| Titel: | Bereitung des wäßrigen Ammoniaks; von Dr. R. Fresenius. | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XIV., S. 42 | 
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                        XIV.
                        Bereitung des wäßrigen Ammoniaks; von Dr. R. Fresenius.
                        Aus der Zeitschrift für analytische Chemie, 1862
                              S. 186.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Fresenius, über Bereitung des wäßrigen Ammoniaks.
                        
                     
                        
                           Unter allen Reagentien ist das wäßrige Ammoniak eines der am häufigsten verwendeten.
                              Ist es nicht rein, z.B. nicht mittelst reinen destillirten Wassers bereitet, so ist
                              es eine stete Quelle von Fehlern bei Analysen. Ich halte es daher für zweckmäßig,
                              meinen ganzen Bedarf an wäßrigem Ammoniak selbst bereiten zu lassen, und bin nach
                              mannichfachen Versuchen bei nachstehendem Verfahren, als dem für die Verhältnisse
                              eines chemischen Laboratoriums zweckmäßigsten, stehen geblieben.
                           Der Apparat ist in Fig. 9 abgebildet. Das gußeiserne Entwickelungsgefäß A ist und bleibt eingesetzt in den Ofen B. A hat bei a, b einen
                              Durchmesser von 47 Centimeter; die Entfernung vom Boden bis zum Deckel beträgt 63
                              Cm., der Durchmesser der Oeffnung 18 Cm. – Letztere ist von einem 2,5 Cm.
                              breiten abgedrehten Rande umgeben und wie gewöhnlich durch einen Deckel
                              verschlossen, der durch drei starke Schrauben fest aufgeschraubt werden kann. Vor
                              dem Aufsetzen des Deckels wird der Rand mit etwas Leinsamenteig bestrichen. Die
                              Oeffnung des Deckels c ist durch einen Korkstopfen
                              verschlossen; sie dient, um gegen Ende beobachten zu können, ob die Entwickelung
                              beendigt ist, auch bei etwa vorkommender Verstopfung des Entwickelungsrohres als
                              Sicherheitsventil. In die seitliche Oeffnung ist ein starkes Bleirohr d von 30 Millim. Durchmesser im Lichten mit Leinölfirniß
                              und Mennige ein für allemal eingekittet; dasselbe führt bis beinahe auf den Boden
                              der etwas Wasser enthaltenden gußeisernen Waschflasche C, und ist auch in deren Oeffnung e bleibend
                              eingekittet. An dem Waschgefäße C bemerkt man den
                              Wasserstandszeiger f, g und die Ablaßöffnung h, welche letztere ein mittelst eines Quetschhahns
                              verschlossenes Rohr trägt. Um jedes Ueberspritzen aus der Waschflasche in die zur
                              Vorlage führende Kühlröhre unmöglich zu machen, und um den Gang der Entwickelung in
                              Bezug auf das gegen Ende mögliche Auftreten brenzlicher Dämpfe beurtheilen zu
                              können, ist auf die Oeffnung i eine gewöhnliche
                              tubulirte Vorlage k eingepaßt. Ihr Tubulus ist mittelst
                              eines Korkes mit der Verbindungsröhre l, und diese
                              mittelst eines kurzen Kautschukschlauchs (welchen man zweckmäßig zuvor mit
                              Ammoniaklösung ausgekocht hat) mit dem Liebig'schen
                              Kühlapparat D verbunden. Letzterer ist auf gleiche Art
                              mit dem Rohre m verbunden, welches in das zur Aufnahme
                              des Ammoniaks bestimmte, in dem Schwefelsäureballon E
                              enthaltene Wasser reicht. Dieser kann zugleich zur Aufbewahrung des Präparates
                              dienen. Der Zweck des Kühlapparates ist, das gegen Ende der Operation übergehende
                              heiße und stark mit Wasserdampf gemischte Ammoniak abzukühlen, so daß dadurch einer
                              Erhitzung der in der Vorlage befindlichen, schon beinahe gesättigten Ammoniaklösung
                              und somit einem Ammoniakverluste möglichst vorgebeugt wird. Kühlapparat und Vorlage
                              werden durch einen genügend starken Strom kalten Wassers, letztere mittelst des mit
                              Löchern versehenen Ringes von Bleirohr n, hinreichend
                              abgekühlt.
                           Die Beschickung des Entwickelungsapparates besteht aus 13 Pfund krystallisirtem,
                              gelbem oder grauem, aber nicht brenzlichen Salmiak und 7 Pfund rohem schwefelsaurem
                              Ammoniak, die mit einander gemischt und durch ein Sieb geschlagen sind, so daß die
                              größten Stückchen nicht über Linsengröße betragen. Das Gemenge wird mit 20 Pfd.
                              Kalk, der mit 8 Pfund Wasser zu pulverigem Hydrat gelöscht ist, in abwechselnden
                              Schichten eingetragen, das Ganze trocken gemischt, mit 16 Pfd. Wasser übergossen,
                              dann abermals gut gemischt und der Apparat verschlossen. In die Vorlage gibt man 42
                              Pfd. destillirtes Wasser.
                           Durch die gleichzeitige Verwendung des Salmiaks und
                              schwefelsauren Ammoniaks erreicht man den großen Vortheil, daß der nach der
                              Entwickelung im Apparate bleibende Rückstand sich ohne alle Schwierigkeit
                              herausnehmen läßt, indem der neben dem basischen Chlorcalcium entstehende
                              schwefelsaure Kalk das starke Zusammenbacken des ersteren verhindert und die Masse
                              locker und bröcklig erhält, während man andererseits nicht genöthigt ist, eine so
                              große Wassermenge in den Apparat zu geben, wie es bei der Ammoniakbereitung aus
                              schwefelsaurem Ammoniak allein erforderlich ist. Das oben angegebene Verhältniß
                              zwischen dem Gemenge und dem in den Entwickelungsapparat zu bringenden Wasser ist
                              durch Versuche als dasjenige ermittelt worden, bei welchem die ganze Masse während
                              des Erhitzens hinreichend flüssig wird, um allseitige Berührung des Kalkes mit den
                              Salzen und Leichtigkeit der Gasentwickelung zu gestatten. In der That läßt auch die
                              Gleichmäßigkeit des Ganges der ganzen Operation nichts zu wünschen übrig.
                           Das Feuer braucht in den ersten Stunden nicht stark zu seyn. Nach etwa 5 bis 6
                              Stunden ist bei weitem der größte Theil des Ammoniaks übergegangen. In Folge der
                              bedeutenderen Erhitzung ist das nun noch übergehende Ammoniak so stark mit
                              Wasserdampf gemischt, daß die Menge des letzteren nach seiner Verdichtung im
                              Kühlrohre mehr als hinreicht, alles Ammoniak zu absorbiren. Es entweichen keine
                              Gasblasen mehr, und die Flüssigkeit in der Vorlage fängt an ein wenig in der Röhre
                              aufzusteigen. Gewöhnlich bemerkt man, noch ehe der eben besprochene Punkt erreicht
                              ist, in der mit der Waschflasche verbundenen Vorlage k
                              weißliche Nebel. Sie rühren davon her, daß der Inhalt des Entwickelungsgefäßes
                              anfängt trocken zu werden, und die den Ammoniaksalzen beigemischten organischen
                              Stoffe am Boden des Gefäßes der trockenen Destillation zu unterliegen beginnen.
                              Sobald diese Nebel erscheinen, nimmt man die Vorlage weg und ersetzt sie durch eine
                              weit kleinere, nur etwas Wasser enthaltende. Das von jetzt an kommende Destillat ist
                              schwach und trüb, klärt sich jedoch bei längerem Stehen. – Während der
                              Operation hat man noch den Flüssigkeitsstand in der eisernen Waschflasche C zu beobachten. Sobald derselbe die Mitte erheblich
                              übersteigt, läßt man den Inhalt ungefähr zur Hälfte in ein besonderes Gefäß ab.
                              Dieses Waschwasser und das zuletzt kommende trübe Destillat verwendet man bei der
                              nächsten Operation anstatt reinen Wassers als Zusatz zu der Mischung, sowie zum
                              Füllen der Waschflasche.
                           Im Folgenden theile ich schließlich noch einen Versuch mit, bei welchem der
                              Ammoniakgehalt der in den Apparat gebrachten Materialien und der daraus gewonnenen
                              Producte durch Analyse genau bestimmt wurde.
                           
