| Titel: | Skizzen aus der allgemeinen Londoner Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Max Eyth. | 
| Autor: | Max Eyth [GND] | 
| Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. I., S. 1 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        I.
                        Skizzen aus der allgemeinen Londoner
                           Industrie-Ausstellung im Jahre 1862; von Max Eyth.
                        (Fortsetzung von Bd. CLXVI S. 333.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Eyth, Skizzen aus der Londoner Ausstellung. Englische
                           Sandformmaschinen.
                        
                     
                        
                           Englische Sandformmaschinen.
                           In Frankreich hat sich in den letzten Jahrzehnten die Kunst, ohne Holzmodelle zu
                              formen, stetig entwickelt. Auch in Deutschland ist diese Art des Verfahrens, welche
                              einen unverhältnißmäßig größeren Anspruch an die Gewandtheit des Arbeiters macht,
                              mehr und mehr aufgekommen und das ganze Bestreben ist ein merkwürdiges Beispiel
                              eines in gegenwärtiger Zeit selten mehr aufgestellten Satzes, daß tüchtige
                              Handarbeit mit maschinenmäßiger Arbeit siegreich concurriren kann. Die Lösung des
                              Räthsels liegt in dem unmaschinenmäßigen Betrieb unserer Maschinenfabriken. Der
                              geschickteste Arbeiter macht sich bezahlt, wo eine nicht mehr zu übersehende Zahl
                              großer Räder und Scheiben erfordert wird, von welchen jedes Stück im Jahre
                              vielleicht zwei oder dreimal benutzt wird. Die Modellkammern repräsentiren ein nicht
                              unbeträchtliches Capital, welches todt liegt; und doch ist häufig fast das letzte
                              Zeichen der Thätigkeit einer verunglückten Fabrik die dringend nothwendige
                              Vergrößerung der Modellkammern.
                           Eine ganz andere, in der Natur der verschiedenen Verhältnisse liegende Richtung hat
                              im Lauf der letzten 3–4 Jahre das Formen in England genommen. Nicht nur fällt
                              es niemand ein, Modelle zu vermeiden, bei Gebrüder Platt,
                                 Ransomes und Sims, Sharp Stewart und Comp.
                              – überall fast, wo uns der berühmte Name ein blühendes Geschäft verräth,
                              – stehen Maschinen, welche dem Arbeiter die einfachsten Handgriffe
                              erleichtern und den ungeschicktesten Lehrling dem geschicktesten Former
                              gleichstellen.
                           Maschinen dieser Art, wie sie, im Princip wenigstens, schon seit einigen Jahren in
                              Thätigkeit sind, finden wir in der Abtheilung der Ausstellung, in welcher Woolwich seinen Reichthum entfaltet. Mit einer Liberalität, welche das
                              gewöhnliche, so ganz verkehrte Vorurtheil des Continents in Betreff englischer
                              Fabriken und englischer Geheimnißkrämerei in Erstaunen setzt, hat das königl.
                              Arsenal nicht nur seine Producte, sondern auch die Art, wie dieselben dargestellt
                              werden, dem Publicum vorgeführt. So sind wir im Stande, in Fig. 1–8 die
                              neuesten
                           
                        
                           
                              Maschinen zum Formen von
                                 Hohlgeschossen
                              
                           mitzutheilen. Fig. 8 zeigt einen Schnitt
                              durch ein fertiges Geschoß, welches mit Pulver und Kugeln gefüllt und mit einem
                              Zünder versehen ist. Wie man sieht, liegt in dem hohlen Raum eine blecherne
                              Halbkugel, die mit vier schnabelförmigen Verlängerungen an ihrem Rande mit der
                              gußeisernen Wand des Geschosses zusammengegossen ist. Der Zweck dieser Schale ist
                              einzig durch die Darstellungsweise bedingt, wie sich dieß in Fig. 7 zeigt. Die Sandform
                              wird nämlich in zwei gußeisernen halbkugelförmigen Schalen gebildet, welche vielfach
                              durchbohrt sind und seitlich eine große Oeffnung haben, durch die der Sand
                              ursprünglich eingebracht wurde. Nach oben, genau in der Linie, in der beide Formen
                              zusammengeschraubt sind (wie in der zweiten gegen die erste verdrehten Hälfte B der Fig. 7 zu ersehen),
                              befindet sich der Einströmungstrichter für das Metall; nach unten ist eine weitere
                              Oeffnung angebracht. Durch letztere, festgehalten durch die zusammengeschraubten
                              Hälften, welche sich entlang m, n berühren, tritt eine
                              Spindel, deren oberes Ende aus einem durchbohrten Gasrohr m besteht und auf einem Ansatz die Blechschale o trägt. Diese bildet, wie man sieht, das feste Gerippe für den Sandkern
                              und bleibt, nachdem der Guß erfolgt ist, in der Kugel stecken.
