| Titel: | Skizzen aus der allgemeinen Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Max Eyth. | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XCIV., S. 401 | 
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                        XCIV.
                        Skizzen aus der allgemeinen Londoner
                           Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Max Eyth.
                        (Fortsetzung von S. 326 des vorhergehenden Heftes.)
                        Mit Abbildungen auf Tab. VI.
                        Eyth, Skizzen aus der Londoner Ausstellung.
                        
                     
                        
                           Französische Locomobilen.
                           Die systematische Güterzerstückelung und das in Folge hievon geringe Capital welches
                              dem Landbau Frankreichs zu Gebot steht, zeigt seinen Einfluß deutlich in der
                              Entwickelung der Ackerbaugeräthe des Landes. Wenn wir deßhalb nichtsdestoweniger
                              eine ziemliche Anzahl von Locomobilen finden, so hat dieß seine Ursache darin, daß
                              die französische Locomobile ihre Entstehung weniger wie die englische dem Landbau,
                              als anderen mehr rein technischen Bedürfnissen verdankt und so ist es nur natürlich,
                              daß wir von den 9 ausgestellten Maschinen nur 3 in der eigentlichen
                              Agricultur-Abtheilung, die übrigen 6 aber im westlichen Annex unter der
                              Classe der allgemeinen Maschinen finden. Von den englischen Ausstellern haben 16 im
                              Departement der Agricultur und nur 4 ihre Maschinen im Raum für allgemeine
                              Maschinerie ausgestellt.
                           Was den allgemeinen Charakter der französischen Locomobile betrifft, so ergab sich
                              derselbe theilweise aus ihrer Entstehungsweise, oder er hat sich überhaupt noch
                              nicht vollständig constituirt. Verglichen mit den englischen Constructionen finden
                              wir sie zu unserem Erstaunen durchaus schwerer, unbeholfener, weniger locomobil;
                              Schmiedeeisen und Messing ist zu sehr gespart. Eigenthümliche Regulatoren,
                              verstellbare Expansion, Dampfgehäuse und Vorwärmer nehmen den Maschinen das einfache
                              Aussehen, das selbst dem Landwirthe ein gewisses Vertrauen einflößt. In den Details
                              haben sich natürlich die Verhältnisse noch nicht so festgestellt, wie in einem
                              Lande, wo jährlich Tausende von Locomobilen aus 100 Fabriken hervorgehen, und wir
                              finden deßhalb in den 9 ausgestellten Maschinen eine größere Mannichfaltigkeit, als
                              in den 19 der englischen Fabriken.
                           
                           Was den Kessel betrifft, so verschwindet die viereckige Feuerbüchse ganz und ist
                              gewöhnlich durch einen verticalstehenden cylindrischen Theil ersetzt, der –
                              eine rühmliche Eigenschaft der französischen Maschinen – einen äußerst
                              geräumigen Dampfdom bildet. Kessel mit Feuerröhren und rückwärtslaufenden Heizröhren
                              sind, wie wir sehen werden, fast eben so häufig, als mit Heizröhren welche direct in
                              die mit dem Kamin verbundene Rauchkammer münden. Die Spannung, in welcher zur Zeit
                              der wesentliche Unterschied des continentalen und englischen Dampfmaschinenbaues
                              liegt, schwankt zwischen 5 und 7 Atmosphären.
                           Das Mittel der Maschine und das Mittel des Kessels liegen ohne Ausnahme in einer
                              verticalen Ebene.
                           Die Maschine ist fast stets auf einer gemeinschaftlichen Fundamentplatte aufgebaut,
                              die auf dem Rücken des Kessels angeschraubt ist, und an welche die Theile entweder
                              angegossen oder angeschraubt sind. Dieß gibt natürlich der Maschine ein schweres
                              Aussehen, ist aber von wesentlicher Bedeutung, wo das Spiel der Schieber und der
                              fast stets veränderlichen Expansion genau seyn soll.
                           Gespaltene Kurbelstangen sind Regel. Gewöhnlich haben sie offene Köpfe. Auch die
                              Excenterstangen sind meist gespalten, weil die Schieberstangen gewöhnlich geführt
                              sind. Die Excenter sind stets von Gußeisen, häufig aber innen mit einer ungefähr 2
                              Millimeter starken Messingverkleidung ausgegossen.
                           Gehen wir zur Betrachtung der einzelnen Exemplare über, so fällt uns mit Recht auf,
                              daß einige der ersten Namen französischer Locomobilenbauer fehlen. Callas besonders, mit dem wir am liebsten die Reihe
                              begonnen hätten, hat nicht ausgestellt. Hingegen sind andere der bedeutendsten
                              Fabriken in würdiger Weise vertreten, und so beginnen wir die Reihe mit
                           
