| Titel: | Beschreibung einer größtentheils aus Gußeisen construirten Wäschmange; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in Berlin. | 
| Autor: | Robert Schmidt | 
| Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. XXXIX., S. 166 | 
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                        XXXIX.
                        Beschreibung einer größtentheils aus Gußeisen
                           construirten Wäschmange; von Dr. Robert Schmidt,
                           Civilingenieur in Berlin.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Schmidt's Wäschmange.
                        
                     
                        
                           Im Nachfolgenden beschreiben wir eine zum größten Theil aus Gußeisen construirte
                              Wäschmange (Rolle), welche sich besonders dadurch vortheilhaft gegen die bisherigen
                              derartigen Maschinen auszeichnet, daß die hauptsächlichsten Theile derselben beim
                              Rollen eine rotirende Bewegung nach einer Richtung
                              erhalten, also nicht fortwährend träge Massen in Bewegung zu setzen sind; die Folge
                              davon ist selbstverständlich, daß die Bewegung der Rolle sehr leicht von Statten
                              geht.
                           Fig. 1 zeigt
                              eine Längenansicht der Rolle, Fig. 2 eine Seitenansicht
                              (die linke Seite), und Fig. 3 einen verticalen
                              Durchschnitt nach der Linie LM der Fig. 1 mit der Ansicht
                              nach rechts. Die Maschine ist zusammengesetzt wie folgt:
                           Die Rollenwalzen und alle zur Rolle sonst noch gehörigen Wellen sind zwischen zwei
                              Böcken gelagert, welche aus der Zeichnung genügend ersichtlich und durch
                              Distanzbolzen mit einander verbunden sind. Auf der einen Langseite der Rollen tragen
                              dieselben einen Tisch T zum Legen und Aufbäumen der
                              Wäsche.
                           B und C sind zwei hölzerne
                              Walzen, deren Zapfen in festen Lagern ruhen und nach ein und derselben Richtung in
                              Umdrehung gesetzt werden; D ist die Walze, auf welcher
                              die Rollwäsche aufgebäumt wird; A dagegen die
                              Druckwalze, welche außer der Drehbewegung auch noch eine verticale Bewegung annehmen
                              kann, überhaupt den nöthigen Druck auf der Wäsche veranlaßt. Die Bewegung der
                              erwähnten Walzen geschieht aber durch folgende Räderübertragung.
                           
