| Titel: | Verfahren zur kalten Versilberung des Glases durch Anwendung des Invertzuckers; von A. Martin. | 
| Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. XXXII., S. 142 | 
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                        XXXII.
                        Verfahren zur kalten Versilberung des Glases
                           durch Anwendung des Invertzuckers; von A. Martin.
                        Aus den Comptes rendus,
                              t. LVI p. 1044.
                        Martin's Verfahren zur kalten Versilberung des Glases durch
                           Anwendung des Invertzuckers.
                        
                     
                        
                           Unter den zahlreichen Verfahrungsarten zur Versilberung schien sich zur Construction
                              der Teleskope mit Glasspiegeln am besten die Methode von Drayton zu eignen, sowie dieselbe von Léon Foucault sehr detaillirt in den Annales de l'Observatoire
                                 impérial, tome V, beschrieben wurde.Nach Drayton hat bekanntlich zuerst Prof. v. Liebig im J. 1856 ein brauchbares Verfahren zum
                                    Versilbern des Glases veröffentlicht; seitdem hat derselbe ein neues, noch
                                    nicht veröffentlichtes Verfahren zur Glasversilberung entdeckt; hinsichtlich
                                    der Vorzüge welche letzteres Verfahren vor den anderen bekannt gewordenen
                                    Methoden besitzt und bezüglich der Resultate, welche es in der industriellen
                                    Praxis geliefert hat, verweisen wir auf die Abhandlung im polytechn. Journal
                                    Bd. CLVII S. 205.A. d. Red. Da jedoch die Ausführung dieser Methode eine sehr große Geschicklichkeit
                              erfordert, so war es wünschenswerth ein Verfahren zu ermitteln, welches so einfach
                              und sicher ist, daß es eine allgemeine Anwendung gestattet.
                           Nachdem ich alle bekannten Methoden (mit Aldehyd, Milchzucker etc.) sorgfältig
                              geprüft hatte, blieb ich bei folgendem Verfahren stehen, welches mir einerseits
                              durch seine leichte Ausführbarkeit, und andererseits durch die Adhärenz und
                              physische Konstitution der abgelagerten Silberschicht alle wünschenswerten
                              Bedingungen zu erfüllen schien.
                           Man bereitet sich:
                           1) eine Lösung von 10 Grammen salpetersauren Silbers in 100 Grammen destillirten
                              Wassers;
                           2) eine wässerige Lösung von reinem Ammoniak, welche 13° an Cartier's
                              Aräometer (0,984 spec. Gew.) zeigt;
                           3) eine Lösung von 20 Grammen reinen Aetznatrons in 500 Grm. destillirten
                              Wassers;
                           4) eine Lösung von 25 Grm. gewöhnlichen weißen Zuckers in 200 Grm. destillirten
                              Wassers. In diese Zuckerlösung gießt man 1 Kubikcentimeter Salpetersäure von
                              36° Baumé, läßt zwanzig Minuten lang sieden, damit die Umsetzung des
                              Zuckers erfolgt, und bringt dann das Volum der Flüssigkeit auf 500 Kubikcentimeter
                              durch Zusatz von destillirtem Wasser und von 50 Kubikcentimetern Alkohol von
                              36° Cartier (89,6 Volumprocenten).
                           Nachdem man diese Lösungen dargestellt hat, schreitet man zur Bereitung der
                              Versilberungsflüssigkeit. Man gießt in eine Flasche 12 Kubikcentimeter der Lösung
                              von salpetersaurem Silber, dann 8 Kub. Centim. Ammoniak von 13° Cartier,
                              endlich 20 Kub. Centim. der Natronlösung; hierauf ergänzt man durch 60 Kub. Centim.
                              destillirten Wassers das Volum auf 100 Kubikcentimeter.
                           Wenn die Verhältnisse gut beobachtet wurden, bleibt die Flüssigkeit klar, und ein
                              Tropfen einer Lösung von salpetersaurem Silber muß darin einen bleibenden
                              Niederschlag hervorbringen; man läßt diese Flüssigkeit jedenfalls 24 Stunden lang
                              ruhig stehen, wornach sie mit aller Sicherheit angewendet werden kann.
                           Die zu versilbernde Fläche muß mit einem Baumwollbäuschchen, welches man mit einigen Tropfen
                              Salpetersäure von 36° Baumé imprägnirt hat, gut gereinigt und dann mit
                              destillirtem Wasser gewaschen werden; hernach läßt man sie abtropfen und legt sie
                              über Unterlagen auf die Oberfläche eines Bades, welches aus der oben angegebenen
                              Versilberungsflüssigkeit besteht, die man mit 1/10 bis 1/12 der
                              Invertzucker-Lösung (Nr. 4) versetzt hat.
                           Unter dem Einfluß des zerstreuten Lichtes wird die Flüssigkeit, in welche die zu
                              versilbernde Fläche getaucht ist, sich gelb färben, hernach braun, und nach Verlauf
                              von zwei bis fünf Minuten wird sich die Versilberung über die ganze Oberfläche des
                              Glases erstreckt haben; nach zehn bis fünfzehn Minuten hat die Schicht eine
                              hinreichende Dicke erlangt und braucht dann bloß noch gewaschen zu werden, anfangs
                              mit gewöhnlichem und hernach mit destillirtem Wasser, worauf man das Glas an freier
                              Luft trocknen läßt, indem man es auf die Kante stellt.
                           Die trockene Oberfläche zeigt eine vollkommene Politur, welche mit einem schwachen
                              weißlichen Schleier überzogen ist. Durch schwaches Ueberfahren mit einem
                              gemsenledernen Bällchen, welches mit einer kleinen Menge Polirroth bestreut ist,
                              verschwindet letzterer Schleier und hinterläßt eine glänzende Fläche, welche ihre
                              physische Constitution zu den Zwecken der Optik in ganz vorzüglichem Grade geeignet
                              macht.