| Titel: | Werthbestimmung ausgezeichneter schwedischer Thone in feuerfester Hinsicht; von Dr. Carl Bischof. | 
| Autor: | Carl Bischof [GND] | 
| Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. IX., S. 30 | 
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                        IX.
                        Werthbestimmung ausgezeichneter schwedischer
                           Thone in feuerfester Hinsicht; von Dr. Carl Bischof.
                        Bischof, Werthbestimmung schwedischer Thone in feuerfester
                           Hinsicht.
                        
                     
                        
                           Der fragliche Thon, hauptsächlich ein kohlehaltiger Schieferthon, bildet das Liegende
                              eines durch verschiedene Bergmittel getheilten Steinkohlenflötzes, dessen Kohle
                              einer jungen Formation angehört.
                           Er findet sich in einer Mächtigkeit von 5 Fuß und wird vermittelst vier
                              niedergetriebener Schächte (dem Besväret-, Kronen-, Prinz Carl-
                              und Ruthen-Schacht) bei dem schwedischen Fischerdorfe Höganäs gewonnen,
                              welches unmittelbar an der Seeküste und 2 1/2 Meilen nördlich von Helsingborg
                              liegt.
                           Man nahm, gleich unter dem Kohlenflötz beginnend, Proben von 6 zu 6 Zoll, welche die
                              folgende Charakteristik des ganzen Lagers ergaben.
                           
                        
                           
                           Nr. I. Besväret-Schacht, 1–6 Zoll.
                           Dieser Thon ist ein verhärteter kohlehaltiger von geradschiefrigem Gefüge, mit
                              unebenem bis unvollkommen muschligem Bruch. Er ist kohlschwarz, enthält Kohle
                              reichlich eingemengt und viele Glimmerblättchen. Er schneidet sich wenig rauh und
                              körnig. Schneidet man ihn parallel den Schieferflächen, so erhält man ein hellgraues
                              Pulver und die Schnittfläche ist ohne Glanz; wenn man ihn aber senkrecht auf die
                              Schieferflächen schneidet, so ist das Pulver von dunkler Farbe und die Schnittfläche
                              zeigt Fettglanz.
                           Er zerreibt sich ohne Schwierigkeit und knirscht dabei. Das Pulver ist
                              schwärzlichgrau. In Wasser zerfällt er allmählich und läßt sich nach längerem
                              Einweichen zu einem Thonbrei zerdrücken.
                           
                        
                           Nr. IIa. Besväret-Schacht, 6–12 Zoll.
                           Dieser ist ein Schieferthon von gebogen-schiefrigem Gefüge, mit unebenem
                              Bruche. Er ist kohlschwarz und zeigt eigenthümlich streifige, fettig glänzende,
                              ebene und gebogene Eindrücke. Er schneidet sich fast glatt mit
                              fettig-glänzender Schnittfläche.
                           Er zerreibt sich nicht schwierig und knirscht dabei unmerklich; das Pulver ist
                              dunkelgrau. In Wasser zerfällt er, ohne völlig zu
                              erweichen.
                           
                        
                           Nr. IIb. Besväret-Schacht, 12–18 Zoll.
                           Derselbe ist dem vorigen ähnlich, nur von dunklerer Farbe, dünnschiefriger, weniger
                              fest und die noch häufigeren fettigglänzenden Eindrücke bilden mehr durchlaufende
                              Flächen.
                           Im Achatmörser zerrieben, knirscht er merklich und gibt ein dunkel schwarzgraues
                              Pulver, das dunkelste unter den in Rede stehenden Proben.
                           An vereinzelten Stellen zeigt er Anflüge von Schwefelkies.
                           Nr. IIc ist Thon
                              aus dem Besväret-Schacht IIa und
                              IIb, gleichmäßig mit einander
                              vermengt.
                           
                        
                           Nr. III. Besväret-Schacht, 18–60 Zoll.
                           Dieser Thon ist dem vorigen ähnlich. Die eigenthümlich fettigglänzenden Eindrücke
                              sind so häufig, daß sie überall hervortreten. Er ist noch mehr dünnschieferig. Die
                              Schnittfläche ist fettigglänzend und fast völlig glatt.
                           
