| Titel: | Der Normal- und Universal-Schachtofen des kais. russischen Berg- und Hütteningenieurs Generalmajor Woldemar Raschette; auf der allgemeinen Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862 mit der Preismedaille gekrönt. | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. LXX., S. 270 | 
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                        LXX.
                        Der Normal- und
                           Universal-Schachtofen des kais. russischen Berg- und Hütteningenieurs
                           Generalmajor Woldemar Raschette; auf der allgemeinen Londoner
                           Industrie-Ausstellung im Jahre 1862 mit der Preismedaille gekrönt.
                        Raschette's Normal- und
                           Universal-Schachtofen.
                        
                     
                        
                           Patentirt für Rußland, Frankreich,
                                 England, Belgien, Oesterreich, Schweden etc.
                           Schon seit einer Reihe von Jahren beschäftigte sich General Raschette, zur Zeit Director der ausgedehnten Eisen- und
                              Kupfer-Hüttenwerke des Fürsten Demidoff zu Nischne
                              Tagilsk (an den europäischen und asiatischen Abhängen des Urals gelegen), mit der
                              Vervollkommnung der Schachtöfen, zunächst für die Verschmelzung von Eisen-, Kupfererzen u.s.w. Im Verlauf der dazu
                              nöthigen ausgebreiteten Versuche im Großen gelang es endlich, einen solchen
                              Schachtofen zu erfinden, welcher in jeder Hinsicht bedeutende Vortheile gegen die
                              bisher gebräuchliche Constructionsweise zeigt und in welchem man mit nur geringer
                              Abänderung, ohne also das System und die Grundform des Ofens irgendwie zu stören,
                              sowohl alle Arten von Erz verschmelzen, als auch alle Arten Metalle wie Hütten-Producte und Educte vortheilhaft
                              umschmelzen und verhütten kann. Mit einem Worte, General Raschette erfand einen Normal- und Universal-Schachtofen, welcher hervorgegangen aus
                              Jahre lang in Betrieb gewesenen Versuchsbauten der mannichfaltigsten
                              Constructionsweisen, wie z.B. Oefen mit kreisrunden, elliptischen, hufeisenförmigen,
                              trapezoidischen etc. Horizontalschnitten, von den verschiedensten Dimensionen und
                              mit sonstigen Modificationen, sich durch seine glänzenden Betriebsresultate, wie
                              besonders enormes Durchsetzquantum resp. Production bei
                              Brennmaterial-Ersparung, durch weit einfachere und billigere Construction
                              etc. vor allen bisher gebräuchlichen Schachtöfen auszeichnet.
                           Derselbe hat im Innern im Wesentlichen die Gestalt einer abgestutzten vierseitigen Pyramide, deren Schnittfläche die Basis bildet und die in allen
                              ihren Querschnitten die Form eines Oblongs, also langgestreckten Rechtecks zeigt,
                              und bietet folgende charakteristische Merkmale dar: er ist schmal aber lang und verhältnißmäßig niedrig, an der Gicht erweitert, ferner düsenreich, d.h. mit zwei langen
                                 Formreihen oder mit geschlitzten Formkästen doppelter
                                 Arbeitsseite resp. Vorherden oder Tümpeln und mit besonderer 
                              Abwärmungs-Feuerung unter der Ofensohle versehen.
                              Dieser Schachtofen eignet sich außer zur obenerwähnten Verschmelzung aller Arten von Erzen, wie vornehmlich: Eisen-,
                              Kupfer-, Gold-, Silber-, Blei-, Zinn-, Zinkerzen
                              etc. und Umschmelzung sämmtlicher Metalle, Hüttenproducte
                              und Educte, als da sind: Platin, Nickel, Eisen, Gußeisen,
                              Kupferstein, Speise u.s.w. auch zur Darstellung des Gußstahls direct aus den Erzen oder auch mit Hülfe der hierzu nothwendigen
                              Materialien, und zur Abröstung aller Erzgattungen.
                           Die gebotene Kürze dieser Abhandlung erlaubt mir nur die wichtigsten und
                              charakteristischsten Merkmale, sowie die mannichfaltigen bei dem Bau und Betriebe
                              solcher Oefen sich herausstellenden Vortheile und Vorzüge zu erwähnen.
                           Wie ich schon Eingangs erwähnte, erfährt dieser Normal-Schachtofen, je nachdem
                              er für die Verhüttung oder Verschmelzung dieses ober jenes Erzes, Metalles etc.
                              bestimmt ist, einige Abänderungen, obgleich die Principien, das System also und die Grundformen ganz dieselben bleiben.
                           In den für die Verschmelzung von Kupfererzen bestimmten
                              Oefen kann auch, ohne jegliche Abänderung und mit allen später zu erwähnenden
                              Vortheilen, die Verschmelzung von Silber-, Bleierzen etc. ausgeführt
                              werden.
                           Die Oefen für die Verhüttung von Eisenerzen sowie zur Umschmelzung des Roheisens
                              etc. unterscheiden sich von ersteren nur durch stabilere Bauart, stärkere Armirung,
                              größere Höhe, Vorhandenseyn von Tümpeln etc., überhaupt nur durch das, was die Natur
                              der zur Verschmelzung kommenden Erze und Producte in dieser Weise unumgänglich
                              nothwendig macht.
                           Nur der Uebersichtlichkeit halber werde ich im Folgenden die Verschmelzung von Eisen- und Kupfererzen
                              getrennt abhandeln.
                           Für die Verschmelzung und Verhüttung von Metallen mit höher gelegenen Schmelzpunkten,
                              wie vornehmlich Platin, Nickel etc., sowie zur
                              Darstellung des Gußstahls u.s.w., wendet man dieselben Oefen nur mit geringen
                              Unterschieden und je nach Bedarf von größeren oder kleineren Dimensionen an, also
                              z.B. namentlich kleine und niedrige Oefen, wenn es sich darum handelt:
                           
