| Titel: | Skizzen aus der allgemeinen Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Max Eyth. | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XXI., S. 81 | 
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                        XXI.
                        Skizzen aus der allgemeinen Londoner
                           Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Max Eyth.
                        (Fortsetzung von S. 6 des vorhergehenden Heftes.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Eyth, Skizzen aus der Londoner Ausstellung.
                        
                     
                        
                           Englische Locomobilen.
                           Wie bei jedem anderen Product, bei dem der Geschmack einigermaßen ins Spiel kommt,
                              prägt sich auch im Gebiete des Maschinenbaues ein gewisser gemeinschaftlicher
                              Charakterzug in den Producten jedes Volkes aus. Wenn auch bei den deutschen
                              Locomobilen ein gewisses Suchen und Tasten nach der Normalform noch unverkennbar
                              hervortritt, so haben sich bei den englischen und französischen gewisse Normaltypen
                              festgestellt, so daß es schwer ist, sie zu verwechseln. Die gewöhnliche englische
                              Locomobile hat sich in 10 Jahren in einer bestimmten Form ausgebildet, die wenige
                              Veränderungen mehr zuläßt und namentlich wenige wünschen läßt, wenn sie nicht von
                              einer radicalen Umwälzung bedroht wird, welche sich gegenwärtig anzubahnen scheint
                              und die in Frankreich und Deutschland schon weitere Schritte gemacht hat als hier
                              – wir meinen die Anwendung hoher Spannungen.
                           Der unklare Begriff der „nominellen“ Pferdestärke macht in
                              England mehr als sonstwo genaue Vergleichungen schwierig, denn nirgends wird so
                              wenig gebremst und nirgends glaubt der Käufer so harmlos den Angaben einer
                              renommirten Fabrik. Hub und Cylinderdurchmesser gaben vor wenigen Jahren, wo die
                              Spannung im ganzen Lande höchstens 45 bis 50 Pfd. per
                              Quadratzoll betrug, wenigstens einen Anhaltspunkt. Seitdem aber auch diese in der
                              willkürlichsten Weise zwischen 30 und 100 Pfund schwankt, ist die Aufgabe doppelt
                              schwierig geworden. Im Allgemeinen darf jedoch mit Sicherheit angenommen werden, daß
                              die „nominelle“ Pferdestärke nahezu um 1/4 bis 1/3 kleiner ist
                              als die Kraft, mit der die Maschinen gewöhnlich arbeiten.
                           Die Dampfspannung ist im Allgemeinen noch nieder, und schwankt zwischen 45 und 60
                              Pfd. bei Fabriken, deren wesentliche Specialität Locomobilen sind (Clayton, Tuxford, Ransomes). Weniger die ernstlichen Bemühungen der
                              technischen Presse Englands, die seit einigen Jahren unermüdet für hohe Spannungen
                              kämpft, als das aus der Anwendung der Dampfpflüge entspringende Bedürfniß einer
                              größeren Kraft führte die Spannung von im Maximum 95 Pfd. per Quadratzoll bei etlichen Fabriken, z.B. Fowler,
                                 Robey u.s.w., ein. Die Expansion ist bei diesen Maschinen eine jeden
                              Augenblick veränderliche, indem dieselben stets mit Coulissen zum Umsteuern versehen
                              sind.
                           Die Geschwindigkeit schwankt je nach der Kraft der Maschine zwischen 100 und 140
                              Umdrehungen. Maschinen von 14–20 Pferdekräften von den besten Fabriken machen
                              120–130 Umdrehungen; über 150 und unter 90 konnten wir keine in der
                              englischen Abtheilung auffinden.
                           Was endlich die Constructionsverhältnisse anbelangt, so glauben wir, hat sich England
                              hier selbst übertroffen. Das Lieblingswort des englischen Ingenieurs ist
                              „substantial“, und wenn er
                              an sonst genügend starken Maschinentheilen auf billige Weise „some strengthenings“ anbringen kann, ist
                              er glücklich. Wir könnten deßhalb erwarten, verhältnißmäßig schwere Maschinen zu
                              sehen. Was Einfachheit und Leichtigkeit der Theile, und doch ein gewisses solides
                              Aussehen des Ganzen betrifft, so hat – wenigstens der Ausstellung nach zu
                              urtheilen – England seine Concurrenten weit hinter sich gelassen. Dieß
                              überraschte uns in Betreff der Franzosen nicht wenig. Der Grund liegt wohl in den
                              verhältnißmäßig großen Kesseln der letzteren, und kleinen, aber schweren
                              Maschinchen, wie sie durch sehr hohe Spannungen bedingt sind. Dasselbe gilt von
                              Belgien. Deutschland kommt fast außer Betracht, denn die einzige von Cöln kommende
                              Locomobile übertrifft an Gewicht alles, was wir aufzufinden vermochten, und scheint
                              eher eine auf einen Kessel aufgeschraubte Förderungsmaschine, als, was der Name und
                              die Räder unter dem Kessel besagen, eine „Locomobile“ zu
                              seyn.
                           Mit nur drei Ausnahmen – ein System von Ransomes
                              und Sims, eines von Tuxford
                              und Ashby's kleinen Maschinchen – sind sämmtliche
                              englische Kessel Locomotivkessel mit viereckiger Feuerbüchse und, mit nur einer
                              Ausnahme, ohne eigentlichen Dampfdom. Die hierbei erzielte tiefe Lage des Rostes und
                              der Heizröhren gibt im Kessel Dampfraum genug, um den Dom wegfallen zu lassen. Die
                              Heizfläche ist durchschnittlich 18–26 Quadratfuß per nominelle Pferdekraft, und es sind eher große und wenige Röhren, als
                              viele kleine angewendet. Ebenso sind die Kamine ziemlich weit gehalten und der Zug
                              ist stets, mit Ausnahme von Ashby's Locomobilen, durch
                              das Dampfabgangsrohr hergestellt.
