              jetzt nicht.
                           
                        
                           Ueber Luftfiltration.
                           Schon im J. 1854 haben Schröder und v. Dusch bewiesenPolytechn. Journal Bd. CXXXII S. 295., daß die atmosphärische Luft ihre Fähigkeit, in gewissen Substanzen Gährung
                              oder Fäulniß hervorzurufen, vollständig verliert, wenn man sie, ohne sie zu
                              erhitzen, durch ein mit Baumwolle locker gefülltes Glasrohr leitet; doch muß man die
                              hiezu dienende Baumwolle vorher einige Zeit hindurch im Wasserbade erwärmen. Diese
                              wissenschaftlich eben so interessante als praktisch höchst werthvolle Thatsache hat
                              Schröder durch fortgesetzte UntersuchungenAnnalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CIX S. 35 und Bd. CXVII S. 273. noch genauer zu erforschen gesucht, und ist derselbe in neuester Zeit zu dem
                              bestimmten Resultat gelangt, daß die merkwürdige Wirkung der
                                 Baumwolle, wie er bereits vermuthet hatte, in der That nur darauf beruht, daß
                                 durch dieselbe die in der Luft befindlichen mikroskopischen Keime, welche allein die Schimmelbildung, die Bildung der Weinhefe,
                                 des Milchsäureferments, des Ferments der Zersetzung des Harns etc. hervorzurufen vermögen, zurückgehalten werden. Gekochte
                              vegetabilische oder animalische Substanzen, heiß mit Baumwolle verschlossen, bleiben
                              unter derselben gegen jede Art von Gährung, Fäulniß oder Schimmelbildung vollkommen
                              geschützt, wenn alle entwicklungsfähigen Keime in denselben durch das Kochen
                              getödtet worden sind; denn diejenigen Keime, welche von der Luft zugeführt werden
                              könnten, werden durch die Baumwolle aus derselben abfiltrirt. Die Keime der meisten
                              vegetabilischen und animalischen Organismen werden durch bloßes Aufkochen der
                              Substanzen, in denen sie vorkommen, schon vollständig getödtet. Zur Tödtung aller
                              von der Luft zugeführten Keime reicht kurzes Aufkochen bei 100° C. ebenfalls
                              hin. Milch, Eigelb und Fleisch enthalten Keime, welche durch kurzes Aufkochen bei
                              100 Grad in der Regel nicht vollständig vernichtet sind. Kochen bei höherer
                              Temperatur, z.B. bei 2 Atmosphären Druck im Digestor, oder sehr lange fortgesetztes
                              Kochen bei 100 Grad reicht immer hin, auch diese Keime gänzlich zu zerstören. Keime
                              der Milch, des Eigelb, des Fleisches sind, auch wenn sie einer nicht allzulange
                              fortgesetzten Kochhitze bei 100 Grad ausgesetzt waren, noch fähig, sich als das
                              specifische Fäulnißferment, und nicht selten, wenigstens im Eigelb und Fleische, in
                              der Form langer, aber träger Vibrionen zu entwickeln. Dieses specifische
                              Fäulnißferment ist animalischer Natur. Es entwickelt und vermehrt sich auf Kosten
                              aller eiweißartigen Verbindungen. Es ist jedoch keiner Vermehrung fähig unter
                              Verhältnissen, welche alle Bedingungen vegetabilischer Bildung enthalten.
                           
