| Titel: | Ueber die Darstellung des Wismuths aus seinen Legirungen; von Victor de Luynes. | 
| Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. LXXII., S. 290 | 
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                        LXXII.
                        Ueber die Darstellung des Wismuths aus seinen
                           Legirungen; von Victor de Luynes.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société d'Encouragement, November 1862, S. 649.
                        de Luynes, über die Darstellung des Wismuths aus seinen
                           Legirungen.
                        
                     
                        
                           Der Preis des Wismuths ist in der letzten Zeit in Folge der beschränkten Production
                              und des großen Verbrauchs dieses Metalles beträchtlich gestiegen. Man hielt es daher
                              für vortheilhaft, dasselbe aus den in der Industrie gebräuchlichen leichtflüssigen
                              Legirungen darzustellen und hauptsächlich aus der Homberg'schen Legirung, welche die Zeugdruckereien anwenden.Diese Legirung besteht ausWismuth10,15Zinn57,23Blei31,15–––––98,53 Zu diesem Zweck habe ich folgendes ökonomische Verfahren ermittelt.
                           Man verwandelt die Legirung in feine Körner und erhitzt dieselben mit ihrem doppelten
                              Gewicht Salzsäure, indem man besorgt ist daß die Temperatur 90° C. nicht
                              überschreitet. Ohne diese Vorsichtsmaßregel käme die Legirung in Fluß und würde dann
                              von der Salzsäure nur äußerst langsam angegriffen werden. Die Salzsäure entzieht
                              einen Theil des Zinns und das Volum der Legirung vermindert sich beträchtlich. Wenn
                              die Säure nicht mehr wirkt, decantirt man die heiße, mit Zinnchlorür gesättigte
                              saure Flüssigkeit und gießt auf den Rückstand halb so viel Salzsäure als man das
                              erstemal angewandt hat. Man erhitzt neuerdings, und wenn die Wirkung der Säure
                              beendigt ist, wiederholt man die zweite Operation. Die beiden letzteren Behandlungen
                              mit Salzsäure sind in
                              kürzerer Zeit ausführbar als die erste, weil die Schmelzbarkeit der Legirung sich in
                              dem Maaße vermindert, als ihr Zinngehalt geringer wird und man folglich die
                              Temperatur mehr erhöhen kann. Man muß nach jeder Operation die mit Zinnchlorür
                              gesättigte Flüssigkeit abgießen, während sie noch heiß ist, damit dieses nicht
                              auskrystallisirt und sich dem metallischen Rückstand beimengt.
                           Dieser Rückstand wird hernach mit Königswasser behandelt, welches aus einem Raumtheil
                              Salpetersäure und drei Raumtheilen Salzsäure besteht. Die Wirkung, welche in der
                              Kälte beginnt, ist sehr kräftig; nach- dem sie erschöpft ist, vervollständigt
                              man sie in der Wärme. Man muß alsdann die Flüssigkeit erkalten lassen, welche sich
                              in der Ruhe rasch klärt; man decantirt die überstehende saure Flüssigkeit, behandelt
                              den Rückstand ein zweitesmal mit Königswasser und wascht ihn zuletzt mit ein wenig
                              Salzsäure, um ihm die letzten Spuren von Wismuth zu entziehen.
                           Die bei der Behandlung mit Königswasser erhaltenen sauren Flüssigkeiten gießt man
                              zusammen; sie enthalten das Wismuthchlorid nebst Zinnchlorid und Chlorblei. Man
                              gießt das Ganze in eine sehr große Menge Wasser, welches das Wismuth als basisches
                              Chlorid fällt, während das Zinn und das Blei aufgelöst bleiben. Wenn die Operation
                              gehörig ausgeführt wurde, muß das basische Wismuthchlorid rein weiß seyn. Man läßt
                              es vollständig sich absetzen und wascht es durch Decantiren, bis das Waschwasser
                              keine Spuren von Blei und Zinn mehr enthält.
                           Das so erhaltene basische Wismuthchlorid kann auf zweierlei Art reducirt werden,
                              entweder indem man es nach dem Austrocknen mit Kreide und Kohle schmilzt, oder indem
                              man es in Salzsäure auflöst und durch Zinkblech niederschlägt.
                           Im ersten Falle bringt man in einen Tiegel 100 Theile trockenes basisches
                              Wismuthchlorid, 40 Thle. gepulverte Kreide und 7 Thle. Kohlenpulver. Der Tiegel muß
                              groß genug seyn, damit das Gemenge, welches sich während des Schmelzens stark
                              aufbläht, nicht heraustreten kann. Die Reduction erfolgt vollständig und liefert an
                              Wismuth 68 Proc. vom Gewicht des angewandten Chlorids. Aber diese Operation dauert
                              sehr lang, für 3 Kilogr. Wismuth beiläufig einen Tag.
                           Die zweite Methode ist viel vortheilhafter. Man mischt das feuchte basische
                              Wismuthchlorid mit so viel Salzsäure, daß der größte Theil desselben aufgelöst wird
                              und stellt Zinkplatten in die Flüssigkeit. Das Wismuth wird als ein sehr feines
                              schwarzes Pulver gefällt, welches sich leicht vom Zink ablöst und durch Decantiren
                              sehr rasch vollständig gewaschen werden kann. Dieses Pulver wird auf einem Filter
                              gesammelt, ausgepreßt und getrocknet; man schmilzt es dann, nachdem man es mit ein
                              wenig schwarzem Fluß
                              vermengt hat, um eine Oxydation in Folge der pyrophorischen Natur des gefällten
                              Wismuths zu vermeiden.
                           Das so dargestellte Wismuth zeigt eine deutlich blätterige Structur; es löst sich in
                              der Kälte in Salpetersäure ohne Rückstand auf.
                           Wenn die erste Behandlung der Legirung mit Salzsäure nicht lange genug fortgesetzt
                              wurde, bleibt eine gewisse Menge Zinn als Chlorür in den Flüssigkeiten welche die
                              Einwirkung des Königswassers lieferte; in diesem Falle zeigt das basische
                              Wismuthchlorid eine mehr oder weniger deutliche gelbliche Färbung und liefert ein
                              zinnhaltiges Wismuthmetall. Das Wismuth krystallisirt alsdann in kleinen Blättern,
                              welche dem silberhaltigen Bleiglanz ähnlich sind. Wenn das Verhältniß des Zinns
                              nicht beträchtlich ist und das Wismuth im Tiegel, langsam erkaltet, so sammelt sich
                              das Zinn in Folge seiner geringeren Dichtigkeit im oberen Theil des Königs an,
                              während der untere Theil desselben aus höchst reinem Wismuth besteht. Man muß diesen
                              Umstand berücksichtigen, wenn man eine etwas beträchtliche Masse von Wismuth auf
                              ihre Qualität Probiren will.
                           Die Flüssigkeiten von der ersten Behandlung der Legirung mit Salzsäure werden durch
                              Zink gefällt; man erhält so Zinn und eine concentrirte Auflösung von Chlorzink, zwei
                              Producte deren Werth die Kosten der Verarbeitung der Legirung fast vollständig
                              deckt.