                        
                           Nr. IV. Kronen- und Prinz Carl-Schacht,
                              1–6 Zoll.
                           Er ist dem Thone I ähnlich und hat ein mehr dickschiefriges Gefüge mit unebenem
                              Bruche. Er zeigt einzelne, wenig glänzende Eindrücke und ist gleichfalls
                              glimmerhaltig.
                           
                           Er läßt sich ebenfalls ohne Mühe zerreiben und knirscht dabei, gibt ein dunkelgraues
                              Pulver, zerfällt und resp. zerdrückt sich nach längerem Einweichen in Wasser zu
                              einem Thonbrei.
                           
                        
                           Nr. V. Kronen- und Prinz Carl-Schacht,
                              6–18 Zoll.
                           Er ist dem Schieferthone IIa sehr ähnlich,
                              aber die eigenthümlich fettigglänzenden Eindrücke treten weniger häufig auf.
                           Einzelne Stücke zeigen geringe eisengelb gefärbte Partien.
                           
                        
                           Nr. VI. Kronen- und Prinz Carl-Schacht,
                              18–60 Zoll.
                           Er ist ein Schieferthon von geradschiefrigem Gefüge, mit unebenem Bruch. Er ist
                              schwarz und die Eindrücke sind weniger glänzend; er schneidet sich fast glatt und
                              die Schnittfläche ist fettglänzend.
                           Er zerreibt sich nicht schwierig und knirscht dabei nicht merklich; das Pulver ist
                              schwärzlichgrau. In Wasser zerfällt er, ohne völlig zu erweichen.
                           Er enthält einzelne Glimmerblättchen.
                           
                        
                           Nr. VII. Ruthen-Schacht, 1–18 Zoll.
                           Derselbe ist dem Schieferthon IIa durchaus
                              ähnlich.
                           Die eigenthümlichen, besonders lebhaft glänzenden Eindrücke zeigen sich nicht
                              streifig.
                           
                        
                           Nr. VIII. Thon in 2 1/2 Faden (à 6 Fuß) Tiefe unter dem
                                 Kohlenflötze.
                           Dieser Thon ist ein verhärteter bitumenhaltiger von chocoladenähnlicher Farbe,
                              unregelmäßig zackig zerspringend, mit erdigem Bruche. Er zeigt wenig fettigglänzende
                              Ablösungen. Er schneidet sich ein wenig rauh; die Schnittfläche hat einen geringen
                              Fettglanz.
                           Er zerreibt sich ohne Mühe und knirscht dabei; das Pulver ist gelblichgrau, am
                              hellsten unter vorstehenden Proben. Im Wasser zerfällt er allmählich und läßt sich
                              nach längerem Einweichen zu einem Thonbrei zerdrücken.
                           
                        
                           Bestimmung des Glühverlustes, resp. des
                                 Wassergehaltes nebst dem Kohlengehalte.
                           1 Grm. des bei 100° C. getrockneten Thonpulvers so lange geglüht, bis
                              wiederholte Wägungen unter sich übereinstimmten, wobei die Thone nahezu weiß oder
                              wenigstens hellgrau wurden, gab:
                           
                           
                              
                                 Nr.
                                      I
                                 12,4 Procent 
                                 Wasser und Kohle.
                                 
                              
                                 „
                                     IIa
                                 14,4      „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                     IIb
                                 22,2      „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                    III
                                 17,3      „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                   IV
                                 10,6      „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                    V
                                 16,0      „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                   VI
                                 21,0      „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                  VII
                                 15,4      „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 VIII
                                   7,2      „
                                 „
                                 
                              
                           Eine Durchschnittsprobe von IIa und IIb, von beiden gleiche Theile gemengt, ergab
                              18,1 Proc. Glühverlust.
                           1 Grm. einer gleichen Durchschnittsprobe, anhaltend in einer Glasröhre geglüht, durch
                              welche ein Kohlensäurestrom geleitet wurde, ergab 10,6 Proc. Glühverlust.
                           1 Grm. wurde in einer Verbrennungsröhre hinreichend geglüht und dabei mittelst einer
                              Chlorcalciumröhre das Wasser aufgefangen, welches 8,7 Proc. betrug.
                           Nimmt man den Wassergehalt – welcher jedenfalls in Folge mit entweichender
                              Destillationsproducte der Kohle ein wenig zu hoch gefunden wurde – als einen
                              gleichmäßigen an, so wechselt der Kohlengehalt der in Rede stehenden Proben von 1,9
                              bis 13,5 Proc., und zwar nimmt derselbe im Allgemeinen mit der Entfernung von dem
                              Kohlenflöße zu. In unmittelbarer Berührung mit dem Kohlenflötze ist die
                              Kohlenbeimengung am geringsten. In dem Kronen- und Prinz Carl-Schacht
                              findet diese Kohlenzunahme stetig statt; in dem Besväret-Schacht bis zu 1/3
                              der Mächtigkeit des ganzen Lagers, und von da an wird die Kohlenbeimengung eine
                              geringere.
                           
