| Titel: | Die Leistungen verschiedener Gasbrenner; von P. Audouin und P. Bérard. | 
| Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. LXVIII., S. 267 | 
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                        LXVIII.
                        Die Leistungen verschiedener Gasbrenner; von P.
                              Audouin und P. Bérard.
                        Nach dem Bulletin de la
                                 Société d'Encouragement, t. IX p. 651; aus dem polytechnischen
                              Centralblatt, 1863 S. 817.
                        Audouin und Bérard, über die Leistungen verschiedener
                           Gasbrenner.
                        
                     
                        
                           Audouin und Bérard
                              haben in Gemeinschaft mit Dumas und Regnault eine Reihe ausgedehnter Versuche über die Leistungen
                              verschiedener Gasbrenner und über die zweckmäßigsten Bedingungen, unter welchen das
                              Gas in denselben zur Verbrennung gebracht wird, ausgeführt. Die Ergebnisse sind
                              ausführlich in den Annales de chimie et de physique,
                                 3ème série, t. LV mitgetheilt; als die wichtigsten Resultate
                              erscheinen folgende:
                           In Betreff der Carcel'schen Lampe, welche in Paris bei den
                              Photometrischen Versuchen als Quelle des Normallichtes verwendet wird, ergab sich,
                              daß die Wahl eines Dochtes von mittlerer Feinheit, Befestigung des Glascylinders in
                              der Weise, daß sich die Verengerung desselben in einer Höhe von circa 12 Millimetern über dem Niveau des Dochtes
                              befindet, Herausschrauben des Dochtes bis zu einer Höhe von 7 bis 10 Millimeter, so
                              daß die Lampe circa 42 Grm. Oel per Stunde consumirt, die günstigsten Bedingungen sind, welche bei den
                              photometrischen Messungen herzustellen sind. Ueberdieß ist bei den Versuchen nicht
                              unbeachtet zu lassen, daß Luftzug, Temperatur, Dauer des Brennens der Lampe, mehr
                              oder weniger vollständiges Gefülltseyn der Lampe mit Oel etc. störenden Einfluß auf
                              den Lichteffect, den die Lampe gibt, ausüben können.
                           Hinsichtlich der Leistung der Schlitzbrenner oder Fledermausbrenner ergab sich, daß
                              das Maximum der mit einem bestimmten Gasquantum erzielten Lichtmenge einer Weite des
                              Spaltes von 0,7 Millimeter entspricht. Bei Vergleichung zweier Brenner von 0,1 und
                              0,7 Millimeter Spaltweite ergaben sich bei gleichem Gasconsum Lichtintensitäten im
                              Verhältniß von 1 : 4,4; es kann also dieselbe Menge Gas, wenn sie in einem guten
                              Brenner verbrennt, das vierfache Licht geben, als wenn sie in einem schlechten
                              Brenner verbrennt. Die Lichtintensität wächst schneller als die Weite des Spaltes.
                              Der Vermehrung der Leuchtkraft entspricht eine sehr schnelle Verminderung des
                              unmittelbar unter dem Brenner beobachteten Gasdruckes und sonach eine Verminderung
                              der Ausflußgeschwindigkeit des verbrennenden Gases. Das Maximum der Leuchtkraft
                              entspricht für alle Schlitzbrenner ziemlich constant einer Ausflußgeschwindigkeit,
                              die durch einen
                              Druck von 2 bis 3 Millimeter gemessen wird.Alle diese Versuche sind mit Gas von mittlerer Leuchtkraft, wie es durch
                                    Destillation der belgischen Kohlen erhalten wird, angestellt. Für die aus
                                    Cannel- und Bogheadkohle gewonnenen, an Kohlenstoff reicheren Gase
                                    sind die Verhältnisse andere; für sie sind engere Spalten vortheilhafter, da
                                    sie ein größeres Luftquantum zur Verbrennung erfordern. Bei engen Spaltöffnungen ist die Flamme unbeweglich und bläulich, bei weiten
                              ist sie weiß, flackernd und hat Neigung zu rußen.
                           Die Größe des Durchmessers des Brennerkopfes, in welchem die Spaltöffnung angebracht
                              ist, hat wenig Einfluß auf den Lichteffect; doch wird, wenn man die Dimensionen des
                              Brennerkopfes vergrößert, derselbe Lichteffect von einer etwas geringeren Gasmenge
                              hervorgebracht. Einem jeden Gasconsum entspricht ein Durchmesser des Brennerkopfes,
                              welcher ein Maximum des Lichteffectes gibt; es ist daher der Durchmesser des
                              Brennerkopfes dem Gasquantum anzupassen, das der Brenner stündlich consumiren soll,