                           Die Anordnung der Maschine und die Verhältnisse der Theile haben eine gewisse
                              Einförmigkeit angenommen, indem man das Verhältniß zwischen Cylinderdurchmesser und
                              Hub (1 : 1 3/4), zwischen Kurbelstange und Kurbel (7 : 1, 6 : 1 oder 5 : 1),
                              zwischen Breite und Durchmesser von Lagern, Breite und Länge von Gleitstücken, für
                              die gewöhnliche Locomobile festgestellt hat. Im Wesentlichen zerfallen die
                              ausgestellten Locomobilen in ein- und zweicylindrige, von denen die letzteren
                              wieder in bedeutender Aufnahme zu seyn scheinen, und außerordentlich geschmackvoll
                              angeordnet sind. Die eincylindrigen unterscheiden sich von den continentalen
                              wesentlich dadurch, daß nur eine einzige die Mittellinie der Maschine in die
                              Mittellinie des Kessels legt. Bei allen anderen liegt die Mittellinie des Cylinders
                              so, daß der zurückgelegte Kamin auf einem im Schieberkasten festgeschraubten Träger
                              ruht. Der Vortheil ist augenscheinlich, indem die Mittellinie des Cylinders dadurch
                              tiefer zu liegen kommt und die ganze Maschine leichter wird. Die Lage des
                              Cylindermittels in verticaler Richtung bestimmt sich nämlich wesentlich aus der
                              Bedingung, daß Kessel und Kurbel mit Kurbelstangenkopf nicht in Collission kommen.
                              Liegt die Maschine mehr seitlich, so kann wegen der Rundung des Kessels unter der
                              Kurbel das Ganze tiefer liegen, sieht compacter aus und ist überdieß viel leichter
                              zu bedienen. Die ungleiche Ausnutzung der Lager kann nicht in Betracht kommen, da
                              sie sich bei gleicher Entfernung von dem Kurbellager ebenfalls ungleich ausnützen,
                              indem die Kraft doch immer nur auf einer Seite abgeht. Das Bestreben, die Maschine
                              symmetrisch zu bauen, ist kein Grund, einen so wesentlichen Vortheil unbenutzt zu
                              lassen.
                           Ein weiterer wesentlicher Charakterzug ist das Fehlen einer gemeinschaftlichen
                              Fundamentplatte der Maschine. Ist die Geradführung mit dem Cylinder in fester
                              Verbindung, und ruhen die beiden Wellenlager auf einem gemeinschaftlichen Gußstück
                              – selbst letzteres wird nur von sehr wenig Fabriken angewendet – so
                              ist Allem genügt, was vernünftigerweise verlangt werden kann. Die durch die Hitze
                              herbeigeführte Ausdehnung des Kessels in der Längenrichtung übersteigt bei weitem
                              nicht den zwischen Cylinderdeckel und Kolben nothwendigen Spielraum, und ist um so
                              weniger von Bedeutung, da sie während des Arbeitens mit der Maschine doch immer
                              nahezu die gleiche ist. In der Höhenrichtung hat es selbstverständlich nichts zu
                              besagen, wenn das Wellenmittel aus irgend welchen Ursachen etwas höher oder tiefer
                              zu liegen kommt als Cylinder und Geradführung, und so können wir es nur natürlich
                              finden, daß nicht eine einzige Fabrik ihre Maschinen mit der unnöthigen Last einer
                              gemeinschaftlichen Gußplatte beschwert.
                           Wenige Fabriken haben veränderliche Expansion (Ransomes
                              und Sims, Garrett), die gewöhnlich durch Drehen des einen
                              Excenters, das etwas
                              leicht mit Stellschrauben auf der Welle festgehalten ist, verändert wird. Die
                              Excenterringe sind stets von Messing, in einigen wenigen Fällen auch die Schieber.
                              Der Dampfabschluß geschieht nie mittelst eines Ventils,
                              wie es in Deutschland sich von den stationären Maschinen auf die Locomobilen
                              übergepflanzt hat, sondern stets mit einem Schieber, welcher durch einen Hebel
                              bewegt und mit einer einzigen Bewegung von einem einigermaßen an die Maschine
                              gewöhnten Wärter in die gewünschte Stellung gebracht wird. Dieß ist bei dem häufigen
                              Anlassen und Abstellen ein kleiner, aber sehr wesentlicher Vortheil, abgesehen von
                              der bekannten Unsolidität der im Dampf arbeitenden Gewinde der Ventilspindeln. Ein
                              entschiedener Fehler, den wir mindestens bei der Hälfte der verschiedenen
                              Fabrikanten finden, ist, daß das Dampfabgangsrohr vom Cylinder durch den Dampfraum
                              laufend in den Kamin mündet, und so ganz unnöthigerweise stets ein kleines Quantum
                              von Wärme entführt.
                           Die Geradführung besteht fast überall aus den vier gewöhnlichen Linealen, welche
                              meistens aus Gußeisen, aber auch aus gehärtetem Schmiedeeisen bestehend, die zwei
                              Gleitstücke führen. Letztere sind häufig mit Messingschalen und Keilen versehen, um
                              ihr Abnützen unschädlicher zu machen. Gespaltene Kolbenstangen sind sehr selten, und
                              offene Köpfe kommen gar nicht vor.
