| Titel: | Beschreibung eines Apparates zum Auffangen der den Hohöfen entströmenden Gichtgase; von Em. Langen. | 
| Autor: | Em. Langen | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. X., S. 25 | 
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                        X.
                        Beschreibung eines Apparates zum Auffangen der
                           den Hohöfen entströmenden Gichtgase; von Em. Langen.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Langen's Apparat zum Auffangen der den Hohöfen entströmenden
                           Gichtgase.
                        
                     
                        
                           Das Auffangen und Verwenden der den Hohöfengichten entströmenden Gase in rationeller,
                              dem Hohofenbetrieb unschädlicher Weise hat schon seit geraumer Zeit die Fachmänner
                              um so lebhafter beschäftigt, als es eine bekannte Thatsache ist, daß enorme
                              Wärmequantitäten den Hohöfen, von diesen selbst unbenutzt, entweichen. Die
                              Wichtigkeit dieser Frage hat zu den verschiedenartigsten, unermüdlich fortgesetzten
                              Einrichtungen und Versuchen Veranlassung gegeben und auch ich, seit beinahe zwanzig
                              Jahren Hüttenmann, habe fast alle Stadien und Formen jener Versuche praktisch
                              durchgemacht und dabei die Unzulänglichkeit der bisher bekannten Einrichtungen über
                              Genüge erfahren, welche Unzulänglichkeiten darin bestehen, daß entweder die Gase nur
                              zu einem geringen Theile aufgefangen und ausgenützt wurden, oder daß dieses in einer
                              Weise geschah, welche die Hauptsache, nämlich den Hohofenbetrieb selbst
                              benachtheiligte. Eine kurze Berührung der bisherigen Constructionen in ihren
                              wesentlichsten Linien, wie solche die Skizzen Figur 1–5
                              veranschaulichen, wird die Mängel der bisherigen Vorrichtungen und die wesentliche
                              Abweichung meiner neuen Construction verdeutlichen.
                           Fig. 1 zeigt
                              eine Gasverwendung in ihrer ursprünglichen Form. Ein Winderhitzungsofen oder
                              Dampfkessel steht auf dem Hohofen, möglichst nahe der Gichtöffnung. Nur ein sehr
                              kleiner Theil der Gase wird durch die geneigte Platte in den zu erhitzenden Apparat
                              geführt und benutzt. Der Zug nach diesem Apparat bewirkt ein einseitiges Arbeiten
                              des Hohofens und ein einseitiges Aufgeben der Schmelzmaterialien, da die Gicht nicht
                              von allen Seiten zugänglich ist.
                           Fig. 2 zeigt
                              die heute noch am meisten benutzte Construction. Der in den Schacht eingehangene
                              Gasschirm führt, ohne den aufgelegten Deckel, ebenfalls nur einen Theil der Gase in
                              die Abzugcanäle, und wenn die Entziehung auch gleichmäßig an der ganzen
                              Ofenperipherie erfolgt, so entnimmt man doch die Gase schon an einer Stelle, wo
                              dieselben noch zur Vorbereitung der Erze dienen sollten. Ein weit größerer Nachtheil
                              macht sich aber für den Hohofen in anderer Weise geltend. In Folge der Form der
                              Hohöfen, welche im Kohlensack einen erheblich größeren Querschnitt haben, als in der Gicht, liegen
                              in progressiver Weise von oben nach dem Kohlensack fortschreitend, die Materialien:
                              Kohlen und Erze, in der Mitte der Schmelzsäule ungleich dichter und geschlossener,
                              als in der Nähe der Schachtwand, so daß die Gase vornehmlich durch den lockerer
                              geschichteten Theil an dem Schachte in die Höhe steigen. Man ist zwar bemüht, durch
                              stärkeres Aufgeben der Eisensteine an der Peripherie der Ofengicht jenen Uebelstand
                              zu beseitigen und in jener Hinsicht besonders auf den kleinen Hohöfen besorgt, in
                              die Mitte des Ofens die gröberen Eisensteine aufzugeben, während rund herum nur die
                              feine, dicht schließende Möllerung eingebracht wird. Es lassen sich aber dennoch
                              jene Erscheinungen nicht beseitigen und man wird selbst bei den am besten bedienten
                              Hohöfen bemerken, daß die Gase jederzeit zum größten Theile an der Schachtwand
                              entweichen.
