| Titel: | Bestimmung des Chlorkalks durch Chamäleon; von Dr. A. Ewert, Lector der Chemie am polytechnischen Institute zu Gothenburg. | 
| Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. XCVI., S. 370 | 
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                        XCVI.
                        Bestimmung des Chlorkalks durch Chamäleon; von
                           Dr. A. Ewert, Lector der Chemie am polytechnischen Institute
                           zu Gothenburg.
                        Aus dem Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXVII
                              S. 470.
                        Ewert, Bestimmung des Chlorkalks durch Chamäleon.
                        
                     
                        
                           Die folgende Methode, wiewohl im Princip nicht ganz neu, hat doch einige Vortheile
                              vor der Graham-Otto'schen, so daß sie vielleicht diese ersetzen kann. Statt Eisenvitriol
                              wende ich das luftbeständige, trockene und leicht rein zu erhaltende schwefelsaure
                              Eisenoxydulammoniak an, welches Salz von Chlor zu Oxydsalz oxydirt wird, wenn es in
                              saurer Lösung dem Chlorkalk zugefügt wird. Den unoxydirt gebliebenen Theil messe ich
                              mit Chamäleon. So übergehe ich die Abwägung bestimmter Mengen, sowie die lästige
                              Prüfung mit Kaliumeisencyanid, und die Untersuchung geht sehr geschwind von
                              statten.
                           Soll der Gehalt eines Chlorkalks an bleichendem Chlor bestimmt werden, so wäge ich
                              etwa 1 Grm. davon ab und vertheile ihn in der nöthigen Menge Wasser in einem
                              ziemlich geräumigen Kolben. Andererseits wäge ich eine beliebige Menge des
                              Eisensalzes ab (etwa 3 Grm.), jedenfalls so viel, daß nach der Mischung der
                              Eisenlösung mit der Chlorkalkflüssigkeit, stets Ueberschuß an Oxydulsalz bleibt,
                              denn auf die Bestimmung dieses Ueberschusses ist die ganze Methode begründet. Die
                              abgewogene Menge wird in Wasser gelöst unter Zusatz einer hinreichenden Menge reiner
                              Schwefelsäure, und die Lösung zu 100 Kubikcentimeter gebracht. Hiervon werden 10
                              Kubikcentimeter abpipettirt und damit der Titer der Chamäleonlösung bestimmt. Die
                              übrigen 90 Kubikcentimeter werden tropfenweise und unter stetem Umschwenken des
                              Kolbens zur Chlorkalkflüssigkeit gesetzt. Das entbundene Chlor oxydirt das
                              Eisendoppelsalz nach dem Verhältnisse Cl + 2(FeO, So³ + NH⁴O,
                              SO³ + 6HO), oder 35,46 Gewichtstheile Chlor oxydiren 392 Gewichtstheile
                              Oxydulsalz zu Oxydsalz. Das unoxydirt gebliebene Eisensalz bestimme ich mit
                              Chamäleon von derselben Flasche, deren Titer soeben festgestellt war.
                           
                           Alsdann ziehe ich von der abgewogenen Menge Eisensalz zuerst die in den 10 Kub.
                              Centim. befindliche Menge ab und dann die Menge, welche vom Chamäleon angezeigt
                              wurde. Der Rest zeigt natürlich die Menge des Oxydulsalzes an, welche vom
                              bleichenden Chlor des Chlorkalks oxydirt worden ist, worauf der Gehalt des
                              Chlorkalks nach dem obigen Verhältnisse berechnet wird.
                           Diese Methode theilt mit der Graham-Otto'schen und
                              mehreren den Uebelstand, daß vielleicht eine geringe Menge Chlor entweichen kann,
                              ohne auf das Oxydulsalz zu wirken, aber die leichte Ausführbarkeit, welche nur zwei
                              Wägungen zwischen bestimmten Grenzen beliebiger Mengen Substanz bedarf, und die
                              keiner zu diesem Zwecke allein gefertigter titrirter Lösungen fordert, sowie die
                              scharfe Bestimmung mittelst des kurz vorher titrirten Chamäleons, sind Vorzüge,
                              welche sie vor der Graham-Otto'schen hat.
                              Uebrigens kann bei behutsamer Ausführung die entweichende Chlormenge verschwindend
                              klein gemacht werden, und ich habe bei Anwendung von Chamäleonflüssigkeiten
                              verschiedener Concentration stets übereinstimmende Resultate erhalten. Die ganze
                              Untersuchung kann in zwanzig Minuten beendigt seyn.