                           Die Wellen sind häufiger aus einem Stück gewunden, um die Kurbel herzustellen, als
                              daß ein angeschweißter Körper in der geeigneten Form ausgestoßen wird. Daß ersteres
                              bei dem ausgezeichnet zähen englischen Schmiedeeisen besser und billiger ist, indem
                              sich die Eisenfaser ungebrochen durch die ganze Welle zieht, ist klar. Bei Ashby's kleinen Maschinchen – die übrigens in
                              jeder Beziehung als Ausnahme betrachtet werden dürfen – und bei kleinen
                              locomobilen Dampfpumpen sind gußeiserne Kurbeln an den Enden der Welle
                              aufgesteckt.
                           Die Lagerconstructionen sind so mannichfaltig als möglich. Im Allgemeinen wird
                              hierbei, übrigens nicht zum Schaden des Käufers, ziemlich viel Messing verschwendet,
                              indem häufig viereckige Lagerschalen angewendet sind. Wenige der Lager sind mit
                              unter 45° stehenden Deckeln versehen, noch wenigere auf Lagerböcken
                              aufgeschraubt. Letztere hängen – mit wenigen Ausnahmen – nicht unter
                              sich zusammen. Wir brauchen kaum zu sagen, daß hierbei im Interesse der Leichtigkeit
                              des Ganzen ein wesentliches Moment einer gut gehenden Dampfmaschine – die
                              genaue gegenseitige Lage der Lager – gefährdet ist. Doch thun es Clayton, Shuttleworth und Comp., und 4700 ausgeführte Maschinen beweisen immerhin etwas für die
                              Construction.
                           Die Speisepumpen sind nicht das Beste an den englischen Locomobilen. Sie werden sämmtlich von
                              Excentern am einen Ende der Kurbelwelle bewegt, unter welcher sie entweder vertical
                              oder in schiefer Richtung an der Kesselwandung angeschraubt sind. Sie schlagen fast
                              ohne Ausnahme bedeutend, indem selten das Druckrohr an der höchsten Stelle der Pumpe
                              abgeht, und die gewöhnlich angewendeten messingenen Kugelventile sind ein sehr
                              unsicherer Verschluß. Giffard's Apparat hat noch nicht
                              viel Glück in diesem Gebiete gemacht. Wir finden ihn nur bei Rustan, Proctor und Comp. in Anwendung, welche
                              überhaupt in mancher Beziehung den Uebergang zu den französischen Locomobilen
                              bilden.
                           Indem wir nach dieser allgemeinen Betrachtung etwas näher auf die Eigenthümlichkeiten
                              der einzelnen Fabriken eingehen, gestehen wir, daß uns jedes Princip für
                              Classification im Stiche läßt. Wir bemühten uns, die verschiedenen Constructionen
                              nach der Bedeutung zu ordnen, die man den betreffenden Fabriken als
                              Locomobil-Fabriken gewöhnlich beilegt. Diese Bedeutung ist weder bedingt
                              durch die Menge der fabricirten und verkauften Maschinen, noch durch die Schönheit
                              der Construction, welche stets eine offene Frage bleibt, noch durch die
                              Vortrefflichkeit der Arbeit, über die man auf einer Ausstellung doch nur einen
                              unrichtigen Begriff bekommt; somit beginnen wir ohne mit unserer Reihenfolge mehr
                              als ein durchaus subjectives Urtheil aussprechen zu wollen, mit
                           
                        
                           Clayton, ShuttleworthandComp., Stampend Ironworks,
                                 Lincoln. –Fig.
                                 1–13.
                           In den gewöhnlichen, eincylindrigen Clayton'schen
                              Maschinen sehen wir den Typus der englischen Locomobile, sowohl was Construction als
                              was die Ausführung anbelangt. Keine Eleganz, aber einfach, nicht schwer, jedoch
                              solid, vielleicht ein constructiver Mißgriff, der begangen wird, weil er seit 15
                              Jahren begangen wurde, sonst aber Alles gebaut für seinen Zweck und für nichts
                              weiteres; so steht die Maschine vor uns, und so gehen täglich 2 – im vorigen
                              Sommer per Woche 15 – aus den Werkstätten in
                              Lincoln in die Welt hinaus.
                           Der Kessel (Fig.
                                 1 und 3) ist ein gewöhnlicher Feuerrohrkessel mit ziemlich weiten eisernen
                              Feuerröhren, die aus der Wand in der Rauchkammer um 3/4 Zoll hervorstehen und nur
                              aufgetrieben sind; in der Wand der Feuerbüchse sind sie durch conische Ringe
                              dampfdicht befestigt (s. Fig. 6). Er ist mit
                              ziemlich weitem Kamin versehen, dessen Mündung durch einen mittelst eines Hebels
                              leicht zu hebenden Deckel den Zug regulirt, welcher durch das gewöhnliche
                              Abblaserohr erzeugt wird. Zum Reinigen des Kessels dienen kleine, mit Deckeln und
                              Bügeln versehene Oeffnungen, am Boden der Seitenwände der Feuerbüchse befindlich,
                              und ein Mannloch an der
                              Seite derselben. Die Verschalung besteht aus Haarfilz, Holz und einem
                              Blechüberzug.
                           Direct auf dem Kessel sind die Maschinentheile angeschraubt. Der Cylinder, von der
                              Feuerbüchse getragen, liegt 6–8'' seitlich. Ein Gußstück, direct unter dem
                              Schieberkasten und einer in die Kesselwand eingehauenen Oeffnung befestigt, bietet
                              eine verticale Gleitfläche für den Dampfabsperrschieber dar. Dieses Stück wird nur
                              mit einer einzigen Schraube angezogen. Am Schieber befinden sich zwei Stifte,
                              zwischen welche das Ende eines Hebels greift. Derselbe sitzt auf einer Spindel (s.
