| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. , S. 463 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Transatlantischer Telegraph.
                           Bekanntlich hat man in England den Gedanken einer directen
                              Telegraphen-Verbindung auf der schon einmal versuchten Linie
                              Valentia-Newfoundland wieder aufgenommen. Für diese Linie haben die
                              Fabrikanten von submarinen Kabeln, die Herren Glaß,
                                 Elliot u. Comp., der alten transatlantischen
                              Telegraphen-Compagnie ein neues Kabel unter Uebernahme der Garantie für die
                              Wirksamkeit, soweit das Kabel nicht beim Verlegen beschädigt wird, offerirt. Der
                              elektrische Leiter soll dabei aus 7 Kupferdrähten bestehen, jeder 1/16 engl. Zoll
                              stark und zu einem gemeinsamen Strang zusammengelegt. Um den innersten Draht sind 6
                              Drähte herumgelegt, das Ganze ist durch Umgebung mit Chatterton's Composition (Schellack und
                              Gutta-percha?) zu einem soliden Körper verbunden. Das Gewicht des Leiters
                              beträgt für jede Seemeile 510 engl. Pfund, die ganze Länge 1900 Seemeilen. Nach dem
                              alten Telegraphir-Systeme soll man 22 Buchstaben = 4 1/2 Worte per Minute darauf übermitteln können, doch hofft man mit
                              verbesserten Apparaten die Schnelligkeit auf 12 Worte per Minute steigern zu können. Der Leiter soll durch 8 verschiedene Lagen
                              isolirt werden, 4 von der reinsten Gutta-percha und 4 von der oben erwähnten
                              Chatterton'schen Mischung, die abwechselnd
                              übereinander gelegt werden. Zusammen haben diese isolirenden Schichten eine Dicke
                              von 3/16'', eben so viel der innere Kern der Leitungsdrähte, so daß das ganze Tau
                              9/16 Zoll stark wird. Die Anwendung von getheertem Hanf hat man aufgegeben, und
                              umgibt statt dessen unmittelbar das Leitungsseil mit der Drahtbedeckung. Zu diesem
                              Ende werden je drei Drähte vom besten Holzkohleneisen zu einer Litze
                              zusammengewunden, mit Gutta-percha und Chatterton's Mischung bedeckt und 13 solcher
                              Litzen nunmehr auf der gewöhnlichen Maschinerie spiralförmig um das Leitungsseil
                              herumgelegt. Das fertige Kabel geht sogleich in einen großen, mit Wasser gefüllten
                              Behälter, wo es bleibt, bis es ins Schiff verladen wird, wo es ebenfalls in
                              Wasserbehältern aufbewahrt werden soll. Hierdurch will man einmal die Erhitzung und
                              Beschädigung der Gutta-percha durch das Zusammenliegen in großen Massen
                              vermeiden, andererseits die Möglichkeit haben, jede etwa eintretende Ableitung des
                              Stromes nach außen augenblicklich zu erkennen. Den Gebrauch des getheerten Hanfes
                              hat man schon deßhalb aufgeben müssen, weil der Theer in etwaige Risse der
                              Gutta-percha eindringend, die rechtzeitige Entdeckung derselben verhinderte,
                              später aber beim Legen ausgespült wurde und dann die Ableitung des Stromes zuließ.
                              (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 11.)
                           
                        
                           
                           Neue Legirung für Zapfenlager, von Clemens Winkler.
                           Diese Legirung wird durch einfaches Zusammenschmelzen von 2 Th. Kupfer, 1 Th. Nickel
                              und 1 Th. Zinn dargestellt. Das Product ist wenig dehnbar, von stahlartiger Farbe,
                              die einen Stich ins Röthliche zeigt, bedeutender Härte, und einem spec. Gewichte von
                              8,948. Beim Schleifen nimmt sie einen schönen Glanz an, der der Einwirkung der Luft
                              und des Schwefelwasserstoffs fast völlig widersteht. Der Bruch ist Anfangs
                              krystallinisch, wird aber bei nochmaligem Schmelzen feinkörnig, wie der des
                              gegossenen Messings. Hervorzuheben ist auch der schöne Klang der Legirung, der sie,
                              wenn sich in diesem Falle der Preis nicht hindernd entgegenstellte, zum Glockenguß
                              geeignet machen würde. Vor Allem aber entspricht sie jeder Anforderung, die man an
                              ein Zapfenlagermetall stellt, und die Kosten, welche sich mit ihrer Beschaffung
                              verknüpfen (25 Ngr. bis 1 Thlr. per Pfund), werden
                              reichlich eingebracht durch die fast unverwüstliche Haltbarkeit, welche ihr eigen
                              ist. (Deutsche Industriezeitung, 1862, Nr. 12.)
