| Titel: | Beschreibung einer Schienen-Biegmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 167, Jahrgang 1863, Nr. CIII., S. 413 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CIII.
                        Beschreibung einer
                           Schienen-Biegmaschine.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Beschreibung einer Schienen-Biegmaschine.
                        
                     
                        
                           Ehe ich auf die Beschreibung dieser Schienen-Biegmaschine näher eingehe, will
                              ich die Anwendbarkeit solcher Maschinen erörtern und zum besseren Verständniß vorerst
                              einige bisher üblich gewesene Biegungsarten in Kürze besprechen.
                           Bei dem Baue der älteren Bahnen Norddeutschlands wurde zur Herstellung der durchweg
                              schwachen Curven, folgendes praktische Verfahren angewandt, welches seiner
                              Einfachheit und Zweckmäßigkeit wegen sich bis jetzt erhalten hat. Man trieb neben
                              dem fertig gelegten Schienenstrange, an der convexen Seite vor den Köpfen der
                              Stoßschwellen, und an der concaven Seite vor den Köpfen der mittelsten
                              Zwischenschwellen, sogenannte Curvenpfähle in das Planum und regulirte demnächst die
                              Lage des Geleises durch Holzkeile, welche zwischen den Pfählen und den
                              entsprechenden Schwellenköpfen eingetrieben, die Schienenmitte gewaltsam in die
                              richtige Lage zwängen. Es wird diese Art der Schienenbiegung auch fernerhin mit
                              Vortheil bei schwachen Curven bis 500 Met. Radius oder 0,01 Met. Pfeilhöhe der 6
                              Met. langen Schiene Anwendung finden.
                           Bei Bahnbauten der jüngeren Zeit wandte man, durch locale Verhältnisse gezwungen,
                              Curven bis 200 Met. Radius oder 0,03 Met. Pfeilhöhe auf die 6 Met. lange Schiene an.
                              Eine gleich große Biegung haben die Schienen der Weichen-Curven. Liegen bei
                              Weichen der gerade und der gebogene Strang auf denselben Schwellen, so pflegt man,
                              nachdem das gerade Geleise fertig liegt, die Schienen der Curve an den Stößen
                              aufzuschrauben, zu verlaschen und demnächst ihre Mitte mit dem Wuchtbaume nach dem
                              Augenmaaße durchzusetzen und zu vernageln. Wenn hierbei die Nägel an der concaven
                              Seite so stark sind, daß sie nicht abgedrückt werden, so wird bei der Erschütterung
                              des fahrenden Zuges die gebogene Schiene sich um ihre halbe Pfeilhöhe strecken,
                              indem sie die Mittelschwellen nachschleppt und der entsprechenden Schiene des
                              Hauptgeleises eine gleich große Durchbiegung ertheilt. Dieses Verfahren ist demnach
                              zu verwerfen.
                           Werden aber zu dem Bettungsmaterial die beim Sprengen gewonnenen Steinschrote
                              benutzt, so ist das Eintreiben von Curvenpfählen nicht mehr möglich. Es müssen in
                              diesem Falle die Schienen vorher gebogen werden. Ohne Schienen-Biegmaschine
                              geschieht dieß auf folgende Art:
                           Man legt zwei Schwellen parallel zu einander, senkrecht zur Bahnachse, mit ihren
