| Titel: | Die patentirte Malzdarr- und Reinigungsmaschine von A. Tonnar in Eupen. | 
| Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. LXVII., S. 261 | 
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                        LXVII.
                        Die patentirte Malzdarr- und
                           Reinigungsmaschine von A. Tonnar in Eupen.
                        Aus Romberg's
                           Zeitschrift für praktische Baukunst, 1863 S. 15.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Tonnar's Malzdarr- und Reinigungsmaschine.
                        
                     
                        
                           Eine gute Malzdarre soll:
                           
                              1) das Malz in kürzester Zeit mit dem geringsten Aufwande an
                                 Brennmaterial bis zu jedem erlangten Trockenheitsgrade darren;
                              2) kein glasiges oder Steinmalz erzeugen, auch den Beigeschmack
                                 des Malzes nach Kreosot und Rauch vermeiden, und
                              3) in der ganzen Anlage jede Feuersgefahr beseitigen.
                              
                           
                           Hiernach ist die Erzielung eines heißen Luftstroms von unten nach oben, welcher das
                              zu darrende Malz durchzieht, das in demselben enthaltene Wasser möglichst entfernt,
                              jede etwaige Entmischung beseitigt, den ausgewachsenen Keim tödtet und, wenigstens
                              bei dem in höherer Temperatur gedarrten Malze, eine angemessene Röstung einleitet,
                              nothwendig. Die Regelung der heißen Luftströmung muß je nach Bedarf und Willkür, und
                              die Heizart der Darre dergestalt seyn, daß bei der vollkommensten Verbrennung des
                              Heizstoffs die sparsamste Benutzung der erzeugten Wärme stattfinden kann.
                           Die Einrichtung der Darren und des Darrofens, zur Erfüllung der vorangeführten
                              Hauptbedingungen, ist bei dem heutigen Standpunkte der Technik sehr verschieden; sie
                              richtet sich zum Theil nach der Art der Verwendung, zum Theil nach der Masse des
                              abzudarrenden Malzes. Wir haben, abgesehen von der verschiedenen Art der Heizung
                              durch Rauch, Luft oder Dampf, Pult-, Sattel-, einfache und doppelte,
                              flache bayerische und englische Darren, mit Horden von Draht, durchlöchertem
                              Kupferblech oder auch durchlöcherten Thonplatten, sogenannten Fliesenhorden.
                           Die Luftdarren haben jetzt fast überall die Rauchdarren verdrängt. Die ersten
                              vereinigen auch hinsichtlich der Heizvorrichtung, durch vollkommenere Verbrennung
                              des Heizmaterials, des leichter zu beherrschenden Malzschweißes, der zweckmäßigen
                              trockenen Hitze und der durch die letztere zu erreichenden höheren Temperatur alle
                              Vorzüge einer vollkommenen Malzdarre, sobald für Abführung der feuchten Malzdünste
                              durch Anbringung voll Oeffnungen an den höchsten Punkten des die Darre umgebenden
                              Raumes Sorge getragen wird, wobei Höhe und Weite der Abzugsöffnungen mit der Menge
                              der aus den Luftcanälen durch die Darrfläche aufsteigenden heißen Luft in das
                              richtige Verhältniß gebracht seyn müssen, um einen angemessenen Luftzug
                              hervorzubringen. Die seiner Zeit vorzugsweise von Kölle
                              empfohlenen Dampf-Malzdarren haben niemals ausgebreitete Anwendung
                              gefunden.
                           Für den Brauereibetrieb ist die Bereitung eines stets gleichförmigen guten Malzes
                              unbestreitbar die wichtigste Operation, welche jedoch, trotz der im Laufe der Zeit
                              immer mehr gestiegenen Verbesserungen der Luftdarren nicht immer zu erreichen ist,
                              da Zufälligkeiten, wie mangelnder oder zu starker Luftzug, feuchte oder trockene
                              Witterung, Launen der Arbeiter etc., nach dem Urtheile von Sachverständigen mehr
                              oder weniger schädlich auf den Darrproceß des Malzes und die Güte des aus demselben
                              zu brauenden Bieres einzuwirken im Stande sind.
                           Diese Uebelstände führten den Brauereibesitzer A. Tonnar
                              in Eupen bei Aachen zur Construction seiner nicht nur in Preußen und mehreren anderen deutschen
                              Staaten, sondern auch in England patentirten Malzdarr- und
                              Reinigungsmaschine, von welcher auf Tab. IV die
                              detaillirte Zeichnung beigefügt ist.
                           Eine solche Maschine wird seit längerer Zeit in der Brauerei des Hrn. Heider auf Koppen bei Löwen in Schlesien mit sehr gutem
                              Erfolge angewendet.
                           Die Aufstellung der Maschine beansprucht mit ihrem Umfassungsgemäuer, dessen
                              Dimensionen in den beifolgenden Grundrißzeichnungen eingeschrieben sind, einen Raum
                              von 7 Fuß Länge, 5 1/2 Fuß Breite und 20 Fuß 8 Zoll Höhe, von der der untere zur
                              Aufstellung eines Kohksofens erforderliche Feuerrungsraum eine Höhe von 10 Fuß
                              einnimmt. Die heiße Luft gelangt aus diesem durch das Rohr A in den eigentlichen Maschinenraum.
                           Die Zeichnung gibt in Fig. 1 bis 4 Vorderansicht,
                              Durchschnitt und Grundrisse der Maschine in ihrer Zusammensetzung mit der
                              Heizungsanlage, in Fig. 5 bis 9 detaillirte Zeichnungen
                              der eigentlichen, ganz aus Eisen construirten Darr- und Reinigungsmaschine
                              nach einem größeren Maßstabe. Fig. 1 ist ein senkrechter
                              Durchschnitt nach der Linie ef des Grundrisses,
                              Fig. 3
                              zeigt bei B in dem 23 Zoll im lichten Durchmesser weiten
                              Rohr den gußeisernen, zur Aufnahme des Kohksfeuers bestimmten Topf; diese Röhre
                              verengt sich oberhalb bis auf 10 Zoll, um in das blecherne Ableitungsrohr A einzumünden und die heiße Luft nach der Mitte der
                              Maschine zu führen.
                           Die Zuführung der heißen Luft in den Darrraum kann mittelst der Schieber C nach Bedürfniß und nach Maaßgabe eines in dem von
                              innen nach außen führenden Zweigrohr D (Fig. 2 und 5) befindlichen Ventils
                              regulirt werden, so daß Malz zu jeder Qualität von Bier nach Belieben hergestellt
                              werden kann.
                           Die Vorderansicht Fig. 2 zeigt in ihrem unteren Theile Einheiz- und Aschenfallthüre
                              der Maschinenfeuerung, ferner in ihrem oberen Theile, hinter der als abgebrochen
                              gezeichneten Mauer, die Verbindung der Maschine mit dem Elevator W und dem Malzbodenraume durch den Trichter J: E ist die in den Darrmaschinenraum führende
                              Thüre.
                           Das zu darrende und zu reinigende Malz gelangt durch den Trichter J (Fig. 5) von dem Bodenraume
                              in die Maschine. Die letztere besteht aus den fünf über einander durch Ringstücke
