| Titel: | Beschreibung eines Fernrohraufsatzes für gezogene Geschütze; construirt und in Auftrag kurfürstlichen Kriegsministeriums ausgeführt von Otto Fennel, Mechaniker in Cassel. | 
| Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. LXXXVI., S. 330 | 
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                        LXXXVI.
                        Beschreibung eines Fernrohraufsatzes für gezogene
                           Geschütze; construirt und in Auftrag kurfürstlichen Kriegsministeriums ausgeführt von
                           Otto Fennel, Mechaniker in Cassel.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Fennel's Fernrohraufsatzes für gezogene Geschütze.
                        
                     
                        
                           Die Visirvorrichtungen, deren man sich bisher zum Richten der Geschütze bediente,
                              sind für glatte Geschütze vollkommen ausreichend, für gezogene dagegen, welche in
                              Bezug auf Tragweite und Präcision (Trefffähigkeit) so Vorzügliches leisten, durchaus
                              unzureichend.
                           Der nicht zu beseitigende Uebelstand, welcher sich bei allen Dioptervorrichtungen
                              geltend macht, nämlich die Unfähigkeit des Auges, sich gleichzeitig mehreren, in so
                              verschiedenen Entfernungen befindlichen Gegenständen als: Visirkimmen, Korn und
                              Richtobject zu accomodiren, wird bei dem Geschütz noch durch die höchst
                              unzweckmäßige Construction der Visirkimme, die Form des Korns, welches ein genaues
                              Pointiren unmöglich macht, durch die Spiegelung auf dem Geschützrohr u.s.w.
                              vermehrt, so daß bei größeren Distanzen von 2000–2500 Schritt (1/2 Stunde)
                              bei 6 Pfünder-Geschützen, oder gar von 4000 bis 5000 Schritt (1 Stunde) bei
                              12 Pfünder-Geschützen von einem genauen Einvisiren des Objects nicht mehr die
                              Rede seyn kann.
                           Die Wichtigkeit einer Visirvorrichtung, welche frei von obigen Uebelständen, das
                              Richten der Geschütze mit fast mathematischer Genauigkeit gestattet, muß um so mehr
                              ins Auge springen, als man hierdurch erst in den Stand gesetzt wird, die Leistungen
                              der Geschütze festzustellen und Schußtabellen zu entwerfen, welche frei von allen
                              Visurfehlern sind, an denen die bis jetzt vorhandenen nothwendigerweise leiden.
                           Ich habe deßhalb ein terrestrisches Fernrohr mit Fadenkreuz angewendet, wobei
                              bekanntlich das Bild des Richtobjects und das die Visirkimme vertretende Fadenkreuz
                              in einer und derselben Ebene liegen, mithin weder von einer Parallaxe, noch von
                              einer Accomodation des Auges für verschiedene Entfernungen die Rede seyn kann.
                           Die Anwendung des Fernrohrs statt der Visirkimme macht jedoch verschiedene
                              Veränderungen an dem Aufsatz nöthig, und es sey zum besseren Verständniß des
                              Fernrohraufsatzes auch der bisher übliche Aufsatz beschrieben, und die Zeichnung
                              desselben beigefügt. Auch muß erwähnt werden, daß bei den gezogenen Geschützen eine
                              Verschiebung des Aufsatzes nach links stattfinden muß, indem so dem Abweichen des
                              Geschosses nach rechts Rechnung getragen wird. Diese Erscheinung resultirt aus der
                              schraubenförmigen Bewegung des Geschosses und dem Widerstand der Luft; eine linke
                              Windung im Geschützrohr würde natürlich eine Abweichung des Geschosses nach links
                              zur Folge haben.
                           Der bisher gebrauchte Aufsatz, Fig. 1–3, besteht aus
                              der Fußplatte A, welche sich auf eine, an dem Geschütz
                              angeschraubte, entsprechend geformte Platte schiebt. Die hintere (dem Auge
                              zugewandte) Seite ist von der Mitte nach rechts in 1/16 rhein. Zolle getheilt. An
                              der hinteren Seite des Geschützrohrs befindet sich eine verticale, scharf markirte
                              Linie, welche obiger Theilung als Index dient. Auf der Fußplatte A ist die Stange B von
                              rechteckigem Querschnitt befestigt; dieselbe ist 8 1/2 Zoll lang und in 1/32 Zolle
                              eingetheilt. An dieser Stange ist der verstellbare Schieber C mit der Visirkimme k angebracht; die
                              Schraube D dient zum Feststellen desselben.