                              J. F. Cail et Comp., Paris, quai de
                                    Billy 48.
                              Wenige Fabriken des Continents sind in so reicher und mannichfaltiger Weise
                                 vertreten, als dieses ausgedehnte Geschäft, welches in fünf verschiedenen
                                 Fabriken zu Paris, zu Denais, zu Douai, zu Valencienne und zu Brüssel nahezu
                                 5000 Arbeiter beschäftigt. In dem französischen Departement finden wir dieselbe,
                                 neben vielem andern, durch eine 8 bis 10pferdige Locomobile vertreten.
                              Der Kessel dieser Maschine (Fig. 1 und 2), für 5
                                 Atmosphären Spannung berechnet, besteht aus dem cylindrischen, einen hohen Dom
                                 bildenden Theile über der runden Feuerbüchse und dem an denselben sich
                                 anschließenden, die Siederöhren enthaltenden horizontalen Kessel, an dessen
                                 anderem Ende in gewöhnlicher Weise die den Kamin tragende Rauchkammer sitzt. Die im
                                 belgischen Departement ausgestellte, in Brüssel gebaute 2–3pferdige
                                 Locomobile von durchaus ähnlicher Construction hat 8 Röhren von 6 Centimeter
                                 Durchmesser, die 8–10pferdige 20 von 7 Centim. Durchmesser. Ein an der
                                 Seite der Feuerbüchse angebrachter Trichter zum Füllen des Kessels ist sehr
                                 praktisch, wenn er sich auch etwas eigenthümlich ausnimmt. Der Kamin ist zweimal
                                 umzuklappen, und legt sich auf einen über der Geradführung angebrachten Träger.
                                 Vom Dampfdom aus führt ein hochgebogenes Rohr den Dampf dem Cylinder zu, das, im
                                 Gegensatz zu der uns bekannten englischen Constructionsweise, den Zweck hat,
                                 durchaus trockenen Dampf in den Cylinder zu bringen. Freilich ist der Dampf auf
                                 diesem langen Wege dem Condensiren sehr ausgesetzt.
                              Die Maschine ist nur auf einer Gußplatte aufgeschraubt, an deren einem Ende die
                                 sich schief gegen den Kamin neigenden Lager angegossen sind. Der Cylinder trägt
                                 seitlich den angegossenen Schieberkasten, der mit der Meier'schen Expansionsvorrichtung (besonderer zweitheiliger
                                 Expansionsschieber, dessen Platten durch das rechte und linke Gewinde an der
                                 Schieberstange gegen einander verstellt werden können) in der Weise versehen
                                 ist, daß die Expansion jeden Augenblick während des Ganges der Maschine
                                 verstellt werden kann. Die Expansionsschieberstange tritt nämlich nach hinten
                                 und vorn aus dem Schieberkasten heraus, und verlängert sich gegen die Welle hin
                                 in ein Kopfstück mit zwei Zapfen, das durch ein Böckchen geführt ist, und in dem
                                 sie sich dreht (Fig. 3). Die zwei Zapfen werden durch die gespaltene Excenterstange
                                 gefaßt, ganz ähnlich wie die ebenfalls geführte Schieberstange des
                                 Vertheilungsschiebers. Nach der anderen Seite hin tritt die Stange, die hier
                                 viereckig wird, lose durch eine Messingbüchse, welche durch Ansätze in der
                                 gußeisernen Büchse eines kleinen Gestellchens gehalten ist, das am
                                 Schieberkasten festgeschraubt ist. Diese Büchse wird durch ein Rädchen gedreht,
                                 wodurch auch die Schieberstange sich dreht und die Expansion sich ändert. Am
                                 anderen Ende der Büchse, eingeschraubt in dieselbe und durch einen
                                 eigenthümlichen Ansatz am Drehen verhindert, verschiebt sich durch die Drehung
                                 des Rädchens ein zweites Büchschen in horizontaler Richtung. Dieser Ansatz, d.h.
                                 die Stellung dieser zweiten Büchse gibt den Grad der Expansion an, mit welchem
                                 die Maschine arbeitet. Dieser ganze Theil macht die sonst einfache Anordnung der
                                 Steuerung etwas complicirt. Bei 2–3pferdigen Maschinen vollends erscheint
                                 uns die Anwendung veränderlicher Expansion eine förmliche Pedanterie, um so mehr
                                 als mit dem Absperrventil nahezu das gleiche Resultat erzielt wird. Die Excenter
                                 und Excenterringe sind von Guß und mit Metall ausgelegt (Fig. 9). Die
                                 Geradführung besteht aus zwei breiten Linealen, einerseits an der Stopfbüchse
                                 mit zwischengelegten Messingblechen, andererseits an einem auf der
                                 Fundamentplatte stehenden Säulchen festgeschraubt, das die gegabelte
                                 Kurbelstange umgreift. Die Kolbenstange ist im Gleitstück mit einer Mutter
                                 befestigt (Fig.
                                    10). Dasselbe hat Messingbacken, welche die Lineale übergreifen; es