                        
                           
                           Ueber den Hoff'schen
                              Malzextract.
                           Nachdem in verschiedenen öffentlichen Blättern der sogenannte Hoff'sche Malzextract als Mittel gegen zahlreiche Körperleiden und zur
                              Kräftigung der Gesundheit überhaupt wiederholt angepriesen worden, hat eine
                              sorgfältige chemische Analyse desselben durch Sachverständige stattgefunden. Die
                              Untersuchungen ergaben, wie die N. Hannov. Zeitung berichtet, Folgendes: Der
                              sogenannte Hoff'sche Malzextract enthält in Procenten:
                              3,0 Weingeist, 0,2 Kohlensäure, 0,03 Hopfenbitter, 7,02 Malzextract, 89,75 Wasser.
                              Es sind demnach in demselben nur solche Bestandtheile enthalten, welche allgemein im
                              Biere vorkommen, und zwar in Verhältnissen, welche denen des Münchener Bieres nach
                              den darüber veröffentlichten Analysen nahe kommen. Es geht daraus zur Genüge hervor,
                              daß der vielgepriesene Hoff'sche Malzextract weiter
                              keinen Vorzug hat, als daß er völlig unschädlich ist, sonst aber mit den übrigen
                              Wundermitteln auf gleicher Stufe steht, die keinen anderen Nutzen stiften, als den,
                              ihren Erfinder reich zu machen. Zu bedauern ist nur, daß solche amtliche Analysen,
                              wie die von der N. Hannov. Zeitung veröffentlichte, in der Regel erst so spät,
                              nachdem ein großer Theil des Publicums bereits sein schweres Geld für das
                              Geheimmittel ausgegeben und der Verkäufer seinen Zweck erreicht hat, durch die
                              Presse der Oeffentlichkeit übergeben werden.
                           
                        
                           Ueber die Farbe der Briefoblaten.
                           Es ist keineswegs gleichgültig, mit welchen Farben die Brieboblaten versetzt sind,
                              denn man erweicht dieselben vor dem Gebrauch gewöhnlich im Munde, wobei leicht
                              Theilchen davon zurückbleiben, die dann in den Magen gelangen. Diese Umstände
                              bewogen Hrn. Prof. Wittstein in München, die
                              verschiedenen farbigen Oblaten auf Colorit theils selbst zu untersuchen, theils
                              durch Hrn. W. Müller aus Backnang untersuchen zu lassen.
                              Das Resultat war folgendes: Die rothen Oblaten, welche von allen Sorten am meisten
                              verwendet werden, scheinen auf den ersten Blick mit Zinnober gefärbt zu seyn, allein
                              es zeigte sich bei näherer Prüfung, daß nicht Zinnober, sondern Mennige (ein
                              Bleipräparat) darin ist, und zwar enthielt eine Sorte 42 Proc. (in einer Oblate fast
                              1 Gran), eine andere Sorte 25 Proc. davon! Die gelben Oblaten waren mit Chromgelb
                              (chromsaurem Bleioxyd) zu 14 Proc. gefärbt. Die grünen Oblaten enthalten den
                              sogenannten grünen Zinnober (ein Gemenge von chromsaurem Bleioxyd und Berlinerblau),
                              und zwar 13 1/2 Proc. aus den Chromgelbantheil. Die Menge des Berlinerblaus, als
                              einer unschädlichen Farbe, wurde nicht bestimmt. Von blauen Oblaten lagen 4 Sorten
                              vor, von denen drei mit Ultramarin und eine mit Berlinerblau gefärbt waren. Die
                              Berlinerblausorte und die dunkelste Ultramarinsorte enthielten keine andere
                              schädliche Farbe; in den beiden helleren Ultramarinsorten fand sich indessen auch
                              Bleioxyd, in der blassesten zu 7 1/3 Proc. als Bleiweiß, in der dunkleren nur eine
                              höchst geringe Menge. Es dürfte daher von einem absichtlichen Zusatze einer
                              Bleiverbindung zu dieser mittelblauen Sorte wohl keine Rede, sondern das Blei
                              zufällig dadurch hineingekommen seyn, daß man den Apparat, worin der Teig zu den
                              bleihaltigen Oblaten angemacht war, ohne vorherige sorgfältige Reinigung wieder zu
                              anderen Sorten benutzt hatte. Auch in rosarothen, violetten, fleischfarbigen,
                              braunen und weißen Oblaten konnte Blei, jedoch gleichfalls nur in Spuren
                              nachgewiesen werden, und es erklärt sich dieser Bleigehalt wohl ebenso wie bei der
                              einen Ultramarinsorte. Die Farbe der rosenrothen, violetten und fleischfarbigen
                              waren Lacke, die braune Sorte war durch Eisenocker gefärbt und die weiße bestand aus
                              bloßem Mehlteig. Diesen Untersuchungen gemäß ist bei dem Gebrauche der blaßblauen,
                              grünen, gelben und ganz besonders der rothen Oblaten die größte Vorsicht nöthig; und
                              es dürfte kaum einem Zweifel unterliegen, daß die Verwendung giftiger Farben, wie
                              Mennige, Bleiweiß und Chromgelb, zum Färben der Oblaten von der Sanitätsbehörde
                              verboten werden muß. Am räthlichsten wäre es, sich nur der eines jeden
                              Farbenzusatzes entbehrenden, also der weißen Oblaten zu bedienen. (Durch
                              Verhandlungen d. nieder-österr. Gewerbevereins.)
                           