                           Das Abziehen der Gase an der Stelle, wo solche vornehmlich in die Höhe steigen, wird
                              dann allerdings gestatten, deren möglichst viele
                              aufzusammeln, gleichzeitig wird aber dadurch, in Folge der Wirkung des abziehenden
                              Kamins, das Aufsteigen der Gase an der Schachtwand noch vermehrt und um so mehr
                              werden dem mittleren, dichteren Theil der Schmelzsäule die Gase entzogen. Je tiefer
                              der Gascylinder in den Ofen hineinreicht, und je mehr derselbe, nach innen
                              vorspringend, von der Schachtlinie abweicht, um so empfindlicher sind die Nachtheile
                              dieses Verfahrens, welche sich weiter vermehren, wenn die Gicht mittelst eines
                              Deckels geschlossen wird. Letzterer legt den in dem Gascylinder befindlichen Theil
                              der Schmelzsäule völlig kalt und fördert noch das mehrerwähnte Aufsteigen an der
                              Peripherie, indem die sämmtlichen Gase nach den Ausströmöffnungen hingedrängt
                              werden. Von Freunden dieser in Fig. 2 skizzirten
                              Einrichtung wird hervorgehoben, daß es wesentlichen Unterschied mache, ob mittelst
                              des Luftdruckes in dem abgeschlossenen Ofen die Gase in die Abzugscanäle hinein gedrückt oder ob solche vielmehr durch den Zug eines
                              kräftigen Kamins hinein gesaugt würden. Die Einen
                              erklären das Einsaugen, die Anderen das Eindrücken für nützlicher. Ich halte das
                              Eine wie das Andere für gleich nachtheilig, da in beiden Fällen die Verminderung des
                              Gasdurchzuges in dem mittleren Theil der Schmelzsäule befördert und die Gase
                              ungebührlich nach den Abzugöffnungen an der Schachtwand hingeführt werden,
                              gleichviel ob dieses durch Ansaugen oder Druck geschieht. Auf dem von mir geführten
                              Werke ist länger als 12 Jahre mit dem eingehängten Gascylinder in allen möglichen
                              Dimensionen gearbeitet worden. Bei nicht geschlossener Gicht machten sich die
                              Nachtheile der Einrichtung dann am wenigsten geltend, wann der Ofen mit grobem,
                              locker gelagerten Schmelzmaterial beschickt wurde, weil diese Beschickung ein Durchziehen der
                              Gase in der Mitte erleichterte; selbstredend war dann auch die Gasentziehung
                              unbedeutender. In demselben Maaße hingegen, wie ein feines, dichtes Schmelzmaterial
                              den Ofen mehr und mehr schloß, um so stärker traten die Nachtheile der Einrichtung
                              hervor. Ein ungleichmäßiges Vorbereiten der Schmelzmaterialien machte sich bemerkbar
                              und in Folge dessen ein öfterer Wechsel in dem Gang des Ofens und der Qualität des
                              Productes. Ich habe unter oft wiederholten, regelmäßigen Abwechselungen mit und ohne
                              Gasentziehung arbeiten lassen und gefunden, daß die Benutzung in jener Weise
                              keinerlei Vortheile brachte. Die aus der Ausnützung der Gase sich ergebenden
                              Ersparnisse wurden aufgewogen durch geringeren Gichtsatz oder sonstige
                              Mißhelligkeiten. Jene vergleichenden Versuche konnten hier mit um so größerer
                              Sicherheit angestellt werden, weil lange Jahre hindurch genau gleiche Eisensteine
                              verarbeitet wurden.
                           Es mögen noch die praktischen Uebelstände der in Fig. 2 skizzirten
                              Vorrichtung Erwähnung finden, welche darin bestehen, daß hinter und unter dem
                              Gasschirm Anlaß zu Ansätzen und zur Ablagerung von Staub und Gichtschwämmen geboten
                              ist. Für zinkhaltige Erze ist daher jenes Arrangement geradezu unthunlich. Das
                              Reinigen hinter dem Schirm, wie der horizontalen Canäle ist beschwerlich und unter
                              Umständen sehr zeitraubend. Bei weiten Gichten und ziemlich lockerer Beschickung, wo
                              der Gascylinder am wenigsten nachtheilig, ist er hingegen am meisten dem Verbrennen
                              ausgesetzt und es hat hier bei bedeutenden Stärke-Dimensionen ein solcher 8
                              Fuß weiter und circa 4 bis 6 Fuß langer Cylinder nie
                              länger als ein Jahr widerstanden; die Auswechselung war alsdann sehr mühsam und
                              kostspielig.