                           Fig.
                                 1–3 stellen nun die Maschine zum Formen der äußeren Schale dar. Ein
                              gußeiserner Tisch, an dessen Seite eine lange Mulde für den zu gebrauchenden Sand
                              angegossen ist und in dessen Mitte sich ähnliche kleine Fächer für Werkzeuge und
                              etwas trockenen Sand befinden, enthält auf beiden Seiten, je von einem Arbeiter
                              bedient, zwei vollständig symmetrische Apparate zum Formen der zwei Hälften einer
                              Kugelform. In der Tischhöhe ist eine wohlpolirte Platte eingelassen, welche in der
                              Mitte ein Loch genau vom Durchmesser der Kugel enthält. An dieselbe sind messingene
                              halbrunde Ansätze a und b
                              angeschraubt, welche später die Oeffnungen für die Einströmung und die Kernspindel
                              bilden. Diese Platte, mit ihren Ansätzen, kann ausgewechselt werden, wenn eine Kugel
                              von anderem Caliber gegossen werden soll. Zwei Löcher, in welche entsprechende
                              Stifte in dem gußeisernen Formkasten passen, stellen diesen auf der Platte fest, und
                              zwei seitliche Knaggen fixiren seine Lager in verticaler Richtung. Das richtige Aufsetzen des Kastens
                              ist somit, wie man sieht, mit ein paar Handbewegungen geschehen.
                           Aus der runden Oeffnung im Tisch tritt nun die das Modell bildende Halbkugel, welche
                              nach unten auf einen Kolben aufgekeilt ist. In die in den Kolben eingegossene
                              Zahnstange greift ein kleines Stirnrädchen, dessen Stellung durch zwei conische
                              Rädchen und eine neben der Hand des Arbeiters befindliche Kurbel beherrscht ist. Ein
                              Sperrrad mit einem mit Handgriff versehenen Sperrhaken stellt den Kolben in jeder
                              Stellung fest. Er steht hoch, wenn der Sand durch die obere Oeffnung des Kastens
                              eingestampft wird, und wird dann niedergelassen, wobei die Modellkugel bei ihrer
                              genauen Parallelbewegung die gebildete Sandform vollständig glatt und unzerstört
                              zurückläßt. Dann hebt der Arbeiter den Formkasten auf und die eine Hälfte ist
                              fertig, um mit der auf der anderen Seite des Tisches vom zweiten Arbeiter gemachten
                              zusammengeschraubt zu werden.
                           Die Kernformmaschine ist in Fig. 4–6 skizzirt. Die
                              Kernform wird aus wesentlich fünf Theilen gebildet, von welchen die zwei unteren
                              eine gußeiserne in der Mitte zerschnittene Halbkugel bilden. Die beiden Hälften sind
                              ein gemeinschaftliches Gußstück mit Schlitten, die entlang einer an der unteren
                              Seite des Tisches angeschraubten Platte verschoben werden können. Dieses Verschieben
                              geschieht in Folge einer Schraubenspindel, welche zur Hälfte mit rechtem, zur Hälfte
                              mit linkem Gewinde und auf der rechten Seite des Tisches mit einem kleinen
                              Schwungrädchen zum Drehen versehen ist. Sind die beiden Viertelskugeln
                              zusammengeschraubt, so bleibt im Boden der gebildeten Halbkugel ein rundes Loch,
                              durch welches die den Kern und die oben erwähnte Blechschale tragende Spindel d tritt. Die Schale liegt weiter auf vier kleinen
                              Einschnitten in der gußeisernen Form, in vier entsprechenden Ansätzen an ihrem Rande
                              auf, wodurch sie am Drehen verhindert ist und nach erfolgtem Guß mit dem Metall des
                              Geschosses zusammenhängt. Unterhalb der Oeffnung d ist
                              ein gußeiserner Bock e, welcher in einer schlitzförmigen
                              Oeffnung, mittelst eines Keils festgestellt, die Kernspindel trägt.
