| Titel: | Ueber eine Abänderung der gebräuchlichen Aräometer und Alkoholometer, sowie der Spindeln zur Bestimmung des specifischen Gewichts von Flüssigkeiten; von Robert Wildenstein in Aachen. | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. LII., S. 194 | 
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                        LII.
                        Ueber eine Abänderung der gebräuchlichen
                           Aräometer und Alkoholometer, sowie der Spindeln zur Bestimmung des specifischen Gewichts
                           von Flüssigkeiten; von Robert Wildenstein in
                           Aachen.
                        Aus der Zeitschrift für analytische Chemie, 1862
                              S. 162.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Wildenstein, über eine Abänderung der gebräuchlichen Aräometer und
                           Alkoholometer.
                        
                     
                        
                           Die gewöhnlich gebräuchlichen Aräometer, Alkoholometer sowie Spindeln zur Bestimmung
                              des specifischen Gewichts von Flüssigkeiten, namentlich aber die Aräometer, welche
                              zu Vermessungen heißer Laugen verwendet werden, haben bekanntlich den Uebelstand,
                              daß bei vielem und längerem Gebrauche derselben das die Scala haltende Bindemittel
                              (Siegellack etc.) nachgibt, und die Scala hierdurch allmählich ihre Stelle
                              verändert; man bemerkt gewöhnlich zu seinem Nachtheil zu spät das Fehlerhafte des
                              Instruments. Ferner ist es bei etwas gedrängter Scala (ich erinnere an die vielfach
                              verwendete, in den niederen Graden äußerst gedrängte Scala nach Tralles etc.) durch
                              die zu der Spindel hinaufgezogene Flüssigkeit nicht möglich, mit oft nothwendiger
                              Genauigkeit zu ersehen, welchen Grad, welches spec. Gewicht die Vermessung
                              ergibt.
                           Ich habe nun den Versuch gemacht, um die Scalentheile mit voller Schärfe ablesen zu
                              können und um ein keiner Veränderung unterworfenes Instrument darzustellen, die
                              Scala auf den bei Vermessungen mittelst Spindeln gebräuchlichen Cylinder zu verlegen
                              und die Spindel unter Beibehaltung üblicher Form in eine Erdmann'sche Schwimmervorrichtung umzuwandeln. Fig. 17–19 mögen das
                              Gesagte veranschaulichen. Die angeführten Größen fand ich nach vielen Versuchen
                              zweckentsprechend, die Längen des Cylinders und der Spindel sind für eine Scala nach
                              Baumé von 1–40 Proc. in 1/2 getheilt
                              vollkommen ausreichend.
                           1) Der Cylinder A, B (Fig. 17) hat ohne Fuß
                              eine Höhe von 20 Centimeter und dessen innerer Durchmesser beträgt 2 Centimeter. Auf
                              demselben befindet sich eine beliebige Scala sowie die kreisförmige, bei senkrechter
                              Stellung des Cylinders in einer waagrechten Ebene liegende Linie cd eingravirt. (Diese Linie (cd) bezeichnet die Stelle des Cylinders, bis zu
                              welcher solcher beim Gebrauche genau gefüllt wird.) Der Punkt, wo genannte Linie
                              angebracht wird, findet sich, indem man die Spindel Fig. 18 in den leeren
                              Cylinder bringt und mit der Hand bis auf den Boden niederhält, während der Cylinder
                              bis auf 3/4–1 Centimeter mit Wasser gefüllt wird. Hierauf wird die Spindel
                              herausgezogen, und der Wasserstand im Cylinder bezeichnet die gesuchte Stelle.
                           Die ganze Länge der Spindel G, H
                              Fig. 18 ist
                              20 1/2 Centimeter und beträgt somit 1/2 Centimeter mehr als die des Cylinders,
                              wodurch es auch noch bei tiefster Stellung der Spindel während des Gebrauchs
                              ermöglicht wird, diese mit der Hand zu ergreifen, ohne mit der Flüssigkeit des
                              Cylinders in Berührung zu kommen. Der Spindeltheil K, G
                              ist 12 1/2 Centimeter lang bei einem Durchmesser von 0,4 Centimeter. Von k bis i beträgt die Länge 4
                              Centimeter. Auf diesem Theil der Spindel ist die kreisförmige, bei senkrechter
                              Stellung der Spindel in einer waagrechten Ebene liegende Linie lm eingravirt und zwar circa 1 Centimeter von i entfernt. Der äußere
                              Durchmesser dieses Theils ist der Weite des Cylinders so angepaßt, daß, wenn der
                              Cylinder mit einer Flüssigkeit gefüllt ist, und die Spindel hineingebracht wird,
                              dieselbe sich ungehindert noch mit Leichtigkeit auf und ab bewegen kann. Endlich ist
                              der untere mit Quecksilberkugel versehene Theil der Spindel i, H 4 Centimeter lang.
                           Es soll nun z.B. der Cylinder eine Scala nach Baumé
                              für schwere Flüssigkeiten tragen, so ist die Scala auf dem Cylinder so anzubringen
