| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. , S. 156 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Kratzmaschine auf der Mosel.
                           Der berühmte Wasserbautechniker, Strombaudirector Nobiling
                              hat eine höchst sinnreiche Vorrichtung erfunden, um den Strom selbst sein
                              überflüssiges Gefälle ausgleichen zu lassen, und eine Stromrinne zu räumen. Diese
                              Kratzmaschine ist jetzt auf der Mosel in der sogenannten Cochemer Furth, d.h. einer
                              der vielen Stromschnellen der Mosel in Arbeit. Das Bett der Mosel ist kiesig; die
                              hineinfallenden Gebirgsbäche führen eine Masse Geschiebe mit sich, die gewissermaßen
                              natürliche Wehre bilden, indem sie sich im Flußbette anhäufen. Hierdurch entstehen
                              oberhalb ruhige Stellen mit wenig Strom, dann aber steiler abfallende und wenig
                              Wassertiefe zeigende Stromschnellen, die z.B. bei Cochem auf 100 Ruth. 2' 7'' Fall
                              haben. Die Dampfschiffe können diese Stromschnellen nicht einmal mit voller Kraft
                              stromauf befahren, da sie sich sonst das Wasser unter den Rädern fortmahlen, d.h.
                              das Wasser rascher stromab schleudern, als es von den Seiten nachdringen kann.
                           Das Wesentlichste des Apparates, den wir hier nur in den allgemeinsten Zügen
                              beschreiben können, besteht in Folgendem. Ein schmaler, ziemlich spitz zulaufender
                              Schiffskörper ist mit zwei großen seitlichen Schaufelrädern versehen, deren Achse
                              durch Einrücken eines Muffes mit einer Kettentrommel in Verbindung gebracht werden
                              kann. Denke man sich eine lange starke Kette mit dem einen Ende oberhalb der
                              Stromschnelle an einem starken Anker befestigt, mit dem anderen aber an der
                              Kettentrommel auf dem unterhalb der Stromschnelle befindlichen Schiffe befestigt, stelle dann die
                              Verbindung mit den Schaufelrädern her, so wird die Kettentrommel umgedreht und das
                              Schiff die Stromschnelle hinaufgewunden. Die Schaufelräder müssen hinreichend breit,
                              der Schiffskörper hinlänglich zugespitzt seyn, damit diese Bewegung selbst noch bei
                              einem bis auf 9'' per 100 Ruthen ausgeglichenen Gefälle
                              vor sich gehen kann. Ist dieß erreicht, so ist die Wirkung der Maschine eben nicht
                              mehr nöthig.
                           Ist nun das Schiff hinreichend hoch hinaufgewunden, so wird vom Bugspriet oder einem
                              Ausleger an der Spitze des Schiffes eine äußerst solid
                              construirte schwere Egge mit mehreren Reihen schwach gekrümmter Zähne auf den Boden
                              des Flusses hinabgelassen, die außer durch das Senktau, noch durch eine horizontale
                              Kette mit dem Schiffskörper verbunden ist. Nun rückt man die Schaufeln wieder aus,
                              und läßt das Schiff stromabwärts schwimmen; dabei greift nun die Egge kräftig in den
                              Kies ein, lockert ihn auf und überliefert ihn dem Strome, der ihn nach überflüssig
                              tiefen Stellen führt und dort ablagert. Wird der Widerstand zu groß, so kann man
                              leicht die Egge lichten. Größere Steine werden durch Fangzangen herausgeholt. Durch
                              senkrecht gestellte Bohlen am Vorderende des Schiffes kann man den Strom noch mehr
                              in die frisch gerissene Furche leiten, gleichzeitig auch das Schiff steuern. Ist es
                              unten an der Stromschnelle angekommen, so beginnt das Aufwinden durch den Strom aufs
                              Neue. Bei kleinem Wasser braucht man 10, gewöhnlich aber 15 Minuten zur Bergfahrt
                              (auf 80 Ruthen), zum Hinabfahren 12 Minuten. Höchstens 3 Mann genügen zur Bedienung
                              des Apparates, ihr Lohn bildet fast die einzigen Betriebskosten. Der ganze Apparat
                              kostet zwischen 3–4000 Thlr. Die Erfolge der Maschine sind jetzt sehr
                              zufrieden stellend. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 4.)
                           