                           Die in Figur 3
                              skizzirte Construction hat den bei Figur 2 beschriebenen
                              Uebelstand, in Betreff des nicht gleichmäßigen Aufsteigens der Gase innerhalb der
                              Schmelzsäule, beseitigen sollen, verfiel aber bei einer ebenfalls nur theilweisen
                              Ausnützung der Gase in den gegentheiligen Fehler. Das zum Auffangen der Gase mitten
                              in den Ofen eingehängte Rohr lockerte selbst bei sehr mäßigen Dimensionen die
                              Schmelzsäule in der Mitte zu sehr und bewirkte ein Niedergehen des Materials in zwei
                              sich kreuzenden Curven und dadurch ein sogenanntes Kippen der Gichten. Auch wurden
                              hierbei die Gase am Eingang des Rohres, abwechselnd 4–6 Fuß, unter dem
                              Gichtplateau, also an einer Stelle entzogen, oberhalb welcher sie dem Betrieb noch
                              hätten nutzen sollen.
                           Fig. 4 zeigt
                              eine, meistens in Frankreich, indessen auch hier benutzte Vorrichtung. Die Gicht ist
                              mittelst eines flach aufliegenden, oder durch Wasserschluß gedichteten Deckels geschlossen, welcher
                              entweder vertical über Rollen, oder mittelst eines Hebels seitlich gehoben wird.
                           Der Hohofen kann indessen nie völlig gefüllt werden, das Material liegt immer
                              3–4 Fuß unter der Gichthöhe, kann daher nicht gleichmäßig aufgebracht und
                              noch weniger ordentlich egalisirt werden, welches Letztere für einen geregelten Gang
                              sehr wesentlich ist. Die Gascanäle füllen und verstopfen sich leicht durch das
                              eingeschüttete Material. Ebenso findet in geringerem Maaße die vorher bezüglich Figur 2
                              erwähnte nachtheilige Entziehung der Gase an der Schachtwand statt.
                           Fig. 5
                              veranschaulicht eine etwa vor Jahresfrist, zuerst in England und darnach auch hier
                              angewendete Construction. Sie hat sich am allerwenigsten bewährt. Der kleinere, nach
                              unten offene Conus kann gesenkt und gehoben werden. Im letzteren Falle schließt er
                              durch Anliegen an den oberen Conus die Gichtöffnung, das Schmelzmaterial wird in die
                              von den beiden Stücken gebildete Rinne eingeschüttet und durch ein Senken des
                              kleineren Conus mit einemmale in den Ofen gebracht. Bei sehr günstiger Ausnützung
                              der Gase mußte indessen schon nach wenigen Tagen die Einrichtung entfernt werden,
                              weil das Aufgeben des Materials durch ein mitunter ungleichmäßiges Senken des
                              unteren Conus durchaus unregelmäßig geschah und ein Nachhelfen d.h. Egalisiren
                              ebenso unmöglich war, wie eine Beobachtung des Niederganges der Gichten. Ein höchst
                              unregelmäßiger, ungünstiger Betrieb war die sofortige Folge.
                           
                              Ein rationelles Abfangen der Hohofen-Gase müßte
                                 folgenden Anforderungen entsprechen:
                              
                           1) Die Construction des betreffenden Apparates darf vor allen Dingen die erste und
                              wesentlichste Manipulation, das Beschicken des Hohofens,
                              d.h. das völlig gleichmäßige Einbringen und Egalisiren der Schmelzmaterialien, nicht
                              behindern. Um dieses möglich zu machen und die ganze Ofenhöhe für den Schmelzproceß
                              auszunutzen, muß der Hohofen bis zum Rande gefüllt werden können, damit es dem
                              Arbeiter möglich und leicht sey, das eingeschüttete Material nach allen Richtungen
                              gleichmäßig auszubreiten.
                           2) Es dürfen die Gase nicht innerhalb des Ofenraumes,
                              weder an der Wandung, noch aus der Mitte herausgezogen, sondern erst dann
                              aufgefangen werden, nachdem dieselben die ganze
                                 Schmelzsäule durchzogen haben und völlig aus dem Hohofen herausgetreten
                              sind. Nur in diesem Falle kann die Gasbenutzung ohne alle nachtheiligen Folgen für
                              den Hohofenproceß selbst seyn.