                           
                        
                           Moiré auf Messing.
                           Wenn man ein Geräth aus Messing in einer wässerigen Kupfervitriollösung kochen läßt,
                              so entsteht ein Moiré, aber von bei weitem schöneren Reflexen als das
                              gewöhnliche Moiré. Die entstehenden Nüancen sind verschieden, je nach den
                              Verhältnissen von Zink und Kupfer, aus denen das Messing besteht. Manchmal zeigt
                              sich das Geräth beim Herausnehmen aus der Auflösung dunkelroth oder braunviolett,
                              ohne sichtbare Reflexe, und beim Waschen bildet sich ein braunes Pulver auf der
                              Oberfläche. Man braucht sie aber alsdann nur mit ein wenig Harz- oder
                              Wachsfirniß gelinde zu reiben, um das verlangte Aussehen hervorzubringen. Die
                              Bildung dieses Moiré's wird ausnehmend befördert, wenn man in die Auflösung
                              einige kleine Eisennägel bringt. Die Kupfervitriollösung muß concentrirt und kochend
                              seyn. 1 Pfd. Kupfervitriol und 2 Pfd. Wasser möchten die passenden Verhältnisse
                              seyn. (Breslauer Gewerbeblatt.)
                           
                        
                           Beschreibung eines in Hindostan gebräuchlichen Verfahrens,
                              Drechslerwaaren zu poliren.
                           Wenn man von der Malabarküste aus über das Bergland Kurg nach Bangalore, der
                              bedeutendsten Stadt des Fürstenthums Meißur, reist, so kommt man durch eine Stadt
                              Namens Tschinayapatna. In der Hauptstraße fallen dem Reisenden sogleich viele
                              Kaufläden auf, wo lackirte Holzwaaren ausgestellt sind, welche in den
                              verschiedenartigsten Spielsachen nach europäischem und indischem Geschmack bestehen
                              und ihren ungewöhnlichen Glanz dem Besucher entgegenstrahlen. Die Hülfsmittel dieser
                              Drehercolonie sind äußerst mangelhaft, ihre Drehbänke haben weder Schwungrad noch
                              Spindel, das Stückchen Holz, aus welchem etwas gedreht werden soll, wird zwischen
                              zwei eiserne Spitzen gespannt, die an zwei Hölzer befestigt sind, welche sich
                              parallel verschieben lassen. Zwischen diesen Spitzen wird das Stückchen Holz
                              vermittelst eines Bogens mit der rechten Hand hin und her gedreht, während die linke
                              Hand mit Beihülfe des großen Zehens den Meißel führt.
                           Was nun das Lackiren der Gegenstände selbst betrifft, so geschieht es auf folgende
                              Weise. Ist der Gegenstand fertig gedreht, so drückt man den Lack während schnellen
                              Umdrehens an denselben so lange an, bis ein Theil des durch Friction geschmolzenen
                              Lacks am Holze haften bleibt. Auf ein gleichförmiges Auftragen desselben kommt sehr
                              viel an, damit der Lacküberzug überall gleich dick werde. Nun wird mit einem
                              mehrfach zusammengelegten Blatte von Pandanus
                                 odoratissimus (englisch: Caldera bush) oder von
                              der Fächerpalme, borrassus flabelliformis (englisch: palmyra palm) gegen den noch rauhen Lack angedrückt,
                              welcher nach einer halben Minute durch Reibung abermals warm und dehnbar wird, sich
                              hin und her drücken und so gleichförmig auf der Oberfläche vertheilen läßt.