                        
                           Bestimmung des Grades der
                                 Strengflüssigkeit (Feuerfestigkeit) und des Bindevermögens (Magerkeit
                                 oder Fettigkeit) der rohen Thone.
                           Auf Grund des in diesem Journal, Bd. CLIX S. 54 und Bd. CLXI S. 208 und 291
                              beschriebenen Verfahrens geprüft, wornach die Menge des chemisch reinen
                              Quarzzusatzes das Maaßfür die Strengflüssigkeit eines Thones im umgekehrten
                              Verhältniß gibt, wurden, nachdem die respectiven Pröbchen der bezeichneten
                              Gußstahlschmelzhitze ausgesetzt worden, folgende bei wiederholten Glühversuchen gleichmäßig
                                 übereinstimmende Resultate gefunden:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 167, S. 33
                              Pröbchen Nr. 0 (d.h. der Thon oder
                                 Zusatz); Nr. 1 (d.h. versetzt mit 1 Theil chemisch reinem Quarzpulver); Nr. 2
                                 (d.h. versetzt mit 2 Theilen Quarzpulver etc.); Nr. 3; Nr. 4 etc.; Thon;
                                 Schottische Thone; von Stourbridge; von Wales, Sorte I; von Garnkirk (älterer
                                 beßter); zeigt keine Aufblähung, keine Sprünge oder Risse. – Ist außen
                                 wenig glänzend, innen homogen, der Bruch ist glasig. – Schwimmt nicht auf
                                 Wasser; verhält sich ganz ebenso; ist aber außen nicht glänzend; ist
                                 feinblasig-sinterig aufgequollen und außen stark glänzend; zeigt keine
                                 Aufblähung etc.; ist außen stark glänzend, innen homogen, der Bruch ist glasig;
                                 zeigt keine Aufblähung etc.; ist außen nicht glänzend, innen kaum; zeigt
                                 gleichfalls keine Aufblähung etc.; ist außen nicht glänzend, innen kaum, der
                                 Bruch ist etwas körnig; glasirt; aber schon theilweise körnig; glasirt; aber
                                 schon mehr körnig; fast ganz körnig; Sie sind alle körnig
                              
                           Unter vorstehenden Proben sind demnach:
                           
                              
                                 die strengflüssigsten
                                 Thon
                                 VI und VII
                                 
                              
                                 dann folgen nahe gleich
                                 „
                                 III  und  V
                                 
                              
                                 in der Mitte stehen
                                 „
                                 IIa und IIb
                                 
                              
                                 niedriger stehen
                                 „
                                 I und IV
                                 
                              
                                 am niedrigsten
                                 „
                                 VIII.
                                 
                              
                           
                           Keiner der fraglichen Thone zeigt, mit alleiniger Ausnahme von Thon VIII, eine
                              Formveränderung in Folge von Schmelzung, was deren Güte
                              und zwar als eine im Ganzen nahe gleiche beweist.
                           Die unverkennbar strengflüssigsten Thone VI und VII übertreffen entschieden den
                              Stourbridge-Thon und sind dem besten schottischen Thone, dem
                              Garnkirk-Thon, nahe gleich zu setzen.
                           Die leichtflüssigsten unter ihnen, I und IV, sind dem Stourbridge-Thon keineswegs nachzusetzen.
                           Die übrigen stehen hinsichtlich der Strengflüssigkeit in der Mitte und nehmen damit
                              eine gleiche Stelle ein, zwischen einerseits dem Garnkirk-Thon und Wales I,
                              oder unter anderen bekannten englischen Thonen: dem von Gartsherrie, dem von Cowen,
                              Newcastle (on Tyne), Wales I und Derby-clay etc., und andererseits dem
                              Stourbridge-Thon, dem von Wales II, dem Cornischen etc.
                           Als die Thone vorher durch längeres Glühen von der Kohle befreit und hernach
                              vergleichend wie oben geglüht wurden, verhielten sie sich alle verhältnißmäßig ein
                              wenig leichtflüssiger. Es trat alsdann um so deutlicher hervor, daß Thon I, IV und
                              VIII die wenigst strengflüssigen sind.
                           Das Bindevermögen, in der früher beschriebenen Weise
                              bestimmt, ergibt sich für:
                           