                              
                                 A. Genommen.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Ammoniak in Grammen.
                                 
                              
                                 1) 13 Pfd. Salmiak, enthaltend 31,6 Proc. Ammoniak
                                 2054
                                 
                              
                                 2)   7 Pfd. schwefelsaures Ammoniak, enthaltend
                                    19,14
                                    Procent          
                                    Ammoniak
                                   670
                                 
                              
                                 3) Trübes Ammoniak und Waschwasser 24 Pfd. von 5,17
                                    Procent       
                                   620
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 3344
                                 
                              
                                 B. Erhalten.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Ammoniak in Grammen.
                                 
                              
                                 1) Im reinen Ammoniak (25300 Grm. von 11,1 Proc.)
                                 2808
                                 
                              
                                 2) Im letzten trüben Destillate (2717 Grm. von 5,96
                                    Proc.)
                                   162
                                 
                              
                                 3) Im Waschwasser (10835 Grm. von 1,56 Proc.)
                                   169
                                 
                              
                                 4) Im Rückstand im Entwickelungsgefäße (34 Pfd. von 0,25
                                    Proc.)    Verlust durch Verflüchtigung beim
                                    Mischen und bei der Absorption
                                   162
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 3344
                                 
                              
                           Der Verlust beträgt 5 Proc. des ganzen vorhanden gewesenen Ammoniaks.
                           Wie man ersieht, ist die Ammoniakmenge nicht mehr groß, welche von dem Zeitpunkte an
                              übergeht, wann das Destillat anfängt trüb zu werden. Da man nun gegen Ende das Feuer
                              sehr verstärken muß, um die letzten Antheile Ammoniak möglichst auszutreiben, so ist der Aufwand an
                              Brennmaterial größer als der Werth des noch zu erhaltenden Productes. Ich lasse
                              daher, sobald die weißen Nebel auftreten, das Feuer nicht mehr, oder doch nur noch
                              kurze Zeit unterhalten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