                                 ist von Schmiedeeisen und die beiden Zapfen sind angeschweißt. Der eine,
                                 bedeutend länger als der andere, führt den Kolben der Speisepumpe. Diese ist an
                                 der Seite des Cylinders angeschraubt und besteht aus Messing, mit angegossenem
                                 Ventilkästchen. Die Kurbelstange hat auf der Gleitstückseite geschlossene Köpfe
                                 ohne Schalen, auf der Seite der Kurbel einen offenen Kopf. Die Welle ist aus
                                 einem Stück für die Kurbel abgebogen; die Arme der Kurbel sind viereckig
                                 geschmiedet und ungefähr unter 45° gegen die Welle geneigt, was dem
                                 Ganzen ein etwas unsolides Aussehen gibt, aber eine Eigenthümlichkeit
                                 sämmtlicher französischen Locomobilen ist (Fig. 27).
                              Ein Regulator, durch den gewöhnlichen Riemen in Betrieb gesetzt und von ziemlich
                                 unförmlicher Größe, sitzt auf dem Cylinder und zeichnet sich durch verschiedene
                                 Eigenthümlichkeiten aus. Anstatt der Kugeln z.B. sind plattgedrückte Scheiben
                                 angewendet, die vermuthlich den Luftwiderstand beim Drehen vermeiden sollen
                                 – ein äußerst unwesentliches Element bei der langsam gehenden, durch
                                 Riemen und Räder bewegten Spindel. Wesentlicher ist das Gewicht, welches
                                 absichtlich von den Gegenhebeln des Regulators gehoben wird und somit die Höhe
                                 des Regulators wesentlich beeinflußt.
                              Dieses Gewicht, bei Cail durch ein verstellbares
                                 Gegengewicht an dem weiteren Gestänge je nach Bedürfniß balancirt, spielt auf
                                 der dießmaligen Ausstellung eine Rolle. Amerika stellt Regulatoren aus, bei
                                 welchen dasselbe das wesentliche Princip der Drosselklappenbewegung bildet. Auch
                                 im deutschen Departement finden wir dasselbe bei den Regulatoren der Maschinen
                                 der Wilhelmshütte in Anwendung.
                              In Fig.
                                    28 geben wir eine Skizze mit den Dimensionen eines dieser amerikanischen Regulatoren von Porter. Noch vor kurzer Zeit bemühte man sich da und dort bei der
                                 Construction von Regulatoren das Gestänge und die das Hebelwerk bewegende Büchse
                                 durch Gegengewichte dermaßen zu balanciren, daß die Kugeln möglichst ihre
                                 theoretische der Pendellänge entsprechende Höhe annehmen können. Derselbe Zweck
                                 wurde durch verhältnißmäßig außerordentlich große Kugeln zu erreichen gesucht.
                                 Heute finden wir im Gegentheile das Gewicht jener Büchse und die Kugeln so
                                 klein, daß sie nach dem früheren Princip vergrößert, förmlich wirkungslos wären.
                                 Statt der früheren 25–50 Umdrehungen machen nun aber diese Regulatoren
                                 100–300, d.h. sie gehen beträchtlich schneller als die Maschinen. Durch
                                 das beständig constante Gegengewicht werden die Kugeln jedoch aus ihrer
                                 unförmlich hohen Lage gezogen, so daß sich das Gegengewicht und das Bestreben
                                 der Kugeln emporzufliegen, balanciren. Sobald sich nun die Geschwindigkeit der
                                 Maschine ändert, ändert sich die Geschwindigkeit des Regulators um das
                                 zwei- oder dreifache und die theoretische Höhe im Verhältniß zu den
                                 Quadraten dieser verschiedenen Geschwindigkeiten. Das Gegengewicht aber ist
                                 stets eine constante Größe, so daß das Bestreben der Kugeln, ihre höhere oder
                                 niederere Lage einzunehmen, ein verhältnißmäßig viel größeres ist, als bei
                                 bedeutend größeren Kugeln, die um ihre theoretisch der Geschwindigkeit
                                 entsprechende Höhenlage balanciren. Ein weiterer Vortheil, besonders für
                                 Locomobilen, ist, daß bei dem so geringen Gewicht der eigentlich sich drehenden
                                 Kugeln eine nicht ganz senkrechte Lage des Regulators von geringer Bedeutung
                                 ist. Dieser Eigenschaft gemäß finden wir im amerikanischen Departement sogar
                                 Regulatoren mit drei Kugeln und horizontaler Spindel, bei welchen das
                                 Gegengewicht durch eine Feder vertreten ist.
                              Was die Cail'sche Locomobile im Ganzen betrifft, so
                                 ist weder die Ausführung, welche ziemlich oberflächlich genannt werden kann,
                                 noch die Form der Details trotz des symmetrischen Baues des Ganzen besonders
                                 hervorragend.
                              Wie wir anführten, arbeitet die Maschine mit 5 Atmosphären Spannung.
                              
