| Titel: | Verfahren zur Herstellung künstlicher Steinplatten aus hydraulischem Kalk und Sand, von S. Folijon in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. LXV., S. 270 | 
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                        LXV.
                        Verfahren zur Herstellung künstlicher
                           Steinplatten aus hydraulischem Kalk und Sand, von S. Folijon
                           in Paris.
                        Aus dem Practical
                                 Mechanic's Journal, October 1862, S. 183.
                        Folijon's Verfahren zur Herstellung künstlicher Steinplatten aus
                           hydraulischem Kalk und Sand.
                        
                     
                        
                           Zur Anfertigung von Steinplatten nach diesem Verfahren (patentirt in England am 22.
                                 Juni 1861), preßt man den hydraulischen Kalk und den Sand nach einer angemessenen
                              Vorbereitung durch mechanischen Druck in die gewünschte Form. Der hydraulische Kalk
                              wird in kleine Stücke von der Größe der gewöhnlichen Straßensteine zerbrochen,
                              worauf diese Stücke in einer 2 bis 6 Zoll hohen Lage über einander geschichtet
                              werden. Hierauf werden sie schwach mit Wasser angefeuchtet, bis sie zu zerbröckeln
                              anfangen, und dann sofort mit einer Lage ganz feinen Sandes, am besten Flußsand, überdeckt.
                              Ueber diese Lage kommt eine neue Lage Kalk, die wieder angefeuchtet wird, dann
                              wieder eine Sanddecke, und so fährt man in der Abwechselung der Lagen beliebig lange
                              fort. Die letzte Lage Sand wird gut niedergestampft, damit die Hitze in der Masse
                              gut zusammengehalten wird. Den Wasserbedarf zur Anfeuchtung des Kalkes kann man in
                              der Regel zu 100 Liter auf 1 Kubikmeter Kalk rechnen; doch richtet sich derselbe
                              wesentlich nach der Temperatur und dem Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre, und muß
                              daher im einzelnen Falle diesen Umständen angepaßt werden. Das Mischungsverhältniß
                              von Kalk und Sand wird so gewählt, daß dem Volum nach ein Theil Sand auf drei Theile
                              Kalk kommt; bei guter Qualität des Kalkes ist der Sandzusatz etwas zu vermehren, bei
                              schlechter etwas zu vermindern. Die so vorbereitete Masse bleibt nun 45 Tage lang
                              sich selbst überlassen und geht im Laufe dieser Zeit in ein schwach feuchtes Pulver
                              über. Das Pulver wird darauf gut durchgerührt, so daß seine Bestandtheile sich innig
                              mit einander mengen, und durch ein Sieb Nr. 30 geschlagen. Nur das Feine, das durch
                              das Sieb geht, kommt zur Benutzung. Dasselbe wird nunmehr durch eine Presse in
                              Formen, die die gewünschte Gestalt haben, eingedrückt. Dabei muß es noch immer
                              feucht seyn, und sollte es zu trocken befunden werden, so hat man es noch einmal
                              anzufeuchten und in diesem Zustande zwei Tage stehen zu lassen, ehe man es in die
                              Formen einpreßt. Der Druck, der beim Einpressen in die Form gegeben wird, wird so
                              bestimmt, daß die Masse, welche zur Herstellung einer Platte dient, im lockeren,
                              pulverförmigen Zustande das dreifache Volum der fertigen Steinplatte einnimmt. Nach
                              dem Pressen werden die Platten drei Tage auf Trockenhorden liegen gelassen, darauf
                              in reines Wasser getaucht und nun zwei Monate zum Trocknen hingelegt. Dann erst sind
                              sie für die Benutzung fertig.
                           Das Verfahren bei der Zubereitung kann man etwas abkürzen, wenn man schon nach 15
                              Tagen, statt nach 45 Tagen die Masse aussiebt und dann das Feine wieder 15 Tage
                              liegen läßt. Durch Beimengung von Farbstoffen unter das ausgesiebte Feine kann man
                              den Steinplatten beliebige Farben geben. Das Legen der Platten geschieht wie
                              gewöhnlich mit Mörtel, nachdem man sie unmittelbar vorher 10 Minuten in Wasser
                              eingetaucht hat.