| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. , S. 75 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ein neuer Dampfkessel.
                           Gegenüber den schrecklichen Explosionen, die bei der Anwendung der jetzigen Art
                              Dampfkessel von Zeit zu Zeit entstehen, ist man in neuerer Zeit bemüht gewesen,
                              unexplodirbare Dampfentwickler zu construiren. Bei den gewöhnlichen großen
                              Dampfkesseln muß eine sehr große Menge Wasser auf einmal erhitzt werden, es ist eine
                              Masse Wärme darin aufgespeichert, es ist ein sehr großes Volumen hochgespannten
                              Dampfs vorhanden, dessen Kraft bei weiten Kesseln an einem sehr großen Hebelarme
                              wirkt und der, sobald irgendwo die Wand des Kessels diesem Drucke nicht mehr zu
                              widerstehen vermag, ein Zerreißen des Kessels mit furchtbarer Gewalt, das
                              Fortschleudern desselben durch den Rückstoß, das Umwerfen von Gebäulichkeiten,
                              Schornsteinen u.s.w., das Verbrühen der Umstehenden durch das Wasser und den Dampf
                              zur Folge hat.
                           Ein solcher Dampfkessel ist mit einem gefüllten Pulvermagazin zu vergleichen, aus dem
                              man das Gewehr (d. i. den Dampfcylinder) unmittelbar ladet, statt abgesonderte
                              Patronen zum Laden anzuwenden, d.h. die Menge Dampf, welche man zum Füllen des
                              Cylinders braucht, für jede Füllung besonders zu entwickeln. Brauche ich z.B. zu
                              jeder Cylinder-Füllung 1 Kub. Fuß Dampf von 3 Atmosphären, so werden diese
                              geliefert von 3 Kub. Zoll Wasser. Wozu ist es nun nöthig, vielleicht 100 Kub. Fuß
                              Wasser bis auf diesen Dampfbildungspunkt zu erhitzen und damit die große Gefahr
                              hervorzurufen? Um genügende Dampfbildung zu erhalten, muß ich nur dem Dampfgenerator
                              genügende Heizfläche geben, um obige 3 Kub. Zoll Wasser in dem Zeitabschnitte zu
                              verdampfen, der zur einmaligen Füllung des Dampfcylinders durch den Gang der
                              Maschine nöthig gemacht wird, und ferner durch eine Speisepumpe in derselben Zeit
                              jene obigen 3 Kub. Zoll Wasser zuführen. Der Druck auf den Generator ist dann
                              identisch mit dem auf den Kolben und kann diese Größe nicht überschreiten. Würde der
                              Generator stärker erhitzt, so würde nur trockener Dampf überhitzt, dessen Ausdehnung
                              (für je 100° C. etwa 1/3) nicht stärker ist als die der Luft, während bei
                              Gegenwart von Wasser der Druck in einem ganz anderen Verhältnisse steigt. Construire
                              ich den Generator aus engen gezogenen eisernen Röhren, so ist es kaum möglich,
                              dieselben durch Dampfdruck zu sprengen, da die Kraft hier an einem so gar kurzen
                              Hebel wirkt. Freilich für reines Wasser muß Sorge getragen werden, damit diese engen
                              Röhren sich nicht durch Kesselstein verstopfen.
                           Platzt dann wirklich einmal etwas an dem Apparate, so bemerkt man diesen Zufall kaum,
                              indem die vorhandene kleine Menge Dampf bei der geringsten Oeffnung sofort
                              entweicht, ihre Spannung sogleich nachläßt und kein Wasser vorhanden ist, dessen
                              gebundene Wärme neue Dampfmengen liefert, sobald der Druck sich vermindert. In der
                              That ist dieser Zufall
                              bei dem unten erwähnten Generator schon einmal eingetreten, ohne die mindesten üblen
                              Folgen herbeigeführt zu haben. Die Maschine blieb einfach stehen, weil der Dampf
                              einen andern Ausweg gefunden.
                           Ein fernerer wesentlicher Vortheil liegt darin, daß der Dampf in diesen
                              Röhrengeneratoren vollständig trocken erhalten wird, kein Wasser nutzlos mit
                              fortgerissen wird, in den Cylinder gelangt und dort Brüche herbeiführt.
                           Der Generator kann sehr rasch angeheizt werden, indem nur seine Wände auf die
                              genügend hohe Temperatur gebracht, nicht die ganze Wassermasse zum Sieden erhitzt
                              werden muß. Die dazu nöthige Wärmemenge geht beim Stillstande der bisherigen großen
                              Kessel zum großen Theil verloren; eine Masse Wärme absorbirt ferner das Mauerwerk,
                              eine weitere Menge entweicht mit dem aus den Sicherheitsventilen abblasenden Dampf.
                              Beim Röhrengenerator braucht man keinen theuren Kessel, kein schweres kostbares
                              Mauerwerk, keinen immensen Schornstein; kurz, alle Umstände sprechen zu seinen
                              Gunsten.
                           In der Elswicker Waffenfabrik bei London ist in neuerer Zeit ein solcher Generator
                              für eine Maschine von 3–4 Pferdekräften in Betrieb, der nöthigenfalls auch
                              für eine solche von 10 Pferdekräften ausreichen würde. Herr Charl. F. Hayes, Inspector in dieser Fabrik, spricht sich im Mechanics' Mag. sehr rühmend darüber aus und gibt davon
                              folgende kurze Beschreibung. In einem Ofen liegt unmittelbar über dem Feuer eine
                              enge schlangenförmig gewundene Röhre, die in einen kleinen starken gußeisernen
                              Heizkessel von nur 3900 Kub. Zoll Inhalt eintritt und dort in eine zweite Schlange
                              übergeht, die endlich mit einer Brause endigt. Der Heizkessel ist von allen Seiten
                              der Hitze der Flammen ausgesetzt. Es befindet sich kein Wasser, sondern nur Dampf
                              darin, der überhitzt und in seiner Spannung gesteigert wird. In die erste Schlange
                              wird mit jedem Spiel der Maschine durch eine kleine Druckpumpe ein wenig Wasser,
                              hier nicht mehr als 1/4 Kub. Zoll hineingepreßt, das sich beim Durchpassiren durch
                              die erhitzte Schlange sofort in Dampf von hoher Spannung verwandelt. Unsere Quelle
                              meint, es sey die Spannung nötigenfalls ohne irgend eine Gefahr auf 500 Atmosphären
                              zu steigern. Die Ueberhitzung wird im Heizkessel nicht so weit getrieben, daß die
                              Packung und Schmierung des Kolbens dadurch irgendwie leidet. Aus dem Heizkessel wird
                              der Dampf für die Maschine entnommen. Das Anheizen erfolgt rasch und mit der ersten
                              Drehung der Maschine oder der ersten Bewegung der Druckpumpe beginnt der Generator
                              den nöthigen Dampf zu entwickeln. Verbindet man hiemit noch eine
                              Oberflächen-Condensation, so daß nur destillirtes Wasser zur Speisung
                              genommen wird, oder wärmt man wenigstens das Speisewasser durch den abströmenden
                              Dampf hinreichend an, so ist die Ersparniß an Brennmaterial noch bedeutender. Gegen
                              die alten Dampfkessel soll dieser Apparat 60–70 Procent Heizmaterial sparen
                              (?!). Hr. Hayes ist gerne bereit, diesen Generator in
                              allen seinen Theilen besichtigen zu lassen.
                           Wenn dem Bedürfnisse des Handwerks nach kleinen einfachen Kraftmaschinen wirklich
                              einmal abgeholfen werden sollte, was unserer Ansicht nach durch die neumodischen
                              calorischen und Gasmaschinen bis jetzt noch nicht
                              geschehen ist, so wird jedenfalls eine solche Construction des Dampfentwicklers der
                              erste Schritt dazu seyn müssen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 12.)
                           