                              
                                 Thon
                                     I
                                 =
                                 3–4
                                 
                              
                                 „
                                    IIa
                                 =
                                 nahezu 3
                                 
                              
                                 „
                                    IIb
                                 =
                                 wenig mehr als 2
                                 
                              
                                 „
                                   III
                                 =
                                 wenig mehr als 2
                                 
                              
                                 „
                                   IV
                                 =
                                 3–4
                                 
                              
                                 „
                                    V
                                 =
                                 2–3
                                 
                              
                                 „
                                   VI
                                 =
                                 wenig mehr als 2
                                 
                              
                                 „
                                  VII
                                 =
                                 2–3
                                 
                              
                                 „
                                 VIII
                                 =
                                 nahezu 4.
                                 
                              
                           Das Bindevermögen ist demnach im Ganzen ein geringeres, wie es in gleicher Weise bei
                              den schottischen Thonen, d.h. bei den Schieferthonen überhaupt, der Fall ist. Bei
                              den besten englischen ist das Bindevermögen = 2 bis höchstens = 3.
                           Im Allgemeinen ergibt sich, daß das Bindevermögen abnimmt mit dem zunehmenden
                              Kohlengehalte. So sind die kohlehaltigsten Thone IIb, III und VI die am wenigsten bindenden,
                              und umgekehrt sind I, IV und noch mehr VIII, welcher augenscheinlich keine Kohle
                              mehr zeigt, die bindendsten.
                           
                        
                           
                           Chemische Analyse eines
                                 Durchschnittsmusters Thon aus Probe IIa
                              und IIb.
                           Qualitative Analyse. – Durch Kochen mit Salzsäure
                              ließ sich darin nachweisen: Thonerde, Eisen, Kalk, Magnesia, Kali, Natron in sehr
                              geringer Menge, sehr wenig Schwefelsäure und Spuren von Phosphorsäure. Der Rückstand
                              enthielt vorherrschend Kieselsäure nebst Kali, Kohle und unzersetzte Mengen der
                              genannten Substanzen.
                           Quantitative Analyse. – 1 Grm. des bei 100°
                              C. getrockneten feinsten Thonpulvers wurde mit
                              kohlensaurem Natronkali aufgeschlossen, und die Kieselsäure, die Thonerde, das
                              Eisen, der Kalk und die Magnesia in bekannter Weise sorgfältig bestimmt. Die
                              Kieselsäure und die Thonerde wurden auf das genaueste ausgewaschen, wobei ich
                              letztere nach Bunsen bis zur 20,000 fachen Verdünnung
                              decantirte. – Zur Bestimmung der mechanisch beigemengten Kieselsäure, d. i.
                              des Sandes, wurde 1 Grm. von obigem Thonpulver in einer Platinschale mit
                              überschüssiger, wenig verdünnter Schwefelsäure volle 12 Stunden lang erhitzt,
                              zuletzt bis zum Verdampfen des Hydrats. Alsdann wurde Wasser zugefügt, filtrirt,
                              ausgesüßt, der Rückstand geglüht und gewogen. Letzterer wurde hernach mit
                              überschüssigem kohlensaurem Natron 3–4mal andauernd gekocht und der ungelöste Theil, der Sand, nach dem Abfiltriren
                              gut ausgewaschen, geglüht und gewogen. – Ferner wurde die vorher erhaltene
                              saure Lösung zur Bestimmung der Alkalien benützt, nachdem durch wiederholtes
                              Eindampfen der stets angesäuerten Flüssigkeit und wiederholte Fällung mit neutralem
                              kohlensaurem Ammoniak die beigemischten Erden gänzlich entfernt waren. – Die
                              Menge des Eisenoxyduls wurde durch Digeriren des Thonpulvers mit Salzsäure bei
                              abgeschlossener Luft und nachheriges Titriren mit Chamäleon bestimmt.
                           Die erhaltenen Resultate, auf 100 Theile des Thonpulvers berechnet, ergaben:
                           
                              
                                 Thonerde
                                 25,73
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kieselsäure, chemisch
                                    gebundene        
                                    „          als
                                    Sand
                                 32,3020,00
                                 
                                    
                                    
                                 Totalmenge derKieselsäure 52,30.
                                 
