| Titel: | Cochot's neues System von Locomobilen; Bericht von Combes. | 
| Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. C., S. 401 | 
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                        C.
                        Cochot's neues System
                           von Locomobilen; Bericht von Combes.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société d'Encouragement, October 1862, S. 577.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Cochot's neues System von Locomobilen.
                        
                     
                        
                           Der Maschinenfabrikant August Cochot in Paris (rue Moreau, 12 und 14) ließ sich ein neues System von
                              Locomobilen patentiren, welches die Mitglieder des Ausschusses für mechanische
                              Gewerbe in den Werkstätten des Constructeurs untersucht haben.
                           Cochot's Locomobile unterscheidet sich durch die Bauart
                              des Kessels und die Unterbringung der Maschinentheile wesentlich von den bisher
                              bekannten Systemen. Der Kessel, dessen Achse nicht horizontal liegt, sondern
                              vertical steht, wird durch einen äußeren, aus Eisenblech zusammengenieteten Cylinder
                              (Mantel) gebildet, welcher unten auf einem ebenen Ringe von etwas größerem
                              Durchmesser ruht, mit dem er durch ein kreisförmig gebogenes Winkeleisen verbunden
                              ist. Dieser Cylinder wird oben durch einen flachen Dampfdom geschlossen, in dessen
                              Mitte eine Oeffnung angebracht und ein Blechrohr eingepaßt ist, das mittelst eines
                              kreisförmigen Winkeleisens an denselben befestigt ist. Darüber erhebt sich der
                              Schornstein, dessen Achse genau in der Verlängerung des eben erwähnten Rohres liegt.
                              In dem Inneren des äußeren Cylinders befindet sich ein zweiter, mit dem ersteren
                              concentrischer Cylinder, welcher unten auf demselben ebenen Ringe aufsteht und oben
                              auch durch einen Dampfdom geschlossen wird, der in seiner Mitte ebenfalls eine
                              Oeffnung hat, über welche dasselbe Rohr genau anschließend befestigt wird, das oben
                              auf die beschriebene Weise mit dem Dampfdome des äußeren Cylinders verbunden ist.
                              Das Wasser füllt den zwischen den beiden Cylindern enthaltenen Raum bis zu einer
                              gewissen Höhe über dem inneren Dampfdom aus und umgibt also einen Theil des Rohres,
                              welches in den Schornstein endigt. Der untere Theil des inneren Cylinders, welcher
                              einen etwas größeren Durchmesser hat als der obere, bildet den Feuerraum; die
                              Roststäbe liegen mit
                              ihren Enden auf dem nach innen vorspringenden Rande des ebenen Ringes, an welchen,
                              wie gesagt, sowohl der äußere, als auch der innere Cylinder befestigt ist. Die
                              Verbrennungsproducte, der Rauch und die Gase entweichen durch das auf den inneren
                              Cylinder aufgesetzte Rohr in den Schornstein. Dieselben umspielen auf ihrem Wege
                              vierzehn Blechröhren, welche mit Wasser angefüllt und paarweise in sieben Lagen über
                              einander auf folgende Art angeordnet sind: Das untere, dem Feuerraum zunächst
                              liegende Paar besteht aus zwei unter sich parallelen, nur wenig gegen die
                              Horizontalebene geneigten Röhren, welche in geringem, aber gleichweitem Abstand von
                              einer durch die Achse des Kessels gelegten Verticalebene angebracht sind. Die Enden
                              der Röhren sind mittelst Stahlringen in abgeplattete, sich gegenüberliegende Stellen
                              der Wandung des inneren Cylinders ebenso befestigt, wie die Heizröhren der
                              Locomotiven und der gewöhnlichen Locomobilen in die Wände der Feuerbüchse und
                              Rauchkammer. Unmittelbar über dem unteren Paare liegt ein zweites Paar unter sich
                              paralleler Röhren, welche auf dieselbe Weise angebracht, aber um einen Viertelkreis
                              um die Achse des Kessels umgedreht werden, so daß sich die Röhrenachsen des unteren
                              und zweiten Paares in der Horizontalprojection rechtwirklich schneiden. Die Achsen
                              des dritten Röhrenpaares liegen wieder rechtwirklich zu denen des zweiten und
                              parallel mit jenen des ersten; auf diese Weise werden dieselben weiter bis zu dem
                              siebenten Paare angeordnet, welches nur in geringem Abstande von dem Dampfdome des
                              inneren Cylinders liegt. Damit diese Röhren, – welche eben so viele kleine
                              Sieder bilden, in denen die Dampferzeugung gut von Statten geht und das Wasser in
                              Folge der kleinen Neigung, unter der sie angebracht sind, in ununterbrochener
                              Circulation erhalten wird, – nachgesehen und von dem Kesselsteine gereinigt
                              werden können, den hartes, kalkreiches Brunnenwasser ansetzt, hat Cochot in dem äußeren Cylinder, einem jeden von den
                              beiden Enden der Röhren gegenüber, ovale Oeffnungen (Reinigungsluken) angebracht,
                              welche, wenn der Kessel in Thätigkeit ist, von innen durch gußeiserne Platten
                              dampfdicht geschlossen werden. Jede von den letzteren wird mittelst eines
                              eingelassenen Schraubenbolzens an ihren Platz gebracht, dessen Kopf durch die
                              Oeffnung eines außen befindlichen, passend gebogenen Bügels gesteckt und mittelst
                              einer Mutter festgehalten wird, welche den Bügel von außen und die Platte von innen
                              gegen die Cylinderwandung preßt. Auf diese Weise sind an den vier Seiten des äußeren
                              Cylinders 28 solcher Oeffnungen mit sogenanntem Selbstverschluß angebracht, welche
                              sich, wie schon erwähnt wurde, der Lage der Sieder entsprechend gegenüber
                              liegen.