                           An beiden Seiten des gußeisernen unteren Kugelviertels a
                              befinden sich Scharniere. Diese tragen die aus Messing gebildeten oberen Viertel b, welche durch entsprechende Drehung um die Scharniere
                              zusammengefügt werden und durch einen ebenfalls um ein Scharnier drehbaren Ring,
                              welcher mit Handgriff versehen ist, fest zusammen gehalten sind. (Siehe die Form
                              geschlossen in Fig.
                                 4, aufgeklappt in Fig. 6). Nach oben lassen
                              diese Viertel eine große runde Oeffnung, welche schließlich durch einen nach innen kugelförmig
                              abgerundeten Stöpsel c, der mit einem Handgriff versehen
                              ist, geschlossen werden kann.
                           Die Operationen, welche der Arbeiter vorzunehmen hat, sind nun klar. Zuerst werden
                              die oberen Kugelviertel aufgeklappt und die unteren etwas auseinander geschraubt,
                              dann wird die Kernspindel durch den breiteren Theil im Schlitz des Böckchens e eingeschoben und mit dem Keil festgestellt. Hierauf
                              schraubt man die unteren Viertel zusammen, und füllt die Form mit etwas Sand, ehe
                              man die Blechschale hineinlegt. Sitzt diese fest, so werden die Messingviertel
                              zusammengeklappt, mit dem Ring geschlossen und die Form wird sofort vollständig mit
                              Sand gefüllt, welcher mittelst des Stöpsels c
                              eingestampft und oben abgerundet wird. Dann klappt man Ring und Messingviertel
                              wieder auseinander, schraubt die gußeisernen unteren Viertel weit zurück und hat den
                              Kern frei und fertig auf der Kernspindel stecken, die jetzt aus ihrem unteren Lager
                              im Bock e hervorgezogen wird.
                           Das Einbringen des fertigen Kerns in die zwei Hälften der äußeren Kugelform und das
                              Zusammenschrauben dieser Hälften wurde bereits berührt. Die fertigen Formen werden
                              schließlich in langen Gestellen mit Verticalwänden aufgestellt, die
                              Einströmungsöffnung nach oben, die Spindel nach unten gekehrt und die zwei
                              pararallelen Oeffnungen in den Formkasten die Verticalwände berührend, worauf der
                              Guß erfolgt.
                           
                        
                           Jobson's Formmaschinen.
                           Nicht in directem Zusammenhang mit der Ausstellung, für welche die Maschinen zu spät
                              kamen, hingegen in unmittelbarer Nähe derselben finden wir die verschiedenen
                              Formmaschinen von Jobson ausgestellt. Bei der ersten der
                              beschriebenen Maschinen von Woolwich war, wie wir sahen, das Wesentliche ein
                              durchaus paralleles Herausgehen des Modells aus der Sandform. Das Aufheben und
                              Umdrehen des verhältnißmäßig kleinen Formkastens, wie ihn die Kugeln erfordern,
                              würde bei größeren Gegenständen viele Schwierigkeiten machen. In der
                              maschinenmäßigen Verrichtung dieses Umdrehens neben dem parallelen Ausziehen des
                              Modells, liegt das Princip des Jobson'schen Patentes.
                           Für die verschiedenen Arten von Guß sind natürlich verschiedene Formmaschinen
                              erforderlich, die sich in ihrer Constructionsweise wesentlich unterscheiden. In Fig.