                        
                           Fabrication von Blechen, welche halb aus Eisen, halb aus
                              Gußstahl bestehen, von Closon und Vincart.
                           Das Wesentlichste bei der Fabrication dieser neuen Art Bleche ist die Schweißung im
                              Augenblick des Schmelzens; sie wird folgendermaßen ausgeführt:
                           Man nimmt ein Packet von Eisen mittelmäßiger Qualität und erhitzt es in einem
                              Flammofen zur Weißglühhitze.
                           Wenn diese Temperatur erreicht ist, nimmt man das Eisenstück und legt es in eine
                              eiserne Gußform, worauf man den geschmolzenen Stahl einlaufen läßt.
                           Gleich nach der so bewirkten Vereinigung von Eisen und Stahl kann man das Stück
                              hämmern, walzen und in jede beliebige Form für Schiffsverkleidungen, Weißblech
                              u.s.w. bringen. (Patentirt in Belgien am 25. August 1860. – Aus Armengaud's Génie
                                 industriel, Januar 1862, S. 50.)
                           
                        
                           Zur Anwendung der Cemente.
                           In der Zeitschrift für Bauhandwerker finden sich einige Notizen über diesen
                              Gegenstand. Als Maaße der Original-Tonnen des englischen
                              Portland-Cementes aus der Fabrik von Robins u. Comp., womit die Abmessung der Tonnen anderer
                              Portland-Cementfabriken nahezu übereinstimmt, werden angegeben: Höhe der
                              Tonnen im Aeußeren 2' 3 1/2'' rh., Höhe der Tonne im Lichten zwischen den Böden 2',
                              Bodendurchmesser 1' 3 1/2'', Spundtiefe im Lichten 1' 6'', Inhalt an Cement 3. 32
                              Kbkfß. in festgepreßtem Zustande, 5 Kbkfß. in aufgelockertem Zustande; Gewicht im
                              Durchschnitt 400 Z.-Pfd. Brutto, Gewicht der leeren Tonne 25 Z.-Pfd.,
                              daher 375 Z.-Pfd. Netto. Es wiegt demnach 1 Kbkfß. Portland-Cement
                              aufgelockert 75 Z.-Pfd. festgepreßt, trocken 113 Z.-Pfd. verarbeitet
                              fest und trocken 116 1/5 Z.-Pfd., demnach spec Gewicht des
                              Portland-Cements im aufgelockerten Zustande durchschnittlich auf 1,215
                              Z.-Pfd., im festgepreßten Zustande durchschnittlich auf 1,831 Z.-Pfd.,
                              im verarbeiteten festen Zustande durchschnittlich auf 1,890 Z.-Pfd.
                              anzunehmen ist. Es wiegen im aufgelockerten Zustande:
                           
                           
                              
                                 1 Kbkfß.
                                 Z.-Pfd.
                                 spec. Gew.
                                 
                              
                                 Portland-Cement
                                 75
                                 1,21
                                 
                              
                                 Roman-Cement
                                 64
                                 1,03
                                 
                              
                                 Puzzolane
                                 53
                                 1,86
                                 
                              
                                 Santorino
                                 52
                                 0,85
                                 
                              
                                 Tras
                                 56
                                 0,91
                                 
                              
                                 hydr. Kalk von Wildau (Bushius)
                                 51
                                 0,82
                                 
                              
                                 hydr. Kalk von Krienberg (Hasslinger)
                                 61
                                 0,99
                                 
                              
                                 Cement von Vossy
                                 59
                                 0,96
                                 
                              
                                 Cement von Rouilly
                                 86
                                 1,39
                                 
