| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. , S. 232 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Anlage- und Unterhaltungskosten der Dampfmaschinen
                              in Frankreich und in England.
                           Nach der Enquête sur le traité de commerce avec l'Angleterre vom
                                 Prof. C. H. Schmidt in Stuttgart.
                           Bei den Untersuchungen, welche durch die französische Regierung im Jahr 1859 über die
                              ökonomischen Verhältnisse der Industrie in Frankreich und England angestellt wurden,
                              machten die französischen Fabrikanten durchgängig den hohen Betrag ihrer Triebkosten
                              im Vergleich zu denen der entsprechenden englischen Etablissements geltend und
                              stellten vielfache Berechnungen über die in diesem Punkte obwaltenden Differenzen
                              auf. Als die Hauptursachen des für die französische Fabrication erwachsenden
                              Mehrbetrages sind zu betrachten:
                           1) die durch höheres Anlagecapital herbeigeführte Vermehrung der Capitalkosten,
                              und
                           2) die bedeutend höheren Kohlenpreise.
                           Der Unterschied in den Anlagekosten läßt sich durch folgende von Maschinenfabrikanten
                              selbst gemachte Angaben über die für Dampfmaschinen, Transmissionen u. dgl.
                              feststehenden Preise abschätzen. Es kosten nämlich 100 Kil. dieser Gegenstände
                           
                              
                                 in England
                                 55 –  60 Fr.,
                                 
                              
                                 in der Normandie
                                 75 –  80 Fr.,
                                 
                              
                                 im Elsaß
                                 80 –110 Fr.
                                 
                              
                           
                           Sonach betragen die Anschaffungskosten in Frankreich gegen 30–40 Proc. mehr
                              als in England. Die Kohlenpreise werden für England (Manchester) zu 7–8 Fr.,
                              für das Elsaß zu 28–30 Fr. per 1000 Kil.
                              angegeben.
                           Eine interessante Zusammenstellung der für Dampfmaschinen von verschiedener Größe in
                              Frankreich und England sich ergebenden Anlage- und Unterhaltungskosten hat
                              der Repräsentant des Hauses Dollfus, Mieg und Comp. in Mülhausen geliefert. Es ist dabei zu bemerken,
                              daß der Kohlenverbrauch pro Stunde und Pferdestärke bei
                              der 10pferdigen Maschine zu 2,4 Kil., bei der 25pferdigen zu 2,2 Kil., bei der
                              50- und 100pferdigen zu 2 Kil. angenommen wurde.
                           Anlagekosten der Dampfmaschinen in England
                                 und Frankreich.
                           
                              
                                 Gegenstand der
                                       Anlage.
                                 Frankreich.
                                 England.
                                 
                              
                                 
                                 10 Pfd.
                                 25 Pfd.
                                 50 Pfd.
                                 100 Pfd.
                                 100 Pfd.
                                 
                              
                                 
                                 Fr.
                                 Fr.
                                 Fr.
                                 Fr.
                                 Fr.
                                 
                              
                                 Maschine
                                 11,000
                                 21,000
                                 32,000
                                 60,000
                                 48,000
                                 
                              
                                 Kessel
                                   6,000
                                   8,000
                                 13,000
                                 26,000
                                 20,800
                                 
                              
                                 Fundamente
                                   1,500
                                   3,500
                                   6,300
                                   7,500
                                   7,500
                                 
                              
                                 Schornstein
                                   1,200
                                   2,500
                                   4,500
                                   6,000
                                   4,800
                                 
                              
                                 Gebäude für Maschine und Kessel
                                   3,000
                                   4,000
                                   6,000
                                   8,500
                                   8,500
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammtkosten der Anlage
                                 22,700
                                 39,000
                                 61,500
                                 108,000
                                 89,600
                                 
                              
                                 Anlagekosten pro
                                    Pferdestärke
                                   2,270
                                   1,560
                                   1,230
                                   1,080
                                      900
                                 
                              
                           Unterhaltungskosten obiger Maschinen per Jahr.
                           
                              
                                 Ausgabeposten.
                                 Frankreich.
                                 
                                    England
                                    
                                 
                              
                                 
                                 10 Pfd.
                                 25 Pfd.
                                 50 Pfd.
                                 100 Pf.
                                 100 Pfd.
                                 
                              
                                 
                                 Fr.
                                 Fr.
                                 Fr.
                                 Fr.
                                 Fr.
                                 
                              
                                 Interessen des Anlagecapitals 5 Proc.
                                 1,135
                                 1,950
                                 3,075
                                 5,400
                                 4,480
                                 
                              
                                 Abschreibung an der Maschine 7 1/2 Prc.
                                    825
                                 1,575
                                 2,400
                                 4,500
                                 3,600
                                 
                              
                                 Deßgl. am Kessel 7 1/2 Proc.
                                    450
                                    600
                                    975
                                 1,950
                                 1,560
                                 
                              
                                 Deßgl. am Fundament 7 1/2 Proc.
                                    112
                                    262
                                    450
                                    562
                                    562
                                 
                              
                                 Deßgl. am Schornstein 5 Proc.
                                      60
                                    125
                                    225
                                    300
                                    240
                                 
                              
                                 Deßgl. an Gebäuden 5 Proc
                                    150
                                    200
                                    300
                                    425
                                    425
                                 