                              1) beim Schmelzproceß vorkommenden Betriebsstörungen möglichst
                                 leicht und schnell abhelfen zu können;
                              2) Verlusten bei der Verschmelzung namentlich von edlen Metallen
                                 nicht so leicht ausgesetzt zu seyn;
                              3) falls überhaupt nur eine geringe Production verlangt wird,
                                 oder eine nicht
                                 genügende Quantität Schmelzgut für einen Ofen von größeren Dimensionen vorhanden
                                 seyn sollte.
                              
                           Für Oefen, welche diese letzteren Functionen haben, eignen sich vornehmlich die geschlitzten Formkästen, worauf ich später nochmals
                              zurückkommen werde.
                           
                              A.
                              Die Unterschiede und Vortheile, welche sich in der Bauart und
                                 bei dem Betriebe eines nach diesem neuen System
                                 aufgeführten Eisenhohofens herausstellen, sind folgende:Dieselben gründen sich auf drei schon über zwei Jahre lang zu Nischne
                                       Tagilsk in Betrieb stehende Eisenhohofenbauten dieses Systems;
                                       gegenwärtig (Januar 1862) ist eine ebensolche zu Wirchisetzky ausgeführt
                                       und schon in Betrieb gesetzt, deßgl. eine andere zu Nischne Turinsk,
                                       ebenfalls am Ural gelegen, in Bau begriffen.
                                 