                              
                           In Norddentschland wird besonders viel Portland-Cement verarbeitet, und es
                              kommt daher nicht selten vor, daß durch das verkehrte Oeffnen der Tonnen diese
                              zerbrechen, daher für die Folge fast unbrauchbar werden und zugleich nicht
                              unbedeutende Quantitäten Cementpulver verloren gehen, auch der Luft mehr als
                              wünschenswerth Zutritt gestattet wird, welches letztere besonders dann schädlich
                              ist, wenn der Inhalt einer Tonne langsam verbraucht wird. Becker, in seiner „Anleitung zur Anwendung der
                                 Cemente,“ macht darauf aufmerksam, daß der Portland-Cement aus
                              der Fabrik von Robins u. Comp., der besonders viel in Deutschland verwendet wird, in folgender Weise
                              verpackt ist: Der Boden, auf welchem in der Regel der Zettel mit der Firma
                              befindlich ist, und der außerdem die Inschrift: „Bottom open the other end“ trägt, ist mittelst eines Falzes
                              rings in die Faßdauben eingelassen, und wird noch weiter durch einen genagelten
                              Holzring gehalten und gedichtet, öfter selbst noch durch ein eingelegtes Eisenband
                              befestigt. Der entgegengesetzte Boden oder Deckel liegt gewissermaßen lose zwischen
                              zwei innerhalb der Tonnen befestigten Holzringen und kann daher nach Entfernung des
                              oberen Holzringes leicht abgenommen werden. Die angeführte Inschrift weist darauf
                              hin, denn zu deutsch heißt sie: „Oeffne das andere Ende der
                                 Tonne.“ Es wäre also zu wünschen, daß deutsche Lieferanten eine
                              entsprechende deutsche Inschrift auf die Tonne kleben möchten, damit auch die
                              Arbeiter ohne Weiteres aufmerksam gemacht würden.
                           
                        
                           Ueber den Werth des Pariser und Kölner Dégras; von Dr.
                              Rieckher, Apotheker in Marbach a. N.
                           Ein hiesiger intelligenter Gerbermeister veranlaßte mich, zwei Muster von
                              Dégras aus Paris und Köln auf ihren Werth zu untersuchen, um zu erfahren,
                              welcher von beiden der bessere sey; der Preis des ersteren stellt sich für 50 Kilo
                              auf 28 fl., der letztere dagegen auf 26 fl. 30 kr.
                           Die Consistenz der beiden Muster war beinahe die gleiche, der Pariser mehr hellgelb,
                              und stellte eine glatte Mischung dar, während der Kölner dunkler von Farbe und mehr
                              körnig war; Geruch bei beiden nicht viel verschieden.
                           
                              Bestimmung des
                                    Wassergehaltes.
                              Eine gewogene Menge wurde in einer Platinschale im Wasserbad längere Zeit
                                 erhitzt, später jedoch 1/2 Stunde auf 110º Cels. im Luftbad erwärmt und
                                 das Gewicht bestimmt.
                              
                                 
                                    2 Loth Pariser Dégras hinterließen
                                    3
                                     Quent Rückstand, 
                                    
                                 
                                    2 Loth Kölner Dégras 
                                    6 2/3
                                        
                                       „        
                                       „
                                    
                                 
                              Dieser Bestimmung zufolge enthält das Pariser Dégras 62,5 Proc. Wasser,
                                 während das Kölner nur 16,67 Proc. enthält.
                              
                           
                              Bestimmung des
                                    Fettgehaltes.
                              Der Dégras ist eine Mischung von ungebundenem und von verseiftem Fett mit
                                 Wasser, ein Theil des Fettes also in Form von Schmierseife darin enthalten. Von
                                 der getrennten Bestimmung des gebundenen und des freien Fettes habe ich für
                                 dießmal Umgang genommen und nur die Menge des Fettes im Allgemeinen bestimmt,
                                 die sich durch Zersetzung des Dégras mit einer Säure abscheidet und von
                                 Aether aufgenommen wird. – 3 Quent des bei 110º getrockneten
                                 Pariser Dégras wurden mit der nöthigen Menge Säure und Aether behandelt
                                 und 49 Kubikcentim. einer klaren, starkgefärbten ätherischen Lösung
                                 erhalten.
                              
                              32 1/2 Kubikcentim. dieser ätherischen Lösung hinterließen im Wasserbad erwärmt,
                                 bis das Gewicht des Rückstandes constant war, 1 Quent und 40 Gran; es waren
                                 demnach in der ganzen Menge der ätherischen Flüssigkeit enthalten 2 1/2 Quent
                                 Fettsubstanz als Rückstand. Die in Arbeit genommenen 3 Quent getrockneten Pariser Dégras enthalten demzufolge 2 1/2
                                 Quent oder 83,33 Proc.
                              1 Loth des bei 1100 getrockneten Kölner Dégras,
                                 auf die gleiche Weise behandelt, gab 86 Kubikcentim. ätherischer Fettlösung.
                              55 1/2 Kubikcentim hinterließen genau 2 Quent Rückstand, was auf die ganze Menge
                                 berechnet 3 Quent und 6 Gran ausmacht. Diese Menge Fettsubstanz war in dem
                                 Quantum des angewandten Dégras enthalten und beträgt genau 77 1/2
                                 Proc.
                              Der bei 110º getrocknete Dégras enthält demzufolge
                              
                                 
                                    beim Pariserbeim Kölner
                                    83,33 Proc.77,50 Proc.
                                    
