| Titel: | Verbesserungen in der Zurüstung von Geschossen, sowie an den zu diesem Zwecke dienenden Apparaten, von Joseph Whitworth zu Manchester. | 
| Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. LXI., S. 250 | 
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                        LXI.
                        Verbesserungen in der Zurüstung von Geschossen,
                           sowie an den zu diesem Zwecke dienenden Apparaten, von Joseph Whitworth zu Manchester.
                        Aus dem London Journal of
                                 arts, November 1862, S. 265.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Whitworth's Verbesserungen in der Zurüstung von
                           Geschossen.
                        
                     
                        
                           Diese Erfindung (patentirt in England am 25. Februar 1862) bezieht sich darauf, den
                              Geschossen die erforderliche Regelmäßigkeit ihrer Form zu geben, indem sie in ein
                              Futter eingespannt und dann an ihren vorderen und hinteren Enden in der Weise
                              abgedreht werden, daß beide Geschoßenden hierdurch entweder gleichzeitig, oder
                              aufeinander folgend, ihre richtige Form erhalten, ohne daß das Geschoß während
                              dieser Arbeit aus seinem Futter herausgenommen zu werden braucht. Das Projectil wird
                              hierbei von dem Halter oder von dem Futter der Maschine in seiner
                              Längen-Mitte umfaßt, und es ist die Maschine zugleich so eingerichtet, daß
                              entweder das Futter in Rotation gesetzt werden kann, während, sich die formgebenden
                              Schneidinstrumente den Geschoßenden beliebig nähern lassen, oder die rotirenden
                              Schneidstähle mit dem Geschosse in Berührung gebracht werden können.
                           Fig. 27 zeigt
                              die Frontansicht einer derartigen Maschine. Dieselbe ist besonders zur Bearbeitung
                              von solchen Geschossen geeignet, welche einer Polygonalbohrung mit schmalen Zügen
                              angehören. A, A ist der Rahmen der Maschine, welcher
                              eine Säule B trägt, in der sich ein conisches Futter C umdreht, welchem seine Bewegung durch einen um die
                              Rolle C' geschlungenen Laufriemen mitgetheilt wird.
                              Dieses conische Futter trägt eine Matrize, in welche das an seinen Enden zu
                              bearbeitende Geschoß eingespannt wird, nachdem es vorher in einer Stanze auf den
                              richtigen Durchmesser und die richtige Form seiner Mantelfläche gebracht worden ist,
                              und nachdem weiter auch die Geschoßenden durch Pressung eine annähernd richtige Form
                              erhalten haben. – D, D sind zwei Supporte, welche
                              die zur Aufnahme der Schneidstähle d³, d³ bestimmten Blöcke d², d² tragen. Die Schneiden
                              bestehen in einfachen Messern oder Stahlblättern, welche an ihrem Rande zugeschärft
                              sind und eine zur Hervorbringung der verlangten Form geeignete Gestalt haben, wie
                              dieses auch in der Zeichnung am unteren Ende des Projectiles sichtbar ist. F, F sind zwei Handhebel, welche sich um Achsen an ihren
                              unteren Endpunkten drehen und mit Stiften in die Supporte D, D eingreifen.
                              Letztere können dadurch in den Lagern G, G so bewegt
                              werden, daß sie sich beliebig der Säule B nähern oder
                              von ihr entfernen lassen, je nachdem dieses die Arbeit innerhalb der gegebenen
                              Bewegungsgrenzen nothwendig macht. Die Lager G, G lassen
                              sich hierbei der jedesmaligen Projectil-Länge anpassen. – Das in
                              Arbeit befindliche Projectil wird mit der Hand in die Matrize a, welche es mit mäßiger Dichtheit umschließt, eingesetzt und
                              beziehungsweise auch wieder aus derselben herausgenommen. – Sollen
                              cylindrische Geschosse bearbeitet werden, so spaltet man die Matrize a oder läßt sie gleich von vorn herein aus zwei Theilen
                              bestehen, so daß das Geschoß während des Abdrehens seiner vorderen und hinteren
                              Theile in die Matrize fest eingeklemmt werden kann, indem man letztere in ein
                              conisch gestaltetes Futter hineinzwängt.
                           Sollen die Projectile eingefettet, von einer schlüpfrig machenden Substanz umgeben,
                              zur Anwendung kommen, so trägt man das hierzu geeignete Material, den sogenannten
                              Schlüpfrigmacher (lubricator) in dicken Lagen und
                              spiralförmigen Streifen auf diejenigen Stellen des Geschosses auf, welche, wenn das
                              Projectil im Rohre liegt, mit den Zügen desselben übereinstimmen und diese Anordnung
                              bleibt auch dann dieselbe, wenn das Geschoß zur Verhütung der RohrverbleiungAus dieser und anderen Stellen geht hervor, daß hierbei nicht von den Whitworth'schen Stahl- und
                                    Gußeisengeschossen für Geschütz, sondern nur von solchen Bleigeschossen für
                                    kleines Feuergewehr die Rede ist, welche als eine Modification des Minié-Systemes dastehen, indem das
                                    Pritchett'sche Geschoß des englischen
                                    Enfield-Gewehres dem Whitworth'schen
                                    Polygonalzuge angepaßt worden ist.Anmerkung des Uebersetzers. vorher noch mit einem Ueberzuge von Papier, dünner Metallfolie etc. umgeben
                              worden ist. Der Lubricator wird in diesem Falle auf die Hülle des Geschosses
                              aufgetragen.