                        
                           
                           Ueber Vertilgung der Schaben.
                           Die Vertilgung der Schaben, dieser unheimlichen Gäste, welche in so mancher Wohnung,
                              besonders der Küche, zu Milliarden sich einnisten und mit rapider Schnelligkeit sich
                              vermehren, bietet nicht geringe Schwierigkeiten. Die als wirksam empfohlenen Mittel,
                              Hinstreuen von pulverisirtem Borax, Bepinseln der Schlupfwinkel mit Chlorkalklösung,
                              helfen wenig. Selbst das Radicalmittel, brennender Schwefel, in solchen Räumen, z.B.
                              unter dem Feuerherd, die verschlossen werden können, scheint die Thiere nur zu
                              betäuben, aber nicht zu tödten, denn am nächsten Tage sind sie alle wieder da; ja
                              eine Hausfrau erzählte mir, daß sich unter den am andern Tage wieder erschienenen,
                              munter umherlaufenden, einige von der Schwefelung weiß gebleichte befanden.
                           Ein wirklich radicales Mittel aber bietet das bekannte Insectenpulver, auf
                              zweckmäßige Weise applicirt. Diese zweckmäßige Weise, eine recht sinnreiche neuere
                              Erfindung, besteht in der Anwendung eines kleinen Blasebalgs (Püsters), mittelst
                              dessen man das Insectenpulver in die Schlupfwinkel der Thiere hineinbläst. Wie die
                              Bewohner einer Stadt bei einem Erdbeben stürzen sie in wilder Flucht aus ihren
                              Löchern, und können so mit leichter Mühe zertreten werden, was jedenfalls sicherer
                              ist, als sie der tödtlichen Nachwirkung des Pulvers zu überlassen, die natürlich bei
                              den weniger getroffenen ausbleibt. Wem das Zertreten von Tausenden unschuldiger
                              Thiere widersteht, der fege sie, da sie halb gelähmt ihrer Bewegungen nicht mächtig
                              sind, mit einem Handbesen zusammen, schütte sie in ein Gefäß und tödte sie durch
                              Aufstreuen von Insectenpulver oder auf sonst beliebige Art.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 163, S. 400
                              
                           Der Haupttheil des Apparates, außer dem Püster, besteht in einer kleinen Blechkapsel
                              nach vorstehender Skizze: a die Düse des Püsters, b die mit einem Kork zu verschließende Oeffnung zum
                              Einschütten des Insectenpulvers, c das Ausströmungsrohr,
                              d ein durchlöcherter Boden, auf welchem das
                              Insectenpulver liegt.
                           Erste Bedingung ist natürlich ein gutes, nicht durch längere Aufbewahrung in einer
                              Papiertüte verdorbenes Insectenpulver. (Monatsblatt des hannoverschen
                              Gewerbevereins, 1861, Nr. 11.)