                              doch hat man die Weite des Spaltes unter allen Umständen = 0,7 Millimeter zu lassen,
                              bei welcher, wie bereits bemerkt, stets die günstigsten Resultate erzielt wurden.
                              Ein Consum von 140 bis 250 Liter per Stunde stellt sich
                              für diese Brenner als der günstigste heraus, bei geringerem Consum hat man Verlust
                              an Leuchtkraft. Immer gibt ein und dasselbe Gas denselben Lichteffect, wenn es mit
                              derselben durch den Manometerdruck gemessenen Geschwindigkeit ausfließt, welcher Art
                              auch der Schlitzbrenner seyn möge.
                           Um die Beziehungen zwischen der Lichtintensität und den Dimensionen einer Gasflamme
                              zu ermitteln, wurde ein auf einen stündlichen Consum von 140 Litern regulirter
                              Schlitzbrenner mit Gas von sehr schwankender Leuchtkraft, wie es unmittelbar aus der
                              Retorte hervorgieng, gespeist. Die Beobachtungen wurden während der Dauer von 4 3/4
                              Stunden von Beginn bis zum Ende der Destillation in Zeitabschnitten von je einer
                              Viertelstunde angestellt. Es ergab sich, daß während die Leuchtkraft sich von 1 auf
                              32 erhöhte, die Höhe der Flamme sich im Verhältniß von 1 : 1,6 und die Breite
                              derselben sich im Verhältniß von 1 : 1,8 vergrößerte, daß sich also bei sehr
                              verschiedenen Lichtintensitäten die Dimensionen der Flamme nur unbeträchtlich
                              änderten; und daß, wenn man die Intensitäten als Abscissen, die Höhen der Flammen
                              als Ordinaten aufträgt, eine Curve erhalten wird, die namentlich für die mittleren
                              Intensitäten von einer geraden Linie sehr wenig abweicht.
                           In Betreff der Einlochbrenner (becs bougies), bestehend
                              aus einem Metallknopf, in welchem ein rundes Loch eingebohrt ist, ergab sich, daß
                              bei gleicher Flammenhöhe der Consum nahezu constant ist, welchen Durchmesser auch die Durchbohrung
                              hat. Ebenso wie bei den Schlitzbrennern wächst die Leuchtkraft schnell mit dem
                              Durchmesser der Durchbohrung, doch ist hier die Zunahme der Leuchtkraft eine minder
                              schnelle. Wie bei den Schlitzbrennern ist starker Consum vortheilhafter als
                              geringer; im Gegensatz zum Verhalten der Schlitzbrenner aber stellte sich heraus,
                              daß die Zunahme der Leuchtkraft so zu sagen unbegrenzt ist, obgleich dieß in der
                              Praxis nicht als wahr betrachtet werden kann, weil ein Moment eintritt, in welchem
                              die Flamme eine solche Höhe erlangt, daß man sie nicht anwenden kann. Im Allgemeinen
                              sind die Einlochbrenner unvortheilhaft, da, sie unter den günstigsten Umständen bei
                              einem stündlichen Consum von 150 Litern noch nicht die Intensität einer Carcel'schen Lampe (die 42 Grm. Oel consumirt) geben.
                              Hinsichtlich der Leuchtkraft dieser Brenner ist ein experimentelles und ein
                              praktisches Maximum zu unterscheiden. Das erste entspricht einem Durchmesser der
                              Durchbohrung von 2 Millimetern und einem stündlichen Consum von 123 Litern; allein
                              in diesem Falle ist die Flamme sehr lang und rußend. Das zweite Maximum kann unter
                              zwei Gesichtspunkten betrachtet werden: will man den Consum seines Brenners variiren
                              lassen, um verschiedene Quantitäten Licht herzustellen, so ist ein Brennerloch von
                              1,5 Millim. Durchmesser anzuwenden, welches sich unter sehr verschiedenen
                              Bedingungen als ziemlich vortheilhaft erweist und bei Flammenhöhen, die von 6 bis 25
                              Centim. wachsen, mittelst relativ geringen Consums eine schöne Flamme gibt. Wo
                              indessen der Einlochbrenner nur für kleine, den Kerzenflammen mehr oder minder
                              ähnlich wirkende Flammen angewendet wird, ist ein Durchmesser des Brennerloches von
                              2 Millim. am vortheilhaftesten. Bei diesem Durchmesser entspricht das Maximum des
                              Lichtes einem Consum von 34 Litern und einer Flammenhöhe von 10 Centim. Hinsichtlich
                              des Druckes gilt für diese Brenner das Gesetz: „Bei constanter Flammenhöhe
                                 entspricht die stärkste Leuchtkraft immer dem schwächsten Drucke.“
                              
