| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 165, Jahrgang 1862, Nr. , S. 463 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die technischen Unterrichtsanstalten.
                           In der neueren Zeit haben sich mehrseitige Bestrebungen kundgegeben, den Unterricht
                              in den technischen Wissenschaften nach einer dem Standpunkte dieser Wissenschaften
                              und den Anforderungen unserer Zeit an Lehr- und Lernfreiheit entsprechenden
                              Weise einzurichten. Während dieser Gegenstand in Bayern schon seit vielen Jahren in
                              der Schwebe bleibt und, obgleich derselbe von Jahr zu Jahr mehr zu einer entgültigen
                              Entscheidung drängt, leider wieder auf ein Jahr hinausgeschoben scheint, entstand in
                              Zürich das schweizerische Polytechnicum und gelangte durch die umfassendere
                              Organisation und durch die gewährte größere Lernfreiheit in kurzer Zeit neben der
                              Carlsruher Schule zu einer vielversprechenden Blüthe; in Stuttgart hat man sich
                              dadurch im laufenden Jahre auch veranlaßt gesehen, der polytechn. Schule einen
                              höheren Charakter zu verleihen, und vor Kurzem erst hat das preußische Haus der
                              Abgeordneten bei der Berathung der Etats für Berg-, Hütten- und
                              Salinenwesen die Erwartung ausgesprochen, daß die Regierung endlich eine großartige
                              polytechnische Anstalt errichten werde, in welcher auch der Unterricht in den
                              genannten Zweigen der Technik vertreten sey. Bei allen diesen Bestrebungen fehlt es
                              aber mehr oder minder an klar erkannten Principien und einer consequenten
                              Einrichtung des ganzen technischen Unterrichtes von unten auf bis zur Spitze. Wir
                              glauben daher unsere Leser auf eine im Laufe dieses Jahres erschienene Schrift:
                           Entwurf einer zeitgemäßen Organisation des technischen Unterrichts,
                              zunächst im Hinblick auf die bevorstehende Reorganisation des technischen
                              Unterrichtswesens im Königreiche Bayern, bearbeitet von einem Fachmann. Leipzig,
                              1862. Voß. (146 S.) 8. 16 Sgr.
                           aufmerksam machen zu sollen, in welcher zum erstenmale ein
                              consequentes System technischer Unterrichtsanstalten mit vollständiger Motivirung
                              bis ins kleinste Detail gehender Ausführung in Vorschlag gebracht, und worin auch
                              zum erstenmal die Unterscheidung des technischen Unterrichts in einen solchen für
                              den praktischen oder arbeitenden Techniker und in einen solchen für den
                              wissenschaftlichen, die Arbeit leitenden Techniker zu Grunde gelegt wird, jedoch in
                              der Art, daß diese Unterscheidung nur zu einer Trennung der unteren Stufen des
                              Unterrichts führt, während in der höchsten Stufe der technischen Hochschule sich
                              alle Richtungen vereinigen und jedem angehenden Techniker zur vollständigen
                              Ausbildung in irgend einem Zweige der Technik Gelegenheit geboten wird.
                           Dieser allgemeinen Andeutung des Inhaltes der genannten Schrift lassen wir die
                              nachstehenden Auszüge aus zwei uns vorliegenden Besprechungen derselben folgen.
                           Das literarische Centralblatt für Deutschland, herausgegeben von Prof. Dr. Fr. Zarncke in Leipzig,
                              spricht sich in Nr. 34 des lfd. Jahrganges darüber in folgender Weise aus:
                           
