| Titel: | Zur Werthbeurtheilung des amerikanischen Petroleums und einiger Solarölsorten; von Prof. Dr. August Vogel. | 
| Autor: | Prof. Dr. August Vogel [GND] | 
| Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. LV., S. 225 | 
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                        LV.
                        Zur Werthbeurtheilung des amerikanischen
                           Petroleums und einiger Solarölsorten; von Prof. Dr. August Vogel.
                        Vogel, zur Werthbeurtheilung des amerikanischen Petroleums und
                           einiger Solarölsorten.
                        
                     
                        
                           Zum Zwecke einer neuen Photometerconstruction ist im Laboratorium der kgl.
                              Universität seit einiger Zeit eine größere Reihe photometrischer Messungen mit den
                              verschiedensten Leuchtmaterialien vorgenommen worden. Da einige dieser
                              Beleuchtungsmaterialien, wie Solaröl und amerikanisches Petroleum, gegenwärtig eine
                              große technische Bedeutung gewonnen haben, so schien es zeitgemäß, die erhaltenen
                              Resultate als einen kleinen Beitrag zur Kenntniß des Beleuchtungswerthes und einiger
                              Eigenschaften derselben hier vorläufig mitzutheilen.
                           
                           Die folgenden photometrischen Messungen wurden mit dem Bunsen'schen Photometer, modificirt von Bohn
                              Beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLV S. 15., ausgeführt, und zwar diente als Normallicht die Flamme einer Stearinkerze
                              von 63,89 Grm. an Gewicht, von welchen 6 Stück auf ein Pfundpacket gehen, d.h. die 6
                              Stück Kerzen wogen 385 Grm. Die Versuche wurden mit amerikanischem Petroleum und
                              zwei Sorten Solaröl, A aus einer Fabrik in Halle, B aus einer Materialhandlung (Fabrik unbekannt) bezogen,
                              angestellt. Die Oele brannten in einer Solaröllampe (Rundbrenner) mit cylindrischem
                              Dochte von 16 Millimeter Durchmesser. Die von Hrn. F. Fall ausgeführten Versuche ergaben folgende Resultate:
                           
                        
                           I. Amerikanisches Petroleum (24 kr.
                              das Zollpfund).
                           Das spec. Gewicht des beinahe farblosen Oeles ergab sich zu 0,70. Der Kochpunkt wurde
                              im Paraffinbade bestimmt und ist bei 170° C. Das Oel nimmt bei dieser
                              Temperatur eine etwas dunklere Farbe an. Es erstarrt bei – 15° C. Die
                              Lichthelle beträgt 3,5.
                           
                        
                           II. Solaröl
                              A (16 kr. das Zollpfund).
                           Das schwach gelblich gefärbte Oel hat ein spec. Gewicht von 0,74. Der Kochpunkt ist
                              bei 220° C.; es erstarrt ebenfalls bei – 15° C. Die Lichthelle
                              beträgt 2,7.
                           
                        
                           III. Solaröl
                              B (16 kr. das Zollpfund).
                           Diese Sorte Solaröl scheint weniger rectificirt zu seyn als die vorige, sie ist von
                              gelbbrauner Farbe und raucht beim Brennen überaus stark, wenn der Docht nicht
                              gehörig regulirt wird. Das spec. Gewicht dieses Oeles beträgt 0,834. Der Kochpunkt
                              ist bei 260° C., bei – 16° C. wird es dickflüssig, ohne jedoch
                              in völlig erstarrten Zustand überzugehen. Die Lichthelle beträgt 2,5.
                           Hieraus ergibt sich zur leichteren Uebersicht folgende Zusammenstellung:
                           
                              
                                 
                                 I.AmerikanischesPetroleum.
                                 II.Solaröl
                                    A.
                                 III.Solaröl
                                    B.
                                 
                              
                                 Spec. Gewicht
                                 0,700
                                 0,740
                                 0,834
                                 
                              
                                 Kochpunkt
                                 + 170° C.
                                 + 220° C.
                                 + 260° C.
                                 
                              
                                 Erstarrungspunkt
                                 –   15° C.
                                 –   15° C.
                                 –   16° C.
                                 
                              
                                 Lichthelle
                                 3,5
                                 2,6
                                 2,5
                                 
                              
                           
                           Aus diesen Versuchen geht hervor, daß die beiden untersuchten Solaröle im
                              Beleuchtungswerthe unter dem amerikanischen Petroleum stehen, ferner daß von Solaröl
                              sehr verschieden rectificirte Sorten im Handel vorkommen, indem diese Angaben von
                              denen anderer BeobachterS. 63 in diesem Bande des polytechn. Journals.
                                    – Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, 1862 S. 725. –
                                    Illustrirte Gewerbezeitung, 1863 S. 8. nicht unwesentlich differiren. Es bedarf daher kaum der Erwähnung, daß
                              unsere Versuchsresultate sich nicht im Allgemeinen auf die unter den Namen
                              „Petroleum und Solaröl“ im Handel verbreiteten Producte
                              beziehen können, sondern nur speciell auf die gerade zur Untersuchung verwendeten
                              Sorten.
                           Erwähnt mag noch werden, daß von der als Normallicht dienenden Stearinkerze (6 Stück
                              auf 1 Packetpfund, 36 kr. Fabrikpreis) in einer Stunde 11 Grm. verbrennen, von dem
                              amerikanischen Petroleum 24,1 Grm., vom Solaröl A 21
                              Grm., vom Solaröl B 21,8 Grm. Es berechnet sich hiernach
                              der Preis dieser Beleuchtungsmaterialien für den Consum einer Stunde:
                           
                              
                                 für Stearinkerze
                                 1     kr.
                                 
                              
                                 für amerikanisches Petroleum
                                 1,1   „
                                 
                              
                                 für Solaröl A
                                 0,7   „
                                 
                              
                                 für Solaröl B
                                 0,7   „
                                 
                              
                           Um die Helligkeit einer Normalstearinkerze während einer Stunde hervorzubringen,
                              verbraucht man daher:
                           
                              
                                 vom amerikanischen Petroleum
                                 für 0,31 kr.
                                 
                              
                                 vom Solaröl A
                                 für 0,27 kr.
                                 
                              
                                 vom Solaröl B
                                 für 0,28 kr.
                                 
                              
                           Die hier angegebenen Zahlen für die Lichtmengen sind nicht das Resultat eines
                              einzelnen Versuches, sondern ergaben sich als der Durchschnitt oftmals wiederholter
                              und zu verschiedenen Zeiten vorgenommener photometrischer Messungen. Der Docht der
                              Lampe wurde hierbei stets so gestellt, daß das Oel gerade ohne rußende Flamme
                              verbrennen konnte.
                           München, im Januar 1863.