                              Fig. 5).
                              Diese tritt durch eine gußeiserne, mit Stopfbüchsen versehene, an der Stirnwand der
                              Feuerbüchse angeschraubte Platte aus dem Kessel heraus und trägt den gewöhnlichen,
                              nur um 90° verstellten Absperrhebel. Obgleich diese Stirnplatte ziemlich groß
                              und leicht abzunehmen ist, so ist doch die Schieberfläche ziemlich schwierig zu
                              repariren, wenn sie je undicht wird. Der Schieberkasten ist ein an beiden Enden
                              offenes hufeisenförmiges Gußstück, das eine verticale, von oben zugängliche Röhre
                              mit der Drosselklappe enthält. Die Enden werden, wenn der Schieberkasten an den
                              Cylinder angeschraubt ist, mit besonderen in der Ebene der Cylinderdeckel liegenden
                              Platten verschlossen, von denen die vordere zwei Stopfbüchsen – für
                              Schieberstange und Drosselklappenstange – enthält. Das Abgangsrohr des
                              Cylinders führt innerhalb des Kessels durch den Dampfraum zur Rauchkammer und mündet
                              dort in senkrechter Richtung in den Kamin – eine Construction, die mehr wegen
                              des beständigen Undichtwerdens der Verbindungen dieses Rohres, an welchen die
                              Ausdehnung der Kesselwände beständig arbeitet, als wegen des nicht zu übersehenden
                              Wärmeverlustes durch den abgehenden Dampf verwerflich ist. Auf dem Schieberkasten
                              ist das Säulchen angeschraubt, welches den umgelegten Kamin trägt und bei
                              Locomobilen die 14 Tage im Dienste sind, gewöhnlich krumm gebogen angetroffen
                              wird.
                           An den Lappen der Stopfbüchse für die Kolbenstange sind die Enden der vier
                              schmiedeeisernen, gehärteten Führungslineale angeschraubt. Auch der Kreuzkopf ist
                              von Schmiedeeisen und faßt gabelförmig den stählernen Zapfen, an dessen Enden die
                              gußeisernen Gleitstücke mit gespaltenen Stiften befestigt sind. Diese Gleitstücke
                              übergreifen die ganz flachen Lineale nur an der unteren und inneren Seite. Um gegen
                              die Abnützung etwas zu thun, liegt in jedem Gleitstück der Länge nach ein mit
                              Stellschraube festzustellender Keil, der eine im Gleitstück eingelassene Stahlplatte
                              nach oben treibt. Da die Maschinen alle vorwärts laufen, so ist dieß offenbar
                              verfehlt; der Druck findet nämlich stets auf das untere Lineal statt, das sich
                              ausnützt.
                           
                           Jedes Nachziehen des Keils treibt deßhalb das Zapfenmittel tiefer und biegt die
                              Kolbenstange abwärts. Bei den zweiten, von Clayton,
                                 Shuttleworth und Comp. ausgestellten Maschinen
                              ist jedoch dieser Fehler vermieden, indem sich bei ihnen Keil und Stahlplatte unter
                              dem Zapfenmittel befinden (Fig. 12). Das andere Ende
                              der Lineale ist durch ein zweites auf dem Kessel aufgeschraubtes Gußstück getragen,
                              durch dessen ringförmige Oeffnung die Kolbenstange tritt, und das, so leicht es ist,
                              die relativ richtige Lage der Lineale vollständig sichert (Fig. 8). Freilich kann
                              sich das ganze System etwas verziehen.
                           Die Kolbenstange, dreimal so lang als der Hub, hat einfache geschlossene Köpfe mit
                              messingenen Schalen, Bügel, Keil und Gegenkeil. Die viereckige Form der Lagerschalen
                              läßt die Köpfe etwas massig erscheinen; sehr breit sind die Lager nicht, indem das
                              Lager an der Kurbel kaum eine Breite = dem Durchmesser hat.
                           Die Welle (Fig.
                                 13) ist aus einem Stück gebogen, aber so scharf, daß die Arme der Kurbel
                              vollständig senkrecht zur Welle stehen; dieß macht, daß die Kurbel hübsch und sehr
                              stark aussieht. Ihre Lage, sehr nahe an dem einen Lager, trägt ebenfalls wesentlich
                              zur Solidität bei. Auf ihrer längeren Seite zwischen den Lagern trägt sie das
                              festgekeilte gußeiserne Excenter für den Schieber und einen Ring für den
                              Regulatorriemen. Außerhalb des Lagers steckt auf dieser Seite das große Schwungrad,
                              auf der anderen das Excenter für die Pumpe. Doch kann das Schwungrad auch auf jene
                              Seite gesetzt werden.
                           Die Excenterringe sind von Messing. Bei den kleineren Maschinen ist die
                              Schieberstange nicht weiter geführt und die Excenterstange faßt mit einem runden
                              Köpfchen ohne Keil und Messingschalen den Zapfen, der in dem aufgeschraubten
                              gabelförmigen Kopf der Schieberstange steckt. Wir glauben, daß die Messingringe des
                              Excenters eher entbehrlich sind, als die Schalen für den kleinen Zapfen, indem
                              derselbe Druck sich das einemal auf eine große, das anderemal auf eine sehr kleine
                              Fläche vertheilt, die deßhalb natürlich eher Noth leidet.
                           Der Regulator (Fig.