                           Soll das Geschütz z.B. auf ein Object in 1000 Schritt Entfernung gerichtet werden,
                              und gibt für diese Entfernung die Schußtabelle 3 Zoll Aufsatz und 2/16 Zoll
                              Seitenverschiebung an, so rückt man den Aufsatz um 2/16 Zoll nach links und klemmt
                              den Schieber C auf den mit 3 bezeichneten Theilstrich
                              der Stange B fest, wobei die mit der Kimme in gleicher
                              Höhe befindliche Kante i als Index dient. Alsdann wird
                              mittelst des Richtbaumes der Laffette und der Schraube, welche das Geschützrohr
                              hebt, dieses so lange verrückt, bis die von der Kimme über das Korn gehende
                              Visirlinie das verlangte Object trifft.
                           Da zwischen zwei Punkten sich stets eine Gerade legen läßt, so wird man das Korn
                              durch die Visirkimme setzen können, wo auch der Schieber C sich befindet und welche Seitenverschiebung man dem Aufsatz auch gibt.
                              Anders ist es, wenn man statt der Kimme ein Fernrohr an der Stange auf- und
                              abschiebt, dessen optische Achse rechtwinkelig zu der Stange ist; dieselbe wird dann
                              ebenso hoch über dem Korn hergehen, als das Fernrohr an der Aufsatzstange in die
                              Höhe geschoben ist, und die analoge Erscheinung wird auch bei der Seitenverschiebung
                              eintreten.
                           Die Anwendung eines Fernrohrs macht also zwei Drehungen desselben in horizontaler und
                              verticaler Richtung nöthig, damit bei jedem Stand des Fernrohrs die optische Achse
                              genau über die Spitze des Korns gerichtet werden kann, wobei nicht übersetzen werden
                              darf, daß der Mittelpunkt der horizontalen Drehung genau senkrecht unter dem
                              Durchschnittspunkt der optischen Achse mit der Drehungsachse des Fernrohrs liegen,
                              und daß besagter Durchschnittspunkt genau dieselbe Entfernung vom Korn haben muß, welche die Visirkimme
                              des Aufsatzes Fig.
                                 1 hat. Nur wenn beide Fälle aufs genaueste gewährt sind, können die
                              Resultate beider Aufsätze übereinstimmen.
                           Wie diesen Forderungen genügt ist, ersteht man aus der Zeichnung.
                           Einfacher wäre es, wenn man das Fernrohr sich in Kreisbogen bewegen ließe, einem
                              horizontalen und einem verticalen, welche die Entfernung des Korns von der Kimme (72
                              Zoll rhein.) zu Radien und einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt hätten, so daß bei
                              Höhen- und Seitenverschiebungen die optische Achse des Fernrohrs stets durch
                              besagten Punkt gienge, wie dieß der k. k. österr. Hauptmann Schmarda kürzlich in einer Broschüre angegeben hat. Die Ausführung dieser
                              Idee, so theoretisch richtig und elegant sie auch ist, hatte ich bereits vor
                              Jahresfrist, als ich diesen Aufsatz versuchsweise ausgeführt, aus folgenden Gründen
                              aufgegeben:
                           1) ist die Anfertigung der Kreisbogen von der absolut nöthigen mathematischen
                              Genauigkeit unausführbar;
                           2) macht besagte Aufsatz-Einrichtung eine Aenderung an den Geschützen nöthig,
                              während der von mit construirte und ausgeführte Aufsatz auf jedes Geschütz nach
                              preußischem System paßt und zugleich genau mit dem bisher gebrauchten einfachen
                              Aufsatz übereinstimmt.
                           Ferner scheint es von Hrn. Hauptmann Schmarda sehr gewagt,
                              einen idealen Punkt über dem Korn, durch welchen die
                              optische Achse des Fernrohrs gehen soll, als Mittelpunkt des Kreisbogens anzunehmen,
                              weil man dadurch jeder Controle für die Richtigkeit der Kreisbogen und folglich auch
                              der Visur entbehrt, und nicht weiß ob ein Fehler begangen und wie groß derselbe ist,
                              während bei meiner Construction das Korn stets einvisirt wird, wie weiter unten bei
                              Anwendung des Fernrohraufsatzes zum Richten des Geschützes angeführt ist.
