| Titel: | Die Anwendung des schwefelsauren Kupferoxyds und der Salzsäure bei quantitativen Kohlensäurebestimmungen; von Franz Stolba in Prag. | 
| Autor: | František Štolba | 
| Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. XXXVI., S. 128 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XXXVI.
                        Die Anwendung des schwefelsauren Kupferoxyds und
                           der Salzsäure bei quantitativen Kohlensäurebestimmungen; von Franz Stolba in
                           Prag.
                        Mit einer Abbildung.
                        Stolba, über die Anwendung des schwefelsauren Kupferoxyds bei
                           quantitativen Kohlensäurebestimmungen.
                        
                     
                        
                           Wenn man zum Behufe quantitativer Bestimmung der Kohlensäure dieselbe in den
                              Kohlensäure-Apparaten mittelst concentrirter (oder auch verdünnter)
                              Schwefelsäure aus Verbindungen abscheidet, welche Chlormetalle enthalten, wie
                              Potasche oder Soda, so entweicht stets mit der Kohlensäure etwas
                              Chlorwasserstoffgas, wie der stechend saure Geruch des entweichenden Gases und die
                              Nebelbildung mit Ammoniak nachweisen.
                           Die Quantität des entweichenden Chlorwasserstoffgases steigt mit der Menge der
                              vorhandenen Chlormetalle und mit der zur vollständigen Austreibung der Kohlensäure
                              nothwendigen Erhöhung der Temperatur bei Beendigung des Versuches. Bemüht, die
                              hieraus entspringenden merklichen Fehler zu beseitigen, habe ich in dem entwässerten
                              schwefelsauren Kupferoxyd einen Körper gefunden, der zweckmäßig als trocknende
                              Substanz angewandt, diese Fehlerquelle so vollständig beseitigt, daß man selbst die
                              Salzsäure zu genauen Kohlensäurebestimmungen anwenden kann.
                           Daß das entwässerte schwefelsaure Kupferoxyd begierig Feuchtigkeit zurückhält, ist
                              eine längst bekannte vielfältig benutzte Thatsache, und eben so bekannt ist es, daß
                              das salzsaure Gas von demselben unter Freiwerden von Schwefelsäurehydrat begierig
                              absorbirt wird.
                           Wie vollständig dieß stattfindet, ergibt der Versuch mit dem hiezu vorgerichteten
                              Apparate; denn zerlegt man in demselben ein kohlensaures Salz mit Salzsäure, so
                              bildet das nun entweichende Gas, selbst beim Kochen der Flüssigkeit, mit
                              Ammoniaklösung keine Nebel.
                           Man kann das wasserfreie schwefelsaure Kupferoxyd nicht geradezu anwenden, da es
                              pulverförmig ist, und somit das Trockenrohr verstopfen und vom Gase fortgerissen
                              werden könnte. Am zweckmäßigsten ist es, Bimssteinstückchen anzuwenden, welche mit
                              einer überschüssigen concentrirten Kupfervitriollösung in einem Kolben so lange
                              gekocht werden, bis alle Luft ausgetrieben ist, und sonach von der Lösung
                              durchdrungen wurden, worauf man sie sammt der Flüssigkeit in einer Schale zur
                              Trockne eindampft und bis zur Entwässerung erhitzt.
                           Die zusammengebackene Masse wird zertheilt, der Staub abgesondert, und die kleinen Stückchen, von
                              denen man sich einen Vorrath bereitet, werden in die Trockenröhre eingefüllt.
                           Nachstehende Figur stellt den von mir benützten Kohlensäure-Apparat, welcher
                              sich von dem bekannten Mohr'schen nur in der Anordnung
                              der Trockenröhre unterscheidet, in 2/3 der natürlichen Größe dar; er besitzt
                              hinreichende Stabilität und ein geringes Gewicht (60–70 Gramme).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 164, S. 129
                              Die Trockenröhre C wird von einem Probirgläschen
                                 gebildet, welches von einem doppelt durchbohrten Korke geschlossen wird.
                              Ein doppelt gebogenes Röhrchen c leitet das Gas bis
                                 nahe zum Boden der füllten Trockenröhre; durch die andere Oeffnung des Korkes
                                 geht das kleine Saugröhrchen d, über welches während
                                 des Aussaugens ein Kautschukröhrchen gestülpt wird.
                              Soll die Röhre C gefüllt werden, so dreht man ihren
                                 Schenkel Buge o, langen Schenkel von c ein, und füllt mit den Bimssteinstückchen unter
                                 sanftem Klopfen so weit an als erforderlich, worauf man den Kork wieder
                                 herunterdreht und einsetzt.
                              Stellt man den Kolben A auf eine Fläche, so kann man
                                 durch Auf- oder Niederdrehen von C beide
                                 Theile in eine horizontale Ebene bringen.
                              
