| Titel: | Ueber die Anwendung des Wasserglases zum Anstrich von Essen und Holzbauten; von E. Resch, k. k. Werkscontrolor zu Hirschwang bei Reichenau. | 
| Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. LXVII., S. 280 | 
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                        LXVII.
                        Ueber die Anwendung des Wasserglases zum Anstrich
                           von Essen und Holzbauten; von E. Resch, k. k. Werkscontrolor
                           zu Hirschwang bei Reichenau.Aus den „Erfahrungen im berg- und hüttenmännischen
                                    Maschinen-, Bau- und Aufbereitungswesen, zusammengestellt aus
                                    den Berichten der österr. k. k. und gewerksch. Berg-, Hütten-
                                    und Salinenbeamten von P. Rittinger, Jahrg. 1861.
                                    Wien, 1862.“
                                 
                           
                        Resch, über die Anwendung des Wasserglases zum Anstrich von Essen
                           u. Holzbauten.
                        
                     
                        
                           Im Jahre 1856 ordnete Hr. Sectionsrath P. Rittinger an,
                              bei dem im Begriffe gewesenen Stahlhüttenbaue zu Hirschwang nächst Reichenau
                              gelegentlich die Anwendung des Wasserglases zu versuchen.
                           Es stand eben eine Esse von 8 1/2 Klafter Höhe ausgeführt, zu deren dringendem Baue theils durch
                              Versehen, theils durch augenblicklichen Materialmangel ein großer Theil Ziegel von
                              minderer Qualität verwendet waren. – Regenwetter, Frost und Thauwetter lösten
                              und bröckelten bereits diese Ziegel an der Außenfläche derart ab, daß diese Esse mit
                              der Zeit sehr schadhaft zu werden drohte. Die Anwendung des Wasserglases wurde nun
                              eine gebieterische Nothwendigkeit. Dabei zeigten sich aber Instructionen über die
                              Anwendung des Wasserglases von Wagenmann und Comp. als ungenügend, und die nachstehenden Vorsichten
                              unerläßlich, um das Abschälen des Anstrichs zu verhüten und die wirkliche
                              Verkieselung der Ziegeloberfläche zu erzielen.
                           Zum ersten Anstriche nahm man eine erwärmte Lösung von 1/3 Wasserglas-Gallerte
                              und 2/3 Wasser, und trug dieselbe mittelst neuer Borstenpinsel, welche nach jeder
                              Arbeit mit warmem Wasser gehörig gereinigt wurden, auf die schadhafte
                              Essenoberfläche derart behutsam auf, daß sich der Anstrich gerade nur leicht einsog,
                              ohne herunter zu rinnen. Dieser erste Ueberzug mußte so lange lufttrocknen, bis das
                              Gefühl mit der Hand keine Feuchtigkeit verspüren ließ. Nach vollständiger
                              Eintrocknung des ersten Anstriches folgte auf beschriebene Weise der zweite, dritte
                              etc., bis sich derselbe im völlig trockenen Zustande rauh anfühlte. Es muß hier
                              bemerkt werden, daß diese Operation sehr langwierig ist, aber weder durch stärkere
                              Lösungen, noch durch zu schnell aufeinander folgenden Anstrich verkürzt werden
                              kann.
                           Der fernere Wasserglasüberzug, bestehend aus gleichen Theilen Wasser und
                              Wasserglas-Gallerte, wurde wie die früheren, jedoch sehr dünn und wiederholt
                              aufgetragen. Nachdem die behandelten Oberflächen im vollständigen Zustande der
                              Trockenheit einen matten Glasglanz zeigten, war das Ziel
                              erreicht. Ein Ueberzug von deutlichem Glanze wird vom Wetter abgeschält. Ein
                              stellenweiser weißer Anflug des richtigen Anstrichs schadet nichts und verschwindet
                              ohne Nachtheil. Ein häufiger dichter Anflug deutet auf zu schnell aufeinander
                              folgende Anstriche, und es ist der Ueberzug ohne Dauer.
                           Die so geschützte Esse zeigt nun nach 5 Jahren das gewöhnliche Ansehen einer
                              Ziegelmauer, welche jedem Wetter widersteht, und bei der sich Ziegel und Malterband
                              scharf und fest anfühlen.
                           Wasserglasanwendung bei Holz. – In demselben Jahre
                              1856 wurde an der Wetterseite der Stahlhütte zu Hirschwang ein auf Säulen gestelltes
                              leichtes Flugdach aufgestellt, welches als Schutz zweier Circular-Sägen, an
                              den Seiten mit einer sehr leichten, am Saume laubartig ausgeschnittenen und
                              durchbrochenen Schallung versehen wurde, an der noch verschiedene dünne Rand-
                              und Gesimsleisten angebracht waren. Diese Kunstzimmerung wurde absichtlich aus ganz frischem
                              Holze und Schnittmaterial construirt. Sie wurde, mit Ausnahme der Blechdeckung,
                              in- und auswendig auf oben angedeutete Art schnell mit Wasserglas überzogen.
                              Diese Zimmerung zeigt nun nach Verlauf von 5 Jahren weder an den soliden, noch an
                              den verzierten Theilen Risse oder Verdrehungen. Die Erfahrung hat hierbei gezeigt,
                              daß man den letzten Anstrich mit der stärkeren Lösung nicht bis zum Glanze, sondern
                              soweit zu wiederholen braucht, bis man bemerkt, daß sich ersterer schon schwer
                              einzieht. Das leichte Weißwerden des Holzes verschwindet auch hier bald ohne
                              Nachtheil, und der Anstrich gibt demselben eine weißlich-gelbe Farbe.