                           
                              A. de
                                       Coster Paris rue Stanislas 9.
                              Hr. de Coster liefert, abgesehen von der Stellung und
                                 Art des Regulators, der ein ganz gewöhnlicher Kugelregulator ist, eine ziemlich
                                 genaue Copie der Cail'schen Locomobile. Steuerung,
                                 Geradführung, Kolbenstange, Welle, Lager, Fundamentplatte und Kessel sind genau
                                 nach dem beschriebenen Modell. Nur ist die Ausführung durchaus sauberer, und die
                                 Formen sind unleugbar runder und dem Auge wohlthuender gehalten. Er bietet nur
                                 eine Maschine, die sich, durchaus französisch, wie sie ist, würdig jeder
                                 englischen an die Seite stellen kann. In Betreff der näheren Beschreibung
                                 verweisen wir auf Cail.
                              
                           
                              Albaret et Comp.,
                                    Liancourt (Oise).
                              Eine dritte Locomobile von 6 Pferdekräften, mit horizontalem Kessel und offen auf
                                 dessen Rücken liegendem Cylinder (Fig. 5), ist von dem
                                 früheren Hause Duvoir, jetzt Albaret
                                 et
                                 Comp., ausgestellt. Der Kessel ist in seiner
                                 Form und seinen Verhältnissen dem Cail'schen durchaus
                                 ähnlich; die Maschine liegt, wie dort, auf einer angeschraubten Fundamentplatte,
                                 an der die schiefen Lager und die Geradführung angegossen sind. Hierin liegt das
                                 wesentlich Unterscheidende der beiden Constructionen. Albaret hat nämlich nur ein Lineal, oder
                                 besser eine breite, gußeiserne Gleitbahn, die mit angegossenen Leisten das Gleitstück
                                 übergreift und so tief liegt, daß keine gespaltene Kurbelstange nöthig ist (Fig. 6).
                                 Die Enden derselben sind mit Bügeln versehene geschlossene Köpfe. Die
                                 Schieberstange ist außerhalb geführt und deßhalb die Excenterstange, welche
                                 flach gehalten ist, gespalten. Nur ein Excenter und der gewöhnliche
                                 Muschelschieber sind für die Dampfvertheilung angewendet; die Expansion ist
                                 deßhalb für die 5 Atmosphären, mit welchen der Kessel arbeitet, eine ziemlich
                                 geringe.
                              Eigenthümlich, und für Locomobilen nicht ohne Werth, ist der Ringregulator, von
                                 dem wir in Fig.
                                    7 eine Skizze geben. Zwei Streben mit ausgebüchsten Köpfen führen eine
                                 Röhre, welche horizontal und parallel mit der Schwungradwelle liegend, von
                                 dieser direct durch einen Riemen in Bewegung gesetzt wird. Diese Röhre baucht
                                 sich in der Mitte fast zu einer Kugel aus, durch deren inneren hohlen Raum eine
                                 Spindel geht. Letztere liegt in der Richtung des Durchmessers eines
                                 wulstförmigen Ringes, den sie auf diese Weise in der Schwebe erhält. Die Spindel
                                 bewegt ferner mittelst eines Zahnsegments, wenn der Wulst sich dreht, eine mit
                                 einer Zahnstange versehene runde Stange im Centrum der Röhre, welche nach der
                                 einen Seite hin durch eine verstellbare Feder nach links gezogen wird, und so
                                 den Ring stets in einer möglichst geneigten Lage erhält. Am anderen Ende steht
                                 die Stange mit einer Büchse außerhalb der Röhre in Verbindung, die das direct
                                 mit der Drosselklappenspindel verbundene Hebelchen in Bewegung setzt.
                                 Selbstverständlich sucht sich durch die Centrifugalkraft der Ring während des
                                 Ganges der Maschine aufzurichten, dreht dadurch die Spindel, auf welcher er
                                 steckt, und bewegt somit die Drosselklappe (Fig. 8). Durch eine
                                 Schraube, mit welcher die im Regulatorrohr liegende Feder gespannt werden kann,
                                 kann der Regulator fast für jede beliebige Anzahl von Umdrehungen der Maschine
                                 gebraucht werden. Die Vortheile der Vorrichtung liegen jedoch wesentlich darin,
                                 daß der Regulator bei jeder Stellung der Achse mit derselben Leichtigkeit und
                                 Genauigkeit arbeiten wird, die er in der genau horizontalen Lage hat. Eine
                                 weitere Eigenthümlichkeit der Fabrik sind die Quecksilbermanometer, welche sie
                                 bei ihren Kesseln anwendet (Fig. 11). Zwischen
                                 zwei halbkugelförmigen Flantschen, zu welchen sich die Dampfrohre und der
                                 Manometer ausbauchen, ist eine gerippte Stahlplatte geschraubt; die eine, untere
                                 Seite derselben wird direct vom Dampf des Kessels berührt, die obere Hälfte der
                                 Kugel ist mit Quecksilber gefüllt, das in der darüber befindlichen Glasröhre
                                 natürlich steigt, wenn der Dampf die Stahlplatte ausbaucht.
                              Die Dampfspannung ist 5 Atmosphären. 10- und 12pferdige Maschinen sind mit Umsteuerung
                                 und variabler Expansion versehen. Die Anzahl der Umdrehungen schwankt zwischen
                                 100 bei 12 und 135 bei 3 Pferdekräften; sie ist somit durchschnittlich niedriger
                                 als die Umdrehungsanzahl englischer Locomobilen. Die Preise sind für
                              