                              
                                 Steinkohlen
                                 2,244
                                 5,148
                                 7,200
                                 14,400
                                 5,400
                                 
                              
                                 Schmiere und Talg
                                      65
                                    160
                                    312
                                    546
                                    546
                                 
                              
                                 Oel
                                      30
                                      75
                                    120
                                    180
                                    180
                                 
                              
                                 Heizer
                                 1,040
                                 1,040
                                    936
                                    936
                                 1,300
                                 
                              
                                 Wärter
                                 –
                                 –
                                 1,040
                                 1,040
                                 1,300
                                 
                              
                                 Allgemeine Unterhaltungskosten,
                                       Reparatur etc.
                                    400
                                    750
                                 1,050
                                 1,650
                                 1,450
                                 
                              
                                 Feuerversicherung
                                    227
                                    390
                                    615
                                 1,080
                                 1,080
                                 
                              
                                 Steuer und Abgaben
                                      36
                                      62
                                      98
                                    173
                                    173
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summe der Unterhaltungskosten
                                 6,774
                                 12,337
                                 18,796
                                 33,142
                                      22,296
                                 
                              
                                 Unterhaltungskosten pro
                                    Pferdestärke
                                    677
                                    492
                                    376
                                    331
                                    223
                                 
                              
                           (Württembergisches Gewerbeblatt, 1862, Nr. 8.)
                           
                        
                           
                           Ueber Berthier's Probe zur Bestimmung des Wärmeeffectes von
                              Brennmaterialien.
                           Bei Behandlung der Brennmaterialien mit Bleiglätte können nach Rivot's Docimasie nicht unbedeutende Fehler entstehen:
                           a) dadurch, daß die Brennstoffe bereits eine partielle
                              Destillation erleiden, bevor eine Reduction der Glätte stattfindet. In solchem
                              Falle, wie er bei unverkohlten Brennstoffen, namentlich Holz, Torf und Braunkohlen,
                              weniger leicht bei Steinkohlen vorkommt, muß man den Brennstoff aufs Innigste mit
                              der Glätte mengen und so rasch erhitzen, daß bei beginnender Destillation die
                              Reduction des Bleies vor sich gehen kann, und als es das im Anfange entstehende
                              Aufwallen zuläßt. Ganz zuverlässig ist indeß dieses Mittel bei Holz doch nicht,
                              selbst wenn dasselbe mit einer sehr feinen Säge in feine Späne verwandelt ist. Droht
                              beim Aufwallen der Inhalt des halb angefüllten Tiegels über die Ränder zu laufen, so
                              muß man von Zeit zu Zeit den Deckel abnehmen. Ist es nach 5–6 Minuten vorbei,
                              so gibt man scharfe Hellrothglühhitze. Zur Probe mengt man 1 Grm. Sägespäne mit 40
                              Grm. ganz reiner, frisch umgeschmolzener, gepulverter und dann durch ein Seidensieb
                              geschlagener Bleiglätte, und deckt 15 Grm. Glättepulver darüber. Die Probe wird
                              doppelt gemacht und bei einer Differenz über 1 Decigramm wiederholt. Die
                              geschmolzene Glätte vom Entschlacken muß sorgfältig auf metallisches Blei untersucht
                              werden.
                           b) Dadurch daß bei Anwendung eines Windofens die in
                              demselben circulirenden Gase reducirend wirken. Man verhütet dieß möglichst dadurch,
                              daß man große Kohlen nicht zu dicht auf einander legt, wobei überschüssige Luft in
                              den Schmelzraum treten kann. Beim dichten Zusammenliegen der Kohlen bildet sich
                              reducirend wirkendes Kohlenoxydgas. In Muffelöfen tritt dieser Uebelstand weniger
                              leicht ein.
                           c) Durch Verflüchtigung von Blei und ungenügende Mengung
                              des Brennstoffs mit Glätte. Zwei Könige können dem Gewichte nach übereinstimmen,
                              aber doch bei Anwendung zu hoher Temperatur zu leicht seyn.
                           Durch sorgfältige Mengung von Brennmaterial und Glätte und richtige Leitung des
                              Feuers ist man jedoch im Stande, die angeführten Fehlerquellen zu vermindern.
                              (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1862, Nr. 16.)
                           