                              Jetzt wird das Blatt nur noch leicht angedrückt, wodurch die Oberfläche einen
                              ungewöhnlichen glasartigen Glanz erhält, der sich nie mehr verliert, wenn der
                              Gegenstand einigermaßen geschont wird. Das Holz kann leicht 1/4''' bis 1/3''' dick
                              mit Lack überzogen werden, so daß die Farbe des Holzes nicht durchscheint. Solche
                              lackirte Sachen fühlen sich eigenthümlich metallisch an und haben ein solides und
                              frisches Aussehen. – Da durch die Reibung des Blattes eine ziemliche Wärme
                              erzeugt wird, so darf das zu verarbeitende Holz weder feucht noch auch zu kalt seyn,
                              sonst dehnt sich die in den Poren befindliche Luft aus und tritt als Bläschen zu
                              Tage. Auch müssen die gedrehten Sachen exact rund seyn, widrigenfalls Streifen und
                              Flecken beim Poliren entstehen. Es können leicht zwei verschiedene oder mehrere
                              Farben neben einander aufgetragen werden, so daß sie sich untereinander scharf
                              begrenzen. Man trägt zuerst eine Farbe auf, sticht mit dem Meißel die Grenze scharf
                              ab und zieht dann die nächst aufgetragene Farbe nach und nach mit dem Blatt an die
                              vorige her. Das Lackiren wird um so eher gelingen, je schneller die Bewegung der
                              Drehbankspindel ist; der Durchmesser derselben sollte sich zu dem des Schwungrades
                              wie 1 : 10 verhalten. Ein durchwärmtes Zimmer ist im Winter immerhin sehr fördernd,
                              auch das zu verarbeitende Holz sollte vor dem Gebrauch mehrere Tage in der Nähe des
                              Ofens liegen.
                           Der Lack selbst ist Schellack, wie er in den Materialhandlungen in verschiedenen
                              Sorten verkauft wird. Derselbe wird in einem Porzellangefäß mit fein zerriebenem
                              Zinnober, Operment, Indigo, Zinnobergrün oder irgend einer passenden Farbe gemischt
                              und geschmolzen. Am besten zerstößt man den Schellack gröblich, wirft ihn in das
                              Gefäß und oben darauf die Farbe. Nach dem Schmelzen rührt man beides durch einander,
                              nimmt die Masse heraus, um durch Ziehen und Drehen eine innigere Verbindung beider
                              Theile zu erzielen. Das Mischungsverhältniß ist ganz beliebig, je nachdem man einen
                              Farbenton haben will, doch wird dem Volumen nach 1/3 Farbstoff auf 2/3 Schellack bei
                              den meisten Farben der höchste Sättigungsgrad für den Schellack seyn. Je inniger
                              letzterer mit der Farbe gemischt wird, desto gleichförmiger und schöner wird die
                              Politur. Der Lack wird am tauglichsten in der Größe und Form wie Siegelwachs
                              ausgezogen, für kleinere Sachen oder Flächen sind dünne Stangen erwünschter. Solche
                              polirte Spielwaaren kann man mit aller Ruhe Kindern in die Hand geben, weil sich der
                              Farbstoff mit dem in Wasser und Säuren unauflöslichen Schellack fest verbunden hat.
                              Wenn die Spielsachen durch Herumwerfen auf dem Boden den Glanz schon verloren haben,
                              so erhält sich die Farbe immer noch lebhaft und bleibt gewöhnlich der Lack fest
                              haften bis zum Zerbrechen der Sachen. Ob nun diese Lackirmethode mit Vortheil bei
                              dem hohen Preise des Schellacks auch auf europäischen Boden verpflanzt werden kann,
                              muß sich erst zeigen. Daß aber der Ausführung der soeben beschriebenen Methode auch
                              in einem kühleren Klima Nichts im Wege steht, beweisen die vom Verfasser hier zu
                              Lande zur Probe verfertigten Kleinigkeiten, welche im Musterlager der kgl.