                                 
                                    3
                                    Pferdekräfte
                                    3500 Francs.
                                    
                                 
                                    4
                                    „
                                    4000    „
                                    
                                 
                                    6
                                    „
                                    5500    „
                                    
                                 
                                    8
                                    „
                                    7000    „
                                    
                                 
                                    10
                                    „
                                    8500    „
                                    
                                 
                                    12
                                    „
                                    9500    „
                                    
                                 
                              Maschinen mit zwei Cylindern werden nicht gemacht. Dieselben sind überhaupt auf
                                 dem Continent viel seltener als in England.
                              
                           
                              Laurens et Thomas,
                                    Paris, rue de Rivoli 232.
                              Ein Kessel, der seine entschiedenen Vortheile hat, wird uns von dieser Fabrik in
                                 seinen verschiedenen Anwendungen vorgeführt, und namentlich auch auf seine
                                 Bedeutung für den Locomobilenbau hingewiesen.Man vergl. über diesen Röhrenkessel mit beweglichem Feuerherd polytechn.
                                       Journal Bd. CLX S. 1 und Bd. CLXIII S. 2.A. d. Red. Wo man so häufig den Gebrauch des schlechtesten Wassers fast nicht
                                 vermeiden kann, ist es allerdings sehr wünschenswerth, den Kessel hie und da
                                 nicht bloß durch das Abblasen zu reinigen, und die Kessel von Ransomes und Sims im
                                 englischen Departement zeigten uns schon einen etwas mangelhaften Versuch dieses
                                 Problem zu lösen. Unleugbar erfolgreicher war Frankreich in diesem Bestreben,
                                 indem die Kessel von Laurens und Thomas kaum etwas zu wünschen übrig lassen, was die
                                 Möglichkeit betrifft, sie mit wenig Mühe vollständig zu reinigen.
                              Der äußere Kessel (Fig. 19, 20 und
                                 21)
                                 ist ein einfacher Cylinder, der hinten mit einem halbrunden Boden vollständig
                                 geschlossen ist; vorn ist, nach außen stehend, ein Winkeleisen angenietet, an
                                 das die starke Stirnwand, welche den Cylinder abschließt, angeschraubt ist. In
                                 dieser Stirnwand ist das den Rost enthaltende Feuerrohr angenietet, welches nach
                                 hinten führt und in eine schmiedeeiserne Kappe mündet, von der das Feuer in
                                 Siederöhren wieder zurückkehrt. Vorn, das über die Stirnwand des Kessels
                                 verlängerte Feuerrohr umgebend, ist die eigentliche Rauchkammer, auf welcher der
                                 Kamin – direct über der Feuerthür – sitzt. An der inneren Seite
                                 des äußeren Kessels sind in der Längenrichtung zwei Winkeleisen angenietet. Auf
                                 diesen ruhen zwei Röllchen, welche das hintere Ende des Feuerrohres tragen, und
                                 auf denen die Last rollt, wenn Feuerrohr und Siederöhren mit einem einfachen
                                 Flaschenzug zum
                                 Reinigen ausgezogen werden. Wie man sieht, hat man bei einer derartigen
                                 Operation nur die einzige Flantsche an der Stirnfläche des Kessels dicht zu
                                 bekommen. Der einzige Nachtheil ist, daß die hintere Rauchkammer und somit das
                                 eine Ende der Siederöhren, nicht jeden Augenblick zugänglich ist. Doch kann
                                 auch, wenn der Kessel herausgenommen ist, die hintere Kappe abgenommen,
                                 gereinigt und die Röhren untersucht werden. Ein besonderer Dampfdom ist an dem
                                 dem Kamin entgegengesetzten Ende aufgenietet. Das ausgestellte Exemplar, welches
                                 wir im Auge haben, ist keine eigentliche Locomobile, sondern nur eine
