| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. , S. 71 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Verbesserung an Schneidmühlen.
                           Wie bekannt, sind unsere deutschen Schneidmühlen noch sehr
                              selten mit einer Vorrichtung versehen, mit welcher man rasch und in leichter Weise
                              nach Beendigung eines Schnittes den Stamm um soviel seitwärts bewegen kann, als die
                              Bret- oder Pfostendicke betragen soll. Es rückt vielmehr der Bretschneider
                              nach einem, gewöhnlich an den Wagenquerstücken angebrachten Maaßstabe den Stamm oder
                              Block erst auf der einen Seite um eine Bretstärke weiter, und dann auf der andern,
                              ehe die Säge für den neuen Schnitt in Thätigkeit gesetzt werden kann. Um
                              einigermaßen den Zeitverlust, der hierbei entsteht, zu vermindern, helfen sich bei
                              Schneidmühlen, in denen mehrere Gatter, und an ihnen mehrere Bretschneider arbeiten,
                              beim Verschieben in der Weise aus, daß der eine am vordern, der andere am hintern
                              Ende rückt. Immerhin ist aber bei dieser Behandlungsweise, vorzüglich bei rohen,
                              noch nicht abgeschwarteten Blöcken niemals die Genauigkeit, also auch nicht die ganz
                              gleichmäßige Bretstärke zu erwarten, wie man dieß von einem mechanischen Apparat
                              verlangen kann. Nur durch Gatter mit mehreren Sägen wäre diesem Uebelstand radical
                              abzuhelfen, man weiß aber wohl, daß dieselben nur für starke Kräfte und großartigen
                              Betrieb passend sind. Wir glauben also, daß eine Einrichtung, die jene Mängel
                              abstellt und in Nordamerika erfunden ward, wohl der Mittheilung und Nachahmung werth
                              ist.
                           Die für die in Rede stehende Schneidmühle gewählte Säge
                              ist eine Kreissäge, die überhaupt in den Vereinigten
                              Staaten viel umfänglicher angewandt wird, als bei uns. (Der Apparat ist aber sehr
                              leicht auch für eine Blattsäge einzurichten.) Diese Kreissäge steht aber nicht
                              zwischen den Wagenbäumen, sondern dicht zur Seite des Wagens. Der Klotz muß also für
                              jeden Schnitt um eine Bretstärke seitlich vom Wagen verschoben werden; er wird
                              ferner nicht in der gewöhnlichen Weise durch Klammern oder Spitzen an den Enden
                              befestigt, sondern ist, außer einigen Hülfsklammern, mit der der Schnittseite
                              entgegengesetzten Schwarte an zwei Böcke oder Ständer angeschlagen, welche sich in
                              Führungen verschieben lassen, die rechtwinkelich von einem Baume zum anderen gehen.
                              Diese Böcke tragen an der Unterseite Zahnstangen, in welche zwei gleiche Triebe
                              eingreifen, welche an beiden Enden derselben Welle befestigt sind. Durch die
                              Umdrehung dieser Welle
                              werden also die beiden Böcke zu gleicher Zeit, also auch der Klotz an beiden Enden
                              um dasselbe Stück seitlich verschoben. Um diese Umdrehung nach gleichen Theilen
                              möglich zu machen, trägt die erwähnte Welle ein Sperrrad. Ein Hebel, welcher vom
                              Bretschneider nach jedem Schnitte hin und her bewegt wird, und mit einer Sperrklinke
                              versehen ist, dreht das Sperrrad und die Welle je nach der verlangten Bretstärke um
                              1, 2 oder mehr Sperrzähne weiter. Um allen Anforderungen in der Stärke genügen zu
                              können, sind mehrere Sperrräder von verschiedener Theilung auf die Welle gesteckt,
                              welche nach Bedarf unter die Sperrklinke gerückt werden können. Der Sperrhebel ist
                              soweit verlängert, daß der Bretschneider von einem und demselben Platze aus die Säge
                              in und außer Gang setzen, und mit dem Apparat den Block zur Seite bewegen kann.
                              – Wir glauben kaum, daß eine der älteren Einrichtungen zu diesem Zweck die
                              Einfachheit und Handlichkeit der hier mitgetheilten erreicht. (Deutsche
                              Industriezeitung, 1862, Nr. 9.)
                           
                        
                           Radgebläse von Ruchet, Bonwiller
                              und Sellier in Paris.
                           Unter der Bezeichnung Radgebläse empfiehlt der Generalagent der genannten Firma, Paul
                              Moll, Wien, Landstraße Nr. 128, eine Vorrichtung,
                              welche sehr einfach und solid erscheint, da sie frei von allen Ventilen ist. Man
                              denke sich nämlich ein sogenanntes ventilirtes rückenschlägiges Wasserrad, welches
                              bis nahe an den Scheitel in einem Wasserbehälter steht, und durch eine Maschine in
                              einer Richtung gedreht wird, welche derjenigen gerade entgegengesetzt ist, in
                              welcher sich das Rad als rückenschlägiges Wasserrad drehen würde. Es ist klar, daß
                              dieses Rad in seine Zellen Luft aufnehmen und dieselbe bei der Drehung im Wasser
                              nach dem unteren Theile mitnehmen wird, wo alsdann die Luft durch die Oeffnungen im
                              Radboden entweichen kann. Ueber dem unteren Theile des Rades, und zwar natürlich im
                              Inneren desselben, befindet sich nun ein Kasten, welcher diese austretende Luft
                              auffängt und an das Windrohr abgibt. Das Circular, aus welchem wir diese Notiz
                              entlehnen, gibt die Preise an, zu welchen solche Gebläse, welche von 100 bis 2000
                              Kubikfuß Luft pro Minute mit 30 bis 100 Linien Pressung
                              liefern, zu beziehen sind; bei 1000 Kubikfuß und 30 Linien Pressung beträgt der
                              Preis z.B. 3000 fl. W. W., bei 100 Linien Pressung und gleichem Luftquantum 3900
                              fl., bei 100 Kubikfuß Luft pro Minute und 30, resp. 100 Linien Pressung sind die Preise 800, resp. 1700 fl. Es sollen bereits viele Gebläse dieser
                              Art im Gange seyn, unter Anderem auch auf den Werken der Gebrüder Klein zu Zöptau in Mähren. (Notizblatt des
                              Civilingenieur, 1862, Nr. 2.)
                           