                              Centralstelle für Gewerbe zu Stuttgart aufgestellt worden sind. (Württembergisches
                              Gewerbeblatt, 1862, Nr. 12.)
                           
                        
                           Verfahren bei der Fabrication von Papier aus Holz; von C. H.
                              Barne und C. M. J. Blondel in Nantes.
                           Wenn man Holz mit Salpetersäure übergießt, so färbt es sich gelb, es tritt eine
                              Erhitzung ein, und es entwickeln sich gelbrothe Dämpfe von salpetriger Säure. Diese
                              Erscheinungen rühren davon her, daß die inkrustirende Substanz des Hohes durch die
                              Salpetersäure oxydirt wird. Um die Einwirkung zu mäßigen und unnützen Säureverlust
                              zu verhüten, läßt man die Salpetersäure am besten auf das vorher mit Wasser
                              befeuchtete Holz wirken. Indem die Salpetersäure die inkrustirende Substanz nach und
                              nach zerstört, werden die Fasern des Holzes weich und biegsamer. Da die Säure der
                              Holzmasse durch Waschen mit bloßem Wasser nicht vollständig entzogen werden kann und
                              außerdem auch möglichst wieder gewonnen werden muß, so behandelt man das Holz
                              nachher mit Sodalösung, wobei das Natron sich mit der Salpetersäure verbindet und
                              die Flüssigkeit zugleich eine braune Farbe annimmt. Man trennt diese Flüssigkeit
                              durch Auspressen aus dem Holze, dampft sie ab und gewinnt aus dem Rückstande durch
                              Destillation mit Schwefelsäure die Salpetersäure wieder. Der Faserstoff des Holzes
                              wird durch diese Behandlung von inkrustirenden Materien und überhaupt von allen fremdartigen
                              Stoffen gänzlich befreit. Man wäscht ihn mit Wasser, bleicht ihn mit Chlorkalklösung
                              und unterwirft ihn in gewöhnlicher Manier der Papierfabrication. Die Reinigung der
                              Holzfaser durch Salpetersäure erfolgt nur langsam, geht aber schneller von statten,
                              wenn man Wärme dabei anwendet. (Aus dem Technologiste,
                              Februar 1862, S. 247; durch polytechnisches Centralblatt, 1862 S. 622.)
                           
                        
                           Verwendung von phosphorsaurem Kalke zur Papierfabrication,
                              nach Richardson.
                           Man hat bereits mancherlei Zusätze zum Papiere vorgeschlagen, um dasselbe weißer oder
                              fester zu machen oder sein Gewicht zu vermehren. Richardson bringt zu diesem Zwecke phosphorsauren Kalk entweder für sich
                              allein oder mit schwefligsaurem Kalke, welcher als Antichlor wirken soll, vermischt
                              in Vorschlag. Man löst phosphorsauren Kalk in schwefliger Säure und verdampft
                              entweder die Flüssigkeit oder schlägt durch Erhitzen oder durch Zusatz von Kalkmilch
                              oder von kohlensaurem Alkali den phosphorsauren Kalk daraus nieder, welchen man auf
                              diese Art als ein höchst feines weißes Pulver erhält. Dieses Pulver wird von der
                              Flüssigkeit abgesondert, getrocknet und dem Papierzeuge beigemischt, wodurch das
                              Papier ein schönes perlartiges Ansehen erhält. Wenn die Operation in der
                              Papierfabrik selbst ausgeführt wird, braucht man den phosphorsauren Kalk nicht
                              vorher abzusondern und zu trocknen. Als Rohmaterial, welches man in der schwefligen
                              Säure auflöst, kann man Knochen anwenden, wobei sich nach Richardson auch ein Theil des Knorpels auflöst. Die Lösung gießt man nach
                              beendetem Auswaschen der Lumpenmasse in den Halbzeug-Holländer und setzt,
                              nachdem das Material zu Halbzeug zertheilt ist, die zum Niederschlagen des
                              phosphorsauren Kalks erforderliche Substanz hinzu. Das Papier muß in diesem Falle an
                              der Luft getrocknet werden, weil die Trockencylinder den Leim verderben würden. Man
                              kann auch beim Leimen des fertigen Papiers dem dazu anzuwendenden, auf 35 bis
                              400° C. erwärmten Leimwasser phosphorsauren Kalk hinzufügen. Zusatz von Alaun
                              ist in diesem Falle überflüssig und die schweflige Säure wirkt darauf hin, den Leim
                              zu conserviren.