                              äußeren Kanten auf Schienenlänge auseinander, hält die zu biegende Schiene in eine
                              durch Versuch ermittelte Höhe darüber, und läßt sie gleichmäßig so fallen, daß die
                              beiden Enden auf die Schwellen aufschlagen. Die Mitte setzt sich dabei vermöge ihres
                              eigenen Gewichtes durch. Nach einiger Uebung erhalten die Arbeiter in dieser Art der
                              Biegung eine solche Sicherheit, daß sie jeder Schiene beim zweiten Wurf fast genau
                              die gewünschte Pfeilhöhe geben. Die Curve, nach welcher die Schiene gebogen ist, hat aber
                              mehr Aehnlichkeit mit einer Hyperbel als mit einem Kreisbogen und es erhalten
                              schlechte Schienen Knicke oder gar Brüche.
                           Aus diesem Grunde ist solches Biegen von den Bahnverwaltungen verpönt – und
                              sind zu dem Ende eigene Schienen – Bieg- und Streckmaschinen der
                              verschiedensten Art construirt worden. Eines der zweckmäßigsten Systeme ihrer
                              Construction ist in Fig. 18 gezeichnet. Drei Walzen A, B und C stehen im Dreieck zu einander. Die unterste C kann der gemeinsamen Achse a,
                                 b der beiden anderen zwischen den Grenzen beliebig genähert oder davon
                              entfernt werden, wodurch ein größerer oder ein geringerer Biegungsgrad erzielt wird.
                              Eine oder zwei der Walzen werden durch irgend einen Mechanismus um ihre Achse
                              gedreht und so wird die Schiene durchgewalzt.
                           Wird auf einer dieser Maschinen eine Schiene nur wenig (0,0025 Met. auf die 6 Met.
                              lange Schiene) durchgebogen, so streckt sie sich, nachdem sie aus den Walzen tritt,
                              wieder gerade. Verstärkt man die Durchbiegung allmählich, so wird endlich ein Punkt
                              eintreten, bei welchem die äußersten, am meisten in Anspruch genommenen Fasern der
                              Schiene, über ihre Elasticitätsgrenze hinaus ausgereckt, resp. zusammengedrückt
                              werden. Es bildet sich für diese Fasern ein neuer, von dem ursprünglichen entfernt
                              liegender Gleichgewichtszustand. Auch jetzt streckt sich die Schiene zurück, aber
                              nicht ganz. Die besagten äußersten Fasern eines Schienenquerschnittes ziehen, resp.
                              dehnen sich bis zu ihrer neuen Gleichgewichtsgrenze. Alle übrigen der neutralen
                              Achse näher liegenden Fasern dagegen suchen ihre ursprüngliche Länge zu erreichen
                              und drücken resp. ziehen dabei die ersteren über ihre Gleichgewichtsgrenze hinaus.
                              Nachdem die Schiene ihre dauernde Durchbiegung erlangt hat, haben die äußeren Fasern
                              das Bestreben sie mehr zu krümmen, die inneren sie zu strecken, und diese beiden
                              Wirkungen halten sich das Gleichgewicht. Es erhellt hieraus, daß die Schiene einer
                              weiteren Biegung weniger Widerstand entgegensetzt. Wie viel die Rückbiegung beträgt,
                              hängt direct davon ab, wie viele der äußeren Fasern über ihre erste, resp. zweite
                              etc. Elasticitätsgrenze hinaus forcirt wurden, also:
                           