                           Auf der Kurbelwelle e sitzt ein kleines Trieb α (15 Zähne), welches mit dem größeren Rade β (70 Zähne) auf der Vorgelegewelle f zusammenarbeitet. Auf f
                              sitzt auf der anderen Seite das Trieb γ (15
                              Zähne), welches schließlich mit dem Rade δ auf
                              der Walzenwelle c zusammenarbeitet. Die Walzenwelle c überträgt nun durch das Räderwerk m (Fig. 2) die Rotation auf
                              die Walzen B und A, und zwar
                              so, daß alle in demselben Sinne der Drehung rotiren, was durch das um eine feste
                              Achse drehbare Rad m' vermittelt wird.
                           In der in der Zeichnung dargestellten Lage ist angenommen, daß Wäsche um den Rollbaum
                              D gelegt ist und gerollt wird. Durch die um eine
                              feste Achse h drehbaren Hebel i werden, durch Einwirkung des Gewichtkastens G, die an i angehängten Zugstangen E, deren obere Enden die Lager für die Welle a enthalten, niedergezogen, die Walze A also auf den Rollbaum gedrückt, und so der zum Glätten
                              und Rollen nöthige Druck erzielt.
                           Hat aber die Wäsche die nöthige Rollung erhalten, so kommt es noch darauf an, die
                              Walze A so hoch zu heben, daß der Rollbaum D mit Leichtigkeit herausgenommen werden kann. Dieß
                              geschieht in folgender Weise: Zunächst erfolgt durch die Hand des an der Kurbel
                              Arbeitenden ein Drehen des Hebels o, derartig, daß die
                              Nase p desselben nach unten bewegt, und dadurch von
                              einem auf der Welle e befindlichen Bund gelöst wird.
                              Nachdem die Nase p so frei geworden, schnellt eine Feder
                              u, an der festen Achse h
                              angeschraubt, den um γ drehbaren Hebel t, welcher den Drehpunkt des Hebels o trägt, von links nach rechts. Hierdurch wird ein an
                              t angeschraubter Bügel v
                              auf eine, von ihm umschlossene, auf der Welle f
                              verschiebbare Zahnkuppelung ρ schiebend wirken,
                              so daß das Rad ε, welches lose auf der Welle f sitzt und an seiner Nabe entsprechende Zähne für die
                              Kuppelung trägt, jetzt mit der Welle f gekuppelt ist.
                              Das Rad ε (70 Zähne) arbeitet aber mit dem Rade
                              φ (90 Zähne) zusammen und treibt letzteres
                              nur nach jener Einrückung die Welle g, die außer jenem
                              Rade zwei Excentrics l, l trägt. Letztere drücken auf
                              die Hebel i, heben bei ihrer Drehung den Gewichttasten
                              G, gleichzeitig die Zugstangen E und dadurch die Walze A.
                              Auf der Excentricwelle g sitzt ferner ein Mitnehmer R, welcher kurz bevor die Excentrics die höchste
                              Stellung der Walze A bewirkt haben, an einen Stift
                              π, der mit einer am Hebel t verschiebbaren
                              Schiene w zusammenhängt, drückt, und letztere dadurch
                              hebt. Diese Schiene trägt oben eine Feder r, welche also
                              mitgehoben wird, und auf einen Klinkhebel s wirkt. Ist
                              dieser Klinkhebel, der seinen Drehpunkt am Bockgerüst hat und durch einen Stift so
                              lange abgestützt war, genügend gehoben, so stößt auf ihn das auf der Kurbelwelle 
                              e befindliche Klinkrad x, so
                              daß die Kurbelwelle nicht weiter gedreht werden kann.
                           Jetzt kann nun der alte Rollbaum mit Leichtigkeit herausgenommen und ein neuer
                              eingelegt werden. Die Senkung der Walzen A geschieht
                              dann folgendermaßen:
                           Der Hebel t befindet sich, wie gezeigt, augenblicklich in
                              einer Stellung, daß die Verbindung der Zahnkuppelung ρ mit dem Rade ε hergestellt
                              war. In dieser Stellung befindet sich der Hebel o mit
                              der erwähnten Nase p gerade am rechten Ende eines auf
                              der Kurbelwelle sitzenden Schraubengewindes y'. Sowie
                              nun der Arbeiter, nach eingelegter neuer Rollwäsche, den Hebel o niederdrückt, so drückt ein mit o verbundener Hebel p die Feder r, so daß dadurch also der Klinkhebel s fällt, das Klinkrad x frei
                              wird, und die Kurbelwelle nun wieder gedreht werden kann. Während nun durch das
                              Niederschlagen des Hebels o das Freiwerden der
                              Kurbelwelle, wie oben gezeigt, erreicht wird, hat man aber gleichzeitig auch die
                              Nase p gehoben, welche sich gerade am rechten Ende des
                              Schraubengewindes y' befindet. Dreht man nun an der
                              Kurbelwelle, so wirkt das Gewinde y' auf die Nase p wie auf eine Mutter, schiebt sie von rechts nach links
                              und führt so auch den Hebel t in seine auf der Zeichnung
                              angegebene Stellung; der Gewichtkasten drückt durch E
                              wieder auf die Walze A, wornach das Rollen der neuen
                              Wäsche eintritt.
                           Zu bemerken ist noch, daß auf der Kurbelwelle ein Sperrrad z sitzt, da diese selbstverständlich nur immer nach einer Richtung gedreht
                              werden darf.
                           Die bei dieser Rolle vorkommenden Manipulationen in ihrer Aufeinanderfolge sind
                              demnach folgende:
                           Der Arbeiter dreht so lange an der Kurbel, bis die unter der Rolle befindliche Wäsche
                              genügend gerollt erscheint; hebt dann den Hebel o mit
                              einem Drucke der Hand, dreht stetig weiter, bis durch das Klinkwerk r, s, x der Stillstand der Rolle erfolgt. Nun wird die
                              gerollte Wäsche auf den Tisch hinaufgezogen und ein neuer Rollbaum eingelegt. Der
                              Arbeiter legt nun wieder den Hebel o nieder und dreht
                              dann wieder bis zur Vollendung der Wäsche weiter fort.
                           Die beschriebene Rolle ist von dem Maschinenbauer W. Schultze zu Berlin construirt und demselben in mehreren Zollvereinsstaaten
                              patentirt worden. Für Preußen hat die Ausführung derselben Hr. Schultze selbst, für Sachsen haben sie die Herren Strehle und Anders übernommen. Der Preis einer
                              solchen Rolle beträgt 60–70 Thlr. und können etwaige Bestellungen auch durch
                              mein Bureau für die mechanischen Gewerbe (zu Berlin)
                              vermittelt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
