| Titel: | Ueber eine Wirkung des Gefrierens beim Trinkwasser; von Robinet. | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XXXIX., S. 146 | 
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                        XXXIX.
                        Ueber eine Wirkung des Gefrierens beim
                           Trinkwasser; von Robinet.
                        Im Auszug aus den Comptes
                                 rendus, t. LIV p. 1020.
                        Robinet, über eine Wirkung des Gefrierens beim
                           Trinkwasser.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich enthalten die Eisschollen im Meere, wenn sie von der anhängenden
                              Salzlösung befreit sind, nur süßes Wasser; auch beim Gefrieren des Weins scheidet
                              sich reines Wasser aus. Es scheint demnach, daß beim Gefrieren des Wassers die darin
                              gelösten Substanzen von der Abscheidung im Eise ausgeschlossen bleiben. Hieher
                              gehören auch folgende Thatsachen, welche ich zu beobachten Veranlassung hatte.
                           Am 24. Januar d. J. entnahm ich dem Teich im Boulogner Wäldchen ein Eisstück, welches
                              ich in einem Trichter über einer Flasche schmelzen ließ. Den Härtegrad des
                              Teichwassers bestimmte ich gleichzeitig zu 30°,08. In verschiedenen Perioden
                              des Schmelzens untersuchte ich nun das Eiswasser und fand seinen Härtegrad zwischen
                              den zwei Nullpunkten des Meßgefäßes, also gleich demjenigen des reinen destillirten
                              Wassers.
                           Dieses Resultat wurde dadurch bestätigt, daß 10 Gramme Eiswasser beim Verdampfen nur
                              einen unwägbaren Rückstand hinterließen, und daß auch die gewöhnlichen Reagentien
                              ohne bemerkliche Wirkung auf dieses Wasser blieben.
                           
                           Aehnliche Unterschiede fand ich beim Gefrierenlassen verschiedener anderer Wässer,
                              bei denen ich ebenfalls mit Seifelösung den Härtegrad des ursprünglichen Wassers und
                              den des nach theilweisem Gefrieren daraus erhaltenen Eises bestimmte. Die
                              betreffenden Zahlen sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt.
                           Ich untersuchte ferner Eis aus einem Eiskeller, welches von einer der tiefer
                              gelegenen Wasserflächen bei Paris entnommen worden war, wo das Wasser fast bis zum
                              Grunde gefroren gewesen war. Das durch Schmelzen dieses Eises entstandene Wasser war
                              zwar offenbar unrein, zeigte aber nur einen Härtegrad von 3°,05, also
                              erheblich weniger als alles Wasser aus solchen Teichen.
                           Endlich fand ich bei einer anderen Probe sehr klaren Eises aus dem städtischen
                              Eiskeller einen so geringen Grad von Härte, daß nur die Hälfte der Seifelösung bei
                              der Untersuchung anzuwenden war, die bei destillirtem Wasser zur Schaumbildung
                              nöthig ist. Dieß rührt offenbar von der Abwesenheit auch der geringsten Menge
                              Kohlensäure her.
                           Folgendes sind die bei den verschiedenen Untersuchungen erhaltenen Zahlen:
                           
                              
                                 Ursprung des Wassers und Eises.
                                 Härtegrad desursprünglichenWassers.
                                 HärtegraddesEiswassers.
                                 
                              
                                 Großer Teich im Boulogner Wäldchen
                                     30°,08
                                     0°,00
                                 
                              
                                 Eiskeller vom Montparnasse
                                 –
                                   3,05
                                 
                              
                                 Ourcqfluß, künstlich gefroren
                                   29,14
                                   6,58
                                 
                              
                                 Pariser Brunnen, ebenso
                                 112,80
                                 31,96
                                 
                              
                                 Brunnen in Reims, ebenso
                                   77,08
                                 36,66
                                 
                              
                                 Eiskeller in Paris selbst
                                   30,08
                                   0,00
                                 
                              
                                 Ourcqfluß, Gefrierenlassen in einer Schale
                                   29,14
                                   2,58
                                 
                              
                                 Pariser Brunnen, ebenso
                                 112,80
                                 15,61
                                 
                              
                                 Eiszapfen vom Dauphine-Platz
                                   33,84
                                   4,23
                                 
                              
                                 Bassin in den Tuilerien
                                 –
                                   1,88
                                 
                              
                                 Bassin von Chaillot
                                   11,28
                                   1,12
                                 
                              
                                 Bassin von der Münze in Paris
                                   18,93
                                   1,17
                                 
                              
                                 Brunnen auf dem Platz St. Sulpice in Paris
                                   26,00
                                   0,47
                                 
                              
                           Ich glaube aus diesen Beobachtungen schließen zu können, daß beim Gefrieren des
                              Trinkwassers die darin enthaltene geringe Menge von Kalk- und
                              Magnesia-Salzen ebenso abgeschieden wird, wie die löslicheren Salze aus dem
                              Meerwasser oder aus künstlichen Lösungen. Die Reinheit des aus dem Eise bei seiner
                              Verflüssigung erhaltenen Wassers scheint eine solche zu seyn, daß man dasselbe in
                              vielen Fällen wie destillirtes gebrauchen könnte, wenigstens wenn die Umstände bei
                              der Eisbildung dazu geeignet waren.