                                 gewöhnliche transportable Maschine, indem sich der Kessel nicht auf einem
                                 Radgestell befindet.
                              Die eigentliche Maschine ist zwar ein merkwürdiges Kunstwerk französischer
                                 Gießerei, aber als Maschine nichts weniger als empfehlenswerth. Cylinder, mit
                                 dem einen, die Stopfbüchse enthaltenden Deckel, Geradführung, Schieberkasten,
                                 Lager und Fundamentplatte sind alle zusammen ein einziges Gußstück. Dabei liegen
                                 die Lager der Geradführung so nahe, daß der Kopf der gespaltenen Kurbelstange
                                 beginnt, wo die Schenkel des die Geradführung umgreifenden Theils
                                 zusammenkommen, so daß sie nicht zweimal so lang ist, als der Hub. Ferner ist
                                 die aus zwei breiten Linealen und einem Gleitstück gebildete Geradführung in
                                 keiner Weise zu reguliren, wenn sie sich, was jedenfalls sehr rasch geschieht,
                                 ausnützt. Auch das Gehäuse des Absperrventils, welches, wie alle französischen
                                 Absperrvorrichtungen, durch Spindel und Rädchen geschlossen wird, ist noch an
                                 den Cylinder angegossen (Fig. 22), wobei nur
                                 zu loben ist, daß das Gewinde, in welchem sich die Spindel bewegt, in einem
                                 besonderen Bügel außerhalb des Dampfraumes eingeschnitten ist. Auf dem Cylinder
                                 sitzt schließlich das Cylinderchen des Luftregulators, der von dieser Fabrik
                                 angewendet wird und bekanntlich im Princip darin besteht, daß durch eine Pumpe
                                 Luft in einen mit einem Kolben und einem kleinen Ausströmungshahn versehenen
                                 Cylinder gepumpt wird. Dieselbe spannt sich dort nach der Geschwindigkeit der
                                 Maschine mehr oder weniger, und schiebt den mit einem Gewicht niedergehaltenen
                                 Kolben empor, der dadurch die Drosselklappe in Bewegung setzt. Die vielen
                                 reibenden Theile der ganzen Vorrichtung machen das Arbeiten dieser Apparate
                                 vermuthlich etwas unsicher. Ist das Gegengewicht durch eine Feder ersetzt, so
                                 haben sie bei Locomobilen denselben Vortheil, der durch den Ringregulator von
                                 Albaret zu erreichen gesucht wird, daß ihre
                                 Wirkung durch Schwanken und schiefes Stehen der Maschine nicht beeinflußt
                                 ist.
                              Im Zusammenhang mit dieser Locomobile, welche, was die Maschine betrifft, in
                                 Arbeit und Form der Details sehr unschön ist, stellt Thomas
                                  eine hübsche
                                 Anordnung der Daumensteuerung aus, deren gewöhnlicher constructiver Nachtheil
                                 bekanntlich der ist, daß der Daumen, im Deckel des Schieberkastens befestigt,
                                 kein genaues Untersuchen dieser subtilen Bewegung zuläßt, so daß der Grad der
                                 Expansion bei irgend welchen Stellungen des Daumens gewöhnlich eine sehr
                                 fragliche Größe bleibt. Anstatt eines gewöhnlichen, durch Drehung seiner Achse
                                 verstellbaren Daumens hat Thomas eine Achse durch die
                                 Seitenwand des Schiebers gesteckt, die im Schieber selbst ein Lager hat und ein
                                 dreieckiges Stahlstück gerade über der Mitte der Schieber trägt (Fig. 23). An dieses
                                 Stahlstück stoßen die Ansätze des Expansionsschiebers, welche unter dem gleichen
                                 Winkel, wie das Dreieck angefeilt sind. Das Stück kann nun durch eine Schraube
                                 und durch ein Rädchen in der Richtung der Spindel verschoben werden, so daß
                                 hierdurch während des Ganges der Maschine mit Bequemlichkeit die Expansion
                                 geändert wird.
                              Hiemit schließt die Reihe der französischen Locomobilen mit horizontalen Kesseln
                                 und frei auf denselben liegenden Cylindern. Neben einigen verticalen,
                                 transportabeln Maschinen mit außen liegenden Cylindern finden wir zwei
                                 Locomobilen mit Cylindern im Dampfraum und zwei mit solchen in der Rauchkammer.
                                 Mit den ersteren fortfahrend, erscheint zunächst:
                              