                        
                           Dampfheizungen von verzinntem Eisenblech.
                           Die Anlagekosten der Dampfheizungen kann man dadurch sehr vermindern, daß man zu den
                              Rohrleitungen verzinntes Eisenblech statt des bisher durchgängig üblichen
                              Kupferbleches verwendet. Man nimmt starke Tafeln von verzinntem Eisenblech, welche
                              eine solche Größe haben, daß sie ohne Beschneidung sofort Stöße von 4 1/2'' württ.
                              (13 Centimeter) Durchmesser geben und löthet eine angemessene Anzahl derartiger
                              Stöße zu einem Rohre von 12–14' Länge zusammen. Der beim Aufstellen der
                              Rohrleitung nach Oben zu legende Ueberfall muß ziemlich stark genommen und nicht
                              gefalzt, sondern gut gelöthet werden. Um etwaige Beschädigungen einzelner Röhren
                              schnell beseitigen zu können, ist es vortheilhaft, dieselben durchgängig in gleicher
                              Länge anzufertigen und dann durch geschmiedete Flantschen mit Packung und Schrauben
                              zu verbinden. Die dadurch entstehenden Mehrkosten sind sehr unbedeutend im Vergleich
                              zu dem großen Vortheil, daß man stets ein Rohr von derselben Länge vorräthig halten und dasselbe schnell
                              einsetzen kann, im Fall an einer Stelle eine Reparatur nöthig werden sollte. Um den
                              Rohren eine größere Dauer zu geben, werden sie vor der Zusammensetzung mit einer
                              Mischung aus Mennige und Leinölfirniß inwendig gut ausgestrichen und äußerlich mit
                              einer dünnen Lage schwarzen Lacks oder schwarzer Oelfarbe versehen.
                           Der laufende Fuß einer derartigen Rohrleitung wird in Leipzig einschließlich
                              Aufstellung, aber ohne die Hähne, Einströmungsrohre, Flantschen u.s.w. für 45 kr.
                              angefertigt, während eine Kupferrohrleitung von demselben Durchmesser über 2 fl. per laufenden Fuß, mithin fast dreimal theurer zu stehen
                              käme.
                           Ueber die Haltbarkeit und Dauer des Materials liegen befriedigende Zeugnisse aus
                              einer Buchdruckerei in Leipzig vor, wo solche Rohre seit acht Jahren in Gebrauch
                              sind und sich während dieser Zeit vollkommen gut erhalten haben. Als weiterer Beweis
                              für die Dauer des verzinnten Eisenbleches dürfte noch anzuführen seyn, daß man seit
                              mehreren Jahren die Cylinder der Dampftrockenmaschinen ebenfalls aus diesem Material
                              und nicht mehr, wie früher, aus Kupferblech anfertigt. Diese Cylinder haben viel
                              mehr auszuhalten, als die Röhren einer Dampfheizung, sie können nicht mit dem gegen
                              äußere Einflüsse schützenden Ueberzug versehen werden und halten sich doch ebenso
                              gut wie die Kupferblechcylinder. (Nach der deutschen Gewerbezeitung, 1862, Nr.
                              10.)
                           