                              
                                 1) Ist in diesen Oefen der Niedergang der einzelnen Gichten,
                                    wie ich durch directe Messungen nachgewiesen habe, bis zu den Formen ein
                                    vollkommen gleichmäßiger und successiver, nicht aber, wie bei den Oefen
                                    früherer Constructionsweise, ein mit der Tiefe sich verzögernder.
                                 2) Bei diesen Oefen werden die Erze in horizontalen Lagen
                                    fast gleichmäßig (nur etwas mehr nach der Mitte des Schachtes hin) auf den
                                    Querschnitt des Ofens vertheilt, d.h. aufgegichtet, während bei den Oefen
                                    älterer Construction mit meist kreisrundem Querschnitt, die Erze immer mehr
                                    auf die inneren Ränder des Schachtes gesetzt werden, so daß die äußerste
                                    Mitte desselben ganz frei bleibt.
                                 3) Bei diesen Oefen herrscht in dem Querschnitt zwischen den
                                    Formen durch die vortheilhafte und entsprechende Combination und Stellung
                                    einer großen Anzahl von Düsen (beziehungsweise 12 Formen, 6 in einer Reihe,
                                    unter sich parallel, aber mit den
                                    gegenüberliegenden in wechselständiger Ordnung),
                                    also auch ihrer Brennpunkte, eine weit gleichmäßigere Temperatur sog. Schmelzzone, im Gegensatz zu den Oefen früherer
                                    Construction, wo gewöhnlich nur 1 bis 2 oder höchstens 3 Formen, mithin auch
                                    nur ebensoviel Verbrennungsräume oder getrennt liegende Brennpunkte
                                    vorhanden sind.
                                 4) Aus den bisher angeführten Unterschieden geht also
                                    deutlich hervor, daß: a) der Niedergang der
                                          Beschickung,b) die Vorbereitung der Erze
                                          bei ihrem Niedergange in dem Schacht, undc) die Verschmelzung
                                          derselben an den Formen eine weit rationellere seyn muß, als in den
                                          Oefen älterer Construction, daß mithin auch bei einer
                                          vortheilhafteren Ausnützung des Brennmaterials die Ausgangsproducte,
                                          nämlich in diesem Falle das Gußeisen, von besserer Qualität
                                          resultiren. 
                                    
                                 5) Der Ofenschacht, nach diesem neuen System erbaut, hat
                                    keine Rast oder hat vielmehr so zu sagen nur die Form einer steilen bis zur
                                    Gicht und Sohle des Ofens hin verlängerten Rast.
                                 6) Hieraus geht hervor, daß sich der innere Ofenschacht von
                                    der Sohle aus bis zur Gicht gleichmäßig nach und nach erweitert, wodurch die
                                    bei den Formen erzeugte intensive Wärme und Gase bei dem Hinaufsteigen in
                                    dem Ofenschacht sich auf einen stets größer werdenden Querschnitt
                                    vertheilen, leichter gemäßigt und absorbirt werden, also eine
                                    Brennmaterial-Ersparung bei einer besseren Vorbereitung der
                                    Beschickung erzielt wird.
                                 7) Die Abwärmung des Ofens geschieht nicht wie bisher von
                                    innen nach außen, sondern in entgegengesetzter Richtung, also von außen nach
                                    innen, mit Hülfe der unter der Ofensohle liegenden Abwärmungs-Feuerung. Dieß ist sicher eine weit rationellere
                                    Art, da man nur hierdurch allein und noch dazu leicht beurtheilen kann, ob
                                    ein wahres Durchwärmen, so namentlich der Ofensohle etc. stattgefunden hat,
                                    was für den nachherigen günstigen Schmelzproceß von der größten Wichtigkeit
                                    ist. Diese Abwärmungs-Feuerung ist ein äußerst wichtiges und
                                    ebenfalls neues Glied bei diesen Schachtöfen, denn hierdurch ist es möglich: a) den Ofen bei äußerst
                                          geringem Brennmaterialverbrauch schnell und vollständig abzuwärmen; b) einen solchen Ofenbau
                                          selbst im Winter, ohne einen ungünstigen Einfluß befürchten zu
                                          müssen, aufzuführen;c) den Ofenbau weit leichter
                                          in Bezug auf Stärke des Rauhgemäuers, Kernschachtes, Armirung etc.
                                          zu construiren, indem die atmosphärische Luft, welche freien Zutritt
                                          hat, durch die zahlreichen im Rauhgemäuer und zwischen diesem und
                                          dem Kernschacht gelassenen Kreuz- und Quercanäle in
                                          horizontaler und verticaler Lage fortwährend abkühlend wirkt, also
                                          ein Auseinandertreiben der Ofenwandungen hierdurch verhindert
                                          wird.
                                    