                           Das so behandelte Papier besitzt eine glatte elfenbeinartige Oberfläche, und ist viel
                              weißer als das gewöhnliche Papier, während seine Festigkeit keine Verringerung
                              erlitten hat. (Aus dem Technologiste, Januar 1862, S.
                              190; durch das polytechnische Centralblatt, 1862 S. 558.)
                           
                        
                           Darstellung eines in Wasser vollkommen löslichen
                              Fuchsinpräparats, nach F. Geigy und U. Häusler in Basel.
                           1 Gewichtstheil Anilin wird mit 0,8 Gewichtstheilen salpetersaurem Quecksilberoxyd in
                              einem gläsernen Gefäße zwei Stunden lang unter zeitweiligem Umrühren gekocht, und
                              die noch heiße tief roth gefärbte Flüssigkeit, nachdem man das ausgeschiedene
                              metallische Quecksilber entfernt hat, mit 15 Gewichtstheilen zuvor fein gepulvertem
                              Alaun vermischt und gut verrührt. Die erstarrte, in Wasser vollkommen lösliche,
                              braunroth gefärbte Masse kann ohne eine weitere Beimischung zum Färben von Seide,
                              Schaf- und Baumwolle benutzt, und hierdurch die brillantesten Farbentöne vom
                              hellsten Rosa bis zum tiefsten Purpur erzeugt werden. (Stamm's illustrirte Zeitschrift, 1862, Nr.
                              3.)
                           
                        
                           Sogenanntes Scharlachwasser (Eau
                                 écarlate).
                           In einer der letzten Zusammenkünfte des Gewerbevereins zu Hannover wurde auf obiges
                              Wasser – welches vom Fabrikanten unter pomphafter Anpreisung zur Beseitigung
                              aller möglichen
                              Flecken (Tinten-, Fettflecke etc., zum Waschen von Handschuhen, schwarzem
                              Seidenzeuge u.s.w.) empfohlen wird – aufmerksam gemacht. Es wurden zugleich
                              Proben dieses Scharlachwassers vorgezeigt; die eine Flasche enthielt ungefärbtes
                              Scharlachwasser, die andere rothgefärbtes. Das letztere soll bei scharlach-
                              und orangegefärbten Sachen angewandt werden – das erste bei allen sonstigen
                              gefärbten und ungefärbten Sachen. Eine Probe von der ungefärbten Flüssigkeit wurde
                              mir zur Untersuchung überlassen.
                           Die damit angestellte Untersuchung ergab, daß die Flüssigkeit etwa 4 bis 5 Procent
                              festen Rückstand hinterließ, bestehend aus oxalsaurem Kali und oxalsaurem Natron.
                              Die Flüssigkeit reagirte sehr wenig alkalisch, war auch schwach parfümirt.
                           Nach dieser Untersuchung scheint die so pomphaft angepriesene Flüssigkeit nichts
                              anderes zu seyn, als eine Auflösung des sogenannten „Reinigung-
                                 oder Schönungsalzes“ – worüber bereits im polytechn. Journal
                              Bd. CLIX S. 400 berichtet wurde –
                              in Wasser. Die Vorschrift zu dieser Flüssigkeit ist folgende: Man nimmt 1000
                              Gewichtstheile reines Regenwasser oder destillirtes Wasser, 32 Theile Kleesalz, 16
                              Theile Soda, 5 Theile Potasche. Will man die Flüssigkeit roth gefärbt haben, so
                              setzt man obiger Mischung 2 Theile Cochenille zu und filtrirt nach einigem
                              Stehen.