                              „Große Sachkenntniß und ein entschiedenes Organisationstalent des
                                 Verfassers sprechen aus dieser Schrift. Obgleich bis ins Kleine ausgearbeitet,
                                 erscheint doch der umfangreiche Entwurf durch übersichtliche Ordnung überall klar und
                                 als einheitliches Ganzes. – Der Verfasser geht von dem Standpunkte aus,
                                 daß die Staatsregierung der Jugend Gelegenheit geben solle, „zu jeder
                                    Art von Ausbildung, wie sie sowohl das öffentliche Leben als insbesondere
                                    der technische Staatsdienst erfordert.“ Den beiden
                                 Hauptrichtungen der Technik, der praktischen und der wissenschaftlichen, sollen
                                 daher zwei Arten von Bildungsanstalten entsprechen. Als solche nennt der
                                 Verfasser für die praktischen Arbeiter die Gewerbschulen, denen als Fachschulen
                                 die Mechaniker-, Landwirthschafts- und Handelsschulen, und für
                                 Lehrlinge die Handwerkerschulen sich anreihen. Für die wissenschaftlich zu
                                 bildenden Leiter und Ordner der Arbeit empfiehlt er technische Lateinschulen und
                                 Gymnasien, und die technische Hochschule. Allen diesen Lehranstalten ist ihr
                                 Wirkungskreis eingehend vorgezeichnet; selbst die wöchentliche Stundenzahl jedes
                                 Lehrfaches und Lehrers, und die nothwendigen Hülfsmittel des Unterrichts sind
                                 nicht vergessen.“
                              
                           
                              „Während die Handwerker-Lehrlingsschule in 3mal2wöchentlichen
                                 Stunden ihren anderweitigen praktisch beschäftigten Zöglingen nur die Kenntnisse
                                 lebendig erhalten und erweitern soll, welche dieselben aus der Gewerbschule
                                 mitgebracht haben, bezwecken dagegen die Mechaniker-,
                                 Landwirthschafts- und Handelsschulen die Heranbildung wirklicher Gehülfen
                                 in den entsprechenden Fächern. Den 14- bis 16jährigen Schülern soll daher
                                 außer dem theoretischen Unterricht eine ausführliche Anleitung zu praktischen
                                 Arbeiten ertheilt werden. Mit den drei Fachschulen ist demgemäß eine mechanische
                                 Werkstatt, eine ländliche Oekonomie oder ein Handels-Comptoir zu
                                 verbinden.“
                              
                           
                              „Das technische Gymnasium soll die technischen Lateinschüler und etwa die
                                 fähigeren Gewerbschüler vom 15. bis 18. Lebensjahre zum wissenschaftlichen
                                 Studium an der technischen Hochschule heranbilden. Diese umfaßt neun
                                 Fachschulen, nämlich für: 1) das technische Lehrfach, 2) Bau- und
                                 Ingenieurfach, 3) mechanische Technik, 4) chemische Technik, 5) Berg-,
                                 Salinen- und Hüttenwesen, 6) Forstwissenschaft, 7) Landwirthschaft, 8)
                                 National-Oekonomie, Verkehr und Handel, 9) Kriegswissenschaft. Der
                                 Eintritt in eine Fachschule oder von einem Jahrescurs in einen höhern ist jedem
                                 18jährigen jungen Mann gestattet, welcher die nöthigen Vorkenntnisse nachweist.
                                 Zur Aneignung der letzteren gibt eine allgemeine Vorbildungsschule allen denen
                                 Gelegenheit, welche durch die Praxis ihren Weg zur Hochschule nehmen. Hier wie
                                 überall empfiehlt der Verfasser die Einführung von Aufnahms- statt der
                                 Abgangsprüfungen. Vielfach und lebhaft erinnert die technische Hochschule an das
                                 vortreffliche eidgenössische Polytechnicum in Zürich. Doch unterscheidet sie
                                 sich vortheilhaft von diesem durch einen noch großartigeren Wirkungskreis und
                                 durch ausgedehntere Freiheit des Lernens.“
                              
                           
                              „In Betreff der geistreichen Ausführung und gründlichen Motivirung all
                                 dieser Vorschläge müssen wir auf die Schrift selbst verweisen.“
                              
                           Und ein Artikel: „die Organisation des technischen Unterrichts“
                              in der Beilage zu Nr. 219 (7. August 1862) der Augsburger Allgemeinen Zeitung knüpft
                              an die Mittheilung des in der Schrift enthaltenen Uebersichtsplanes des
                              vorgeschlagenen Systems technischer Unterrichtsanstalten folgendes Urtheil:
                           „Man sieht, hier ist jedem Bedürfniß Rechnung getragen, und doch der
                                 Bildungsgang trotz aller Strenge und Methode ein durchaus freier. Von der
                                 Volksschule, dem Elementarunterricht ausgehend, zweigt sich, je nach dem Ziel,
                                 nach dem sich kundgebenden Drange, der sich zeigenden Befähigung, nach den
                                 Mitteln welche der Schüler auf seine Ausbildung verwenden kann, Anstalt auf
                                 Anstalt ab, die jedoch wieder in der höheren Stufe zusammenlaufen, und sich die
                                 Hand reichen. Bei jeder Entwicklungsstufe ist an die allgemeine Bildung gedacht,
                                 welche noch mit der Specialbildung vereinbar ist, die Fachbildung nicht eher zur
                                 absoluten Nothwendigkeit durch die Begrenzung des Gebietes der
                                 Unterrichtsanstalt des bezüglichen Lebensjahres gemacht, bis das Alter selbst
                                 dazu zwingt.“ – –
                           