                                 8) Durch Anwendung der geschlitzten
                                       Formkästen, statt des Düsensystems, erzielt man im wahren Sinne des
                                    Wortes eine gleichmäßige, dazu in verticaler Richtung wenig mächtige Oxydations- oder Schmelzzone, welche bisher noch in keinem Ofen zu erreichen stand
                                    und wodurch: a) eine weit raschere und
                                          gleichmäßigere Förderung resp. Verschmelzung der Erze möglich ist,
                                          somit also auch eine ungemein hohe Production;b) kann die Verschmelzung
                                          größerer Massen von Metallen mit hoch
                                          gelegenen Schmelzpunkten, wie Platin, Nickel etc. in keiner anderen
                                          Weise ausgeführt werden;c) leisten dieselben bei der
                                          Darstellung des Gußstahls, direct aus den Erzen oder auch mit Hülfe
                                          der nothwendigen Materialien, ausgezeichnete Dienste. Somit sind
                                          diese geschlitzten Formkästen ebenfalls
                                          als eine wesentliche und äußerst wichtige Verbesserung in der
                                          Schachtofen-Construction zu betrachten, welche sicher in den
                                          metallurgischen Processen bald eine vielseitige und ausgedehnte
                                          Anwendung finden werden.
                                    
                                 9) Dieser Normal-Eisenhohofen hat nur eine Höhe von 30
                                    Fuß engl., da durch directe Versuche im Großen nachgewiesen wurde, daß ein
                                    Aufenthalt der Erze von 7 Stunden in dem Ofen vollkommen genügend ist, um
                                    selbst die reichsten Erze, wie z.B. Magneteisenstein, vollkommen zu
                                    reduciren und zu kohlen, mit einem Worte ein dünnflüssiges und gutartiges
                                    graues Roheisen zu erblasen.
                                 10) Wegen der nur so geringen Höhe des Ofenschachtes, also
                                    auch seiner Beschickung- oder Schmelzsäule, ist somit: a) ein geringer Druck der
                                          Gebläseluft ausreichend, sind also starke Gebläsemaschinen nicht
                                          nothwendig, ja bei Holzkohlenbetrieb ist sogar ein gut construirtes
                                          Ventilatorgebläse ausreichend;b) die Anlage einer hohen
                                          und darum kostspieligen Gichtbrücke nicht erforderlich;c) die Beschickung, wie Erz,
                                          Kohlen, Fluß etc. auf dem Gichtboden weit billiger und leichter zu
                                          beschaffen;d) der Aufwand für den Bau
                                          des Ofens überhaupt bedeutend geringer;e) die Führung des Ofens,
                                          durch den raschen Niedergang der Gichten wesentlich erleichtert und
                                          der Schmelzproceß selbst unschwer zu reguliren.
                                    