                        
                           Eisenplatten zu Befestigungen verwendet.
                           In Verbindung mit dem jetzigen Gebrauch, die Kriegsschiffe mit dicken Eisenplatten zu
                              bekleiden, um sie gegen die Wirkung der mächtigen Geschosse der Neuzeit zu schützen,
                              stehen die mannichfachen Projecte, auch stabile Forts an den englischen
                              Flußmündungen zu errichten und durch Eisenplatten schußfest zu machen. Bei solchen
                              stabilen Befestigungen ist der Dicke der anzuwendenden Platten nur durch die Kosten
                              eine Grenze gesteckt, während bei den Schiffen noch die Möglichkeit des Schwimmens
                              und der Fortbewegung in Betracht gezogen werden muß. Wenigstens zur Verkleidung der
                              Schießscharten, wo das Mauerwerk nicht mehr genügt, will man jetzt vielfältig solche
                              Eisenplatten anwenden, was dann ohne allzubedeutende Steigerung der Kosten geschehen
                              kann.
                           
                        
                           Verfahren, um auf Schiffen Kanonen unter Wasser abfeuern zu
                              können.
                           Um auf Schiffen Kanonen unter Wasser abfeuern zu können, die natürlich bei einem
                              Schiffskampfe das Schiff des Gegners unter der Wasserlinie treffen und ihm so einen
                              gefährlichen Leck beibringen würden, hat man in England neuerdings vorgeschlagen,
                              einzelne Kanonen in luftdicht verschlossenen, aus Eisenblech construirten, mit
                              comprimirter Luft gefüllten Kammern aufzustellen, beim Abfeuern aber mittelst eines
                              Hebels die unter Wasser befindliche wasserdichte Stückpforte einen Moment zu öffnen
                              und sodann abzufeuern, um dann die Stückpforte sogleich wieder zu schließen. Die
                              comprimirte Luft in der Kammer würde aus der Stückpforte entweichen, das Eindringen
                              von Wasser aber gänzlich verhindern.
                           