                              „Der Entwurf einer zeitgemäßen Organisation des technischen Unterrichtes
                                 behandelt aber nicht bloß die Eintheilung der bezüglichen Unterrichtsanstalten,
                                 er entwickelt nicht bloß wem und wo gelehrt werden soll, sondern er erörtert
                                 auch ebenso eingehend was und wie gelehrt werden soll. Der Entwurf bestimmt und begrenzt die
                                 einzelnen Disciplinen, die Art und Weise des Vortrags, die Vertheilung des
                                 Unterrichts nach Zeit und Person, endlich die Aufnahmsbedingungen und die
                                 Disciplin der Schüler, sowie die Leitung des Ganzen. Eine genaue
                                 Berücksichtigung des Bedürfnisses geht mit einem scharfsinnigen Nachweis wie es
                                 zu befriedigen ist, und einer umsichtigen Ausnützung der Mittel, Hand in Hand.
                                 Keine praktische, keine wissenschaftliche technische Thätigkeit, kein wahres
                                 Bedürfniß ist unberücksichtigt geblieben, aber auch nirgends Ueberflüssigem,
                                 Ungehörigem das Wort
                                 geredet: alle Anstalten stützen und ergänzen sich gegenseitig. Vollendete
                                 Kenntniß des Stoffes, Maaß und Tact der Beurtheilung der Forderungen, Scheidung
                                 des Nothwendigen vom Nützlichen und vom Angenehmen, und eine ächt mathematische
                                 Oekonomie der Zeit und der Kräfte verräth sich bei jedem Vorschlag. Die Aufgabe
                                 ist im wahren Sinne des Wortes vollendet gelöst, und wir können die Denkschrift
                                 als Grundlage für jede Umänderung oder Neuorganisation technischer
                                 Unterrichtsanstalten kaum warm genug empfehlen.“
                              
                           
                        
                           Verbesserte Schützentreiber von J. B. Wood in Broughton bei Manchester.
                           Während man bisher die Schützentreiber aus zusammengefaltetem Leder herzustellen
                              pflegte, verfertigt sie der Patentträger aus einem massiven Stück, welches er aus
                              Büffel- oder anderen Häuten gewinnt. Die ungegerbten Häute werden 1 bis 2
                              Tage in Wasser eingeweicht, das eine Temperatur von nicht über 27° C. hat.
                              Sind sie gehörig erweicht, so werden sie mindestens 24 Stunden lang in freier Luft
                              getrocknet und darauf vermittelst einer geeigneten Vorrichtung in schmale Streifchen
                              zerschnitten. Diese Streifchen werden zunächst zwischen geriffelten Walzen und dann
                              zwischen glatten Walzen durchgezogen, bis sie in eine gleichförmige Masse
                              umgewandelt sind. Die Masse wird mindestens 2 Tage lang einer Temperatur von nicht
                              über 32° C. ausgesetzt und inzwischen mehrmals gewendet, bis sie durch und
                              durch weich und plastisch geworden ist. Das so gewonnene Material wird entweder
                              allein oder mit einem Zusatz von Baumwolle, Flachs oder anderen Faserstoffen im
                              Betrage von 10 Proc. zwischen schweren Walzen durchgeführt, wodurch eine möglichst
                              innige Vereinigung der einzelnen Theile bezweckt wird. In diesem Zustande wird es in
                              flache Kuchen, welche die Dicke des Schützentreibers haben, geformt, und aus den
                              Kuchen werden, nachdem sie trocken geworden sind, die Treiber vermittelst eines
                              Durchschnittes ausgeschnitten. Statt dessen kann man auch das Material vermittelst
                              einer hydraulischen Presse in eiserne Formen eindrücken, welche die Gestalt der
                              Schützentreiber haben. Die geformten Stücke werden dann aus den Formen
                              herausgenommen und an einem kühlen Orte so lange stehen gelassen, bis sie gehörig
                              getrocknet und erhärtet sind. – Patentirt in England am 22. Juli 1861. (London Journal of arts, April 1862, S. 218;
                              württembergisches Gewerbeblatt Nr. 34.)
                           