                        
                           Bohren von Löchern in Metall.
                           Das Bohren von Löchern in Metall geschieht jetzt meistens so, daß man das ganze zu
                              entfernende Metall in feine Späne verwandelt. Nach einem von Perkins in England genommenen Patent soll man die damit verknüpfte Arbeit
                              wesentlich vermindern, indem man nur eine ringförmige Furche in dem Metall
                              ausarbeitet, so daß schließlich ein massiver Metallkern herausfällt. Es ist dieß
                              demnach dasselbe Verfahren, das man beim Korkbohren in der Chemie anwendet, in
                              neuerer Zeit auch bei bergmännischen Bohrungen in Anwendung gebracht hat. Eine
                              Anzahl ringförmig angeordnete Meißelspitzen, die sich drehen und gleichmäßig gegen
                              das zu bohrende Metallstück angedrückt werden, bilden den Haupttheil des
                              Mechanismus. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 5.)
                           
                        
                           Legirung für Kolbenringe.
                           Eine Legirung, zu Kolbenringen für Locomotiven sehr geeignet, wurde durch Hrn. H. Seger im Laboratorium des königl.
                              Gewerbe-Instituts zu Berlin untersucht. Die Legirung enthielt: Zinn, Antimon,
                              Blei, Kupfer, etwas Eisen; es wurde zur Bestimmung der Bestandtheile etwa ein Gramm
                              in Königswasser gelöst, diese Lösung mit Kali übersättigt, und gelbes Schwefelkalium
                              hinzugefügt, um Antimonsulfid und Zinnsulfid zu lösen. Das ungelöste Schwefelblei
                              und Schwefelkupfer wurde mit Salpetersäure digerirt, das Blei als schwefelsaures
                              Salz gefällt, das Kupfer als Halbschwefelkupfer gewogen.
                           Die Trennung von Antimon und Zinn, welche bei derartigen Legirungen oft auszuführen
                              ist, geschah nach einer Methode, die sehr empfehlenswerth ist, folgendermaßen: die
                              Schwefelmetalle wurden aus der Lösung mit Salzsäure gefällt, abfiltrirt, mit
                              Salzsäure und chlorsaurem Kali gelöst, durch Zink gefällt und auf ein tarirtes
                              Filter gebracht, hierauf gewogen. Die Metalle wurden dann wieder in Salzsäure und
                              chlorsaurem Kali aufgelöst, das Antimon durch Zinn gefällt und das Metall gewogen.
                              Die Differenz beider Wägungen gab das Gewicht des Zinns.
                           Eine mit Umsicht von Hrn. Seger nach dieser Methode
                              ausgeführte Analyse des fraglichen Metalls ergab in 100 Theilen
                           
                              
                                 Zinn
                                 66,23 
                                 
                              
                                 Antimon
                                 7,42 
                                 
                              
                                 Blei
                                 22,86 
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 3,34 
                                 
                              
                                 Eisen
                                 0,29 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,14.
                                 
                              
                           (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1862, Bd. VI S.
                              197.)
                           
                        
                           Die Herstellung der Webepatrone durch Photographie, erfunden
                              vom Civilingenieur Friedrich Schäfer, ausgeführt vom
                              Photographen Wilhelm Rupp in Prag.
                           Aus einem im Gewerbeverein zu Prag am 17.
                                    März 1862 gehaltenen Vortrage des Ingenieur Schäfer.
                           
                              „Als ich in dem im April 1858 hier gehaltenen Vortrage über Weberei meine
                                 schon im October 1852 gemachten Versuche über elektrische Weberei mittheilte,
                                 welche vor jenen des Hrn. Bonelli, der im Juli 1853
                                 damit auftrat, angestellt wurden, sagte ich am Schlusse, daß die
                                 Zukunfts-Weberei in einer Weberei mit Naturkräften bestehen werde; man
                                 werde mit Dampf den Stuhl betreiben, mit Elektricität vom Muster weben, und
                                 mittelst der Photographie sich die Muster bilden. Letzteres trifft nun schon
                                 vollständig ein, denn ich lege heute die vergrößerten photographischen Bilder
                                 vor, welche von dem hier als Künstler rühmlich bekannten Photographen Rupp nach meiner Angabe gefertigt sind und zur
                                 Londoner Ausstellung gesandt werden; diese Bilder zeigen mit aller Naturtreue
                                 das im Stoffe kleine Muster der Blume in Seide gewebt. Die Vortheile dieser
                                 Erfindung theile ich nun in Kürze mit.
                              
                           
                              Wollte man bisher ein Muster nachahmen, so mußte man das Muster decomponiren und
                                 dann componiren; es ist dieß, insbesondere bei feinen Seidenmustern, eine
                                 mühselige und kostspielige Arbeit, denn die Herstellung der Patrone erfordert
                                 viel Zeit. Dagegen braucht man jetzt nur ein Negativbild auf Glas in gleicher
                                 Große des Musters zu fertigen, und dieses dann durch den Vergrößerungsapparat in
                                 der Größe der gewünschten Patrone photographisch herzustellen; die Gelungenheit
                                 der einen vorgelegten Blume, welche von einem neuen weiß seidenen Kleide mit
                                 bunten Blumen aus Paris hergestellt ist, beweist den vollkommenen Erfolg dieses
                                 Verfahrens, während das erste vorgezeigte Bild, wegen schon beschädigter
                                 Flottfäden des Musters, weniger gut erscheint, aber doch genügt, um danach, wie
                                 dieß hier auf Pausleinwand von mir ausgeführt ist, die colorirte Patrone zu
                                 bilden.
                              