                           Für Manchester-BrennerDie hier zu verstehenden Brenner bestehen aus einem kleinen eisernen hohlen
                                    Cylinder, der oben durch eine ziemlich dicke Scheibe geschlossen ist. In
                                    diese Scheibe sind zwei in einer Verticalebene liegende, gegen einander
                                    geneigte Durchbohrungen angebracht, so daß sich die beiden ausströmenden
                                    Gasstrahlen begegnen, sich, indem sie gegen einander stoßen, ausbreiten und
                                    eine fächerähnliche Flamme bilden, deren Ebene rechtwinkelig auf der Ebene
                                    der Bohrlöcher steht. ergab sich Folgendes: Zwei Einlochbrenner mit enger Durchbohrung gaben
                              dieselbe Lichtmenge, die der Manchesterbrenner gibt, welcher durch ihre Vereinigung
                              gebildet werden könnte. In dem Maaße, in welchem der Durchmesser der Durchbohrungen
                              wächst, gewinnt der Manchesterbrenner mehr und mehr Ueberlegenheit über zwei combinirte
                              Einlochbrenner; bei sehr großem Durchmesser aber wird die Flamme des
                              Manchesterbrenners unregelmäßig und der Vorzug vor den combinirten Einlochbrennern
                              vermindert sich. Der günstigste Lichteffect wird bei Durchbohrungen von 1,7 bis 2,0
                              Millim. Durchmesser erhalten; doch erfordert eine solche Weite der Durchbohrung
                              einen starken Consum von ungefähr 200 Liter; für geringeren Consum von 100 bis 150
                              Liter ist eine Durchbohrung von 1,5 Millim. anzuwenden. Der Manchesterbrenner muß
                              unter einem Drucke von wenigstens 3 Millim. brennen, da ohnedem die beiden
                              Gasstrahlen nicht mit genügender Schnelligkeit gegen einander stoßen um sich
                              gleichmäßig an einander abzuplatten. Wird der Consum eines solchen Brenners zu sehr
                              gesteigert, so ändert die Flamme ihre Form und verursacht ein Geräusch, welches den
                              Ueberschuß des Gasconsums anzeigt.
                           In Betreff der Brenner mit doppeltem Luftzug (Argandbrenner) ergab sich, daß die
                              Leistungen derselbenEine große Anzahl von in Pariser Fabriken gefertigten Brennern wurde
                                    hinsichtlich ihrer Leistungen verglichen. Die Ergebnisse der Versuche sind
                                    in der Originalabhandlung in einer Tabelle zusammengestellt. hauptsächlich abhängen vom Durchmesser der Löcher oder der Spalten, von der
                              Zahl der Löcher, von der Regulirung des Luftzutritts und von der Höhe des
                              Glascylinders. Bei diesen Brennern steigt die Leuchtkraft mit dem Durchmesser der
                              Löcher, bis derselbe eine Größe von 0,9 Millim. erreicht; ein größerer Durchmesser
                              ist im Allgemeinen nicht statthaft; er darf indessen die Größe von 1 Millim.
                              erreichen, wenn man einen Metallconus am Brenner anbringt, welcher die Verbrennung
                              vollkommener werden läßt und so die Bildung einer sehr schönen und gut leuchtenden
                              Flamme bedingt. Die Leuchtkraft stellt sich auch hier bei schwachem Druck am
                              günstigsten heraus.
                           In Betreff der Zahl der Löcher darf man annehmen, daß es vortheilhaft ist, dieselben
                              zu vervielfältigen. Ein Brenner mit 30 Löchern gab einen um 25 Proc. besseren
                              Lichteffect als ein ihm ganz ähnlich construirter mit 20 Löchern. Das Anbringen von
                              Metall- oder Porzellankörben, mittelst deren man den Luftzutritt regulirt,
                              bewirkte, daß dieselbe Lichtintensität mit einem um 3 Proc. geringeren Gasconsum
                              erreicht wurde. Das Anbringen eines Metallconus hingegen hatte zur Folge, daß zwar
                              die Flamme sehr regelmäßig brannte, veranlaßte aber eine Vermehrung des Consums um 5
                              Proc.
                           Hinsichtlich des Einflusses, den die Höhe des Glascylinders ausübt, wurden
                              außerordentlich zahlreiche Versuche ausgeführt; es wurde constatirt, daß eine
                              Verlängerung des Cylinders von 20 Centim. auf 25 Centim. durchschnittlich eine Vermehrung
                              des Consums um 5 bis 7 Proc. veranlaßte.
                           Um zu ermitteln, welcher Consum für die Brenner mit doppeltem Luftzug der
                              vortheilhafteste ist, ließ man denselben von 70 bis 120 Liter variiren; man fand,
                              daß ein starker Consum verhältnißmäßig bedeutend vortheilhafter ist, selbst wenn man
                              denselben so steigert, daß die Flamme über den Cylinder hinaus brennt, und man somit
                              aus den Verhältnissen heraustritt, die in der Praxis anwendbar sind.
