| Titel: | Einige Beobachtungen über Bleikrystallisation; von Franz Stolba. | 
| Autor: | František Štolba | 
| Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. C., S. 371 | 
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                        C.
                        Einige Beobachtungen über Bleikrystallisation;
                           von Franz
                              Stolba.
                        Stolba, über Bleikrystallisation.
                        
                     
                        
                           Das Blei gehört zu denjenigen Metallen, welche außerordentlich leicht krystallisiren,
                              denn man braucht nur das in einem Tiegel geschmolzene Metall zum Theil erstarren zu
                              lassen und den flüssigen Theil abzugießen, um die innere Höhlung der erstarrten
                              Kruste mit Krystallen ganz erfüllt zu sehen.
                           Die ausgeschiedenen Krystalle bilden eigenthümliche, aus sehr kleinen Oktaedern
                              bestehende, 3, 4 5 und 6-strahlige Gestalten, unter denen man deutlichere
                              größere Oktaeder nur selten wahrnehmen kann.
                           Da die, auf diese Weise erhaltenen Krystallgebilde in Bezug auf Deutlichkeit wenig
                              befriedigen, so versuchte ich die Krystallisation mit bestem Erfolge auf eine neue
                              nur wenig abweichende Art, welche darin besteht, daß das flüssige Blei auf die Fläche eines schlechten Wärmeleiters ausgegossen wird,
                              und daß man durch Neigung derselben den flüssigen Antheil von dem erstarrten
                              abfließen läßt.
                           So gelingt es, je nach dem Verfahren, vollkommen ausgebildete Oktaeder bis zu 4
                              Millimeter Kantenlänge, sowie deutlichere und schönere sternförmige Gestalten als
                              nach der gewöhnlichen Art zu erhalten.
                           Mein Verfahren war das folgende:
                           Es wurden zum Krystallisiren des Bleies gewöhnliche Pappkästchen angewandt, sowie sie
                              zur Aufbewahrung der Mineralien gebraucht werden, welche zum Schutze vor der Hitze
                              sowie behufs noch langsameren Erkaltens, im Innern mit blauem Umschlagpapier
                              ausgekleidet waren.
                           Das am bequemsten in einem Eisentiegel über der Gaslampe eben geschmolzene Metall
                              – überhitztes entwickelt (mehr) unangenehm riechende Brenzproducte –
                              wurde in das Pappkästchen in der Art ausgegossen, daß ein Theil des Bodens frei
                              blieb, und mit der Vorsicht, daß die gebildete Oxydschichte zurückblieb.
                           Sobald das Blei an der Peripherie zu erstarren begann, wurde der noch flüssige
                              Antheil durch langsames oder rasches Neigen des bis dahin auf dem Tische ruhig
                              gelegenen Kästchens von den gebildeten Krystallen abgegossen.
                           Hinsichtlich des verwendeten Bleies muß bemerkt werden, daß ganz reines Blei sowohl
                              als käufliches Weichblei angewandt, und bezüglich der Krystallisation kein
                              erheblicher Unterschied beobachtet wurde.
                           
                           Will man hauptsächlich deutliche, von allen Seiten ausgebildete Oktaeder erhalten, so
                              muß das flüssige Blei von dem eben erstarrten durch abwechselndes Neigen nach zwei
                              verschiedenen Richtungen der Art rasch abgegossen werden, daß in der Krystallmasse
                              hohle Zwischenräume entstehen; man erhält alsdann daselbst sehr hübsche, vollkommen
                              ausgebildete zahlreiche Oktaeder, welche mit den Spitzen oder Kanten
                              zusammenhängen.
                           Uebrigens lehren einige Versuche nach dem erzielten Erfolge das nothwendige Verfahren
                              besser als die Beschreibung.
                           Läßt man jedoch den flüssigen Antheil langsam nach einer Richtung abfließen, so daß
                              die Krystallmasse zusammenhängt, so erhält man hauptsächlich zahlreiche
                              Krystallsterne.
                           Statt das Blei auf die Fläche auszugießen, kann man es in einer Ecke des passend
                              geneigten Kästchens sammeln, nach theilweisem Erstarren in die zweite abfließen
                              lassen und so fort, und man findet alsdann die in den Ecken gebildeten Hohlräume mit
                              schönen, oft sehr deutlichen Krystallen erfüllt. Fast stets findet man die langsam
                              erkalteten, also die ersten Antheile schöner krystallisirt als die letzteren, und da
                              das noch heiße Metall wenig Zusammenhang besitzt und sich sehr leicht brechen läßt,
                              so kann man den schlecht krystallisirten Theil mittelst der Zange abbrechen,
                              nochmals schmelzen, krystallisiren lassen, überhaupt das Verfahren so oft
                              wiederholen als man will.
                           Hinsichtlich der Menge des angewandten Bleies zeigte sich, daß man mit etlichen
                              Lochen ebenso befriedigende oft noch bessere Resultate erhält, als mit großen
                              Mengen, da Versuche Blei auf diese Art in einem Holzkasten pfundweise zu
                              krystallisiren, keine besseren Resultate geliefert haben.
                           Ich habe auf diese Art gegen 150 Proben sehr schön krystallisirten Bleies
                              dargestellt, konnte aber nie etwas anderes als die bereits angegebenen Gestalten
                              wahrnehmen.
                           Die eigenthümlichen Krystallsterne sind, da sie noch nicht beschrieben wurden und bei
                              keiner anderen tesseral krystallisirenden Substanz
                              vorkommen, bereits an competenter Stelle Gegenstand krystallographischer
                              Untersuchung geworden.
                           Ich will nur noch bemerken, daß Versuche in gleicher Art: Zinn, Wismuth, Zink,
                              Antimon, Cadmium zu krystallisiren, interessante und beim Wismuth auch neue
                              Resultate geliefert haben.