| Titel: | Ueber die in den belgischen Zinkhütten gebräuchliche Titrirmethode zur Bestimmung des Zinkgehalts der Erze; von C. Groll. | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. LXXXVIIIXXXVIII., S. 376 | 
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                        LXXXVIIIXXXVIII.
                        Ueber die in den belgischen Zinkhütten
                           gebräuchliche Titrirmethode zur Bestimmung des Zinkgehalts der Erze; von C. Groll.
                        Aus der Zeitschrift für analytische Chemie, 1862
                              S. 21.
                        Groll, Verfahren zur Zinkbestimmung eines Erzes.
                        
                     
                        
                           Die Methode, welche nachfolgend beschrieben werden soll, ist zuerst in Deutschland im
                              Erdmann'schen Laboratorium zu Leipzig in Anwendung
                              gekommen und von Dr. C. Künzel und mir in den belgischen Zinkhütten allgemein eingeführt
                              worden.
                           Das Verfahren zur Zinkbestimmung eines Erzes (Galmei, Blende, zinkische Ofenbrüche
                              etc.) ist folgendes:
                           Man löst bei reichen Erzen 0,5 Grm., bei ärmeren 1 Grm. des feingeriebenen und
                              trockenen Erzpulvers in einem kleinen Kolben in Salzsäure und etwas Salpetersäure
                              unter Erwärmen auf, verjagt den Ueberschuß der Säuren durch Abdampfen, setzt darauf
                              etwas Wasser, und sodann Ammonflüssigkeit im Ueberschuß zu. Man filtrirt in ein
                              Becherglas und wäscht den Rückstand mit lauem Wasser und Ammonflüssigkeit nach, bis
                              man im ablaufenden Waschwasser mit Schwefelammonium keine weiße Trübung von
                              Schwefelzink mehr bekommt.
                           Das in dem Eisenoxydhydrat zurückbleibende Zinkoxyd wird vernachlässigt, da seine
                              Menge höchstens 0,3–0,5 Proc. beträgt, und Auflösen des Rückstandes in Salzsäure und
                              nochmaliges Fällen mit Ammonflüssigkeit die Methode sehr verlängern würde.
                           Die Zinkbestimmung der ammoniakalischen Lösung geschieht mittelst einer titrirten
                              Schwefelnatriumlösung. Die Methode kommt somit in dieser Hinsicht überein mit der
                              von Schaffner, unterscheidet sich von dieser aber
                              wesentlich durch die Art, wie die beendigte Ausfällung des Zinks durch das
                              Schwefelnatrium erkannt wird.
                           Die Bereitung der Schwefelnatriumlösung nimmt man am besten vor, indem man 100 Grm.
                              krystallisirtes Schwefelnatrium in 1000–1200 Grm. Wasser auflöst.
                           Zur Titrirung dieser Schwefelnatriumlösung löst man 10 Grm. chemisch reines Zink in
                              reiner Salzsäure auf und verdünnt mit Wasser zu 1 Liter. Jeder Kub. Centimeter
                              dieser Lösung entspricht 0,01 Grm. Zink.
                           Man läßt alsdann aus einer Mohr'schen Quetschhahnbürette
                              eine genau abzumessende Menge, und zwar etwa 30–50 Kub. Centim., der
                              titrirten Zinklösung in ein Becherglas laufen, setzt Ammonflüssigkeit zu bis das
                              sich ausscheidende Zinkoxyd wieder gelöst ist, und alsdann 400–500 Kub.