                              L um das Eisenblechrohr R befestigten Scheiben K. Das Rohr R ruht unten und oben auf zwei gußeisernen, die Achse
                              M umfassenden Kreuzen Q.
                              Sämmtliche Scheiben K bewegen sich in den
                              trichterförmigen Körben N, deren unterer Theil als
                              Siebvorrichtung dient und deßhalb aus Drahtgeweben besteht. Die Deckel O
                               auf den Körben N sind von Eisenblech; in jedem derselben befinden sich
                              zwei mit Drahtgeweben überzogene und mit einer Kapsel versehene Oeffnungen P (s. Fig. 8, welche einen
                              Korbdeckel, von oben gesehen, darstellt), um das Hineinfallen der im oberen Korbe
                              ausgesiebten Keime zu verhüten.
                           Sämmtliche Scheiben K werden durch die stehende Welle M in kreiselförmige Bewegungen gesetzt, während
                              gleichzeitig die die ersteren umgebenden Körbe N,
                              ebenfalls durch Maschinenkraft, in hin- und herschüttelnde Bewegung gebracht
                              werden. Auf jeder Scheibe K befinden sich drei kleine
                              Flügel 8 (Fig.
                                 9), welche das Malz vermöge der durch die Umdrehung der Scheiben erzeugten
                              Centrifugalkraft gegen die Wände der Körbe schleudern, und auch vermöge der
                              gleichzeitig erzeugten Ventilation die dem trocknenden Malze entsteigende feuchte
                              Luft durch die in dem Deckel O der Körbe N befindlichen beiden Oeffnungen P drängen. Unter den Scheiben K sind sechs
                              kleine Eisenplatten T angebracht; sie sind dazu
                              bestimmt, das Malz gewissermaßen umzurühren, während es in den Körben nach unten
                              geführt wird; ferner befinden sich unter den Scheiben K
                              zwei große Windflügel U (in Fig. 9 mit punktirten
                              Linien angedeutet), um durch ihre Bewegung die auch hier aus dem Malze entweichende
                              feuchte Luft durch das Gewebe der Körbe zu entfernen.
                           Das von oben nach unten von Scheibe zu Scheibe fallende Malz, auf seinem Wege durch
                              Centrifugalkraft in Bewegung gesetzt, wird, während es durch Siebe in den Körben N von Wurzelkeimen und Unreinigkeiten befreit wird,
                              durch Einwirkung der warmen, aus den Oeffnungen a, a des
                              Rohres R in jeden der Körbe strömenden Luft und durch
                              eine kräftige, die Wasserdünste abführende Ventilation allmählich getrocknet; es
                              gelangt endlich durch die Schüttelrinne V in den
                              Elevator W, um von diesem auf die oberste Scheibe K gehoben zu werden und von neuem über die Maschine zu
                              gehen.
                           Daß das gleich anfangs auf der Maschine von seinen Wurzelkeimen befreite und stets
                              bewegte Malz auf dieser den Einwirkungen der warmen Luft besser und gleichmäßiger
                              ausgesetzt ist, als auf einer Darre alter Art, auf welcher die feuchten
                              Ausdünstungen der durch Umschaufeln nach unten gebrachten Malzschichten durch die
                              oberen trockenen Schichten desselben zu steigen gezwungen werden, muß einleuchten.
                              Schon nach einer Stunde soll das einer Temperatur von 45 bis 70° R.
                              ausgesetzte Malz nach Angabe des Erfinders getrocknet seyn. Das fertig gedarrte Malz
                              kommt durch die mittelst Hebels Z geschlossene Klappe
                              bei X in die Röhre Y und aus
                              der Maschine.
                           Die leicht beweglichen, durch die Gabeln b scharnierartig
                              zwischen den Rändern C aufgehängten Körbe N erhalten ihre schüttelnde Bewegung durch die auf der stehenden
                              Welle d angebrachten Daumen e, welche bei dem Umgang der Welle gegen die Stifte in der Körbe N drücken. Da die Körbe beim Darren von Grünmalz stärker
                              als bei trockenerem, von Keimen mehr befreitem Malze geschüttelt werden müssen, ist
                              die Welle d durch die Schraube F (s. Fig.
                                 6) dergestalt stellbar, daß verschieden große Excentricdaumen nach
                              Erforderniß gegen die Stifte in der Körbe gerichtet werden und diesen entsprechend
                              die schüttelnden Bewegungen der Körbe größer oder geringer gemacht werden können.
                              Diese schüttelnde Bewegung der siebartigen Körbe trennt, wie schon oben angedeutet,
                              Keime und andere Unreinigkeiten von dem Malze, bewirkt also vorzugsweise die
                              Reinigung des letzteren.
                           Die Welle g erhält ihre Bewegung durch die Riemenscheibe
                              h; die conischen Räder i,
                                 i übertragen dieselbe auf die Hauptwelle M,
                              während die Räder k, k die Daumenwelle d und die Räder l, l den
                              Elevator W in Thätigkeit setzen. Der Schüttler V hängt an dem Hebel w (Fig. 7) und
                              wird durch den auf der Welle g sitzenden Daumen n bewegt. Ein Dunstrohr von Eisenblech führt die
                              feuchte, dem gedarrten Malze entströmende Luft durch das Dach des Gebäudes ins
                              Freie.
                           In Koppen wird die Malzmaschine mit mehreren anderen landwirthschaftlichen Maschinen
                              durch ein Göpelwerk in Bewegung gesetzt, sie soll jedoch später durch
                              Dampfmaschinenkraft getrieben werden. Der Erfinder empfiehlt den Betrieb durch eine
                              calorische Maschine, deren heiße gebrauchte Luft zum Trocknen des Malzes benutzt
                              werden könne. Eine Maschine von zwei Pferdestärken genügt, um mehrere Darrmaschinen
                              in Bewegung zu erhalten.
                           Mit einer Darrmaschine von 7 Fuß Länge, 5 1/2 Fuß Breite und 12 Fuß Höhe können, nach
                              Tonnar's Angaben, in einer Stunde bei
                              45–70° Reaumur 200 Pfd. Malz, mithin in 12 Stunden 2400 Pfd. Malz
                              vollständig und gleichmäßig gedarrt werden; eine Maschine von der doppelten bis
                              dreifachen Leistungsfähigkeit soll nur eines Raumes von 10 Fuß Länge, 8 Fuß Breite
                              und 20 Fuß Höhe bedürfen.
                           Als Vortheile der vorbeschriebenen Malzdarr- und Reinigungsmaschine im
                              Vergleich mit den sonst üblichen Darren sind auszuführen:
                           1) Ersparniß an Raum und Anlagecapital,
                           2) geringerer Bedarf an Brennmaterial,
                           3) Zeit- und Arbeitsersparniß,
                           4) vollständigeres und gleichmäßigeres Darren des Malzes,
                           5) Ersparniß an Malz,
                           6) Erzielung besserer Biere.
                           Die ad 1 bis 4 aufgeführten Vorzüge der Maschine
                              dürften sowohl aus der
                              beigelegten Zeichnung als auch aus der Beschreibung der letzten leicht zu erkennen
                              seyn; die unter 5 und 6 genannten Vortheile motivirt der Erfinder wie folgt:
                           