                        
                           Ueber den Mangangehalt des Roheisens.
                           Im polytechn. Journal Bd. CLV S. 119 hat Dr. List aus Hagen über ein aus braunsteinhaltigem
                              Spatheisenstein und Brauneisenstein erzeugtes Roheisen referirt und an die im
                              Roheisen enthaltene Menge Mangan die Bemerkung geknüpft,
                              daß dieß wohl das Maximum sey, welches von Roheisen aufgenommen werden könne. Er
                              fand in diesem Eisen 1,46 Silicium und 3,80 Mangan. Obwohl frühere Untersuchungen
                              höhere Mangangehalte ergaben, so war es doch wünschenswerth, andere Roheisen zu
                              untersuchen, welche ebenfalls aus stark manganhaltigen Erzen erblasen worden waren,
                              und hat sich dieser Aufgabe der k. k. Professor in Leoben, Hr. Rob. Richter, unterzogen. Das Ergebniß ist in
                              dem pro 1861 herausgegebenen Jahrbuch der Bergakademien
                              Schemnitz und Leoben und der Montan-Lehranstalt Przibram niedergelegt.
                              – Prof. Richter hat ein Spiegeleisen von Jauerburg
                              in Krain aus Frischschlacken erblasen, und ein Spiegeleisen von Theresienthal in
                              Böhmen untersucht; er fand:
                           
                              
                                 
                                 Jauerburg
                                 Theresienthal
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,073
                                 –
                                 
                              
                                 Silicium
                                 1,902
                                   2,732
                                 
                              
                                 
                                    Mangan
                                    
                                 7,578
                                 22,183
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 –
                                   2,311
                                 
                              
                           Der Mangangehalt in dem Theresienthaler Roheisen von 22,183 Proc. dürfte wohl der
                              höchste bis jetzt aufgefundene seyn. Durch den hohen Mangangehalt hat das
                              Spiegeleisen seine ganze magnetische Kraft verloren, schlägt auch aus neutralen
                              Kupferchloridlösungen kein metallisches Kupfer nieder, sondern reducirt dasselbe
                              bloß zu Kupferchlorür, welches sich abscheidet. Es ist nun sehr auffallend, daß beim
                              Verschmelzen stark manganhaltiger Eisensteine unter verschiedenen Verhältnissen an
                              dem einen Orte mehr, an dem andern Orte weniger Mangan reducirt und in das Roheisen übergeführt
                              wird. Die Zustellung des Ofens, die Temperatur in demselben, ferner das
                              Reductionsmittel werden von großem Einfluß seyn, gewiß ist aber auch die reducirte
                              Menge Mangan von der Zusammensetzung der Schlacke, nach deren erfolgter Bildung,
                              abhängig. Je höher die Temperatur im Ofen ist, desto leichter und in desto größerer
                              Menge wird das Mangan reducirt werden und diese Menge wird auch steigen, wenn der
                              Kohlensatz gegen den Ersatz vermehrt wird, weil, wenn eine vollständige Reduction
                              des Manganoxyduls erfolgen soll, eine größere Menge von Kohlenstoff vorhanden seyn
                              muß, als eigentlich zur Reduc- und Wärmeerzeugung nöthig ist. Es kann ferner
                              die Anwesenheit von Cyankalium im Hohofen günstiger auf die Reduction des
                              Manganoxyduls wirken, als die Kohle, und die Wirkung noch dadurch gesteigert werden,
                              daß die Spannung der Gase eine bedeutende ist, weil die Reduction der Oxyde durch
                              gespannte Gase, hier des Cyankaliumdampfes leichter erfolgt, als wenn die Gase unter
                              gewöhnlichem Drucke sich befinden. Die Zusammensetzung der Schlacke nach ihrer
                              unmittelbaren Bildung wird ebenfalls von großem Einflusse seyn, indem aus einer
                              sauren Schlacke das darin befindliche Mangan viel schwieriger reducirt werden wird,
                              weil die damit verbundene Kieselsäure sich der Reduction des Manganoxyduls
                              widersetzen wird. Anders verhält es sich bei Schlacken basischer Natur, weil hier
                              die Kieselsäure eine hinlängliche Menge von Basen gebunden hält, und der Reduction
                              einiger kein Hinderniß entgegensetzen wird. Sehr wahrscheinlich ist ferner, daß der
                              Mangangehalt in ein und demselben Stücke Roheisen verschieden ist, und zwar werden
                              die oberen Schichten einen größeren Mangangehalt zeigen, als die unteren. Der Grund
                              liegt in dem eigenen Verhalten des Mangans, sich gern aus der geschmolzenen Masse
                              theilweise auszuscheiden, was ein Aufsteigen desselben nach oben zur Folge hat.
                              Tritt nun die Erstarrung des Eisens vor der Ausscheidung des Mangans ein, so müssen
                              dann die oberen Schichten des Roheisens einen größeren Mangangehalt zeigen, als die
                              unteren. (Berggeist, 1862, Nr. 47.)
                           
