| Titel: | Ueber die sogenannten schwedischen Kolben für Dampfmaschinen; von P. Fink. | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. XCV., S. 412 | 
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                        XCV.
                        Ueber die sogenannten schwedischen Kolben für
                           Dampfmaschinen; von P. Fink.
                        Aus der Zeitschrift des österreichischen
                                 Ingenieurvereins, 1862 S. 38.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Fink, über die sogenannten schwedischen Kolben für
                           Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die ausgedehnte Anwendung, welche diese Art Dampfkolben gegenwärtig finden, hat ihre
                              Ursache in der großen Einfachheit, in der geringen Anzahl von Bestandtheilen und in
                              der hieraus resultirenden leichteren Instandhaltung und vermehrten Sicherheit. Eine
                              der gebräuchlichsten Constructionen zeigt Figur 29. Der
                              Kolbenkörper ist von Schmiedeeisen, die Dichtungsringe sind aus gutem feinkörnigem
                              Gußeisen.
                           Die conisch in den Kolbenkörper eingepaßte Kolbenstange wird in den warm gemachten
                              Kolbenkörper eingesetzt und vernietet. Das Abdrehen des Kolbenkörpers geschieht für
                              liegende Cylinder folgendermaßen: Der Mittelpunkt für die äußere Peripherie liegt
                              beiläufig 1/2''' über dem Kolbenstangenmittel und jener für die eingedrehten Ruthen
                              eben so viel unter demselben, so daß die Nuthen oben 6 1/2'''–7''' und unten
                              nur 4 1/2''' bis 5''' tief werden. Die Dichtungsringe haben meist eine Höhe von
                              14'''–16''' und eine Dicke von 6'''–6 1/2'''.
                           Der Durchmesser des Kolbenkörpers ist um 2''' kleiner als jener des Cylinders, und
                              die Dichtungsringe der montirten Kolben werden also oben 1/2''' und unten 1 1/2'''
                              aus dem Kolbenkörper vorstehen und sich unten gleichzeitig auf den Grund der Nuthen
                              legen, so daß der Kolben mittelbar aufruht.
                           Die Dichtungsringe werden 7'''–8''' größer und in Cylindern von 4' Höhe
                              gegossen, um ein dichteres Material zu erhalten. Die abgestochenen Ringe Fig. 30,
                              werden in der Art von Fig. 31 ausgeschnitten,
                              zusammengelöthet und auf das richtige Maaß abgedreht. Die Ueberplattung ist bei
                              10''', die ganze Spannung bei 15''' Fig. 32. Die
                              wesentlichsten Verschiedenheiten von der eben beschriebenen Construction der
                              schwedischen Dampfkolben sind folgende:
                           1) Die Kolbenstange ist in den Kolbenkörper eingeschraubt, und dann entweder
                              vernietet, oder mit einer Mutter und einem Vorsteckstift befestigt.
                           2) Der Kolbenkörper ist beiderseits mit einer ebenen Fläche abgeschlossen.
                           Zu diesem Ende wird an der offenen Seite des Kolbenkörpers eine starke Blechscheibe,
                              welche an beiden Peripherien schief abgedreht ist, eingepaßt und durch Umnieten des
                              an diesen Stellen durch kleine ringförmige Wülste verstärkten Kolbenkörpers
                              befestigt; oder es wird der Kolbenkörper nach beliebiger Methode als ein einziges
                              hohles, aber zu beiden Seiten eben abgeschlossenes Stück geschmiedet; oder es wird
                              der Kolbenkörper aus Metall oder Gußeisen in letztgedachter Form gegossen, oder
                              endlich, es wird eine Scheibe mit der Kolbenstangen-Nabe aus einem Stück
                              geschmiedet, auf die zweite Seite der Nabe eine schmiedeeiserne Platte angenietet,
                              und an der Peripherie des Kolbenkörpers ein gußeiserner Ring mittelst durchgehender
                              Niete zwischen die beiden Kolbenplatten befestigt.
                           3) Statt zwei Dichtungsringen wird nur ein einziger angewendet. Die Erfahrungen,
                              welche bis jetzt gemacht wurden, sprechen allgemein zu Gunsten dieser
                              Kolbenconstruction; ja man will sogar eine Kohlenersparniß damit erzielt haben.
                              Uebelstände haben sich in zwei Richtungen gezeigt; erstens schlagen sich die Nuthen
                              in den schmiedeeisernen Kolbenkörpern aus, zweitens verlieren die Dichtungsringe
                              ihre Spannkraft. Dem ersteren Uebelstande suchte man durch Anwendung gegossener
                              Kolbenkörper, oder schmiedeeiserner mit Gußeinsätzen zu begegnen, und es ist
                              anzunehmen, daß dadurch der genannte Uebelstand nahezu beseitiget wird.
                           Um ein längeres Dichthalten des Kolbens zu erzielen, geben einzelne Ingenieure hinter
                              den gußeisernen Dichtungsring eine Federung aus Stahl, mitunter wird ein kurzes
                              Federblatt, welches in der Mitte an den Kolbenkörper befestigt ist, und sich
                              beiderseits gegen die offenen Federn des Federringes stemmt, beigegeben. Es ist
                              übrigens sehr einfach, den gußeisernen Dichtungsringen durch Hämmern an der inneren
                              Peripherie immer wieder die gewünschte Spannung zu geben. Anstatt die Ringe zu
                              hämmern, spannt Hr. Director Haswell dieselben in einem
                              Futter auf die Drehbank, drückt mit dem Support einen Polirstahl gegen die innere
                              Peripherie, und läßt den Ring einigemal herumlaufen, und erreicht damit den Zweck
                              sicherer und vollkommener, da beim Hämmern die Ringe leicht windschief geschlagen
                              werden.
                           Aus Allem diesem geht hervor, daß die Nachtheile beinahe verschwinden, und daß diese
                              Dampfkolben ohne Zweifel immer häufiger Anwendung finden werden.
                           
                        
                     
                  
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