                              „Durch das häufige Umschaufeln auf unebenen Welkböden werden viele Körner
                                 des nassen weichen Malzes zerstoßen und durch das Gehen auf demselben zertreten.
                                 Es entsteht alsdann an und in diesem Malze zu viel Milchsäure, und es zeigen
                                 sich bald allenthalben, besonders im Sommer, Schimmelpilze, welche die Güte des
                                 Malzes beeinträchtigen, demselben, wie dem daraus bereiteten Biere einen
                                 widrigen Geruch ertheilen und letzteres unhaltbar machen. Das auf der Darre
                                 durch Schaufeln und Treten zerkleinerte Malz geht durch die Maschen der
                                 Darrhorden für die Malzbereitung verloren. Unter zwanzig, nach alter Art
                                 bereiteten Körnern Darrmalz, findet man wenigstens ein zu wenig oder ungleich
                                 gedarrtes oder zu stark geröstetes, oder sogar ein glasiges Korn, welches nicht
                                 allein untauglich ist, sondern bei allen späteren Operationen der Bierbereitung
                                 entschieden nachtheilig einwirkt. Die Maschine hebt alle diese Uebelstände, und
                                 die Güte des Darrmalzes ist nicht mehr von eigensinnigen und launigen Arbeitern
                                 abhängig. Das Maschinenmalz liefert 1 bis 1 1/2 Proc. gehaltvollere Würzen, und
                                 die Maschine bewirkt demnach eine Ersparniß von 15 bis 20 Proc. Malz.
                              