                           Zur Ausführung des dahin gehörigen Theiles der Erfindung wird ein Instrument
                              verwendet, dessen Seitenansicht in Fig. 28 dargestellt ist.
                              Dasselbe besteht aus einem Stücke Metall, welches genau so ausgebohrt und mit Zügen
                              versehen ist, wie das Gewehrrohr, aus welchem das Geschoß abgefeuert werden soll. In
                              dieses Instrument wird das gewöhnlich mit Papier umwickelte Geschoß mit seinem Kopfe
                              nach vorn soweit eingeführt, bis es diejenige Stelle einnimmt, welche in der
                              Zeichnung mit a bezeichnet ist. Der Apparat hat die
                              Schlitze b, b, und es wird derselbe nach dem Einsetzen
                              des Geschosses in geschmolzenes Bienenwachs oder eine andere schlüpfrigmachende und
                              dem vorliegenden Zwecke entsprechende Substanz eingetaucht. Der Lubricator, in
                              bezeichnete Schlitze eindringend, überzieht das Geschoß dann an allen denjenigen Theilen
                              seiner Oberfläche, welche mit der Formwand nicht unmittelbar in Berührung stehen.
                              Hiernach wird das Geschoß auf dem Wege des Einbringens wieder aus der Form
                              herausgenommen, und es ist dann in der verlangten Weise vom Schlüpfrigmacher
                              umgeben. Damit bei diesem Einfetten des Geschosses der Lubricator nicht auch in die
                              hohle Basis desselben eintreten kann, wird in den unterem Theil der Form der Pfropf
                              c eingesetzt.
                           Zuweilen wird das Geschoß-Einfetten auch mit Umgehung des in Fig. 28 dargestellten
                              Apparates durch bloßes Eintauchen des Projectiles in den Lubricator etc. bewirkt, in
                              welchem Falle die überschüssig aufgetragene schlüpfrigmachende Substanz später an
                              denjenigen Geschoßoberflächenstellen, welche von ihr frei bleiben sollen, wieder
                              entfernt werden muß. Zu diesem letzteren Zwecke ist eine Stanze bestimmt, welche mit
                              den ihr zugehörigen Schabemessern in Fig. 29 dargestellt ist;
                              f, f sind die schmalen Blätter oder Schaber, welche
                              mittelst der Schlitze g, g justirt und dann durch kleine
                              Schrauben festgestellt werden können. Wird das in den Schlüpfrigmacher eingetaucht
                              gewesene Geschoß später durch das richtig gestellte Instrument Hindurchgetrieben, so
                              nehmen die Schaber alle überflüssige schlüpfrigmachende Substanz von seiner
                              Oberfläche hinweg.
                           Soll das Geschoß mit einer Hülle von Papier oder dergleichen versehen in das
                              Gewehrrohr eingesetzt werden, so windet man die Enden dieser Hülle in der hinteren
                              Höhlung des Geschosses gegen einen vorher in diese Höhlung hineingelegten
                              elastischen, sogenannten Abstoßungskörper auf (Fig. 30), damit die
                              Geschoßdecke sich beim Feuern rasch und gleichmäßig vom Geschosse entferne und in
                              dieser Weise die Flugbahn desselben nicht beeinflußt werde. Der Abstoßungskörper
                              besteht aus in kleine Streifen zerschnittenem, zerhacktem und zu einer trockenen
                              Masse zerriebenem Löschpapier oder auch aus fein gekräuseltem Haar, welche Stoffe zu
                              kleinen Kugeln geformt werden. – Das Geschoß selbst wird zum Fertigmachen in
                              einer Drehbank oder mittelst eines sonstigen dazu geeigneten Instrumentes zur
                              Rotation um seine Längenachse gebracht, worauf man den Abstoßungskörper in die
                              hintere Geschoß-Höhlung einführt und gleichzeitig auch die über den unteren
                              Geschoßrand hervorstehende Geschoßhülle in dieser Höhlung auf den Abstoßungskörper
                              auflaufen läßt. Zu letzterem Zwecke kann ein, an einem seiner Enden conisch
                              ausgedrehtes Instrument von Buchsbaumholz als sehr zweckmäßig empfohlen werden.
                           Cassel, 3. Juli 1863.
                           Dy.,           Artillerie-Hauptmann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
