| Titel: | Ueber die nasse Gasuhr; von J. C. Ullherr. | 
| Autor: | J. C. Ullherr | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. LXVIII., S. 259 | 
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                        LXVIII.
                        Ueber die nasse Gasuhr; von J. C. Ullherr.
                        Mit Abbildungen.
                        Ullherr, über die nasse Gasuhr.
                        
                     
                        
                           Die vom Hrn. Professor Pettenkofer im 2. Februarheft (Bd.
                              CLXIII S. 274) dieses Journals aufgestellte Ansicht über den Hergang bei der
                              Bewegung der nassen Gasuhr hat eine Polemik zwischen Hrn. Prof. Walther als Gegner und Hrn. Prof. Seidel als Vertheidiger dieser Ansicht hervorgerufen, die zu keiner
                              Verständigung geführt hat.Man sehe 2. März-, 1. und 2. Mai- und 2. Juniheft dieses
                                    Journals (Bd. CLXIII S. 424, Bd. CLXIV S. 173, 280 und 408). Diese Polemik ist kürzlich Veranlassung für mich geworden, die Gasuhr näher
                              ins Auge zu fassen. Da ich nun vermuthe, daß eine eingehendere Erklärung der
                              Einrichtung und Wirkungsweise dieses einfachen aber complicirt aussehenden
                              Meßapparates den Freunden der Mechanik nicht unerwünscht seyn dürfte, so habe ich
                              mich entschlossen, solche nachfolgend zu versuchen.
                           Der Haupttheil der Gasuhr, die Trommel, besteht aus einem centrisch auf einer Welle
                              befestigten Cylindermantel von Blech, der an seiner Innenseite vier, je einen
                              Quadranten von einander abstehende, nahe bis an die Achse hineinreichende
                              Blechschaufeln trägt und an der hintern SeiteVorn und hinten sind
                                    hier durchweg auf die Richtung des Gasstroms bezogen, so daß von jeder
                                    Stelle aus die Seite, welche nach der Richtung dieses Stroms hin liegt, die
                                    vordere, die entgegengesetzte, welche gegen den Gasometer zu liegt, die
                                    hintere Seite heißt. durch einen auswärts gewölbten Deckel bis auf eine kleine centrisch um die Achse
                              herumliegende ringförmige Oeffnung geschlossen ist. Durch diese Oeffnung ist die
                              feststehende Gaszuleitungsröhre so in den oberen Theil der inneren Deckelwölbung
                              eingeführt, daß durch sie die Drehung der Trommel um ihre Achse nicht gehindert
                              wird.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 165, S. 260
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 165, S. 260
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 165, S. 260
                              
                           Die Figuren 1 und 2
                              sind Durchschnitte dieser Trommel senkrecht zur Achse, erstere an der Stelle wo der
                              Deckel an den Mantel gelöthet ist, letztere in der Mitte. Fig. 3 stellt eine Ansicht des Mantels mit den darauf verzeichneten
                              Spuren der Schaufeln von oben gesehen vor. Dabei ist in Fig. 1 und 3 auch die Gaszuleitungsröhre
                              angedeutet. Die vier einander gleichen Schaufeln ziehen sich in jedem senkrecht zur
                              Achse genommenen Querschnitt des Mantels von diesem aus geradlinig in radialer
                              Richtung bis auf eine kleine, dem Halbmesser der Deckelöffnung gleiche Entfernung an
                              die Achse hinein. Jede derselben ist mit ihrem einen Rand längs des ganzen Mantels
                              hin luftdicht an diesen gelöthet, während von ihren übrigen drei freistehenden
                              Rändern zwei in den beiden äußersten Querschnitten des Mantels radial liegen und der
                              dritte sich in der Nähe der Achse hinzieht. Die Befestigung an der Welle wird bei kleinen leichten
                              Trommeln dadurch bewerkstelligt, daß man die inneren Ränder der Schaufeln an einigen
                              Stellen mittelst schmaler Blechstreifchen an die Welle löthet. Bei großen Trommeln
                              werden dazu ein paar Kreuze angewendet, die an der Welle befestigt bis an den Mantel
                              hinausreichen und zugleich zur Versteifung des Ganzen dienen.