                                 9–16 geben wir vier verschiedene Vorrichtungen, von welchen die erste
                              speciell für kleine ornamentale Gegenstände angewendet wird.
                           Das Modell, aus Eisen, hübsch polirt und angestrichen, wird zunächst in einem
                              besondern gußeisernen Kasten befestigt, indem es in einer Composition weichen Metalls (Blei, Zink)
                              steckt, mit welcher der Kasten ausgefüllt ist. Bei Ornamenten, gußeisernem
                              Blätterwerk, einfachen Figürchen etc., wird die Oberfläche der Composition
                              wellenförmig uneben gehalten, wobei natürlich diese Unebenheiten denen in einem
                              zweiten Kasten, welcher die Rückseite des Gußstücks enthält, genau entsprechen.
                              Dieser Kasten a wird mittelst in seinem Boden
                              befindlicher Schrauben in einem zweiten muldenförmigen Kasten befestigt, welcher in
                              zwei seitlich angebrachten Drehzapfen schwebt. Die Lager der Zapfen, aus Gußeisen,
                              setzen sich gegen unten in Form einer starken runden Stange fort, während seitlich
                              ein Arm angegossen ist, welcher mittelst eines Stiftes und eines entsprechenden Arms
                              mit Handgriff an der Gußmulde b, letztere feststellt.
                              Die beiden kolbenförmigen Verlängerungen des Lagers treten in langen Führungsbüchsen
                              durch die Tischplatte, und sind unter derselben mittelst einer Traverse verbunden.
                              Diese, in der Mitte durch Gelenkstücke angegriffen, steht durch zwei seitlich am
                              Gestell angebrachte Wellen und entsprechenden Hebel der Art mit den beiden Tritten
                              c, c in Verbindung, daß der Arbeiter, wenn er mit
                              dem Fuße den einen niederdrückt und damit die Mulde senkt, den anderen zu gleicher
                              Zeit hebt, so daß ganz dieselbe bequeme Fußbewegung die Mulde wieder emporhebt.
                           Auf den Kasten a wird nun der eigentliche Formkasten,
                              oder besser Rahmen, welcher nach oben und unten offen ist, aufgesetzt und mit zwei
                              seitlich angebrachten Knaggen festgestellt. Diese Knaggen drehen sich gleichzeitig
                              mit kleinen, durch die Formmulde durchgehenden Wellchen, an deren anderem Ende
                              Handgriffe sitzen, so daß sie von unten oder oben gehandhabt werden können. Nachdem
                              der Sand, wie gewöhnlich, eingestampft ist, wird ein Deckel auf den Kasten
                              geschoben, welcher mit seitlichen keilförmig anlaufenden Schnäbeln entsprechende
                              Ansätze am Kasten faßt und damit von selbst festhält. Hierauf wird der Stift bei d ausgezogen und die ganze Mulde sammt dem Formkasten in
                              den Zapfenlagern gedreht. Ein Fußtritt des Arbeiters bringt das ganze System tiefer,
                              so daß der Deckel des Formkastens auf der Tischplatte aufliegt; die Knaggen werden
                              nun mit den Handgriffen gedreht, ein zweiter Druck auf den anderen Tritt hebt Mulde
                              und Modell aus der Sandform, welche nun, fertig auf dem Tische liegend, unter beiden
                              hervorgezogen wird, worauf man die Mulde wieder dreht, feststellt und einen neuen
                              Formkasten aufsetzt.
                           Diese sämmtlichen Operationen, einschließlich des Füllens der Form mit Sand und des
                              Feststampfens, sahen wir in 1 Minute 33 Secunden verrichtet, nach welcher Zeit eine
                              Sandform mit den schärfsten und feinsten Conturen – einen reichen
                              Eichenlaubkranz darstellend – vor uns lag. Dieselbe Maschine kann natürlich
                              für jede Art von kleineren Gußsachen benutzt werden, so lange noch der Modellkasten
                              in der Mulde Platz hat.