                        
                           Vorkommen von krystallisirtem Silicium in einem
                              Roheisen.
                           In der hüttenmännischen Productensammlung der k. k. Montan-Lehranstalt zu
                              Leoben befindet sich ein interessantes Stück von in Octaedern krystallisirtem
                              Roheisen. Dasselbe sollte anfangs als Material dienen, um das Achtelcarburet Gurlt's nachzuweisen, eignete sich aber weniger hierzu,
                              indem es eine große Menge fremder Substanzen enthielt. Von diesen fremden
                              Beimengungen war der interessanteste Körper das krystallisirte Silicium, welches auf
                              chemischem Wege als graphitähnliche Blättchen abgeschieden wurde. Die Kenntniß des
                              Vorkommens von krystallisirtem Silicium im Roheisen, von Deville zuerst entdeckt, ist nicht unwichtig für den praktischen
                              Eisenhüttenmann, denn es kann oft Ursache der schweren Schweißbarkeit und anderer
                              Unarten des Eisens seyn. Auf gewöhnliche Weise wird es beim Puddlingsproceß nicht
                              entfernt, da es bei hoher Temperatur selbst im Sauerstoffgas eine Veränderung nicht
                              erleidet und ebensowenig auf die Oxyde des Eisens von Einwirkung ist. Sollte man
                              solches krystallisirte Silicium in einem Eisen vermuthen, so würde ein Zusatz von
                              Soda und möglicher Weise auch von Bleiglätte zur vollständigen Entfernung desselben nöthig
                              seyn. (Berggeist, 1862, Nr. 48.)
                           
                        
                           
                           Verwendung von Amianth zur Papierfabrication.
                           In den Vereinigten Staaten Nordamerikas wurde ein ergiebiges Vorkommen von vollkommen
                              weißem Amianth in langen, seidenglänzenden, sehr feinen Fasern entdeckt. Der
                              niedrige Preis dieses Materials (15 Centimes das Kilogr.), seine Fähigkeit, einer
                              ziemlich starken Hitze zu widerstehen, und seine geringe Leitungsfähigkeit für die
                              Wärme haben Versuche veranlaßt, dasselbe als Material zum Ausfüllen der Stopfbüchsen
                              und zur Papierfabrication zu verwenden. Das Amianthpapier enthält ungefähr ein
                              Drittel seines Gewichts Amianth. Es brennt mit Flamme und hinterläßt dabei einen
                              weißen Rückstand, welcher, wenn man mit einiger Vorsicht verfahren hat, die Gestalt
                              des Papierblattes behält. Auf solchem Papier mit gewöhnlicher Tinte geschriebene
                              Schrift ist nach der Verbrennung der organischen Substanz noch ziemlich leserlich.
                              (Répertoire de Chimie appliquée, März
                              1862, S. 84.)
                           
                        
                           Verfahren bei der Fabrication von Theerpapier, von Gebrüder
                              Hédon.
                           Dieses (in Belgien patentirte) Verfahren bezweckt insbesondere die Auflösung des
                              Theeres und seine Vereinigung mit dem Papierzeug zur Fabrication des Theerpapiers
                              und der Theerpappe.
                           Um dieses Resultat zu erreichen, läßt man 50 Liter Theer ungefähr drei Stunden lang
                              kochen und löst ihn in derselben Quantität vegetabilischen Leimes auf, den man
                              gewöhnlich in den Papierfabriken anwendet, ein Leim, welcher aus Harz und
                              kohlensaurem Natron besteht. Nach diesem Aufkochen gießt man 30 Liter kochendes
                              Wasser auf die Mischung, rührt sorgfältig um und läßt das Ganze noch ungefähr fünf
                              Minuten lang kochen.
                           Hierauf schüttet man 50 Liter Kartoffelmehl in einen Bottich von entsprechendem
                              Umfange, der 600 Liter Wasser enthält, indem man dafür sorgt, es vollständig
                              einzurühren. Nun gießt man den durch den vegetabilischen Leim aufgelösten Theer mit
                              150 Litern kochendem Wasser in diesen Bottich und rührt das Ganze sorgfältig um. Der
                              Theer färbt das Kartoffelmehl und vereinigt sich mit demselben, wodurch eine
                              theerige Flüssigkeit entsteht, welche man in dem Verhältniß von 120 Litern auf 100
                              Kilogr. eingestampften Papierzeug verwenden kann.
                           Diese beiden Quantitäten gießt man in den Stampftrog des Papiercylinders und erhält
                              dadurch einen Zeug, welcher schon von selbst in ganz vorzüglicher Weise theerig und
                              mehr oder weniger gefärbt ist, je nachdem man den Zeug braucht.
                           Man kann diesem Theerpapiere verschiedene Farben und Nuancen geben, sowie es der
                              Handel bedarf; es kann auch sogar nach Befinden schwarz angestrichen und gefirnißt
                              werden, um es wasserdicht zu machen.
                           Es ist aus dem eben Gesagten ersichtlich, daß der durch vegetabilischen Leim
                              aufgelöste Theer auch dazu angewendet werden kann, verschiedene Stoffe und
                              Substanzen zu theeren und zu präpariren, um sie zu conserviren und deren Haltbarkeit
                              zu vermehren, wie z.B. Tauwerk, Segeltuch, Hölzer, welche der Luft oder dem
                              Einflusse des Seewassers ausgesetzt seyn müssen. Man kann den Theer durch ein
                              kürzeres oder längeres Eintauchen, er sey nun warm oder kalt, oder wenn es nöthig
                              ist, mittelst eines starken Druckes in die Poren dieser Stoffe eindringen lassen.
                              (Durch deutsche illustr. Gewerbezeitung.)
                           