                                 9), in einem besonders auf dem Kessel aufgeschraubten Gestell sich
                              drehend, steht an der Schieberkastenseite der Geradführung und wird, wie alle
                              englischen Locomobil-Regulatoren, von einem Riemen in Bewegung gesetzt. Er
                              ist einer der wenigen, die den Drehpunkt der Arme im Centrum der Spindel haben. Das
                              Gestänge ist von rühmlicher Einfachheit; die Spindel der Drosselklappe verlängert
                              sich bis zum Gestell des Regulators, in welchem sie lagert, und wird durch ein
                              Hebelchen direct von dem Regulatorhebel darüber in Bewegung gesetzt.
                           Eigenthümlich sind die Lager (Fig. 10 u. 11), welche
                              mit den Lager böcken
                              zusammengegossen, einzeln an den Kessel angeschraubt sind. Die Lagerschalen sind
                              viereckig und bei dem von dem Schwungrad abgekehrten Lager vertical geschnitten. Die
                              seitlich angebrachten Stellschrauben drücken auf eingelassene Keile. Die Schale des
                              Lagers an der Schwungradwelle ist dreitheilig und die untere Schale kann durch
                              einen, horizontal durch den Lagerblock gesteckten Keil gehoben werden, wenn sich das
                              Lager ausnützt. Wird das Schwungrad auf die andere Seite gesetzt, so werden
                              natürlich auch die Lagerschalen verwechselt.
                           Die Speisepumpe mit messingenem Pumpenkolben und Ventilkasten, ist seitlich in
                              schräger Richtung an der Rauchkammer angeschraubt. Das Druck- und Saugrohr
                              mündet am unteren Ende der Pumpe. Der Abstellhahn schließt das Saugrohr, so daß
                              keine Gefahr des Zersprengens durch Unachtsamkeit vorhanden ist. Das Druckrohr (Fig. 7) fördert
                              das Wasser zunächst in die Rauchkammer, in der es in einer für den Zweck etwas
                              kurzen, gußeisernen Röhre vorgewärmt wird und am Boden der Kammer in den Kessel
                              tritt.
                           Das Ganze ruht gewöhnlich auf hölzernen Rädern. Die Hinterräder liegen nahezu in der
                              Mitte der Feuerbüchse, indem die gemeinschaftliche schmiedeeiserne Achse gekröpft
                              ist und dieselbe untergreift. Für Holzfeuerung werden die Maschinen auf Verlangen
                              mit größeren Feuerbüchsen versehen. Ebenso wird auf Bestellung ein Umstellhebel
                              angebracht. Die Preise theilen wir in einer am Schlusse zusammengestellten Tabelle
                              mit.
                           Ueber die zweite Classe der Maschinen von Clayton,
                                 Shuttleworth und Comp. (Fig. 3 u. 4), welche ebenfalls auf
                              der Ausstellung vertreten ist, können wir kürzer weggehen, da dieselbe mit Ausnahme
                              der Lage des Cylinders genau wie die beschriebene construirt ist. Statt nämlich
                              offen über der Feuerbüchse, liegt der Cylinder in der in die Höhe gezogenen
                              Rauchkammer. Die Art der Befestigung ist so, daß der ganze Körper des Cylinders von
                              hinten in die Kammer hineingesteckt wird und die Cylinder- und
                              Schieberkastendeckel hinten und vorn ohne weiteres gestatten das Innere vom Cylinder
                              und Schieberkasten zu untersuchen. Die Spindel, welche den Absperrschieber bewegt,
                              geht durch den ganzen Kessel und tritt in derselben Weise wie bei den gewöhnlichen
                              Maschinen an der Stirnfläche der Feuerbüchse hervor. Das Dampfabgangsrohr fällt
                              selbstverständlich ganz weg, indem nur ein Stutzen über den Cylinder in den Kamin
                              emporragt.
                           Abgesehen davon, daß die Keile in den Gleitstücken am richtigen Platze unter dem
                              Kreuzkopfzapfen liegen (Fig. 12), ist die Lage
                              sowohl als Form von Geradführung, Welle, Lager, Regulator, Schwungrad und Speisepumpenexcenter genau die
                              alte. Die Speisepumpe nur liegt etwas mehr nach vorn und pumpt das Wasser durch die
                              Seite des Kessels und ohne Vorwärmer ein. Auf der Feuerbüchse ist ein gußeiserner
                              Träger für das Umlegen des Kamins aufgenietet.
                           Die Lage des Cylinders in der Rauchkammer ist dieser Fabrik patentirt.
                           Was den Kohlenverbrauch betrifft, so sind die letzten authentischen Angaben hierüber
                              der Versammlung der Agricultural Society in Chester
                              mitgetheilt worden. Während im J. 1851 der Kohlenverbrauch per Stunde und Pferdekraft 8,6 Pfd. war, betrug er im Jahr 1858 genau 5
                              Pfd. für gewöhnliche Kohlen.
                           Die Arbeit an den ausgestellten Maschinen ist ausgezeichnet, und gerade um so mehr
                              anzuerkennen, als offenbar nicht, wie bei vielen anderen Fabriken, ein unnöthiger
                              und den praktischen Sinn verletzender Aufwand mit geschlichteten Flächen und mit
                              buntgemalten Maschinentheilen gemacht ist. Daß natürlich auf eine Ausstellung dieser
                              Art nicht das Alltagswerk geschickt werden soll, ist natürlich, und in dieser
                              Beziehung dürften die deutschen und einige französische Locomobilen ein warnendes
                              Beispiel seyn. Der Beschauer zieht stets und mit Recht schon das Nöthige selbst für
                              das ab, was auf Kosten der „Ausstellung“ fällt. Auf der anderen
                              Seite machen auf uns zu viele polirte Flächen durchaus nicht den gewünschten
                              Eindruck; erstens sind sie nicht schön, zweitens kosten sie zu viel Geld und
                              drittens machen sie Mühe und Arbeit, bis man sie schließlich doch anstreicht.