                              1) von der Stellung der drei Walzen zu einander, und insofern
                                 diese constant angenommen wird:
                              2) von der Beschaffenheit des Materials, und dieses als gleich
                                 vorausgesetzt:
                              3) von dem Härtegrade, welchen das Eisen bei der schnelleren oder
                                 langsameren Abkühlung erlangt hat, und endlich
                              4) von dem Material und Härteunterschiede der inneren und äußeren
                                 Fasern ein und derselben Schiene.
                              
                           Es können mithin zwei Schienen, zu denen die Luppen in einem Ofen gepuddelt und
                              welche aus demselben Schweißofen gewalzt wurden, bei gleicher Stellung der
                              Biegmaschine eine verschiedene Pfeilhöhe erlangen.
                           Der Biegungsunterschied verschiedener Schienen beträgt bei derselben Stellung der
                              Maschine für verschiedene Schienen desselben Querschnitts bis 0,02 Met. Es ist daher
                              nicht möglich, durch Versuche eine Scala an der Stellvorrichtung einer
                              Schienen-Biegmaschine zu ermitteln, mit deren Hülfe man Schienen nach Wunsch
                              biegen könnte; die richtige Biegung muß bei jeder einzelnen Schiene durch den
                              Versuch erreicht werden und dabei ergeben sich folgende Resultate:
                           Soll eine Schiene um 0,02 Met. Pfeilhöhe gebogen werden, und erzielt man beim ersten
                              Durchwalzen nur 0,01 Met., so wird man die untere Walze um das doppelte η2 Fig. 18 durchstellen. Bei
                              einem abermaligen Durchwalzen erhält man nun vielleicht 0,25 Met. an Stelle der
                              erwarteten 0,2 Met. Pfeilhöhe. Versucht man eine kleine entsprechende Rückbiegung,
                              so wird die Schiene unverhofft wieder nahezu gerade.
                           Solche Resultate sind sehr überraschend und entmuthigend für den beaufsichtigenden
                              Beamten. Der Grund ist in der oben erwähnten gestörten Harmonie der Wirkungsweise
                              einzelner Fasern eines Schienenquerschnittes zu suchen. Die
                              Schienen-Biegmaschine verliert hierdurch viel an ihrem praktischen Werth,
                              welcher ihr jedoch durch eine geeignete Anordnung wieder gegeben werden kann.
                           Sehr falsch ist es, eine Biegmaschine nach jeder einzelnen Curve hin dirigiren zu
                              wollen, um dort während des Oberbaues die Biegung vorzunehmen. Da das Biegen der
                              Schienen auf eine bestimmte Pfeilhöhe unmöglich mit dem Legen Schritt halten kann
                              und in solchen Fällen Zeitverlust Geld ist, so verspüren die Herren Unternehmer
                              wenig Lust sich mit der ihnen ganz unbekannten Maschine erst vertraut zu machen. Sie
                              ziehen die älteren Biegungsarten durch Curvenpfähle oder Werfen der Schienen vor und
                              die Beamten sehen sich gezwungen, dem allgemeinen Drängen Rechnung tragend, ein Auge
                              zuzudrücken. Die Maschine wird dann vorschriftsmäßig auf der Strecke herumgeschleppt
                              und sollte sie auch wirklich an einem Punkte rechtzeitig eintreffen, doch selten
                              gebraucht.
                           Anders gestalten sich die Verhältnisse, wenn die Biegmaschine in dem Walzwerke oder
                              an einer Station aufgestellt wird, über welche der Schienentransport geht. Aus der
                              Anzahl der Schienen für jeden einzelnen Curvenradius auf der ganzen Strecke und
                              deren Gesammtzahl ermittelt man den Procentsatz für jeden einzelnen Biegungsgrad,
                              welche Procentsätze man
                              beim Biegen möglichst einzuhalten sucht. Man stelle nun nicht die Maschine für jede
                              einzelne Schiene, sondern sortire die Schienen, welche bei einer bestimmten Stellung
                              derselben durchgewalzt sind, nach den verschiedenen Biegungsgraden, wobei die
                              variirenden Pfeilhöhen zu dem nächst höheren Biegungsgrad gerechnet werden.
                              Hauptregel muß dabei bleiben, zuerst die am stärksten gebogenen Schienen fertig zu
                              walzen. Die sogenannten Differenz-Schienen, welche die Längenunterschiede des
                              inneren und äußeren Stranges in einem Curvengeleise vermitteln sollen, werden in
                              derselben Weise zuerst gebogen. Jeder Sendung von Curvenschienen wird die nöthige
                              Anzahl Differenz-Schienen beigegeben. Es wird dadurch gleichzeitig das
                              irrthümliche Einlegen der letzteren in die gerade Strecke verhindert. Rathsam ist
                              es, jede Schiene mit ihrem Curvenradius am Kopfe zu stempeln. Verwendet man zu
                              diesen Arbeiten dieselben Leute, so kann das Biegen bei geeigneter Anzahl von
                              Maschinen dem Legen des Oberbaues Schritt halten. Es ist vortheilhaft, sämmtliche
                              Schienen um 0,0025 Met. bis 0,0075 Met. weniger zu biegen, als dem Curvendurchmesser
                              entspricht, wie ich nun beweisen werde.
                           Fällt man von dem höchstgelegenen Schwerpunkte a
                              Fig. 19 eines
                              Waggons ein Perpendickel ae gegen die Ebene der
                              beiden Schienenoberkanten fg, so muß, wenn ein
                              Schnellzug mit derselben Sicherheit in Bezug auf Umschlagen durch die Curve brausen
                              soll, mit der ein Waggon ruhig darin steht, die Resultirende R aus der Centrifugalkraft P bei der größten
                              Fahrgeschwindigkeit v und der Schwerkraft G ebenso weit nach außen von dem Perpendikel ae abweichen, als die Richtung ad der Schwerkraft sich nach innen davon
                              entfernt.
                           Für einen Curvenhalbmesser r ist die Centrifugalkraft
                           P = v²G/gr
                           und die tang α des Winkels
                              welchen die Richtung der Resultirenden R mit der
                              Lothrechten bildet
                           tang α = ab/bc = P/G = v²G/grG =
                              v²/gr
                           der Neigungswinkel
                           β = α/2, also für kleine Winkel tang
                                 β = tang α/2 = v²/2gr.
                           Die Ebene der Schienenoberkanten bildet ein Stück des
                              Kegelmantels, dessen Spitze um r . tang β unter der Horizontalebene liegt;
                           