                              Centim. destillirtes Wasser; hiernach läßt man aus einer andern Bürette die zu
                              titrirende Schwefelnatriumlösung so lange zulaufen, als noch ein deutlicher
                              Niederschlag entsteht, rührt alsdann die Flüssigkeit mit einem Glasstabe tüchtig um,
                              bringt einige Tropfen davon auf eine glatte, weiße Porzellanplatte und setzt einen
                              Tropfen reine verdünnte Nickelchlorürlösung in der Weise zu, daß er in die Mitte der
                              auf der Porzellanplatte etwas ausgebreiteten Flüssigkeit kommt. Ist noch nicht alles
                              Zink durch die Schwefelnatriumlösung gefällt, so bleibt der äußere Rand des
                              Nickelchlorürtropfens blau oder grün, und in diesem Falle fährt man mit dem Zusatze
                              von Schwefelnatrium fort unter zeitweisem Probiren, bis sich um den Rand des
                              Nickelchlorürtropfens eine grauschwärzliche Färbung zeigt. Die Reaction ist alsdann
                              beendigt, alles Zink ausgefällt und etwas Schwefelnatrium im Ueberschuß. Man behält
                              die Färbung des Nickelchlorürtropfens im Auge, da sie bei späteren Versuchen als
                              Anhaltspunkt dienen muß. Zur Ueberzeugung daß alles Zink ausgefällt ist, kann man
                              einige Zehntel Kub. Centim. Schwefelnatriumlösung mehr zusetzen, wonach alsdannaldann die Färbung des Nickelchlorürtropfens stärker schwarz werden muß. Man
                              notirt die verbrauchten Kub. Centim. Schwefelnatriumlösung und wiederholt den
                              Versuch, indem man die nöthige Menge Schwefelnatrium weniger 1 Kub. Centim. auf
                              einmal zulaufen läßt und hierauf mit 0,2 Kub. Centim. bis zur Endreaction geht.
                              Diesen letzteren Versuch nimmt man als den richtigen an.
                           Bei der Titrirung der ammoniakalischen Auflösungen der Zinkerze verfährt man auf dieselbe Weise
                              und wiederholt den Versuch wie bei der Titrestellung des Schwefelnatriums, so daß
                              man bis auf 1 Kub. Centim. auf einmal zusetzt und alsdann mit Zusetzen von je 0,2
                              Kub. Centim. weiter bis zur Endreaction geht. Man nimmt alsdann ebenfalls den
                              letzten Versuch als den richtigen an. Aus der nun genau bestimmten Menge der
                              Schwefelnatriumlösung läßt sich – da ihr Wirkungswerth bekannt ist –
                              der Zinkgehalt leicht berechnen.
                           Hat man bei der Titrirung etwas zu viel Schwefelnatrium zulaufen lassen, so kann man
                              mit der titrirten Zinklösung zurückgehen, bis man den richtigen Punkt getroffen
                              hat.
                           Um gute und übereinstimmende Resultate zu erhalten, muß man die Analysen immer auf
                              dieselbe Weise ausführen, und stets das gleiche Volum von Wasser und Reagentien
                              anwenden.
                           Für rohen Galmei und arme Blenden nimmt man gewöhnlich 30 bis 35 Kub. Centim.
                              Zinklösung zur Titrestellung des Schwefelnatriums, bei geröstetem Galmei und reichen
                              Blenden 50–55 Kub. Centim. Die Schwefelnatriumlösung muß vor jeder
                              Versuchsreihe von neuem titrirt werden.
                           Enthalten die Erze Kupfer, was bei Blenden häufig vorkommt, so bestimmt man durch
                              einen vorhergehenden Versuch die Anzahl der Kub. Centim. Schwefelnatrium, welche
                              erforderlich sind, um das Kupfer auszufällen und zieht sie bei der beendigten
                              Zinkanalyse ab. Man läßt in diesem Falle auch eine geringe Modification der Methode
                              eintreten, indem man die mit Nickelchlorür zu probirenden Tropfen durch ein kleines
                              Filter auf die Porzellanplatte gelangen läßt. Der schädliche Einfluß des
                              Schwefelkupfers auf die Nickelreaction wird hierdurch vermieden.
                           Wenn die Kupfermenge mehr als 2 Proc. beträgt, so fällt man das Kupfer aus der sauren
                              Lösung durch Schwefelwasserstoff und bestimmt das Zink in dem Filtrate, nachdem
                              dasselbe unter Zusatz von etwas Salpetersäure verdampft, die concentrirte Lösung mit
                              Wasser verdünnt und nach obiger Angabe mit Ammon behandelt worden ist. Bei
                              Anwesenheit von Mangan in den Erzen, läßt man die Auflösung des Erzes in Säuren nach
                              dem Zusatz von Ammonflüssigkeit und Wasser in gelinder Wärme auf dem Sandbade
                              längere Zeit digeriren, bevor man filtrirt. Das Mangan scheidet sich alsdann
                              vollständig als Oxyd ab.