                        
                           Ueber den Wasserverbrauch in großen Städten.
                           Im Junihefte, 1861, der in Paris herauskommenden Zeitschrift: „Nouvelles Annales de la Construction“
                              finden sich nachstehende nicht unwichtige, auf genaue Ermittelungen gestützte
                              Angaben über den Wasserverbrauch in größeren Städten.
                           Auf den Kopf rechnet man im großen Durchschnitt für Getränk und zur Zubereitung der
                              Speisen 2 Liter und zu äußerlichen Zwecken, als Waschen etc. – 18 Liter
                              Wasser. Durch Zusammenwohnen wird dieser Verbrauch erheblich eingeschränkt, und kann
                              eine aus 5 Gliedern bestehende Familie mit 40 Litern auskommen.
                           In Paris findet folgender Verbrauch statt:
                           
                              
                                 eine Person consumirt täglich
                                 
                                     20 Liter
                                 Wasser
                                 
                                 
                              
                                 ein
                                    Pferd               „          
                                    „
                                 
                                     75    „
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 ein zweirädriger Wagen
                                         „
                                 
                                     40    „
                                 „
                                 (zum Reinigen)
                                 
                              
                                 ein
                                    vierrädriger      
                                    „          
                                    „
                                 
                                     75    „
                                 „
                                 (deßgl.)
                                 
                              
                                 eine Pferdekraft von Hochdruckmaschinen,
                                    stündlich
                                   200    „
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 eine deßgl. von Mitteldruckmaschinen,
                                    stündlich
                                   400    „
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 eine deßgl. von Niederdruckmaschinen
                                    stündlich
                                   800    „
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 ein Quadratmeter Garten, jährlich
                                   500    „
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 ein Bad consumirt täglich
                                 
                                   300    „
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 ein Gassenspülhahn, täglich
                                 5000 –
                                 6000    „
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 ein Quadratmet. Straßensprengung, täglich
                                       1    „
                                 „
                                 
                                 
                              
                           
                           Unter Benutzung dieser Angaben, welche den Verhältnissen anzupassen sind, kann der
                              Bedarf einer Stadt an Wasser leicht ermittelt und hierauf hin die Berechnung der
                              nöthigen Anlagen etc. einer künstlichen Zuführung des Wassers zugelegt werden.
                           Der Verbrauch an Wasser ist übrigens selbstredend sehr verschieden und regelt sich
                              nach klimatischen Verhältnissen und dem größeren oder geringeren Vorrath an Wasser,
                              wie nachstehende Zusammenstellung des Wasserverbrauchs in mehreren größeren Städten
                              ergibt.
                           
                              
                                 NamenderStädte.
                                 Wasserverbrauchpro
                                    Kopfund Tag in Litern.
                                 NamenderStädte.
                                 Wasserverbrauchpro
                                    Kopfund Tag in Litern.
                                 
                              
                                 Paris
                                   60
                                 Cette
                                   106
                                 
                              
                                 (Die Einrichtungen  gestatteten
                                    eine  Abgabe bis)
                                 120
                                 LyonNantesLondon
                                     85    60  112
                                 
                              
                                 Metz
                                 20–25
                                 Glasgow
                                   113
                                 
                              
                                 St. Etienne
                                 20–25
                                 Genua
                                   120
                                 
                              
                                 Angoulême
                                 35–40
                                 Edinburgh
                                     50
                                 
                              
                                 Hâvre
                                 40–45
                                 Manchester
                                     84
                                 
                              
                                 Clermont
                                 50–55
                                 Philadelphia
                                     70
                                 
                              
                                 Montpellier
                                 50–60
                                 New-York
                                   568
                                 
                              
                                 Toulouse
                                 62–78
                                 Brüssel
                                     80
                                 
                              
                                 Grenoble
                                 60–65
                                 München
                                     80
                                 