                           3) Es muß der Apparat so eingerichtet seyn, daß mit Ausnahme der wenigen Augenblicke,
                              welche zum Einschütten und Ausbreiten des Schmelzmaterials erforderlich sind, die den Ofen
                              verlassenden Gase vollständig aufgefangen und ausgenutzt
                              werden können.
                           4) Es muß der Apparat einfach, leicht hantirbar und der Abnutzung oder Zerstörung
                              möglichst wenig ausgesetzt seyn.
                           Diese Grundbedingungen haben mich bei der Construction des in Figur 6 abgebildeten
                              Apparates geleitet, zu dessen Beschreibung ich nunmehr übergehe:
                           Unmittelbar auf das Plateau des Ofens und die Oeffnung desselben umschließend, wird
                              ein gußeiserner conischer Ring a, a aufgelegt, an
                              welchem sich rings herum der Schlot b, b anschließt,
                              welcher mit einer beliebigen Anzahl von Oeffnungen, etwa 5–6 Stück, versehen
                              ist, um in bisher üblicher Weise, sey es mit kleinen Kippwagen, Schiebekarren oder
                              Trögen, das Schmelzmaterial einzuschütten. In einer diesen Geräthen entsprechenden
                              Höhe, also bei kleinen Waggons etwa in einer Höhe von 2 bis 3 Fuß oberhalb des
                              Ofens, beginnt die Gas abfangende Röhre c, c, welche
                              entweder in nach unten erweiterter helmartiger Form oder mit senkrecht
                              hinuntergehenden Wandungen, sich nach oben zur eigentlichen Gasleitung bildet und
                              die Gase an den Ort der Verwendung leitet. R ist eine
                              Thür zum Reinigen. An dem der Gicht zunächst befindlichen, unteren Ende des Gas
                              aufnehmenden Rohres ist ein das Gasrohr umschließender Wassercanal e, e angenietet. Der Zwischenraum m, m zwischen dem Conus a, a und dem Schlot
                              b, b sowie kleinere Lücken zwischen der Gichtplatte
                              werden durch Einstampfen von feuerfestem Thone dicht geschlossen.
                           G, G ist ein gußeiserner Ring resp. Deckel, welcher den
                              Apparat abschließt, indem er sich mit dem unteren Rande in den Conus, mit dem oberen
                              in den Wassercanal einlegt. Dieser Ring resp. Deckel g,
                                 g kann mittelst zweier Hebel o, welche auf dem
                              Schlot ihr Auflager finden, an Ketten r, r so hoch
                              gehoben werden, als es das Einbringen des Schmelzmaterials erfordert. Das Gewicht
                              des Deckels wird am anderen Ende durch ein Gegengewicht p contrebalancirt, so daß das Aufheben des Deckels geringe Kraft
                              erfordert.
                           Während der wenigen Minuten, welche die Beschickung erfordert, wird der Deckel g, g gehoben. Das Aufgeben kann dann in jeder beliebigen
                              Weise, durchaus unbehindert und gerade so gut gleichmäßig und sorgfältig geschehen,
                              als wenn kein Gasfang vorhanden wäre. Nach geschehenem Einfüllen wird der Deckel
                              wiederum niedergesenkt und es müßen dann sämmtliche Gase in die Rohrleitung strömen.
                              X ist ein rundes halbkugelförmiges Ventil, welches
                              geöffnet wird, falls man die Gase frei abziehen lassen will; dasselbe schließt nur durch sein
                              eigenes Gewicht und dient gleichzeitig als Sicherheitsventil bei eintretenden
                              Explosionen.
                           Um ein Springen des Deckels g, g und des conischen Ringes
                              zu vermeiden, werden dieselben mit einem verticalen Einschnitt versehen und dieser
                              durch einen aufzunietenden schmalen Blechstreifen geschlossen. Es dürfte sich
                              empfehlen, den conischen Ring und den Deckel an den als Auflager dienenden Flächen
                              zur Erzielung eines besseren Verschlusses abzudrehen; erforderlich ist dieses
                              indessen nicht, einestheils weil sich der Deckel in den conischen Ring selbstthätig
                              möglichst fest einlegt, anderntheils, weil kleine Undichtheiten sich leicht
                              schließen lassen, indem man einzelne Schaufeln feines Erz in die Rinne wirft, welche
                              Conus und Deckel bilden.
                           Figur 7 und
                              8
                              skizziren die Ausführung desselben Systems in etwas anderen Formen.