                           Eine Flasche mit obigem Scharlachwasser enthält etwa 6 Neuloth (300 Gramme), worin
                              etwa 3 Quint fester Substanz gelöst sind. Diese kostet höchstens 1 Silbergroschen;
                              dazu kommen die Kosten für das Glas, Etikette, Kork, etwas wohlriechende Essenz, die
                              sich mit 2 bis 3 Groschen gewiß sehr reichlich bezahlt machen, so daß die Flasche
                              mit der Flüssigkeit gefüllt auf höchstens 4 Silbergroschen zu stehen kommt. Wenn nun
                              die Flasche für 16 Silbergroschen verkauft wird, so hat der Fabrikant (Burdel in Paris) dafür gesorgt, daß er nicht zu Schaden
                              kommt. Dr. Sauerwein.
                              (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1862, Nr. 3 und 4.)
                           
                        
                           Ueber Gallussäure im Bündner Rothwein und Löslichkeit des
                              Traubenfarbstoffes; von R. Th. Simmler.
                           Da es mir öfter vorgekommen, daß ich Weine auf Aechtheit in Farbe, Weingeistgehalt
                              etc. zu prüfen hatte, so theile ich hier einige Erfahrungen mit.
                           Gallussäure ist bis jetzt in keinem Weine aufgefunden
                              worden; Mulder hält es indeß für sehr wahrscheinlich, daß
                              sie darin vorkomme.
                           Es ist nicht schwer Gallussäure in den Bündner Rothweinen sehr deutlich
                              nachzuweisen.
                           Aus 100 Kub. Centim. Wein wurde die Gerbsäure mit Fischleim entfernt, dann das
                              Filtrat mit Wasser verdünnt, bis die Farbe hell genug war, um eine Veränderung zu
                              erkennen, jetzt Eisenchlorid zugesetzt. Es entstand eine grünbraune Färbung, die bei
                              stärkerer Verdünnung an der Luft stehend, allmählich violett wurde und schließlich
                              schwarzblaue Flocken fallen ließ. Bei der hiesigen Weinbereitungsmethode, nach
                              welcher der junge Wein Wochen ja Monate lang auf den Trestern so zu sagen offen
                              liegen bleibt, wäre es schwer zu begreifen, wie da nicht Gallussäure durch
                              Zersetzung der Gerbsäure mit in den Wein kommen sollte.
                           Scheidet man aus Wein nach Mulder's Methode den blauen Traubenfarbstoff ab, was ich oft gethan
                              habe, so findet man, daß dieses Traubenblau, welches in dünnen Schichten auf einem
                              Uhrglase schön irisirt, wie in der Traube selbst, auch in den sogenannten
                              Fruchtäthern (wenigstens in essigsaurem und buttersaurem Aethyloxyd) etwas, mit
                              violetter fast rein blauen Farbe löslich ist und durch Verdunsten derselben wieder
                              im ursprünglichen Zustande erhalten werden kann. Ammoniak macht es erst grün und
                              zerstört es dann zu einer braunen Substanz. (Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, Bd.
                              CXV S. 617.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Versorgung der Stadt Paris mit Milch; von Dr. Wilhelm Ritter von Schwarz.
                           Ich habe mich in diesem Betreff an die Präfectur des Seine-Departements
                              gewendet, und dort über diesen Gegenstand die folgenden Notizen gesammelt.
                           Die Consumtion der Milch in Paris betrug im Jahre 1853 gegen 100 Millionen Liter,
                              welcher Bedarf durch 20,000 Kühe gedeckt wurde, und von denen man annahm, daß eine
                              Kuh täglich 10 Liter Milch gibt. In der Bretagne hingegen erzeugen die Kühe nur 5
                              Liter, während sie in der Normandie und in Burgund 25 bis 30 Liter geben. Paris
                              wurde früher mit Milch versehen durch Milchmeier, welche in Paris selbst ihren Sitz
                              hatten. Seit ungefähr 10 Jahren, als Paris durch die Eisenbahnen mit den
                              Departements in bessere Verbindung gesetzt wurde, wird die Milch zugeführt und zwar
                              oft bis auf eine Entfernung von 47 Meilen.