                           
                              Dieser nicht unbedeutende Fortschritt in der Weberei, wird sich ohne Zweifel
                                 schnell Bahn brechen.
                              
                           
                              Diese Erfindung ist aber nicht nur wichtig beim Nachahmen bestehender Muster,
                                 sondern sie gewährt auch großen Vortheil bei Bildung neuer Muster. Man arrangirt
                                 sich die Blumen und Arabesken, welche das Dessin geben sollen, und nimmt sich
                                 dasselbe als photographisches Bild in solcher Größe, als es im Gewebe erscheinen
                                 soll; man kann sich
                                 also auf einem Bogen Papier, das Gewebe repräsentirend, die Blumen (in kleinem
                                 Maaßstabe ausgeführt) vertheilen, sie coloriren, und sich das Zukunftsbild des
                                 fertigen Stoffes schon getreu vor Augen führen, und nachdem man mit seinem
                                 Arrangement sich geeinigt hat, vergrößert man die Blume oder das Muster so, daß
                                 aus der Vergrößerung die Patrone sich fertig darstellt. Wählt man zur
                                 Vergrößerung Papier, welches ähnlich dem jetzt gebräuchlichen Patronenpapier
                                 statt der gedruckten Linien in Carreaux, diese Linien als Wasserzeichen enthält,
                                 so ist die Patrone sofort bis zum Coloriren fertig, und in zahlreichen Fällen
                                 sogleich zu benützen. – Für verzerrte Musterpatronen bietet dieses
                                 Verfahren gleichfalls eine sehr große Hülfe bei Darstellung der gezerrten
                                 Patrone. – Bei der Darstellung solcher vergrößerter Muster sind natürlich
                                 manche Umstände zu berücksichtigen, z.B. die nothwendige Veränderung solcher
                                 Farben, welche sich (wie Carmesinroth) nicht gut wiedergeben lassen, ferner daß
                                 die den Abband bezeichnenden Punkte, mit hellblauer Farbe dargestellt, sich
                                 deutlicher anzeichnen etc.
                              
                           
                              Aber auch für die Photographen selbst ist diese Erfindung von Wichtigkeit, indem
                                 sie ihnen ein neues, auf die Unterstützung der Industrie basirtes, lohnendes
                                 Feld eröffnet.
                              
                           
                              Was nun das Ablesen der Jacquardkartenschlägerin betrifft, wenn sie solche
                                 photographische Patronen vor sich hat, so sey noch bemerkt, daß sich beim
                                 vorliegenden Muster, dem vom neuen noch platten Stoffe so vortrefflich
                                 abgenommenen Bilde, der Abband sehr genau, ebenso die Schußfäden in horizontaler
                                 Linie abgezeichnet haben; minder deutlich sind die Kettfäden zu sehen, und ich
                                 schlage daher zur Vermeidung der langweiligen verticalen Linienziehung ein
                                 Instrument vor, welches leicht herstellbar ist und diesen Zweck erfüllt. Man
                                 bilde sich aus zwei von einander entfernt stehenden geraden dünnen Linealen eine
                                 Art Rietblatt, an welchem indessen das Rohr oder Metall aus Pferdehaaren
                                 besteht, und lege das Lineal, wie bisher beim Schlagen, an die Länge des
                                 Schußfadens, so bilden die verticalen Pferdehaare mit den im Bilde sichtbaren
                                 Schußfäden jene Vierecke (Carreaux), welche dem Mädchen beim Ablesen nothwendig
                                 sind; und da die Jacquardkarten 5, 6, 8, auch 10 Loch hoch sind, so bringe man
                                 in diesem Rietblatte aus Pferdehaaren je nach der Kartenhöhe stets auf 5, 6, 8
                                 oder 10 Fäden der, am besten schwarzen Pferdehaare, ein braunes oder weißes an,
                                 damit das Karten schlagende Mädchen beim Einlesen vollkommen orientirt wird,
                                 also weiß, wenn sie die Karte weiter rückt.
                              
                           Wenn ich für diese Erfindung mir die Priorität gesichert wünsche, so kann ich
                                 doch nicht unterlassen anzuerkennen, daß dem Hrn. Rupp wegen seiner großen Bereitwilligkeit, meine Erfindung im
                                 Interesse der Industrie auszuführen, ein nicht minder großer Verdienstantheil
                                 gebührt, da er weder Zeit noch Kosten scheute, meine Idee ins Leben zu führen;
                                 er stimmte auch mit mir darin überein, daß wir ohne Entgelt oder
                                 Patentnachsuchung diesen Fortschritt zur allgemeinen Anwendung der
                                 Oeffentlichkeit übergeben; ich stelle daher den Antrag, der
                                 Gewerbe-Verein möge Hrn. Rupp seine
                                 Anerkennung ausdrücken.“ (Diesem Wunsche wurde allseitig Folge
                              gegeben.)
                           Fabrikanten können durch postfreie Einsendung von ganz gut erhaltenen Mustern
                              dieselben gegen mäßige Entschädigung als photographische Patrone beziehen, und sich
                              dadurch am ehesten vom Werthe dieser Erfindung überzeugen; Hr. Rupp ist im Stande 12 Fuß hohe und 12 Fuß breite Flächen zu
                              photographiren, also große Patronen herzustellen.
                           