                        
                           Ueber die Eisenplatten für Panzerschiffe aus steirischem
                              Eisen; von Ed. Schrickell, gräfl. Henckel von
                              Donnersmarck'schem Central-Director.
                           Vor ungefähr zwei Jahren sprach sich ein Artikel in der illustrirten Zeitschrift über
                              die Fabrication von eisernen Platten zur Panzerung von Schiffen mit voller
                              Anerkennung über den günstigen Ausfall der mit den von uns zur schwimmenden Batterie
                              „Feuerspeier“ gelieferten und in Mariazell probirten
                              Platten aus und hob namentlich die Vorzüglichkeit des inländischen Rohmaterials für
                              dieses Fabricat hervor.
                           Unser Eisenwerk im Zeltweg ist bis heute noch das einzige in Oesterreich, welches
                              sich mit der Erzeugung von Panzerplatten befaßt, und hat bei dem Umstande, als die
                              ausländischen Eisenwerke – und deren gibt es bis jetzt nur wenige in
                              Frankreich und England – die Fabrication der Panzerplatten als ein Geheimniß
                              betrachten und deßhalb mit größter Aengstlichkeit nach dessen Bewahrung trachten,
                              daß man also die Erfahrungen derselben nicht benutzen konnte, daß ferner die Platten
                              in immer größeren Dimensionen verlangt wurden – die Platten zum
                              „Feuerspeier“ wogen nur 5–8 Ctr., während sie zu den
                              neuen Fregatten nicht unter 22 bis 54 Ctr. pro Stück
                              wiegen – mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt, und es mit den
                              erforderlichen und zwar zweckmäßigsten Maschinen, als: großen Dampfhämmern (es wird
                              gerade jetzt ein Hammer von 250 Ctr. Schlaggewicht und einer Fallhöhe von 7 Schuh,
                              mithin der bis jetzt größte Hammer in Oesterreich in Zeltweg aufgestellt), Krahnen,
                              Biegemaschinen und den erforderlichen Maschinen für die Appretur der Platten, zu
                              versehen und ihm die nöthigen Arbeitskräfte zu verschaffen; allein, die größte zu
                              lösende Aufgabe blieb doch die, den Platten eine möglichst große
                              Widerstandsfähigkeit gegen die neuen, aus so wesentlich verbesserten Geschützen
                              abgefeuerten Geschosse zu verleihen.
                           
                           Aber auch diese Aufgabe ist mit einem Resultate gelöst worden, wie dieß bisher
                              nirgends erzielt worden ist; dieß beweist eine Platte, welche wir zur Londoner
                              Industrie-Ausstellung senden.
                           Diese Platte wurde nämlich in Gegenwart einer von dem k. k.
                              Marine-Ober-Commando entsendeten Commission auf 200 Klftr. = 500
                              Schritten aus einem vierundzwanzigpfündigen gezogenen Rückladungsgeschütz mit
                              fünfzigpfündigen Spitzkugeln beschossen und hielt siebzehn Schüsse, und zwar eilf
                              Volltreffer und sechs Kantenschüsse aus, bevor man Verletzungen, die aber immer noch
                              nicht von Bedeutung sind, wahrnahm. Die Platte ist aus Schmiedeeisen und hat bei
                              einer Länge von 8 1/2' und einer Breite von 1 1/2' eine Dicke von 4 1/2'' und ein
                              Gewicht von 23 Ctr. (Zollgewicht.)
                           Dieß ist ein Resultat, welches den österreichischen Panzerschiffen eine
                              Ueberlegenheit vor allen derartigen Schiffen anderer Nationen sichert, denn im
                              Kampfe zweier Panzerschiffe gegen einander muß bei im Uebrigen gleichen
                              Verhältnissen stets dasjenige siegen, welches den widerstandsfähigsten Eisenpanzer
                              besitzt.
                           Nach den hier erzielten Resultaten wird aber die Seite einer Panzerfregatte, die mit
                              ungefähr 200 Platten bedeckt ist, nach 3400 Schüssen oder, wenn sie von beiden
                              Seiten gleichzeitig angegriffen wird, das ganze Schiff nach 6800 Treffern noch
                              vollkommen unverletzt seyn.
                           Bei dem großen Interesse, mit welchem das Publicum den Kampf der amerikanischen
                              Panzerschiffe verfolgt hat, hielten wir es für unsere Pflicht, diese Mittheilungen
                              zu veröffentlichen, da wir fest überzeugt sind, daß die österreichischen
                              Panzerschiffe, was Widerstandsfähigkeit der Platten anbelangt, den Kampf mit jedem
                              dergleichen Schiffe anderer Nationalität ungescheut wagen dürfen. (Stamm's illustrirte Zeitschrift, 1862, Nr. 13.)
                           