                           Die zweite Art der aufgestellten Maschinen, Fig. 13 und 14, ist für
                              größere Gußstücke, wie Schienenstühle etc. bestimmt. Die eisernen Modelle sind
                              hierbei auf einer Platte befestigt, welche in der Mulde eingelassen ist und für
                              verschiedene Modelle ausgewechselt wird. Die sehr starken gußeisernen Drehzapfen der
                              Mulde ruhen auf offenen Lagern im Gestell. An dem einen der Zapfen ist ein Hebel mit
                              schwerem Gegengewicht angebracht, mittelst dessen die Mulde gedreht wird. Das
                              Gewicht stellt sie fest, da Ansätze am Drehzapfen eine weitere Drehung unmöglich
                              machen. Auf beiden Seiten mit Stricken schwebend erhalten, befindet sich unterhalb
                              der Mulde, geführt durch die Seitenwände der Ständer, ein schmiedeeiserner,
                              horizontaler Rahmen. Die Stricke an den Seiten gehen über zwei feste Rollen,
                              zwischen welchen sie durch eine dritte, mit Gewichten beschwerte Rolle niedergezogen
                              werden, wodurch somit der Tisch balancirt wird. Ein verstellbarer Hebel stellt ihn
                              mittelst Welle und Gelenken in zwei verschiedenen Stellungen fest. In der niederen
                              steht er in demselben Niveau mit einem Schienenpaar, welches von der Maschine aus 8
                              bis 10 Schuh weit fortläuft und zur provisorischen Aufnahme der fertigen Formkasten
                              dient.
                           Der Formrahmen wird nun, wie im ersten Falle, auf die Mulde aufgesetzt und durch
                              ähnliche Knaggen, wie dort, festgestellt. Hierauf wird der Sand eingeschüttet und
                              festgestampft, und der Deckel aufgeschoben. Dann wird, mittelst Hebel und
                              Gegengewicht, die Mulde gedreht, so daß der Kasten nach unten hängt. Eine Bewegung
                              mit dem zweiten Hebel preßt den beweglichen Tisch gegen die Deckelplatte des
                              Formkastens, worauf die Knaggen von oben gelöst werden und Formkasten und Tisch
                              leicht herabsinken. In dieser Stellung packt ihn der Junge, welcher dem Arbeiter im
                              Sandaufschütten hilft und zieht ihn auf die Schienenbahn, um für den nächsten Kasten
                              Platz zu machen.
                           Die ganze Arbeit wurde durch den geübten Arbeiter und einen Jungen in 1 Minute 46
                              Secunden verrichtet. In 10 Stunden können bequem 240 Formkasten fertig werden, Auf
                              einer der eingesetzten Platten waren 3 Schienenstuhlmodelle befestigt. Somit war ein
                              Arbeiter im Stande, die Sandformen für 720 Stühle per
                              Tag zu liefern, eine ziemlich beträchtliche Anzahl, wenn man in Betracht zieht, wie
                              tadellos schön das Modell ausgeprägt war.
                           Um die Wirkungsweise der dritten Maschine zu veranschaulichen, zeichneten wir auf der
                              Modellplatte der so eben beschriebenen (Fig. 14) nicht
                              Schienenstühle, sondern die äußere Form eine Reihe von Töpfchen, wie sie für gewisse chemische
                              Zwecke in großer Anzahl bestellt waren. Die innere Kernform für dieses Gußstück
                              wurde auf der in Fig. 15 und 16 skizzirten Maschine
                              dargestellt.
                           Ein Gußstück a, welches in die feste Tischplatte des
                              Gestells eingelassen ist, enthält die acht den zu bildenden Kernen entsprechenden
                              Vertiefungen. Der Boden derselben ist durchbohrt, indem ein Verschluß der Oeffnungen
                              durch acht bewegliche Kolben gebildet wird, die sämmtlich in einem verticalen
                              schmiedeeisernen Rahmen b festgeschraubt sind. Fest an
                              diesen Rahmen sind ferner zwei breite Lineale genietet, welche länger als die
                              Kolben, durch das Gußstück a treten und genau mit der
                              Oberfläche desselben bündig sind, wenn sich Tisch und Kolben in ihrer tiefsten
                              Stellung befinden. Die Bewegung des Tisches wird durch einen langen Hebel
                              vermittelt, welcher durch eine Welle, zwei Hebel und Gelenke mit ihm in Verbindung
                              steht.