                           Alle unbeweglichen Theile der Maschine, wie der Dampfcylinder, die Speisepumpe, die Lager für die
                              Welle des Schwungrades und der Kurbel, sowie der Watt'sche Centrifugalregulator sind dauerhaft mit einer starken gußeisernen
                              Platte verbunden, welche durch Bolzen an den Kessel befestigt ist. Der Dampfcylinder
                              steht vertical neben dem unteren Theile des Kessels, und die Welle für die Kurbel
                              und das Schwungrad ist oberhalb des Cylinders angebracht. Alle Theile haben eine
                              passende Lage erhalten und nehmen sehr wenig Raum ein.
                           Die ganze Maschine wird zum Zwecke ihres Transportes von zwei großen Rädern getragen,
                              durch deren Naben die Achsschenkel gesteckt werden, welche in gußeiserne, an zwei
                              sich gegenüber liegenden Seiten der Kesselwandung durch Bolzen befestigte Büchsen
                              passen. Zwei hölzerne, in dieselben gußeisernen Büchsen eingezapfte Deichseln bilden
                              zwischen den beiden Rädern eine Art Gabel, in welche man ein Pferd spannen kann.
                              Wenn die Maschine nicht auf Rädern ruht, so erhält sie vier gußeiserne Füße und wird
                              auf das Terrain gestellt, nachdem man zuvor Holzstücke untergelegt hat.
                           Die Maschine, welche der Ausschuß in den Werkstätten des Constructeurs besichtigt
                              hat, besitzt eine Mächtigkeit von drei Pferdekräften, sowie ein Totalgewicht von 850
                              Kilogrammen und wird auf ziemlich ebenem Terrain von zwei Arbeitern mit Leichtigkeit
                              fortgezogen. Eine solche verticale Locomobile mit gekreuzten und etwas geneigt
                              liegenden Siedern verbraucht bei ununterbrochenem Gange der Arbeitsmaschine per Stunde und Pferdekraft 3 1/2 Kilogrm. Kohle (?).
                           Die Construction dieser neuen Locomobile scheint sehr gut zu seyn; der geringe Raum,
                              welchen sie im Grundrisse einnimmt, die Leichtigkeit, mit welcher die Siederöhren im
                              Innern und von Außen gereinigt werden können, die verticale Stellung des
                              Dampfcylinders, die dauerhafte Befestigung aller unbeweglichen Theile der auf so
                              einfache Weise zusammengestellten Maschine, der in Folge ihrer günstigen Form und
                              ihres nicht unbedeutenden Gewichtes leichte Transport derselben, sind Vortheile,
                              welche diesem Systeme eigen sind, oder die es wenigstens in einem viel höheren Grade
                              besitzt, als die übrigen.
                           Die besichtigte Maschine ist, wie alle anderen, welche aus Cochot's Wertstätte hervorgehen, dauerhaft und sorgfältig construirt.
                           
                        
                           Beschreibung der Cochot'schen
                                 Locomobile.
                           Fig. 1 vordere
                              Ansicht der Maschine.
                           Fig. 2
                              Horizontaldurchschnitt durch den Kessel (nach Fig. 1) und durch ein Paar
                              Siederöhren.
                           Fig. 3
                              verticaler Durchschnitt nach der Linie XY in Fig. 2 durch
                              die Achse des
                              Kessels. Bei dieser Figur hat man zum leichteren Verständniß der Zeichnung die Lage
                              der Röhrenpaare zu der verticalen Durchschnittsebene der Maschinenräder nicht schief
                              angenommen, wie sie in Wirklichkeit ist.
                           Fig. 4 vordere
                              Ansicht und Querdurchschnitt eines der den Siederöhren gegenüber angebrachten
                              inneren Verschlüsse (Selbstverschlüsse) der Reinigungsluken des Kessels. (Diese
                              Figur ist in einem größeren Maaßstabe gezeichnet.)
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Figuren dieselben Maschinentheile. A äußerer Cylinder des Kessels, welcher oben durch einen
                              flachen Dampfdom geschlossen wird, in dessen Mitte eine Oeffnung angebracht ist,
                              über welcher der Schornstein befestigt wird.