                                       
                                       
                                    Fettsubstanz.
                                    
                                 
                              
                           
                              Zusammensetzung des
                                    Dégras.
                              a) von Paris. Oben haben
                                 wir gefunden, daß dasselbe 62,5 Proc. Wasser enthält; die feste Substanz beträgt
                                 37,5 Proc.; der Fettgehalt dieses Rückstandes beträgt aber 83,33 Proc.
                              Die Zusammensetzung des Pariser Dégras ist
                                 demzufolge:
                                31,25 Proc. Fettsubstanz,
                                  6,25 Proc. Kali, Salze und
                                 Unreinigkeiten,
                                62,50 Proc. Wasser
                              –––––––––––
                              100,00 Proc.
                              b) von Köln. Derselbe
                                 enthält, wie oben nachgewiesen worden, 16,67 Proc. Wasser; das Gewicht der
                                 festen Substanz beträgt 83,33 Proc., der Fettgehalt derselben dagegen 77,50
                                 Proc.
                              Die Zusammensetzung des Kölner Dégras ist
                                 demnach:
                                64,58 Proc. Fettsubstanz,
                                18,75 Proc. Kali, Salze und Unreinigkeiten,
                                16,67 Proc. Wasser
                              –––––––––––
                              100,00 Proc.
                              Aus der Vergleichung der beiden Sorten von Dégras ergibt sich, daß der
                                 Kölner mehr als das Doppelte an Fettsubstanz und das Dreifache an Salzen und
                                 Unreinigkeiten gegenüber vom Pariser enthält, während dieser mehr als dreimal so
                                 viel Wasser als der erstere besitzt. Nehmen wir den Fettgehalt als Basis für den
                                 Werth eines Dégras, so enthält der Kölner mehr denn doppelt so viel als
                                 der Pariser; es wird der letztere daher auch nur die Hälfte gegenüber vom Kölner
                                 werth seyn. Es mag ein technischer Handgriff die Ursache seyn, daß der große
                                 Wassergehalt durch die Consistenz der Mischung nicht sichtbar wird, aber
                                 jedenfalls dürfte bei vergleichenden Versuchen dasselbe Resultat erzielt werden,
                                 wie es die chemische Analyse ergab; nämlich daß man von dem Kölner Dégras
                                 nur die Hälfte an Gewicht gegenüber vom Pariser braucht und daß der wahre Werth
                                 des Pariser Dégras nicht 26 fl. 30 kr., sondern nur 14 fl. für 50 Kilo
                                 gegenüber vom Kölner Dégras beträgt.
                              Der große Unterschied im Wassergehalt des französischen und deutschen
                                 Dégras neben der geringen Preisdifferenz der beiden Producte bei so
                                 verschiedenem innerem Werthe zeigt auf's Neue den Werth, den eine einfache
                                 chemische Analyse hat, wo, wie bei der Seife, die äußeren Kennzeichen trügen
                                 können und durch die geringen Kosten, die eine solche Analyse verursacht, eine
                                 bedeutende Ersparniß an Geld erzielt werden kann. Der Dégras, als eine
                                 Mischung, wird stets von wechselnder Zusammensetzung seyn; allein da derselbe in
                                 größeren Quantitäten (von mehreren Centnern) versandt wird, so genügt eine
                                 Analyse für ein Faß von 3–10 Centnern und die Bestimmung des
                                 Wasser- und Fettgehaltes wird stets das einzige Kriterium bleiben für den
                                 Geldwerth dieses Handelsproductes.Hr. Dr.
                                       Rieckher ist bereit, Analysen von
                                       Dégras, der ihm zur Untersuchung zugesandt würde, gegen billige
                                       Entschädigung zu fertigen. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1862, Nr. 14.)
                              