                        
                           Anwendung des Titans zur Stahlfabrication, nach R. Mushet.
                           Wie bereits im Jahrg. 1860 des polytechn. Journals, Bd. CLV S. 317 und Bd. CLVI S. 76
                              berichtet wurde, hat Mushet vorgeschlagen, Titan zur
                              Stahlfabrication zu verwenden. Derselbe hat nun auf diese Benutzung des Titans in
                              England noch mehrere Patente genommen, aus denen wir das Wesentliche nachstehend
                              kurz mittheilen. Man hat neulich in Taranaki in der Nähe des Hafens
                              New-Plymouth in Neuseeland ein Lager von Iserin (Titaneisenstein) in Form
                              eines feinen Sandes gefunden, welcher besteht aus
                           
                              
                                 Eisenoxyd
                                 88,45
                                 
                              
                                 Titanoxyd
                                 11,43
                                 
                              
                                 Verlust
                                 0,12
                                 
                              
                           
                           entsprechend folgender Elementarzusammensetzung:
                           
                              
                                 Eisen
                                 67,23
                                 
                              
                                 Titan
                                 6,89
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 25,76
                                 
                              
                                 Verlust
                                 0,12
                                 
                              
                           Diese Mineralien benutzt Mushet, um Eisen und Stahl,
                              welche mit Titan legirt sind, zu erzeugen.
                           Um Titanstahl anzufertigen, nimmt man Blasenstahl; Stahlspäne, Puddel- oder
                              Gußstahl oder ein Gemenge dieser verschiedenen Stahlsorten, zertheilt die Stücke
                              durch Zerschneiden, Zerbrechen oder Granuliren, vermischt sie mit Iserin, den man
                              vorher durch kohlige Stoffe reducirt hat, bringt die Mischung in Tiegel und glüht,
                              bis die Stoffe schmelzen und sich mit einander verbinden, worauf man den
                              geschmolzenen Stahl in Formen gießt. Um den Iserin für diese Verbindung zu
                              präpariren, vermischt man ihn mit 1/5 oder 1/4 seines Gewichts Kohlenpulver, bringt
                              die Mischung in einen Cementirkasten, und erhitzt sie darin 72 bis 96 Stunden lang.
                              Wenn die Reduction hinreichend erfolgt ist, nimmt man den Iserin heraus und benutzt
                              ihn in vorstehend angegebener Art. Die Quantität des reducirten Iserins, welche man
                              dem Stahl hinzu fügt, kann variiren, Mushet hat aber
                              gefunden, daß das Verhältniß von 20 Kilogr. Stahl und 1 Kilogr. desoxydirtem Iserin
                              ein vorzügliches Resultat gibt. Wenn indeß der Iserin in hinreichender Menge und
                              wohlfeil genug zu erlangen ist, kann man mit Vortheil 2 1/2 bis höchstens 5 Kilogr.
                              davon verwenden. Wenn der Gußstahl zu weich ist, kann man seine Härte vergrößern,
                              indem man dem desoxydirten Iserin auf je 20 Kilogr. Stahl 30 bis 120 Grm. Holzkohle
                              hinzu fügt. Die Operation gelingt sehr gut, wenn man Pech oder pulverisirtes Harz
                              (wahrscheinlich statt der Holzkohle) in die Tiegel bringt. Statt des Iserins kann
                              man auch den Ilmenit verwenden, nachdem man ihm vorher eine ähnliche Vorbereitung
                              hat zu Theil werden lassen.
                           Um Legirungen von Eisen und Titan darzustellen, reducirt man die Titan- und
                              Eisenmineralien, und zwar besonders den Iserin und den Ilmenit, und schmilzt sie in
                              Tiegeln mit Kohlenpulver, Pech, Bitumen oder Harz, deren Quantität um so größer seyn
                              muß, je härter die Legirungen seyn sollen. Die aus der Legirung gegossenen Barren
                              können geschmiedet und gewalzt werden; sollten sie dabei rissig werden, so müßte man
                              die Dehnbarkeit der Masse durch Zusatz von etwas Manganoxyd beim Schmelzen
                              vergrößern. Zusatz von etwas weichem Holzkohleneisen vergrößert auch die
                              Dehnbarkeit. Im Großen schmilzt man den mit Pech, Harz etc. vermischten Iserin in
                              einem Hohofen oder Cupolofen mit Kohks oder Holzkohle. Den Ilmenit reducirt man
                              auch, nachdem man ihn pulverisirt hat, im Hohofen oder Cupolofen. In beiden Fällen
                              erhält man eine Legirung von Titan und Eisen, welche in gewöhnlicher Manier gegossen
                              wird. (Technologiste, November 1861, S. 66;
                              polytechnisches Centralblatt 1862, S. 409.)
                           
                        
                           Ueber die Wirkung des salpetersauren Natrons auf das
                              Schwefelnatrium bei verschiedenen Temperaturen; von Dr.
                              Ph. Pauli, Chemiker der Union Alkali Works, St. Helens,
                              Lancashire.
                           Die Mutterlaugen der Sodafabriken enthalten bekanntlich große Mengen von
                              Schwefelnatrium. Um diese Verbindung zu oxydiren, wird salpetersaures Natron
                              angewandt. So lange als der Siedepunkt der Flüssigkeit zwischen
                              138–143° Celsius liegt, wird das Schwefelnatrium ruhig zu
                              schwefelsaurem Natron oxydirt, indem sich salpetrigsaures Natron bildet. Wird aber
                              das salpetersaure Natron zugesetzt wenn der Siedepunkt beiläufig 154° C.
                              beträgt, so tritt eine heftige Entbindung von Ammoniak ein, nach folgender
                              Gleichung:
                           2 NaS + NaNO⁶ + 4 HO = 2NaSO⁴ + NaHO² + NH³.
                           Da die Flüssigkeit sehr viel Schwefelnatrium enthält, so ist die Menge des
                              entbundenen Ammoniaks so beträchtlich, daß es sich lohnt die Abdampfpfanne mit einem
                              Thurm zu verbinden, der mit Kohks gefüllt ist, über welche ein Strom von Wasser oder
                              verdünnter Säure fließt.
                           
                           Setzt man das salpetersaure Natron zu, nachdem die Flüssigkeit auf eine, viel über
                              154° C. betragende Temperatur erhitzt worden ist, so erfolgt eine heftige
                              Entbindung von reinem Stickgas:
                           5NaS + 4NaNO⁶ + 4HO = 5NaSO⁴ + NaO²H + 4N.
                           (Der Manchester literary and philosophical Society
                              mitgetheilt am 21. Januar 1862. – Aus dem London
                                 Journal of arts, März 1862, S. 166.)
                           Man sehe über die Verarbeitung der Mutterlaugen der Sodafabriken auf Aetznatron, die
                              Abhandlung von Pauli im polytechn. Journal Bd. CLXI S. 129. Die Redaction.
                           
