| Titel: | Ueber Kohks- und Steinkohlen-Oefen zur Beheizung von Zimmern; vom Bezirksbauinspector Landauer in Ludwigsburg. | 
| Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. XXVII., S. 102 | 
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                        XXVII.
                        Ueber Kohks- und Steinkohlen-Oefen
                           zur Beheizung von Zimmern; vom Bezirksbauinspector Landauer in
                           Ludwigsburg.
                        Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1862, Nr.
                              11.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Landauer, über Kohks- und Steinkohlen-Oefen zur
                           Beheizung von Zimmern.
                        
                     
                        
                           Das Zeitbedürfniß drängt mehr und mehr zur Verwendung von Kohks und Steinkohlen zur
                              Beheizung von Wohn- und Arbeitsgelassen, und zur Einrichtung auch älterer
                              Zimmeröfen zu diesem Zwecke; es gibt aber noch Viele, welche sich mit dieser
                              Heizmethode nicht befreunden können, und es sind insbesondere folgende Nachtheile, welche
                              dagegen geltend gemacht werden:
                           a) bei neuen und älteren
                                 Oefen:
                           
                              1) die von den Kohlenöfen ausstrahlende lästige, der Gesundheit
                                 nachtheilige Hitze,
                              2) der bei der Verwendung von Kohlen unausbleibliche Staub und
                                 Schmutz,
                              3) der üble Geruch;
                              
                           b) bei älteren für die
                                 Kohlenheizung erst eingerichteten Oefen:
                           
                              4) die Erfahrung, daß nicht allein die zur Aufnahme der Kohlen
                                 bestimmten Feuerkästen, sondern öfters auch die sehr dünn gegossenen anliegenden
                                 Ofenplatten selbst über kurz oder lang verbrennen,
                              5) daß sich bei Oefen mit Circulationscanälen diese bei
                                 Steinkohlen allzubald verrußen, des mangelnden Zuges wegen aber gewöhnlich das
                                 Brennen von Kohks nicht thunlich ist, sodann
                              6) die Nothwendigkeit, vor jedem Einfeuern die übrig gebliebenen
                                 oder abgestorbenen Kohlen zuvor erst aus dem Feuerkasten entfernen zu müssen,
                                 was, da es oft sehr mühsam geschehen muß, insbesondere den Dienstboten das
                                 Brennen von Kohks und Steinkohlen entleidet.
                              