                        
                           Die Schußproben, welche in Shoeburyneß mit ungezogenen
                              Armstrongkanonen und Zielscheiben aus Eisenplatten angestellt wurden.
                           Den Artikel der Times in diesem Betreff lassen wir hier
                              nach der Allgemeinen Zeitung vom 15. April d. J. folgen:
                           Während ganz Europa mit Staunen über das Ergebniß des Kampfes zwischen
                              „Merrimac“ und „Monitor“ erfüllt ist,
                              haben wir über neue Experimente zu berichten, welche ganz entgegengesetzte Resultate
                              als das Zusammentreffen jener beiden Eisenschiffe zu Tage förderten. Es sind nämlich
                              am 8. April in Shoeburyneß Versuche mit einer neuen Kanone großen Kalibers
                              angestellt, und mit derselben die allerstärksten bisher fabricirten Eisenplatten so
                              leicht durchlöchert worden, als wären sie bloßes Holz gewesen. In den letzten zwei
                              oder drei Jahren bestand ein unausgesetzter sehr löblicher Wetteifer zwischen dem
                              Kriegsministerium und der Admiralität: ersteres bemühte sich unwiderstehliche
                              Artilleriestücke, letztere unverwundbare Fahrzeuge herzustellen. Das Uebergewicht
                              der einen und der anderen zu erproben, waren in Shoeburyneß endlose Versuche mit den
                              verschiedensten Zielschieben gemacht worden, mit Zielscheiben aus bloßem Eisen, aus
                              einer Verbindung von Eisen mit Holz, Eisen und Kautschuk, Eisen und Hanf, Eisen und
                              Drahtgeflechten. Kaum hatte eine auswärtige Macht ein Schiff neuer Art zu bauen
                              angefangen, so waren Sectionen desselben auch schon in Shoeburyneß als Zielscheiben
                              für unsere Artillerie zu schauen, und unsere Leser werden wohl überrascht seyn, wenn
                              wir ihnen jetzt sagen, daß auch der „Monitor“, lange bevor er
                              vollendet war, die Aufmerksamkeit unserer Admiralität in Anspruch genommen hatte,
                              daß eine Section desselben als Zielscheibe aufgestellt, und – von unseren
                              gewöhnlichsten Geschützen durchlöchert worden war.
                           Man wird sich an die Schießproben erinnern, die vor einiger Zeit gegen eine Section
                              des „Warrior“ unternommen worden waren. Es war eine 20 Fuß
                              lange und 10 Fuß hohe Zielscheibe, genau wie die Breitseite des
                              „Warrior“, behufs dieser Experimente angefertigt und den
                              allerschwersten Schußproben unterzogen worden. 68pfündige, 100pfündige und
                              200pfündige Vollkugeln wurden einzeln und zu halb Dutzenden während anderthalb Tagen
                              gegen diese Zielscheibe abgefeuert. Sie krachte in allen ihren Fugen, sie wurde
                              beinahe glühendheiß, aber durchschossen wurde sie nicht, und seitdem glaubte man das
                              Kriegsministerium habe den kürzeren gezogen, und der Admiralität sey es wirklich
                              gelungen, ein unverwundbares Schiff herzustellen. Es war ein kurzer Triumph. Schon
                              während alle diese
                              Experimente im Gange waren, hatte man die Beobachtung gemacht, daß der altmodische
                              68Pfünder den Eisenplatten der Zielscheibe gefährlicher sey, als die neue Armstrong'sche gezogene 110pfündige Kanone. Woher kam
                              dieß? Weil jene eine stärkere anfängliche Geschwindigkeit ihres Geschosses, vermöge
                              ihrer größeren Pulverladung erzielte. Die Schnelligkeit des Geschosses der
                              Armstrongkanone beträgt nämlich 1150 bis 1200 Fuß in der Secunde, die der alten
                              ungezogenen Kanone dagegen 1600 Fuß in der Secunde. Letzteres gilt aber – und
                              das ist wohl zu beachten – nur im Anfang ihres Fluges. Hat die Kugel der
                              alten Kanone einen Raum von 1500 Fuß durchflogen, so wird sie matter, ihre Flugkraft
                              vermindert sich von da an äußerst schnell, und schon nach 9000 Fuß streift sie den
                              Boden. Nicht so das Geschoß der gezogenen Läufe. Vermöge ihrer conischen Form und
                              ihrer spiralen Fortbewegung besiegen sie den Widerstand der Atmosphäre so
                              erfolgreich, daß diese Art Geschosse ihre ursprüngliche Geschwindigkeit auf eine
                              Flugweite von 21,000 Fuß und darüber beibehalten. Daraus folgt, daß wenn ein
                              altmodisches und ein gezogenes Geschütz zu gleicher Zeit abgefeuert werden, die
                              Kugel des ersteren sofort einen Vorsprung erzielt, daß sie diesen aber bald einbüßen
                              wird, denn bei 2100 Fuß Flugweite ist schon beider Geschwindigkeit einander gleich,
                              bei 3600 Fuß ist das Geschoß der alten Kanone schon überholt, und bei 7500 oder 9000
                              Fuß streift es schon ermattet den Boden, während das Geschoß der gezogenen Kanone
                              sich noch im vollkräftigsten Fluge befindet. Werden aber beide aus verhältnißmäßig
                              kleinen Entfernungen auf stehende Scheiben abgefeuert (und das geschah doch
                              gewöhnlich um die Widerstandskraft der Eisenplatten zu erproben), dann übt die Kugel
                              aus der alten Kanone vermöge ihrer größeren Anfangsgeschwindigkeit eine viel
                              zerstörendere Wirkung aus, als die aus gezogenen Röhren abgefeuerte. Diese in der
                              Theorie als richtig anerkannte Thesis hat sich nun am 8. April in der Praxis
                              vollständig bewährt. Sir William Armstrong stellte der
                              Regierung eine nach seinem Princip angefertigte Kanone von 14 Fuß Länge und 240
                              Centner Schwere zur Verfügung, einen 300Pfünder, dessen Rohr jedoch noch nicht
                              gezogen war, und der in diesem Zustande Hohlkugeln von 156 Pfd. abfeuern konnte. Mit
                              diesem Geschoß wurde in Gegenwart des Herzogs v. Cambridge, des Marineministers und
                              vieler anderen hochgestellten Officiere am 8. d. auf die bisher undurchdringliche
                              Section des „Warrior“ gefeuert, und siehe da, beim ersten Schuß
                              daraus zerschmetterte die 156 Pfd. schwere Stückkugel, bei einer Pulverladung von 40
                              Pfd., auf eine Distanz von 600 Fuß, die von ihr getroffene 4 1/2 zöllige Eisenplatte
                              in zahllose Trümmer, zerschmetterte deßgleichen die unterliegende 12 Zoll starke
                              Fütterung aus Tekholz, und wurde erst durch die innerste 1 Zoll dicke
                              Eisenbekleidung in ihrem zerstörenden Flug aufgehalten. Das geschah bei einer
                              Pulverladung von 40 Pfund; als man dieselbe auf 50 Pfd. gesteigert hatte, schlug die
                              Kugel durch alle Eisen- und Holzlagen bis tief hinein in die Mauer aus
                              Granit, welche der Zielscheibe zur Stütze und Lehne diente. Jede der später
                              abgefeuerten Kugeln that ein gleiches, es war somit zur Evidenz erwiesen daß der
                              „Warrior,“ von einer derartigen Kugel in solcher Distanz
                              unter der Wasserlinie getroffen, unrettbar verloren sey, und daß, da der
                              „Warrior“ von allen bisher in Europa oder Amerika gebauten
                              Schiffen unstreitig die stärksten Platten trägt, die Artillerie, d.h. die
                              Offensivwasse vorerst das Uebergewicht über den defensiven Eisenpanzer besitze,
                              somit die Theorie von „Monitor“,
                              „Merrimac“ und unverwundbaren Schiffen überhaupt, kaum
                              aufgetaucht, auch schon über den Haufen geworfen sey.
                           Nachträglich berichtet die Allgemeine Zeitung vom 21. April: „Zu
                                 Shoeburyneß sind in den letzten Tagen neue Versuche mit der ungezogenen
                                 schmiedeeisernen Armstrongkanone angestellt worden. Die Scheibe bestand aus drei
                                 aneinander geschmiedeten fünfzölligen Platten – einer Masse Schmiedeeisen
                                 von 15 Zoll Dicke. Gegen diese Scheibe wurden nacheinander drei Schüsse mit
                                 einer Ladung von 50 Pfund Schießpulver abgefeuert. Jeder Schuß brach alle drei
                                 Platten; die erste wurde zerschmettert, die zweite gespalten und gesplittert,
                                 die dritte gespalten.“
                              