                        
                           Ueber Alaunfabrication aus Thonsilicaten (Feldspath u.
                              dgl.).
                           Nach einer Mittheilung Prof. Landerer's in Athen wird in
                              einer neu etablirten Fabrik zu Trieft der Alaun auf die Weise bereitet, daß man
                              verschiedene Thonsilicale (z.B. Feldspath) calcinirt, um sie mürbe und leicht
                              zerreiblich zu machen, dann fein mahlt, das Pulver in hölzerne Fässer bringt, mit
                              verdünnter Schwefelsäure übergießt, und durch Einleiten von Wasserdampf die
                              Flüssigkeit zum Kochen erhitzt. Es bildet sich dadurch allmählich eine Auflösung von
                              schwefelsaurer Thonerde und schwefelsaurem Kali, d.h. Alaun.
                           Die wenig oder kein Kali enthaltenden Thonsilicate werden nach dem Glühen und
                              Pulvern, statt mit verdünnter Schwefelsäure, mit der Auflösung des Rückstandes von
                              der Bereitung der Salpetersäure aus Kalisalpeter, d.h. mit
                              doppelt-schwefelsaurem Kali behandelt. (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, Bd. XI S.
                              70.)
                           
                        
                           Reinigung der Kreide von kleinen Steinchen und dergleichen,
                              damit sie zum Schreiben tauglich wird.
                           Am besten wird sich dieß bewerkstelligen lassen, wenn die Kreide fein präparirt mit
                              Wasser geschlämmt und getrocknet wird, hernach mit möglichst wenig Wasser sorgfältig
                              angerührt, und sodann mäßig gepreßt.
                           Bei einem Versuche, wobei Schlämmkreide, wie angegeben, mit wenig Wasser angerührt
                              und dann die teigige Masse gepreßt wurde, besaß die Kreide nach dem Trocknen
                              hinreichende Festigkeit, um daraus Schreibstifte zu schneiden, mit denen sich eben
                              so gut schreiben ließ wie mit den käuflichen, und welche auch bei kräftigem Strich
                              hinreichenden Zusammenhang besaßen. Die Kreide, wie sie gegenwärtig zu
                              Schreibstiften angewandt wird, ist, zum Theil wenigstens, solche Preßkreide. Was den
                              Preis betrifft, so stellt sich die Preßkreide, eingezogenen Erkundigungen nach,
                              einen Thaler pro Centner hoher als die gewöhnliche
                              Kreide. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1861 S. 97.)
                           
                        
                           Gebrannte Thonerde als Klärmittel.
                           Die Thonerde klärt nicht nur in der Form von Thonerdehydrat sondern auch gebrannt als
                              Ziegelmehl auf das Vollkommenste Wein, Bier, Essig u. dergl. Als die zweckmäßigsten
                              Präparirmethoden derselben zu diesem Zweck gibt Lüdersdorff folgende an: man zerstößt kalkfreie
                              Ziegelstücke, am besten also gut gebrannte Dachziegel oder noch besser Scherben von
                              Blumentöpfen oder unglasirtem Topfgeschirr überhaupt, in
                              einem Mörser zu Pulver, übergießt dieß mit reinem Wasser, läßt es etwa eine Stunde
                              damit in Berührung, gießt dann das überstehende Wasser mit den feinen noch darin
                              vertheilten staubartigen Thontheilchen ab, und ersetzt es durch frisches. Nach
                              derselben Zeit wird auch dieses abgelassen, und das Ziegelmehl getrocknet, wonach es
                              zum Gebrauche vollkommen geeignet ist. Von diesem präparirten Ziegelmehle schüttet
                              man nun in die zu
                              klärende Flüssigkeit, je nachdem sie mehr oder weniger trübe ist mehr oder weniger,
                              nach und nach hinein (für 1 preuß. Oxhoft Wein etwa 2 bis 3 Pfund), arbeitet
                              dieselbe tüchtig damit durch, gerade wie bei anderen Klärmitteln und läßt nun die
                              Flüssigkeit in Ruhe. Ist sie nach 24 Stunden noch sehr trübe, so arbeitet man sie
                              abermals mit dem größtentheils niedergefallenen Ziegelmehle durch und wartet darauf
                              die, in einigen Tagen erfolgende, vollkommene Klärung ab. Beim Klären des Weins ist
                              bei Anwendung dieses Mittels von dem sonst in Masse sich bildenden Trufe nicht die
                              Rede, und nur so viel geht vom Weine verloren, als die sehr geringe Menge des
                              Ziegelmehls einsaugt. Will man eine augenblickliche Klarung haben und erlauben es
                              die Umstände, so filtrirt man die, mit dem Ziegelmehl gemengten Flüssigkeiten. Sie
                              gehen unter Beihülfe dieses Mittels auf das Leichteste durch das Filter, selbst
                              schleimige, wie Bier, und dickflüssige Liqueure. (Fechner's Hauslexikon, Bd. IV S. 695.)
                           