                           h = r .
                              v²/2gr = v²/2g,
                           also ist h eine constante Größe.
                           Die Geschwindigkeit w, bei welcher ein Zug auf der so
                              geneigten Bahn die beiden Schienen gleichmäßig angreift, mithin die Resultirende R in die Richtung ae
                              fällt:
                           tang β = w ²/gr = v²/2rg
                              
                           w ² = v ²/2 oder w = v/√2, nahezu 2/3 v.
                           Wenn v der Schnellzuggeschwindigkeit entspricht, so wird
                              2/3 v nahezu die Güterzuggeschwindigkeit seyn.
                           Bei einer Ueberhöhung, entsprechend dem Winkel β,
                              drückt sich der Radflantsch mit einer Kraft p an die
                              äußere Schiene;
                           p = R sin
                                 β
                              
                           und R = P/sin α, also p = P sin β/sin
                                 α; für kleine Winkel
                           p = 1/2 P.
                           Auf den Strecken wo die Züge meist mit voller Geschwindigkeit durch schwache Curven
                              fahren müssen, hat man die Ueberhöhung noch größer genommen. Wird
                           β = α, also tang β = v²/gr oder h = v²/g,
                           so drückt der Schnellzug mit keiner Seitenkraft gegen die
                              äußere Schiene, wird also im erweiterten Curvenstrange hin und her schlagen, ähnlich
                              wie in einem geraden Strange bei zu weiter Spur. So groß soll deßhalb die
                              Ueberhöhung, wenn auch sonst zulässig, nie genommen werden. Die Grenze für die
                              Ueberhöhung tritt dort ein, wo G zu nahe an die innere
                              Schiene f fällt, also der Wagen im labilen Gleichgewicht
                              steht. Es ist in solchem Falle vorgekommen, daß schiefgeladene Wagen beim Halten
                              eines Zuges in der Curve umgefallen sind. Wo die Grenze eintritt, dieß hängt
                              lediglich von der Bauart der Waggons ab. Es ist sehr zu tadeln, daß neuere Bahnen,
                              welche ihre Züge mit großer Geschwindigkeit durch starke Curven fahren lassen
                              müssen, ihre Personenwagen unverantwortlich hoch bauen, nur um denselben ein stolzes
                              Ansehen zu geben.
                           Da die Kraft so nie ganz verschwinden soll und für gewöhnliche Ueberhöhung p = 1/2 P der halben
                              Centrifugalkraft für schnellfahrende Züge ist, so wird der Radflantsch noch mit
                              einer großen Kraft gegen die äußere Schiene gepreßt. Die Stoßschwellen liegen meist
                              fester als die Mittelschwellen. Die Mitte der vollkommen gebogenen Schiene, welche
                              einen Theil ihrer Widerstandsfähigkeit verloren hat, setzt sich mit den
                              Mittelschwellen nach Außen durch und da der am inneren Kopfe dieser Schwellen
                              entstehende Raum sich beim Rütteln des Zuges füllt, so bleibt sie dauernd überbogen.
                              Legt man bei starken Curven die Mittelschwellen durch Curvenpfähle fest, so drücken
                              sich die Nägel an der convexen Seite des äußeren Stranges ab und die Schiene
                              überbiegt sich dennoch. Am meisten macht sich dieß in den waagrechten Weichencurven
                              bemerkbar, wo selbst doppelte Nagelung unzureichend ist. Es ist deßhalb
                              vortheilhaft, die Schienen so viel weniger zu biegen, als man ohne Curvenpfähle