                           
                              L. Bréval, Paris, 22 rue
                                    Chastillon.
                              Derselbe stellt eine niedliche 3pferdige Locomobile (Fig. 12 und 13) aus,
                                 welche bei 1/2 Cylinderfüllung und 6 Atmosphären mit nur 100 Umdrehungen
                                 arbeitet. Der Kessel besteht äußerlich aus zwei Cylindern von verschiedenen
                                 Durchmessern, von denen der größere die ebenfalls cylindrische Feuerbüchse, der
                                 kleinere das Röhrensystem enthält (15 Röhren von 5 1/2 Centim. Durchmesser).
                              Der Cylinder und Dampfdom bildet ein viereckiges Gußstück, welches auf den Kessel
                                 aufgenietet ist und den Schieberkasten mit seinem Muschelschieber, sowie,
                                 darüber liegend und sehr schwer zugänglich, das Absperrventil und die
                                 Drosselklappe enthält. Die starke Kolbenstange verlängert sich über den
                                 Kreuzkopf und wird durch eine förmliche Stopfbüchse mit Hanfdichtung geführt
                                 (Fig.
                                    18). Das Gestell für dieselbe dient zugleich als Bock für den durch
                                 Riemen und conische Rädchen getriebenen Regulator. Dieser Bock und die mit
                                 horizontalen Deckeln versehenen Lager der Welle sind sämmtlich auf einem
                                 gemeinschaftlichen Gußstück aufgeschraubt, das jedoch mit dem Cylinder in keiner
                                 Verbindung steht. Die Schieberstange ist nicht geführt, das Excenter ist von Guß
                                 und die Welle für die Kurbel abgekröpft. Die Speisepumpe sitzt senkrecht unter
                                 der Welle.
                              
                              Die Preise dieser Maschinen sind für:
                              
                                 
                                    2
                                    3
                                    4
                                    6
                                    8
                                    10
                                    12
                                    und
                                    15
                                    Pferdekräfte resp.
                                    
                                 
                                    3000
                                    3400
                                    4200
                                    5800
                                    7500
                                    8500
                                    9500
                                    