                        
                           Vorzügliche Copirtinte, nach A. Ott.
                           Bei der Untersuchung der sogenannten Stark'schen
                              Copirtinte fand der Verf. in derselben Alaunerde, Kupfer, Eisen und Chrom; als er
                              nun versuchte, die Copirtinte nachzuahmen, fand er, daß folgendes Verfahren das
                              beste sey: 1/2 Pfund Blauholzextract wird mit 2 Loth Alaun, je 1/4 Loth Eisenvitriol
                              und Kupfervitriol, 1 Loth Zucker und einem Maaß Wasser gekocht. Zu dem colorirten
                              Decoct wird eine Auflösung von 1/4 Loth einfach-chromsaurem Kali in 4 Loth
                              Wasser gegeben. Zuletzt setzt man noch 2 Loth Indigschwefelsäure und 2 Loth Glycerin
                              zu. Die Indigschwefelsäure wird dargestellt, indem man 1/4 Loth fein gepulverten
                              Indigo mit 5 Loth Nordhäuseröl und einem Maaß Wasser digerirt. (Deutsche illustr.
                              Gewerbezeitung, 1862, Nr. 18.)
                           
                        
                           
                           Ueber Conservirung der Oelgemälde.
                           Werthvolle Oelgemälde leiden durch mannichfache Uebelstände allmählich Schaden. Das
                              belgische Ministerium des Innern hat über die Vermeidung derselben einige einfache,
                              praktische Vorschriften veröffentlicht. Die Feuchtigkeit ist der größte Feind der
                              Oelgemälde, und man soll daher hinter der Leinwand immer ein leichtes Gitterwerk von
                              Holz anbringen, zwischen dessen Spalten die Luft circuliren kann. Auch das directe
                              Sonnenlicht erweist sich sehr rasch verderblich. Dadurch, daß man matte,
                              geschliffene oder mit weißer Farbe angestrichene Glasfenster anwendet, kann man die
                              schädlichen Einwirkungen der Sonne abhalten. Brennende Lichter oder Lampen soll man
                              nicht in die Nähe der Oelgemälde bringen. Die Spuren von fettigen Substanzen, welche
                              der Verbrennung entgehen, setzen sich auf der Oberfläche der Gemälde an, verbinden
                              sich mit dem aufliegenden Staube und bilden so rasch eine Schmutzkruste. Ueberhaupt
                              soll man mittelst eines weichen seidenen Tuches von Zeit
                              zu Zeit allen Staub und Feuchtigkeit vorsichtig beseitigen. Der allerverwerflichste
                              Gebrauch besteht darin, die Gemälde, um ein momentanes Hervortreten ihres
                              Farben-Glanzes zu erzielen, mit Oel zu bestreichen, da dieß schnell eindringt
                              und ein rasches Nachdunkeln hervorbringt, so daß zuletzt alle Unterschiede
                              verschwinden. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 11.)
                           