                           B ein ebener Ring, welcher dem Kessel als Grundfläche
                              dient; durch ein kreisförmiges von außen angelegtes Winkeleisen mit einer doppelten
                              Reihe von Nieten wird eine dauerhafte Verbindung des äußeren Cylinders mit diesem
                              Ringe hergestellt.
                           C innerer Cylinder des Kessels, welcher ebenfalls auf
                              dem Ringe B ruht, mit dem er auf dieselbe Art durch ein
                              von innen angelegtes Winkeleisen verbunden ist; ein flacher, in seiner Mitte mit
                              einer Oeffnung versehener Dampfdom schließt oben diesen Cylinder.
                           D ein Rohr, welches mit seinem erweiterten unteren Rande
                              auf die Oeffnung im Dampfdome des Cylinders C paßt,
                              während es mit seinem oberen Ende genau in die bereits erwähnte Oeffnung im
                              Dampfdome des äußeren Cylinders A eingesteckt und
                              mittelst eines kreisförmigen Winkeleisens an letzterem befestigt wird.
                           E Siederöhren aus Eisenblech, welche mit Wasser
                              angefüllt sind und etwas geneigt gegen die Horizontalebene liegen; es sind vierzehn
                              Stück derselben vorhanden, welche paarweise, in sieben Lagen abwechselnd, im rechten
                              Winkel übereinander angebracht sind.
                           F Stahlringe zur Befestigung der offenen Röhrenenden E in die zu diesem Zwecke in der Cylinderwandung C angebrachten Oeffnungen.
                           G Schornstein, welcher mit seinem conisch gestalteten
                              Untertheile auf den Dampfdom des äußeren Cylinders A
                              befestigt ist und in welchen das Rohr D endigt. H Feuerthüre.
                           I die unten im Inneren des Cylinders C angebrachten Roststäbe, welche auf dem vorspringenden
                              Rande des Ringes B aufliegen.
                           J acht und zwanzig ovale Oeffnungen, welche (der Neigung
                              der Siederöhren entsprechend) an flachen, sich entgegengesetzten Stellen des äußeren
                              Cylinders A, gerade jedem Ende der Siederöhren E gegenüber, angebracht sind. Dieselben gestatten das Nachsehen und
                              Reinigen der letzteren und werden, wenn der Kessel in Thätigkeit ist, durch
                              gußeiserne Platten K geschlossen gehalten, welche sich
                              von innen fest an etwas abgeplattete Stellen der Cylinderwandung anlegen; eine
                              derselben ist in Fig. 4 im Detail abgebildet.
                           L ein mit seinem einen Ende in die Platte K eingelassener Bolzen, welcher durch den Bügel M hindurchgeht.
                           M ein passend gebogener Bügel, welcher sich von außen
                              über die Reinigungsluke hinweg an die Kesselwandung anlegt.
                           N Schraubenmutter, welche auf den Kopf des Bolzens L aufgeschraubt wird, wodurch zugleich die Platte K und der Bügel M fest gegen
                              die Kesselwandung angedrückt werden.
                           Wenn man eine Reinigungsluke J öffnen will, so beginnt
                              man damit, in das Ende des Bolzens L, welcher zu diesem
                              Zwecke ein Loch mit innerem Gewinde erhält, einen kleinen Haken O einzuschrauben, der in Fig. 4 punktirt ist und
                              nach dem Losschrauben der Mutter N die Platte K an dem Herabfallen in den Kessel hindert. Hierauf wird
                              die Mutter abgenommen, indem man sie um den Haken O
                              herumschiebt, wodurch der Bügel M frei wird und die
                              Platte K, nach einer Umdrehung von 90º und durch
                              schräges Einstecken in die Reinigungsluke J, leicht
                              herausgenommen werden kann.
                           P hölzerner Mantel um den Kessel, welcher unmittelbar
                              vor den Reinigungsluken J mit entsprechend großen
                              Oeffnungen versehen ist, in welche je zwei Bügel M zu
                              liegen kommen.
                           Q gußeiserne Platte, welche mit Bolzen an den Kessel
                              befestigt ist und den Dampfcylinder, die Speisepumpe, die Lager für die Welle des
                              Schwungrades und der Kurbel, sowie den Centrifugalregulator und alle sonstigen
                              Maschinentheile trägt, welche aus den Figuren 1 und 2 so deutlich
                              zu ersehen sind, daß eine Bezeichnung derselben mit Buchstaben überflüssig
                              erscheint.
                           R Räder zum Transport der Maschine.
                           S gußeiserne Büchsen, welche mit Bolzen an dem Kessel
                              befestigt sind und die Achsschenkel aufnehmen, auf welche die Radnaben genau
                              passen.
                           T eine Gabel zum Fortziehen der Maschine; die Deichseln
                              derselben sind in die gußeisernen Büchsen 8 eingezapft.
                           U zwei gußeiserne Füße, unter welche man Holzstücke
                              legt, sobald die Maschine an dem Orte angekommen ist, wo sie arbeiten soll.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