                           Die Schaufel A ist wie jede der drei übrigen B, C, D doppelt gebrochen, sie beginnt
                              in dem hintersten Querschnitt des cylinderförmigen Mantels mit dem Rand a, zieht sich von da aus rechts gewunden als mäßig nach
                              vorn ansteigende Schraubenfläche bis A, dabei anderthalb
                              Quadranten spannend, setzt sich von A bis A' längs der Achse ebenflächig fort und geht von A' aus abermals mit derselben Steigung wie anfänglich in
                              eine rechts gewundene Schraubenfläche über, die bis zu ihrem vorderen, in der Ebene
                              des offenen Mantelrandes liegenden Rand a' ebenfalls
                              anderthalb Quadranten spannt. So wie die Buchstaben a, A, A',
                                 a' auf die Schaufel A, beziehen sich b, B, B',
                                 b' auf die Schaufel B etc. (Vergl. Fig. 1
                              bis 3.)
                           Diese nun vollständig beschriebene Gasuhrtrommel ist bei einer durch passende Lager
                              gestützten horizontalen Stellung ihrer Achse in ein Gefäß (Gehäuse) mit (zunächst
                              ruhendem) Wasser so tief eingesenkt, daß der Wasserspiegel αβ (Fig.
                                 1 und 2) einige Linien über den obersten
                              Rand der Deckelöffnung hinaufreicht. Wenn, wie bei den Gasbeleuchtungseinrichtungen,
                              die durch die Trommel gehende Luft nicht sogleich bei ihrem Austritt aus derselben
                              in die Atmosphäre entweichen darf, so muß das Gehäuse, die Trommel ganz
                              umschließend, selbst ein Theil der Gasleitung werden und sich hinlänglich dicht an
                              die Zuleitungsröhre und den nach außen tretenden Theil der Welle, welcher das
                              Zählerwerk trägt, anschließen.
                           In der Gasuhrtrommel wird das Wasser eben so hoch wie im Gehäuse stehen, so lange
                              kein Luftstrom durch die Leitung geht und diese selbst offen ist. Dabei ist der
                              durch die Trommel führende trockene Luftweg stets wenigstens durch eine der
                              Schaufeln abgesperrt. In der durch Fig. 1 bis 3 dargestellten Stellung der Trommel ist es bloß die
                              Schaufel D, welche sperrt. Denkt man sich aber die Trommel im Sinne des Pfeils ein
                              wenig gedreht bis der hintere Rand a der Schaufel A
                              vollständig unter- und der Vorderrand d' der
                              Schaufel D noch nicht aufgetaucht ist, so sperren beide Schaufeln D und A. Wird die
                              Drehung im gleichen Sinne noch etwas weiter fortgesetzt, bis die Schaufel D mit
                              ihrem Vorderrand d' auftaucht, so sperrt zunächst bloß
                              A. Bei noch weiterer Drehung tritt ohne sonst bemerkenswerthe Aenderung A an die Stelle, welche vorhin D
                              einnahm, und B rückt in die Stelle von A vor etc.Die Trommel ist an sich sehr leicht um ihre Achse beweglich. Ein schwacher
                                    aber andauernder Druck mit dem Finger bringt sie auch in ihrem gegenwärtigen
                                    Zustande in Bewegung; will Man sie aber in dieser Weise nur einigermaßen
                                    rasch in Bewegung setzen, so leistet sie großen Widerstand, weil durch sie
                                    zugleich eine erkleckliche Quantität Sperrflüssigkeit in Bewegung gesetzt
                                    werden muß.
