| Titel: | Analyse einer Eisenbeize; von Fr. Stolba in Prag. | 
| Autor: | František Štolba | 
| Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. XXXIII., S. 144 | 
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                        XXXIII.
                        Analyse einer Eisenbeize; von Fr. Stolba in Prag.
                        Stolba's Analyse einer Eisenbeize.
                        
                     
                        
                           Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, eine unter dem Namen: „salpetersaures Eisenoxyd,“ hier im Handel
                              in großen Massen vorkommende Beize zu analysiren, welche in einer schlesischen
                              Fabrik dargestellt werden soll und sich durch Güte und Billigkeit (1 Centner kostet
                              2 Thaler) auszeichnet.
                           Die Eisenbeize ist eine dicke, dunkelbraunrothe Flüssigkeit von dem bedeutenden
                              specifischen Gewichte = 1,557 und erstarrt, längere Zeit der Eiskälte ausgesetzt, zu
                              einer gelben Salzmasse, welche an der Luft starr bleibt und nur in der Wärme wieder
                              zerfließt.
                           Die chemische Analyse ergab in 100 Gewichtstheilen:
                           
                              
                                 Eisenoxyd
                                 20,64
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 22,13
                                 
                              
                                 Salpetersäure
                                 1,30
                                 
                              
                                 Chlor
                                 5,24
                                 
                              
                           
                           Die Bestimmung der Salpetersäure wurde in folgender Art ausgeführt. Ein bestimmtes
                              Quantum Eisenbeize wurde mit heißem Wasser gemischt und die Lösung mit
                              überschüssigem Kali gefällt. Der erhaltene Niederschlag von kalihaltigem Eisenoxyd
                              und basischen Eisenoxydsalzen wurde im Filter mit heißem Wasser etwas ausgewaschen
                              und dann in der eben genügenden Menge heißer Salzsäure gelöst, die Lösung mit
                              Ammoniak gefällt und der Niederschlag im Filter gut ausgewaschen. Dieses
                              ammoniakalische Filtrat wurde mit dem ersten kalischen vereinigt, noch etwas reines
                              Aetzkali zugesetzt und nun in einer Porzellanschale eingedampft. Das Ammoniak, aus
                              dem gebildeten Salmiak durch Kali ausgetrieben, entwich allmählich, und endlich war
                              die heiße Flüssigkeit, wie die bei Zusatz von noch etwas Kalilauge vorsichtshalber
                              angestellten Proben zeigten, frei davon. Die alkalische Lösung wurde mit einer
                              Auflösung von reinem zweifach-chromsaurem Kali genau neutralisirt, zur
                              Trockne eingedampft, und die erhaltene Salzmasse im Luftbade in einem Platintiegel
                              bei etwa 200° C. bis zum constanten Gewichte getrocknet.
                           Nun wurde die Salpetersäure nach der Methode von Persoz
                              Polytechn. Journal Bd. CLXI S. 284. durch Schmelzen mit dem doppelten Gewicht trockenen
                              zweifach-chromsauren Kalis aus der sich ergebenden Gewichtsdifferenz
                              ermittelt.
                           Die zweite Fällung mit Ammoniak hatte den Zweck, die dem kalischen Eisenniederschlage
                              etwa noch anhängende Salpetersäure in Lösung zu bringen.
                           Wie sich aus den Zahlen der Analyse ergiebt, ist das schwefelsaure Eisenoxyd der
                              Hauptbestandtheil dieser Beize. Rechnet man das Eisenoxyd auf Eisenoxydul um, so
                              entspricht es 18,57 Theilen desselben, welche Quantität 20,64 Theile Schwefelsäure
                              erfordert, um damit Eisenvitriol zu bilden. In unserer Beize sind nur 22,13 Theile
                              Schwefelsäure vorhanden, was mit der obigen Zahl ziemlich übereinstimmt.
                           Hieraus ist ersichtlich, daß zur Bereitung dieser Beize Eisenvitriol genommen wurde,
                              und erklärt sich auch der kleine Ueberschuß der gefundenen Schwefelsäure, weil der
                              im Großen dargestellte Eisenvitriol immer etwas freie Schwefelsäure enthält.
                           Die Menge des gefundenen Chlors ist zu bedeutend, als daß es zufällig, etwa durch die
                              zur Oxydation verwendete Salpetersäure in die Beize gekommen wäre; das Chlor muß in
                              der Form von Salzsäure absichtlich zugesetzt worden seyn.
                           Sehr gering ist die Menge der in der Beize vorhandenen Salpetersäure und daraus läßt sich schließen,
                              daß dieselbe nur in der zur vollständigen Oxydation des Eisenoxyduls ausreichenden
                              Menge verwendet wurde.
                           Da es sich nicht entscheiden läßt, in welcher Form die Bestandtheile dieser Beize
                              verbunden sind, so habe ich die Analyse auf Verbindungen berechnet, die sowohl in
                              Bezug auf Zusammensetzung als auch auf Eigenschaften wohl bekannt sind, und hiernach
                              enthielte die Beize:
                           