                           Im ersten Jahre wurden durch die Eisenbahn 59,143,689 Liter Milch zugeführt, und seit
                              die Sache mehr in Aufschwung kam, führten 6 verschiedene Eisenbahnen von
                              verschiedenen Richtungen 59,200,000 Liter Milch zu. Dazu kommt, daß von den in der
                              Umgebung von Paris befindlichen Kühen bei 40,000 Liter Milch gewonnen werden. Der
                              Verbrauch war im Jahre 1850 109,000 täglich.
                           Im Jahre 1843 betrug der Verbrauch an Milch in Paris per
                              Kopf 71 Liter, im Jahre 1860 per Kopf 103 Liter.
                              Heutzutage beträgt der Verbrauch an Milch täglich 280,000 Liter.
                           Es drängt sich nun von selbst die Frage auf, wie die Eisenbahnen die Milch
                              transportiren? – Dieß geschieht auf eine eben so einfache als praktische
                              Weise.
                           Drei Gesellschaften befassen sich in Paris mit diesem Geschäfte, von welchen die
                              größte, die Société de Paris, die Stadt
                              täglich mit 300,000 Liter Milch versorgt.
                           Die Gesellschaften haben eigene Agenten, welche auf dem flachen Lande in der nächsten
                              Nähe von Eisenbahn-Stationen ihren Sitz haben und welche Früh und Nachmittags
                              bis gegen drei Uhr die Milch von den Bauern zusammenkaufen und selbe in die
                              Sammelstationen abführen, woselbst eigene Apparate aufgestellt sind. Die Verrechnung
                              zwischen dem Agenten der Gesellschaft und den Bauern besteht darin, daß beide ein
                              Buch führen, in welchem sie wechselseitig die übergebene und übernommene Milch
                              einschreiben. Alle Samstag wird dem betreffenden Bauer das Quantum der gelieferten
                              Milch nach den bestehenden Preisen baar bezahlt.
                           Auf diese höchst einfache Weise wird die erforderliche Controle hergestellt und der
                              Bauer braucht sich nicht weiter darum zu kümmern. Auf den Sammelstationen wird nun
                              die so gewonnene Milch mit dem Galaktometer gemessen, in große Gefäße
                              zusammengeschüttet und mittelst Dampf abgekocht. Nach dem Abkochen wird die Milch
                              durchgeseiht und in Eisgefäßen abgekühlt, sodann in andere Gefäße eingefüllt, in die
                              dazu eigens bestimmten und auf einer jeden solchen Sammelstation vorhandenen Waggons
                              verpackt und mit den betreffenden Zügen nach Paris expedirt, wo die Milch um 2 bis 3
                              Uhr Morgens ankommt. Um 4 Uhr Morgens wird sie von den Agenten in Empfang genommen
                              und den Detaillisten zugeführt. Die Sahne, Schmetten, „Obers“,
                              wird von der Gesellschaft nicht geliefert, sondern von dem Publicum selbst
                              bereitet.
                           Der Preis dieser Milch beträgt per Liter 20 Centimes,
                              während die Gesellschaft dem Bauer 6 bis 7 Centimes zahlt. Mit dem Transport und
                              sonstigen Spesen kommt derselben die Milch per Liter loco Paris auf 14 Centimes, so daß noch immer ein
                              bedeutender Gewinn resultirt.
                           Hier muß ich bemerken, daß in Paris die Polizei über Lebensmittel und über Milch
                              insbesonders streng ist, und den Namen des Bestraften in der Gazette de Tribunaux sammt seiner Adresse bekannt gibt; der Bestrafte wird
                              dadurch allgemein bekannt, das Publicum kauft ihm nichts mehr ab und wird auch
                              derselbe gehindert unter einer andern Maske seine Spitzbübereien fortzusetzen.
                           Auch im Wiener Gemeinderathe wurde ein ähnlicher Vorgang in Anregung gebracht,
                              jedoch, da sich die Majorität dagegen aussprach, davon wieder abgegangen. Nach der
                              Gazette de Tribunaux vom Jahre 1860 wurde ein
                              Milchverkäufer, weil er die Milch mit 50 Proc. Wasser versetzt hatte, mit 50 Francs
                              Strafe und vierwöchentlichem Gefängniß bestraft; überhaupt haben im Jahre 1860 40
                              bis 50 Verurtheilungen wegen Milchverfälschung stattgefunden.