                              und die Spindel so zu beschweren, daß, ausgenommen der Cylinder sey mit einer
                              Flüssigkeit von 1,075 spec. Gewicht bei 12 1/2° R. = 10° Baumé bis zur
                              Linie cd genau gefüllt und hierauf die Spindel
                              eingesetzt worden, die Linie dieser lm an der
                              Scala (Fig.
                                 19.) dieselben Grade zeigt, in diesem Falle also 10° (u.s.w.)
                           Die Spindel muß in jeder Position vollkommen senkrecht hängen, und die Scala vom
                              Boden des Cylinders so weit entfernt bleiben, daß die eingravirte Linie der Spindel
                              den untersten Scalentheil noch erreichen kann, auch sey der oberste Scalentheil in
                              entsprechender Entfernung vom Rande des Cylinders.
                           Beim Gebrauche des Instruments wird der Cylinder senkrecht aufgestellt, dann mit der
                              zu messenden Flüssigkeit ganz genau bis zur Linie cd gefüllt, wobei ein stets gleiches Beobachtungsverfahren obwalten muß,
                              endlich die Spindel eingesetzt. Zu jeder wiederholten Bestimmung muß die Spindel von
                              anhängender Flüssigkeit befreit werden. – Das Ablesen der Scalentheile
                              geschieht mit derselben Sicherheit und Schärfe wie bei der Erdmann'schen Schwimmerbürette, und das Instrument liefert, vorausgesetzt,
                              daß dasselbe durchaus richtig und untadelhaft angefertigt, außerordentlich gute und
                              übereinstimmende Resultate und ist keinerlei Veränderung unterworfen.
                           2) Die Richtigkeit und Uebereinstimmung der mit vorstehendem Instrument zu findenden
                              Resultate ist natürlich von der Vorsicht und dem gleichmäßigen Verfahren abhängig,
                              mit dem der Cylinder bis zur gegebenen Linie cd
                              gefüllt wird. – Um diese Abmessung zu vermeiden (und somit auch das
                              jedesmalige Abtrocknen der Spindel bei erneuerten Versuchen) und das Instrument bei
                              Vereinfachung zu den genauesten Bestimmungen zu befähigen, habe ich mit bestem
                              Erfolg folgende Abänderung gemacht. Die Scala wird auf dem Cylinder so angebracht
                              und die Spindel so beschwert, daß, nachdem der Cylinder bei senkrechter Stellung mit
                              der zu prüfenden Flüssigkeit bis ungefähr zum Ueberlaufen gefüllt, und hierauf die
                              Spindel vorsichtig eingesetzt worden ist, die Linie dieser lm
                              Fig. 18 an
                              der Scala den entsprechenden Scalentheil zeigt. Die durch die Spindel verdrängte
                              Flüssigkeit läuft dabei über und wird von dem dazu eingerichteten Fuße des Cylinders
                              aufgenommen. – Hierbei fällt die scheinbar sogar große Fehlerquelle in's
                              Auge, das Volumen der durch die Spindel verdrängten Flüssigkeit sey bei wiederholtem
                              Vermessen derselben Substanz nicht immer ein vollkommen hinlänglich gleiches. Dem
                              ist aber in der That nicht so, und man mag auf diese Weise ein und dieselbe
                              Flüssigkeit noch so oft vermessen (mehrere Bestimmungen sind in einer Minute leicht
                              ausführbar), so wird man bei nur einiger Vorsicht absolut übereinstimmende Resultate
                              finden und das Instrument ergibt in geschickter Hand die
                                 Scalentheile mit einer Schärfe und 
                              Uebereinstimmung, daß solches zu den feinsten
                              Bestimmungen von spec. Gewichten (Mineralwasser etc.) verwendet werden kann.
                           Nach dem Einsenken der Spindel bis zum Ablesen der Scalentheile darf das Instrument
                              keine Erschütterung (durch unnöthiges Antasten etc.) erleiden.
                           
                        
                           Besondere Bemerkungen.
                           Ein Cylinder kann bis 4 verschiedene Scalen unbeschadet tragen, selbstredend aber
                              benöthigt jede Scala eine entsprechende Spindel.
                           Es trägt zum raschen und leichten Ablesen der Scalentheile wesentlich bei, den Theil
                              der Spindel k, i von undurchsichtigem farbigen Glase
                              anzufertigen.
                           Zu 2) muß der Rand des Cylinders vollkommen eben abgeschliffen seyn.
                           Beim Einsetzen der Spindel in den gefüllten Cylinder wird dieselbe so lange mit der
                              Hand festgehalten, bis der Theil k, i unter der
                              Flüssigkeit steht, wonach die Spindel sich selbst überlassen ganz langsam sinkt.
                           Die Größe und Weite des Cylinders und der Spindel so wie die Form letzterer lassen
                              sich sicherlich, wenn man in der Lage ist, betreffende Versuche leicht machen zu
                              können, noch zum Vortheil der Instrumente wesentlich verändern.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