                           
                        
                           Beitrag zur Inductions-Telegraphie; von G. Hasler.
                           Schon seit einigen Jahren hat man sich mit der Vervollkommnung der Apparate zum
                              Telegraphiren mit Inductionsströmen befaßt, da diese letztere in gewissen Fällen
                              bedeutende Vortheile vor den gewöhnlichen Batterieströmen darbieten.
                           
                           Das einfachste derartige System, das auch schon auf einigen Telegraphenlinien
                              einführt seyn soll, beruht auf der entgegengesetzten Wirkung, die der
                              Oeffnungs-Inductionsstrom und der Schließungs-Inductionsstrom einer
                              Batterie abwechselnd auf den Anker eines Magnetrelais ausüben.
                           Von beiden Strömen ist bekanntlich der Oeffnungsstrom der stärkere. Obiges System hat
                              daher den Nachtheil, daß der Magnetanker des Relais durch ungleiche Kräfte angezogen
                              und abgestoßen wird, was auf den regelmäßigen Gang des Relais störend einwirkt; und
                              es kann natürlich nie der stärkere Inductionsstrom zur Anwendung kommen.
                           Hr. M. Hipp hat den genannten Uebelstand beseitigt, indem
                              er einen Taster construirte, vermittelst dessen man mit dem stärkeren Oeffnungsstrom
                              telegraphiren konnte. Es war somit ein großer Vortheil gewonnen, jedoch ließ auch
                              diese Construction noch Manches zu wünschen übrig. Ein Nachtheil dieses Tasters
                              besteht darin, daß die Batterie während der Correspondenz sowohl in der Schreiblage
                              als in der Ruhelage des Tasters geschlossen bleibt, mit Ausnahme des Momentes, in
                              welchem der Tasterhebel in Bewegung ist. Der Strom, der nur eine kurze Spirale
                              dicken Drahtes durchläuft, muß daher schnell an Kraft abnehmen. Ferner können sich
                              miteinander correspondirende Stationen bei diesem Systeme nicht willkürlich
                              unterbrechen.
                           Hr. Telegraphist Stämpfli hat nun vor 6 Monaten einen
                              Inductionstaster construirt, bei welchem auch diese letzteren Nachtheile wegfallen.
                              Er hielt denselben unter Verschluß und machte aus seiner Erfindung ein Geheimniß.
                              Die Möglichkeit war jedoch bewiesen, daß bei seinem neuen Systeme man 1) mit dem
                              Oeffnungsstrome telegraphirte; 2) daß sich die correspondirenden Stationen nach
                              Belieben unterbrechen konnten; 3) daß weder in der Ruhelage, noch in der Schreiblage
                              des Tasters die Batterie geschlossen blieb.
                           Unsere Quelle enthält die chematische Zeichnung eines Inductionstasters, der die
                              gleichen Bedingungen erfüllt, worauf wir die dafür sich interessirenden Techniker
                              verweisen. (Mittheil. der naturforsch. Gesellschaft in Bern aus dem Jahr 1861, S.
                              152.)
                           
