| Titel: | Gewinnung der Rubidiumverbindungen; von R. Bunsen. | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. LXXIII., S. 286 | 
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                        LXXIII.
                        Gewinnung der Rubidiumverbindungen; von R. Bunsen.
                        Im Auszug aus den Annalen der Chemie und
                                 Pharmacie, Bd. CXXII S. 347.
                        Bunsen, Gewinnung der Rubidiumverbindungen.
                        
                     
                        
                           Der Verf. erhielt von Dr. O. Struve in Dresden gegen 15 Kilogramme eines Salzrückstandes, welcher von
                              der Darstellung des Lithiums aus Lepidolithen herrührte, die über 1 Proc. Rubidium
                              enthielten. Dieser Rückstand zeigte sich so reich an Chlorrubidium (1 Pfd. enthält über 3 Unzen
                              Chlorrubidium), daß man dasselbe pfundweise daraus darstellen kann.Das Chlorrubidium kann jetzt aus Dr. Struve's Mineralwasserfabrik in Dresden, das
                                    Kilogramm zu 6 Thlr., bezogen werden.
                              
                           Die Darstellung geschieht am besten auf folgende Weise: Man löst 1 Kilogr. des
                              Salzgemisches in 2,5 Kilogr. Wasser auf und fällt die Flüssigkeit in der Kälte mit
                              einer Lösung von ungefähr 30 Grm. Platin in Königswasser. Sobald der gelbe
                              Niederschlag sich gehörig abgesetzt hat, gießt man die überstehende Flüssigkeit in
                              ein großes Becherglas, und bringt ihn in eine Schale, um ihn fünfundzwanzigmal
                              hinter einander mit kleinen Portionen Wasser auszukochen. Man verwendet dazu im
                              ganzen ungefähr 1,5 Kilogr. Wasser und nimmt die Operation am besten in einer großen
                              Platinschale vor, aus der man die zum Auskochen verwandte Wasserportion jedesmal
                              noch kochend heiß in die ursprüngliche, vom Niederschlag decantirte Flüssigkeit
                              einfach zurückgießt. Es entsteht dadurch eine neue Platinfällung, die sich aus der
                              nun gegen 4 Kilogr. wiegenden Flüssigkeitsmenge absetzt. Man dampft darauf die vom
                              Niederschlage abgegossene Flüssigkeit so weit ein, daß sie nach dem Zurückgießen auf
                              den Niederschlag ungefähr dasselbe Volumen besitzt wie beim Beginn der Darstellung.
                              Wird das aus dem ausgekochten Platinniederschlag durch Reduction mit Wasserstoff
                              abgeschiedene Platin in Königswasser wieder aufgelöst und die Flüssigkeit
                              hinzugefügt, so befindet sich der dadurch entstandene Niederschlag mit der darüber
                              stehenden Flüssigkeit unter denselben Verhältnissen, wie bei dem Beginn der
                              Darstellung. Niederschlag und Flüssigkeit können nun von neuem ganz wie anfangs
                              behandelt werden.
                           Nach sieben- bis achtmaliger Wiederholung dieses Verfahrens ist der größte
                              Theil des Chlorrubidiums aus der ursprünglich angewandten 1 Kilogr. wiegenden
                              Salzmasse extrahirt. Jeder der so durch Auskochung erhaltenen sieben bis acht
                              Platinniederschläge wird in der Schale selbst, worin die Auskochung geschah, im
                              Wasserbade getrocknet, in eine Glasröhre gebracht und durch einen Wasserstoffstrom
                              bei einer die Glühhitze nicht erreichenden, unter dem
                              Schmelzpunkt des Chlorrubidiums liegenden Temperatur reducirt. Aus der schwarzen, im
                              Glasrohr zurückbleibenden Masse läßt sich das Chlorrubidium leicht durch heißes
                              Wasser unter Zurücklassung des Platins ausziehen, welches letztere nach dem
                              Wiederauflösen in Königswasser zur nächsten Fällung, wie bereits erwähnt, wieder
                              verwandt wird. Man gewinnt auf diese Weise mit nicht mehr als 30 Grm. Platin, welche
                              fast ohne allen Verlust wieder erhalten werdenDas nach Beendigung der Darstellung in der mit etwas Salzsäure versetzten
                                    Flüssigkeit noch enthaltene Platin wird am besten durch ein in dieselbe
                                    gestelltes Zinkblech wieder gewonnen., über ein Viertelpfund Chlorrubidium, das mit nur noch 3 bis 4 Procent
                              Chlorkalium und etwas Chlorcäsium verunreinigt ist. Um diese Verunreinigungen zu
                              entfernen, löst man 36 Grm. des Salzes und 30 Grm. zu Chlorplatin gelöstes Platin in
                              je 1 Kilogr. Wasser auf und vermischt beide Lösungen, nachdem sie zuvor bis zum
                              Kochen erhitzt sind. Bei dem Abkühlen bis 40° C. setzt sich ein schwerer
                              sandiger gelber Niederschlag ab, der leicht mit Wasser von 40 bis 50° C.
                              durch Decantation ausgewachsen werden kann. Das durch Reduction des ausgewaschenen
                              Niederschlags im Wasserstoffstrome abgeschiedene und wieder aufgelöste Chlorrubidium
                              wird zur völligen Entfernung des Chlorkaliums so lange auf dieselbe Weise als
                              Chlorplatinrubidium gefällt, bis eine Probe desselben, im Spectralapparate geprüft,
                              keine Spur der rothen Kalilinie mehr zeigt.
                           Das Salz enthält jetzt nur noch eine Verunreinigung von etwas Chlorcäsium, dessen
                              Spectrum vom Spectrum des Chlorkaliums verdeckt wurde und das daher erst nach der
                              Abscheidung des Chlorkaliums durch den Spectralapparat deutlicher erkennbar wird.
                              Zur Entfernung dieses Cäsiumgehalts verwandelt man die Chlorverbindungen in
                              schwefelsaures Salz, entfernt die Schwefelsäure aus der Lösung desselben durch
                              Barythydrat, das in einem kleinen Ueberschuß zugesetzt wird, und dampft das
                              erhaltene Rubidiumoxydhydrat mit kohlensaurem Ammoniak in einer Silberschale bis zur
                              Trockenheit ein. Das kohlensaure Rubidiumoxyd, welches man zuvor durch Filtration
                              von dem in kleiner Menge gebildeten kohlensauren Baryt getrennt hat, wird völlig
                              entwässert und als feines Pulver 20 bis 30mal mit kochendem absoluten Alkohol
                              extrahirt, wobei sich das kohlensaure Cäsiumoxyd unter Zurücklassung von reinem
                              kohlensaurem Rubidiumoxyd löst.
                           Das Salz ist rein, sobald im Spectralapparate keine Spur der Cäsiumlinien mehr
                              sichtbar ist. In der alkoholischen Lösung sind einige Gramme kohlensaures Cäsiumoxyd
                              enthalten, welche sich noch daraus gewinnen lassen.
                           Das ursprüngliche Rubidiummaterial vor der Verarbeitung möglichst von Kochsalz und
                              Chlorkalium durch Krystallisation zu befreien, ist nicht zweckmäßig.