                           Die Operation ist nun einfach folgende: Der Formrahmen d
                              wird auf die Platte a gesetzt und mit Knaggen
                              festgestellt. Hierauf füllt man die trichterförmigen Gruben mit etwas Sand und
                              steckt, um dem Kern Halt zu geben, eine mit dem Kopf nach unten sehende Schraube in
                              die Vertiefungen. Dann werden Trichter und Rahmen vollends mit Sand gefüllt und
                              dieser festgestampft. Ein cylindrischer Ansatz an a, in
                              der Mitte des Formrahmens, bildet im Sandkörper die Einströmungsöffnung für das
                              Metall. Die Bewegung des seitlichen Hebels hebt nun ganz gleichmäßig sämmtliche
                              Kolben und namentlich auch die zwei breiten Führungslineale c, auf denen der Formrahmen d ruht. Sind die
                              Kerne auf diese Weise ohne allen Druck und in fein ausgeprägter Form aus ihren
                              Trichtern gehoben, so wird der Rahmen mit der Hand abgenommen.
                           Von allen ausgestellten Vorrichtungen scheint uns diese die am mindesten
                              entsprechende. Trotz der vorsichtigen Bewegung des Tisches kamen die Kerne nie
                              vollständig unbeschädigt heraus und das Aufheben und Umwenden des Kastens erforderte
                              beträchtliche Kraft und große Vorsicht.
                           Fig. 17 zeigt
                              schließlich wie der eigentliche Formkasten und der die Kerne enthaltende Rahmen
                              zusammengepaßt werden, worauf das Ganze gußfertig ist.
                           Die schönsten Sandformen mit dem gleichen geringen Aufwand von Geschicklichkeit wie
                              bei den gröbsten Gußstücken, sahen wir auf der vierten ausgestellten Maschine
                              entstehen, welche speciell zum Formen von Stirnrädern geeignet ist, s. Fig. 11 und
                              12.
                           Eine große, in gußeisernen Lagerzapfen sich schwingende Formmulde, ähnlich wie wir
                              sie bereits bei der zweiten Maschine beschrieben, hat in ihrem Boden eine
                              sechseckige große Oeffnung. In dieser liegt ein Rahmen aus weicher Composition, welcher
                              zuvor um das fertig und schön ausgearbeitete Modell des zu gießenden Zahnrades
                              herumgegossen war, und somit nach innen eine gezahnte runde Oeffnung frei läßt, in
                              welche das Modell paßt. Dieses hat eine um einige Millimeter größere Zahnbreite als
                              das fertige Rad bekommen soll, und ist auf einer nach unten liegenden runden
                              Gußplatte befestigt.
                           Die Gußplatte steht mittelst zweier Gelenkstückchen im Innern der Mulde mit zwei sich
                              kreuzenden Hebeln in Verbindung, welche mit Handgriffen versehen sind und sich um
                              zwei in der Mulde befestigte Drehpunkte drehen. Ein scherenförmiges Zusammenziehen
                              der Hebel zieht, wie man sieht, das Modell durch die Zähne des Compositionsrahmens
                              ins Innere der Mulde, während ein Auseinanderdrücken es soweit nach außen drückt,
                              bis angegossene Ansätze eine weitere Bewegung in dieser Richtung unmöglich machen.
                              Ein Stift, am Kreuzungspunkt der Hebel durch beide zugleich gesteckt, hält das ganze
                              System in dieser Lage fest, in welcher der hervorstehende Theil des Modells genau
                              die Zahnbreite des künftigen Rades zeigen muß.