                        
                           Ueber die gefilzten Streichgarne der HHrn. Bouillon und Mercier zu Louviers in Frankreich; von Dr. Wilhelm Ritter v. Schwarz.
                           Die Erfindung des Hrn. Vouillou besteht darin, daß er die
                              Garne filzt; es hat diese Methode in allen Ländern Eingang gefunden, und wird auch
                              in Prag von Hrn. Muck benützt.
                           Die Maschine, deren sich Vouillou zur Filzung des Garnes
                              bedient, wurde in Paris im Conservatoire des arts et
                                 métiers aufgestellt; sie ist ganz einfach und besteht aus einem
                              Wellenkamme, auf dem das Streichgarn aufgezogen ist.
                           Diese Garne führt nun Vouillou durch ein System von
                              Cylindern, welche in einer stets rotirenden Bewegung erhalten werden.
                           Die Fäden laufen auf den Cylindern auf einer Unterlage von Kautschuk, und werden
                              endlich auf einer zweiten Welle aufgezogen, die ebenfalls eine Unterlage von
                              Kautschuk hat.
                           Zwischen den Cylindern läßt man nun Dampf eindringen. Der Faden wird durch die Wärme
                              gefilzt und läuft auf dem Wellenkamme in ganz rundem Zustande herab.
                           Die Vortheile, welche diese Garne haben, sind folgende:
                           1) der Faden ist, durch das Mikroskop angesehen, vollkommen rund;
                           2) kommen bei dem Anwenden dieser Methode keine Abfälle vor, während bei der früheren
                              sich 15 bis 20 Proc. Abfälle ergaben;
                           3) kehrt der Faden nicht immer die feine Wolle nach innen und die grobe Faser nach
                              außen; daher die in Belgien, England und Frankreich erzeugten Tuche viel feiner sind
                              als die in Oesterreich erzeugten;
                           4) nimmt diese so erzeugte Wolle die Färbung besser an; endlich
                           5) braucht man die gefilzten Garne nach dem Filzen nur einer leichten Drehung zu
                              unterwerfen, um eine Kette zu bekommen.
                           Mittelst dieser Methode wird man auf Kraft-Webestühlen seiner Zeit das Tuch
                              ebenso weben können, wie den Calico.
                           Aus den Abfällen erzeugt Vouillou ebenfalls sehr schön
                              gefärbte Garne, die einen ganz gleichförmigen runden Faden haben.
                           
                           Hr. Vouillou hat sich auch nach England begeben, um
                              daselbst seine Erfindung prüfen zu lassen, und es wird dort nächstens eine große
                              Spinnerei nach diesem System errichtet und in Betrieb gesetzt werden. (Verhandlungen
                              des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1862 S. 171.)
                           
                        
                           Eichenholz, dem Ebenholz gleich schwarz zu färben.
                           Ein sehr gutes Mittel, Eichenholz dem Ebenholz gleich schwarz zu färben, findet sich
                              in Böttger's polytechn. Notizblatt, 1862 Nr. 1, angegeben
                              und verdient, hier mitgetheilt zu werden. Man verfährt dazu nach Vorschrift
                              folgendermaßen:
                           
                              „Das zu färbende Holz wird zwei bis drei Tage lang in eine mit warmem
                                 Wasser bereitete Alaunlösung gelegt, darauf aus der Lösung herausgenommen und
                                 mit einer Abkochung von Campecheholz, der etwas Indigcarmin zugesetzt wurde,
                                 bestrichen und getrocknet. Dann wird es mit einer, in heißem Essig bereiteten,
                                 Lösung von Grünspan kräftig eingerieben und die abwechselnde Behandlung mit
                                 Campecheholz-Decoct und Grünspanlösung so oft wiederholt, bis die tief
                                 schwarze Färbung des Holzes erfolgt ist. Zuletzt wird das Stück noch mit einem,
                                 mit Oel getränkten Lappen eingerieben, worauf es dem Ebenholz ähnlich
                                 erscheint.“
                              
                           Ich bin nach dieser Vorschrift verfahren, und habe dabei ein sehr gutes Resultat
                              erlangt, so daß ich sie empfehlen kann. Das Holz erlangt durch obige Behandlung eine
                              sehr schöne schwarze Färbung, die bei auffallendem Licht etwas ins Bräunliche
                              spielt.
                           Was die Mengenverhältnisse der anzuwendenden Materialien anbetrifft, so ist in der
                              obigen Vorschrift nichts davon angegeben. Die Alaunlösung soll „mit warmem
                                 Wasser“ bereitet seyn; dieß soll wohl so diel heißen, daß sie eine
                              völlig gesättigte seyn soll – wenigstens habe ich es so aufgefaßt und bin
                              danach verfahren. Zum Ueberfluß habe ich die Lösung mit dem Holze auch in gelinder
                              Wärme – nach Vorschrift zwei Tage – stehen lassen, was ja leicht
                              geschehen kann. Ueber die Stärke des Decocts von Campecheholz ist ebenfalls nichts
                              gesagt; ich kochte, bei obigem Versuche, 1 Theil Campecheholz mit 10 Theilen Wasser
                              bis zur Hälfte ein. Statt des Indigcarmins, der im Wasser schwer löslich ist, setzte
                              ich etwa 10 Tropfen Indigolösung zu, die durch Behandeln mit Kreide entsäuert war.
                              Ein geringer Zusatz von Indigo mag ganz gut seyn; zu viel zuzusetzen muß man sich
                              jedenfalls hüten, da dadurch die Farbe beeinträchtigt werden würde. Auch muß man,
                              wenn man die gewöhnliche Indigolösung anwenden will, dieselbe vorher entsäuern, was
                              ja leicht mit Kreide geschehen kann. Ist die Lösung sauer, so wird das Decoct und
                              natürlich auch das Holz roth gefärbt. Als Grünspanlösung wandte ich ebenfalls eine
                              gesättigte an.
                           Das Mitgetheilte möge als Vervollständigung obiger Vorschrift dienen, da sonst leicht
                              Ungewißheit seyn könnte, wie viel man von den angegebenen Materialien nöthig hat.
                              Dr. Sauerwein.
                              (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1863, Nr. 1.)
                           