                           Im Jahre 1861 haben in Folge dieser exemplarischen Strenge die Verurtheilungen ganz
                              aufgehört. Es besteht nun nebst der vorerwähnten Société de Paris noch eine Gesellschaft, welche täglich
                              80,000 Liter Milch zuführt. Drei neue Gesellschaften sind im Entstehen, nebst
                              einigen anderen kleinen Privat-Unternehmungen, welche täglich 30,000 Liter
                              Milch zuführen.
                           Eine der Hauptschwierigkeiten in Wien sind die klimatischen Verhältnisse, da in Paris
                              die Milch nie friert. Dieser Uebelstand ließe sich jedoch in Wien dadurch
                              beseitigen, daß man die Milch abkocht oder die Milchgefäße mit schlechten
                              Wärmeleitern umgibt. Es wäre sehr wünschenswerth, wenn solche Unternehmungen auch in
                              Wien ins Leben treten würden; wir würden dadurch gute Milch bekommen und die Bauern
                              nicht genöthigt seyn, wegen einer geringen Quantität Milch eine Tagreise nach Wien
                              zu machen und somit wäre dem Publicum wie auch den Landleuten geholfen.
                           In England hat man nun denselben Weg eingeschlagen wie in Frankreich, und wird in
                              London ebenfalls die Milch durch Eisenbahnen zugeführt.
                           Die Ost-Eisenbahn führt beispielsweise 11 Millionen Liter Milch nach
                              London.
                           In Paris verbraucht man jährlich 103 Liter Milch, in London 8 Liter per Kopf; Butter in Paris 15 Pfd., in London 19 Pfd. per Kopf und Jahr.
                           Dieß erklärt sich daraus, daß kein Franzose und kein Pariser sein Frühstück ohne
                              Butter genießt; der Engländer genießt frische Butter in der Früh, zu Mittag, am
                              Abend u.s.w. (Verhandlungen des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1862,
                              S. 165.)
                           
                        
                           Eiertransport.
                           Eine warnende Stimme aus Amerika macht aufmerksam, daß erfahrungsmäßig die
                              Lebensfähigkeit der Bruteier durch den Transport auf Eisenbahnen zerstört werde. Auch bei sorgfältigster Verpackung werde bei
                              größerer Entfernung das fortwährende Rütteln alles Leben hinausrütteln.
                              Beispielsweise wird ein amerikanischer Farmer angeführt, der einen Korb Eier 20
                              Meilen weit in der Hand trug, um ihres Ausbrütens sicher zu seyn, weil er aus einer
                              mittelst Bahn zugeschickten Partie Eier kaum 2 Hühnchen auf 100 Eier erhalten hatte.
                              (Allg. land- und forstw. Ztg.)
                           
                        
                           Vertilgung der Flachsseide.
                           Die Flachsseide enthält, wie die chemische Analyse zeigt, in der chemischen
                              Zusammensetzung ihrer Gewebe eine enorme Menge Gerbsäure, und man verfährt deßhalb
                              in England bei Vertilgung derselben auf folgende Weise. Man bringt ein Faß mit
                              Wasser, in welchem 10 Proc. Eisenvitriol aufgelöst sind, auf den Acker und begießt
                              mittelst einer Kautschukröhre, die eine Brause hat, das Unkraut, so viel man davon
                              bis zum Boden hin erreichen kann. Nach Verlauf einiger Stunden sieht man nichts mehr
                              von ihm, als das Fasergerüste, welches aussieht wie zerrissener schwarzer Flor. Die
                              in der Pflanze enthaltene Gerbsäure hat sich durch die Begießung in gerbsaures Eisen
                              verwandelt, wodurch das Gewebe vollständig zerstört wurde, während der Klee nicht im
                              geringsten dadurch angegriffen wird, und nun nach Zerstörung des Unkrauts um so
                              üppiger gedeiht. (Allg. land- und forstw. Ztg.)