                           Da sich während der Versuche die Aufnahme des Wassers und des Chlorwasserstoffgases
                              augenfällig an der blauen und grünlichen Färbung der weißen Stückchen zu erkennen
                              gibt, so weiß man, wenn die Trockenröhre frisch beschickt werden muß.
                           Ich benutze die Röhre so lange als noch ein Drittel ungefärbt blieb, so daß ich mit
                              meinem Apparat sechs bis acht Versuche nach einander anstellen kann.
                           Zur Füllung der Kugelröhre kann man nun Salzsäure oder Schwefelsäure anwenden.
                           Nimmt man concentrirte Schwefelsäure, so geschieht es vermöge ihrer bedeutenden
                              Dichte sehr leicht, daß auch bei gutem Schlusse des Quetschhahnes während des Tarirens etwas Säure
                              heruntertropft, wodurch der Versuch verdorben wird; auch ist die Einwirkung so
                              heftig, daß oft trotz aller Vorsicht wegen zu heftiger stoßweisen Entwickelung der
                              Kohlensäure kein verläßliches Resultat erhalten wird. Mit verdünnter Schwefelsäure
                              läßt sich schon gut arbeiten, allein auch sie kann zur Zerlegung des kohlensauren
                              Kalks, Baryts, Strontians und Bleioxyds, mit denen man es oft zu thun hat
                              (Kalksteine, Spodium, Bleiweiß) nicht angewandt werden.
                           Man pflegt daher in solchen Fällen eine Salpetersäure anzuwenden, die man vorher
                              durch Auskochen von den niederen Oxydationsstufen des Stickstoffs befreit hat.
                           Nach meiner Methode läßt sich hingegen mit bestem Erfolge von der käuflichen reinen
                              Salzsäure Gebrauch machen; sie bedarf keiner Vorbereitung, liefert bessere Resultate
                              als die so leicht zerlegbare Salpetersäure und gestattet die Anwendung des
                              Rückstandes zu anderen Bestimmungen.
                           Ehe ich im Folgenden die Ergebnisse meiner Kohlensäurebestimmungen mittelst Salzsäure
                              an chemisch reinen Stoffen als Belege für die zu erzielende Genauigkeit angebe, muß
                              ich noch einiges über die Versuche anführen, welche ich anzustellen hatte, um den
                              sich hiebei geltend machenden Einfluß der hygroskopischen Eigenschaft des Glases an
                              diesem Apparate kennen zu lernen.
                           Es ist zur vollständigen Austreibung der Kohlensäure nothwendig, daß, nachdem die
                              Salzsäure in der Kälte eingewirkt hat, und die Kohlensäure ausgesaugt wurde, die
                              Flüssigkeit in dem Kolben bis zum beginnenden Kochen erhitzt und nochmals ausgesaugt
                              werde. Thut man dieß nicht, so begeht man einen merklichen Fehler; so lieferte z.B.
                              1 Grm. kohlensaurer Kalk 43,4 Proc. Kohlensäure statt 44,0 Proc.
                           Läßt man nun den erhitzten Kolben vollkommen erkalten, so verdichtet seine Oberfläche
                              nicht so viel Feuchtigkeit wie vorher, und dieß gibt zu Fehlern Anlaß.
                           Ich fand in zahlreichen Versuchen, die ich theils mit dem leeren, theils mit dem
                              Wasser oder Salzsäure enthaltenden genau tarirten Apparate anstellte, daß er, so
                              weit als nothwendig erhitzt und dem allmählichen Erkalten, welches etwa 1 Stunde
                              erforderte, überlassen, hernach um 6 bis 10 Milligramme leichter war. Wurde der
                              Kolben jedoch, um ihn rasch abzukühlen, in ein mit kaltem Wasser gefülltes
                              Becherglas vorsichtig (damit der Kork vom Wasser nicht benetzt werde) eingesenkt,
                              und nach der Abkühlung mittelst eines trockenen Handtuches sorgfältig abgetrocknet,
                              so betrug der Verlust nunmehr ziemlich constant, wie viele Versuche zeigten, 3
                              Milligramme.
                           Diese Zahlen werden sich offenbar mit dem Feuchtigkeitszustande der Luft ändern, jedenfalls zeigen
                              aber die Versuche, daß der Fehler bei letzterem zeitersparenden Verfahren geringer
                              wird.
                           Um ihn unschädlich zu machen, muß man entweder mit möglichst großen Mengen der
                              kohlensauren Salze arbeiten, oder man könnte, wo dieß nicht angeht, eine Correctur
                              anbringen, indem man von dem Gewichtsverluste des Apparates denjenigen abzieht, den
                              man auf Rechnung der hygroskopischen Eigenschaften des Glases für den Tag des
                              Versuches setzen muß.
                           Ich habe beides versucht und die Resultate zusammengestellt.
                           In Bezug auf die angewandten kohlensauren Salze, in denen die Kohlensäurequantität
                              aus dem Gewichtsverluste bestimmt wurde, muß ich bemerken, daß sie mit aller
                              Sorgfalt zu diesem Zwecke eigens dargestellt und vollkommen trocken angewandt
                              wurden.
                           