                              
                                 neutrales schwefelsaures Eisenoxyd (Fe²O³, 3
                                    SO³)
                                 36,88
                                 
                              
                                 Eisenchlorid (Fe² Cl³)
                                 7,93
                                 
                              
                                 basisch-salpetersaures Eisenoxyd (Fe²O³,
                                    NO⁵)
                                 3,22
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 48,08
                                 
                              
                                 Wasser
                                 51,92
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Um aus dem Eisenvitriol bei Zusatz von Salpetersäure neutrales schwefelsaures
                              Eisenoxyd darzustellen, muß man entweder eine genügende Menge Schwefelsäure
                              zusetzen, oder man muß demselben einen Theil des Eisens entziehen, indem man es an
                              einen anderen Körper bindet. Der Zusatz der Salzsäure hatte offenbar den letzteren
                              Zweck, da sich ohne Hinzugabe der theuerern Schwefelsäure das Gewünschte erreichen
                              läßt und ein zweiter Körper, Eisenchlorid, entsteht, welcher als Beize ähnlich
                              wirkt.
                           Versuche, mit Zugrundelegung der obigen Analyse eine ähnliche Flüssigkeit
                              darzustellen, gaben mir anfänglich scheinbar kein
                              günstiges Resultat, indem ich zwar Flüssigkeiten von ähnlicher Consistenz und
                              Dichte, aber nicht von dunkelbraunrother sondern gelbbrauner Farbe erhielt.
                           Ich habe jedoch später, als ich die Sache von Neuem aufgriff, gefunden, daß es nur
                              nothwendig ist, die erhaltenen Lösungen entweder sehr lange stehen zu lassen oder
                              noch besser zu filtriren, um eine ganz gleich gefärbte Flüssigkeit zu erlangen, da
                              hiedurch eine geringe Menge eines gelblichen basischen Eisenoxydsalzes abgesondert
                              wird, welches die gelbbraune Färbung bedingt.
                           Ich verfuhr in folgender Art:
                           Es wurden 3 Gewichtstheile krystallisirten Eisenvitriols mit einem Gewichtstheil
                              wässeriger Salzsäure von 1,111 spec. Gewicht übergossen, wobei sich durch Bildung
                              von Chloreisen ein Theil des Eisenvitriols verflüssigte und eine bedeutende
                              Temperaturerniedrigung (von 10° C.) stattfand; die Masse wurde erwärmt und so
                              lange Salpetersäure von 1,38 spec. Gew. der kochenden Flüssigkeit zugesetzt, bis die
                              Entwickelung von Stickstoffoxyd aufhörte; die Flüssigkeit wurde dann zu der
                              erforderlichen Dichte eingedampft und filtrirt. Sie hatte, wie erwähnt, gleiche
                              Eigenschaften und wie
                              die Analyse zeigte, nahezu dieselbe Zusammensetzung wie die ursprüngliche.