                              
                           Wenn nun durch die Zuleitungsröhre ein unter schwacher Pressung stehender Luftstrom
                              trocken in die innere Deckelwölbung eingeleitet wird, so ist klar, daß durch ihn bei
                              der durch die Figuren 1 bis 3 versinnlichten Stellung der Trommel, die hinter D abgesperrte Luft
                              verdichtet wird und in Folge dessen ein erhöhtes Bestreben ihren Raum zu erweitern
                              erlangt. Da nun dieser Raum Wände hat, von denen die eine, der Wasserspiegel, schon
                              bei dem geringsten, eine andere, die Schaufel D, bei einem sehr kleinen Ueberdruck
                              von innen gegen außen zurückweichen kann, so wird zunächst der Wasserspiegel, so
                              weit er durch diesem Raum geht, herabgedrückt, es wird eine kleine Quantität Wasser
                              aus diesem Raum ausgetrieben. Nahezu in dem Maaße aber, in welchem der diesem Raum
                              angehörende Wasserspiegel (relativ) sinkt, leistet er auch größeren Widerstand, so
                              daß schon sehr bald der Moment erreicht seyn wird, wo er einen größeren Widerstand
                              leistet als die Schaufel D, und daher diese zum Weichen gebracht wird. In diesem
                              Momente beginnt die Drehung der Trommel im Sinne des Pfeils.
                           Wenn die Bewegung der Trommel begonnen hat und durch die Zuleitungsröhre Luft in
                              hinlänglichem Maaße nachströmt, so wird die Schaufel A bald mit ihrem hinteren Rand
                              a untertauchen und die zwischen D und A enthaltene
                              Luft ist dann während eines in den gewöhnlichen Fällen kleinen Theils der Drehung
                              sowohl von der hinter A als vor D liegenden Luft abgesperrt. Dabei bedingen die
                              räumlichen Verhältnisse der durch die Figuren 1 bis
                              3 dargestellten Trommel eine kleine Schwankung in
                              dem Wasserspiegel, die aber für die Bewegung der Trommel von demselben
                              untergeordneten Belang wie die nur wenig unsymmetrische Vertheilung des Wassers in
                              der Trommel überhaupt ist. Die bewegende Kraft entspringt bei dieser Lage zum
                              weitaus größten Theil aus den verschiedenen Drückungen, denen die hintere Seite von
                              A und die vordere Seite von A durch die ungleich gespannte Luft ausgesetzt sind.
                              Sobald die Schaufel D mit ihrem Vorderrand d' über den
                              etwas tiefer als αβ liegenden
                              Wasserspiegel α'β' (Fig. 1 und 2)
                              auftaucht, beginnt vor A sowohl im Luftdruck als Wasserstand eine Ausgleichung, die
                              auch eine geringe
                              Rückwirkung auf den hinter A liegenden Raum äußern wird. Von da an rückt die
                              Schaufel A ohne besonders bemerkenswerte Zwischenfälle in die Lage vor, welche
                              vorhin D einnahm, und B gelangt in die frühere Lage von A etc.
                           Eine andauernde Bewegung der Trommel bewirkt einen Kreislauf in der Sperrflüssigkeit,
                              der in dem unteren Theil der Trommel vorwärts geht und zum Theil in der Nähe des
                              Wasserspiegels innerhalb der Trommel, zum Theil im Gehäuse gegen den Deckel
                              zurückkehrt und bei jeder Umdrehung vier schwache Pulsationen zeigt.
                           Wenn sowohl der Druck am hinteren wie der am vorderen Ende des Zweigs der Gasleitung,
                              in welchen die Gasuhr eingeschaltet ist, als andauernd constant angesehen werden
                              kann, dann wird sich nach nicht sehr langer Zeit ein Beharrungszustand in diesem
                              ganzen Zweig einstellen, bei welchem alle auf die Bewegung des Luftstroms und der
                              Gasuhr bezüglichen Verhältnisse nach jeder ganzen Umdrehung der Trommel periodisch
                              wiederkehren, selbst wenn die Voraussetzung bezüglich der centrischen Lage der
                              Trommel gegen ihre Achse nicht so ganz streng erfüllt ist. Für die Dauer τ dieser Periode genommen, muß daher die gesammte
                              Arbeitsgröße aller der bei der Bewegung der Trommel betheiligten Kräfte der Null
                              gleich seyn. Ganz dasselbe gilt auch für die Sperrflüssigkeit und die Luft.