                           Die Einrichtung des Fernrohraufsatzes ist folgende: Der
                              Fuß des Fernrohraufsatzes, Fig. 4–7, besteht aus
                              zwei Platten A und A'; die
                              untere Platte A, welche zur Befestigung des Aufsatzes
                              auf dem Geschütz dient, ist mit einer Preßleiste p
                              versetzen und wird durch die Schrauben s, s welche an
                              die Leiste drücken, fest an das Geschütz geklemmt, so daß eine Verrückung des
                              Aufsatzes nicht möglich ist. Die obere Platte A' trägt
                              die Stange B; sie und mit ihr der obere Theil des
                              Aufsatzes ist in dem Punkt a und dem Conus k drehbar. Die an der oberen Platte angebrachte Schraube
                              D' drückt gegen den Stahlstift t, welcher in die untere Platte eingeschraubt ist,
                              während die an die obere Platte angeschraubte Feder F
                              sich in denselben Stift t einlegt, und so die Platte und mit ihr
                              den oberen Theil des Aufsatzes in entgegengesetzter Richtung dreht.
                           Da im ganzen nur eine sehr geringe horizontale Drehung (1° 6' 1,32'') erforderlich ist, so ist, um ein unnützes
                              Hin- und Herdrehen unmöglich zu machen, was das Einstellen des Fadenkreuzes
                              auf das Korn nur erschweren würde, die obere Platte A',
                              wo sie um den Stift t greift, nur so weit ausgebrochen,
                              als zur Drehung nöthig ist, und es bleibt selbst bei der größten Seitenverschiebung
                              das Korn in dem Gesichtsfeld des Fernrohrs.
                           Die mit der unteren Platte A durch Schrauben verbundenen
                              federnden Stahlplättchen P sichern die feste Auflage der
                              Platte, indem sie ein seitliches Heben derselben unmöglich machen.
                           Da die Construction des Aufsatzes eine größere Breite der Fußplatte nothwendig
                              machte, so ließ die Theilung für die Seitenverschiebung sich nicht wie bei dem
                              einfachen Aufsatz an der Kante der Platte anbringen, indem dieselbe sich dann 1/2
                              Zoll hinter der Indexlinie befände, und ein großer Fehler der Parallaxe möglich
                              wäre. Um besagten Fehler möglichst zu beseitigen, habe ich das rechtwinkelig
                              gebogene Stück N, auf welchem die Theilung für die
                              Seitenverschiebung sich befindet, so unter die Platte A
                              angeschraubt, daß es möglichst dicht über die Fläche streicht, auf der die
                              Indexlinie eingerissen ist.
                           Die Stange B, deren Querschnitt ein Paralleltrapez ist,
                              ist der größeren Festigkeit wegen von Stahl gefertigt und mit einer Scala von
                              Neusilber versetzen. Mit dem Schieber C ist das Stück
                              E fest verbunden, welches die Achse des Fernrohrs
                              aufnimmt und zugleich zur Befestigung des Armes G für
                              die Schraube D dient. Auf der Fernrohrachse ist der Arm
                              H angeschraubt, welcher die Feder F' trägt. Durch Anziehen der Schraube wird das
                              Objectivende des Fernrohrs gehoben, während die Feder beim Oeffnen der Schraube
                              dasselbe senkt. Dem Arm H ist nur so viel Bewegung
                              gegeben, als nöthig ist um beim höchsten Stand des Fernrohrs dasselbe so neigen zu
                              können, daß das Korn in dem Durchschnitt des Fadenkreuzes erscheint.
                           Wie bei dem gewöhnlichen Aufsatz dient die Kante i als
                              Index für die Theilung der Stange und liegt dieselbe mit der Drehungsachse des
                              Fernrohrs in einer mit der Fußplatte parallelen Ebene, so daß ein Theilstrich der
                              Stange mit dem entsprechenden des einfachen Aufsatzes genau dieselbe Entfernung von
                              der Seelenachse des Geschützrohrs hat.