                              
                                 EisenoxydulEisenoxydKalkKali mit sehr wenig
                                    Natron
                                   1,08  0,09  0,55  1,23
                                 
                                    
                                    
                                 Totalmenge der
                                    sogen.flußbildendenBestandtheile 2,95.
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,41
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Wasser
                                   8,70
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kohle
                                   9,40
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 99,49
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Bestimmung der Strengflüssigkeit aus den
                                 Thonen dargestellter Steinproben im Vergleich mit Garnkirker
                                 Hohofensteinen.
                           Als aus 2 Theilen rohem Thon, versetzt mit 1 Theil Chamotte desselben, Probesteine
                              dargestellt und gebrannt wurden, unterschieden sich die in Rede stehenden Thone von
                              einander durch ihre Färbung und relative Festigkeit.
                           Alle sind gelblich gefärbt; am hellsten ist Nr. I, dann Nr. IV und am dunkelsten gelb
                              Nr. VIII. Der Zusammenhalt der Steine ist am größten bei Thon I, IV und VIII; ein
                              wenig loser bei IIa, IIb, III, V und VI, und am losesten bei
                              VII.
                           Von gleichen Probesteinen, aus 2 Theilen rohem
                              Garnkirk-Thon und 1 Theil pulverisirtem Garnkirker Hohofenstein geformt,
                              wurden 2 Stück mit je 2 Stück der schwedischen Steinproben zur Controle der
                              Gleichmäßigkeit geprüft. Hierzu wurden die 4 Probesteine auf einen Teller mit
                              massivem Untersatz, beide aus bester Thonmasse, so gelegt, daß die gleichartigen
                              sich einander gegenüber befanden und nun das Ganze einem sehr hohen Hitzegrade im
                              offenen Feuer ausgesetzt; bis die
                              Garnkirk-Steine abgeschmolzen, sind die schwedischen mehr abgeschmolzen.
                           Der hierbei angewandte Hitzegrad ist so bedeutend, daß gleichzeitig beigefügte
                              Platinschnitzel zu einem Ganzen zusammenschmolzen, und zwar in einem kohlefreien, gut verschlossenen Thontiegelchen. (Da in
                              einem kohlehaltigen Thontiegelchen die Schmelzung wesentlich leichter, schon in der Gußstahlschmelzhitze stattfand, so scheint wirklich ein
                              Kohlenstoff-Platin zu existiren, welches leichtflüssiger als das reine Platin
                              ist. Das in letzterem Falle geschmolzene Platin zersprang unter dem Hammer, während
                              das in dem kohlefreien Thontiegelchen geschmolzene hämmerbar war.)
                           Die Thone IIc, III, IV und VI gaben bei
                              dieser Prüfung das gleiche Resultat, ohne irgend wesentlichen Unterschied zwischen
                              den verschiedenen Proben.
                           Während demnach die rohen Thone nach obiger Prüfung, wenn auch keine bedeutenden,
                              doch entschiedene Verschiedenheiten in der
                              Strengflüssigkeit zeigen, sind dieselben bei dieser Prüfung, als einer weniger
                              empfindlichen, verschwindend. Bei der Prüfung der Thone im verschlossenen Tiegel erwies sich z.B. Nr. VI nahe
                                 gleich strengflüssig mit dem strengflüssigsten schottischen Thone, dem
                              Garnkirker, wogegen die gebildeten Steinproben, welche dem offenen Feuer ausgesetzt wurden, nicht in solch höchstem Grade
                              feuerbeständig sind. Der Grund davon ist einestheils ein mechanischer und
                              anderntheils ein chemischer.
                           