                        
                           Verfahren zum Färben des Kautschuks, von Thorel und Fabre.
                           Dieses Verfahren, welches den Genannten am 28. Febr. 1860 in Frankreich patentirt
                              wurde, ist auf jede Sorte von Kautschuk, mag dasselbe vulcanisirt oder mit Zinkweiß
                              etc. vermischt seyn, anwendbar. Man macht eine Lösung von Kautschuk, und zwar von
                              der mit dem Namen Para bezeichneten Sorte, in rectificirtem Terpentinöl und
                              vermischt diese Lösung mit feinem Zinkweiß (blanc de
                                 neige). Das zu färbende Kautschuk erhält zunächst einen hinreichend dicken
                              Ueberzug von dieser Mischung. Wenn dieser Ueberzug trocken geworden ist, bringt man
                              die Farben darauf an, welche mit rectificirtem Terpenthinöl abgerieben sind. Um
                              diese Anbringung zu erleichtern und die Farben elastisch zu machen, so daß sie keine
                              Unterbrechung zeigen, wenn die Kautschukstücke nachher gedehnt werden, fügt man eine
                              Lösung von Kautschuk in rectificirtem Terpenthinöl in angemessener Menge hinzu.
                              Nachdem die Farben getrocknet sind, überzieht man sie mit zwei starken Schichten
                              derselben Kautschuklösung, womit die Operation beendigt ist.
                           Der erste, das Zinkweiß enthaltende Ueberzug hat zum Zweck, die schädliche Wirkung
                              des Schwefels, welcher gewöhnlich den Farben schadet, zu verhüten und zu bewirken,
                              daß letztere gut an dem Kautschuk haften; der letzte die Farben deckende Ueberzug
                              soll dazu dienen, diese ganz unschädlich zu machen.
                           Kautschuk, welches keinen Schwefel enthält oder vorher durch Lavendelöl oder
                              rectificirtes Terpenthinöl entschwefelt worden ist, überzieht man zunächst mit
                              Kautschuklösung ohne Farbstoff und verfährt nachher weiter in der angegebenen
                              Art.
                           Um auf dem Kautschuk abgestufte Farben zu erhalten, gibt man demselben, mag es
                              vulcanisirt seyn oder nicht, zunächst zwei Ueberzüge von der Lösung des Kautschuks
                              in rectificirtem Terpenthinöl und bringt nachher die Farben, die man in Ammoniak
                              aufgelöst hatte, trocken darauf an, worauf man zuletzt wieder zwei Ueberzüge der
                              mehrerwähnten Kautschuklösung gibt.
                           Die nach diesem Verfahren hergestellten Farben lassen sich mit dem Kautschuk
                              ausdehnen, ohne Unterbrechungen zu zeigen oder sich abzulösen. (Armengaud's
                              Génie industriel, November 1861, S. 247.)
                           
                        
                           Verfahren, baumwollenes Garn und Gewebe mit unlöslichen
                              kieselsauren, fettsauren etc. Salzen zu imprägniren, von Alfred Peek in Manchester.
                           Das Verfahren, welches der Genannte sich am 13. März 1861 in England patentiren ließ,
                              hat zum Zweck, die Dichtigkeit der baumwollenen Garne und Gewebe zu erhöhen und
                              denselben ein besseres Ansehen zu geben. Nachdem man das zu behandelnde Fabricat
                              durch Bäuchen, Waschen etc. in gewöhnlicher Art gereinigt hat, imprägnirt man es mit
                              einer Lösung von kieselsaurem Alkali entweder allein oder vermischt mit Fettfeife
                              oder mit Fett- und Harzseife. Es wird dann getrocknet und gelüftet, d.h. an
                              der Luft ausgehängt, und darauf mit der Lösung irgend eines Salzes behandelt,
                              welches das kieselsaure Alkali und die Seife zersetzt und in der Faser unlösliche
                              Verbindungen der Kieselsäure, der Fettsäuren und des Harzes erzeugt. Die hierzu von dem
                              Patentträger in Vorschlag gebrachten Salze sind: Chlorcalcium, Chlorbaryum,
                              Chlormagnesium, Chloraluminium oder die entsprechenden salpetersauren Salze,
                              schwefelsaure Thonerde, Alaun oder Bittersalz; derselbe giebt jedoch dem
                              Chlorcalcium den Vorzug. Statt dieser Salze, deren Basis in dem Gewebe bleibt, kann
                              man jedoch auch ein Ammoniaksalz anwenden. Der Lösung des kieselsauren Alkalis giebt
                              man die Concentration von 7 bis 30° Baumé,
                              je nach der Dichtigkeit, welche man dem Garn oder dem Gewebe geben will. Die
                              Concentration der nachher anzuwendenden Salzlösung richtet sich nach der Art des
                              Salzes und nach dem Grade, in welchem das Fabricat mit kieselsaurem Alkali
                              (Wasserglas) imprägnirt worden ist. (London Journal of
                                 arts, Nov. 1861, S. 281; polytechnisches Centralblatt, 1862 S. 284.
                           
                        
                           Darstellung der Glycerinseifen, von F. A. Sarg in Liesing.
                           Unter allen, in den letzten Jahren bekannt gewordenen Toilette-Gegenständen
                              erfreut sich das Glycerin oder sogenannte Oelsüß, sowohl seines geringen Preises,
                              sowie seines wohlthuenden Einflusses wegen, welchen dasselbe auf die Haut ausübt,
                              und wodurch dieselbe vor Sprüngen und Rissen bewahrt, glatt und geschmeidig erhalten
                              wird, des besten Rufes.
                           Der Wunsch, diese so empfehlenden Eigenschaften des Glycerins auch anderen
                              Toiletteartikeln mitzutheilen, veranlaßte den Erfinder zur Darstellung von
                              Glycerinseifen. Bei der Darstellung dieser Seifen kommt es vorzugsweise darauf an,
                              das Glycerin als solches mit Seifen zu mischen, wobei natürlich eine Verseifung
                              – wodurch seine ursprünglichen Eigenschaften verloren gehen würden –
                              sorgsam vermieden werden muß. Zu diesem Zwecke wird ein Gemenge von fein zertheilter
                              Seife und annähernd gleichen Theilen Wasser und Alkohol im Wasserbade erhitzt, und
                              der ölartigen Seifenlösung, nachdem der größte Theil des Alkohols verflüchtigt, die
                              entsprechende Menge von reinem Glycerin zugesetzt, die Masse gut verrührt und
                              langsam abgekühlt.
                           Die Quantität des zugesetzten Glycerins ist natürlich, je nach der Verwendung, welche
                              die Seife als Wasch-, Toilette- oder Schmierseife für die kranke Haut
                              findet, verschieden.
                           Zum Schlusse ist noch zu erwähnen, daß derartige Seifen auch ohne Anwendung von
                              alkoholischen oder ätherischen Lösungsmitteln – auf Kosten eines schönen
                              Aeußeren und entsprechender Brauchbarkeit – dargestellt werden können. (Stamm's illustrirte Zeitschrift, 1862 S. 18.)
                           