                                    12000
                                    Francs.
                                    
                                 
                              Locomobilen von mehr als 6 Pferdekräften sind mit variabler Expansion versehen,
                                 die leicht während des Ganges verstellt werden kann. Die Art wie dieß geschieht,
                                 ist in der sehr schönen horizontalen Maschine, welche dieselbe Firma ausstellt,
                                 zu ersehen (Fig. 14). Bréval wendet einen
                                 gewöhnlichen Vertheilungsschieber an, und eine einfache Platte als
                                 Expansionsschieber. Die Expansionsexcenterstange greift ein Gleitstück an, das
                                 mittelst einer Schraube in einer Coulisse verstellt wird, die, um einen Endpunkt
                                 drehbar, der Schieberstange einen größeren oder kleineren Hub ertheilt. Die
                                 Coulisse ist etwas theuer, das Handhaben des Apparats jedoch sehr einfach und
                                 bequem, und die Grenzen der Cylinderfüllung sind für hohe Spannungen sehr
                                 geeignet, indem sie bei dem ausgestellten Modell zwischen 3/4 und 1/16
                                 Cylinderfüllung schwanken.
                              Außerdem finden wir von Breval eine sehr hübsche
                                 transportable Maschine mit verticalem Kessel (Fig. 15 und 16).
                                 Dieser Kessel ist einzig in seiner Art auf der Ausstellung. Er besteht aus einem
                                 äußern und einem innern Cylinder, welch letzterer durch zwei eingenietete
                                 Querstutzen, die mit Wasser gefüllt sind, das Feuer auffangt. Diese Querstutzen
                                 können vom Kesselstein sehr schwierig befreit werden und ihre vollständig
                                 horizontale Lage ist offenbar für das Aufsteigen des Dampfes sehr hinderlich.
                                 Der Kamin führt durch den Dampfraum in die Höhe.
                              Besser als der Kessel ist die Maschine, deren Welle über den Kessel wegläuft,
                                 während der Cylinder unten auf einer gemeinschaftlichen Fundamentplatte
                                 aufgeschraubt ist. Für den Schieber ist eine Gegenkurbel an den Kurbelzapfen
                                 angeschweißt. Die Führung der Kolbenstange ist wie bei Breval's Locomobile durch eine Stopfbüchse erhalten. Die Kurbel ist
                                 von Guß und das ihr nächstliegende Lager mit der Fundamentplatte
                                 zusammengegossen.
                              Die Maschinen sind für kleine Bedürfnisse äußerst zweckmäßig, hübsch ausgeführt
                                 und sehr billig; ihr Preis ist nämlich für:
                              
                                 
                                    1
                                    2
                                    3
                                    4
                                    5
                                    6
                                    8
                                    Pferdekräfte,
                                    
                                 
                                    1500–1800
                                    2400
                                    2800
                                    3400
                                    4000
                                    4600
                                    5800
                                    Francs.
                                    
                                 
                              Die zweite Fabrik, welche die Cylinder in den Dampfraum legt, ist
                              
                           
                              Durenne fils, Paris, quai Napoléon
                                 27.
                              Auch bei diesen Maschinen bildet der Cylinder und der Dom wenigstens theilweise
                                 ein gemeinschaftliches Gußstück, auf dem jedoch, um den Dampfraum weiter zu
                                 vergrößern, ein schmiedeeiserner runder Aufsatz angeschraubt ist. Dieses ganze, ziemlich groß
                                 aussehende Gebäude sitzt über der Feuerbüchse, ähnlich wie bei Hornsby's Maschinen.
                              Das Eigenthümliche an diesen französischen Maschinen ist jedoch, daß der Cylinder
                                 und damit die ganze Maschine schief liegt (Fig. 24 und 26).
                                 Dadurch wird bei einer verhältnißmäßig sehr tiefen Lage des Cylinders für die
                                 Welle und die Kurbel die nöthige Höhe gewonnen. Der Kessel ist den englischen
                                 Locomobilkesseln sehr ähnlich, nur ist er mit dem über dem Kessel und dem den
                                 Cylinder enthaltenden Gußstück sich erhebenden Dom versehen. Dieses Gußstück ist
                                 mit der Fundamentplatte, welche die Geradführung und die Lager trägt, in keinem
                                 directen Zusammenhang, und so ist durch letztere durchaus sehr schwere Unterlage
                                 für die Maschinentheile eigentlich nichts gewonnen. Die Geradführung (Fig. 25)
                                 besteht aus den zwei gewöhnlichen Linealen; die Kurbelstange ist gespalten und
                                 mit geschlossenen Köpfen versehen; die Kurbelwelle besteht – die einzige
                                 dieser Art – aus zwei getrennten Stücken, mit aufgekeilten Kurbeln,
                                 welche durch den in beide eingekeilten Kurbelzapfen verbunden sind. Die
                                 Speisepumpe sitzt horizontal auf der Fundamentplatte und ist durch ein Excenter
                                 bewegt. An beiden Enden trägt die Welle die in Frankreich durchaus gewöhnlichen
                                 zwei kleinen, schweren Schwungräder.
                              Die Maschine ist weder constructiv noch in der Ausführung besonders schön; ihr
                                 Hauptfehler dürfte die Schwierigkeit seyn, mit der dem Schieberkasten und dem
                                 Cylinder zuzukommen ist, welche beide vollständig verbaut sind.
                              
                                 
                                    (Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)
                                    
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
