| Titel: | Fowler's Dampfpflug. | 
| Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. LXXXIX., S. 330 | 
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                        LXXXIX.
                        Fowler's Dampfpflug.
                        Aus der Zeitschrift des österreichischen
                                 Ingenieurvereins, December 1861, S. 255.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Fowler's Dampfpflug.
                        
                     
                        
                           In der Wochenversammlung des österreichischen Ingenieurvereines am 16. November 1861
                              theilte Hr. Sectionsrath P.
                                 Rittinger einige Notizen über den zweiten nach Oesterreich
                              eingeführten Fowler'schen DampfpflugMan sehe die Beschreibung des Fowler'schen
                                    Dampfpfluges und Prof. Rühlmann's Bericht über denselben im polytechn. Journal Bd. CLII S. 252. A. d. Red. mit, welcher an den vorhergehenden Tagen bei Schwechat in Betrieb gesetzt
                              worden war.
                           Dieser Apparat besteht, wie die Skizze Fig. 34 andeutet, aus
                              drei Haupttheilen: der Locomobile a, dem Pflug b und dem Anker c. Die
                              Locomobile wird an der einen, der Anker an der gegenüberliegenden Begrenzung des zu
                              pflügenden Feldes aufgestellt; an beiden sind horizontale Seilscheiben angebracht,
                              über welche das Transmissions-Drahtseil d, e
                              geschlungen ist. In den einen der Drahtseilstränge d
                              wird das Arbeitswerkzeug, der Pflug b eingeschaltet, der
                              andere läuft über Rollen auf einfachen Gestellen, die mit Rädern versehen sind und
                              senkrecht auf die Richtung des Drahtseiles verschoben werden können. Die Räder der
                              Locomobile sind mit etwa 15'' breiten Felgen versehen, um das Einsenken derselben zu verhindern; der
                              Anker besteht aus einem Wagen mit Achsen von 1' äußerem Durchmesser und dünnen durch
                              Blechscheiben gebildeten Rädern, welche durch die Schwere der Achsen und der auf den
                              Wagen gelegten Gewichte bis an die Achsen in das Erdreich einsinken und daher einer
                              Bewegung des Ankers durch die Spannung des Drahtseiles d,
                                 e hinreichenden Widerstand entgegensetzen. Der Pflug wird, da die Maschine
                              zum Umsteuern eingerichtet ist, abwechselnd von a gegen
                              e und umgekehrt gezogen; nachdem auf diese Weise
                              einige Furchen gebildet sind, werden Pflug und Anker senkrecht auf die Richtung des
                              Drahtseiles weiter geschoben, um dem Werkzeug wieder einen neuen Theil des Terrains
                              zur Bearbeitung darzubieten. Bei der Locomobile erfolgt diese Verschiebung dadurch,
                              daß von der Maschine aus, mittelst Zahnräder-Uebersetzung eines der Räder der
                              Locomobile gedreht wird; beim Anker dagegen wird, nach geschehener Einkuppelung, von
                              der Rolle, über welche das Seil d, e geschlagen ist,
                              eine zweite am Anker angebrachte horizontale Rolle, über welche das bei f befestigte Drahtseil g
                              geschlagen ist, in langsame Drehung versetzt, dadurch das Drahtseil g aufgewickelt und der Anker selbst weiter gegen f bewegt. Diese Bewegung erfolgt, während der Pflug
                              arbeitet und veranlaßt daher keinen Aufenthalt.
                           Der Pflug ruht auf einer Achse mit zwei Rädern von verschiedenem Durchmesser, deren
                              größeres in der durch das Pflügen gebildeten Furche, das kleinere außerhalb läuft,
                              so daß während der Arbeit die Achse horizontal liegt. Auf der letzteren und um
                              dieselbe drehbar, ist ein Rahmen angebracht, auf welchem zu beiden Seiten der Achse
                              je 4–6 Pflugscharen befestigt werden. Von den beiden Flügeln des Rahmens ist
                              immer nur der von der Bewegungsrichtung abgekehrte sammt den daran befestigten
                              Pflugscharen niedergesenkt und in Thätigkeit. Sehr einfache Vorrichtungen gestatten,
                              sowohl den Rahmen gegen die Achse in beliebiger Höhe festzustellen, wodurch die
                              Tiefe der Furchen ein bestimmtes Maaß erhält, als auch die Längenachse des Rahmens
                              gegen die Achse der Räder während der Fahrt zu drehen, und daher die
                              Bewegungsrichtung genau zu reguliren. Besonderes Interesse verdient unter den
                              Details die am Pflug angebrachte Vorrichtung zur Spannung des
                                 Seiles. Sehen in der Skizze Fig. 35
                              a die Achse, b eines der
                              Räder, c, c' der Rahmen. Die beiden von der
                              Kraftmaschine und dem Anker herkommenden Seilenden h, h
                              laufen über zwei Rollen d und sind dann in mehrfachen
                              Windungen über die mit breiten Rändern versehenen Rollen e,
                                 e' geschlungen. An den Achsen der Rollen e, e'
                              sind vier Zahnräder f, g, f', g angebracht, und zwar f, g auf der einen (in der Zeichnung der vorderen), f', g' auf der anderen Seite der Rollen e, e'. Die Räder f, f' sind
                              beziehungsweise mit 
                              g und g' durch Uhrketten
                              verbunden, deren Oeffnungen sich über die Zähne der Räder legen und daher bei einer