                        
                           Die Tinte an der Stahlfeder leicht haften zu machen.
                           Bekanntlich werden die Stahlfedern mit einer fetten Substanz überzogen, ehe sie in
                              den Handel kommen, und es wird von Vielen wohl schon vergeblich versucht worden
                              seyn, selbe mit Tinte zu füllen. Ein einfaches Mittel dagegen ist, wenn man die
                              Feder in eine Lösung von Potasche taucht, oder noch einfacher dieselbe eine Secunde
                              lang über eine Lichtflamme hält, worauf sich augenblicklich der Fettstoff entfernt
                              und die Feder sofort zum Schreiben tauglich wird. (Verhandlungen des
                              nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1862 S. 133.)
                           
                        
                           Beleuchtung der von Boyer und Consorten in Ludwigshafen publicirten Vergleichung ihrer
                              Luftheizung mit der von Joh. Haag in Augsburg
                              ausgeführten Heißwasserheizung.
                           
                              
                                 
                                    aHeißwasserheizungnach dem System von
                                       Joh. Haag inAugsburg.
                                    ││││
                                    bfeuchter Luftheizungnach dem System von
                                       Boyer u. Consortenin Ludwigshafen am Rhein.
                                    
                                 
                                        Entnommen aus einem
                                       Fabrik-Etablissement, in welchem beide Systeme gleichzeitig vertreten
                                       sind und seit zwei Jahren functioniren.
                                    
                                 
                                    Ergebniß
                                          von 300 Arbeitstagen.
                                    
                                 
                                    2 Heißwasserheizungsöfen
                                       heizen   17000 Kubikmeter auf + 12° R.
                                    ││
                                    4 Calorifères-Apparate
                                       Nr. 7 heizen   26000 Kubikmeter auf + 12°
                                       R.
                                    
                                 
                                    Die Anlagekosten betrugenDie
                                       Tageskosten sind:   9,84 Ctr. Steinkohlen à 30 kr. per Ctr.Taglohn eines HeizersUnterhalt des Rostes,
                                       der Leitung,   des Mauerwerkes, Reinigung etc.10
                                       Proc. Zinsen und Abschreibung
                                    fl. 16,600.fl.  
                                       4  55„    –  50„    –    6„    5  32––––––––fl.
                                       11  23
                                    │││││││││
                                    Die Anlagekosten betrugenDie Tageskosten sind:   9,14
                                       Ctr. Steinkohlen à 30 kr. per Ctr.Taglohn eines
                                       HeizersUnterhalt des Rostes, Mauerwerkes   und
                                       Reinigung10 Proc. Zinsen und Abschreibung
                                    fl. 7000fl.
                                       4  34„  –  50„  –    3„  2  30–––––––fl.
                                       7  47
                                    
                                 
                                    1000 Kubikmeter auf + 12° R. zu
                                       erwärmen   kosten demnach fl. – 40,2
                                       kr.
                                    ││
                                    1000 Kubikmeter auf + 12° R. zu
                                       erwärmen   kosten demnach fl. – 18 kr.
                                    
                                 
                              
                           
                              Demnach ergibt sich zu Gunsten der Boyer'schen
                                 Luftheizung eine Ersparniß von circa 55
                                 Proc.“
                              
                           Diese Vergleichung beruht jedoch auf grundfalscher Basis, denn das von Joh. Haag
                              beheizte Fabrikgebäude hat beinahe doppelt so große Abkühlungsflächen, trotz dem,
                              daß der kubische Raum kleiner als derjenige des Gebäudes ist, welches von Boyer und Consorten mit
                              Luftheizungsöfen furnirt wurde, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil das Gebäude,
                              das mit der Haag'schen Heißwasserheizung beheizt wird,
                              größtentheils ein Parterre-Gebäude (Schedbau genannt) und mit schmalen,
                              zweistöckigen Gebäuden umfaßt ist, wo hingegen das mit Boyer'scher Luftheizung eingerichtete Spinnereigebäude ein 6stöckiges
                              Hochgebäude ist.
                           Die Abkühlungsflächen beider Objecte verhalten sich wie
                              folgt zu einander:
                           
                              
                                 
                                    a
                                    
                                 │
                                 
                                    b
                                    
                                 
                              
                                 Das mit Wasserheizung
                                    geheizte Fabrikgebäude enthält, und zwar der Schedbau:
                                 ││
                                 Das mit Luftheizung
                                    eingerichtete Hochgebäude enthält:
                                 
                              
                                   4368 Quadratfuß
                                    Fensterfläche,16464        „         
                                    Dachfläche,    128        „        
                                    Thürfläche nach
                                    Außen,  2836        „         
                                    Mauerfläche nach Außen, 1' dick;
                                 │││││
                                   7060 Quadratfuß
                                    Fensterfläche,31160        „        
                                    Mauerfläche u.
                                    Außen                              
                                    1 1/2 – 3 1/4'
                                    dick;    180        „        
                                    Thürfläche u. Außen.
                                 
                              
                                 der Umschlußbau:
                                 │
                                 
                                 
                              
                                   7100 Quadratfuß
                                    Fensterfläche,16307      
                                    „          Mauerfläche
                                    nach Außen 2 1/4'
                                    dick,  1930      
                                    „                
                                    „            
                                    „        „          1'
                                    dick,  5586      
                                    „          Mauerfläche
                                    nach
                                    Innen,    648      
                                    „          Thürflächen  
                                    „      
                                    „    112      
                                    „                
                                    „          nach
                                    Außen.
                                 ││││││
                                 
                                 
                              
                           Bei der größten Temperaturdifferenz, die bei uns vorkommt (von 400 Celsius) sind die
                              Wärmetransmissionen:
                           
                              
                                 von
                                 1
                                 Quadratfuß
                                 Fensterfläche =
                                 20
                                 Wärmeeinheiten
                                 
                                    pro
                                    
                                 Stunde.
                                 