                        
                           Speier's elastische
                              Gesundheits-Matratzen.
                           Als eine für die Krankenpflege höchst wichtige und förderliche Erfindung, welche aber
                              bisher noch nicht genügend zur Kenntniß des Publicums gekommen, bezeichnet Hr.
                              Sanitätsrath Dr. L. Posner
                              die elastischen Gesundheits-Matratzen, welche von
                              Hrn. Speier in der Oberwallstraße 19 in Berlin
                              angefertigt werden. Diese Matratzen bestehen aus einem Netze waagrecht miteinander
                              verbundener Drahtspiralen, welche eine Elasticität entwickeln, die der des
                              vielgerühmten Arnott'schen Wasserbettes vollständig
                              gleich kommt. Die Weichheit und Schmiegsamkeit eines solchen Lagers kann von den
                              besten Haarpolstern nicht erreicht werden, während dasselbe andererseits eine kaum
                              zu alterirende Dauerhaftigkeit besitzt und somit in ökonomischer Beziehung die
                              wesentlichsten Vortheile bietet. Abgesehen von denselben aber, sind die hygienischen
                              Vorzüge dieser Matratzen vor allen bekannten Lagerungs-Methoden so wesentlich
                              und entschieden, daß die Einführung derselben, namentlich für öffentliche
                              Krankenanstalten, aufs wärmste und aus voller Ueberzeugung empfohlen wird. Die
                              Permeabilität der Matratzen für die Luft erhält das Lager kühl und schützt vor dem
                              in Polstern und Strohsäcken bei längerem Gebrauche unvermeidlichen mulstrigen,
                              dumpfen Geruche; contagiöse Stoffe, für welche sonst die Bettunterlagen so ergiebige
                              und nachhaltige Träger bilden, haften an diesen Drahtmatratzen nicht, eben so wenig
                              können sie Brutstätten für Ungeziefer abgeben. Das Lager behält stets eine
                              unveränderliche Ebenheit, und dieser Umstand, sowie die Kühle und Trockenheit
                              desselben treten der Bildung von Decubitisstellen (Wundliegen-Stellen)
                              hemmend entgegen.
                           Wenn strikteste Reinlichkeit und Ventilation des Lagers eine der nächstliegenden
                              Aufgaben der Krankenpflege ist, so kann diese durch nichts besser und ausreichender
                              erfüllt werden, als durch die in Rede stehenden Matratzen, deren allgemeine
                              Benutzung auch durch ihren civilen Preis keineswegs beeinträchtigt wird. Eine
                              derartige Lagerstelle, für welche an anderweitigen Fournituren nichts weiter
                              nothwendig ist als eine Wollendecke oder ein etwa zolldickes Haarpolster, kostet circa 14 Thaler, kommt somit im Preise dem einer
                              sorgfältig gearbeiteten Roßhaarmatratze ziemlich gleich, während sie in Bezug auf
                              Weichheit, Comfort und Dauerhaftigkeit die letzteren weit übertrifft. Es könnte also
                              vielleicht die erste Anschaffung etwas kostspieliger erscheinen, jedoch würde dieß
                              durch die ungestörte Benutzung, ohne jegliche Reparatur, Wäsche u.s.w. bald mehr als
                              ausgeglichen seyn. Hr. Dr. Posner empfiehlt schließlich seinen Berufsgenossen, sich der in Rede
                              stehenden Erfindung aufs Angelegentlichste anzunehmen und durch Autopsie sich von
                              der Trefflichkeit derselben noch bündiger zu überzeugen als dieß durch eine kurze
                              Notiz geschehen könnte. (Monatsschrift des Gewerbevereins zu Köln, 1862 S. 94.)
                           
                        
                           