                           Die normale Dampfspannung ist 45 Pfund. Der einfache Muschelschieber gibt nahezu
                              keine Expansion. Die Anzahl der Umdrehungen steigt bei kleineren Maschinen von
                              100–126.
                           Außer den angeführten Maschinen haben Clayton,
                                 Shuttleworth und Comp. noch eine horizontale
                              stationäre Maschine ausgestellt, und eine doppeltcylindrige, selbstbewegliche
                              Locomobile, auf die wir später zurückkommen werden. Auch die Pumpmaschinen, welche
                              das Wasser für die Fontänen und den westlichen Annex schaffen, sind von dieser
                              Fabrik.
                           Diese Fabrik hat seit Ende der Vierziger-Jahre, wo sie begründet wurde, über
                              4700 Locomobilen geliefert.
                           
                        
                           Tuxford and Sons, Boston
                                 and Skirbeck Iron Works. – Fig. 14–29.
                           Ein durchaus anderes System vertritt seit mehr als einem Jahrzehnt diese Fabrik, und
                              wenn Preisgerichte das absolut Maaßgebende wären, so hätten wir mit ihren
                              eigenthümlich construirten und sehr schön ausgeführten Maschinen beginnen sollen. In
                              Betreff des Kohlenconsums sind sie erwiesenermaßen die ersten in England, indem sie genau 4 Pfund
                              gewöhnlicher englischer Kohle per Stunde und Pferdekraft
                              verbrauchen, was sie mehr ihren Kesseln, als ihrer Expansionsvorrichtung verdanken;
                              in Betreff ihres für Locomobilen eigenthümlichen verticalen Systems, mag es immerhin
                              fraglich seyn, ob sie über oder unter die horizontalen Maschinen zu stellen sind;
                              was aber ihre Verbreitung betrifft, so sind sie weit hinter Clayton's 4700 Maschinen zurückgeblieben, indem Tuxford gegen 1090 Maschinen geliefert hat, von denen sich die vier
                              letzten auf der Ausstellung befinden.
                           Jede dieser Maschinen vertritt ein besonderes System. Nr. 1 ist mit verticalem
                              Cylinder und hängenden Stopfbüchsen, Nr. 2 vertical mit unten stehenden doppelten
                              Cylindern, Nr. 3 ist eine horizontale Maschine und Nr. 4 – im Augenblick
                              außer dem Kreise unserer Musterung – eine Straßenlocomotive.
                           Nr. 1. Maschine mit verticalem, hängendem Cylinder. (Fig. 16, 17 und 23).
                           Der gewöhnliche Locomotivkessel mit viereckiger Feuerbüchse, mit Heizröhren und
                              Rauchkammer, trägt an der hinteren Wand der letzteren ein starkes blechernes
                              Gehäuse, das von außen betrachtet, ähnlich wie die Feuerbüchse über den Körper des
                              Kessels hinauf- und hinausragt. Das Gehäuse, welches mit seinem ganzen Inhalt
                              vollständig abgeschraubt werden kann und auf den Vorderrädern der Locomobile ruht,
                              ist nach vorn mit zwei Flügelthüren versehen, die geschlossen der ganzen Maschine
                              äußerlich ein außerordentlich einfaches und elegantes Aussehen verleihen. Die
                              Feuerbüchse trägt auf dem ganz leeren Rücken das Mannloch, die Sicherheitsventile,
                              Füllstutzen und die Stütze für den umzulegenden Kamin.
                           Das Dach des Maschinengehäuses trägt den aus demselben hervorragenden Cylinder,
                              welcher in einer domartigen Dampfkammer liegt und dessen Stopfbüchsen für
                              Kolben- und Schieberstangen sich demzufolge an der Decke des Gehäuses
                              befinden. Eigenthümlich ist die Art, wie die Welle, Kolbenstange, Kurbelstange und
                              Geradführung liegen. Letztere ist nämlich am Boden des Gehäuses angeschraubt und
                              besteht aus zwei senkrecht zur Bewegungsebene der Kurbelstange stehenden, soliden,
                              im Querschnitt nahezu quadratischen, gußeisernen Linealen (Fig. 22). Jedes derselben
                              wird von dem entsprechenden Gleitstücke auf drei Seiten übergriffen. Eingelegte
                              Messingschalen können mit Stellschrauben regulirt werden. Beide Gleitstücke sind
                              durch den gewöhnlichen stählernen Zapfen verbunden, an dem die eigenthümlichen
                              Verlängerungen der Kolbenstange sowie die Kurbelstange angreifen.
                           Diese Verlängerungsstücke bestehen aus zwei schmiedeeisernen, dünnen Platten, welche an einem Ansatze
                              der Kolbenstange auf beiden Seiten angenietet, mit weiter Ausbauchung die sie
                              durchdringende Kurbelwelle übergreifen und unten durch den Stahlzapfen der
                              Geradführung verbunden sind. Zwischen beiden Platten bewegt sich die kurze
                              Kurbelstange und pflanzt die Kraft der Maschine wieder nach oben auf die Kurbelwelle
                              fort.
                           Die Köpfe der Kurbelstange haben Bügel, welche durch zwei Schrauben die Lagerschalen
                              feststellen (Fig.
                                 21). Die Kurbeln sind aus angeschweißten Stücken ausgestoßen, und die
                              Lager der Welle, mit runden natürlich horizontal geschnittenen Schalen sind an den
                              Seitenwänden des Gehäuses angeschraubt. Die aus demselben hervorragenden Wellenenden
                              tragen auf der einen Seite das Schwungrad, auf der anderen eine Riemenscheibe und
                              außerdem einen kleinen Ring zur Bewegung des außerhalb auf dem Gehäuse befindlichen
                              Regulators.