                              
                                 
                                 1
                                 „
                                 Dachfläche bei Schedbauten
                                 15
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 1
                                 „
                                 Mauerfläche von 2 1/4'   nach Außen
                                 8
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 1
                                 „
                                         
                                    „         
                                    „   1' dick     
                                    „        „
                                 12
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 1
                                 „
                                 Mauerfläche von 1' nach Innen
                                 4
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 1
                                 „
                                 Thürfläche nach Außen
                                 20
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 1
                                 „
                                         „         
                                    „    Innen
                                 10
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Die Wärme Transmissionen beider Objecte verhalten sich demnach:
                           
                           
                              
                                 
                                    a
                                    
                                 │
                                 
                                    b
                                    
                                 
                              
                                 11468164641630747665586648240
                                 Q.-Fuß„„„„„„
                                 FensterflächeDachflächeMauerfläche
                                    nach            Außen            2
                                    1/4' dickMauerfl. n.
                                    Außen    „        
                                    „ InnenThürfl. n. Innennach Außen
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 × 20 =× 15 =×   8
                                    =1' × 12 =1' × 4 =× 10
                                    =× 20 =
                                 229360246960130456571922234464804800––––––
                                 ││││││││││
                                   706031160    180 
                                 Q.-Fuß„„
                                 Fensterfl.Mauerfl. n. A.v. 1 1/2' b.3 1/4
                                    dickThürfläche
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 × 20 =×   8 =× 10
                                    =
                                 1412002492801800–––––––
                                 W.-E.„„
                                 
                              
                                 Wärmeeinheiten:
                                 697592
                                 │
                                 Wärmeeinheiten:
                                 393280
                                 
                                 
                              
                           Es verhalten sich also demzufolge die Wärmeabsorptionen der beiden
                              Objecte folgendermaßen:
                           
                              
                                 Das mit Heißwasserheizung
                                    eingerichtete    Object hat pro Stunde 697592 Wärmeeinheiten
                                        zu erzeugen.
                                 │││
                                 Das mit Luftheizung erwärmte Gebäude
                                        hat pro
                                    Stunde 393280 Wärmeeinheiten     zu
                                    erzeugen.
                                 
                              
                                     Nach dieser Aufstellung ist
                                    die Herstellung sowohl als auch der Brennstoffverbrauch zu
                                    berechnen,welcher sich dann, wie folgt herausstellt:
                                 
                              
                                 Die Anlagekosten für die Wasserheizung   des Objectes a um 697592
                                    Wärmeeinheiten   zu erzeugen, betragenDie Tageskosten
                                    sind:   9,84 Ctr. Steinkohlen à 30 kr. per
                                    Ctr. Taglohn des Heizers.Unterhalt des Rostes,
                                    Mauerwerkes,   der Leitung, Reinigung etc.10
                                    Proc. Zinsen und Abschreibung.
                                 fl. 16,600fl.  
                                    4  55„    –  50„    –    3„    5  32––––––––fl.
                                    11  20
                                 │││││││││││
                                 Die Anlagekosten der Luftheizung des
                                       Objectes b um
                                    393280 Wärmeeinheiten   zu erzeugen,
                                    betragenDie Tageskosten
                                    sind:   9,14 Ctr. Steinkohlen à 30 kr. per
                                    Ctr.Taglohn eines Heizers.Unterhalt des Rostes, des
                                    Mauerwerkes,   der Reinigung.10 Proc. Zinsen und Abschreibung.
                                 fl.  7000fl.
                                    4  34„  –  50„  –    3„  2  30–––––––fl.
                                    7  47
                                 
                              
                                 1000 Wärmeeinheiten kosten per
                                    Tag 0,97 kr.
                                 │
                                 1000 Wärmeeinheiten kosten
                                    per
                                    Tag 1,18 kr.
                                 
                              
                           Nach dem System von Boyer u. Cons. würde nach obiger Berechnung der Wärmeabsorption das Object a per Tag fl. 13. 48 kr. kosten, währenddem dasselbe mit
                              der Heißwasserheizung von Joh. Haag
                              per Tag nach seiner eigenen Aufstellung auf fl. 11. 20
                              kr. zu stehen kam, und sich nach dieser Aufstellung, welche gewiß von jedem
                              Pyrotechniker als die richtige anerkannt wird, anstatt einer Ersparniß der Boyer'schen Luftheizung von 55 Proc. gegenüber der
                              Wasserheizung, ein Verlust von 25 Proc. ergibt, während die Heißwasserheizung eine
                              Ersparniß von 25 Proc. gegenüber der Luftheizung gewährt.
                           Hiebei möchte ich noch erwähnen, daß sämmtliche Wasserheizungsröhren vom besten
                              Schmiedeeisen geschweißt sind, während ein Boyer'scher
                              Luftofen aus Gußeisen besteht. Es ist daher bei der Anlage und der Dauer für die
                              Zukunft, die Lieferung des Mehrwerthes, sowohl in Quantität als Qualität, bei der
                              Wasserheizung gegen die Luftheizung, welche mehr als das Doppelte beträgt, wohl in
                              Anschlag zu bringen. Ich überlasse es nun jedem Sachverständigen, selbst die weitere
                              Parallele zu verfolgen, welche nur zu Gunsten der Wasserheizung ausfallen kann, wenn
                              die bei den Wasserheizungen stattfindende Gleichmäßigkeit der Wärmevertheilung, die
                              gesunde Wärme, die Solidität und hauptsächlich die Feuersicherheit und Reinlichkeit in den Gebäuden in Vergleich gebracht
                              werden.
                           Augsburg, den 31. März 1862.
                           Johannes Haag,            Civilingenieur
                              und Maschinenfabrikant.