                        
                           Ueber Erkennung einer Verfälschung der Leinkuchen mit
                              Rapskuchen; von Dr. Julius Lehmann.
                           Wegen der bedeutend höheren Preise der Leinkuchen im Verhältniß zu dem der Rapskuchen
                              hört man häufig in der Praxis die Befürchtung aussprechen, daß eine Verfälschung
                              jener mit diesen wohl vorkommen dürfte. Der oben Genannte, welchem solche Kuchen zur
                              Untersuchung übergeben wurden, theilt in den landwirthschaftlichen
                              Versuchsstationen, Heft 8, eine Methode mit, nach welcher man solche Verfälschungen
                              leicht erkennen kann. Die fraglichen Leinkuchen müssen zuvörderst in gröbliches
                              Pulver verwandelt seyn und werden nachher, am besten in einem hohen und glatten
                              Bierglase, mit warmem Wasser nach und nach zu einer gleichmäßig dünnen Flüssigkeit
                              angerührt, und dieselbe dann so lange der Ruhe überlassen, bis die darüberstehende
                              Flüssigkeit keine Schalentheile mehr enthält. Man beobachtet nun zuvörderst, ob sich
                              in der unter der Flüssigkeit befindlichen Masse schwarzbraune oder dunkelbraunrothe
                              Schalentheile befinden; können solche in einiger Menge wahrgenommen werden, so ist dieß
                              ein Zeichen, welches auf Verfälschung des Leinkuchenmehls mit Rapskuchen hindeutet;
                              selbst bei einem Gehalt von 2 Procent der letzteren sind die Rapskörnerschalen noch
                              deutlich wahrzunehmen.
                           Um einen weiteren Anhaltspunkt für die Verfälschung zu haben, gießt man einen Theil
                              der darüber stehenden schalenfreien Flüssigkeit in ein Glas, und bringt einige
                              Tropfen einer Lösung von Aetznatron, und in Ermangelung derselben von einer
                              concentrirten Sodalösung oder Potaschelösung hinzu; wird die Flüssigkeit dadurch
                              citronen- bis curcumagelb gefärbt, so ist hierdurch die Verfälschung weiter
                              bestätigt. Bei 8 Proc. Rapskuchenmehl gibt auch der demselben eigenthümliche, in
                              Berührung mit Wasser dem Senföl ähnliche Geruch deren Gegenwart in dem Leinkuchen zu
                              erkennen.
                           
                        
                           Einsalzen von Fleisch, nach Martin v. Lignac.
                           Bei dem gewöhnlichen Verfahren, wo mall das Fleisch mit Salz einreibt und dann
                              längere Zeit in der Laake liegen läßt, wird das Rindfleisch zu sehr ausgezogen, das
                              fettere Schweinefleisch bleibt dagegen häufig im Innern an den Knochen ungesalzen,
                              und unterliegt daher der Fäulniß. Hr. Martin v. Lignac,
                              der sich schon durch seine eingetrocknete Milch bekannt gemacht hat, proponirt eine
                              Verbesserung dieses Verfahrens, die darin besteht, daß man in die Mitte der
                              Fleischstücke eine gesättigte Kochsalzlösung, welche die nöthigen gewürzhaften
                              Beigaben hat, hineinpreßt. Diese Laake ist in einem hoch stehenden Reservoir
                              enthalten, von dem ein Kautschukrohr ausgeht, das in eine Art Troikar, eine Röhre
                              mit zugeschärften Rändern, ausläuft. Will man nun z.B. einen Schinken einsalzen, so
                              führt man diesen Troikar, am Knochen hingleitend, bis in die Mitte des Schinkens
                              ein, öffnet dann den Hahn, der die Flüssigkeit absperrt, welche nun mit bedeutendem
                              Drucke durch das Fleisch durchgepreßt wird. Um dieß einigermaßen zu verlangsamen,
                              und auch die äußeren Theile genügend zu salzen, legt man den Schinken gleichzeitig
                              in eine starke Salzlaake ein, trocknet ihn alsdann an der Luft gehörig ab, und hängt
                              ihn endlich einige Zeit in Rauch, wodurch er noch 20–25 Proc. an seinem
                              Gewichte verliert. Das Fleisch erscheint gleichmäßig gesalzen, und hält den
                              Vergleich mit den besten Producten der Art aus. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr.
                              8.)
                           