                              Drehung der letzteren mitgenommen werden.
                           Die kleineren Zahnräder f, f' können durch Kuppelung in
                              oder außer Eingriff mit den Rollen e, e' gebracht
                              werden. Soll der Zug am Seile in der Richtung der Pfeile erfolgen, also h das ziehende, und h' das
                              gezogene Seilstück seyn, so wird f mit e' in Eingriff, f' außer
                              Verbindung mit e gebracht.
                           Wird nun das Seilstück h angezogen, so pflanzt sich die
                              Bewegung desselben auf die Rolle e und das Zahnrad g, von diesem mittelst der Uhrkette und des Zahnrades
                              f in der durch Pfeile angedeuteten Richtung auf die
                              Rolle e' fort, es wird also das gezogene Seilende h' auf die Rolle e'
                              aufgewickelt. Hiebei vergrößern sich die anfänglich gleichen Spannungen von h' und h', letztere jedoch
                              im geringeren Grade, bis endlich der Moment eintritt, wo das Spannungsverhältniß von
                              h' und h' jenem der
                              Raddurchmesser g und f
                              gleichkommt, in welchem Moment die Bewegung des Pfluges beginnt, indem die Spannung
                              des ziehenden Seiles h entweder gleichzeitig oder schon
                              früher den zur Bewegung erforderlichen Werth erreicht hat. Jenes Spannungsverhältniß
                              stellt sich auch während der Bewegung des Pfluges stets von selbst her, wenn der
                              Widerstand zeitweise sich ändern sollte.
                           Erfolgt dagegen die Bewegung in entgegengesetzter Richtung, so braucht man sich nur
                              f aus-, f'
                              eingekuppelt und die Richtung sämmtlicher Pfeile umgekehrt vorzustellen, um sogleich
                              einzusehen, wie der Apparat auch in diesem Falle ganz den gleichen Zweck
                              erreicht.
                           Diese selbstthätige Vorrichtung ersetzt sehr zweckmäßig die bisher gebräuchlichen von
                              Hand bewegten Spannvorrichtungen (Rollen etc.).
                           Löst man, nachdem der Pflug am Ende seines Weges angekommen ist, die Kuppelung f aus, so können sich die Rollen e und e' wieder etwas zurückdrehen, das Seil
                              wird schlaff und es kann das Umlegen des Pfluges ungehindert von Statten gehen.
                           Nicht minder ist die Einrichtung der an der Locomobile befindlichen Seilscheibe
                              bemerkenswert; die Peripherie derselben ist mit einer doppelten Reihe aneinander
                              stoßender beweglicher Klappen besetzt, welche in ihrer Gesammtheit die Nuth zur
                              Aufnahme des Seiles bilden, und deren beiläufige Form in Skizze Fig. 36 angedeutet ist;
                              das Seil klemmt sich zwischen je zwei einander gegenüberstehende Klappen um so
                              fester ein, je stärker die Spannung des Seiles und daher der Druck desselben gegen
                              die Scheibe ist. Es wird dadurch dem Gleiten vorgebeugt; an der Stelle, wo das Seil
                              die Scheibe verläßt, öffnen sich die Klappen wieder von selbst und setzen daher dem
                              Austreten des Seiles keinen Widerstand entgegen.
                           Endlich ist die Kuppelung bemerkenswert, welche zur Verbindung der Maschine mit der
                              Seilscheibe dient. Auf der Locomobile, quer über dem Dampfkessel, liegt die
                              Schwungradwelle, von welcher einerseits die zur Bewegung der Locomobile,
                              andererseits die zum Betrieb der Arbeitsmaschine dienende Transmissionswelle
                              mittelst Kegelrädern in Umdrehung versetzt werden; an der letzteren Welle, welche
                              vertical ist, befindet sich unten ein Getriebe, welches mit einem auf der
                              Seilscheibe befestigten Kranz mit innerer Verzahnung in Eingriff steht. In dieser
                              verticalen Transmissionswelle ist die in Fig. 37 skizzirte
                              Kuppelung eingeschaltet. Um den oberen Kuppelungsmuff, welcher sich an der Welle
                              vertical verschieben läßt, ist ein Ring befestigt, der mittelst des (im Aufriß der
                              Deutlichkeit halber weggelassenen) Hebels a und der
                              Zugstange b um den Muff frei gedreht werden kann; an der
                              äußeren Fläche dieses Ringes sind zwei Schraubengänge angegossen, in deren
                              Vertiefung zwei seitwärts unveränderlich befestigte Zapfen c,
                                 c hineinreichen; dreht man nun den Hebel in der Richtung des Pfeiles, so
                              schieben sich die aufwärts gehenden Schraubenflächen des Ringes unter die festen
                              Zapfen c, c, der Ring geht daher nach abwärts und nimmt
                              dabei den oberen Kuppelungsmuff mit, indem dieser den Ring sowohl oben als unten
                              übergreift. Dadurch wird der Eingriff in den unteren Kuppelungsmuff hergestellt,
                              welcher auf dem unteren Theil der bei d durchschnittenen
                              Welle fest ist. Der Hebel a zur Bewegung des losen
                              Muffes wird also in einer zur Welle senkrechten, statt wie gewöhnlich in einer zu
                              derselben parallelen Ebene bewegt.
                           
                        
                     
                  
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