                           Dieser ist von der schlimmsten Sorte, indem die Drehpunkte der Schenkel sich
                              mindestens 2 1/2'' vom Spindelmittel befinden. Die Schenkel sind nach innen gekehrte
                              Winkelhebelchen, welche im Innern der Regulatorspindel einen Draht in Bewegung
                              setzen, der durch ein weiteres Hebelwerk mit der Drosselklappe in Verbindung
                              steht.
                           Die ausgestellte Maschine ist mit Expansionsschieber versehen. Dieß geschieht nur auf
                              Verlangen gegen Erhöhung des Preises und ist bei der Normalspannung von 45 Pfd. eine
                              ziemlich unwesentliche Zugabe.
                           Das Ganze ruht auf einem Radgestell von Holz, indem die eiserne Achse der Hinterräder
                              an der inneren Seite der Feuerbüchse festgeschraubt ist, die der Vorderräder direct
                              unter dem Maschinengehäuse ruht.
                           Nr. 2. Maschine mit verticalem, stehendem Cylinder.
                           Die ausgestellte Locomobile (Fig. 24–29) hat zwei
                              Cylinder; doch macht Tuxford häufiger schwächere
                              Maschinen mit einem Cylinder ganz nach demselben System, und diese letzteren sind
                              die beständigen Sieger bei den Proben der Royal Agricultural
                                 Society.
                              
                           Was den Maschinen den Sieg verschafft, ist offenbar bloß die Construction ihrer
                              Kessel, welche mit vor- und rückwärtsgehenden Heizröhren versehen sind. Das
                              Feuer, in sehr niederen Feuerbüchsen brennend, geht durch zwei weite Feuerrohre nach
                              hinten und kehrt dort um, indem es durch 26 gewöhnliche Locomotivröhren, welche in
                              drei Reihen sehr flach übereinander gelegt sind, wieder nach vorn strömt. Eine
                              zweite, über der Feuerbüchse liegende niedere und flache Rauchkammer steht direct
                              mit dem darüber befindlichen Kamin in Verbindung. Die große Heizfläche in Vergleich
                              mit der Rostfläche, und namentlich der lange Weg, den das Feuer zu machen hat, bis
                              es in den Kamin gelangt, machen selbstverständlich die Verhältnisse der
                              Dampferzeugung sehr günstig. Weniger klar ist es uns, warum diese Kessel nach der Behauptung
                              der Fabrik nicht so sehr dem Verderben ausgesetzt seyn sollen, als andere
                              Locomotivkessel: eine Eigenthümlichkeit, auf die besonders dringend hingewiesen
                              wird, weil Reparaturen in dieser Richtung allerdings sehr schwierig sind.
                           Die Rauchkammer über der Feuerbüchse ist zwar durch einen einfachen Blechdeckel
                              bequem zu untersuchen; um so schwieriger ist es aber, der entgegengesetzten
                              Rauchkammer beizukommen. Die hintere Wand derselben dient nämlich einem ähnlichen
                              Gehäuse zur Rückwand, wie wir es bei der ersten Maschine beschrieben haben. In
                              demselben stehen, am Boden angeschraubt, die zwei verticalen Cylinder und zwischen
                              beiden der gemeinschaftliche, die Drosselklappe enthaltende Ventilkasten. Die
                              Schieberkästen, welche sich gegenseitig ihre Deckel zukehren, sind angegossen. Die
                              Stopfbüchsen der Kolbenstangen sind mit Gewinden versehene Kappen. Gesteuert wird
                              der Dampf nur durch einen Schieber, welcher durch eine außerhalb des Schiebers nicht
                              mehr geführte Stange bewegt wird. Die Kolbenstange umgreift mit einem an ihrem Ende
                              aufgekeilten Bügel, dessen lange Schenkel aus Rundeisen bestehen, die Welle, welche
                              auch hier zwischen Cylinder und Geradführung liegt. Letztere ist auf dem Dach des
                              Gehäuses aufgeschraubt und mit Blechwänden besonders verschalt. In ganz ähnlicher
                              Weise wie bei der vorigen Maschine sind die Lager an den Seitenwänden des Gehäuses
                              befestigt. Der Regulator ist ebenfalls von derselben Construction. Er steht auf dem
                              Dach des Gehäuses zwischen den beiden Geradführungen, und wird von der darunter
                              liegenden Welle mittelst zweier hyperbolischen Räder getrieben. Direct darunter
                              steht das Drosselklappengehäuse, so daß die in seiner Achse herablaufende Stange
                              ohne weiteres das Hebelchen derselben faßt. Die Speisepumpe ist, gegen vorn, an
                              einem der Cylinder angeschraubt, und der Kolben hängt direct an dem auf der
                              Kolbenstange aufgekeilten Querstück des Bügels.