                        
                           Russisches Verfahren zum Conserviren der Früchte.
                           Dieses vom Haushofmeister des Großfürsten Nicolaus erfundene Verfahren besteht darin,
                              frisch gebrannten Kalk in einer Flüssigkeit zu löschen, die man durch Zusatz einiger
                              Tropfen Kreosot zu Wasser erhalten hat. Man taucht den Kalk hinein, läßt ihn mit
                              Wasser sich sättigen und an der Luft zerfallen. Nun nimmt man eine dichte Kiste,
                              legt auf den Boden eine etwa zolldicke Lage solchen Kalkpulvers, darauf einen Bogen
                              Papier und eine Lage sauber abgewischter Früchte, die man mit einem zweiten
                              Papierbogen und einer eben solchen Lage von Kalkpulver bedeckt. In die Ecken kann
                              man etwas feines Holzkohlenpulver bringen. So fährt man fort, bis die Kiste gefüllt
                              ist, nagelt den Deckel dicht schließend auf, und kann dann die Früchte mindestens
                              ein Jahr lang unverändert aufbewahren.
                           
                        
                           Parfüm aus den Blumen zu erzeugen.
                           Ein neu patentirtes Verfahren, das Parfüm aus den Blumen zu gewinnen, wird in der
                              Pariser Fabrik von Piver angewendet. Man läßt vermittelst
                              einer Luftpumpe einen starken Luftstrom in einen mit frischen Blumen gefüllten
                              Behälter einströmen. Von dort tritt derselbe in einen Cylinder mit Oel in flüssigem
                              Zustande, das durch eine Anzahl von Scheiben, die sich in der Mitte drehen, in
                              beständiger Bewegung erhalten wird. Die wohlriechenden Theilchen kommen so mit einer
                              beständig erneuten Oberfläche von Oel in Berührung und werden zum größeren Theile rasch davon
                              absorbirt, während diejenigen, welche entweichen, auf ihrem Wege durch einen zweiten
                              Cylinder hier fixirt weden, so daß die Luft fast geruchlos ausströmt. Um aber ja
                              nichts zu vergeuden, läßt man denselben Luftstrom noch mehreremale durch die Blumen
                              gehen, bis er allen Geruch derselben ausgezogen hat. Die Gewalt dieses Luftstromes
                              ist so groß, daß er zugleich den ganz trocken hineingelegten Blumen ein bedeutendes
                              Quantum Wasser auspreßt. Dieß Wasser, das in einem an dem Apparat befindlichen
                              Recipienten aufgefangen wird, ist ein ganz neues Product, und besitzt den reinen
                              Geruch der so behandelten Blume im höchsten Grade. (Verhandlungen des
                              nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1862 S. 179.)
                           
                        
                           Ueber das Reinigen der Weinfässer.
                           Das Reinigen von Fässern, in denen Wein aufbewahrt und abgezapft wurde, geschieht
                              gewöhnlich durch den Küfer, indem der Boden des Fasses herausgenommen wird; nicht
                              selten sieht man dabei das Faß verletzt werden und ist in Folge dessen genöthigt, es
                              zu repariren; auch werden ältere Fässer gern undicht, wenn das Wiedereinsetzen des
                              Bodens ohne die nöthige Sorgfalt geschieht. Man entgeht diesen Uebelständen und
                              Kosten, wenn man das leere Gebinde zuerst tüchtig mit Wasser ausschwenkt und dann
                              eine eiserne Kette mit ein paar Handvoll reinen Sandes und etwas Wasser hinein thut
                              und tüchtig schwenkt. Wird dadurch noch nicht aller Schimmel u.s.w. entfernt, so
                              schüttet man kochendes Wasser durch's Zapfenloch, während das Spundloch
                              unverschlossen ist, und wiederholt das Schwenken mit der Kette und dem Sande.
                           
                        
                           Englische Lohnsätze.
                           Der Trierer Anzeiger gibt sehr interessante Daten über die Höhe der englischen
                              Arbeitslöhne. In der Grafschaft Lancaster sind nicht weniger als 400,000 Personen
                              direct mit der Baumwollen-Industrie beschäftigt. Seit der Aufhebung der
                              Kornzölle durch Peel vor circa 20 Jahren ist der Arbeitslohn um 12–28 Proc. gestiegen, die
                              Arbeitszeit um 9 Stunden pro Woche beschränkt worden und
                              die Preise der Lebensmittel um 30 Proc. gefallen. Die Zahl der Arbeiter ist um 21
                              Proc. gestiegen. Der durchschnittliche Lohnsatz beträgt wöchentlich 4 1/3 Thlr. Die
                              Kinder erhalten 3 Thlr., die besten Arbeiter bis zu 11 Thlr. In Leeds, dem Sitze der
                              Wollen-Industrie, steigen die Wochenlöhne von 4 1/6–13 1/3 Thlr. Bei
                              den Baugewerken ist der Wochenlohn in den letzten 30 Jahren von 9–9 1/3 auf
                              10 2/3–11 Thlr. gestiegen, und trotzdem wollen die Arbeiter in der letzteren
                              Zeit wieder eine Erhöhung des Lohnes oder eine Herabsetzung der Arbeitszeit
                              durchsetzen.
                           In den großen Eisenwerken Nordenglands erhält der gewöhnliche Arbeiter 10 bis 11 2/3
                              Thlr., Schmiedegesellen 14 Thlr., die Walzer und Zänger, die die schwerste Arbeit
                              haben, 36–42 Thlr., ja selbst noch mehr. Freilich entspricht auch die
                              Arbeitsleistung dem bedeutenden Lohne und der dadurch ermöglichten ausgezeichneten
                              Ernährung.