                           Was nun die Arbeitsgrößen der gegenseitigen Drückungen anbelangt, mit welchen feste,
                              oder feste und flüssige, oder luftförmige und tropfbare Körper im Zustande der
                              Bewegung an den Flächen, in denen sie sich berühren, aufeinander einwirken, so ist
                              bekannt, daß dieselben genau gleich und entgegengesetzt sind, im Falle die
                              Einwirkungen normal zu diesen Oberflächen stattfinden. Die Uebertragung der
                              Arbeitsgrößen ist dabei eine vollkommene. Bei den wirklichen Körpern ist diese
                              Voraussetzung nie dann erfüllt, wenn eine Verschiebung, ein Hingleiten derselben
                              längs der Berührungsflächen stattfindet. Zwar sind dann noch an allen solchen
                              Einwirkungsstellen die Arbeitsgrößen der zur Richtung der relativen Verschiebung
                              senkrechten Componenten von Druck und Gegendruck entgegengesetzt gleich; dagegen ist
                              die Summe der Arbeitsgrößen der in die Richtung der Verschiebung fallenden
                              Componenten negativ und dem Producte aus der einen von ihnen in die Größe der
                              Verschiebung gleich. In diesem letzteren Falle ist also die Uebertragung der Arbeit
                              mit einem Verluste verbunden.
                           Bezeichnen wir nun den Mittelwerth des Luftdrucks im Gehäuse mit p, in der Deckelwölbung mit p + Δp und stellt Q das auf den Druck p
                              bezogene Luft-Volumen vor, welches während einer Umdrehung durch die Trommel gefördert
                              wird, so ergibt sich die von diesem Luftquantum während seiner Abspannung von p + Δp auf p geleistete Arbeit als Q .
                                 Δp. Wenn nämlich V das Volumen eines
                              Luftpartikelchens von der Spannung P ist, so ist V . P = k, wobei k bei constanter Temperatur ebenfalls constant ist. Die
                              von diesem Partikelchen bei der unendlich kleinen Aenderung dV seines Volumens entwickelte Arbeit ist P .
                              dV = k dV/V = – k dP/P; also ist die seiner Abspannung von p + Δp auf p entsprechende Arbeit k .
                              logn (p + Δp)/p, wofür bei einem im Verhältniß zu p kleinen Δp k
                                 Δp/p oder V₀ . Δp genommen werden kann, wenn
                              V₀ das Volumen des Partikelchens bei dem
                              Druck p ist. – Diese Arbeitsgröße Q . Δp geht in
                              unserem Falle so gut wie ohne Verlust auf das vereinigte System von Trommel und
                              Sperrflüssigkeit über. Die lebendige Kraft, welche diese Luftmenge bei ihrem
                              Durchgang durch die Gasuhr besitzt, kommt wegen der geringen Masse derselben nicht
                              in Betracht.
                           Bei der Bewegung der Sperrflüssigkeit sind betheiligt: 1) die Schwere, 2) der
                              Luftdruck, 3) die Drückungen von Seite des Gehäuses und 4) die Drückungen von Seite
                              der Trommelwände. Dabei ist die für die Zeit τ
                              genommene Arbeitsgröße der Schwere strenge Null, weil der Schwerpunkt zu Anfang und
                              Ende der Zeit τ die nämliche Stelle einnimmt. Die
                              Arbeitsgröße des Luftdruckes auf die Sperrflüssigkeit ist so klein, daß sie außer
                              Ansatz bleiben kann; denn es sind die Aenderungen im Stand des Wasserspiegels
                              überhaupt klein, und zudem ist der Theil dieser Arbeitsgröße, welcher einer Senkung
                              desselben entspricht, positiv, dagegen der einer Hebung entsprechende, negativ. Die
                              Arbeitsgröße der vom Gehäuse ausgehenden Drückungen ist nach dem Obigen negativ und
                              wird durch – W bezeichnet. Die den Drückungen von
                              Seiten der Trommelwände entsprechende Arbeitsgröße heiße W'. Man hat daher
                           W' – W = 0.
                           Die Unterhaltung des Kreislaufs in der Sperrflüssigkeit geschieht also so gut wie
                              ganz allein auf Kosten der von der Trommel aus übergehenden Kräfte.