                           Die von mir aus dem frischen schwedischen Thone
                              dargestellten Steine waren nämlich nicht so fest wie die
                              Garnkirker um einer intensiven Gluthhitze solchen Widerstand zu leisten, auch hatte
                              sich das Eisen, wie directe Bestimmungen ergaben, in Eisenoxydul-Oxyd
                              (Magneteisen), eine bekanntlich sehr leichtflüssige Verbindung, verwandelt.
                           Interessant würde es seyn, die aus dem schwedischen Thone dargestellten feuerfesten
                              Fabricate, wovon mir gegenwärtig keine zur Hand sind, in ähnlicher Weise zu
                              untersuchen. Unzweifelhaft ist es jedoch, daß, je sorgfältiger die Auswahl des
                              Materials und je zweckdienlicher die BehandlungAuf den schwedischen Werken werden die Fabricate stets aus mehrere Jahre
                                    lang, nicht über zehn Jahre, oder Tage abgelagertem Thon dargestellt,
                                    – ein einfaches, hochzuschätzendes Veredlungsmittel. desselben vorgenommen wird, desto mehr Fabricate erzielt werden müssen,
                              welche den vorzüglichen Resultaten der rohen Thone
                              entsprechen.
                           Ein Zeugniß dafür ist jedenfalls der bedeutende Absatz, welchen die Producte aus
                              diesem Thone in Schweden, Dänemark und den Ostseeländern für Hohofengestelle,
                              Stahl-, Puddel- und Schweißöfen, Apparate mit complicirten Formen etc.
                              erlangt haben.
                           Beiläufig bemerkt, werden die helleren, fetteren und weniger strengflüssigen
                              Thonsorten zur Darstellung von ordinären, feinen und Kunst-Thonwaaren
                              benutzt, worunter besonders die Fabricate hervorzuheben sind, welche zur Bekleidung
                              der Hafendämme von Helsingborg dienen, die seit ihrem dreißigjährigen Bestehen unter
                              allen Witterungsverhältnissen des nordischen Klimas, täglich vom Seewasser
                              bespritzt, noch keine Spur einer Zerstörung zeigen.
                           Die Gruben, welche unter dem Namen „Högenäs Stenkols
                                    verk“ einer Actiengesellschaft gehören – der
                              einzigen, welche in Schweden Steinkohlen und diesen Thon gewinnt – haben eine
                              höchst günstige Lage an einer der ersten Seehandelsstraßen. Sowohl die Gruben als
                              die Thonfabriken sind durch Eisenbahnen mit dem Hafen verbunden, welcher Schiffe von
                              10 Fuß Tiefgang aufnimmt.
                           Der Preis für diesen ausgezeichneten feuerfesten Thon ist ein sehr billiger; die
                              schwedische Tonne (circa 200 Kilogr.) desselben, frei
                              ins Schiff, kostet 1 Franc.
                           Interessant sind auch die communalen Verhältnisse des großartigen Unternehmens, zu
                              deren Hebung die Gesellschaft, besonders in der neueren Zeit, ungewöhnliche Opfer
                              gebracht hat. Das Ganze bildet eine Gemeinde mit eigener Verwaltung, Kirche und
                              Prediger, höherer und niederen Schulen, Kranken-, Invaliden- und
                              Wittwenverpflegung, Sparcassen u.s.w., und umfaßt gegen 2000 Personen. Alle Familien
                              haben freie Wohnung mit Ackerland und erhalten Getreide zu billigeren Preisen. Auch
                              für das Vergnügen ist durch ein Musikchor und einen großen Volksgarten mit
                              Bierhalle, Tanz- und Turnsaal bestens gesorgt. Der moralische Zustand der
                              Arbeiter wurde dadurch außerordentlich gehoben, Trunksucht und Streitigkeiten kommen
                              fast gar nicht mehr vor, und das ganze äußere Auftreten der Arbeiter zeugt von
                              Zufriedenheit und Wohlstand.
                           Eine wissenschaftliche Verfolgung der so wichtigen, auf die feuerfesten Thone
                              begründeten Industrie anstrebend, nehme ich Erfahrungen Anderer und bezügliche
                              Bemerkungen mit dem größten Danke entgegen. Industriellen, welche ein Interesse für
                              derartige Untersuchungen haben, stelle ich anheim, mir Proben von Thonen und
                              Thonfabricaten zukommen zu lassen, unter der frankirten Adresse: Dr. C. Bischof bei Ehrenbreitste in am Rhein.