                           Das Fernrohr hat, vermöge der kurzen Brennweite des Objectivs, nur einen Auszug von
                              einer Linie nöthig, um sowohl das Korn als auch das entfernteste Object scharf und
                              deutlich setzen zu können, und dieser Auszug wird leicht und sicher durch den auf dem Fernrohr
                              angebrachten drehbaren Ring R bewerkstelligt.
                           Auf den Rath des kurh. Artillerie-Hauptmanns und Chef der gezogenen Batterie,
                              H. Darapsky, welcher mich auf einen Constructionsfehler
                              hinsichtlich der Lage des horizontalen Drehpunkts im Versuchsaufsatz aufmerksam
                              gemacht hat, ist das Fernrohr mit einem Glasmikrometer versetzen, um dasselbe
                              zugleich zum Distanzmessen nach einem von genanntem Herrn angegebenen Princip
                              verwenden zu können. Beim Gebrauch des Mikrometers habe ich die Einrichtung
                              getroffen, daß man den Deckel auf dem Objectiv läßt, um denselben als Blende zu
                              benutzen, zu welchem Zwecke ein Schlitz in denselben gebrochen ist, bei dessen
                              waagrechtem Stand man die Mikrometertheilung scharf sieht, während sie beim
                              senkrechten Stand, oder beim Abnehmen des Deckels, fast ganz verschwindet. Das
                              Mikrometer hat eine Länge von 6 Millimetern und ist in 90 Theile getheilt.
                           Die Anbringung des Fernrohrs gestattet zwar nur bis zu 10/16 Zoll der Theilung
                              herunterzugehen; es ist dieß aber auch völlig genügend, da für eine so kurze
                              Entfernung, welcher 10/16 Zoll Aufsatz entspricht, der einfache Aufsatz um so mehr
                              ausreicht, seit derselbe von Hrn. Hauptmann Darapsky
                              durch Anbringung des Diopters α vor der Kimme k (Fig. 1) sehr wesentlich
                              verbessert worden ist, so daß derselbe sogar bei mittleren Entfernungen noch ein
                              ziemlich genaues Pointiren möglich macht.
                           Das Richten des Geschützes mittelst des Fernrohraufsatzes geschieht auf folgende,
                              höchst einfache Art: Ist das Geschütz, um obiges Beispiel beizubehalten, auf ein
                              Object in 1000 Schritt Entfernung zu richten, so gibt man dem Aufsatz 2/16 Zoll
                              Seitenverschiebung und klemmt denselben mit den Schrauben s,
                                 s am Geschütz fest; alsdann stellt man den Schieber C auf den mit 3 bezeichneten Theilstrich der Stange B durch die Schraube L fest und bringt durch
                              die Schrauben D' und D die
                              Spitze des Korns genau in den Durchschnitt des Fadenkreuzes; hierauf schiebt man
                              durch Drehen des Ringes R das Ocular so weit ins Rohr,
                              bis das Object deutlich und scharf gesehen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 167, S. 334
                              Daß nun auch das Object genau in dem Durchschnitt des
                                 Fadenkreuzes erscheint, wird mittelst des Richtbaumes der Laffette und der
                                 Schraube die das Geschützrohr hebt, bewirkt.
                              
                           Aus der Construction des Aufsatzes und der Art seines
                              Gebrauchs folgt, daß es keinen Einfluß auf die Richtigkeit der Visur hat, wenn bei dem
                              Anklemmen des Fernrohrs an die Stange B die optische
                              Achse desselben aus der Visirebene abgelenkt wird, wenn dabei nur der
                              Durchschnittspunkt der optischen Achse mit der Drehungsachse des Fernrohrs nicht aus
                              der durch den Mittelpunkt der horizontalen Drehung gelegten verticalen Linie gerückt
                              wird, indem durch Einstellen des Korns in die Mitte des Fadenkreuzes mittelst der
                              Mikrometerschraube D' die optische Achse stets in jene
                              Ebene gebracht wird.