                              
                                 Narbonne
                                 62–78
                                 Rio Janeiro
                                      9
                                 
                              
                                 Dijon
                                 198–678
                                 Constantinopel
                                     20
                                 
                              
                                 Besançon
                                 246
                                 Rom, alter Theil
                                 1084
                                 
                              
                                 Marseille
                                 470
                                 Rom, neuer Theil
                                 1105
                                 
                              
                                 Bordeaux
                                 170
                                 Hamburg
                                   125
                                 
                              
                                 Altona
                                   25
                                 
                                 
                                 
                              
                           (Zeitschrift des hannoverschen Architekten- und
                              Ingenieurvereins, 1862, Bd. VIII S. 198.)
                           
                        
                           Der Blitz durch eiserne Schornsteine angezogen.
                           Professor Jaquemin in Straßburg, ein ausgezeichneter
                              Chemiker, wäre neuerdings bald das Opfer eines Blitzstrahls geworden, der durch das
                              nach außen verlängerte Blechrohr eines Ofens in sein Laboratorium geleitet worden
                              war. Die Zerstörungen waren sehr bedeutend, doch ist glücklicherweise kein
                              Menschenleben zu beklagen. Besonders merkwürdig ist die Beobachtung, daß im anderen
                              Flügel des langen Gebäudes einige Arbeiter wenige Minuten vor dem eigentlichen
                              Schlage dreimal hinter einander eine blaue Flamme den Kamin in ihrer Stube erfüllen
                              sahen. Solche eiserne Schornsteine sind daher aus den bewohnten Gebäuden zu
                              verbannen oder wenigstens mit einer guten Ableitung nach dem Erdboden zu versehen.
                              (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 17.)
                           
                        
                           Ueber die Oxydation der zur Verbindung von Kohksöfen etc.
                              verwendeten eisernen Ankerstangen.
                           Ober-Berghauptmann v. Dechen zeigte in der
                              niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde Stücke von eisernen
                              Ankerstangen vor, welche zur Verbindung von Kohksöfen auf der Steinkohlengrube
                              Centrum bei Eschweiler während eines Zeitraumes von 3 Jahren gedient haben und deren
                              Mittheilung der Gefälligkeit des Bergmeisters F. Baur in
                              Eschweiler verdankt wird. Dieselben sind in Magneteisenstein
                              (Eisenoxyd-Oxydul) umgeändert und stark magnetisch. Nach der Analyse des
                              Ingenieurs Weber enthält die äußere Schale nach zwei
                              Bestimmungen: Eisen 71,17 bis 70,83, Sauerstoff 28,83 bis 29,17 bei einem specifischen Gewichte
                              von 5,05, während der innere Kern Eisen 76,99, Sauerstoff 23,01 enthält, bei einem
                              specifischen Gewichte von 5,16, während nach der chemischen Formel Magneteisen aus
                              72,41 Eisen und 27,59 Sauerstoff besteht. In der äußeren Schale ist also schon etwas
                              Eisenglanz (Eisenoxyd) enthalten, während in dem inneren Kerne noch etwas
                              metallisches Eisen vorhanden ist. Die Umwandlung von außen nach innen ist daher
                              vollständig nachgewiesen. (Berggeist, 1862, Nr. 69.)
                           
                        
                           Eisenverlust beim Puddeln.
                           Man kann das Eisen fast ohne Verlust puddeln, während bei schlechter Ofenconstruction
                              täglich 6 Cntr. verloren gehen können, was bei einem Werke mit 18 Oefen jährlich
                              2000 Tonnen im Werthe von 14000 Pfd. Sterl. ausmacht. Der Grund davon liegt in
                              Nichtbeobachtung des Umstandes, daß starkgekohltes oder gefeintes Roheisen die
                              größtmögliche Hitze zum Einschmelzen bedarf. In schlecht construirten Oefen oder mit
                              schlechten Kohlen läßt sich diese Hitze nicht hervorbringen und ein bei hoher
                              Temperatur erblasenes sehr graues, aber an Schwefel und Phosphor armes gutes
                              Roheisen gibt dann ein schlechtes Frischeisen. Man wendet alsdann wohl künstliche
                              Flußmittel an, als: Salz, Thon, Schlacke, Kalk, Potasche etc., allein dieselben
                              führen selten zum Ziele, wenn nicht die angegebene Grundbedingung erfüllt wird. (Mining Journal, 1862, Nr. 1384.)
                           