                           Alle übrigen Details sind so ziemlich wie bei der nach Fig. 13 u. 14
                              beschriebenen Vorrichtung. Die Drehung der Mulde geschieht, wie dort, durch einen
                              mit Gegengewicht versehenen Hebel; ein zweiter Hebel auf der anderen Seite des
                              Gestells setzt den beweglichen schmiedeeisernen Tisch unterhalb der Mulde in
                              Bewegung, welcher, wie dort, mit Rollen und Gegengewichten balancirt ist, und in
                              seiner niedersten Stellung auf gleichem Niveau mit einem die fertigen Formen
                              aufnehmenden Schienengeleise steht. Vertical durch die Mulde laufen die zwei
                              Wellchen, welche auf der einen Seite mit Handgriffen, auf den anderen mit den zum
                              Feststellen der Formkasten nöthigen Knaggen versehen sind.
                           Das Verfahren ist nun fast ganz wie bei allen anderen Maschinen. Der gewöhnlich
                              sechseckige Formkasten wird auf die Tischplatte der Mulde aufgesetzt und mit den
                              Knaggen festgestellt. Dabei befindet sich das Modell in seiner hohen, aus der
                              Tischplatte hervorragenden Stellung. Der Sand wird aufgeschüttet, festgestampft und
                              der Deckel auf den Rahmen aufgestreift. Hierauf dreht man die Mulde, so daß, wie in
                              Fig. 12,
                              das Hebelwerk zum Bewegen des Modells vor dem Arbeiter liegt. Dieser drückt die
                              Hebel zusammen und zieht dadurch das Modell aus dem Sande. Mit der nächsten Bewegung
                              wird der bewegliche Tisch von unten gegen den Deckel des Formkastens gepreßt, die
                              Knaggen gelöst und der Tisch, mit der fertigen Form, die auf ihm liegen bleibt, nach
                              unten bewegt.
                           Während der Junge nun die Form auf dem Schienenweg aus dem Wege schiebt, drückt der
                              Arbeiter das Modell wieder durch die Zähne des Compositionsringes, stellt es fest,
                              dreht die Mulde und befestigt den nächsten Formrahmen über der Mulde. Zwei Minuten
                              genügen, um dieß alles – vom Aufsetzen des ersten bis zum Aufsetzen des
                              nächsten Formkastens gerechnet – auszuführen, wobei dem Arbeiter ein Junge
                              zum Aufschütten des Sandes und Wegschieben der Formen beigegeben ist. Die Schönheit
                              der Formen, wie sie namentlich mit dieser Zahnformmaschine dargestellt wurden,
                              setzte jeden in Erstaunen, der mit der Arbeit bekannt ist, welche ein Rädchen mit
                              vielleicht 200 Zähnen von 8 Millim. Theilung vom Former verlangt. Die Sandzähne
                              waren scharf und rein, wie in Eisen ausgefeilt, und dabei war ein Arbeiter
                              beschäftigt, der seit vielleicht einer Woche mit der Sache vertraut war.
                           Formmaschinen, wie wir sie beschrieben, können natürlich nur da in Anwendung kommen,
                              wo die verlangten Gußstücke nach Hunderten gezählt werden. Wenn auch dieselbe
                              einfache Maschine zwischen gewissen Grenzen zu dem Mannichfaltigsten gebraucht
                              werden kann, so ist doch immer ein sorgfältig ausgeführtes eisernes Modell, auf
                              einer Platte befestigt, oder in Composition gebettet, nothwendig. Wo sich aber
                              überhaupt das Darstellen eines derartigen Modelles bezahlt, darf ein großer Vortheil
                              dieser Maschine wohl in Betracht gezogen werden. Es ist dieß das absolut parallele
                              Ausziehen des Modells mit der Sandform, und daher die Möglichkeit, die Seiten
                              desselben nicht conisch anlaufend, sondern wirklich parallel zu halten. Wir hörten
                              einen englischen Fabrikanten, welcher viel mit der Bearbeitung kleiner Gußstücke zu
                              thun hat, versichern, daß er seit der Anwendung dieser Maschinen 50 Proc. an Meißeln
                              und Feilen erspare. Wenn auch nur die Hälfte hievon wirklich erspart wird, so kann
                              mit den seither hiefür verausgabten Summen manches hübsche gußeiserne Modell
                              dargestellt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