                           Die Art obiger Distanzmessung ist folgende: Man visirt den Gegenstand, dessen
                              Entfernung ermittelt werden soll, ein, und liest die Anzahl der Scalentheile des
                              Mikrometers ab, welche das Bild des Gegenstandes decken; alsdann geht man mit dem
                              Instrumente um eine bestimmte Entfernung vor, visirt abermals den Gegenstand ein,
                              und liest wiederholt ab, wieviel Scalentheile jetzt das Bild des Gegenstandes
                              decken. Die Anzahl der Scalentheile muß jetzt größer seyn, da der Gesichtswinkel
                              größer geworden ist. Es finden dann nachstehende Proportionen statt:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 167, S. 335
                              a : n =
                                 x : g und
                              a : m =
                                 (x – b) : g, wobei
                              
                           a die Entfernung der Mikrometerscala vom Auge,
                           b die abgeschrittene Entfernung,
                           n und m die Anzahl der
                              Scalentheile, und
                           g den Gegenstand dessen Entfernung gefunden werden soll,
                              bedeutet, und es ist nx
                              = m (x – b) und
                              folglich
                           x = mb/(m – n)
                           d.h. die gesuchte Entfernung erhält man, wenn man die Zahl der
                              Scalentheile der zweiten Ablesung mit der abgeschrittenen Distanz multiplicirt und
                              das Product durch die Differenz der Scalentheile dividirt. Diese Art der
                              Distanzmessung hat den Vortheil, daß in Folge der doppelten Messung die Größe g in der Rechnung wegfällt und nicht als Maaßstab dient,
                              sondern die abgeschrittene Entfernung b.
                           Das Glasmikrometer ist aber keineswegs geeignet, nach diesem Princip Resultate zu
                              erhalten, welche entfernt auf Genauigkeit Ansprüche machen können. Wenn nämlich der
                              Gegenstand nicht von 2 Theilstrichen scharf begrenzt wird, was wohl höchst selten
                              der Fall ist, so ist es unmöglich mit Bestimmtheit zu sagen, ob 1/3, 1/4 oder 1/5
                              des Intervalls der Theilung von dem Gegenstand gedeckt wird, und geht hierdurch alle
                              Genauigkeit verloren, namentlich bei größeren Distanzen.
                           Ich beabsichtige deßhalb, unter Beibehaltung obigen Princips, nachstehende
                              Einrichtung zu treffen, deren Erfolg ich später in dieser Zeitschrift
                              veröffentlichen werde.
                           Statt der Scala will ich zwei parallele gegen einander verstellbare Fäden anwenden,
                              so daß das Bild des Gegenstandes aufs Genaueste durch dieselben begrenzt werden
                              kann. Die Fäden sollen durch eine verticale Schraubenspindel mit rechtem und linkem
                              Gewinde gegen einander verstellbar seyn. Das hierzu gewählte Gewinde hat 4 Gänge auf
                              1 Millimeter; es werden also bei einer vollen Umdrehung der Schraubenspindel, mit
                              Rücksicht auf die linken und rechten Schraubengänge derselben, die Fäden um 1/2
                              Millimeter zusammen oder auseinander gehen, je nachdem die Schraube in der einen
                              oder anderen Richtung umgedreht wird. An dem einem Ende der Schraube wird der
                              Schraubenkopf von circa 20–25 Millimeter
                              Durchmesser angebracht. Derselbe wird auf der Kante in 100 Theile getheilt und
                              mittelst Nonius sind erforderlichen Falles Bruchtheile dieser Theile ablesbar.
                           Da die Entfernung der Theilstriche zwischen 1/2 und 3/4 Millimeter beträgt, so hat
                              die Ablesung durchaus keine Schwierigkeit, und man wäre im Stande die Annäherung und
                              Entfernung der Fäden bis zu 1/200 Millimeter, überhaupt bis zur Grenze der
                              Wahrnehmbarkeit genau zu bestimmen. Wo hier die Grenze der Wahrnehmbarkeit liegt,
                              welche von der Vergrößerung des Fernrohrs, der Beleuchtung des Objects, der
                              physischen Beschaffenheit des Auges, vor allem aber von den unvermeidlichen
                              mechanischen Unvollkommenheiten in der Ausführung abhängig ist, wird der Versuch am
                              besten lehren. Bei der Mikrometertheilung, wo 1 Theilintervall gleich 1/15
                              Millimeter beträgt, wird schon bei 1/30 Millimeter die Abschätzung ungenau.
                           Am anderen Ende der Schraubenspindel soll eine einfache Vorrichtung angebracht
                              werden, welche die Umdrehungen der Schraube zählt.
                           Der Preis des beschriebenen Fernrohraufsatzes beträgt mit Etui, ohne Glasmikrometer,
                              30 Rthlr.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