                                 11) Die Production an Gußeisen in einem solchen Ofen beträgt
                                    im Verhältniß zu seinem nur äußerst geringen Schachtinhalte (noch nicht 2000
                                    Kub. Fuß) gegen diejenige eines bisher gebräuchlichen Ofens
                                    (durchschnittlich zu 5000 Kub. F. gerechnet) mehr als das 31/2 fache; die durchschnittliche Production an
                                    Gußeisen in 24 Stunden bei Holzkohlenbetrieb
                                    beträgt bis 30,000 Kilogr. (resp. bei der Verhüttung von 67 procenthaltigem
                                    Magneteisenstein), läßt sich jedoch bei Anwendung von erhitzter
                                    Gebläseluft, Kohks und Oefen von größerem Inhalte, unbedingt noch bedeutend
                                    vergrößern.
                                 12) Die Brennmaterialersparung hat sich durchschnittlich zu
                                    15 Procent und darüber ergeben.
                                 13) Derartige Oefen haben doppelte Arbeitsseiten, d.h. in
                                    diesem Falle Tümpel und Abstichöffnungen: a) um bei der bedeutenden
                                          Länge dieser Oefen im Verhältniß zu ihrer Breite, also auch sehr
                                          großen Tiefe des eigentlichen Schmelzraumes, bequemer eine
                                          Aufarbeitung des Schmelzgutes auf der Ofensohle bewirken zu
                                          können;b) um bei dem enormen
                                          Durchsetzquantum leichter die nothwendigen Räumlichkeiten für die
                                          Formbetten etc. des Roheisens zu beschaffen.
                                    
                                 14) Ein solcher Eisenhohofenbau läßt sich vollständig und
                                    ohne besondere Anstrengungen in 2 1/2 bis 3 Monaten ausführen und kann auch
                                    sofort, nach dem was unter Nr. 7 angeführt ist, in Betrieb gesetzt werden;
                                    die Baukosten betragen in St. Petersburg circa
                                    10,000 Thlr. preuß.Sie betrugen zu Nischne Tagilsk nur 3500 Rubel Silber, einschließlich
                                          Gichtbrücke und Rauhmauer. Dieß letztere dürfte mit einen wesentlichen Grund dazu abgeben, daß
                                    diese Schachtöfen neuen Systems bald eine allgemeine und verbreitete
                                    Anwendung finden werden, wenn man bedenkt, daß bisher ein Eisenhohofen meist
                                    nicht früher denn in Jahresfrist aufgeführt und dann noch bis zu 4 Monaten
                                    bei einem großen Aufwand von Brennmaterial abgewärmt werden mußte, während
                                    der Bau ein Anlagecapital von mindestens 40 bis 50,000 Thlr. preuß.
                                    erforderte.Den Hüttenbesitzern, welche einen Normal- und
                                          Universal-Schachtofen zu bauen beabsichtigen, ertheilt Herr
                                          August Lange, Architekt in Köln
                                          (Theophanienstraße Nr. 58), auf frankirte Anfragen nähere
                                          Auskunft.A. d. Red..
                                 
                              
                           
                              B.Oefen für die Verschmelzung von Kupfererzen, deßgleichen für Zugutemachung
                                    von Silber-, Blei-, Zinnerzen etc.
                              Der innere Schachtraum dieser Oefen zeigt ebenfalls in allen Querschnitten die
                                 Form eines lang gestreckten Rechtecks; die beiden Längsseiten des Ofens, die Formwandungen, welche sich von der Sohle aus bis zur
                                 Gicht fortwährend erweitern, dienen zur Aufnahme von je einer Formreihe mit je
                                 13 bis 15 Düsen, oder zur Aufstellung der geschlitzten
                                 