                              durch den Widerstand des Bettungsmaterials gewaltsam durchzusetzen im Stande ist. Es
                              wirkt dann die Schiene vermöge ihrer Elasticität dem Drucke des Radflantsches
                              entgegen und die Stöße gegen die äußeren Nägel sind dadurch gebrochen. Auch selbst
                              wenn die Schiene dauernd wenig unterbogen bleibt, so ist dieß nicht so gefährlich,
                              als überbogene Schienen es sind, bei denen die Stöße scharf vortreten.
                           Beschreibung der Maschine. – Die
                              Schienen-Biegmaschine, von welcher Fig. 14 die Ansicht, Fig. 15 einen
                              Querschnitt nach LK, Fig. 16 oben zur Hälfte
                              einen Horizontalschnitt nach QR und unten eine
                              obere Ansicht mit fehlenden Walzen etc., endlich Fig. 17 einen Querschnitt
                              nach OP darstellt, wurde beim Bau der
                              links-rheinischen Bahn benutzt.
                           In zwei festen, durch Distanzstangen verbundenen Böcken J,
                                 J liegen zwei Walzen A und B mit den Achsen a und b in festen Lagern. Eine dritte Walze C hängt mit ihrer Achse c in
                              zwei Bügeln i, welche sich in den Ständern J führen und oben in zwei Schrauben i, i enden. Diese Schrauben gehen in zwei Messingmuttern
                              k, k, welche auf den Ständerdeckeln drehbar sitzen.
                              An den Muttern k sind Schneckenräder angegossen, welche
                              durch die gemeinsame Schneckenwelle e, e mit daran
                              sitzender Kurbel gleichzeitig bewegt werden, wodurch die Schraube und mit ihr die
                              untere Walze C gleichmäßig gehoben und gesenkt werden
                              kann. Auf dem Schneckenrade kann eine Eintheilung entsprechend η2 Fig. 18, durch Versuch
                              ermittelt, angebracht werden. Auf den Wellen a und b der festen Walzen A und
                              B sitzen die beiden Zahnräder G und H, in welche das gemeinsame Getriebe F eingreift. Letzteres sitzt auf der Welle d, d, welche in Fig. 15 in den Böcken
                              gelagert links durchgeht und auf ihrem Kopfende das Zahnrad D trägt, welches in das Getriebe E der
                              Kurbelwelle e eingreift. Fig. 15 zeigt in die
                              Walzen links das Kaliber der Schiene eingegossen, rechts ein quadratisches Kaliber,
                              um die in der
                              Höhenrichtung krumm gefahrenen Schienen wieder zu strecken. Die Maschine ist auf
                              einen kleinen Bahnwagen aufgeschraubt.
                           Die Kraftverhältnisse der Schienen-Biegmaschine
                              lassen sich berechnen wie folgt:
                           Tritt die Schiene Fig. 18 in der Richtung μδ in
                              die Walzen, so stößt sie bei δ auf den Umfang der
                              Walze A und es wird ihr auf dem Wege δε eine Durchbiegung ηλ = m
                              ertheilt. Um der Schiene auf die Länge εδ
                              oder nahezu ab = l
                              eine Durchbiegung in zu ertheilen, muß in der Richtung cηεη eine Kraft darauf wirken
                           P = 48 (m
                              . EB)/l³.
                           Im vorliegenden Falle ist B das Trägheitsmoment eines
                              links-rheinischen Schienenquerschnittes nahezu = 4; der
                              Elasticitäts-Modulus. E = 25000000 Pfd.
                              Zollgewicht, l = 18'' preuß.
                           P = (48 . 25000000 . 4)/5832 m = 823045 . m
                              
