| Titel: | Beschreibung eines Windmessers mit Zählwerk; vom General Morin. | 
| Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. XXVIII., S. 104 | 
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                        XXVIII.
                        Beschreibung eines Windmessers mit Zählwerk; vom
                           General Morin.
                        Aus den Comptes rendus, Februar 1862, t. LIV p.
                              232.
                        Morin's Windmesser mit Zählwerk.
                        
                     
                        
                           Die besten Ventilirapparate, von denen man die zuverlässigste Verrichtung erwarten
                              sollte, haben dennoch häufig nicht die gehoffte Wirkung, namentlich wenn sie nicht
                              mit der gehörigen Sorgfalt überwacht werden, daher eine leichte und sichere Controle
                              dieser Vorrichtungen in mancher Beziehung wünschenswerth ist. Es ist deßhalb schon
                              längst von allen denjenigen, die sich mit diesem Gegenstande beschäftigt haben, die
                              Nützlichkeit eines Instrumentes erkannt worden, mittelst dessen man mit einem Blick
                              und ohne Veränderung am Apparat selbst, so wie ohne irgend eine Rechnung die durch
                              das Instrument gezogene Luft ablesen könne, und zwar muß ein solches Instrument
                              gegen fremden Einfluß gesichert seyn.
                           Gelegentlich der Prüfung verschiedener Vorschläge zur Ventilation des neuen
                              Justizgebäudes in Paris habe ich vom Mechaniker Bianchi
                              den hier zu
                              beschreibenden Windmesser mit Zählwerk (anémomètre totalisateur) construiren lassen. Er beruht auf
                              dem Princip der gewöhnlichen Flügelapparate zu demselben Zweck, und unterscheidet
                              sich von ihnen nur durch seine großen Dimensionen und durch die Einrichtung des
                              Zählwerkes, welches die Gesammtsumme der Umdrehungen angibt, so daß man, ohne das
                              Instrument anzurühren, die hindurch gegangene Luftmenge für jeden Tag, jede Woche,
                              jeden Monat und selbst für ein ganzes Jahr ablesen kann. Dazu bedarf der Apparat
                              keiner anderen Wartung als der zeitweisen Erneuerung des Schmieröles.
                           Die sechs Flügel bestehen aus Aluminium, und stellen eine schraubenförmig gewundene
                              Fläche dar. Ihr äußerer Durchmesser ist 0,15 Met.; derselbe könnte auch, um die
                              Empfindlichkeit des Instrumentes zu erhöhen, auf 0,20 Met. gebracht werden. Diese
                              Flügel sind an einer verticalen, in der Mitte des Kamins angebrachten Achse
                              befestigt, welche aus Stahl besteht, und in zwei conischen Zapfen endigt, die in
                              ähnlich geformten Pfannen laufen; diese Pfannen sind etwas erweitert, um so viel Oel
                              aufzunehmen, daß die Zapfen ganz eingetaucht bleiben. Das Oel kann bei der
                              getroffenen Einrichtung nicht ablaufen und ist so vor Staub geschützt, daß es nur
                              sehr selten erneuert zu werden braucht.
                           Die Achse trägt eine endlose Schraube mit einem einzigen Gewinde, welche ein Rad mit
                              100 Zähnen bewegt, das die Einheiten der Umdrehungszahl angibt, was aber bei
                              längerem Gange des Instrumentes nicht einmal nothwendig ist.
                           Die horizontale Achse dieses Rades geht durch die ganze Breite des Kamins nach dem
                              Zählwerk; sie besteht aus zwei, durch eine Universalkuppelung verbundenen Theilen
                              und ist mit drei Lagern versehen.
                           Der Theil dieser Achse, welcher durch die Kaminwand geht, trägt eine Scheibe mit 100
                              Abtheilungen (wie das erste Rad), so daß man hier nötigenfalls die einzelnen
                              Umdrehungen des Flügelrades ablesen kann: sie geht dann in die verschließbare
                              Zählerkapsel. In derselben dreht eine Schraube mit einem einzigen Gewinde zunächst
                              ein Rad mit 100 Zähnen, wovon also jeder 100 Umdrehungen der Flügel entspricht; die
                              Scheibe dieses Rades zeigt die Hunderter der Umdrehungen bis zu 10000 an; dasselbe
                              steht dann in gewöhnlicher Weise mit weiteren Rädern in Verbindung, so daß man bis
                              zu Tausend Millionen Umdrehungen ablesen kann.
                           Alle Scheiben sitzen mit sanfter Reibung auf den Achsen der betreffenden Räder, so
                              daß man sie leicht auf 0 zurückstellen kann; dieß braucht aber nur sehr selten und
                              in großen Zwischenräumen zu geschehen, wenn ohnehin der Apparat zur Erneuerung des
                              Oeles nachgesehen werden muß. Trotz der zahlreichen Räder ist dieses Instrument in Folge der Größe der
                              Flügel und seiner sorgfältigen Ausführung nahezu so empfindlich, wie der so leichte
                              Windmesser von Combes. Ein vorläufiger Versuch mit dem
                              letzteren Instrumente, dessen Capacität durch die Formel
                           V = 0,20m + 0,07055 N
                              
                           ausgedrückt wird, ergab bei Anwendung eines
                              Luftzuführungsrohres von 0,295 Met. Durchmesser 551 Umdrehungen in einer Minute und
                              eine Geschwindigkeit von 0,848 Met. in der Secunde, während das vorliegende
                              Instrument 419,33 Umdrehungen in einer Minute macht.
                           Nach diesem ersten Versuch machen also die Flügel etwa 8 Umdrehungen unter dem
                              Einfluß eines Stromes von 1 Met. in 1 Secunde; der Apparat kann daher selbst bei
                              einer Geschwindigkeit des Stromes von 4 Met. in 1 Secunde, welche man bei der
                              Ventilation niemals erreicht, ein ganzes Jahr lang gehen, ohne daß man den Zähler
                              auf 0 zurückstellen müßte.
                           Wenn man also eine Capacitätsbestimmung des Apparates gemacht hat, welche das Volumen
                              der Luft aus den Umdrehungen zu berechnen gestattet, so reicht ein zeitweises
                              Ablesen der Zählscheiben zur Controle der Ventilation hin.
                           Der ganze Mechanismus des Instrumentes ist auf einem starken gußeisernen Träger
                              angebracht, welcher mittelst einer Blechplatte an der äußeren Wand des Kamins
                              befestigt wird. Der Zählapparat befindet sich außen in einer Büchse, die
                              verschlossen und gut verwahrt ist.
                           Ein eisernes Gestell, das dem Luftzug einen möglichst geringen Widerstand bietet, muß
                              im Kamin angebracht werden, um den Apparat darauf zu stellen, der also nötigenfalls
                              leicht weggenommen werden kann.
                           Ich bin jetzt beschäftigt einen Gasometer aufzustellen, um solche Windmesser durch
                              Vergleichung ihrer Angaben mit der wirklich hindurch gezogenen Luft zu eichen.