                           
                        
                           
                           Das Tränken des Leders mit Fett; von Agricola.
                           Bei dem Tränken des Leders (Pferdegeschirr etc.) mit Fett befolgt man hin und wieder
                              noch ein ganz fehlerhaftes Verfahren, indem man glaubt, das Leder müsse trocken
                              seyn, um das Fett anzunehmen und dadurch haltbarer und biegsamer zu werden. Gerade
                              das Gegentheil findet statt, so unbegreiflich es auch auf den ersten Anblick
                              scheinen mag, daß feuchtes Leder sich leichter mit Oel oder Fett verbinde, als
                              trockenes. Indessen läßt sich doch dieser anscheinende Widerspruch erklären.
                              Trockenes Leder ist zusammengezogen, die Poren sind verschlossen und nehmen daher
                              fette Körper nur langsam auf. Feuchtes Leder ist dagegen ausgedehnt, biegsam und hat
                              geöffnete Poren. Wird es nun mit Oel oder flüssigem Fett überstrichen, so dringt
                              dieß leicht in die Poren und durchzieht auch die kleinsten, sobald das Wasser
                              entweicht, dessen Verdunsten das Offenbleiben der Poren, welche Oel eingezogen
                              haben, befördert. – Man kann sich von diesem Einflüsse des Oels auf feuchtes
                              Leder leicht überzeugen. Bringt man ein Stückchen Leder oder einen durchnäßten
                              Stiefel an einen erwärmten Ort, so trocknet es langsam und wird ganz hart und
                              brüchig. Bestreicht man es dagegen mit Oel und Fett, so behält es seine Biegsamkeit,
                              auch wenn es ganz ausgetrocknet ist, und leidet auch nicht im geringsten. Mit Fett
                              bestrichenes feuchtes Leder kann daher in der Wärme ohne Nachtheil getrocknet
                              werden. Tränkt man trockenes Leder mit erwärmtem Fett, so leidet auch die
                              Dauerhaftigkeit des Leders sehr, weil die Hitze die Fasern zusammenzieht und das Oel
                              leicht eine solche Wärme annimmt die sie angreift.
                           Das Tränken der Stiefelsohlen, sowie das Einreiben von Sand oder feinen
                              Eisenfeilspänen in dieselben ist übrigens nur dann anwendbar, wenn der Schuhmacher
                              die Fleisch- oder Aasseite des Leders nach außen gekehrt hat. Dieß hat
                              zugleich noch einen anderen Vortheil. Die Fleischseite hat weitere Poren und ist von
                              geringerer Festigkeit als die äußere Seite. Wird letztere auf der Sohle nach außen
                              gewendet, so geht diese gleich zu Grunde, sobald der äußere harte Theil abgetreten
                              ist, da das weichere Innere keinen Widerstand mehr leistet, und zugleich nimmt sie
                              wegen der Enge und Härte der äußeren Poren das Fett nicht an. Wird dagegen die
                              weiche Seite nach außen gewandt, so zieht die Sohle eine bedeutende Menge Wachs,
                              Fett oder Oel ein, wird dadurch biegsam und dauerhaft, und selbst wenn dieser
                              haltbarer gemachte weiche Theil abgetreten ist, bleibt noch der harte Theil einer
                              äußeren Hautseite zurück und bildet eine gute Sohle, die man fast bis zur Dünne
                              eines Papieres abtragen kann. Die dauerhaftesten Sohlen dieser Art erhält man aus
                              der Halshaut der Thiere, wenn die Fleischseite nach außen gewendet und gehörig mit
                              Wachs oder Fett getränkt wird. Der einzige Fehler, den sie haben, ist der, daß man
                              wegen der Glätte, welche sie beim Gehen auf Gras annehmen, leicht ausgleitet.
                              Uebrigens geht man auf mit Fett getränkten Sohlen nicht nur weicher, sondern auch
                              kühler, was freilich nur im Sommer ein Vorzug derselben ist. (Allg.
                              Landw.-Ztg.)
                           
                        
                           Hausenblasenabgüsse.
                           Die Hausenblase eignet sich zum Abguß nur für sehr flache, metallene Gegenstände. Um
                              z.B. Münzen auf diese Art abzugießen, braucht man, wenn man sich mit einem
                              verkehrten oder vertieften Abdrucke begnügen will, gar keine Form, indem die
                              Hausenblase, geklopft, in kleine Stücke zerschnitten, mit Wasser oder Branntwein
                              übergossen und in diesem in gelinder Wärme aufgelöst, nach dem Durchseihen eine
                              Flüssigkeit gibt, welche warm auf eine blanke Münze gestrichen, bald trocknet und
                              von selbst abspringt, oder, indem man den Rand mit einer Nadel umfährt, leicht
                              losgelöst werden kann. So dargestellte Abdrücke sind hornhart, äußerst leicht und
                              dünn. Um dickere Abgüsse zu erhalten (welche auch als Formen zum Einguß von Gyps
                              oder Wachs dienen können), versieht man die Münze mit einem Rande oder fertigt eine
                              Stanniolform an, und gießt die Hausenblasenlösung ein. Die Hausenblase kann auch zur
                              Färbung der Abgüsse beliebig mit Saftfarben oder mit Abkochungen von Farbhölzern
                              gefärbt werden. Auf ähnliche Weise kann man auch mit Hausenblase Copien von
                              gestochenen Kupferplatten nehmen, deren Züge vor dem Auftragen der
                              Hausenblasenlösung mit einer feinen Deckfarbe angefüllt werden können, welche sich
                              an den Abguß anheftet, auf welche Weise man namentlich durchsichtige (meist
                              rothgefärbte) Heiligenbilder zu verfertigen pflegt.
                           