                           Gehalt des Guanos an salpetersauren Salzen.
                           Bekanntlich liefern die Guanoablagerungen zwei Sorten Guano: eine weiße (huano blanco) und eine braune von üblem Geruch. Die
                              weiße besteht aus den während des Lebens der Seevögel abgelagerten Excrementen und
                              wurde höchst wahrscheinlich einzig von den Ureinwohnern Perus als Düngstoff benutzt.
                              Die braune Sorte gehört vielleicht zu der älteren Alluvion und ist seit
                              Jahrhunderten abgelagert, da ihn die alten Peruaner nicht benutzt zu haben
                              scheinen.
                           Die außerordentliche Düngkraft, welche der braune Guano besitzt, verdankt er sowohl
                              seinem Gehalt an Phosphaten, wie auch an assimilirbarem Stickstoff in Gestalt von
                              Ammoniaksalzen und harnsauren Salzen. Der weiße Guano enthält fast gar keine
                              organischen Bestandtheile, aber viel Phosphate. Er findet sich reichlich auf der
                              Küste von Chili, ist eine Zeit lang als peruanischer importirt worden und hat eine
                              gewisse Verwirrung im Guanohandel hervorgerufen. Man verschmäht ihn als ein viel
                              wirkungsloseres Düngmittel und zieht den braunen vor. Nichtsdestoweniger ist er ein
                              ganz werthvoller Düngstoff, weil er, wie Boussingault
                              (Comptes rendus, t. L. p. 887) ausmittelte,
                              salpetersaure Salze enthält. Der Verf. bekam nämlich von der Regierung des Staates
                              Ecuador eine Probe weißen Guanos, welcher nach dem beigefügten Bericht ein guter
                              Dünger war, obwohl er nach Boussingault's Analysen nur
                              0,7 Proc. Stickstoff neben 50,3 Proc. Kalkphosphat und 19 Proc. Sand und Thon
                              enthielt. Bei weiterer Untersuchung fand jedoch der Verf., daß dieser Guano so viel
                              Salpetersäure enthielt, als 3 Proc. Salpeter entsprechen. Daraus erklären sich denn
                              die vorzüglichen Eigenschaften, welche man an dem weißen erdigen Guano der
                              Galapagos-Inseln beobachtet hatte. Aehnliche Guanos beutet man seit einiger
                              Zeit aus manchen Inseln des stillen Oceans aus, z.B. aus Jarvis, Baker, Howland und
                              anderen.
                           Der Verf. hat nachher mehrere Guanosorten, auch von den braunen ammoniakalischen
                              analysirt, und in allen ebenfalls salpetersaure Salze gefunden. Die Methode, nach
                              welcher er arbeitete, war folgende: kalte Digestion mit Weingeist von 33 Proc.,
                              Verdampfen des Alkohols und Prüfung des Rückstandes mit Indigosolution –
                              qualitativ; – für die quantitative Bestimmung wurde der Guano mit gewaschenem
                              Braunstein und verdünnter Schwefelsäure destillirt und das Destillat mit titrirter
                              Indigolösung geprüft.
                           Die gefundene Salpetersäure wurde als salpetersaures Kali berechnet, und so sind die
                              Angaben in nachstehender Zusammenstellung zu verstehen. Es enthielten die Guanos in
                              100 Theilen:
                           
                              
                                 (Barral) von der Insel
                                 Kalkphosphat
                                 Stickstoff
                                 Sand u. Thon
                                 Salpeter
                                 
                              
                                     Jarvis (weiß)
                                 82,3
                                 0,3
                                   0,2
                                    0,5
                                 
                              
                                 von den Küsten Chiles (weiß)
                                 44,9
                                 0,6
                                   6,4
                                 0,633
                                 
                              
                                 (Girardin) dito
                                   7,0
                                 2,1
                                 15,4
                                 0,234
                                 
                              
                                 Peruanischer (verdächtig) braun
                                 –
                                 5,7
                                 –
                                    0,47
                                 
                              
                                 von Chincho-Inseln (braun)
                                 27,4
                                 8,6
                                   1,2
                                    0,11
                                 
                              
                                 Peruanischer (weiß)
                                 24,6
                                 8,1
                                   2,0
                                 0,275
                                 
                              
                           (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXV S. 511.)
                           
                        
                           Mittel gegen den Kornwurm.
                           In Ansbach zeigte mir Hr. Culturingenieur Classen den
                              Kornspeicher, in welchem der weiße Kornwurm großen Schaden angerichtet hat, der aber
                              nun durch eine Luftdrainage vollständig von ihm befreit worden ist. Es wurde jeder
                              einzelne Kornhaufe drainirt durch 10' von einander entfernte parallele Drainstränge,
                              deren Ausmündungen entweder direct mit den Luftröhren des Speichers in Verbindung
                              standen, oder aber durch einen Sammeldrain indirect mit denselben in Verbindung
                              gebracht wurden, so daß ein kalter Luftstrom in dem Getreidehaufen circuliren
                              konnte. Die Röhren hatten 1'' Lichtweite und waren auf Latten gelegt, um ihr
                              Versinken zu verhindern. Binnen kurzer Zeit war der Kornwurm vertrieben und noch der
                              weitere Vortheil erreicht, daß nun der Raum des Speichers viel besser benutzt werden
                              kann, als früher, indem nun sehr hohe Kornhaufen auf einander geschichtet werden
                              können, die nach je 2 1/2' Höhe von einem Drainsystem durchzogen sind. Dadurch wird
                              in dem Kornhaufen die Temperatur der äußeren Luft hergestellt, in welcher weder das
                              Korn verdirbt, noch der Kornwurm existiren kann. W. Hintz. (Wochenblatt für Land- und Forstwirtschaft, 1862, Nr. 23.)