                           Um diesen Nachtheilen so viel als möglich zu begegnen, schlagen wir Denen, welche
                              sich neue Oefen anschaffen wollen, folgende Construction unter Hinweisung auf die
                              Abbildungen vor, und schicken der Beschreibung derselben die Bemerkung voraus, daß,
                              um Schmutz und Staub aus den Zimmern entfernt zu halten, vor Allem außen heizbare Kohlenöfen geboten sind und die Ansicht
                              eine ganz irrige ist, es müßten solche Oefen von innen geheizt werden.
                           Ein von außen heizbarer Kohlenofen ist in Fig. 10 u. 11 abgebildet
                              und kann zu demselben jeder gewöhnliche Säulenofen verwendet werden.
                           In dem unteren, mit einem Halse versehenen Theil a findet
                              in der Mitte des Thürchens b der Zutritt der Luft durch
                              mit einem beweglichen Schieber versehene Oeffnungen statt; ebendaselbst findet ein
                              beweglicher Aschenkasten c und oberhalb dieses letzteren
                              ein schiebbarer, oder noch besser ein drehbarer Rost d
                              Raum.
                           An dem zweiten Theil des Cylinders e wird eine Oeffnung
                              und ein schiefer Hals f angebracht, durch welchen das
                              Brennmaterial von außen eingebracht wird, und der Rost von Oben herab sichtbar und
                              zugänglich bleibt. Auf einen etwas vorstehenden Rand g
                              dieses Cylinderstückes wird sodann ein besonderer conischer Einsatz h aufgesetzt, welcher zur Aufnahme der Kohlen dient, das
                              Verbrennen des Cylinders verhindert und nach Bedarf erneuert werden kann. Eine Zunge oder
                              sonstige Circulation, mit Ausnahme des Rauchrohres i,
                              ist überflüssig und eher hinderlich, dieses letztere aber muß, um nicht den schiefen
                              Hals unnöthig zu verlängern und die Bedienung des Ofens zu erschweren, seitwärts
                              angebracht und nicht allein oben, sondern auch unten durch die Feuerwand geführt
                              werden, um von außen gereinigt werden zu können.
                           Gegen das Zimmer hin wird der Ofen in einer Entfernung von einigen Zollen mit einem
                              thönernen Mantel k umgeben, welcher die Wärme aufnimmt,
                              zurückhält und in – der Gesundheit weit zuträglicherer Weise wieder von sich
                              gibt. Dieser Mantel kann von mehr oder weniger schön geformten und verzierten
                              gebrannten Kacheln ohne alle Ausmauerung aufgeführt werden, auch sind an dem Fuße
                              desselben bei 1 Oeffnungen anzubringen, durch welche die kalte Luft des Zimmerbodens
                              in den Raum zwischen dem Mantel und dem Ofen eintreten, sich an letzterem erwärmen
                              und oben unterhalb der Platte bei in wieder austreten kann.
                           Diese Platte ist von Gußeisen, bedeckt den Mantel in einer Höhe von etwa einem halben
                              Fuß über dem Ofen, und hat in der Mitte eine Oeffnung mit oder ohne Deckel, in
                              welcher ein Koch- oder Wassergefäß n unmittelbar
                              auf den Ofen gestellt und dessen Inhalt in kurzer Zeit ins Sieden gebracht werden
                              kann.
                           In einem solchen Ofen können nach den hierüber gesammelten Erfahrungen sowohl Kohks
                              als Steinkohlen, ja alle staubartigen Abfälle derselben verbrannt werden; derselbe
                              bedarf weder innen noch außen einer Reinigung, die Bedienung desselben geschieht von
                              der Küche oder dem Einheizwinkel aus, Rauch und Staub sind vollständig aus dem
                              Zimmer entfernt, und wird diesem eine nachhaltende, nie lästige Wärme zugeführt. Ist
                              das Feuer ausgebrannt und ein neues anzuzünden, so darf, wie bei den Füllöfen nur
                              der Rost gezogen oder gedreht, und es können die unverbrannten Kohlen zu gelegener
                              Zeit aus dem unterhalb befindlichen beweglichen Aschenkasten ausgelesen werden.
                           Es wäre dankenswerth, wenn die Hüttenwerke die wenigen Abänderungen, welche diese
                              Oefen an den vorhandenen Modellen erfordern, nämlich den Anguß zweier Zapfenlager
                              für den drehbaren oder den Guß zweier Laufschienen für den Schieb-Rost, sowie
                              die Anfertigung des schrägen Halses für die verschiedenen Nummern von Säulenöfen
                              vornehmen und diese Theile in den Eisenhandel bringen lassen wollten.
                           Die Kosten des beschriebenen Ofens für ein gewöhnliches Zimmer von 3–4000
                              Kubikfuß Raumgehalt belaufen sich, vorausgesetzt, daß die nöthige Gußwaare von den
                              Eisenhändlern ohne Modellkosten bezogen werden kann, und die Einrichtung des Halses und Rostes
                              nicht ganz vom Schlosser gefertigt werden muß (in welchem Falle 3–4 fl. mehr
                              anzuwenden sind),
                           
                              
                                 für Gußeisen auf 
                                 
                                 16 fl. 30 kr.
                                 
                              
                                 für Schlosserarbeit 
                                 
                                   2 fl. 30 kr.
                                 
                              
                                 für den Mantel 
                                 
                                 10 fl. –   kr.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Zusammen auf
                                 29 fl. –   kr.,
                                 
                              
                           wozu noch die Kosten des Setzens und Einmauerns und des
                              Rauchrohres kommen, welche auf circa 6 fl. berechnet
                              werden dürfen, so daß der Gesammtaufwand circa 35 fl.
                              beträgt, wogegen die von außen heizbaren, ebenfalls für Steinkohlenbrand
                              eingerichteten Fayenceöfen höher zu stehen kommen, dabei aber nur einen Theil der
                              obenerwähnten Vortheile darbieten, soferne die Kacheln derselben bei starker
                              Erhitzung des Ofens mit der Zeit Noth leiden, auch bei starken Kältegraden die Wärme
                              in den vorgeschlagenen Oefen leichter gesteigert werden kann, zu welchem Zwecke in
                              dem Mantel auch noch weitere verschließbare Oeffnungen angebracht werden können, um
                              die Wärme nötigenfalls schneller in das Zimmer gelangen lassen zu können.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