                        
                           
                           Neue Indigoquelle.
                           Hr. Spence legte kürzlich der Literary and Philosophical Society in Manchester einen Ballen getrockneter
                              Blätter und Stengel einer Pflanze vor, welche von der Westküste Afrikas, aus dem
                              Königreich Dahomey stammt. Diese Pflanze wächst daselbst in großer Menge, und wird
                              von den Eingebornen zum Blaufärben benutzt; die Farbe soll gut, aber nicht sehr
                              dauerhaft seyn.
                           Die Blätter sind von den HHrn. Burnet und Thwaites in Manchester importirt worden; auf ihre
                              Veranlassung machten die HHrn. Spence und Bottomley eine Untersuchung derselben, und costatirten
                              darin die Anwesenheit von fertig gebildetem Indigo; sie zogen denselben durch die
                              gewöhnliche Reduction und Lösung aus, worauf er mit schönem kupferfarbenen Glanz
                              niederfiel. Ob die Pflanze auch hinreichende Mengen Indigo enthält, um sie als
                              Handelswaare von Werth erscheinen zu lassen, müssen die nächsten Untersuchungen. Die
                              Sache ist deßhalb von Wichtigkeit, weil die indische Indigo-Einfuhr aus einer
                              oder der anderen Ursache in der Abnahme begriffen ist. (Mechanics' Magazine) Februar 1862, S. 117.)
                           
                        
                           Neue Anwendung des Steinkohlentheers.
                           Dem Journal des Connaissances médicales et
                                 pharmaceutiques von P. L. B. Caffe entnehmen wir
                              nachstehende Notiz:
                           Hr. Coupier, Unterpräfect von Vigan
                              (Gard-Departement), hat, nachdem er die unter dem Namen Gattine bekannte Seidenwürmer-Krankheit längere
                              Zeit studirt hatte, zwei Resultate vollkommen constatirt:
                           
                              1) Die Seidenwürmer, welche in einer mit Steinkohlentheerdämpfen
                                 geschwängerten Atmosphäre gezogen werden, bleiben von der Krankheit frei;
                              2) die Seidenwürmer aus schlechtem Samen (d.h. die kranken Würmer
                                 (les vers à soie gattinés) werden
                                 durch die Einwirkung der Theerdämpfe gesund.
                              
                           Will man diese Resultate erreichen, so genügt es, in den Seidenraupereien Teller oder
                              flachbodige Gefäße aufzustellen, worin etwas mineralischer Theer enthalten ist.
                              Diesen Theer kann man sich in jeder Gasfabrik verschaffen. Die Ausgabe ist
                              unbedeutend, die Verdunstung langsam: ein erstes Quantum reicht für die ganze Saison
                              aus. (D. Telegr.)
                           
                        
                           Einfache Prüfung, ob sich in der Mitte eines gefällten Stammes
                              anbrüchiges Holz befinde.
                           Zu dem Ende legt man den Stamm horizontal mit jedem Ende auf eine Unterlage, worauf
                              Jemand mit einem Hammer gegen die eine Grundfläche des Stammes schlägt, während ein
                              Anderer das Ohr der entgegengesetzten Grundfläche nähert. Ist der Stamm von gesundem
                              Holze, so hört letzterer jeden Hammerschlag hell und deutlich, sollte auch der Stamm
                              60 bis 80 Fuß lang seyn. Wenn dagegen die Hammerschläge am anderen Ende nicht hörbar
                              sind, oder dumpf klingen, so ist dieß ein Zeichen von anbrüchigem Holze im Innern
                              des Stammes.