                                 Formkästen; an den beiden anderen kurzen gegenüber
                                 liegenden Seitenwänden des Ofens, den Arbeitsseiten,
                                 welche von der Sohle bis zur Gicht vollkommen vertical aufgemauert sind,
                                 befindet sich je ein Sumpf und resp. Vorherd, sowie die Abstichöffnungen. Die
                                 Sohle des Ofens hat von der Mitte aus nach jeder Arbeitsseite oder Vortiegel
                                 hin, wie auch bei den Eisenhohöfen, eine geringe Neigung und die Formen sind
                                 parallel mit derselben in die Längswandungen des Ofens eingesetzt, also von der
                                 mittelsten aus in etwas absteigender Reihenfolge und mit den gegenüber liegenden
                                 Formen in wechselständiger Ordnung.
                              Unter der Ofensohle befindet sich auch wieder die Abwärmungs-Feuerung, von welcher aus mehrere Querzüge unter der
                                 Ofensohle hinwegführen, die sich dann in Form von Kreuz- und Quercanälen
                                 in verticaler und horizontaler Lage in dem Rauhgemäuer des Ofens bis an die
                                 Gicht hin verzweigen.
                              Die Vorzüge und Unterschiede, welche sich nun bei der Verschmelzung von Kupfererzen, sey es zunächst auf Kupferstein, oder
                                 direct auf Schwarzkupfer herausstellen, gegensätzlich der nach altem Verfahren
                                 erzielten, sind folgende:Die hier angeführten Resultate sind Durchschnittszahlen aus den schon
                                       Jahre lang zu Nischne Tagilsk fortwährend in Betrieb stehenden Oefen,
                                       deßgl. aus denjenigen, welche Mitte des Jahres 1861 auf den Kupferwerken
                                       zu Bogoslowsk und Perm aufgeführt wurden.
                                 
