| Titel: | Analyse des Staudacher Cementes; von V. Schwarzenbach. | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. CVIII., S. 441 | 
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                        CVIII.
                        Analyse des Staudacher Cementes; von V. Schwarzenbach.
                        Aus der Würzburger naturwiss. Zeitschrift, Bd. II
                              S. 207.
                        Schwarzenbach's Analyse des Staudacher Cementes.
                        
                     
                        
                           Die verschiedenen Arten von Cement spielen im Handel und in der Technik eine so große
                              Rolle, daß die chemische Untersuchung jedes neu auftauchenden Materiales um so
                              gerechtfertigter erscheint, als die Resultate der Analyse directe Anhaltspunkte für
                              die a prioristische Beurtheilung der Eigenschaften und
                              Leistungsfähigkeiten desselben ergeben. Bei unserer Kenntniß der Zusammensetzung der bewährtesten
                              Cementsorten durch die Analysen von Pettenkofer, Hopfgarten,
                                 Meyer u.a. läßt sich aus der Vergleichung des analytischen Befundes bei
                              neuen Sorten mit den bereits anerkannten auch eine Werthbestimmung ableiten, welche
                              vollständige Sicherheit darbietet und nur durch sehr unsorgfältige Ausführung der
                              Arbeit zu Täuschungen Veranlassung geben könnte.
                           Der hier in Rede stehende Cement ist der in Staudach, in Altbayern, fabrikmäßig aus
                              dortigem Rohmateriale angefertigte und durch seine vortrefflichen Eigenschaften
                              bereits vielfach in technische Verwendung gezogen. Er wird, zu verschiedenen Zwecken
                              in verschiedenen Verhältnissen, mit Sand gemischt angefeuchtet, und bildet dann nach
                              Erhärtung, sowohl in der Luft als im Wasser, bald compacte, außerordentlich feste
                              Massen.
                           Da man bemerkt haben will, daß dieser Mörtel an der Luft weit weniger dem Springen
                              und Reißen ausgesetzt ist als der Portlandcement, so wird derselbe auch zur
                              Anfertigung von wasserdichten Bedachungen und Ueberzügen aller Art verwendet.
                           Das graue, schwere, stark alkalische Cementpulver braust nur wenig mit Salzsäure, und
                              läßt sich je nach der Dauer der Behandlung und der Concentration der Säure unter
                              deutlicher Chlorentwickelung bald mehr bald weniger vollständig zersetzen. Die
                              Analyse ergab folgende Gesammtresultate:
                           
                              
                                 Kalk
                                 57,734
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 1,539
                                 
                              
                                 Kali
                                 Spur
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 5,200
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 8,400
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                 1,800
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 22,350
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 2,100
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,177
                                 
                              
                           Bei Anwendung von mäßig concentrirter Salzsäure bis zur Erschöpfung, vertheilten sich
                              obige Bestandtheile in folgender Weise auf löslichen und unlöslichen Antheil.
                           
                              
                                 I. löslich.
                                 II. unlöslich.
                                 
                              
                                 Kalk
                                 53,144
                                 Kalk
                                 4,590
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 1,593
                                 Thonerde
                                 2,320
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 3,500
                                 Eisenoxyd
                                 3,330
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 4,450
                                 Manganoxyd
                                 0,500
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                 1,300
                                 Kieselsäure
                                 22,350
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 2,100
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 36,09
                                 
                              
                                 
                                 66,087
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                           Vergleicht man diese Resultate mit denjenigen von Hopfgarten für den Portlandcement erhaltenenPolytechn. Journal Bd. CXIII S. 354., so zeigt sich eine auffallende Uebereinstimmung in dem Gehalte an den bei
                              der Erhärtung eine wesentliche Rolle spielenden Bestandtheilen, indem sich dort
                              vorfanden:
                           
                              
                                 Kalk
                                 54,1
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 22,2
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   7,75
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   5,30
                                 
                              
                           Nur das Verhältniß von Thonerde und Eisenoxyd ist nahezu umgekehrt; die vollkommene
                              Uebereinstimmung im Kohlensäuregehalt will ich nicht anführen, da dieselbe bei der
                              Veränderlichkeit dieses letzteren nur zufällig seyn kann.
                           Auffallend ist mir der Mangel an Alkalien im Staudacher Cement, welche im
                              Portlandcement zu 1 Procent für Kali, und 1 1/2 Procent für Natron vertreten sind.
                              Ungeachtet mehrfacher Bemühungen gelang es mir jedoch nicht, wägbare Mengen davon
                              aufzufinden, obschon die salzsaure Lösung mit einer Auflösung von Platinchlorid eine
                              geringe Trübung gab; es mag hiebei übrigens bemerkt werden, daß die zur Analyse
                              verwendete Menge immer nur 2 Grm. betrug. Da übrigens auch im Portlandcemente die
                              Alkalien nur im obigen Procentverhältnisse zugegen sind, so glaube ich nicht, daß
                              sie bei dem Erhärtungsprocesse und durch Bildung von Silicaten eine so große Rolle
                              spielen, wie von manchen Seiten vermuthet wird.