                           Zur Bestimmung des Luftquantums, welches zur Verbrennung des Gases unter
                              verschiedenen Bedingungen erforderlich ist, wurden zwei Methoden versucht. Erste
                              Methode: Man operirte mit einem Argandbrenner, führte dem inneren und dem äußeren
                              Theile der Flamme mittelst zweier verschiedener Gasometer die erforderliche Luft zu,
                              welche genau gemessen wurde, und bestimmte so das Verhältniß der Luftmengen, welche
                              vom inneren und äußeren Theile der Flamme consumirt wurden, während der günstigste
                              Lichteffect erzielt wurde. Es ergab sich, daß man den günstigsten Lichteffect
                              hervorbrachte, wenn man der Flamme auf 107 Liter confumirten Gases 570 Liter Luft
                              von außen und 125 Liter Luft von innen zuführte; hiernach wären per 1 Liter Gas im Ganzen etwa 6 1/2 Liter Luft
                              erforderlich. Vermehrt man den Luftzutritt auf 7 1/2 Liter, so erhält man eine sehr
                              schöne Flamme.
                           Hiernach sollte festgestellt werden, welche Luftmengen den verschiedenen
                              Lichtintensitäten entsprechen, die ein und dieselbe Menge Gas hervorbringen kann. Es
                              ergab sich, daß die von einer und derselben Gasmenge hervorgebrachte Lichtintensität
                              im Verhältniß von 1 : 2,59 schwanken kann, wenn das zur Flamme zutretende
                              Luftquantum im Verhältniß von 1 : 1,47 variirt.
                           Zweite Methode: Man brachte das obere Ende des auf dem Brenner befindlichen
                              Glascylinders in Verbindung mit einem Aspirator, welcher die zur Verbrennung
                              erforderliche Luft aspirirte. Dieselbe wurde genau gemessen und konnte beliebig
                              vermehrt und vermindert werden (die genaue Beschreibung des Apparates siehe in der
                              Originalabhandlung). Während man bei den früheren Versuchen eine sehr schöne Flamme
                              erhalten hatte, indem man 7,5 Liter Luft per Liter Gas
                              zuführte, waren jetzt 10,6 Liter Luft erforderlich, um denselben Effect
                              hervorzubringen. Diese bedeutende Abweichung der Resultate läßt erkennen, daß es
                              höchst schwierig ist, die zur Hervorbringung des größten Lichteffects erforderliche
                              Luftmenge genau zu bestimmen. Aus den erhaltenen Resultaten läßt sich nur mit
                              Sicherheit schließen, daß das Luftquantum, das ein Brenner erfordert, nicht
                              proportional ist dem Gasconsum und daß nicht alle Brenner gleiche Luftmengen zur
                              Hervorbringung des größten Lichteffects erfordern. Endlich wurde ermittelt, welche
                              Verminderung der Leuchtkraft durch einen Gehalt des Gases an Luft hervorgebracht
                              wird. Es ergab sich Folgendes:
                           
                              
                                 Gehalt des Gases an Luftin Procenten
                                 Verlust an Lichtintensität, die
                                    Lichtintensitätdes luftfreien Gases = 100
                                 
                              
                                   1
                                     6
                                 
                              
                                   2
                                   11
                                 
                              
                                   3
                                   18
                                 
                              
                                   4
                                   26
                                 
                              
                                   5
                                   33
                                 
                              
                                   6
                                   44
                                 
                              
                                   7
                                   53
                                 
                              
                                   8
                                   58
                                 
                              
                                   9
                                   64
                                 
                              
                                 10
                                   67
                                 
                              
                                 20
                                   93
                                 
                              
                                 30
                                   98
                                 
                              
                                 40
                                   99
                                 
                              
                                 45
                                 100.