                              Nr. 1. Auch hier findet sich der gleichmäßigere Niedergang der Gichten, mithin
                                 die normalere Vorbereitung der Erze und der rationellere Schmelzproceß deßhalb
                                 auch ein besseres Ausgangsproduct.
                              Nr. 2. Das Abstechen der Schmelzproducte oder Metalle, deßgl. die Aufarbeitung
                                 resp. Reinigung der Ofensohle und das Aufgeben der Beschickung ist weit leichter
                                 und schneller zu beschaffen und erfordert geringere Anstrengung von Seiten des
                                 Arbeiterpersonals, indem dieses schon von der Hitze an der Gicht weniger
                                 behindert wird.
                              Nr. 3. In einem solchen Kupferschmelzofen werden in 24 Stunden bis 56,400 Kilogr.
                                 Beschickung (d.h. Erz mit Fluß, Zuschlag etc.) verschmolzen, während in den
                                 Oefen früherer Construction in derselben Zeit nur 6050 bis höhstens 8300 Kilogr.
                                 verschmolzen werden konnten.
                              Es ersetzt folglich ein solcher Ofen sechs bis sieben Oefen älterer Constructionsweise. Ein solch
                                 wirklich colossales Durchsetzquantum in ein und demselben Ofen und innerhalb 24
                                 Stunden, ist bis jetzt in keinem Ofen, welcher Construction er auch seyn mag, zu
                                 erreichen. Dieß ist mit Recht also eine nicht unbedeutende Vervollkommnung in
                                 dem metallurgischen Processe zu nennen, da es hierdurch möglich wird die Anzahl der gegenwärtig in
                                 Betrieb stehenden Oefen, sey es für die Verschmelzung von Kupfer-,
                                 Silber-, Bleierzen oder dergl. auf ein Sechstel bis ein Siebentel zu
                                 reduciren.
                              Nr. 4. Die Brennmaterial-Ersparung beträgt bis 33 Proc., auch ist eine
                                 weit geringere Quantität und Pressung der Gebläseluft nothwendig, als für den
                                 Betrieb von sechs Oefen früherer Construction verbraucht wurden.
                              Nr. 5. Bei einem solchen Ofen sind in 24 Stunden nur
                                 28 Arbeitsleute beschäftigt, bei sechs Oefen älterer Construction hingegen 48
                                 Arbeiter, mithin erspart man bei jedem Ofen neuen Systems in 24 Stunden zwanzig Hüttenarbeiter.
                              Nr. 6. Die Schlacke, welche bei diesen neuen Oefen resultirt, ist stets
                                 gleichartiger und fortwährend ärmer (circa 0,1
                                 Proc.) im Gegensatz zu den Haldenschlacken, welche man aus den Oefen älterer
                                 Construction erhält; deßgl. fallen bis zu 15 Proc. weniger unreine Schlacken, wie Ofengeschur und Gekrätz.
                              Nr. 7. Die Dauer der Schmelzcampagne beträgt bei den älteren Oefen gewöhnlich nur
                                 50 bis 70 Tage, während die Oefen neuen Systems durchschnittlich über 140 Tage
                                 ohne Unterbrechung in Betrieb stehen
                              Nr. 8. Vermittelst der bei dieser neuen Constructionsweise unter der Ofensohle
                                 gelegenen Abwärmungs-Feuerung ist es möglich, den Ofen weit schneller und
                                 besser auszutrocknen als bei den Oefen älterer Construction, deßgl. ist hierzu
                                 weit weniger Brennmaterial nothwendig und die Aufführung eines solchen selbst im
                                 strengsten Winter leicht und schnell zu bewerkstelligen.
                              Nr. 9. Da jeder dieser Oefen isolirt steht, so ist die Anlage eines massiven
                                 Hüttengebäudes nicht nothwendig, ebensowenig eine allgemeine Bandmauer, an
                                 welcher man bisher mehrere der älteren Oefen aneinander reihte. Ueberhaupt ist
                                 durch die in Nr. 3 erwähnte große Förderungskraft jener Oefen eine Hütte von
                                 weit geringeren Dimensionen ausreichend. Die Baukosten für einen Ofen mit 26 bis
                                 30 Formen oder geschlitzten Formkästen betragen in St. Petersburg circa 2000 Thlr. preuß.Sie betrugen zu Nischne Tagilsk nur 650 Rubel Silber, einschließlich der
                                       Rauhmauer., für welche Summe man höchstens 2–3 Oefen älterer Construction
                                 herzustellen im Stande ist.
                              Nr. 10. Es genügt selbstverständlich eine viel geringere Anzahl von Aufsehern,
                                 tüchtigen Schmelzmeistern und Arbeitern, wodurch die Uebersichtlichkeit
                                 erleichtert wird, der Betrieb und die Rechnung strenger und genauer geführt
                                 werden können, was namentlich bei Verschmelzung von werthvolleren Metallen
                                 wichtig ist.
                              Bei wenn auch geringer, doch genügender Anzahl solcher Groß-Oefen wird das Probirverfahren bedeutend vereinfacht und
                                 abgekürzt, denn um die Zusammensetzung der Beschickung, die Qualität der
                                 resultirenden Metalle und Schmelzproducte zu ermitteln, sind einige Analysen
                                 oder sonstige hüttenmännische Proben ausreichend, und ist so der wahre
                                 Durchschnittsgehalt der Producte viel genauer und leichter zu erfahren.
                              Nr. 12. Endlich werden die Erze resp. Beschickung gleichmäßig auf die beiden
                                 langen Formseiten gesetzt, das Brennmaterial hingegen in die Mitte d.h. in die
                                 Richtung der Längsachse des Ofens vertheilt. Hieraus erklärt sich die relativ
                                 noch größere Brennmaterial-Ersparung, welche beim Kupfererzschmelzen im
                                 Vergleich mit dem Eisenhohofenbetrieb erreicht wurde; denn da in diesem Falle
                                 das Brennmaterial in die Mitte des Ofens, zu beiden Seiten aber das Schmelzgut
                                 zu liegen kommt, so wird hierdurch sicher eine bessere Ausnützung und
                                 Zusammenhaltung der Wärme erzielt, als in den Oefen älterer Constructionsweise,
                                 wo man die Erze auf die Formseite des Ofens, das Brennmaterial hingegen auf die
                                 Brust resp. Arbeitsseite desselben setzte, wobei also die Kohlen so zu sagen nur
                                 auf einer Seite in innige Berührung mit dem Erze treten, während sie anderseits
                                 nur auf der Stirnseite des Ofens anliegen, durch welche fortwährend, wegen der
                                 großen Wärmeleitungsfähigkeit der Chamottsteine, ein bedeutender Theil der Wärme
                                 absorbirt und in Berührung mit der Luft an diese wieder abgegeben wird.
                              Carl Aubel.