                           
                              Durch die gleichmäßige Bewegung, durch den beständigen Luftstrom, welcher
                                 vermittelst eines Schiebers nach Bedarf regulirt werden kann, durch die
                                 unausgesetzte Ventilation, durch die sofortige Verdrängung der Wasserdünste,
                                 durch die totale Reinigung des Malzes von Samen, Keimen, Staub, Säuren und
                                 Schimmelpilzen, sowie durch die totale Austrocknung desselben werden alle
                                 nothwendigen Bestandtheile eines vollkommenen Darrmalzes erzielt; der Kern löst
                                 sich leicht von der Hülse, ist zart, mehlig und locker, bewerkstelligt leichtere
                                 Maischen, regelmäßigere Gährungen und gibt glanzhellere, schmackhaftere,
                                 gehaltvollere und dauerhaftere Biere.“
                              
                           Die Maschine ist außerdem als Getreide-Trocken- und Reinigungsmaschine
                              leicht passend einzurichten und mit sehr geringer Kraft in Betrieb zu erhalten. In
                              12 Stunden können in 30 bis 35° R. Luftwärme 4800 Pfd. Getreide dergestalt
                              getrocknet und gereinigt werden; bei dieser Temperatur ist ein Verlust der Keimkraft
                              der Getreidekörner nicht zu befürchten; hiernach dürfte die Maschine nicht allein
                              für das Brauereigewerbe, sondern auch für die Landwirthschaft im Allgemeinen von
                              großem Nutzen seyn.
                           Die in Koppen bei Hrn. Heider mit gutem Erfolge arbeitende
                              Malzdarr- und Reinigungsmaschine hat die Größe der beifolgend gezeichneten
                              und kostet 900 Thlr.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