                           Die Schiene spannt sich gegen die Walze A im Punkte ε mit einer Kraft P¹ = 1/2 P.
                           Die Spannungen der Schiene verhalten sich (zwischen Grenzen) wie die Durchbiegungen.
                              Also herrscht in einem Punkte x des Weges δε, dessen Radius ax mit αε den Winkel α bildet
                              und welcher in einer Entfernung n unter φδ liegt, eine Spannung
                           S = P¹n/φε = n/2m P¹= P/4m n
                              
                           und da, wie aus Fig. 18 ersichtlich,
                           n = r
                              (cos α – cos
                                 β) ist
                           I.    S = Pr/4m (cos α –
                              cos β).   
                           Die Kraft K, welche im Punkte x angreifend, am Umfange der Walze der Spannung S das Gleichgewicht hält
                           II.    K = S sin
                                 α                                               
                           = Pr/4m sin
                                 α (cos α – cos
                                 β)          
                           K = Pr/4m (sin α cos
                                 α – cos β sin
                                 α)      
                           dK/dα =
                                 Pr/4m (– sin
                                 α² + cos α – cos
                                 β cos α) = 0
                           
                           2 cos² α – cos β cos α – 1 = 0
                           cos α² – cos β/2 cos α
                              = 1/2
                           (cos α – cos
                                 β/4)² = 1/2 + cos² β/16
                           III. Textabbildung Bd. 167, S. 420
                           Aus der Figur ergibt sich die Formel:
                           IV.    cos
                                 β = (r – 2 m)/r = 1 – 2m/r.
                           Nehmen wir m = 1''' preuß. als Maximaldurchstellung,
                              welche einem Radius von 40,5' entspricht, so ist
                           m = 0,0833
                           IV.    cos
                                 β = 1 – 0,1666/5 = 1 – 0,0833 = 0,9667 (β = 15º)
                           III. Textabbildung Bd. 167, S. 420
                           sin α = 0,1487
                           I.    S = Pr/4m (0,9889 –
                              0,9667) = (823045 . 5)/4 0,0222
                           S = 22840 Pfd. Zollgewicht.
                           II.    K = 22840
                              . sin α = 22840 . 0,1487 = 3396 Pfd.
                              Zollgewicht.
                           Mit kleiner Vernachlässigung wirkt S an jeder der beiden
                              oberen Walzen einfach und an der unteren doppelt, also bei der Stellung entsprechend
                              Winkel α wirken 4 S =
                              91360 Pfd. Zollgewicht auf Zapfenreibung.
                           Die beiden oberen Walzen haben Zapfen von 2'', die untere hat solche von 2 1/2'', wir
                              können also mit Berücksichtigung der sonstigen ZapfenreibungReibung 2,25 durchschnittlich annehmen. Die Zapfenreibung
                           
                              
                                 
                                 
                                    k =
                                    
                                 8 S . 1,125μ/(5–1,125μ) =
                                    182720 . 0,023 (μ = 0,1)
                                 
                              
                                 
                                 
                                    k =
                                    
                                 4202,5 Pfd. Zollgewicht
                                 
                              
                                 K +
                                 
                                    k =
                                    
                                 7600 Pfd. Zollgewicht.
                                 
                              
                           Bei der Uebersetzung 1: 30 des Bewegungsmechanismus müssen also an der Kurbel
                              wirken
                           7600/30 = 253 Pfd. Zollgewicht.
                           