                        
                           Nachweisung des Silbers für gerichtlich-medicinische
                              Fälle; von J. Nickles.
                           Hr. Nickles hatte die Zusammensetzung von verdächtigen
                              Flecken auf Leibwäsche zu bestimmen; nachdem er sich überzeugt hatte, daß dieselben
                              Silber enthalten, ermittelte er folgendes galvanoplastische Verfahren um das Silber
                              metallisch abzuscheiden, so daß es selbst in der geringsten Menge leicht zu erkennen
                              ist. Dieses Verfahren läßt weder hinsichtlich der Genauigkeit, noch bezüglich der
                              schnellen Ausführbarkeit und Einfachheit etwas zu wünschen übrig.
                           Man setzt dem Material, worin Silber enthalten seyn muß (wohl verstanden, nachdem man
                              sich versichert hat, daß keine anderen Metalle wie Blei, Quecksilber etc. vorhanden
                              sind) Cyankalium zu, und taucht in die Flüssigkeit einerseits einen gut abgebeizten
                              Kupferdraht, welcher am negativen Pol einer galvanischen Säule befestigt ist, und
                              anderseits einen Graphitstift, welcher das Ende des positiven Pols bildet.
                           Eine wesentliche Bedingung ist, einen so schwachen galvanischen Strom anzuwenden, daß
                              sich um den am negativen Pol befestigten Kupferdraht herum kein Wasserstoffgas
                              entwickelt, weil sonst der Silberniederschlag demselben nicht anhaftet und mehr oder
                              weniger pulverförmig wird.
                           Wenn die abzuscheidende Silbermenge außerordentlich gering ist, so muß man dasselbe,
                              um es so deutlich als möglich nachzuweisen, auf einer sehr beschränkten Fläche sich
                              ablagern lassen und daher nur das Ende des Kupferdrahts eintauchen. Wenn man unter
                              guten Umständen operirt, versilbert sich dieser Draht mit der größten
                              Leichtigkeit.
                           Dieses Verfahren ist ganz geeignet, um das Silber aus den Rückständen dieses Metalls
                              auszuziehen. Man verwandelt das Silber in Chlorsilber, wascht dieses gut aus, und
                              löst es in Cyankalium auf, ehe man es der Einwirkung der Säule aussetzt. (Journal de Pharmacie et de Chimie, April 1862.)
                           