                           So verschieden die beiden Systeme dem Aussehen nach sind, so theilen sie doch genau
                              sämmtliche Vortheile und Nachtheile. Die ersteren sind einzig durch die verticale
                              Stellung des Cylinders und die dadurch erzielte gleichförmige Ausnutzung desselben
                              bedingt. In jeder anderen Beziehung sind sie im Vergleich mit horizontalen Maschinen
                              im Nachtheil, wofür wir nur einige Hauptpunkte anführen: Das Blechgehäuse, welches
                              Volumen und Gewicht der Maschine ansehnlich vermehrt und die Maschine dem Auge des
                              Heizers vollständig entzieht, – die Art der Befestigung der arbeitenden
                              Theile – Cylinder, Geradführung und Lager – an vier verschiedenen
                              Wänden dieses Kastens, – die höchst kurze Kurbelstange und die
                              nothwendiger- aber vollständig nutzloserweise übermäßig lange Kolbenstange,
                              sind organische Fehler des Princips, welche kaum durch den stehenden oder hängenden Cylinder aufgewogen
                              werden. Was das Gehäuse betrifft, so sieht es unläugbar hübsch aus und es mag unter
                              Umständen sehr bequem und praktisch seyn, um die Maschine in Feld und Scheune vor
                              Staub und Regen zu schützen. Andererseits aber kann und wird das Reinhalten der
                              Theile in dem engen Gehäuse nicht so pünktlich geschehen, als es bei einer offenen,
                              jedem Auge preisgegebenen Maschine geschehen muß. Ueberdieß wirkt die Lage des
                              Kastens an der heißen Rückwand der Rauchkammer wesentlich auf rasche Abnutzung und
                              auf großen Oelverbrauch hin. Ohne den Kasten hinten, welcher die Rauchkammer
                              unzugänglich macht und daher Nachsehen und Reparaturen beträchtlich erschwert, wären
                              die bei der zweiten Maschine angewendeten Kessel sicherlich sehr zu empfehlen. Wir
                              werden im französischen Departement ähnliche Kessel finden, welche den angeführten
                              Uebelstand vollständig vermeiden.
                           So nimmt es uns denn durchaus nicht Wunder, daß uns dieselbe Fabrik, welche ihr
                              verticales System als den Zielpunkt alles Strebens darstellt, eine ebenso schön
                              gezeichnete als musterhaft ausgeführte horizontale Maschine vorführt.
                           Nr. 3 (Fig. 14
                              u. 15). Die
                              Feuerbüchse des gewöhnlichen Locomotivkessels trägt den auf der Seite liegenden Cylinder. Der Schieberkasten sieht nahezu wie ein
                              zweiter, etwas kleinerer Cylinder aus mit Deckeln hinten und vorn, und enthält die
                              beiden Schieber, den Absperrschieber und das Rohr für die Drosselklappe. Am
                              Schieberkasten, wie wir es bei den meisten englischen Locomobilen finden, ist noch
                              ein besonderes Sicherheitsventil angebracht. – Die Geradführung besteht aus
                              zwei breiten, einerseits an der Cylinderstopfbüchse, andererseits an einem
                              gußeisernen Gestell angeschraubten Linealen, zwischen denen die Kurbelstange
                              hinlänglich Spiel hat. Das GleitstückMan sehe Figur 45 Tab. III. ist mit Messingbacken versehen, welche in eigenthümlicher Weise verstellbar
                              sind und erfaßt drehbar den auf der Gabel der Kolbenstange festgesteckten
                              Stahlzapfen. Das andere Ende der Kolbenstange bildet ein geschlossener Kopf, der die
                              Lagerschalen mit Bügel und Schrauben hält. Die Kurbel der Welle ist ausgestoßen.
                              Lager und Lagerböcke sind ein Gußstück, die beiden Lagerböcke aber sind getrennt am
                              Kessel angeschraubt. Die Lagerschalen (Fig. 20) sind viereckig,
                              schwalbenschwanzförmig in einander eingepaßt und ihre Lage ist durch seitlich ins
                              Lager geschraubte Schrauben verstellbar – eine Construction, welche wir bei
                              Locomobilen in keiner Weise billigen können, indem jedes Nachstellen der Schalen ein
                              Nachfeilen erfordert. – Die schmiedeeisernen Excenter sind besonders klein,
                              die Schieberstangen ohne
                              weitere Führung, die Excenterringe wie gewöhnlich von Messing, die
                              Schieberstangenköpfchen ohne Messingschalen. Der Regulator, im nämlichen Gußgestell
                              ruhend, das die Geradführung unterstützt, wird durch Riemen bewegt und setzt die
                              Drosselklappenspindel direct in Bewegung (Fig. 19). Was die
                              Anordnung so leicht und hübsch aussehen macht, ist neben der offenen Geradführung
                              die Disposition sämmtliche Stangen – Kolben-, Schieberstangen,
                              Absperrschieberspindel und Drosselspindel – in einer horizontalen Ebene zu
                              halten. – Die Speisepumpe, an der Seite der Feuerbüchse befindlich, wird in
                              gewöhnlicher Weise durch ein Excenter bewegt. Auch diese Maschine ist, wie die
                              anderen Tuxford'schen, stets mit Riemenscheibe und
                              Schwungrad versehen und steht auf hölzernen Rädern, welche von den englischen
                              Farmers den eisernen vorgezogen werden.
                           Die Fabrik liefert Maschinen von 1, 2, 3–14 Pferdekräften, bei achtpferdigen
                              Maschinen mit zwei Cylindern beginnend. Bei den horizontalen Maschinen, bei welchen
                              gewöhnlich zwei Schieber, und etwas mehr Expansion angewandt wird, gibt sie ihre
                              Cylinderdurchmesser für 6, 7 und 8 Pferde zu 7 3/4, 8 1/2 und 9'' an; die verticalen
                              Maschinen haben folgende Durchmesser:
                           
                              
                                 4 Pferdekräfte 1 Cylinder
                                 6''      
                                   8 Pferdekräfte 2 Cylinder
                                 6''
                                 
                              
                                 5
                                 6 1/2
                                 10
                                 6 1/2
                                 
                              
                                 6
                                 7
                                 12
                                 7 3/4
                                 
                              
                                 7
                                 7 3/4
                                 14
                                 8 1/4
                                 
                              
                                 8
                                 8 1/4
                                 
                                 
                                 
                              
                           Preise siehe weiter unten.
                           
                              
                                 (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