                              
                                 
                                    Kohlensaurer Baryt lieferte Procente Kohlensäure
                                    
                                 
                              
                                 
                                 
                                    gefundenes
                                    
                                 
                                    corrigirtes
                                    
                                 
                                    Theorie
                                    
                                 
                              
                                 
                                 
                                    Resultat
                                    
                                 
                                 
                              
                                     1 Gramm
                                    22,66 Proc.
                                      22,36 Proc.
                                 22,31 Proc.
                                 
                              
                                     4 Gramme
                                 22,50    „
                                     (22,42)  „
                                 „       „
                                 
                              
                                 
                                    Kohlensaures Bleioxyd
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     1 Gramm
                                    16,56 Proc.
                                      16,26 Proc.
                                 16,47 Proc.
                                 
                              
                                     4 Gramme
                                 16,42    „
                                     (16,35)  „
                                 „       „
                                 
                              
                                 
                                    Kohlensaurer Kalk
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     1 Gramm
                                    44,35 Proc.
                                      44,05 Proc.
                                 44,00 Proc.
                                 
                              
                                     4 Gramme
                                 44,07    „
                                     (44,00)  „
                                 „       „
                                 
                              
                                     1 Gramme
                                 44,30    „
                                     (44,00)  „
                                 „       „
                                 
                              
                                     4 Gramme
                                 44,10    „
                                     (44,03)  „
                                 „       „
                                 
                              
                                 
                                    Kohlensaures Natron
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     1 Gramm
                                    41,63 Proc.
                                      41,33 Proc.
                                 41,51 Proc.
                                 
                              
                                     4 Gramme
                                 41,65    „
                                     (41,57)  „
                                 „       „
                                 
                              
                           Ich habe außerdem auf diese Weise sehr viele Kohlensäurebestimmungen an Mergeln,
                              Potasche- und Sodaproben ausgeführt, und letztere Stoffe vollständigen
                              Analysen unterworfen; die Resultate stimmten sowohl unter sich, als mit den zu
                              erhaltenden sehr wohl.
                           Enthält die Probe Schwefelnatrium, Schwefelcalcium oder unterschwefligsaure Salze, so
                              gibt man wie gewöhnlich etwas chromsaures Kali zu, und bringt zu der Probe etwas
                              mehr Wasser, da eine schwache Salzsäure auf das chromsaure Kali selbst beim Erhitzen
                              wenig einwirkt.