                        
                           Das Einathmen der Kohlensäure als wirksames und gefahrloses
                              anästesisches Mittel während chirurgischer Operationen; von C. Ozanam.
                           Im J. 1858 habe ich mich dahin ausgesprochen, daß die mit Luft
                                 gemischte Kohlensäure von allen anästhesischen Mitteln das geeignetste ist,
                              um eine hinreichende und doch gefahrlose Unempfindlichkeit hervorzubringen. Ich will
                              nun die Möglichkeit beweisen, diese neue Methode für chirurgische Operationen
                              anzuwenden.
                           Ich hatte bei einem jungen Mann ein tiefes Geschwär zu öffnen, welches sich am
                              unteren und inneren Theil des Schenkels befand; man mußte auf eine Tiefe von mehreren Centimetern
                              eindringen, indem man Schichte für Schichte aufschnitt. Der Kranke, den Schmerz
                              fürchtend, verlangte eingeschläfert zu werden; ich willigte ein, indem ich ihm
                              bemerkte daß er anstatt Chloroform ein einschläferndes Gas einzuathmen habe. Hierzu
                              bediente ich mich eines Gemisches von drei Vierteln
                                 Kohlensäure und einem Viertel atmosphärischer Luft; dieses Gemisch war in
                              einem Kautschuksack von beiläufig 25 Litern Fassungsraum enthalten.
                           Am Sack war eine lange biegsame Röhre angebracht, die in ein trichterförmiges
                              Mundstück endigte, welches rings um die Nase und den Mund des Kranken angebracht
                              werden konnte; man hütete sich aber wohl, es luftdicht anzubringen, damit der Kranke
                              gleichzeitig mit der Kohlensäure eine gewisse Menge äußerer Luft ansaugen
                              konnte.
                           Man öffnete den Hahn, drückte auf den Sack und das Einathmen begann.
                           Der Schlaf stellte sich nach Verlauf von beiläufig zwei Minuten ein, und während
                              dieser Zeit beobachtete ich zwei eigenthümliche Erscheinungen: 1) Beschleunigung der
                              Respirationsbewegung; 2) einen reichlichen Schweiß des Gesichts.
                           Nachdem der Kranke eingeschläfert war, machte ich den Einschnitt der Haut und der
                              darunter liegenden Gewebe, ohne daß der Kranke die geringste Bewegung machte oder
                              den geringsten Schmerz zu erkennen gab. Es fand also vollständige Unempfindlichkeit
                              statt. In dem Zeitpunkt, wo die Operation fast beendigt war, ließ ich das Einathmen
                              unterbrechen, und machte bloß noch den letzten Schnitt mit dem Messer. Diesen spürte
                              nun der Kranke, obgleich in sehr erträglicher Weise und kam sofort zum Bewußtseyn.
                              (Comptes rendus, t. LIV p. 1154.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des mit Kupfervitriol imprägnirten
                              Kiefern- und Buchenholzes in den Seidenzuchtanstalten als Schutzmittel gegen
                              die ansteckenden Krankheiten der Seidenwürmer; von Brouzet.
                           Auf meinem Gute in den Cévennes giengen von 1853 bis 1858 alle
                              Seidenwürmer-Ernten zu Grunde. Ich erneuerte alsdann das ganze Material der
                              Zuchtanstalten und wandte für das Fachwerk frisch geschnittene Kiefernbreter an.
                              Meine Seidenwürmer-Ernte gelang nun sehr gut; man konnte sich jedoch leicht
                              überzeugen, daß die verschiedenen Krankheiten, welchen die Seidenwürmer ausgesetzt
                              sind, wie die Muscardine etc., noch im Keime waren.
                           Im Jahre 1860 hatte ich für den Staat Telegraphenstangen zu liefern und benutzte das
                              Boucherie'sche Verfahren zum Imprägniren des Holzes.
                              Ich verwendete dieses Jahr für das Fachwerk der Seidenzuchtzimmer Breter von mit
                              Kupfervitriol imprägnirten Bäumen, und die Seidenwürmer machten ihre verschiedenen
                              Häutungen auf diesen Bretern nicht nur mit bestem Erfolge durch, sondern es wurde
                              auch kein einziger derselben von einer Krankheit ergriffen, wogegen die in dem
                              gleichen Local aus denselben Eiern ausgebrüteten Seidenwürmer, welche auf nicht mit
                              Kupfervitriol imprägnirten Bretern erzogen waren, von der Muscardine ergriffen
                              wurden und keine so genügenden Resultate wie die ersteren gaben. (Comptes rendus, t. LIV p.
                              1188.)
                           
                        
                           Das Färben von Stroh und Strohhüten.
                           
                              Kastanienbraun.
                              Für 25 Strohhüte.
                              
                                 
                                     1 1/2 Pfd.
                                    gemahlenes Caliatourholz,
                                    
                                 
                                      2      
                                       „
                                            „          Curcuma,
                                    
                                 
                                    12      Loth
                                    Gallus oder Sumach,
                                    
                                 
                                      1 1/2 „
                                    geraspeltes Blauholz.
                                    
                                 
                              Man läßt wenigstens 2 Stunden lang kochen in einem Kessel, der ausreichend groß
                                 ist, damit die Hüte nicht gegen einander gepreßt werden.
                              Man spült sie aus und läßt sie dann über Nacht in einem Bade von salpetersaurem
                                 Eisen von 4° Baumé.
                              Man spült mehreremale sorgfältig aus, um die Säure zu entfernen. Man vermehrt den
                                 Sandel und röthet in Blauholz, um ein dunkleres Kastanienbraun zu erhalten.
                              Wenn das Stroh trocken ist, so bürstet man mit einer Bürste von Hundsgras, um ihm
                                 Glanz (Lüster) zu geben.
                              
