| Titel: | Kräftiger Hefenansatz zur Biergährung; von H. Creuzburg. | 
| Autor: | H. Ch. Creuzburg [GND] | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XLIII., S. 153 | 
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                        XLIII.
                        Kräftiger Hefenansatz zur Biergährung; von H. Creuzburg.
                        Creuzburg über einen kräftigen Hefenansatz zur
                           Biergährung.
                        
                     
                        
                           Es hat sich durch vielfältige Erfahrung wiederholt bestätigt, daß man eine viel
                              kräftigere durchgreifendere Gährung der Bierwürze erzielt, wenn man die Hefe nicht
                              so wie sie ist der Würze zusetzt, sondern vorher einen concentrirten Ansatz von
                              Würze mit Malzmehl nimmt, diesen mit der zu dem ganzen Gebräue zu nehmenden Hefe in
                              Gährung setzt, und diesen Ansatz, wenn er in höchster Gährung sich befindet, anstatt
                              der Hefe selbst zum Hefengeben nimmt.
                           Die Vortheile dieses Gährungs- oder Hefenansatzes bestehen in folgenden
                              Punkten.
                           Erstens wird, wie schon gesagt, dadurch eine kraftvollere Biergährung eingeleitet,
                              welche auch dann nicht fehl schlägt, wenn etwa das Malz nicht egal gewachsen ist,
                              oder bei zu starker Abkühlung durch Kälte eine Hemmung der Gährung droht.
                           Zweitens braucht man nur halb so viel Hefe als gewöhnlich.
                           Drittens riskirt man bei dieser Methode nicht so leicht das Umschlagen eines
                              Gebräues, im Fall man eine Hefe hat, welcher nicht zu trauen ist, weil deren Güte
                              zweifelhaft, oder weil sie wirklich an Kraft verloren hat, denn in einem kleinen
                              concentrirten Maischansatz bringt sie doch eine kräftige Gährung zu Stande, und ist
                              dieser kleine concentrirte Ansatz in voller Gährung, dann kann man versichert seyn,
                              daß damit auch die Würze des ganzen Gebräues in kräftige Gährung kommt, was mit der
                              schlechten Hefe zweifelhaft gewesen wäre.
                           Viertens hellen sich die durch erwähnten Gähransatz in Gährung gebrachten Biere
                              unfehlbar jedesmal schön klar ab, und werden bald glanzhell.
                           Fünftens bietet dieser Gähransatz noch den Vortheil, daß man sich auf diese Weise den
                              ersten Hefensatz, Germ, um welchen man zuweilen beim Anfang des Braugeschäftes
                              in Verlegenheit ist, mittelst einer mäßigen Quantität guter Backhefe verschaffen
                              kann. Es ist dieß die bereits von Prof. Juch bekannt
                              gemachte Methode, welche Empfehlung verdient, bei welcher aber, wie Juch richtig bemerkt, nur die Obergährung eingeleitet
                              wird, welche letztere man jedoch wenn man will in die Untergährung verwandeln kann,
                              wenn man zum Gähren nicht hohe, sondern weite Gefäße anwendet, und der Gährung Zeit
                              läßt, wodurch ein großer Theil der Oberhefe durch die Einwirkung der atmosphärischen
                              Luft in Unterhefe verwandelt wird, und zu Boden fällt. Diese Bodenhefe ist es dann,
                              welche die langsamere, weniger stürmische Untergährung zu bewirken im Stande und zu
                              Lagerbieren die geeignetste ist.
                           Um nun einige nähere Angaben als Anhaltspunkt für diejenigen Bierbrauer, welche von
                              dem neuen Hefen- oder Gähransatz Gebrauch machen wollen, aufzustellen, so ist
                              zu bemerken, daß man sich zunächst eine sehr starke Bierwürze verschaffen muß, indem
                              man z.B. von dem zu dem Gebräu bestimmten Malzschrot 100 Pfund nimmt, und diese mit
                              etwa anderthalb Eimer1 Eimer = 60 Maaß. – 1 Maaß = 2 Pfund Wasser. Wasser eine halbe Stunde lang kocht, die davon erhaltene Würze aber wieder
                              in den Kessel zurückbringt, und noch so lange erhitzt und abdampft, bis 35 bis 40
                              Maaß zurückbleiben. Will man es daran wenden, um etwas Ausgezeichnetes zu erzielen,
                              so setze man dieser starken Würze einige Pfund Stärkezucker oder Stärkesyrup oder
                              auch Farinzucker zu.
                           Hierauf siebe man sich von dem Malzschrot eine Portion feines Mehl ab, und rühre in
                              die starke Würze von diesem Malzmehl so viel ein als nöthig, um eine syrupdicke
                              Flüssigkeit zu erhalten. Wenn nun diese mit Malzmehl dick gemachte starke Würze bis
                              15° R. abgekühlt ist, wird ihr die Hefe gegeben, halb so viel nämlich als man
                              zum ganzen Gebräue sonst genommen haben würde.
                           Schon nach 5 bis 6 Stunden beginnt die Gährung; die Masse bedeckt sich mit einem
                              dicken Schaum, und die Gährung ist schon nach 12 bis 20 Stunden beendigt, je nachdem
                              das Gährlocal wärmer oder kälter ist. Man muß sich natürlicherweise in der Zeit des
                              Hefengebens darnach richten, daß der Ansatz durchgegohren hat, wenn die Würze,
                              gehörig abgekühlt, von dem Kühlschiff in die Gährbottiche kommt.
                           Der durchgegohrene Hefenansatz wird nun mit etwa einem Schoppen Arac oder Weingeist
                              versetzt, durchgerührt, und als Hefensatz sofort in die Würze in den Bottichen
                              eingerührt. Man läßt gut durchgähren, und zwar bis sich zuletzt auf dem Bier ganz große Blasen
                              bilden, die nicht so bald platzen.
                           Wem die Arbeit zu dem angegebenen Hefenansatz etwa zu umständlich seyn sollte, der
                              kann auch das Kochen und Abdampfen von Würze ganz weglassen, und statt der
                              concentrirten Würze auch bloßes Wasser nehmen, in welchem einige Pfund
                              Stärke- oder Farinzucker oder Stärkesyrup aufgelöst sind, in diese süße
                              Flüssigkeit Gerstenmalzmehl bis zur Consistenz des Honigs einrühren, und diese Masse
                              nun durch Hefe in Gährung bringen.