                           Fig. 7a verdeutlicht im Durchschnitt,
                              wie man den auf dem Gichtplateau aufliegenden Schlußconus nach oben erbreiten und
                              dadurch eine Rinne gewinnen kann, um das Schmelzmaterial einzufüllen und mit
                              einemmale beim Aufziehen des Deckels in den Ofen rutschen zu lassen.
                           Fig. 8 zeigt
                              eine Combination zwischen dem Kamin (Schlot) und der Gas abfangenden Röhre. Letztere
                              würde darnach in der vollen Weite des Gichtdurchmessers ausgeführt und von einer
                              Anzahl kleiner Säulchen getragen, welche gleichzeitig die regelmäßigen Zwischenräume
                              für die Aufgebeöffnungen bilden. Der Deckel resp. Abschlußring erhält dabei, statt
                              der gewölbten Form, senkrecht hinabgehende Wände. Bei dieser Anordnung fällt der
                              sonst übliche Kamin völlig aus, indem er durch den Gassammler ersetzt wird. Das
                              Heben und Senken des Abschlußringes kann senkrecht oder seitlich mittelst Hebel
                              geschehen, die auf Ständern ihren Stützpunkt finden. Figur 8, nur als Skizze
                              dienend, wird das Arrangement dennoch hinlänglich verdeutlichen.
                           Es ist einleuchtend, daß mein Apparat den Anforderungen entsprechen muß, welche ich
                              vorstehend als Bedingungen eines rationellen Gasfanges bezeichnete.
                           Der ganze Apparat ist äußerst einfach, was Ausführung und Bedienung anbelangt, er
                              befindet sich völlig außerhalb des Hohofens und ohne allen Zusammenhang mit
                              demselben; eine Zerstückelung des Rauhgemäuers oder das Anbringen geschlossener
                              Canäle, sey es in Mauerwerk oder Eisen, fällt weg; bei gehobenem Deckel resp.
                              Abschlußring geschieht die Beschickung ebenso unbehindert, als wenn keine
                              Gasentziehung stattfände; mit Ausnahme der Zeit der Beschickung, welche hier
                              jedesmal 1–1 1/2 Minuten erfordert, ist die Benutzung der Gase eine
                              vollständige; eine nachtheilige Einwirkung auf den Schmelzproceß ist durchaus
                              unmöglich, weil die volle Ofenhöhe dem Betrieb erhalten bleibt und das Niedergehen der Gichten, sowie das
                              Aufsteigen der Gase in keiner Weise alterirt wird; ein Ansetzen von Zinkschwämmen
                              und dergleichen kann gar nicht oder nur an solchen Stellen eintreten, wo die
                              Reinigung äußerst leicht, sich beinahe von selbst bewirkt; das Reinigen der überall
                              frei liegenden Gasleitung ist sehr einfach; der Apparat ist einer Zerstörung durch
                              die Hitze gar nicht ausgesetzt; er läßt sich bei allen Oefen von beliebiger
                              Construction und Größe ohne Betriebsstörung montiren; er gestattet endlich, da er
                              den Ofen völlig abschließt, die Gase auf beliebig weite Entfernungen
                              fortzuführen.
                           Bei einer Gichtweite von 8–9 Fuß ermitteln sich die Anlagekosten bis zu der
                              anschließenden Gasröhre auf circa 500 Thlr.
                           Auf hiesigem Werke ist jene Vorrichtung seit circa 8
                              Monaten in Thätigkeit und entspricht in jeder Beziehung den gehegten Erwartungen.
                              Eine früher nicht gekannte Regelmäßigkeit des Betriebs, eine erhebliche
                              Kohksersparniß im Vergleich zu den früheren Gasentziehungen (circa 150–200 Pfd. pro 1000 Pfd.
                              Roheisen betragend) und eine sehr erfreuliche Oekonomie durch die vollständige und
                              ungestörte Benützung der Gase sind täglich redende Zeugen für die Güte des überaus
                              einfachen Apparates.
                           Meine geehrten Fachgenossen sind freundlichst eingeladen, sich durch persönliche
                              Besichtigung von dem Besagten zu überzeugen.
                           Es werden die Feinde der Gasentziehung ihre bisherigen Bedenken beseitigt, und die
                              Freunde derselben sich ohne Zweifel veranlaßt finden, weniger gute Einrichtungen
                              gegen Besseres umzutauschen.
                           Friedrich-Wilhelms-Hütte bei Siegburg, den 25. Nov. 1861.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