                           An der Trommel wirken 1) die Schwere, 2) der Luftdruck, 3) die an der Welle und dem
                              Zählerwerk auftretenden Reibungen und 4) die Drückungen von Seite der
                              Sperrflüssigkeit. Von den diesen Kräften entsprechenden Arbeitsgrößen ist, auf die
                              Zeit τ bezogen, die erste wieder Null, die zweite
                              Q . Δp, die dritte negativ = – R, die vierte heiße W''. Es ist daher
                           Q . Δp – R + W'' = 0
                           Nun ist aber in Folge der vorhin gegebenen Erläuterungen W' + W'' = – W der bei der Wechselwirkung zwischen der Trommel und der Sperrflüssigkeit
                              eintretende Verlust an Arbeitsgröße; und man hat deßhalb schließlich
                           Q . Δp – R – W – W = 0
                           als Effectgleichung für das ganze System. Q ist bei Vernachlässigung der geringen Blechdicken und
                              einigen anderen kleinen Kürzungen noch ziemlich genau durch
                           [2/3 a (1 – 4η/π) + b] r² π
                              
                           ausgedrückt, wobei a + b die Länge des Trommelmantels, b die in der Richtung der Achse gemessene Länge der ebenen Theile der
                              Schaufeln, r den Halbmesser des Mantels und η den kleinen im Halbmesser 1 ausgedrückten Bogen
                              vorstellt, für welchen r sin η der Höhe des
                              Wasserspiegels α'β' über der
                              geometrischen Achse der Trommel gleich ist.
                           Hieraus möchte deutlich genug zu entnehmen seyn, daß die dem Beginn der Bewegung der
                              Gasuhrtrommel vorangehende und auch während der Bewegung sich erhaltende etwas
                              unsymmetrische Vertheilung der Sperrflüssigkeit von so gut wie gar keinem Einfluß
                              weder auf die Entstehung noch die Unterhaltung dieser Bewegung ist, wenn man dahin
                              nicht etwa die geringe Vergrößerung der Angriffsfläche der aus dem Gasometer
                              eintretenden Luft zählen will, die sich durch das Zurückweichen des Wassers ergibt.
                              Die auf diese Vertheilung der Sperrflüssigkeit gestützte Vergleichung der
                              Gasuhrtrommel mit dem Tretrad kann daher nichts weniger
                              als eine glückliche genannt werden, – und mein Freund Walther hat vollkommen Recht, wenn er die Gasuhrtrommel als eine durch
                              ihre Verbindung mit der Achse am geraden Aufsteigen gehinderte Gasglocke
                              bezeichnet.
                           Was die Voraussetzungen anbelangt, von welchen Hr. Prof. Seidel im 1. Maiheft (Bd. CLXIV S. 173) bei der Entwickelung und
                              Vertheidigung der vom Hrn. Prof. Pettenkofer
                              aufgestellten neuen Ansicht über die Gasuhr ausgegangen ist, so muß ich offen
                              bekennen, daß ich von den Naturgesetzen deren Nichtbeachtung an den bisherigen
                              Darstellungen des Ganges der Gasuhr gerügt wurde, und gegen die ich soeben selbst
                              gesündigt zu haben befürchten muß, auch nicht entfernt eine Ahnung habe. Ich kenne
                              kein Naturgesetz, dem zufolge der Druck der gespannten Luft, welche vom Gasometer
                              aus in die Trommel gepreßt wird, zu irgend einer Zeit in der Art einseitig durch die
                              Sperrflüssigkeit hindurch auf die untergetauchten Schaufeln fortgepflanzt werden
                              könnte, daß dadurch der an der sperrenden Schaufel vorhandene Ueberdruck der
                              eingepreßten Luft über den Druck der Luft im Gehäuse aufgewogen würde und ohne das
                              Zuhülfekommen einer neuen Kraft, welche diesen Ueberdruck erst frei zu machen hätte,
                              die Bewegung der Trommel gar nicht stattfinden könnte.
                           Wenn Hr. Professor Seidel es der Mühe werth halten wollte
                              dieses wunderbare Naturgesetz präcis zu formuliren, – ich bin fest überzeugt
                              daß dann der bekannte hydrostatische Satz über die Fortpflanzung des Druckes in
                              Flüssigkeiten mit den nothwendigen Einschränkungen, denen seine Anwendung
                              unterliegt, zum Vorschein käme, und daß von da ab der neuen Ansicht nicht weiter
                              gedacht würde.