                           Es müssen demnach vier Mann anfassen, und jeder hat noch mit 65 Pfd. Zollgewicht zu
                              arbeiten; dieser Kraftaufwand dauert jedoch nur einen Moment und wird durch die,
                              wenn auch kleine Schwungkraft der Maschine schon etwas überwunden.
                           Wenn der Schienenkopf bis zum Punkte ε vorgerückt
                              ist, so wird S = 1/2 P und
                              sin α = 0, also
                           K = S .
                              sin α = 0.
                           Es ist dieß jedoch eine Täuschung. Bei der Aufstellung der Formel wurde nämlich
                              angenommen, der Bogen εηϑ sey ein
                              an die drei Walzen tangirender, und dieß hat auf die Berechnung bis jetzt wenig
                              Einfluß. Es verhalten sich aber die verschiedenen n',
                              n'' wie die entsprechenden l'³ l''³, also ist die Gleichung
                              der Curve y ³ – ax die der kubischen Parabel.
                           Ein Punkt ξ der Schienencurve liegt unterhalb des
                              Bogens, nach welchem sich die Schiene bewegt, muß also von der Walze C aus seiner natürlichen Lage gehoben werden. Die dazu
                              erforderliche Kraft Q, in der Richtung ϑεεϑ an der Schiene wirkend gedacht, berechnet sich wie folgt:
                           Ql = (ΣS + S' + S''' + S'''' + S
                              n)/n . m
                              
                           und da die Spannungen den Durchbiegungen proportional sind
                           Ql = P/2
                              m
                              
                           Q = Pm/2l = 823045 m²/36;
                           für m = 4/12
                           Q = 158,7 Pfd. Zollgewicht.
                           Es wirken jetzt auf Zapfenreibung 2P und erzeugen eine
                              Reibung
                           q = 4P .
                              1,125μ/(5 – 1,125μ) = 3292180 . 0,023 m = 6312 Pfd. Zollgew.;
                           also Q + q = 6470 Pfd. Zollgewicht;
                           an der Kurbel mithin 6470/30 = 216 Pfd.
                           Folglich arbeitet jeder der vier Mann noch mit 54 Pfd. Zollgewicht. Solche starke
                              Biegungen kommen aber auch nur für Drehscheibenkränze vor und in diesem Falle wird
                              man mehrmaliges Walzen vorziehen.
                           Für eine Curve von 50º Radius beträgt die Durchbiegung 0,0055'' auf 18''
                              Länge; nehmen wir die Durchstellung mit Rücksicht auf die Rückbiegung m = 0,02'' an, so wird:
                           
                           IV. cos β = 0,992 (β = 7º)
                           III. Max. cos α = 0,99735 (α = 4º 10' 20'')
                                        sin
                              α = 0,07275
                           I.   S = 5504
                           II.  K =   400
                              Pfd. Zollgewicht
                                k =
                              1013 Pfd. Zollgewicht.
                           Es müssen an der Kurbel wirken 1413/30 = 47 Pfd. Zollgewicht; also zwei Mann mit je
                              23 Pfd. bei dem größten Werthe von K.
                           Die Stellvorrichtung hat eine Uebersetzung von 3500 : 1. Bei 50 Pfd. Druck an der
                              Handkurbel ist die Durchstellung
                           m . 823045 = 50 . 3500
                           m = 175000/823045 = 0,21'' preuß. auf
                              18'' Länge
                           mit Vernachlässigung der Reibung, und P ist in diesem Falle
                           P = 823045 . 0,21 = 172839 Pfd.
                              Zollgewicht.
                           
                              C. S.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