                           
                              
                              Silbergrau.
                              Für 25 Strohhüte.
                              Man wählt zu dieser Farbe das weißeste Stroh aus und weicht es in einem Bade von
                                 krystallisirter Soda, dem man ein wenig einer klaren Kalklösung zusetzt:
                              
                                 
                                    4 Pfund
                                    reiner Alaun,
                                    
                                 
                                    6 Loth
                                    Weinsteinsäure.
                                    
                                 
                              In diesem Bade läßt man 2 Stunden kochen und fügt dann je nach Bedürfniß
                                 Ammoniak-Cochenille, Indigocarmin und ein wenig Schwefelsaure, um das
                                 Alkali der Cochenille zu neutralisiren, hinzu.
                              Man läßt wenigstens noch eine Stunde kochen und spült dann in schwach
                                 angesäuertem Wasser aus.
                              
                           
                              Schwarz.
                              Für 25 Strohhüte.
                              Man bringt in ein kochendes Bad:
                              
                                 
                                    4 Pfund
                                    Blauholz,
                                    
                                 
                                    1   „
                                    Gallus oder Sumach,
                                    
                                 
                                    9 Loth
                                    Curcuma oder Gelbholz,
                                    
                                 
                              und läßt die Hüte 2 Stunden kochen.
                              Man bringt sie dann in ein Bad von salpetersaurem Eisen von 4°
                                 Baumé und spült sorgfältig in Wasser aus. Trocknen und Bürsten
                              
                           
                              Violett.
                              Für 25 Strohhüte:
                              
                                 
                                    4 Pfund
                                    Alaun,
                                    
                                 
                                    1    „
                                    Weinsteinsäure,
                                    
                                 
                                    1    „
                                    Chlorzinn.
                                    
                                 
                              Man läßt 2 Stunden lang kochen, fügt dann, je nach der Nüance die man herstellen
                                 will, abgekochtes Blauholz und Indigocarmin hinzu, und spült in schwach mit
                                 Alaun versetztem Wasser aus. (Deutsche Musterzeitung.)
                              
                           
                        
                           Ueberzug der Modelle für feine Gyps-Abgüsse.
                           Als solcher wird die in neuerer Zeit häufig zu Gelées verwendete chinesische
                              Gelatine vom polytechnischen Intelligenzblatt empfohlen. Die chinesische Gelatine
                              kommt als eine sehr leichte, weiße, trockene Substanz in zusammengefalteter
                              Röhrenform von Fußlänge in den Handel, ist pflanzlichen Ursprungs und löst sich in
                              bis zum Sieden erhitztem Wasser leichter als Hausenblase, jedoch schwerer als
                              wirkliche Gelatine auf. Sind nur 1 bis 2 Procent dieser Gelatine in Auflösung, so
                              läßt sie sich leicht durch Papier filtriren oder durch Leinwand gießen und stellt
                              erkaltet eine sehr feste, weiße, geruch- und geschmacklose Gallert, klar und
                              durchscheinend wie Eis dar. Eine aus 1/2 Procent chinesischer Gelatine bereitete
                              Gallert ist fester als eine aus 4 Procent weißer französischer Gelatine bereitete,
                              hält sich auch längere Zeit consistent und erträgt 30–50° C. Wärme,
                              ehe sie sich zu verflüssigen anfängt. Die große Festigkeit der Gallerte bei geringem
                              Substanzgehalt, und daß sie erkaltet von jedem Körper mit der größten Leichtigkeit
                              abzunehmen ist, weil sie gar keine Klebrigkeit besitzt, macht sie geeignet, von
                              zarten und feinen. Modellen die besten Formabdrücke zu liefern. Eine Gallert, welche
                              nur 1 1/2 Procent Substanz enthält, liefert von den zartesten Blattformen, Medaillen
                              etc. die subtilsten Formabdrücke, in welchen schnell hintereinander wiederholt
                              Gypsabdrücke gemacht werden können, ohne daß sich die Form verändert. Da sie in
                              kaltem Wasser unlöslich ist, so können die Formen damit gewaschen und dann mit
                              zartem Pinsel getrocknet werden. Da eine Gelatineform wie Kautschuk biegsam ist, so
                              rathe ich, dieselbe vor dem Abnehmen vom Modell auf der Rückseite, nachdem darin
                              einige Vertiefungen gemacht sind, mit Gyps zu übergießen, um sie in der natürlichen
                              Lage zu erhalten. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr. 17.)